USA Tourbericht - Wilder Westen

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pidderlyng
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USA Tourbericht - Wilder Westen

#1 Beitrag von pidderlyng »

Dieses Jahr hab ich mir einen lang gehegten Traum erfüllt und möchte Euch davon berichten.

Ich wollte ja schon immer mal in den Westen der USA, um mir die dortigen Naturwunder anzuschauen. Und ich wollte schon immer mal mit dem Motorrad durch die USA cruisen. Gerne stilecht auf ner Harley. Alles nur Gedanken, mit viel könnte, aber, hätte und würde. Wie das halt so ist.

Und wie das halt so ist, kommt auf einmal aus dem Nichts so eine Gelegenheit. Ein ausgewandertes Mitglied des HOG Chapters Fulda-Rhön organisiert eine Tour, Freunde von mir sind dabei und ich dürfte auch mit. Also eine Nacht darüber geschlafen und dann das Konto geplündert. Erlebnisse kann einem niemand wieder wegnehmen!

Ein paar Monate später im Flieger nach Las Vegas!

Aber bevor es soweit ist, brauchte es schon noch ein wenig Vorbereitung. Wo war das noch gleich? Nevada, Arizona, Colorado, Utah? Klingt nach Hitze und Trockenheit. OK, der Zeitpunkt der Reise ist gut gewählt, es sind eher gemäßigte Temperaturen zu erwarten, aber meine normalen Klamotten erscheinen mir viel zu warm.
Der Tourguide gibt mir den Tipp ich solle mit Jeans und Hoodie fahren, Helm braucht es nur in Nevada und da tut es auch ne Halbschale. Das erscheint mir aber arg leichtsinnig und nach etwas Recherche besorge ich mir Motorrad Jeans von Louis und ein Kevlar gefüttertes Hoodie von John Doe mir Protektoren. Leichtsinnige Luftige Handschuhe finde ich bei Hein Gericke und bezüglich Schuhwerks entscheide ich mich nach längerem Hadern mit trendigen Kurzvarianten für einen ganz einfachen Stiefel von Polo. „Ist allemal sicherer, sehr luftig und bequem. Solange es nicht regnet ideal für warme Gegenden. Außerdem kannst Du ihn bei dem Preis auch einfach später in die Tonne kloppen und den Platz für Andenken nutzen.“ Ja, das überzeugt! Ohne Helm wollte ich auf keinen Fall fahren und verliebte mich in den EXO-100 PADOVA von Scorpion.

Wo war ich? Ja im Flugzeug nach Las Vegas! Alles klappt tadellos, die ausgesprochen motivierte Dame der Lufthansa schafft es das Gepäck bis nach Vegas durchzuchecken, obwohl ich meinen Inlandsflug unabhängig vom über das Chapter gebuchten Hauptflug buchte.
Auch die Immigration in Philadelphia geht ziemlich fix und die Grenzer sind tiefenentspannt! Samstag ist für sowas ein idealer Reisetag! Nur das letzte Stück nach Vegas zieht und zieht sich, kein Wunder, schließlich war ich schon 25 Stunden auf den Beinen! Aber irgendwann landen wir doch und das Abenteuer kann beginnen!

Bevor man sein Gepäck hat, hat man schon die ersten Spielautomaten passiert! Aber dafür haben wir noch gar keine Augen. Wir wollen bloß noch ins Hotel, ein paar Bier an der Bar und dann ab ins Bett. Am nächsten Morgen geht es gleich mit Sack und Pack los zu Eaglerider, um die Bikes in Empfang zu nehmen. Dort erwartet man uns bereits und die Formalitäten sind in kürzester Zeit erledigt.

„Verlier Deinen Schlüssel nicht“, meint der Chef von EagleRider zu mir und meint damit, ich solle ihn aus dem Zündschloss meiner Street Glide nehmen. „Ein verlorener Schlüssel kostet Dich 300 Dollar, Du willst das nicht bezahlen“. Jaja denke ich, wer ist denn schon so blöd und verliert seinen Schlüssel! Nun muss man dazu sagen, dass Harley Schlüssel nicht vergleichbar sind mit denen anderer Hersteller! Sie erinnern eher an die Schlüssel von Kinderkoffern oder Sparbüchsen als an einen Fahrzeugschlüssel. Einmal aufgeschlossen kann man auch ohne Schlüssel die Zündung nach Gusto bedienen und entsprechend auch fahren. Der Tank geht übrigens mit jedem anderen Harley Schlüssel auf, die Koffer nur mit dem Richtigen.

Genug erklärt, kurz darauf fahren 20 Harleys vom Hof in Richtung Süden, bloß schnell raus aus der Stadt!

Fortsetzung folgt.
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vulcanmaster

Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#2 Beitrag von vulcanmaster »

Schön geschrieben :top: bin schon gespannt wie es weiter geht.

Gut wie du die links mit eingebunden hast.

Gruß Uwe :cheers:

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George
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#3 Beitrag von George »

Hallo Pidderlyng,
super Bericht. Bin auch schon gespannt, wie es weitergeht. Dein Bericht ist jetzt schon besser und informativer als die meisten aus den Hochglanzmagazinen. :clap:

Gruss George
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pidderlyng
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#4 Beitrag von pidderlyng »

Danke fürs Lob, weiter geht's:

Es dauert wirklich nicht lange und wir haben Las Vegas hinter uns gelassen und freunden uns mit den Straßenverhältnissen und -gegebenheiten an. Der Highway ist in einem mäßigen Zustand und unser Tempo mit 70 Meilen pro Stunde tatsächlich unter dem Speedlimit des Highways. Die Folge ist, dass wir von den LKW überholt werden, denn die sind nicht wie in Deutschland in ihrer Höchstgeschwindigkeit begrenzt, sondern fahren ebenfalls so schnell wie es eben geht erlaubt ist. Wir sind aber zum Reisen hier und haben es nicht besonders eilig, ohne Scheibe wird es auch schon ab 60 etwas zügig auf meiner Kiste.

Apropos Wind...den hatte ich ja so gar nicht auf dem Zettel gehabt, der blies uns manchmal ganz schön um die Ohren, genauso wie bei uns daheim an der Küste. Wer hätte das gedacht. Aber meine Bekleidungswahl hat sich von Anfang an bewährt, mein Hoodie erweist sich bei der Fahrt als ideal und in den Pausen kann man ihn ja ausziehen. Lediglich die Protektoren-Taschen sind nicht das Gelbe vom Ei. Man muss beim An- und ausziehen schon ein wenig aufpassen, denn sonst kann es passieren, dass einem der Ellenbogenschoner auf einmal aus dem Ärmel fällt.

