Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.......

Versys-Treffen in Kärnten/Österreich.
28.05. bis 04.06. in Sonnenalpe Nassfeld, Kärnten
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everyday
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.......

#1 Beitrag von everyday »

Hallo Zusammen,
ich liege seit Anfang der Woche unfreiwillig im KH und habe somit Zeit. Ich habe meinen Reisebericht begonnen und werde ihn wohl auch fertig schreiben. Das WLAN hier ist ne Katastrophe hoffe sehr das alles gesendet wird.

Viel Spaß! :)
4. intern. Kärntentreffen Versysforum.de

01. Tag Mittwoch 25.05.2016
Es ging wieder auf große Tour, das 4. Kärntentreffen vom Versysforum.de begann in 3 Tagen.
Ich wollte meine Anreise ein wenig ausdehnen um den Übergang, von Job zur Freizeit, in aller Ruhe vollziehen zu können. Das ist mein erster Urlaub in 2016 und ich konnte noch 5 Tage alten Urlaub aus 2015 einsetzen, will sagen, in Freizeit gehen war jetzt auch längst überfällig. :sabber:

Die letzten Tage wurden damit verbracht, Akkus zu laden, ein neues Headset mit Navi und Mobiltel. zu koppeln, die Fernbedienung endlich mal mit der action cam zu koppeln, eine play list für Mukke unterwegs zu erstellen, Gepäck zurecht zu legen und diverse Pflegevorsorgen an Kleidung und Bike durchzuführen.
Von meinen Liebsten hatte mich bereits am Dienstagabend verabschiedet und so konnte ich um 04:00 Uhr den Schlüssel rumdrehen, die bepackte Versys wecken, Sohnemann und Frau aber schlafen lassen.
Der Start eines Twinmotors mitten in der Nacht, :punk: das gute Gefühl wenn die Versys so schnell anspringt, sie schurrte in diesem Moment nicht, sie raunte ihre Freude heraus.
Ross und Reiter standen 12 Tage artgerechter Haltung bevor.
Scheinwerfer, Blinklichter und Bremslicht, Navi, Mukke, die Elektronik tat ihren Dienst.
Mir gings auch fantastisch gut, ich ließ also den ersten Gang ein und die Kupplung kommen, das Grinsen setzte ein noch bevor die ABS Lampe ausging, :jubel: Yiihaa.

Die Nachtfahrt ist kurz erzählt, leichter Nieselregen, Temperaturen unter 10° C., um 09:00 Uhr war ich bereits in Höhe des Stuttgarter Flughafens und konnte als letzte Tauglichkeitsprüfung, bei zwei eingehenden Anrufen von Frau und Sohnemann, das neue Headset für gut befinden. Mukke, Navi, Telefonie, alles bestens. Die weitere Fahrt war ebenfalls nur Pflicht und ich durfte um 11:00 bei Füssen über die Grenze nach Österreich hüpfen. Ein kurzer Gedanke Namlosertal und Hanthenjoch zum einpendeln des Popometers zu nehmen verwarf ich (wie immer aber erst nach 5-10maliger Überlegung). Der weitere Plan war, um 13:00 Uhr an der alten Brennerstraße nach Italien zu sein und das könnte mit der Route über Schön zeitlich zu eng werden.
Also, wie geplant, Fernpass, ich Depp. Schon vor dem ersten Tunnel nach der Grenze Stau durch Ampelschaltung bei Einfahrt zum Tunnel. Ok, hier ist die Straße so breit das ich mit meinem Gepäck, mit großzügigem seitlichem Abstand am Stau bis zum Bikertreffpunkt vorzog. Kurze Unterhaltung und fast militärischer Informationsfluss unter den Helmträgern, kein Geschwafel, eher ein belauern wer die Poleposition hat und wer sich an welcher Stelle dahinter einreiht.
Ich kenn das Prozedere nur zu gut, so ist das nun mal, logisch ist daran wenig, aber wir sind auch nur Lebewesen, wenn gewisse chemische Prozesse laufen, geht’s auch schon mal durch mit den wilden Pferden. Also, von der ersten Sekunde an cool bleiben, damit schaffst Du die besten Voraussetzungen für einen Startplatz unter den ersten 10. Deshalb bin ich auch bei der Einfahrt in den Bikerpoint sehr weit nach vorne gezogen. Mein Nachbar ist mir ganz sympathisch, er spielt das Spiel, cool zu bleiben, gekonnt mit und starrt mit störrischer Ruhe zum Ende des Tunnels hin (dieser war von unserem Standpunkt aus allerdings never ever zu sehen). Coole Socke dachte ich kurz, ok, ich muss ihn also ansprechen um in aus der Ruhe zu bringen. Nach kurzem gegenseitigem Streckencheck entpuppte sich mein Startpunkt und Ziel als weiter entfernt und Schwuppdiewupp, schon hatte ich auch seinen besseren Startplatz geschnupft.
Eine Digitalanzeige leuchtete auf und zeigte den Leuten am Bikertreffpunkt einen zeitlichen Countdown an.
Jetzt kam Bewegung in die Menge, die top ten blieben allerdings weiter cool, je näher es Richtung Startschuss ging, merkten die nervösen Rennteilnehmer, dass sie durch ihr Gezappel nicht einen Meter weiter nach vorne kamen und reihten sich jetzt endgültig widerstandslos ein. Letzte Versuche cool zu werden scheiterten an ihrer eigenen Natur. Da wäre das Buch: die obere Hälfte des Motorrads von Bernd Spiegel empfehlenswert.
8-)

Nun, die Ampel sprang auf grün und ich fuhr als 5. los. Leider blieb es nur durch den Tunnel so flüssig. Weiter bis nach Imst wurde die Fahrt immer wieder durch Baustellen in lange Staus verwandelt. Die jungen wilden von hinten drängten wie Harry. Vor uns, hinter uns, entgegenkommend, überall ein absolutes Verkehrschaos. :wall: Ich hatte mit meiner Fahrzeugbreite einen hochanspruchsvollen Job zu erledigen und funktionierte wie ein Chirurg, Präzision war verlangt sonst berühre ich noch jemandes Körper oder Fahrzeug. Kilometerlange Staus in beiden Richtungen und immer wieder Überholmanöver von Bikern die alle Beteiligten Gefahr brachten. Unfallsituationen mit Fußgängern die aus ihren Dosen ausgestiegen waren, konnten nur durch hunderte von Schutzengeln vermieden werden. Teilweise hatte man das Gefühl, eine Übernachtung am Fernpass einplanen zu müssen, so schleppend ging es voran. Auch Zusammenstöße mit dem Gegenverkehr mussten 1. Zufall und 2. die Heerschar von Schutzengeln vermeiden, so dass ich völlig genervt meine time line zwar einhielt, aber mich im Nachhinein in den Hintern beißen konnte, nicht den Weg über Schön gewählt zu haben. Länger hätte ich für die kurvenreiche Strecke auch nicht gebraucht.
13:00 Uhr alte Brennerstraße, endlich kann der Tag beginnen. Ich fühle die Gegenwart nicht mehr Zukunft oder Vergangenheit, :jubel: Yiihaa.
Ein letzter Kaffee aus der eigenen Kanne, eine genüssliche Fluppe, die action cam wird eingeschaltet, aber was ist das, Akku leer. Kruzifix noch einmal, geht der Mist schon wieder los. Tatsächlich, ein zu 100% vollgeladenes Akku verweigert mir den Dienst. Ein kurzer Austausch und sofortiger Test ergab, alle anderen 4 Akkus funzen einwandfrei, ich murmel nur: made in Taiwan und schmeiß es weg. Gewichtsreduzierung durch Schrottentsorgung. Ich schau mir meine Versys an und muss lachen. :] Sie ist mit 3 mal mit 45l Koffern, Gepäcktasche 75l und Tankrucksack ca 30l bepackt, da macht das Akku echt ne Menge. Zum Glück hatte ich es mittig gelagert, muss mir also keine Gedanken darüber machen ob ich jetzt eine Balanceveränderung wegen des fehlenden Akkus habe, hi hi.
Ich bin bereits wieder bestens gelaunt und setze meine Reise fort. Mit dem begehbaren Kleiderschrank auf meiner Versys wedele ich die alte Brennerstraße entlang und genieße die Fahrt. Endlich habe ich auch kaum noch Verkehr und kann mein Tempo mit dem Lastesel fahren. Beeindruckend der stets wiederkehrende Blick auf die Brennerautobahn, mal neben mir, mal unter mir, aber meist atemberaubend über mir. Woran erinnert mich diese Streckenführung nur? Ach ja, an die alte Gotthardstraße. Es beeindruckt mich immer wieder, wie Menschen mit Brücken, Hochtrassen, Tunneln und Galerien, die sonst unwegsame Berglandschaft vernetzen damit Menschen und Güter, Energie und Informationen, schnell an ihre Ziele gelangen.
Ich aber muss jetzt nicht mehr schnell an mein Ziel kommen und wähle, auch wegen des wieder stärker werdenden Verkehrs auf der Bundesstraße, den Staller Sattel als ersten Bergziegen Pass für diesen Motorradurlaub. Doch bei der Zufahrt durchs Antholzertal bemerke ich immer mehr Schilder, die mir raten, umzudrehen. Der Staller Sattel ist zu. Ich habe seit heute Nacht genügend Zeit eingespart um das mit eigenen Augen prüfen zu wollen. Jetzt zurückfahren hieße, alle bereits überholten Karawanen auf der Bundesstraße wieder vor mir zu haben. Nöö, dann lieber nen Kaffee und ne Fluppe unten am Antholz See bei der Ampelschaltung nach Österreich hoch.
Doch siehe da, die Straßenwärter sind noch vor Ort und beseitigen gerade die letzten Barrieren, checken die Ampelschaltung, stellen noch eine Leiter an die Ampel und putzen die Gläser leuchtend blank, all dies hieß für mich: Ich bin der erste der dieses Jahr über den Sattel durfte. Poleposition hatte ich schon mal hier, aber Jahrestaufe, wenn das mal kein Yiihaa wert ist. Die Männer in orange funkten noch kurz mit Ihren Kollegen oben am Sattel ein paar Worte hin und her und pünktlich um halb gings mit einem superlautem :jubel: Yiihha auf die frisch gesäuberte Strecke (bei min 30. darf man 15 min lang von Italien aus und bei min 0 darf man 15 min lang von Österreich aus den Sattel befahren).
Ein Heidenspaß, ich schälte mich ohne Druck von hinten, die engen steilen Kurven und Kehren hinauf und traf währenddessen spontan die Entscheidung am nächsten Tag Reifendruck, Kettenspannung und Fahrwerkseinstellungen zu ändern. Mit ohne Gepäck bin ich den Sattel noch nie gefahren und mit mit Gepäck muss man ganz schön ochsen. Oben dann Genuss pur, wieder fast allein auf dem Planeten. Grübelnde Gedanken an den Job und Familie waren zwar noch den ganzen Tag über vorhanden, lösten sich aber von Moment zu Moment immer mehr in Luft auf. Mit Momente meine ich Situationen in denen ich eine Kurvenkombination, eine Kehre mit Panorama, über eine Kuppe oder an einer Schlucht entlang sauber und 100%ig eins mit der Versys fahre.
Ich gönne mir trotz Vollbeladung der Versys ein wenig off road am See des Staller Sattels, Resto ist noch zu, kein Mensch ist zu sehen. Auf die Uhr schau ich nicht mehr, ich beschließe spontan, mir auch noch Kals am Großglockner anzuschauen bevor ich wieder auf die Reiseroute wechsle. Die Abfahrt vom Staller Sattel wurden von Niesel/- bis leichtem Regen begleitet, deshalb nur Pflichttempo ohne große Emotionen (was bei den Bergpanoramen und Talblicken kaum möglich ist) ich will das nächste Zwischenziel Kals erreichen. Die Kurven nach Kals hoch, machen allerdings so viel Spaß das ich in Kals bereits umdrehe um sie nochmal zu fahren. Der Belag ist eher trocken als nass, trotz aller Freude halten mich zwei Rutscher mit dem Hinterrad nüchtern und erinnern mich wieder an mein Vorhaben am Fahrverhalten der Versys morgen früh etwas zu verändern, ich beschließe die Kurvenräuberei abzubrechen und mich wieder der Pflicht zuzuwenden.
An der Westseite des Großglockners entlang geht’s wieder runter ins Tal nach Matrei und nun steuer ich den letzten Tagespunkt an, zu meinem Freund Günther (max).
:friends: Lienz wäre ja bald mal meine neue Heimat geworden und so genieße ich jeden weiteren km und bin sehr emotional. Bei Günther angekommen werde ich direkt von 4 Generationen Günthers´ Familie begrüßt und bin inmitten liebster Menschen. Ich selber habe nach dem Sprung aus dem Sattel doch starke motorische Einschränkungen und traue es mir nicht zu, trotz mehrfacher Einladung, mich bequem hinzusetzen. Ich befürchte einfach, dass ich nicht mehr hochkomme wenn sich meine Muskeln erst mal an die Entspannung gewöhnt haben. Ok, ich bin seit 14 Std. im Sattel und nur zum tanken, futtern, trinken und LuLu machen von der Versys gestiegen (rauchen tu ich ja während der Fahrt), da haben alle Verständnis für meine Bedenken und lassen mich in Hocke knien, so hab ich meinen Schwerpunkt schön tief unten, zum stehen bin ich zu wackelig. Gute Gespräche unter zwei guten Freunden beendeten den Abend, wir verabschiedeten uns voneinander, alle meine Gastgeber waren ab morgen früh ausgeflogen, ich durfte aber noch bis Samstag, Beginn des Kärntentreffens, bei ihnen als Gast bleiben. Letzter Tausch einiger Akkus in den Ladestationen und dann schlief ich ein bevor mein Kopf das Kissen erreichte.
:sleep:

