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von Heiliggeist » 19. Mai 2019 21:20
So, habe Madame (oder nein, "Madame" bei der kleinen ist eher unangebracht. Nennen wir sie den Hüpfer), also ich habe den Hüpfer jedenfalls gestern von der 1000er Inspektion abgeholt. Und geschluckt. 183,50 €, das ist eine Hausnummer. Die reinen Inspektionskosten beliefen sich auf knapp 114 Euro, laut Inspektionstabelle haben sie gemacht:
* Ölwechsel mit Filter
* Gasdrehgriffspiel und Leerlaufdrehzahl prüfen
- Kraftstoffschlauch und -Leitungen auf Undichtigkeit und Verlegung überprüfen
- Verdunstungs-Kontroll-System überprüfen.
- Kühlanlage (Zustand, Verlegung, und Menge Kühlmittel)
* Kupplungsfunktion/Einstellung prüfen
- Räder und Reifen auf Beschädigung prüfen
- Speichen auf festen Sitz und Felgenrundlauf prüfen
- Radlagerschäden prüfen
* Antriebskette prüfen/schmieren/einstellen (beim Scottoiler ist schmieren jedenfalls überflüssig)
* Bremsanlage (Funktion/Belegstärke/Verlegung und Licht (?)) prüfen
- Vorderradgabel und hinteres Federbein auf Funktion überprüfen
- Lenkungsspiel prüfen
* Elektrik - Funktion aller Schalter und Beleuchtung prüfen
* Fahrwerksteile schmieren
- Schraubverbindungen auf festen Sitz prüfen
Also ich sag mal so: Weshalb muss bei einem Moped, das nur 1000 Kilometer gelaufen ist, der korrekte Sitz aller Leitungen geprüft werden? Ich fahre seit über 25 Jahren mit Kohlenstoffmolekülen angetriebene Fahrzeuge, und ich ärgere mich JEDES mal über die Erstinspektion: zu einer solchen gehören für mich eigentlich nur die Sachen, die ich oben mit einem * markiert habe. Alles andere dient dazu, zu prüfen, OB DIE DAS DING RICHTIG ZUSAMMENGEZIMMERT HABEN. Fehler an den Sachen, die mit - bezeichnet sind, sind entweder Folge eines Unfalls oder, nach 1000 Kilometern, Folge einer fehlerhaften Arbeit in der Werkstatt bei der Auslieferung. Ich hab das Ding vor 5 Wochen da abgeholt und bin unfallfrei 1020 Kilometer gefahren, das DARF kein Lenkungsspiel, keinen Radlagerschaden, keinen siffenden Gabelsimmering und erst recht keine lockeren Schraubverbindungen haben. Vielleicht Felgenunrundlauf, wenn ich über Bordsteine brettere, was ich nicht tue, wieso auch. Und wenn es trotzdem auch nur eins davon hat, dann weiss ich nicht, wieso ich dafür 114 Euro bezahle, um lockere Schrauben anzuziehen, auf deren festen Sitz ich bei der Übergabe einen Anspruch habe.
Ich weiss, dass Werkstätten auch von irgendwas leben müssen. Sollen sie ja auch. Für eine 6000er Inspektion wäre das auch vollkommen in Ordnung gewesen. Zumal dann, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Jahresfahrleitung eines Mopeds bei 1500 bis 2000 Kilometer liegt. Da wären wir zwischen drei und vier Jahren.
Aber nicht bei 1.000. Da liegen die Sachen entweder noch alle so, wie sie liegen sollen, und sind alle Schrauben festgezogen - oder sie lagen von Anfang an falsch und der Werkstattmeister sollte sich überlegen, die Reitgerte rauszuholen und mit seinen Jungs mal ein intensives Qualitätssicherungsgespräch zu führen.
Dafür finde ich den Preis fürs Öl mit 14,24 € pro Liter human. Da habe ich auch schon schlimmeres auf Rechnungen gelesen, und vieeel billiger gibt's Castrol Öl aufm freien Markt auch nicht. Dafür lohne nicht der Weg zum Ölverkäufer und das gequälte Gesicht des Meisters, wenn wieder mal einer mit eigener Plörre kommt. Ich finde das auch ein bisschen eine Unsitte, sein eigenes Öl mitzubringen. Das ist so, als brächte man im Restaurant sein eigenes Fleisch mit. Kann man machen. Muss dann aber damit leben, dass der Koch damit auch umgeht wie mit fremdem Fleisch. Will meinen - ich hab immer den Eindruck, wenn Kunden ihr eigenes Öl mitbringen, dann ist die Stimmung von Anfang an getrübt und die Motivation, sich mit dem Teil Mühe zu geben ist...eher gering. Und bevor die meine Schraubverbindungen nur nachlässig auf festen Sitz prüfen und sich keine Gedanken machen, ob mein Lenkkopflager Spiel hat, meine sowieso alle 60 - 80 Sekunden eingeseifte Kette unzulänglich Schmieren bzw. spannen zahle ich lieber 10 Euro mehr fürs Öl. Vielleicht legen sie sich dadurch nicht MEHR ins Zeug. Aber jedenfalls auch nicht weniger als bei allen anderen.
Und so viel zu meiner ersten Inspektion - ich bin ein wenig gefrustet, aber eigentlich nur, weil es schon immer bei Erstinspektionen so war und das quasi zum emotionalen Standard nach der Erstinspektion gehört. Mal schaun, wie viel sie bei der 6000er wollen (die peilen wir mal für August / September an, da steht allerdings laut Plan nicht so viel und jedenfalls kein Ölwechsel auf der Agenda).