Langsam geht es in die Gegend wo es wirklich endlos geradeaus geht. Wie in den alten Computerspielen sieht man Berge am Horizont, aber gefühlt kommt und kommt man ihnen nicht näher.
Dann geht es aber endlich ans Eingemachte: Wir kommen auf ein altes Stück der Route 66 und fahren durch Black Mountains über den Sitgreaves-Pass in das ehemalige Goldgräber Städtchen Oatman. Die Straße ist schön kurvig und gefühlt im Originalzustand. Man muss sich ständig entscheiden, ob man die herrliche Landschaft angucken möchte oder lieber auf der Straße bleibt. Unglaublich, wenn man sich vorstellt, dass hier auch mal LKW längst gefahren sind! (Ein Video vom Pass habe ich auf YouTube gefunden.)

Eigentlich war Oatman zu einer Geisterstadt verkommen, aber einerseits durch die Lage an der Route 66 und zum anderen durch die verwilderten Esel, den einst von den Goldgräbern frei gelassenen "Burros" kamen immer wieder Touristen in diesen Ort, so dass er von den Einheimischen wieder aufgebaut wurde.

In dieser Kulisse kommt man sich zwar ganz schön touristisch vor, aber die Bewohner sind weit ab davon, den Ort zu einer Touristenfalle verkommen zu lassen. Alle sind ausgesprochen freundlich und niemand will einem etwas aufschwatzen oder gar abzocken. Als ich ein paar Postkarten kaufe (4 für einen Dollar), komme ich ein wenig in die Bredouille, da in den USA oftmals erst nachträglich die Umsatzsteuer auf den Preis addiert wird. Also kosten die Postkarten $1,06, aber ich hab noch gar keine Münzen und neben diesem Dollar nur ein Bündel 20er. Die nette alte Dame sieht aber kein Problem und fragt wo ich denn her käme. Sie freue sich immer, wenn Menschen von weit her nach Oatman kommen und würde mich zur Begrüßung gerne umarmen. Also bekomme ich nicht nur die Tax erlassen, sondern auch noch einen Hug. "I like this place because the people are so laid back here" sagt sie...dem kann ich nur zustimmen.

Weiter geht es zu unserem ersten Stop am Lake Havasu in unser Hotel. Unterwegs lernen wir noch die Tücken einer Landtankstelle kennen, deren Eigentümer keine Karten akzeptiert, aber immer nur 25 Dollar für Benzin freischaltet und dabei auch noch das System zum Absturz bringt. Aber auch diese Situation kriegen wir letztendlich gemeistert.

Im recht komfortablen Hotel finden wir, wie so oft in den Staaten, nur ein King Size Bett mit nur einem Blanket, einem Comforter und oben drauf noch einen Quilt). Was unter Partnern schon zu nächtlichen Kämpfen führen kann, ist unter Freunden schon etwas irritierend. Also nimmt in der Regel einer die Dünndecke und der andere den dickeren Comforter. Oder das Zimmer hat noch ein Sofa auf das sich der Verlierer beim Knobeln dann zurückzieht.

Wir sind alle noch von der Zeitumstellung geschafft und nehmen daher das Hotelrestaurant gerne in Anspruch. Von meinen früheren Amerikabesuchen her kenne ich das Trinkgeldsystem in der Form, dass man für normal-guten Service 15-20 Prozent Trinkgeld (Tip) gibt. Hier treffe ich zum ersten Mal auf das Wort "Gratuity", was eigentlich nur die komplizierte Form von Tip ist, aber schon von vornherein auf die Rechnung aufgeschlagen wurde. Steht dieser Posten auf der Rechnung braucht es also kein Trinkgeld mehr, es sei denn, man will wirklich guten Service belohnen. Getrenntes Bezahlen ist übrigens auch unüblich und muss beim Kellner schon bei der Bestellung mitgeteilt werden und ist auch schon wieder etwas Trinkgeld wert.

Zeitig geht es ins Bett, ich lege mich auf das vollkommen durchgelegene Verlierersofa, schlafe aber nichtsdestotrotz schnell ein. Morgen geht es wieder früh weiter Richtung Grand Canyon. :sleep:
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Zahmer Wildesel, nicht zu verwechseln mit ungezähmten Hauseseln!
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Freizeitpark oder Realität? So fühlen sich Amerikaner wohl in Heidelberg!
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Cooles Haus mit Weitblick!
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Alles stehen und liegen gelassen. Und erfüllt doch seinen Zweck!
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Mäßige Öffnungszeiten, keine Toiletten, nur Barzahlung...aber Fischköder im Angebot! :)
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Zuletzt geändert von pidderlyng am 20. Okt 2013 23:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Jerry11
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#5 Beitrag von Jerry11 »

Sehr unterhaltsamer Bericht - Vielen Dank! :respekt:
Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

Gruss
Jerry
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pidderlyng
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#6 Beitrag von pidderlyng »

Solange man mit der Sonne reist, ist früh aufstehen ja gar kein Problem. Runter zum Frühstück! Das Frühstück in den USA unterscheidet sich merklich vom europäischen, ist aber für denjenigen der mal auf Wurst und Käse verzichten kann durchaus schmackhaft. So gibt es neben den bekannten pancakes (gerne mit Früchten und etwas Schlagsahne) auch hashbrowns, waffles, french toast, sausages, breakfast potatoes und unzählige Varianten der Ei-Zubereitung (z.B. medium, over easy, sunny side up oder lieber poched, scrambled oder doch als omelet?). So zumindest in Läden in die man zum Frühstücken geht. In den Hotels sieht das „complimentary“ Frühstück aber in der Regel vollkommen anders aus! Man wird stattdessen mit einem sogenannten „continental breakfast“ abgespeist, dessen Bezeichnung augenscheinlich von den Briten übernommen wurde, die ihn als Bezeichnung für ein minderwertiges Frühstück nur deshalb pflegen, um ihre Verachtung gegenüber dem Kontinent Rest der Welt auszudrücken. ;)

Angeboten wird dann nur so ein Labberbrot, das man mit tiefgefrorener Butter und einer Sorte Marmelade bestreichen soll. Dann vielleicht noch etwas Kuchen. Mit Glück gibt es Cereals und tatsächlich echte Milch, was wiederum gut für den Kaffee ist, der sonst mit „non dairy creamer“ auskommen müsste. Je abgeschiedener das Hotel, desto armseliger das Frühstück. Bis hin zu gar nichts oder vielleicht noch ner Kaffeemaschine im Bad! Wenn es aber was gibt, so wird über Einweggeschirr, Einwegbesteck und Portionspackungen peinlich genau darauf geachtet, dass man beim Verzehr mindestens die gleich Menge an Müll erzeugt. Frühstück im Hotel ist Nahrung, mehr nicht, höchstenfalls noch der dezente Hinweis, dass es Zeit ist zu gehen!
Im London Bridge Ressort geht es gerade noch, die haben dort sogar eine Pancake Maschine! Aber wir sind ja auch nicht zum Frühstücken hier. Motorräder satteln bepacken und weiter geht es!