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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#2 Beitrag von Dedra »

Servus Thomas,
sehr schön geschrieben - aber bitte, was machst Du im KH? Wünsche Dir auf alle Fälle gute Besserung und das Du rasch wieder auf die Füße und Deine Versys kommst.

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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#3 Beitrag von locke »

Hallo Thomas,
schöner Bericht und vorallem gute Besserung was auch immer Dich im KH festhält.
Gruß Heiko
Gruß Locke
Versys fahren macht frei, darum hatte ich zwei
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Aktuell versuche ich mich mit der Versys von BMW :D
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everyday
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#4 Beitrag von everyday »

Ja Dankjewell!!!
Tja, was mache ich im KH?
Das frage ich mich auch, es fühlt sich an wie ein Faserschuss durch meine Eingeweide. Mit Schmerzen und Fieber kam ich und häng noch jetzt am Antibiotikatropf. Untersuchungen laufen noch. Die Ärzte erzählen meiner Frau was von OP, sie kennen mich aber nicht. Meine Frau schon. Sie erklärt ihnen das sie nicht operieren werden und mit Alternativen rüber kommen müssen. Würde mein Lieblein das so nicht tun, würde ich ihr die Vollmachten entziehen, das weiß sie und handelt so (oft widerwillig) in meinem Namen, ich liebe sie. :)


02. Tag Donnerstag 26.05.2016

Gitarrenmusik ist das erste was ich höre an diesem Morgen. Was, wie, wo bin ich????
Ach ja in Lienz/Osttirol, die Gitarrenmusik kommt aus meinem Wecker. Nach der geistigen Landung mache ich jetzt vorsichtig ein Auge auf und schaue aus ca. 20cm Entfernung auf meinen E1 Klapphelm, der lag über Nacht zum aufladen des Headsets, auf einem umgedrehten Papierkorb neben meinem Bett da ich die Nachttischsteckdose nutzen musste, in den anderen Steckdosen waren schon Mobiltel. Navi und Powerpacks.
Jo, ich bin in Lienz, ein Blick durchs Zimmer und mein Körper schnallt es auch. Meine Seele jubelt schon ganz aufgeregt: Geburtstag, Geburtstag, Gebuuuuuuurtstaaaaaaag, :herzlichenglueckwunsch:

Ok, die drei (Geist, Seele und Körper) sind wach, jetzt muss ich sie im Einklang bringen, also raus aus der Koje.
Heidewitzka, heute werde ich 51 Jahre jung, meinem Körper der faulen Sau ist das egal, er fühlt sich alt an und braucht erst mal Kaffee.
Nach Dusche und Kaffee, kriege ich ne kleine Kriese, die Kombi Headset, Mobiltel. und Navi lässt sich nicht koppeln, bzw. koppelt sich nicht automatisch. Nach einigen Versuchen mache ich den Läppi an, habe ja Bedienerheft als pdf. dabei und stecke noch ne Kapsel Mocca in die Maschine, zieh mir das Heißgetränk rein, lese, probiere und fluche fleißig. Nach 1 Std. entscheide ich mich den Kram wieder aus dem Helm herauszupulen und auf das Headset zu verzichten, ich ärger mich doch nicht im Urlaub, erst recht nicht an meinem Geburtstag.
Also ab zur nächsten Tanke. Kette, Fahrwerk und Reifendruck werden abgestimmt und ich mach mich auf nach Italien. Zuerst peil ich den Plöckenpass an, dazu darf ich erst mal an den Lienzer Dolomiten entlang nach Oberdrauburg fahren. Dort biege ich rechts ab und nehm den Gailbergsattel unter die Räder. Ich merke wie ich gierig nach Adrenalin werde und das schon nach der ersten Kurvenkombi. Also, durchatmen, kurze Körperentspannung und los geht’s, die Einstellungen an der Versys müssen getestet werden. Außerdem bin ich ja fast ohne Gepäck unterwegs. Mit Kette und Fahrwerk bin ich zufrieden, aber der Reifen ist durch. Egal, für mich reichts, denk ich mir, ich ärgere mich heute nicht.
Ich brenne ein solches Feuerwerk den Gailbergsattel aufwärts ab, dass ich mit genügend Adrenalin im Wesen den Sattel wieder herunter cruise. Das ist aus zweierlei Dingen gut, erstens mal schön, die duftende Morgenluft einzuatmen und nicht im Highspeed in die Lungen gepresst zu bekommen, und zweitens weil sich, für mich wegen tiefstehender Sonne kaum sichtbar , die Rennleitung wieder mal kurz vor Kötschach Mauten, mit ihrem Laser aufgebaut hat.
Beim auf sie zufahren, blicke ich durch sie hindurch, dahinter ist nämlich schon der Plöckenpass erahnbar. Ich darf ohne Kontrolle weiter am Rennen teilnehmen und freue mich auf Bella Italia.
Günther (max) hat mir gestern eine kleine Insidertour verraten und die will ich jetzt schnellst möglich beginnen.
Also mache ich mir bei der Auffahrt zum Plöckenpass keine Freunde, alles was im Weg steht (ähhh fährt, ähhhh heizt) wird gnadenlos pulverisiert. Keiner hat eine Chance gegen meine Versys. Die Klopperstrecke kann keiner besser, trotz KackABS (man muss nur wissen wann es versagen wird und sich drauf einstellen), ich nutz jeden mm um mich mit meinen zwei 45l Koffern dran vorbei zu pressen.
Oben angekommen verzichte ich auf eine Pause, jetzt weiß ich ja, dass der Belag wieder besser wird und kann bei der Abfahrt die Leichtigkeit des Motorradfahrens ausüben. Bei der Auffahrt zum Plöckenpass ist es so: wenn Du die Leichtigkeit spüren willst haut es Dich aus dem Sattel/der Kurve/von der Strecke. Die Auffahrt ist richtig harte Maloche, die Abfahrt dagegen ist ein Gleiten mit den beiden Hälften des Motorrads (die obere Hälfte everyday und darunter die 650er Versys). Ne Menge Kehren, teilweise in Tunneln und Galerien und der Ausblick in die friaulschen Berge lassen jedem Biker das Herz aufgehen.
An einer Tanke in Paluzza versuche ich letztmalig aus dem Reifen etwas rauszuholen, aber im Laufe des weiteren Tages fällt die Entscheidung, das Risiko (Ausschuss durch die Rennleitung und Sturzgefahr) den Reifen noch einen Tag länger auf der Felge zu haben, ist mir zu blöd. :fool:

Ich fahr Günthers Insider Strecke über kleinste Straßen ohne Mittellinie und Verkehr und lande überraschend schnell in Ampezzo. Dort schaffe ich es, obwohl Feiertag, obwohl Mittagszeit, einen Liter Kühlflüssigkeit zu kaufen. Ich schraube im Schatten meine Versys auf und befülle den kleinen Tank. Die Lampe war heute ein/zwei mal zu oft an. :x
Normalerweise wäre jetzt der Lago di Sauris das nächste Ziel, aber das muss ich ja nicht jedes Jahr machen.
Ich nehme über den Passo di Mauri die Dolomiten von Südtirol ins Visier. Ich fasse es nicht wie toll die Strecke ist. Tangokurven die mich durch die Gegend wirbeln, tolle Bergpanoramen, enge und steile Passagen wechseln sich mit Bergkammstrecken ab, und dann geht es wieder durch neue, mir bisher unbekannte Täler, dann darf ich mich wieder einen Bergkamm hoch winden und diesen dann kilometerlang entlang fahren. Bei Lozzo Di Cadore liegen mir dann die Dolomiten Südtirols zu Füßen, mein Atem stockt zwar nicht, aber irgendetwas verändert sich wieder in mir und fühlt sich gut an. Holy Moly, geiler Ausblick.
Yiihaa, Geburtstag, Geburtstag die Seele jubelt, der Geist ist hellwach, der Körper ist brav und tut seinen Dienst.
Ich schau mir die drei Zinnen von drei verschiedenen Seiten an und bin begeistert von dem Tag. Alles klappt, essen, trinken, rauchen, Kartenlesen, Fernbedienung der action cam, Akku/- und SD Karten Tausch alles völlig tiefenentspannt.
Deshalb entscheide ich wieder spontan die weitere Tour abzukürzen und meinen Lieblingsplatz aufzusuchen. Die Panoramaveranda von der Dolomitenhütte in Osttirol.
Gut, es sind noch ein paar Pässe dazwischen und die Pustertaler Höhenstraße kann ich auch nicht unbenutzt liegen lassen und so brauche ich 3,5 Std. bis ich meine Kaspressknödelsuppe und mein alk.frei. Hefeweizen vor mir stehen habe. Ich unterhielt mich mit Gästen und Betreibern der Dolomitenhütte, wurde wiedererkannt, auf meinen 50. Geb. letztes Jahr am selben Ort angesprochen und ich tippte in einer ruhigen ¼ Std. meine Antworten auf die elektronischen Geburtstagsgrüße ins Mobiltel. Eigeladen von fremden Gästen und von den Betreibern der Dolomitenhütte brauchte ich mich vor der Abfahrt auch nicht finanziell verändern, alles war bereits ohne meines Wissens bezahlt. Ach ist das Leben doch schön. Versprochen, ich komme wieder.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt, Sixpack Pils an der Tanke, Landjäger und Laugengebäck im Discounter, der Abend allein und ohne mein Liebchen in Osttirol, er war trotzdem gerettet. Akkus aufladen und Speicherkarten entladen, gehörten von nun ab zu meinen täglichen Jobs vor dem Schlafengehen. Prost und gute Nacht. :cheers:

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Zuletzt geändert von blahwas am 2. Jul 2016 10:04, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#5 Beitrag von Schlappi66 »

Hey Thomas,
schön geschrieben.Hoffe du kommst schnell wieder auf die Beine.
Gute Besserung und liebe Grüsse Sylke
Mit dem Auto bewege ich meinen Körper, mit dem Motorrad meine Seele!