In Kingman besuchen wir natürlich den dortigen Harley Davidson Händler. Das Merchandize Angebot dieser Firma ist ja schon an sich unglaublich, aber dazu hat noch jeder Händler lokal noch eigene T-Shirts im Angebot, deren Motive sich mitunter stark von der "offiziellen" Linie unterscheiden.

Das schönste Stück der Route 66 haben wir schon hinter uns, was noch da ist lässt sich eigentlich nicht mehr wirklich von einer normalen Straße unterscheiden und ist nicht wirklich kultig. Bis wir nach Hackberry kommen und dort beim General Store Rast machen. Dieses Kleinod ist ein echtes Museum umfassender Route 66-Memoriabla, voll alter Autos, Schilder, Automaten und sonstigen Gegenständen aus einer Zeit wo alles und selbst die Zukunft noch besser war. ;) Alles möglichst im Originalzustand belassen und in Ehren ergraut. Eintritt? Fehlanzeige. Der Inhaber betreibt seinen Laden und sieht sein Museum als Werbung.
Beim Erkunden des Geländes erfolgt auf einmal der Hinweis, ich solle auf Klapperschlangen achten, heute morgen hätte der Besitzer wieder eine geschossen. Dieser läuft auch tatsächlich mit einer Waffe herum...Ja ich bin definitiv nicht mehr zu Hause!

Weiter geht es nach Williams, welches wir am Nachmittag erreichen, einer amerikanische Kleinstadt wie sie im Buche steht. Der Ort liegt nur eine Stunde Fahrzeit vom Grand Canyon entfernt, was für die hiesigen Verhältnisse "gerade vor der Tür" bedeutet. Wir werden hier zwei Nächte verweilen, in einem stilechten Motel.
Williams besteht grob gesagt nur aus zwei Straßen, jede in eine Richtung als Einbahnstraße ausgelegt. Egal wie langsam man auch durch diese tuckert, die Fahrer hinter einem stört das nicht im geringsten. Alle haben Zeit und niemand muss sich hetzen. Entschleunigung pur.

So haben wir dann auch etwas Zeit um zu entspannen und kehren in einem Restaurant ein. Obwohl die Sonne vom Himmel brennt, stehen draußen jede Menge Heizpilze. Als die Sonne untergeht merken wir auch ganz schnell warum, denn es wird sofort um einiges kühler. Zum Glück ist das Hotel nicht weit und der Hoodie entsprechend schnell wieder angezogen.
Zum Abendessen mache ich meine erste kulinarische Entdeckung: Brisket. Das ist über Stunden gegarte Rinderbrust, vergleichbar mit Tafelspitz serviert mit einer Rauchsoße. Sehr sehr lecker! Den Abend lassen wir bei ein paar Bier im mit Heizstrahler und Gas-Kamin ausgestatteten Hotel Patio ausklingen.

Auch wenn es in dieser doch recht ebenen Landschaft nicht wirklich glaubt, so befinden wir uns tatsächlich auf 2000 Meter. Morgen geht es dann zu einem der Highlights unserer Reise und die Spannung steigt!
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Ach bei HD weiß man Qualität zu schätzen!
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Die Corvette ist noch fahrbereit!
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Drapiert? Liegen gelassen? Auf jeden Fall sieht es gut aus!
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BIG MISTAKE - MANY MAKE - RELY ON HORN - INSTEAD OF - BRAKE
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Es wäre auch zu schön würden die Leute noch zu Pferd unterwegs sein. Das Pferd steht da um Spenden zu sammeln.
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Zuletzt geändert von pidderlyng am 27. Okt 2013 19:12, insgesamt 1-mal geändert.
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ralph
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#7 Beitrag von ralph »

Tolelr Bericht, da werden Erinnerungen wach.
Habe 2008 mit meiner Frau eine organisierte Harley Tour auf der Route 66 mitgemacht.
Die Esel haben wir auch kennengelernt. Und bei der Corvette waren wir auch.
LA, Yoshua Tree Park, Bryce Canyon, Grand Canyon, Las Vegas, Death Valley usw.
So viele Steaks wie auf der Reise ess ich sonst in zwei Jahren nicht.
Von den tollen Erinnerungen an die Tour zehre ich heute noch.

Gruß
Ralph

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blahwas
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#8 Beitrag von blahwas »

Schöner Bericht, weiter so :) Leider perfekte Schilderung vom Frühstück in einfachen Hotels :(

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George
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#9 Beitrag von George »

:clap: Weiter so. Macht richtig Spaß zu lesen.
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Luzifear
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#10 Beitrag von Luzifear »

Tach,
dein sehr kurzweiliger Schreibstil gefällt mir wirklich gut. :top:

Servus, die Luzi
Ich bin der, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben. :lol:

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Jerry11
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#11 Beitrag von Jerry11 »

Das Pferd auf dem ersten Bild ist doch genial, oder? :wav:
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pidderlyng
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#12 Beitrag von pidderlyng »

Sorry der Orkan Christian hatte meinen Arbeitsweg für eine Woche etwas verkompliziert und so kam ich nicht zum Schreiben. Nun aber!

Aufstehen, „Frühstücken“ und aufgesattelt. Gleich vorweg: Wir fahren nicht zum dem gläsernen U. Diese Plattform ist für viel Geld gebaut worden und damit sich diese Investition lohnt, wird überall die Hand aufgehalten. Es geht los, dass man da mit dem Motorrad nicht hinkommt, sondern einen kostenpflichtigen Shuttlebus bezahlen muss. Dort gibt es dann keinen normalen Eintritt sondern nur packages in denen man zwangsweise anderen Kram mit erwerben muss. Eigene Fotos sind verboten, aber man wird zum Ausgleich fotografiert und darf die Fotos dann auch noch bezahlen. Ich will das nicht vollkommen schlecht reden, für den einen oder anderen ist so ein Sorglos-Paket genau das Richtige, aber da der Canyon ja 450 km lang ist, fahren wir lieber woanders hin.

In der einen Stunde Fahrzeit zum Grand Canyon fahren wir vielleicht durch drei oder vier Kurven, dann kommt die Einlassstation zum Nationalpark. 25$ per Vehicle heißt es, aber auf dem Motorrad kostet es bloß 12$, bei Vollbesetzung 24$. Das ist fair! Für diese 12 Dollar hab ich nun eine Woche freien Zugang zum Nationalpark, kann umsonst parken und die Shuttlebusse nutzen! Wir hätten auch mit einer historischen Eisenbahn von Williams aus fahren können, aber wer will das schon wenn er eine Harley vor der Tür stehen hat?

Da der Canyon naturgemäß von weitem nicht zu sehen ist, ist der WOW-Effekt beim ersten Kontakt grandios. Groß...ist mein erster Gedanke, MEIN GOTT IST DAS DING GROSS! Keine Fotos und keine Worte dieser Welt können den Eindruck auch nur annähernd wiedergeben, den dieses Wunder der Natur auf einen ausübt. Man fühlt sich gerade zu fehl am Platze, derart mächtig wirkt das Szenario.

Da es nur für äußert talentierte Verfahrer möglich wäre, den Weg ins Hotel nicht zu finden, gibt uns unser Guide den Tag frei zum individuellen Erkunden. Einige von uns haben einen Hubschrauberflug gebucht, aber ich begnüge ich mich, dass ich ein paar Kilometer am Rand laufe und das alles in Ruhe auf mich wirken lasse.

Der Pfad ist ist hervorragend dokumentiert. Auch wenn ich nicht die Muße habe, alles zu lesen, so verdreifache ich mein bisherigen Wissen über Gesteinsschichten, Erosion und Äonen. Mindestens! Und ich berühre wohl die ältesten Dinge die ich wohl je berühren werde. Sind zwar nur Steine, aber teilweise über eine Milliarde Jahre alt. :)
Entstanden ist der Canyon durch zwei Faktoren, zum einem treffen dort zwei tektonische Platten aufeinander, die zu einer Erhöhung des Gebiets führten und zum anderen hat sich der Colorado mit seinen Nebenläufern durch Erosion im Laufe der Zeit tief durch das Gestein gefressen. Den Fluss selbst sieht man an dieser Stelle übrigens fast nie, nur ab und an erhascht man mal einen Blick durch die zerklüftete Landschaft!

Aber auch wenn man nur schaut, nimmt die Faszination in keinster Weise ab. Wie sonst in den Bergen ändert sich das Panorama permanent durch Lichteinfall und Perspektive. Und ab und an begegnet man Greifvögeln auf Augenhöhe, die nach Ihre Beute unten im Canyon Ausschau halten.

Die hoch ragenden Bergformationen erinnern an antike Tempel und sind auch tatsächlich so bezeichnet. Mal stelle ich mir eine romantische Feen und Elfenlandschaft vor, dann wandelt sich das Bild zum düsteren Mordor mit lauter Festungen auf den Bergkämmen und dann sehe ich halbfertige Stadien und Eisenbahntunnel. Erstaunlich was das Gehirn so alles macht, um solche Eindrücke „greifbar“ zu machen.

Ab und zu kommen wir an Stationen vorbei an denen man seine Wasserflasche mit Canyon Quellwasser auffüllen kann. Wie oftmals in südlichen Ländern ist auch in Amerika das Leitungswasser meist von schlechter Qualität und oftmals auch merklich gechlort. Also versorgt man sich mit Flaschenwasser, wobei es nicht wirklich schwierig ist, immer zwei oder drei Flaschen griffbereit zu haben. Schmecken tut aber auch dieses Plastikwasser nicht besonders, oftmals hat es einen bitteren Nachgeschmack, vielleicht durch die PET Flasche, wer weiß. Das Canyon Quellwasser ist aber köstlich und die Gefahr des Dehydrierens leicht gebannt!

Nach etwa 5 km gemütlichen Spazierengehens kommen wir zum Punkt wo auch der Zug aus Williams ankommt. Im Hopi-Haus mit T-Shirts eingedeckt, im El Tovar Hotel über Trophäen gestaunt & die Blase geleert. Und jedes Mal beim Hinausgehen den WOW-Effekt genossen. Voller Eindrücke fahren wir mit dem kostenlosen(!) Shuttlebus zurück zum Parkplatz und finden auch ohne Probleme das Hotel wieder (einfach nur geradeaus).

Abends dann zu einem richtigen BBQ unter anderem wieder mit Brisket. Alles in sensationeller Qualität! Ich labe mich dran, bis absolut nichts mehr geht und entscheide mich vollgefressen gut gesättigt für die zeitige Nachtruhe.

Sedona ruft!
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Zuletzt geändert von pidderlyng am 7. Nov 2013 00:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#13 Beitrag von Leon »

Ein :top: schöner Reisebericht mit :top: schönen Bildern - Du weckst den Abenteurer in mir. :clap:
So etwas hatte ich auch vor einigen Jahren im Sinn - jetzt ist es zu spät :schlapp:
Freue mich auf weiteres :]
Gruss Leon

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Es ist wenig Raum zwischen der Zeit, wo man zu jung und der, wo man zu alt ist.
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#14 Beitrag von Versman »

Ein toller Bericht und sehr schöne Bilder..

Klasse Tour das.. :top:
Es sind bei mir sofort wieder alle erinnerungen von vor 3 Jahren hoch gekommen.

War 2010 auch da und hab ebenfalls in Vegas beim gleichen Händler die Harley geholt.
Bin dann in etwa die gleiche Tour wie du gefahren aber nur mit meiner Frau ohne Tourguide..
Haben uns Abends immer spontan was zum schlafen und Essen gesucht..

Nach der Tour gings dann nochmal 2 Wochen mit dem Auto weiter die ganzen anderen Nationalparks in der Gegend anschauen und natürlich nach LA Hollywood, San Francisco usw noch die großen Städte mitgenommen..

Kann ich jedem nur empfehlen so ne Tour. Ich zehre heute noch jeden tag an diesen erlebnissen und erinnerungen.. :top:

Leon, es ist nie zu spät.. ;)
Bisherige Touren gefahren in USA , Südafrika, Thailand, Ägypten, Ungarn, Slowakei, Bosnien, Serbien, Kroatien, Türkei, Griechenland, Rumänien, Italien , Spanien, Frankreich, Schweiz, Österreich, Mallorca und bei uns natürlich...