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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#6 Beitrag von Dedra »

Hi Thomas, wenn die keine Diagnose stellen können dann check doch mal ob Du einen Stich von 'ner Zecke hattest... das wurde meinem Vater zum Verhängnis, erst nach mehrmaliger Auffforderung wurde sein Blut auf Borrelien getestet und das ergab dann das er tatsächlich unter Borreliose leidet - Krämpfe, Schmerzen, Fieber, z.T. Lähmungserscheinungen in den Beinen, allgemeine Schwäche... erst als er die richtigen darauf abgestimmten Medis bekam wurde es besser - toi, toi, toi - alles Gute.
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#7 Beitrag von everyday »

Danke der Nachfrage und den Tip. Hab das jetzt im Griff, nur die Ärzte noch nicht, ich häng leider am Antibiotiker Tropf, dieser Weg darf jetzt nicht unterbrochen werden sonst wär ich schon wieder zu Hause. OP lass ich nicht machen. Bitte nix mehr zu dem Hinweis KH posten, das versaut mir die Freude am Leben. :D IHR kennt mich. 8-) Ich hab noch was vor. :]

03. Tag Freitag 27.05.2016
Sodale, heute schnalle ich schneller wo die Gitarre erklingt und hüpfe förmlich aus dem Bett. Reifenwechsel, Besuch bei Freunden, Vorbereitungen im Hotel, ich will nach Käääärnten.
:jubel:
Telefonisch terminiere ich den Vormittag noch von Osttirol aus und anstatt übern Gailberg nach Kärnten zu hüpfen entscheide ich mich heute für den Kreuzbersattel. Durchs Drautal ab nach Greifenburg und dann merke ich schon WIEDER nach der ersten Kurvenkombi zum Weißensee hoch, das Verlangen nach mehr. Dabei verteile ich das letzte vorhandene Gummi meines MPR4 am Berg, vor allem aber bei der Abfahrt nach Weißbriach schone ich nichts und niemanden. Ich liebe es bereits wenn `ein´ Plan funktioniert, wenn aber mehrere Pläne funktionieren ist man stressfrei im flow und alles macht Sinn. Mein Reifentausch dauerte zwei Fluppen und einen Kaffee lang. Ich sagte dem Reifenhändler in Hermagor das er mir das raufmachen soll was er da hat, hatte halt keine Wunschmarke vorbestellt. Es wurde der Road Smart 3 aufgezogen, nicht lange drüber nachdenken, abdafür, erst recht keinen Reifentest oder Reifenfred im Forum dazu lesen, ab zum Nassfeldpass und einfahren die Pellen.
Zu meiner Freude stellte ich fest, dass der Pass im unteren Bereich einige sinnvolle Glättungen erhalten hat, danke an die Gemeinde. Nach der Galerie aber dann eine Baustelle, Ampelschaltung bzw. Fähnchenschwenker und danach erwarteten mich wie gewohnt, die härtesten (aber bekannten) Klopperkurven der mir bekannten Alpen ;-)
Im Hotel oben angekommen, kurz den Reifen begutachtet, ihn auch zufrieden gestreichelt und dann ab ins Hotel, die Trompeten auspacken und putzen, KAWASAKI VERSYS TREFFEN wo ist der grüne Teppich. Hmmm, komisch, man ist überrascht, unvorbereitet, unorientiert. Ich traf zwar überall bekannte Gesichter des Hotelteams doch keiner wollte so richtig mit der Sprache raus und ich wurde innerlich langsam garstig :think: . Was ist nur los? Ach so, Martin ist nicht im Gartnerkofel, er hat ne Knie OP und liegt im Krankenhaus. Dann kam auch Revert (Gastronomiechef des Hotels) und begrüßte mich. Er fragte was man mir denn schon alles gesagt hätte und ich wurde schon zum zweiten mal stutzig.
Nachdem mir Revert alle weiteren Veränderungen mitgeteilt hat :x , schluckte ich auch diesmal meinen Ärger herunter und wollte endlich die Zabels sehen. Sie waren über nacht angereist und laut Rezeption auf ihrem Zimmer. Klopf klopf, ……warten……… KLOPF KLOPF……..nix, es machte mir keiner die Tür auf. Gute Nacht ihr Lieben, dachte ich für mich, schön das ihr da seid und wendete mich leise ab.
Also auf geht’s, auf nach Bella Italia, die Grenze ist ca 200 Meter vom Hotel entfernt und ich musste den Passo Pramollo testen. :jubel: Yiihaa, wie immer ein Erlebnis den Pass zu fahren. Man fühlt sich zwischen den steilen Felsschluchten oft so winzig klein, unten heile angekommen aber ganz groß.

So, ein neues Ziel wollte von mir entdeckt werden. Der Schleierwasserfall bei Paularo ist mir in den Sinn gekommen, gehört hab ich von ihm, gesehen aber nur auf Bildern. Trööröö, ein Luftstoß in die Trompete denn ich `muss´ dafür über den Lanzenpass. Beim hochfahren steht eine Gruppe mit Reisemotorrädern verzweifelt auf der Straße. In einer geschotterten Rampe hatte einer von ihnen sein Bike abgelegt und man begutachtete Schäden an Fahrer und Fahrzeug. Ein von mir nicht ganz ernstgemeintes: „kann ich helfen?“ wurde dankend abgelehnt. Ich hüpfte mit meiner bekofferten Versys durch die Zweiraddampfer hindurch und setzte meine Fahrt genüsslich fort (gemüsslich heißt am Lanzenpass so viel wie: `gib alles, sonst hauts dich auch hin´).
Tja schlechtes Zeitmanagement, noch vor erreichen des Passscheitels ging einem Akku die Puste aus und ich musste wechseln. Diesmal war ich mit dem Akkuwechsel nicht so schnell wie ich wollte und schon hörte ich das Dilemma ankommen. Der Reisedampferexpress tuckerte in seiner gesamten Länge an mir vorbei. Am Lanzenpass überholen ist tricky, das wollte ich vermeiden und packte Stullen und Getränke aus. Dann mach ich mal jetzt Pause.
Bei der Abfahrt vom Lanzenpass runter nach Paularo schloss ich trotzdem wieder auf die Gruppe auf. Sie mussten gekrochen sein, wie war das sonst möglich? Das Gasthaus oben auf der Passhöhe war ja schließlich zu. Naja, sie rollen ja nur bergab, das halte ich schon aus. Erst war ich willig, aber das Tempo ging gar nicht. Noch eine Pause wollte ich auch nicht machen.
Ehy Leute, was ist los? Keinerlei Andeutung meiner Nettigkeit von vorhin entgegenzukommen? Keinerlei Andeutung mir ein gefahrloses Überholen anzubieten?
Ich mache mich jetzt deutlicher bemerkbar und zeige mein Anliegen unmissverständlich an. Null Reaktion. Ich gebe doch deutlichste Signale. Null Reaktion, im Gegenteil, die zwei vor mir machten sich breiter als zuvor. Ok, dann eben auf die harte Tour. :finger: Mein reichlich gefüllter Wortschatz an Schimpfwörtern würde jetzt hier reinpassen, besser ist es aber ala Obelix zu schreiben: die spinnen doch die …………….Reisedampferrömer.
In Paularo kurze Orientierung ich will nicht auf die Talstraße, ich will in den Bergkamm. Zufrieden bemerke ich, wie meine Ortskenntnisse von Kärntentreffen zu Kärntentreffen immer besser werden, die gesuchte SP 40 wird direkt und ohne Umwege angesteuert. Am Ortsausgang von Salino, mitten in einer Kehre dann der Schleierwasserfall. Mit feinsten Schleierfäden ergießt sich ein Bächlein entlang zweier Felswände in die abgezäunte Kehre und die Vegetation ringsherum erinnert schwer an Dschungel, Paradies, an Märchenwelt. Yiihaa, ein neuer Anlaufpunkt nicht weit vom Hotel entfernt (ca. 1 ½ Std.) ist entdeckt und wird ab heute Bestandteil des Lanzenpasses. Die gefühlten 100 Wechselkurven die nach Salino Richtung Tolmezzo führen, sind für alle Nutzer des Bergkamms eine wahre Freude. Wie Schwalbennester sind die kleinen Ortschaften in den Bergkamm gebaut und es geht kilometerlang nicht einmal geradeaus. Und wir Deppen haben bisher immer die Talstraße genommen. Ich stelle fest das der Road Smart klebt wie Sau. Am Passo Pramollo und am Lanzenpass gab es keine Gripteststrecken, hier auf der SP 40 lasse ich es mal so richtig krachen. :jubel: Yiihaa

Wenns am schönsten soll man nach Hause gehen, in meinem Fall fahren. Ich konnte mich jetzt entscheiden, entweder wieder zwischen Südtirol und Friaul ins Pustertal, oder aber über den Nassfeldpass zum Kreuzbergsattel (diesmal nämlich mit neuen eingefahrenen Reifen). Ich entschied mich für zweiteres und steuerte die Sella Chereschaitis an. Ob ich den Namen (Chereschaitiris) jemals richtig geschrieben habe weiß ich nicht, iss mir auch Latte. Um nach Moggio zu kommen muss man jetzt das Kanaltal nehmen, fahrerisch nicht erwähnenswert sogar eher vergessenswürdig, aber landschaftlich ein Hammer. Dieses von Schmelzwasser ausgespülte Tal ist so gigantisch breit, da werde ich wieder ganz klein.
Aber ich bin zum Motorradfahren hier und nicht zum Fotografieren. Also zische ich unauffällig und ohne Stopp durchs Kanaltal und bei Moggio erwartet mich dann mit einer von weitem sichtbaren Festungsanlage die Sella Chreresiatis.
Von der Seite (also von Süden her) bin ich den Pass vor 5 Jahren zum letzten mal gefahren, schön das man im Laufe des Lebens vergessen darf. Vergessen ist ein geiles Tool vom menschlichen Wesen. Mir kam der Pass wie noch nie befahren vor, erst zum Schluss, runter nach Pontebba blickend, rückten sich wieder die Erinnerungen in die aktuellen Gehirnwindungen.
Der Passo Promollo ist bei der Auffahrt einer meiner Lieblingspässe, mit der Fahrwerks/-und Fahrereinstellung `Jagdmodus´ fetze ich zum Hotel hoch. Diesmal klopfe ich nicht bei Zabels an der Tür, sondern checke ohne anzuhalten die Anwesenheit ihrer weißen Versys in der für uns Versyaner reservierten Tiefgarage. Ausgeflogen, tja, so sind se die Zabels. Motorradfahren ist ihre große Leidenschaft und ich bin etwas enttäuscht sie nicht begrüßen zu dürfen. :(
5 min später kommen die beiden mir aber dann doch noch am Nassfeldpass entgegen, heftiges winken, schnelles drehen, und dann herzliche Begrüßung mit kräftiger Umarmung. :3er: Ich freue mich wie Bolle die beiden zu sehen, wir verabreden uns zu einer kleinen Tour auf die Poludnigalm. Carola nimmt die eingekauften Lebensmittel mit aufs Zimmer und mein Namensvetter Thomas steuert mit mir wieder den Nassfeldpass an.
Ich freu mich wieder im unteren Bereich des Hauspasses vom Kärntentreffen über die Ausbesserungen der Straße und wir steuern unten im Gailtal als erstes die Eggeralm an.
An der Einfahrt zur Garnitzenklamm lasse ich Zabel vorbei, ich hab die action cam eingeschaltet und filme die Auffahrt. Die Straße hat viele Unebenheiten , man steigt aber spektakulär schnell durch den bewaldeten Hang auf über 1.300 müM. hinauf und an einigen Punkten hat man einen Hammerblick übers Gailtal mit Pressegger See. Bei Gegenverkehr hüpfte Zabel einmal kurz durch die Botanik, aber er meisterte die ungünstig geschaffene Lage perfekt und unterließ es anzuhalten. Sekundenschnell zeigte er mit Daumen hoch an, das er sich gut fühlt und drehte fleißig weiter am Kabel. Hut ab, bestens bereinigt, die Strecke zu verlassen ist immer ein Glücksspiel und Zabel hatte im Untergrund nicht unbedingt einen Joker gezogen. Ich Depp wäre mit meiner Blickführung fast hinterher gefahren hatte aber schon Tempo reduziert.

Ab der Eggeralm fahren wir aus Respekt vor der Idylle so langsam wie möglich am Almsee entlang zur Dellacheralm, lassen diese aber links liegen und schrauben uns langsam und genüsslich hoch zur Poludnigalm. Unterwegs gehen wir noch ein befristetes Arbeitsverhältnis als Cowboys ein, wir müssen einigen Jungrindern das Gefühl geben, das Motorräder die Stärkeren sind. Die Halbstarken hatten noch nie zuvor Motorradfahrer gesehen und verhielten sich entsprechend. Durch wildes Umherlaufen auf der Straße brachten sie nur sich in Gefahr. Um sie von der Straße zu bekommen mussten wir neben sie fahren und dann auf den sicheren Straßenrand zu lotsen. Ein kräftiges Yiihaa konnte ich mir nach getaner Arbeit nicht verkneifen, die älteren Kühe betrachteten die Situation schließlich auch eher schmunzelnd oder aber total desinteressiert. Später hatten noch andere Besucher ähnliche Erlebnisse bei der Auffahrt zur Alm.
Oben auf der Poludnigalm angekommen wie gewohnt ein 300 Grad Rundblick auf die karnischen Alpen direkt zu unseren Füßen, in weiter Entfernung einige 3.000er Österreichs, Richtung Osten der Dobratsch mit seiner Abbruchkante, Gerlitze und Nockberge, die julischen Alpen. Wir befanden uns exakt auf dem Grenzkamm zwischen Österreich und Italien mit Blick bis nach Slowenien.

Gute Gespräche, begleitet von einigen Fluppen, Fotoshow und dann machten wir uns auf, den zum Teil geschotterten Fahrweg wieder an den Almen vorbei, runter ins Gailtal.
An der Bundesstraße angekommen kurzer Abschied, ich fuhr noch zu Freunden am Pressegger See und Thomas fuhr zu seiner Carola. Alles gut.
Der Besuch bei den Freunden entpuppte sich als ein Abendessen, Hausmannskost aus dem Ruhrpott, ich sach Euch, lecker wie bei Muttern.
Im dunkeln ging es wieder über den Kreuzbergsattel und ich kam wildunfallfrei in Lienz an.
:drink: Bierchen, :smoke: Kippchen, tschüss und gute Nacht. Ich war platt wie Harry. :sleep:

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Zuletzt geändert von blahwas am 2. Jul 2016 10:03, insgesamt 3-mal geändert.
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everyday
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#8 Beitrag von everyday »

Johannes hat mir zwar erklärt wie man Bilder zwischen den Textzeilen einfügt, ich hab aber noch keinen Erfolg mit meinem Tun, sorry. :dizzy:


04. Tag Samstag 28.05.2016

:jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
Offizieller Beginn des 4. intern. Kärntentreffens des Versysforums.de
Ich wart seit Wochen, auf diesen Tag
und tanz vor Freude, über den Asphalt.
Ich möchte nicht wissen, wie vielen Teilnehmern dieser Song heute durch den Kopf schießt wenn sie sich Kärnten, nach und nach nähern. Einige sind schon gestern im Hotel angekommen, neben den bereits erwähnten Zabels unter anderem HG und vBong. Letztes Jahr noch EZ dieses Jahr schon DZ. So muss datt, ich freu mich riesig für beide und war mit diesem Gefühl auch nicht alleine.
Dazu muss jetzt noch geschrieben werden, die Wiederholungstäter beim Versystreffen, egal welches, sind ein sehr herzlicher Haufen. Egal wie hart die Schale bei einigen auch sein mag, in allen steckt diese Herzlichkeit. Egal wie schwer die Verständigung untereinander auch mal ausfällt. Sei es durch Fremdsprachen (und dazu zählt man auch eindeutig Dialekte)  oder durch unterschiedliche Meinungen, man rauft sich stets zusammen und hilft sich gegenseitig. Das jetzt mal auch aus zwei EZ ein DZ wird ist doch bezeichnend für die guten klimatischen Verhältnisse auf den Forumstreffen.
Wo war ich, ach ja, genau wegen dieser Herzlichkeit freute ich mich so sehr auf ein Wiedersehen und `checkte´ früh morgens in Lienz aus. Mit einer Abschiedsträne im Auge zog ich die Tür zu und deponierte den Schlüssel am vereinbarten Platz. Wann sehen wir uns wieder? Dieser Gedanke begleitete mich während ich an den Lienzer Dolomiten entlang fuhr. Um den Schmerz zu verkürzen setzte ich am Gailbersattel über, raus aus Osttirol, rein nach Kärnten. Da lag der Gaile Pass wieder vor mir, kurz über den Fluss Drau gehüpft und mit voller Vorfreude rein ins Kurvenvergnügen. Anders als vor zwei Tagen hatte ich diesmal frische Reifen. Aber ich hatte dieses mal meine Schrankwand aufgesattelt, dass hieß aber nicht, dass ein gutes Motorrad, bestückt mit frischen Reifen und einem ortskundigen Fahrer oben drauf, wegen der hohen Zuladung, Abstriche beim Renntempo machen sollte. Klar komm ich auf den Geraden sonst schneller bergauf, aber mit der Versys Kurven zu räubern, egal wie steil der Anstieg auch sei, egal wie eng oder uneben die Kurve auch ist, hey Mann, man sitzt auf einer Versys. Die bringt einen schneller in den Flow als von den meisten gedacht. Tja, unterschätze nie eine Versys mit einem/einer guten Fahrer/in oben drauf. Er/Sie kann sich durchaus in ein fremdes Gedächtnis brennen. 
Das ist mir auch an diesem Tag wieder so ergangen als ich eine Motorrad Reisegruppe aus Deutschland überholte, 7 Maschinen in 3 ½ Kurven und der Schwimmer meines Adrenalinpegels schlug freudig oben an. Saubere Arbeit, wieder eine Versys verkauft dachte ich und überlege mir während der Cruiserfahrt den Berg runter, mal bei Kawasaki endlich Boni einzufordern. 
Hoffe Johannes erinnert mich auf den Kawasaki Days daran. Dort sind wir eingeladen und Johannes postete die Einladung kurz vor Beginn des Kärntentreffens, wird sicher ein Gesprächsthema auf dem Treffen. Sehr gut, Gesprächsthemen über die Versys und das Motorradfahren sind ja Gründe warum Treffen überhaupt organisiert werden.
Treffen, treffen , ja ich will die Freunde treffen, ich verzichte deshalb auf die Besichtigung der Gailtaler Schattenseite und zische die Bundesstraße zum Hotel hin. An der Tanke wird mein Wunsch bereits erfüllt und ich checke nicht erst mal oben, auf 1.500 müM. im Hotel ein denn an der Tanke in Tröpolach herrscht reger Betrieb aus dem Versysforum. Wiedersehensfreude pur, mir stockt der Atem ich kann kaum sprechen. Gemeinsam wollen wir an Höhe gewinnen, es wird schwül im Tal.
Ich lass mein Topcase und meine Gepäckrolle an der Tanke und wir fahren über die Schattenseite Richtung Osten. Erstes Zwischenziel ist die Freistritzalm am Oisternig. Sie bietet kühlen Getränke und ein ähnliches Bergpanorama wie gestern die Poludnigalm.
Es wird erst schottrig, dann waldig feucht, erste Rinnsale werden überquert, es wird steiler und bevor uns der Berg noch mehr einsaugt, meldet sich meine Temperaturanzeige in ROT.
Stopp, rätsel hier und rätsel da, Kippchen, erste Fragen ob wir hier richtig sind sausen hin und her und dann kommt doch tatsächlich ein Auto den Berg rauf. Da der Fahrer sowieso warten muss solange wir dafür brauchen unsere Bikes save zu stellen, wird er nach seinen Ortskenntnissen befragt. Aha, okay, wir müssen drehen. Das machen wir bei den Tausendern aber mit zwei Personen und ohne Motorhilfe.
Der richtige Weg zur Alm hinauf wird zwar nicht viel besser, aber wir schaffen es mit ein zwei Unterbrechungen wegen meines Rotlichtviertels im Display alle gesund und ohne Umfaller bis nach oben. Ich bin bereit die Lampe zu ignorieren da wir nach vielen Tests und dem Abschrauben meiner Kühlerverkleidung alle überzeugt sind, dass das Kühlsystem der Versys iO ist und ich dem Sensor nicht vertraue. Fällt mir schwer und ich kleb die Lampe mit Isolierband zu. Im Kopf war ich allerdings noch nicht so cool wie ich äußerlich schien. Egal, wir waren oben auf der Alm.
Dort verschwatzen wir uns eine lange Zeit und ließen uns bei fantastischer Aussicht, die Getränke von der Alm schmecken. Eine unspektakuläre Abfahrt, eine Regenfahrt zurück nach Hermagor, und nachdem ich in Tröpolach wieder mein Gepäck zugeladen hatte, ging es rauf ins Hotel.
Eine kleine Gruppe folgt mir noch zur Watschinger Alm, sie liegt höher als dass Hotel.
Moni und fransjup fahren mit mir sogar noch ein Stück den Hauspass runter zur italienischen Seite.
Da mach ich mir einen Spaß und leih mir an den Streckensperrschildern kurz fransjup´s Militärkäppi. Ich schocke zwei Motorradfahrer die "durch die Sperrung fuhren" und deutete eine Verkehrskontrolle an. Nach kurzem Schock für die zwei Fremden ließ ich sie aber lachend und ohne eintreiben des sonst üblichen Bußgelds von €300,- weiterfahren. Wir drei aber machten kehrt und hielten noch hier und dort, mal für Lulu-Pausen, mal um ein schönes Bergpanoramabild zu schießen. Dann aber wurd es Zeit einzuchecken.
Auch dort herrschte reges Treiben aus dem Versysforum.de
Ich checkte aber erst mal ein, und machte mich frisch. Man hatte ich einen Kohldampf.
Der Abend verlief wie gewünscht, alle freuen sich hier zu sein. Die Veränderungen im Hotel schmecken uns zwar nicht, aber wir machen das Beste draus und lassen uns die gute Urlaubslaune nicht verderben.
Oben im Zimmer angekommen entlade ich wieder Speicherkarten und belade die Energieträger.
Der Blick aus meinem Hotelzimmer ist der Hammer, das Bad ist für Zwerge. Egal, ich bin in Kärnten, mögen die Spiele beginnen.
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Moni 20160528_161123.jpg
Zuletzt geändert von everyday am 3. Jul 2016 20:06, insgesamt 1-mal geändert.
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everyday
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#9 Beitrag von everyday »