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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#15 Beitrag von pidderlyng »

Am nächsten Morgen reduziere ich das Frühstück auf Kaffee, einem muffinähnlichen Objekt und einer Zigarette. Das muss bis zur nächsten Rast an der Tanke reichen. Das Angebot an den Tankstellen ist in der Regel recht umfangreich, es gibt fast immer Hot Dogs oder Hamburger zum Selbermachen und eine Auswahl an fertigen Sandwiches. Dazu noch ein Riesenangebot an Süß- und Salzwaren als mehr oder weniger gesunder Reiseproviant. Meine persönlichen Favoriten sind hier große bifiähnliche Wurststicks und natürlich das in unendlichen Varianten vorrätige Beef Jerky. Witzig ist auch das große Schokoriegel Sortiment mit lauter hier unbekannten Marken, welche (wenn man vom Süßfaktor mal absieht) durchaus geschmackliche Kleinode beinhaltet. Großartig finde ich Reese's Peanut Butter Cups... oh es ist so leicht ordentlich zuzunehmen! :fastfood:

Erstes Zwischenziel ist der Walnut Canyon. Optisch ein wenig an das Elbsandsteingebirge erinnernd haben sich in den Bergen viele Überhänge gebildet, die einst von den Ureinwohnern als Höhlen ausgebaut wurden. Auch hier führt ein gut dokumentierter Pfand mitten durch und ich lerne ne ganze Menge über das besondere Klima im Canyon, wodurch sich eine vielfältige Pflanzenwelt ansiedelte und diese wiederum den Menschen das Überleben ermöglichte. Ein wunderschöner Ort, hierzulande wäre es wohl ein echtes Highlight, dort läuft er aber im Schatten der großen Parks eher unter ferner liefen.

Der Weg nach Sedona ist nicht weit, wir nutzen die Zeit zum obligatorischen Harley Dealer Stop. Ich kaufe mir weitere coole T-Shirts und freue mich auf dem Parkplatz über die angrenzende Eisenbahnstrecke und den darauf fahrenden Güterzügen. Vorne drei Loks, hinten drei Loks und dazwischen vielleicht einen Kilometer Container, immer zwei übereinander gestapelt. So fahren die Züge mit etwa 30 oder 40 km/h durch die Lande.

Die Fahrt führt über grandiose Serpentinen durch den Oak Creek Canyon. Atemberaubend die Bergformationen, irgendwann noch schnell im Parkverbot angehalten um noch ein paar Schnappschüsse zu schießen. Dann sind wir am Ziel und ich verstehe sofort, warum diese Stadt als eine der schönsten der USA zählt. In einem Tal gelegen sind rundherum wunderschöne Felsformationen zu sehen und die Atmosphäre ist eine Mischung aus Bullerbü und Ponyhof! Unser Hotel liegt etwas höher und ist eine wunderschöne Anlage mit fantastischen Ausblick!

Zum Essen gehen wir in das erste Steak Haus am Platze. Handabdrücke in Beton zeugen von diversen Filmteams die in dieser Gegend so manchen Western drehten. Vor dem obligatorischen RibEye Steak probieren wir frittierte Klapperschlange. Sehr weißes Fleisch, an Huhn erinnernd aber von ziemlich fester Konsistenz. Beeindruckt mich geschmacklich nicht besonders, da bevorzuge ich lieber Krokodil in Louisiana, aber das ist eine andere Geschichte. Die Steaks sind erstklassig, auch wenn mein Medium-Rare eindeutig das Rare schon verloren hat. Dafür macht der Kellner noch Fotos von uns „So ne Truppe Motorradfahrer aus Deutschland hat man ja nicht alle Tage zu Gast“.

Zurück beim Hotel dann ein echter Schreckmoment: WO IST DER HARLEY SCHLÜSSEL? Ich hab damit doch unten noch die Kiste aufgeschlossen! DAS KANN DOCH NICHT SEIN! Moment...das hat doch bei der einen Ampel vorhin kling gemacht...sollte ich tatsächlich da den Schlüssel verloren haben? Schnell wieder runter und nach kurzer Suche finde ich ihn doch tatsächlich auf der Straße. Ufffffffffffff! Danach muss ich erstmal wieder runterkommen, Postkarten schreiben hilft.

Anschließend den Abend mit Wein aus Arizona ausklingen lassen. Ihr wusstet nicht, dass in Arizona Wein angebaut wird? Ich bis dahin auch nicht, aber wären wir noch ein paar Tage geblieben, hätten wir sogar ein Weinfest erleben können. Die Lady an der Bar entschuldigt sich dafür dass der beste Wein noch nicht lieferbar sei. Aber der Ersatz ist auch tadellos. Anfangs etwas süß, ist er doch sehr angenehm trinkbar und langsam fühle ich mich wieder ganz Bullerbü. ;)
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Ponyhof und Bullerbü
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Das Zentrum vom Sedona
Das Zentrum vom Sedona
Tolle Lage aber knappe Wohnverhältnisse
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Eine Höhle im Grünen
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Einsame Harley vor Truck und Panorama
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pidderlyng
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#16 Beitrag von pidderlyng »

Da wir hier zwei Tage bleiben, haben wir Zeit und gönnen uns endlich mal wieder ein richtiges Frühstück im Restaurant des nebenan liegenden Flugplatzes! So langsam fühle ich mich richtig „angekommen“ und genieße die schönen Dinge in dieser schönen Stadt. Leute, Essen, Aussicht, Wetter - in Sedona ist alles schön... fast wie auf einem...aber das sagte ich ja bereits! :-)

Heute steht ein fakultativer Ausflug nach Prescott über Jerome an. Wieder gibt es schöne Serpentinen zu fahren und wie das so für ehemalige Bergbaustädte anscheinend üblich ist, liegt auch Jerome in der Mitte von gar nichts, kann aber dafür mit einer sensationellen Aussicht aufwarten!

Früher Gold-, Silber- und Kupferminenstadt gewesen, hat der Ort so einige Schicksalsschläge und Bergrutsche hinter sind und existiert wohl nur noch weil erst die Hippies und dann die Künstler kamen. So läuft auf den Straßen allerlei schräges Volk herum und es gibt jede Menge Galerien, Ateliers und Kunsthandwerksläden. Dabei ist das Angebot nicht direkt touristisch, aber trotzdem ziemlich weitab meines Geschmacks. Sind halt Künstler und Überzeugungstäter. :schongut:

Aber endlich ein Postamt! Und ein wunderschönes noch dazu! Auf den Briefmarken stehen keine Preise, das erleichtert definitiv die nächste Portoerhöhung! Nach einem Kaffee, so richtig im Cafe und nicht an der Tanke, geht es weiter gen Prescott. Kaum über den Berg geht es über eine große Ebene und eine wirklich fette Brise erwartet uns.
Mein mit so viel Inbrunst gekaufter Helm erweist sich leider als absolut untauglich. Er liegt derart schlecht im Wind, dass es permanent am Kopf reißt und zerrt. Das wäre ja nicht sooo schlimm, wenn sich diese Stöße nicht auch auf meine Brille übertragen würden und ich nun mit echten Wackelbildern versorgt werde. Sowas ist echt anstrengend und verdirbt auch den Genuss der Landschaft. Die coole Visierhalterung hält irgendwann nicht mehr oben und das Visier wird darauf hin von mir abgebaut. Den kleinen Schirm baue ich dann als nächstes im Sinne der Aerodynamik ab. Am Ende löst sich auch noch das Typenschild... nächstes Mal vielleicht doch mit meinem Shoei oder aber mit ner richtigen Scheibe!

Prescott ist eine alte Bourbon Stadt und einst soll hier der Bruder von Wyatt Earp gelebt haben. Im historischen Zentrum sind die Saloons aber den üblichen Andenkenläden gewichen, man will dort anscheinend keine wilde Bar Meile mehr haben, und so erscheint es alles sehr kulissenhaft. Aber ich kriege das T-Shirt welches ich seit meines letztes USA Urlaubs haben will, so hat alles irgendwie sein Gutes!

Wieder in Sedano merken wir die Anstrengung der letzten Tage in den Knochen, nur noch schnell was Essen...Burger King ist auch mal wieder schön. Dann noch fix einen Briefkasten gefunden und ab nach Hause. Auf dem Highway höre ich es wieder mal Klong machen und denke mir so „hihi hast wohl mal wieder den Schlüssel verloren was? Oben im Hotel wird aus Spaß dann bitterer Ernst!
DER SCHLÜSSEL IST SCHON WIEDER WEG! :head: Ok...Ruhe bewahren...wo war das Klong gewesen? Verdammt! Da warste mindestens mit 70 Meilen unterwegs gewesen. OH f*ck! Also den Highway sechs Mal abgefahren. Das praktische ist, dass in Amerika innerstädtische Hauptstraßen oft eine eine Mittelspur haben, die in beide Richtungen als Abbiegespur genutzt werden kann. Aber weder von der Mitte, noch von den Seitenstreifen aus lässt sich was finden und bald wird es Dunkel und es setzt zu allem Überfluss auch noch Regen ein! Wahrlich, wie ein begossener Pudel komm ich zurück ins Hotel...mit einer Gefühlsmischung aus Selbstzweifel, Wut, Unverständnis und Verzweiflung.

Nach dem verständlichen Hohn und Spott meiner Mitfahrer, setzt sofort Hilfsbereitschaft ein und die Lage wird analysiert: Kiste fährt -OK, Tanken geht - OK, Koffer zu...das ist Mist... Was ist drin? Flugticket, Ausweis, Rucksack...brauch ich jetzt nicht. Der Helm vom Tourguide....er fährt gerade eh ohne, Wasser und Spanngurte. Wasser ist schnell nachgekauft und Ersatzgurte schnell organisiert. Mein Kram passt problemlos in die Ortlieb Rolle und zum Sichern der Harley stehen diverse Schlösser zur Verfügung.
Letztendlich alles gut, die Truppe wird nicht aufgehalten. In Durango ist ein Harley Dealer, vielleicht kriegen die dort die Koffer auf. Na gut, ich weiß zwar immer noch nicht womit ich das verdient wie ich das bloß hingekriegt habe, aber wenn man zweimal auf der gleichen Strecke den Schlüssel verbaselt, dann ist das entweder besonders dumm oder Vorsehung. Vielleicht auch beides. Was soll's! Über verschüttete Milch soll man nicht weinen.

Sedona ist übrigens auch ein Mekka für Esoteriker und dem Sonnenuntergang werden besondere Energien nachgesagt. Ich kann dazu wenig sagen, denn ich war immer mit der Schlüsselsuche beschäftigt. :pardon:

Aber wir haben ein ganz anderes Problem, der Regen ist echt heftig und gehört zu einer Kaltfront die mangels Alpen Quergebirge von Alaska einmal quer durch den Kontinent geht. Niemand von uns ist ernsthaft auf Regen oder Kälte vorbereitet und morgen stehen uns gut 350 Meilen bis Durango bevor! Aber immerhin erst morgen, vielleicht sieht die Sache dann schon anders aus.
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Ein böses Omen?
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Man beachte die Größe der Fahne anhand der "Normalfahne" weiter unten. Unglaublich dass bei so einem Wind das Dach nicht wegweht.
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Der Aufkleber sagt alles: Hier ist alles verboten was irgendwie Spaß macht.
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Den Berg hochzubauen den man von innen aushölt geht nicht immer gut.
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Für Leute mit Weitblick.
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blahwas
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#17 Beitrag von blahwas »

es bleibt spannend :clap:

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Gottfredl
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#18 Beitrag von Gottfredl »

Vielen Dank fürs "sharing", mit vielen Fotos und links. Das eine oder andere weckt Erinnerungen an den eigenen Amerika-Urlaub, damals ohne Mopped, dafür mit den Kindern.
lg
Gottfried
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pidderlyng
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#19 Beitrag von pidderlyng »

Am nächsten Morgen ist der Regen vorbei. Das Handy gezückt und wieder einmal erweist sich der Erwerb eine amerikanischen Telefonkarte als goldrichtig. Das geht ganz einfach von zu Hause aus. Der Dienstleister liefert da echt ein Rundum-Sorglospaket und übernimmt alle Formalitäten inklusive Aktivierung. Über den Preis mag man diskutieren, aber angesichts der Gesamtkosten so einer Reise ist dieser Posten eher irrelevant . Dafür kann man sein Klugfon hemmungslos nutzen ohne sich irgendwelche Gedanken über Roamingkosten oder Mailabruf im Hintergrund zu machen. Einfach die Simkarte in den Staaten einlegen und die korrekten Netzdienste auswählen (wird in der Anleitung genau erklärt). Nachteilig ist, dass man seine Rufnummer erst mit der Aktivierung erhält und diese bei Ferngesprächen über Roamingpartner nicht immer korrekt übertragen wird. Letzteres ist allerdings nur bei völligen Outbound Phobikern ("Ja ich weiß dass Du im Ausland bist, aber die Nummer kam mir komisch vor und ich bin nicht ran gegangen.") relevant. Meine GPRS oder UMTS Verbindung war eigentlich immer schneller als das Hotel WLAN und die Netzabdeckung erstaunlich gut!