05. Tag Sonntag 29.05.2016
Yiihaa, ich hab perfekt geschlafen, es regnet, mir egal. Ich habe Gottfredls Rat befolgt und mir einen elastischen Regen Zweiteiler vor Kärnten gegönnt.
Mein alter Stormcaser war durch, 8 Jahre im Gebrauch eines Vielfahrers, er hatte die beste Zeit hinter sich und mit frühem Blick aufs Barometer entschied ich mich bereits in Deutschland für den Austausch.
Nach einem leckeren Frühstück, fuhren wir etwas später als 09:00 Uhr los.
:bike:
Ich machte mir einen Jux daraus, eine Gruppe durch Italien, Slowenien und Österreich zu führen aber alles ohne Navi. Hey, ich hatte die Vogelperspektive und alle Abzweigungen auf dieser Tour im Kopf.
In meiner Gruppe befanden sich alte Hasen und Häsinnen die ich bis auf einen neuen Teilnehmer alle sehr gut kannte. Ich wusste, ich konnte ihnen zumuten mit mir durch dick und dünn zu fahren, die geplante Tour war nix für Hosenschisser. Der neuer Teilnehmer erinnerte mich irgendwie vom ersten Kennenlernen an mich selbst bzw. an meine erste Begegnung mit den Menschen die hinter ihren Nicknamen aus dem Versysforum.de standen. Jetzt hoffte ich nur das er auch fahrerisch das versprach was ich von ihm hielt, menschlich wusste ich das wir gut klar kommen konnten.
Spätestens auf dem Lanzenpass oben angekommen war mir klar geworden, dass meine Sorge um seine Sicherheit, die ein Tourguide i.d.R. bei Erstkontakt auch haben sollte, völlig unberechtigt war. Er wusste was er tat. Er war ein Yiihaa Typ. Begeisterung pur auf hohem Level. Er zischte durch die Alpen wie ein warmes Messer durch die Butter. Da werden wir noch viel Spaß gemeinsam haben. Die anderen Teilnehmer sind mit mir schon viele km gefahren, einige sogar eine ähnliche Tour im letzten Jahr. Der neue kann noch schneller, den packen wir mal ab morgen zu Lucky oder Johannes, dachte ich so bei mir. Johannes war mit den recht flott fahrenden Teilnehmer über den Plöckenpass von Westen aus nach Salino unterwegs. Ich hatte dieses Mal eingeplant, an gewissen Punkten zusammen zu treffen und kam ihnen mit meiner Gruppe am Schleierwasserfall bei Salino vom Lanzenpass, also Osten aus entgegen. Großer Jubel, wir waren gerade mit der ersten Fotoserie fertig, da kam Johannes ums Eck gebogen. Hi hi, :lol: gut das wir ihn gestoppt haben, bei dem Tempo und der 100% korrekten Blickführung hätte er wahrscheinlich den Wasserfall übersehen. Liegt aber nicht nur am flotten Tempo der Truppe, sondern an der Blickführung. Der Wasserfall sticht einem, von Norden kommend, direkt ins Auge, von Süden her nicht unbedingt für den ersten in einer Gruppe. Hinterherfahrende habe schon mal öfter Gelegenheit sich umzuschauen.

Meine Gruppe jagt als erste wieder los, es warten die Tangokurven der bereits vor zwei Tagen getesteten SP40 Richtung Kanaltal und Tolmezzo auf uns. Im ersten Ort angekommen springt eine Promenadenmischung von einer Hausveranda auf die Straße und jagt mit schnellen Seitenwechseln und dabei stets laut kläffend neben meiner Versys hin und her. Ich war vorgestern noch Cowboy, was willst Du Zwerg(?), made my day.
Ich meine erkennen zu können, dass dem Killer schon ein Reißzahn fehlte und erwischte mich bei dem Gedanken diesen Zahn heute abend in der Tiefgarage, bei Johannes in der Fußraste zu suchen. :crazy: Er kam ja schließlich unmittelbar vor uns durch den Ort, nur halt von der anderen Seite. Ich musste endlich ein lautes Yiihaa loswerden und wurde damit auch zeitgleich, nach 30-40 Metern, die auf Kehle (Kniekehle) abgerichtete Bestie los. Sie verschwand links neben mir mit einem Sprung auf eine andere hochliegende Hausveranda und zeigte mir fast auf Augenhöhe angekommen, ein letztes mal ihr furchterregendes Maul. Ich machte mir fast in die Buchse vor lachen, hey bloß nicht, die ist nagelneu. Der anspruchsvolle Streckenverlauf forderte bisher viel von denen die mir folgten, aber den Bergkamm entlang waren die Tangokurven ein wahres Feuerwerk zur Entspannung.
Im aufgeheizten Kanaltal machten wir eine Kaffee/Kippen/Toilettenpause. Mein Vorhaben war es, Johannes und seiner Gruppe nochmals entgegenzukommen, doch dafür musste ich das Tempo verschleppen. Eine längere Kaffeepause im/- und eine gemütliche Fahrt durchs Kanaltal, erzielten den gewünschten Erfolg und fast in der Mitte der Sella Cheresiatis (oder wie auch immer), auf einem (zum Glück) GERADEM Streckenabschnitt, konnten sich dann beide Gruppen wieder die Linke zum Gruß geben.
Moni die meine Gruppe von hinten zu machte konnte so auch ihren Lucky zweimal im sicheren wissen. Sowas macht Spaß. Mit HG und seiner Gruppe wollten wir jetzt beim nächsten Stopp in Bovec gemeinsam Mittag machen. Kanaltal und Sella Nevea, Passo Predil, alles war verkehrsfrei und die Reifen hatten Grip.
Oben in Slowenien angekommen checke ich das HG mich kontaktiert hat. Jetzt fluche ich kurz über das bereits am Anfang des Urlaubs ausgefallene Headset und antworte ihm, dass wir bereits zu ihm nach Bovec unterwegs sind.
Nein, er macht sich auf dem Weg, sein Zeitplan befiehlt ihm das, guter Mann denke ich für mich. Er und seine Gruppe kommen uns dann in Slowenien am Fuße des Passo Predil bereits entgegen, nicht am Stück sondern auseinander gerissen durch Reisverkehr in ihrer Fahrtrichtung. In unserer Richtung geht’s weiterhin flott wie Schmitz Katze und wir jagen durchs Socatal zum Vrisic rauf.
Vrisic heißt über 50 Kehren und ein Stück Nexus jeweils dazwischen. Oben angekommen wieder strahlende Gesichter, tolles Panorama, flotte aber sichere Fahrgeschwindigkeit, ich fühl mich wohl, noch mehr weil sich die Teilnehmer meiner Gruppe sichtbar auch wohl fühlen. Große Gefühle, tolles Bergpanorama, alle strahlen. Das ist Kärntentreffen, macht Spaß. :jubel:
Die Kopfsteinpflasterkehren runter zu fahren ist nicht jedermanns Ding und wir lassen aus zeitlichen Gründen die Skisprungschanzen bei Planica ausfallen, hüpfen stattdessen den Wurzenpass herüber und durchs Gailtal zurück. Es fängt an zu schütten, ich selbst zieh mir die Regensachen über. Einige folgen meinem Beispiel, die anderen werden auf dem Weg nach Hause leider pitschnass und bereuen ihre Entscheidung. Auf der Bundesstraße nimmt uns eine Gruppe Motorradfahrer gnadenlos die Vorfahrt, ich zeige ihnen an, was ich von der Aktion halte, lass die fremde Gruppe aber aus Sicherheitsaspekten schadlos ziehen, vergrößere den erst den Abstand zu ihnen und halte diesen dann ein. Die Gruppe ist wurstig schnell unterwegs und in mir grummelt es immer noch wegen der Aktion. Aber ich wollte brav bleiben. Das Schicksaal meinte es mit dem Tourguide der fremden Gruppe aber diesmal schlecht, wir liefen nach 5-6 km aufeinander auf und mussten wegen einer Unfallabsperrung gemeinsam warten und das unter den Augen der Rennleitung. Ich fuhr zum Tourguide vor und erklärte mein Unverständnis. Er verhielt sich mit seinen Antworten mir unsympathisch und ich klopfte als Belohnung für sein Verhalten, immer fester und lauter auf seinen Schulterprotektor. Jetzt blieb er brav, ich hatte die Rennleitung dabei stets im Auge und hätte das Schulterklopfen auch pünktlich abgebrochen. Bis die Rennleitung die Strecke wieder frei gab hatte ich allen in seiner Gruppe mitgeteilt, dass sie blind einem Vollidioten folgen und sich damit unnötig in Gefahr bringen. Zumindest die Sozias der Gruppe sahen das ähnlich wie ich und so konnte ich in Frieden unseres Weges zum Gartnerkofel weiterfahren. Von hinten sah es nun auch so aus als hätte der Tourguide seine Lektion gelernt, er wirkte viel konzentrierter und verzichtete, im Gegensatz zu vorher, gänzlich auf nervöses Fahrverhalten. Wir bogen dann ab. Tschüss Idiot, save ride den anderen der fremden Gruppe. Der Hauspass und einige Teilnehmer meiner Gruppe waren nass, Auffahrt nicht erwähnenswert. :schongut:
Im Hotel gab es wieder ein leckeres Abendmenü, es schlichen sich aber wiederholt Spitzfindigkeiten ein, die Atmosphäre zwischen Gast und Personal stimmte immer noch nicht.
Nur Kristin aus Sachsen zeigte stets ihr freundlichstes Lächeln und wurde somit automatisch vom Versysforum.de adoptiert.
Um 19:30 tauchte pünktlich wie die Feuerwehr Varahannes im Hotel auf und übernahm das Abendprogramm. Sein Thema als Fahrinstruktor von 1000PS: Fahrsicherheit.
Früher füllte er seinen Vortrag mit einigen Videos die er, mit Erlaubnis der Behörden, an unfallträchtigen Streckenabschnitten gefilmt und für seine Zwecke zurechtgeschnitten hatte. Seit dem letzten Jahr, einige Teilnehmer vom Kärntentreffen waren dabei, hat er eine eigene, live erlebte Gegenverkehrssituation auf Film. Nun reicht es vollkommen aus wenn Varahannes die Dinge die ihm wichtig sind anspricht, die Videos die er jetzt nur noch zeigt sprechen für sich.
Auch andere Hotelgäste sitzen dabei und lauschen mal kopfschüttelnd, mal vehement nickend, mal verschmitzt lächelnd weil ertappt. 
Die Anmeldung zum Training entfällt dieses mal, ich lasse vom Hotel die Dokumente ausdrucken und gebe sie den willigen Trainingsteilnehmern. Schnell verteilen sich 18 Teilnehmer auf 2 Trainingstage und ich bin sehr stolz, dass so viele dieses Training annehmen. Noch stolzer bin ich dann nachdem ich Jahr für Jahr die Feedbacks vom Training bekomme. Die Leute arbeiten an sich. Die Straßen könnten also sicherer werden, Super, danke Varahannes.
:wall: An diesem Abend kann ich nicht alle Akkus tauschen und sämtliche Filme/Fotos downloaden, ich habe keinen Zimmerschlüssel und komme erst um 01:30 Uhr mit Ersatz hinein. Herrgottsakra, fragt nicht. :aggressiv:

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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#10 Beitrag von Sonnenhut »

War ein super Tag. :o Schön das nochmal zu lesen.