So zeigt das Regenradar, dass lediglich im Zielgebiet um Durango herum noch Regen fällt, der aber verschwunden sein dürfte bis wir da sind. Nur die Temperaturen sind so gar nicht mehr sommerlich, schon gar nicht in den Bergen über die wir gleich müssen. Naja, ich habe nix langärmeliges mit - mit Ausnahme meiner langärmeligen Unterhose. Diese war mir beim Packen in die Hände gefallen und ich steckte sie mit den Gedanken, „ist leicht, nimmt kaum Platz weg, kann aber das Leben die Gesundheit retten!“ ein. Was für eine Intuition! Also ein paar Funktionsshirts übereinander gezogen, meine dickeren Woolpower Socken an die Füße und nach nem Kaffee an der Rezeption geht es los.

BOAH! KALT! Oben auf der Höhe liegt Raureif und auch sonst scheint permanente Gefahr von Glatteis zu bestehen. Oh wie schön ist es, wenn mal 500 Meter Sonne bis auf die Straße durchkommt! Nicht wenige behelfen sich wie in alten Zeiten mit Zeitungspapier! Aber wie immer im Leben arrangiert man sich irgendwie mit der Lage und in der Ebene ist es auch nicht mehr ganz so schlimm. Aber die Tankstellendichte ist merklich dünner geworden. Durch die Schlüsselsuche habe ich doch ne ganze Menge Sprit verjuckelt und Tankanzeige spricht von 5 Meilen Restlaufstrecke als wir endlich an der Tanke ankommen.

Dort sehen wir aber schon ein Panorama, dass wohl jeder schon mal gesehen hat: Das Monument Valley mit den typischen Felsformationen, an denen schon so viele Westernhelden dran vorbeigeritten sind. Atemberaubend, auch wenn man mit dem Motorrad auf der Straße bleiben muss die doch im respektvollen Abstand entlangführt. Ich sehe auch mein erstes Tumbleweed durch die Gegend rollen und freue mich wie ein kleines Kind darüber! Leider drängt ein wenig die Zeit, da wir angesichts der Temperaturen lieber nicht im Dunkeln in Durango ankommen sollten. Es geht wieder über diese endlosen Straßen, immer geradeaus, genauso wie ich sie immer erträumt hatte...aber beileibe nicht so kalt! :cold:

Über Utah geht es nach Colorado und wir fahren auf schneebedeckte Gipfel zu. Irgendwann sind es nur 60 Meilen bis Durango. Aber da die Sonne langsam untergeht, werden wir nochmal so richtig schockgefrostet. Endlich beim Hotel angekommen stürzen wir uns allesamt zitternd und bebend auf das Bier, das jemand noch im Koffer hat. Mmmh...warm! DAS TUT GUT! :nuckeln:

Wie es sich in den Bergen anbietet :wink: gehen wir abends zum Mexikaner und schlagen beim Special zu: Fischplatte! Vielleicht nicht ganz stilecht, aber wirklich lecker! Und nebenbei noch spannend, da Fisch ein sehr regionales Essen ist. Der Alltagsfisch vor Ort ist vielleicht bei uns eine Delikatesse und umgekehrt. Wohl aber dem der beim Thema Fisch seine Vokabeln gelernt hat, denn da wird es schnell kompliziert. So werden Muscheln zum Beispiel keineswegs als „shells“ bezeichnet sondern man muss schon was mit Clams, Mussels und Scallops anfangen können. Aber auch das macht Spaß und ein wenig Überraschungsmoment gehört ja auch dazu, sofern man nicht allzu krütsch ist.

Den Linedance im örtlichen Music Saloon lassen wir sausen und lassen den Tag gut sein!
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Der Hotelparkplatz wurde wegen uns für Autos gesperrt!
Der Hotelparkplatz wurde wegen uns für Autos gesperrt!
Tumbleweed!
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Sattelt mir mein Pferd!
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Feeling like John Wayne!
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Kurzer Zwischenstop in Utah auf einen Eistee.
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Re: USA Tourbericht - Wilder Westen

#20 Beitrag von pidderlyng »

Uh oh! Bis zum Ende des Jahres schaffe ich es wohl nicht mehr fertig zu werden. Aber weiter geht es!

Als heutiges Ziel definiere ich das Öffnen meiner Koffer. Harley ist nicht weit weg und zum Glück haben sie auch Samstag Vormittag geöffnet. Auch hier wird erst versucht, was auch wir auch schon erfolglos versuchten: Einfach mal alle vorrätigen Schlüssel ausprobieren. Genauso erfolglos! Also kommt der Schrauber und bietet an, die Schließstifte herauszunehmen. Was kostet das? Solange es eben dauert.

Naja auf müssen die Dinger so oder so und dies ist definitiv eleganter als sie aufzusägen. Ich nutze die Zeit um mir ein (gestern arg vermisstes) sehr cooles Long Sleeve zu kaufen und verbringe den Rest des Wartens mit Kaffee, Zigaretten sowie small Talk mit dem dort sonst so herumkreuchenden Volk. 100 Dollar später sind die Koffer wieder auf. Ich kann sie ganz normal nutzen, nur halt nicht mehr abschließen. Die Stifte gibt er mir wieder mit, damit Eagle Rider sie wieder zusammenbauen kann. Fein, das Ziel des Tages ist damit erreicht. Es ist immer noch recht frisch und ich habe das Umhergetucker in der Kälte extrem satt! Es steht eigentlich ein Ausflug zur ehemaligen Silbermine an. Genau dort würde auch ein historischer Zug mit Dampflok fahren, letztes für teuer Geld. Ach nööö...mir ist nach Land und Leuten. Ich bin aber nicht allein, so einige von uns nehmen sich mal ne Pause vom Fahren!