Vrisic.... :top: :clap: :jubel: Der Jan hinter mir.....öfter mal in den Spiegel geschaut, ob er auch mitkommt. Ja er kam mit. Er klebte förmlich an meinem Hintern. :top: 8-) Und oben dann sein breites Grinsen. :top:
War das ein Spass

Und dabei hatten wir uns vorgenommen am 1. Tag es langsam angehen zu lassen und von den 31 Routen hatten wir gleich mal den Lanzenpass ausgeschlossen.
Dann kommt Everyday: Wir fahren Lanzenpass. Wer will mit? Ich, Ich ..... :clap: :D
Gruß
Klaus

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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#11 Beitrag von everyday »

Sonnenhut hat geschrieben:War ein super Tag. :o Schön das nochmal zu lesen.

Vrisic.... :top: :clap: :jubel: Der Jan hinter mir.....öfter mal in den Spiegel geschaut, ob er auch mitkommt. Ja er kam mit. Er klebte förmlich an meinem Hintern. :top: 8-) Und oben dann sein breites Grinsen. :top:
War das ein Spass

Und dabei hatten wir uns vorgenommen am 1. Tag es langsam angehen zu lassen und von den 31 Routen hatten wir gleich mal den Lanzenpass ausgeschlossen.
Dann kommt Everyday: Wir fahren Lanzenpass. Wer will mit? Ich, Ich ..... :clap: :D
:abfeiern: :abfeiern: :abfeiern: :abfeiern:
.
:top: Danke Klaus, mir macht es auch Spaß die mit Euch erlebten Abenteuer noch mal aufzuschreiben. :thanks:
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#12 Beitrag von everyday »

06. Tag Montag 30.05.2016
Ich bin garstig, habe kaum geschlafen, versuche seit dem aufstehen die versäumten Pflichten (Akkus laden usw.) nachzuholen. Könnt nen Kaffee schon hier auf dem Zimmer gebrauchen. Wetter im Web checken (in welcher Himmelsrichtung wird’s am wenigsten nass), Tourenvorschläge ins Hirn hämmern (gleich fragen bestimmt viele was wo geht).
Zwei leichte Backpfeifen vor dem Spiegel geben mir Gesichtsfarbe und gewünschte Wachsamkeit, ich trete hinaus aus dem Zimmer. Vorher stelle ich noch mein Topcase so dicht an die Tür, das der evtl. Schlüsseldieb dagegen knallt falls er Übles vorhat und eintreten will während ich an der Rezeption die Türelektronik umcodieren lasse. Meine Vorsichtsmaßnahmen sind umsonst, unten an der Rezeption erfahre ich, dass in dem Moment in dem ich gerade die Tür von außen zugezogen habe, der alte Code gegen den neuen ausgetauscht wurde und kein Fremder herein gekommen wäre. Ich erhielt meinen neuen Schlüssel und man wünschte mir zum Frühstück, mit einem freundlich lächelnden „Gerne“, einen guten Appetit.
Den hatte ich dann auch sofort, nach den ersten 2 Tassen Kaffee halb auf der Stuhlkante sitzend, stürmte ich das Buffet.
Ich teilte frohen Mutes meinen Plan mit und führte parallel zu Lucky und Moni, eine Gruppe zur Turracher Höhe. Nein tönte ich selbstbewusst, es wird nicht sooo nass wie anderswo. Zabels, die eigentlich schon auf halben Weg nach Venedig waren (mit dem Auto wohlbemerkt was angesichts der Wetterlage auch sehr schlau war), sattelten jetzt plötzlich auch auf und folgten mir wie die anderen auch in der Hoffnung dass ich recht hatte mit dem Wetter. An den Satz, „es wird auf der Tour nicht soooo nass wie anderswo“ musste ich im Verlauf des Tages leider noch öfter denken. Völlig ungewollt wurde es für mich der nasseste Tag des Kärntentreffens.
Na egal, ich habe gute Kleidung und mach mein Ding, zurück ins Hotel kann man immer noch.
Der etwas andere Tag, wie ich ihn in meinen Notizen nannte die ich abends immer machte, begann auf der windischen Höhe. Etwas Verkehr bei der Auffahrt, es regnete und kurz vor der Passhöhe plötzlich starker, ja sogar sehr dichter Nebel. Man konnte nix mehr sehen und der Verkehr vor uns stand total still. Mir war es hier klar zu steil und deshalb viel zu gefährlich mit drei aufeinanderfolgenden Gruppen rumzustehen und Kegel zu spielen falls ein Heizer mit seiner Dose von hinten kommend die Situation falsch einschätzt und zu spät bremst. Ne nix, sekundenschnell fuhr ich wieder an und dann im Schritttempo an den Fahrzeugen vorbei. Der Nebel entstand aber zu meiner Überraschung nicht aus der Natur, sondern aus dem Wasserdampf des geplatzten Kühlers eines LKWs der im steilsten Stück verreckt war. Keine Hilfe meinerseits möglich, also direkt weiterfahren. Ich musste meine Leute schließlich erstmal aus der Kacksituation rauslotsen. Man vertraute mir und folgte meinem Beispiel durch das nicht durchschaubare `Nichts´ zu fahren. Am Gefahrenpunkt heile vorbei gekommen konnte ich mit kompletter Mannschaft weiter durch normalen Regen ohne Nebel fahren. Mein Hintermann ließ heute oft abreißen und die Lücken zwischen mir und dem Rest der Gruppe wurden zwischenzeitlich immer größer. Dann scherten sogar einbiegende Fahrzeuge zwischen mir und meiner Gruppe ein, für mich und jeden anderen Tourguide ein Unding. Jetzt war ich nicht gut drauf. Ich hatte viel zu wenig Schlaf bekommen, der Regen schränkte meine Sicht stark ein, die Gruppe hing andauernd weit hinten fest. Ich wollte weiter vorwärts um evtl. aus dem Wetter rauszukommen, schaute aber nur noch nach hinten und musste alle Sinne zusammenreißen. Die Anstrengung raubte mir die restliche Energie. Ich brauchte einen Stopp. Musste eine rauchen, musste was essen und trinken. Leider war die schöne Auffahrt zum Falkertsee und zur Heidi Alm hoch, im oberen Drittel wieder eine nassere Geschichte und alle hielten etwas verstreut am obersten Parkplatz der Stichstraße an. Ich wollte zum See, der war hier aber nicht zu sehen, also suchte ich ihn im Schritttempo, stach jede mögliche Einfahrt hoch. Dann fand ich den See und holte die anderen ab. Die Stimmung war nicht euphorisch, es war halt nass. Alle ließen den Helm auf, die Handschuhe an, ich glaub keiner hatte so richtig Bock auf Pause hier oben. Ich wollte aber bevor ich weiter fuhr erst mal klären was los ist. Ich musste schon laut unter meinem Helm sein um mir Gehör zu verschaffen. Wir standen so weit auseinander das ich sogar sehr laut sein musste. Ich wollte meinen Arsch als Tourguide sauber halten (das heißt: alle kommen heil an) und die Truppe zur Homogenität auffordern.
Ich fragte ob ich jemanden zu schnell bin, weil es mich bei Regen massig Konzentration kostet im Rückspiegel die Gruppe zu finden. Wenn jemand bei Regen Bedenken hätte, nur raus mit der Sprache. Ich konnte mich mit allen übers Tempo einigen, mein Hintermann zog aber leider von dannen.
Die zweite Gruppe unter Luckys Führung tauchte auf und der Regen ließ etwas nach. Jetzt aber erst eine trockene Zigarette rauchen und weiter gings, weiterfahren. Auf der Turracher Höhe kamen alle Gruppen zum Mittag zusammen. Meine Hoffnung das Wetter hier aussitzen zu können erfüllte sich leider nicht. Wir schwammen zuerst die Turracher Höhe herunter und die Flattnitz schwammen wir danach herauf.
Erst als wir wieder in Kärnten waren, lockerte sich der Himmel für 1 ½ Std. etwas auf, hieß die Wolken wurden heller aber insgesamt reichte das für eine rasante Sause durch die Ebene Reichenau. Irgendwo auf einem Hügel, trafen die drei Gruppen wieder zusammen und wir wappneten uns mit Sprüchen gegen die am Himmel aufziehenden wieder dunkel aussehenden Wolkenberge.
Auf einer Strecke nördlich des Berges Gerlitze umrundet man selbigen zur Hälfte, die Kurven und der Belag sind nicht ohne. Um im Zeitplan zu bleiben lasse ich die Hand am Gas. Leider überschätzt sich ein Teilnehmer und fährt in einer Rechtskurve geradeaus. Ich merke das erst drei Kurven später, mit Hand am Gas schaut man nicht alle 10 Meter in den Rückspiegel, dieser blieb jetzt aber unmissverständlich leer. Also stoppe ich und frage mich ob ich direkt drehen sollte. Ich merke wie ich so langsam sauer werde. Nach einem kleinen Gedankentrip (Krankenhaus, ÖAMTC, Werkstatt) kam ein Teilnehmer der eigentlich weiter hinten in der Gruppe fuhr und schloss zu mir auf. Er schilderte mir das bereits erahnte Dilemma. Zum Glück hat der Teilnehmer diesen Stunt ohne Blessuren überstanden, seine Versys ist auch fahrbereit. Danke nochmals an den bremsenden Gegenverkehr.
Fahrsicherheitstraining, nein, wieso? Unfallverursacher war doch die Straße. Ach so, ach ja, bitten wir dann doch logischerweise die Straße zum Training.
Egal, ich war jetzt nicht gerade happy aber zumindest erleichtert das es ohne Verletzte weiterging. Durch eine weitere Volldusche über Bad Bleiberg und Bundesstraße ab nach Hause ins Hotel. Der Skistall hing bereits voller nasser Sachen, es wurde über schlechte regendurchlässige Kleidung geflucht, überflutete Stiefel wurden geschmissen, Handschuhe ausgewrungen, jo, ein etwas anderer Tag.
Deshalb füge ich mal keine Smileys im Text ein.
Ein leckeres Abendessen und die verdienten Bierchen beruhigten wieder viele Gemüter. Für Regen kann keiner was. Dafür gab mir die Hotelcheffin endlich die kostenlosen Forums T-Shirts, Ruck Zuck waren die großen Größen vergeben, schade für die XXL Teilnehmer, die schon auf den Zimmern waren.
So what, ich hatte eins in meiner Größe.
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#13 Beitrag von Dedra »

Yeah... Regenfahrten hatten wir.... aber trotzdem Spaß
Ach ist das schön das nochmal so zu lesen, die Erinnerungen sind wieder da, und auch die Sehnsucht gleich wieder da hin zu fahren,
Danke Thomas, weiter so!
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#14 Beitrag von Walter »

Wow,Du könntest Bücher schreiben! :top:
So einen tollen (auch zum Schmunzeln) Reisebericht habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Obwohl ich meinen Familienurlaub in Kroatien und meine 14 Tägige Motorradtour Richtung Griechenland noch vor mir habe freue ich mich schon auf nächstes Jahr um Dich dann beim Treffen endlich mal richtig kennen zu lernen!
Heuer haben wir uns ja eigentlich leider nur mal kurz gesehen.

Lg Walter
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#15 Beitrag von everyday »

Ja Danke Detlef und Walter, freut mich genauso schon während des Schreibens.