Zunächst die Maschinen zum Hotel zurück gebracht und die recht übersichtliche Innenstadt erkundet. Als Basislager für Tourismus jeder Art ist das Angebot angenehm vielfältig und die Verkäufer einem kurzem Gespräch zumeist nicht abgeneigt. Irgendwie quasseln mein Zimmergenosse und ich uns bei einem Jagdausrüster fest. Sehr interessant die unterschiedlichen Philosophien mal gegenüber zu stellen: Auf der einen Seite ein recht elitärer Hegeansatz und auf der anderer Seite eine sehr freiheitliche Herangehensweise. Auch wenn diese Jagdsendungen im Fernsehen mit ihrer kommerziellen Ausrichtung und geradezu blutrünstigen Werbung schon irritieren, so ist das Jagdleben in diesen endlosen Weiten nicht mit dem dicht besiedelten Deutschland zu vergleichen. In Amerika kann eben jeder sich um eine Jagdlizenz bewerben und kann dann zeitlich und örtlich befristet loslegen. Für die meisten ist das oftmals ein erfolgloses Vergnügen, denn das Wild steht unter einem ganz anderen Druck und ist keinesfalls so freundlich wie in Deutschland mal eben vor den Hochsitz zu laufen. Negative Ausprägungen haben beide Systeme, funktionieren tun sie anscheinend beide.

Die anderen sind irgendwann weiter gelaufen und nicht mehr zu sehen. Aber dafür haben wir etwas ganz anderes entdeckt: Eine Kleinbrauerei oder besser gesagt ein Brauhaus. Es ist kurz nach zwölf, Bier würde gehen, muss aber nicht. Also vorsichtig einen Blick reingeworfen und gleich gesehen dass sie neben einer Vielzahl an Bieren auch eine Oktoberfest Variante anbieten. OK, Neugier sticht Verstand! Obwohl es in den meisten Restaurants unüblich ist nur zum Trinken zu kommen, sind wir herzlich willkommen und dürfen auch gerne am Tresen Platz nehmen.

Das amerikanische Bier hat ja in Deutschland einen ausgesprochen schlechten Ruf. Das ist zum Teil wirklich berechtigt, solange man sich auf die domestic brands wie Budweiser, Michelob oder Coors beschränkt. Damit tut man den amerikanischen Braumeistern aber bitter unrecht, denn von der Vielfalt kann die USA es bequem mit Franken aufnehmen! Es gibt eine Unzahl von kleinen Brauereien mit einem ausgesprochen vielschichtigen und saisonalen Angebot, so dass sich selbst in der Einöde eigentlich immer ein leckeres Bier findet. Beispiele hierfür sind Saranac, Yuengling oder die Brooklyn Brewery. Je länger man sich mit dieser Vielfalt beschäftigt, desto mehr kommen einem Gedanken, ob das von uns allen so geliebte Reinheitsgebot vielleicht nicht doch noch verbesserbar wäre. So absurd es klingen mag, aber so ein Chocolate Stout kann auch nur aus naturbelassenen Zutaten bestehen und schmeckt wirklich lecker!
Wessen Geschmack nicht ganz so experimentierfreudig ist, kann (nicht nur) notfalls immer noch auf Miller High Life ausweichen. Das ist vielleicht ungewohnt hopfenarm, aber vor allem in der Wärme ausgesprochen angenehm zu trinken!

Die Microbreweries wie eben Carver sind dann noch mal eine Klasse für sich. Hier gibt es noch kleinere Auflagen und eine wahnsinnige Vielfalt. Das Bier hier ist unendlich lecker und sie haben neben den acht Stammbieren nochmal sieben saisonale Sorten im Angebot. Ich würde sagen, dass dies das bisher leckerste Bier ist, das ich bisher in den USA bekam! Es bleibt somit nicht bei einem, sondern wir fangen an uns langsam durch das Sortiment zu trinken. Essen zwischenzeitlich doch einen leckeren Burger und trinken weiter. Die Kellner sind uns sehr behilflich und geben auch kostenlose Probeschlücke einiger sehr spezieller Sorten raus. Und sie freuen sich, dass ihr Bier zwei Deutschen schmeckt.

Irgendwann ist es dann doch mal gut und wir beschließen lieber wieder ins Hotel zurück zu gehen. Wenn da die Blase nicht einen Zwischenstopp einfordern würde. „Ich muss mal“ - „Ich auch“ - "Da vorne ist eine Bar" – "Hey cool die haben hier Zigaretten" – "Und man darf hier rauchen!" - "Das müssen wir ausnutzen!" :drunk:

Die Eigentümer von Orio's Roadhouse haben tatsächlich einen Prozess gegen den Staat gewonnen, dass sie, solange sie Zigaretten verkaufen, Ihren Kunden auch nicht verwehren können, diese Zigaretten vor Ort zu konsumieren. Na dann Feuer frei! Am Tresen lernen wir ein paar nette AmerikanerInnen kennen, unter anderem auch „Bob“, dessen Mutter eine Deutsche ist und aus Heppenheim kommt. Irgendwann beschließt diese Gruppe nochmal ins „VFW“ zu wechseln, ins „Veterans of Foreign Wars“. Nun wir haben noch ein volles Bier und lassen sie erstmal ziehen. Wir sollen doch nachkommen, es wäre am Ende der Straße. Nun kennt man das ja schon, dass dieses "Ende der Straße" auch mal 10 Meilen entfernt sein kann, aber ein Blick auf Google Maps zeigt, dass es nicht übermäßig weit ist, vielleicht zwei Kilometer.

Aber was wird das nur für ein Laden sein, wo sich Veteranen ausländischer Kriege rumtreiben? Muskelbepackte Rednecks welche Bierdosen mit den Zähnen öffnen? Oder die patriotische Klientel, deren Diskussionen über amerikanische Außenpolitik auf „Do you support out troops or do you want to have a fight?“ beschränkt? Andererseits, was soll schon passieren? Man kann ja solche Themen ja einfach vermeiden und außerdem haben wir ja auch ein paar Fürsprecher vor Ort. Letztendlich reduzieren wir es auf "Abenteuer oder Sicherheit" und entscheiden uns als echte Jungs natürlich für das Abenteuer. :viking:
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Man darf nicht innerhalb von 15 Fuß (4.57 Meter) vor einem Geschäft rauchen. In der Realität hieße das die Mitte der Fahrbahn oder die Stadt verlassen. Ich setze mich also gleich vor die Tür und niemand stört sich daran!
Man darf nicht innerhalb von 15 Fuß (4.57 Meter) vor einem Geschäft rauchen. In der Realität hieße das die Mitte der Fahrbahn oder die Stadt verlassen. Ich setze mich also gleich vor die Tür und niemand stört sich daran!
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57° Fahrenheit sind knapp 14 Grad Celsius. Brrrrrr!
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Zuletzt geändert von pidderlyng am 22. Dez 2013 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
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