07. Tag Dienstag 31.05.2016
Diesen Tag nahm ich mir eine Auszeit als Tourguide, ich wollte Johannes seiner Gruppe am Lago di Sauris entgegen fahren und vorher den Monte Zoncolan von der Ostrampe aus überqueren.
Eigentlich wollte ich dann noch weiter nach Südtirol, aber dazu später mehr.
Ich hinterließ am Plöckenpass wieder einmal keine Freunde zurück denn meine Versys ist hier unschlagbar und ich nutze das frech und dreist aus. :crazy: Frech kommt weiter und so kann ich später bei der Abfahrt in aller Ruhe Varahanneslinie per Perfektion trainieren. Oben angekommen kurz warten und dadurch folgenden Zustand erzeugen: Kein Verkehr kommt von hinten, nach vorne wird das bisschen Verkehr ohne Verzögerungen sauber aufgeschnupft. Für mich sauber, für den ein oder anderen ein Schrecken.
Ich finde die Auffahrt zum Zoncolan und tauche in die Spuren des Giro d´Italia ein. Mystisch nebelig wird es als ich mich Meter für Meter höher winde, man sieht teilweise das Ende der engen und steilen Kehren nicht, nix für Hosenschisser, die Hand bleibt am Gas.
Das ich oben angekommen bin erkenne ich nur weil altbekannte Gegenstände auf der Passhöhe rumstehen, sonst nur Hexenküche um mich herum. Da es aber gerade fast trockener Nebel ist gönn ich mir ne Fluppe und schaue den Nebelwolken zu wie sie wabernd und wellenförmig allerlei Formen und Gestalten in den Hexenkessel zaubern. Hammergefühl sich bewusst zu sein, dass jetzt gleich bei der Abfahrt mitten im Nebel, drei einspurige Tunnel auf meine Durchfahrt warten und etliche steile und enge Richtungswechsel. Aber die Abenteuerlust drängt, ich verkürze meinen Aufenthalt, schnippe die glühende Fluppe in das wabernde Grau und will nicht mehr länger warten. :jubel: Yiihaa, runter vom Sofa, rein ins Vergnügen.
Mit stinkenden Bremsscheiben komme ich unten im Tal an und gönne mir in einem Straßencafé des Ortes Ovaro zwei italienische Heißgetränke. Das erste Getränk, eine heiße Schokolade, gibt mir verbrauchte Energien zurück, das zweite, ein doppelter Espresso, füllt die Reservetanks. Wieder fahre ich schon den ganzen Vormittag ohne Navi, habe jetzt aber im Trockenen die Gelegenheit meine weitere Route mit Hilfe einer Karte im Maßstab 1:150.000 abzustecken.
Ich suche mir einen Punkt auf der Karte aus wo ich Johannes mit seiner Gruppe wähne und nach dem gedanklichen Bild von dem Ort möchte auch direkt wieder in den Sattel. Meine Blase macht sich aber beim aufstehen bemerkbar. Ich nutze das pur italienische WC IM STEHEN, da ich keinen Bandscheibenvorfall riskieren will, wohlmöglich noch im Oval hockend um Hilfe rufend. Keine Peinlichkeit mit fremden WC´s, erst recht nicht wenn die Cafébetreiberin sehr hübsch und äußerst sexy ist, bella Italia. Die zauberhafte Verabschiedung der Schönen umschmeichelt mich noch so lange, bis ich den Starter an der Versys drücke. Leicht Hahnenkammig gleite ich von Parkplatz, ein letzter Gruß zur mucho bella mit links, und schon schieß ich beinahe in die falsche Richtung weiter. :roll:
Von Ovaro ein paar km nördlich geht es links Richtung Südtirol. Die Verbotsschilder für LKW und Campingmobile lassen erahnen was nun kommt.
Ein wirklich geiler Streckenabschnitt tat sich vor mir auf, nur muss ich schon bald stoppen und die Regensachen anziehen. Nicht das Nässe mir den Fahrspaß vertrieben hat aber mir wird die Durchfahrt nach Südtirol, sowie der Abzweig zum Lago di Sauris und Johannes´ Gruppe wegen einer 2 tägigen Militärübung verweigert. Zwei Soldaten haben ihren Jeep mittig auf der Straße platziert und in astreinem aber putzig klingendem Englisch wird mir unmissverständlich die Lage erklärt. :stop:
Also, Kehrt Marsch Zack Zack. Abends im Hotel erfahre ich, das auch Varhannes die Einfahrt in dieses Gebiet von Soldaten verwehrt wurde und er auch drehen musste. Die geile Strecke zurück entschädigt mich zwar noch nicht aber dafür sehe ich mich schon zum dritten mal in diesem Jahr über den Lanzenpass fahrend. Ich lasse es völlig entspannt angehen und teste hier und da ein paar Stichstraßen die Berghänge links und rechts hinauf. Später am Lanzenpass werde ich von Holzfällern ausgebremst. Ich muss die Versys ausmachen das hier dauert jetzt länger. Also Zeit das Vesperpaket zu verputzen und bewundere dabei die Zwei Forstwirte. Sehr beeindruckend wie die Zwei tonnenweise an Holz aus dem Hang schaffen und auf einen Schlepper packen. Harter Job, so wie das Leben hier auch.
Nach exakt 30 min. darf ich weiter, ich moserte nicht wegen der Pause sondern nahm es gelassen. Durch das dichte Laubwerk kam auch während meiner Zwangspause kaum etwas vom Regen durch, sobald ich wieder Himmel über mir hatte wurde es auch wieder nass. An einem Wasserfall machte ich den nächsten Stopp. Leute, ich fahr den Lanzenpass seit Jahren egal von welcher Seite, diesen Wasserfall hatte ich noch nie gesehen, ha, ha. Der viele Regen der letzten Tage hatte auch was gutes, man muss es nur so sehen wollen.
Geile Bilder mit meiner 650er Versys.
An diesen Abend ging ich nach dem Abendmenü sofort und ohne weitere Konversation auf mein Zimmer um zu baden. Eigentlich wollte ich nach dem Baden wieder in die Kawasakibar zurück kommen.
Aber als ich lang ausgestreckt sowie völlig tiefenentspannt in der Wanne lag und durch den Resonanzraum meines Brustkorbs unterhalb des Wasserspiegels Seemannslieder summte, entdeckte ich einen grün leuchtenden Knopf an der Wannenseite. Hey, ich bin immer noch genügend Kind um ihn direkt und ohne zu überlegen zu drücken. Es kam aber kein Hotelboy/Girl sondern aus zig Öffnungen in der Wanne blubberten gleichzeitig heftige Luftblasen heraus.
:surf: :jubel: Yiihaa Ich surfte solange bis das Wasser kälter wurde, ließ kaltes ab und heißes wieder rein. Diesen Vorgang wiederholte ich ein paarmal und fand mein Badezimmer plötzlich richtig gut. Hey Alter scheiß auf die Dusche, ich hatte Blubberblasen in der Badewanne. Nachdem ich kurz vor der Schwimmhautbildung zwischen den Fingern stand, verließ ich meine Genesis und ging danach direkt in die Schlafstatt.
Zuletzt geändert von everyday am 5. Jul 2016 15:01, insgesamt 2-mal geändert.
fahr so als ob Du sie geklaut hättest

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Walter
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#16 Beitrag von Walter »

:abfeiern: Also Blubberbläschen hätt ich auch öfter in der Wanne! :D :punk:

Super,wird immer besser.....dachte nicht das da noch eine Steigerung drinnen ist. 8-) :top:

Lg Walter

Ps: Die Pässe die Du nanntest kenn ich übrigens alle noch gar nicht! :oops:
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Frie5
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#17 Beitrag von Frie5 »

Hay Thomas

Deine Reiseberichte sind echt super mach weiter so :top: :top:
Man sieht sich


Die linke zum Gruß Frie5

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Sonnenhut
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#18 Beitrag von Sonnenhut »

Walter hat geschrieben::abfeiern: Also Blubberbläschen hätt ich auch öfter in der Wanne! :D :punk:

Super,wird immer besser.....dachte nicht das da noch eine Steigerung drinnen ist. 8-) :top:

Lg Walter

Ps: Die Pässe die Du nanntest kenn ich übrigens alle noch gar nicht! :oops:
Ich warte auf das Kapitel: " der kleine Italiener" :D
Gruß
Klaus

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Greenpower

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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#19 Beitrag von Greenpower »

Sehr schön geschrieben,man erlebt jede Situation noch mal auf dem Sofa.
Weiter so.

Auf die Story mit dem kleinen Italiener bin ich auch schon gespannt, na gut die meisten Details kenn ich ja schon,
aber das nochmal schwarz auf weiß zu lesen ist schon ein Erlebnis.

Was ich noch vermisse , aber nichts mit dem Kärntentreffen zu tun hat, ist der Horror-Film "10 Stunden im Sattel ".
Kann man den noch mal online stellen ?
Der Film ist auf jeden Fall nichts für Kinder und labile Erwachsene,den Vorspann würde ich langsamer laufen lassen
und dann das Grauen in seiner vollen Pracht zur Geltung kommen lassen.
Wie gesagt ,ist dieser Film nichts für schwache Nerven, aber trotzdem würde ich Ihn nochmal sehen wollen .
Die Details des Grauens muß man auch mal in Zeitlupe geniesssen können,besonders die Haltung des Messers in der Hand ,wie dieses sich nach dem finalen Countdown in das Fleisch bohrt .
Das Gesicht des Opfers und das Verhalten der Täter , diese schreckten nicht zurück und kannten kein Ende.



LG
Greenpower
Zuletzt geändert von Greenpower am 5. Jul 2016 23:10, insgesamt 2-mal geändert.
Der Hirntod bleibt ja bei vielen jahrelang unbemerkt .

everyday
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Re: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen....

#20 Beitrag von everyday »

@ Greenpower, Sonnenhut, immer der Reihenfolge nach. Heute ist es soweit.
@ alle, danke dass es Euch gefällt. :top:

08. Tag Mittwoch 01.06.2016
Tom Sawyer und Huckleberry Finn und ein kleiner Italiener ;)
Heute wollten HG und ich mal die Tour über den Seebergsattel testen. Wieso testen(?), es ist so, dass HG und ich oft im Dienste des Treffens den Tourguide übernehmen. In dieser Funktion fahren wir Jahr für Jahr Touren die wir schon in/- und auswendig kennen. Kein Jammern, die Strecken die wir fahren haben ihren besonderen Reiz, auch bei Wiederholung.
Nichtdestotrotz wollen auch wir unseren Blick über den Tellerrand werfen. Da HG und ich ein eingespieltes Team sind, trauen wir uns, wenn wir allein unterwegs sind mehr zu, als wenn wir eine Gruppe durch die Landschaft anführen.
Unsere heutige Route führte uns schon ziemlich schnell über Schotterstrecken. DAS war aber nicht gewollt.
Aber nur so lernen wir dazu, indem man testet.
Am Start teilte ich HG mit, das ich gerne wieder mal mit Mukke fahren möchte und mir einen in ear Kopfhörer kaufen wollte, mein nagelneues Headset war ja seit dem 2. Tag deinstalliert.
Als wir gerade Richtung Rosental unterwegs waren machte HG mich auf ein Geschäft aufmerksam das für einen Kauf elektronischem Zubehörs recht vielversprechend aussah. Wir wurden von dort in ein örtlich naheliegendes Geschäft weitervermittelt. Als Tourguide einer Gruppe hätte ich einen solchen Stopp, eine solche Zeitverzögerung nicht gemacht da solche eigenen Interessen zurückgestellt werden, der Sicherheit der Gruppe zuliebe.
Das hört sich komisch an, aber, bei jedem auf der Straße drehen, anhalten, absitzen und wieder losfahren besteht die Gefahr eines Unfalls, Umfallers, Helmhinfallers oder ähnliches. Deshalb bezahle ich auch an jeder Mautstation die Tickets für alle. Es müssen nicht alle für €4,50 das gleiche Prozedere machen. Absteigen, Helm absetzten, nach der Geldbörse kramen, hat schon so manches mal, zu zerbrochenen Brillengläsern oder Helmvisieren geführt. In dem ein oder anderen Topcaseschloss finde ich unterwegs immer wieder einen Schlüssel stecken, der solange er sich nicht während der Fahrt herausrappelt auch gerne stecken bleiben darf. Auch ist an Mautstationen ist schon das ein oder andere Helmvisier unnötig zerkratzt worden.
Ich bekam in dem zweiten Geschäft meinen Kopfhörer und genoss es mit Pink Floyd unterstützten Sinnen, hinter HG durchs Rosental zu fahren. Eine Gämse schießt von rechts über die Straße und springt in den bewaldeten Berghang, wohl nachdem sie an dem Fluss getrunken hatte der schon einige km lang parallel mal links mal rechts neben uns im Rosental auftauchte. Sie lief erst mit HG um die Wette und kreuzte dann ein paar Meter vor HG seinen Weg. HG hatte sie früh genug auf dem Radar und konnte den Wildwechsel problemlos händeln. Wachsam fuhren wir weiter. Gemsen sind Gruppentiere und wo eine war konnten auch mehrere sein, diese war aber wohl die Nachhut gewesen und wir hatten schon bald wieder max. Speed für den leicht feuchten Straßenbelag aufgenommen und genossen den Flow.
Dann gings die xx Kehren den Seebergsattel hoch. Hey Ho, da gings zur Sache. Mit stinkenden Reifen legten wir oben angekommen, 20 Meter vor der slowenischen Grenze, eine kurze Pause ein um uns über das Erlebte auszutauschen. HG´s Yiihaa Gesicht zeigte mir direkt an, dass er genauso viel Spaß hatte wie ich selbst. Bei Abfahrt nach Slowenien fanden wir einen Parkplatz mit atemraubendem Bergpanoramablick. Dort holten wir Stullen und Karten hervor, stärkten uns und gingen die weitere Vorgehensweise durch. Bis wir 30 km weiter in einen größeren Siedlungsbereich kamen, hatten wir die Welt für uns und konnten die Reifen fleißig rund rubbeln.
In der dichter besiedelten, flachen Gegend kam Hitze auf und wir konnten uns auch nicht durch Geschwindigkeit abkühlen. Zäh und uninteressant war es, aber leider unumgänglich und auch nicht allzu lang. Ca. 30 min mussten wir unsere Pflicht tun, dann wurde es wieder spaßiger.
Auf dem Weg zum Bohinjisee (wahrscheinlich falsch geschrieben) durften wir eine Umleitung nutzen, die wir aber nach unserer Testfahrt, also ab jetzt, zum festen Bestandteil der Tour einbauen wollten.
Leute, hinter HG zu fahren ist soooo uuuuurschööön, man glaubt es kaum. Er fährt echt die sauberste Linie und ein Tempo, dem ich noch folgen kann. Varahannes und Versyshannes sind mir auf den Tag verteilt zu schnell, da bleib ich nicht lange dran. Wenn sie mir in jeder Kurve 2 Meter abnehmen sind sie nach 25 Kurven weg. Mein Twin in der 650er hat auch mit meinem Körpergewicht und dem Gewicht der zwei Koffer (Inhalt der mobilen Kawawerkstatt: Motoröl, Kettenöl, Kühlflüssigkeit, komplettes Werkzeug, Bowdenzüge, Befestigungszubehör für action cam, Getränke, Speisen, Regenzeug, Ersatzhandschuhe usw.) eher sein Limit auf dem Tacho erreicht wie andere Versen oder Varaderos. Aber HG und ich kommen tempotechnisch recht flott voran. 8-)
Ich fahr zwar noch lieber niemanden hinterher, aber wenn dann ist HG klar der beste Buddy.
Geile Abenteuer haben wir zusammen erlebt, mir war schon am Morgen klar, dieser Tag wird auch wieder eins dieser Lausbuben Abenteuer. So war es auch, als wir an dem See angekommen waren hatten wir als Testfahrer des Kärntentreffens, erstmalig von Osten kommend den Triglav Nationalpark fleißig unter die Räder genommen.
Der Alex war zeitgleich allein auf der Route unterwegs und genoss es auch die bereits bekannten Alpenkämme von Osten aus anzusteuern.
In einem Straßencafé direkt am See gelegen, gönnten wir uns zum ersten Mal an diesem Tag ein Heißgetränk. Da wir wieder die Karten auf dem Tisch ausbreiteten kam ein Einheimischer zu uns und wollte uns freundlicherweise Insidertipps geben. Er stellte aber recht schnell fest, dass wir mehr als zurecht kamen und freute sich mit uns über seine wunderschöne Heimat.
Nach dem zweiten Kaffee machten wir noch rasch LuLu, bis zum nächsten Stopp kann es schon mal dauern. HG und ich haben keine Eichhörnchenblasen, besitzen Sitzfleisch und lieber testen wir zeitraubend etwas unbekanntes, als dass wir unnötig rasten und ruhen.
Die Streckenführung und das Bergpanorama blieb spektakulär, aber es wurde jetzt öfter mal kompliziert die richtige Abzweigung zu finden, trotzdem hatten wir ungebrochenen Spaß am Tun.
Wir ließen den See von Bled einfach östlich von uns liegen und fuhren 20-30km geschotterte Straßen durch dicht bewaldetes Gebiet.
Alles war geil, nur leider wurde der Regen wieder stärker. Wir entschieden deshalb nur noch den Liviosee (sicher auch falsch geschrieben) in Italien zu suchen und dann von Italien aus zurück zum Hotel zu fahren.
Den See haben wir schnell gefunden und ihn als lohnenswerten Anhaltepunkt bewertet. Wir konnten also bald schon, parallel zur Autobahn weiter nach Pontebba fahren. Letzter Pass, Passo Pramollo, ich bekam so langsam richtig Hunger, wir waren schließlich schon seit 9 Std. im Sattel und kurz vor 400 Tageskm angekommen. Im unteren Teil des letzten Passes stand mit offener Motorhaube eine Dose im Weg. Überbrückungskabel hingen aus dem Motorraum heraus. Bei dem Versuch uns daran vorbeizuschlängeln wurden wir aber von einem älteren Mann gestoppt. Er flehte uns förmlich an seinen Sohn nach Tröpolach zu bringen, da dieser dort wohl zur Arbeit musste. Er klang sehr dramatisch, entweder war der Jung der Vollernährer dieser Familie oder die Dramatik entsprang einfach dem italienischen Urtemperament. MULTIPORTIONE DRAMATIKO
Ich verwehrte ihm erst seine Bitte, da der Jung keinerlei Schutzkleidung hatte und ich keinen zweiten Helm mithatte. HG kann es bestätigen, die warmen bittenden Kaninchenaugen konnten jeden Stein erweichen, mir viel es von Sekunde zu Sekunde schwerer sie hilflos im Berg zu lassen. Ich willigte ein und versprach den Bub schon heile zur Arbeitsstelle zu bringen. Er sprang hinten drauf, am Oberkörper bekleidet nur mit einer dünnen Trainingsjacke. HG fuhr langsam vor, ich hinterher. Noch waren keine Kurven und Kehren da, ich erklärte mit Gesten das sich Bambi (so nannte ich den Bambino in meinen Gedanken) mit beiden Händen meinen Oberkörper fest umklammern sollte damit er mir nicht hinten rumeiert, sondern meine Bewegungen, meine Schräglage einfach mitmacht. HG ließ es so langsam angehen das ich nicht in meinen Rhythmus kam, das ist aber mir zu gefährlich. Also schob ich HG ein/zwei Kurven lang von hinten an und er schnallte meine Bitte und gab normal Gas. Jetzt funktionierte mein Fahrstil besser, bedeutete aber für Bambi das es tempomäßig richtig abging. Ich spürte wie Bambi hinter mir sitzend und mich fest umklammernd, immer doller anfing zu zittern. Es fühlte sich für mich so an als hätte ich einen kleinen Vogel in der Hand und dieser zittert dabei sich fast zu Tode vor Angst. Je höher wir kamen desto kälter wurde es. Bambi hatte aber keine Handschuhe an und fror immer mehr. Ich spürte trotz Protektor sein Herz immer schneller pochen, versprach ihm aber gedanklich, dass alles gut wird. Jetzt versuchte er sich die Enden seiner Ärmel über die Finger zu ziehen um sie zu wärmen. Dies war erst mal nicht von Erfolg gekrönt, er wollte ja wegen der rasanten Fahrt die Umklammerung nicht auflösen. Auf einem etwas geraderem Teilstück gab ich im die Gelegenheit und es gelang ihm schließlich doch. So, wir huschten über die Passhöhe, nun ging es bergab. Das bemerkte Bambi auch, sein Herz schlug immer doller. Er tat mir immer mehr leid, um sein Leiden zu verkürzen gaben wir jetzt aber auch mehr Gas. Die fehlende Schutzkleidung und der fehlende Helm waren halt wie ein zweischneidiges Schwert, er war zwar save bei mir, dass wusste er aber nicht. Madonna und alle seiner Schutzpatronen halfen ihm, endlich heile in Tröpolach anzukommen. Etwas wackelig war er zwar als er von meiner Versys kroch, bedankte sich aber vielmals und sehr herzlich bei uns beiden und eierte mit (wie besoffen) wackeligem Schritt zur Arbeit. :schlapp:
HG und ich wollten jetzt trotz großem Hunger die Gelegenheit nutzen und tankten in Tröpolach die Versen voll. Wir unterhielten uns über das gerade erlebte Szenario und fingen an, immer lauter und länger darüber zu lachen. Wir bezogen die Leute von der Tanke mit ein, sie wurden durch unser lustiges Verhalten bereits neugierig. Nach all den vergangenen Jahren gehörten die Leute von der Tanke immer mehr zu unserer kleinen Versysfamilie und es wäre nicht recht gewesen sich nicht auch noch diese Zeit für eine kleine Unterhaltung zu nehmen, obwohl wir dadurch immer später zum Essen ins Hotel kamen. Jetzt erfuhren wir auch wo Bambi evtl. seinen Arbeitsplatz hatte, nämlich in der Küche einer großen Hotelkette in Tröpolach. Wir scherzten schon wieder da wir uns vorstellten wie Bambi mit seinen zitternden Händen gerade Zwiebeln hacken müsste, der Hunger ließ uns aber endlich aufsatteln. Oben in der Tiefgarage entdeckte HG noch meine action cam auf der Schulter. Sie war zwar nach vorne gerichtet und die Akkus alle leer, aber allein die Vorstellung ich hätte Kamera jetzt während der Fahrt nach hinten gedreht und Bambi bei der Fahrt gefilmt, ließ uns von einem Lachkrampf in den nächsten fallen
. :abfeiern: Ein bekanntes Lied wurde noch schnell umgedichtet in: „mein kleiner Italiener, auf dem Weg nach Tröpolach“ und wir prusteten mit aufgeblähten Backen die letzten Reserven, die wir zwei Lausbuben noch hatten, auf dem Weg in die Küche aus.
HG und ich fühlten uns tatsächlich etwas wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn und die Alpen waren unser Mississippi. Die Leichtigkeit des Seins trug uns durch den restlichen Abend und wir teilten mit vielen Zuhörern unser Tagesabenteuer. :cheers:
Geschockt hatte mich die Nachricht, das in einer anderen Gruppe heute ein Teilnehmer einige Schutzengel benötigt hatte, um einen schlecht geplanten Überholvorgang zu überleben. Aufgepasst Leute, die Mittellinie ist eine unsichtbare Glaswand, die sich nur dann öffnet, wenn man gefahrenfrei überholen kann. Ich selbst durfte zwei Tage später die Nichtbeachtung dieser Erkenntnis am eigenen Objekt erfahren, dazu aber später mehr.
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Zuletzt geändert von everyday am 6. Jul 2016 12:07, insgesamt 4-mal geändert.
fahr so als ob Du sie geklaut hättest

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