Nachdem ich vor einigen Jahren mal an einem anderen Moped nach gerade mal 25.000 km die Lenkkopflager wegen chronischen Fettmangels ab Werk erneuern durfte weiß ich, was dies für eine ätzende Arbeit ist. Außerdem benötigte ich damals 3 Nachstellversuche, bis ich das Lagerspiel der von Kugel- auf Kegellager umgebauten Lenkkopflager endlich einwandfrei hinbekommen hatte.
Daher störte es mich ungemein, bis heute die Lenkkopflager an meiner Versys noch nie nachgeschmiert zu haben. Doch ebenso schreckte ich bislang davor zurück, deshalb die Gabel zu zerlegen und danach wieder mit der Einstellung des Lagerspiels kämpfen zu müssen - es stimmt nämlich zurzeit astrein. Also was tun? Der Ratschlag, einfach nach dem Motto "das hält schon, auch ohne frisches Fett' weiter zu fahren, überzeugte mich nicht so richtig.
Daher habe ich heute mal ein wenig gebastelt und mir eine Fettspritze gebaut. Dazu ein Stück dünne Isolierung eines 2,5mm Kfz-Kabels am Ende erwärmt und aufgeweitet, damit ich diese mit PVC-Kleber und 2 Kabelbindern am Ausgang der Spritze befestigen konnte - es entsteht an dieser Stelle ein enormer Druck, diese Verbindung muss also gut halten.
Dann die Spritze mit wasserfestem Graphitfett gefüllt und das Ende des dünnen PVC-Schlauchs erwärmt und ganz platt gedrückt. Das genügte dann, um den Schlauch von unten ins eingebaute Lenkkopflager ein Stückchen einschieben zu können. Nun drücken, bis das Fett am Lager austritt. Diesen Schritt an möglichst vielen Stellen rundherum wiederholen.
Das Selbe nun am oberen Lenkkopflager rundherum machen, auch dort schafft man es, den Schlauch wenige Millimeter ins Lager einzuschieben. Dann die Lager rundum abwischen und vom überschüssigen Fett befreien.
So schaffte ich es, etwa 5ml Fett in jedes der beiden Lager reinzudrücken. Noch mehr wäre mir zwar lieber gewesen, doch das ist viel besser als nichts und viel besser als die Zerlegung der Gabel.
Das werde ich nun so in meine jährliche Winterinspektion mit aufnehmen in der Hoffnung, nie meine Lenkkopflager erneuern zu müssen. Anbei ein Bild meiner Mini-Fettpresse.
Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktioniert!
- Michael_1969
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Michael
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
super Idee, empfehlenswert !!!
Versys fahren, gibt's was schöneres ??
- Michael_1969
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
Danke... wenn's so doch nur auch an den Schwingenlagern klappen würde
- Picasso
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
Danke Michael für die Anleitung
Werd ich unbedingt ausprobieren/nachmachen.
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Jörg
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
Hab ich nicht , aber welches könnte das sein bzw. was hast du hergenommen?Michael_1969 hat geschrieben: Dann die Spritze mit wasserfestem Graphitfett gefüllt .....
LG
Jörg
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- Michael_1969
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
Kannst jedes Fett nehmen, welches für langsamlaufende Lager geeignet ist. Wasserfest sollte es jedoch sein. Falls zu zäh fürs Durchdrücken im dünnen Schlauch, einfach die Spritze mit Fettfüllung für eine Weile in heißes Wasser legen.
Michael
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
Während der Umbaumaßnahmen auf ein spielfreies Lenkkopflager von Emil Schwarz, hab ich mich auch bzgl. der Lebensdauer dieser Lager mit Emil unterhalten und nachgefragt, wie man wartungstechnisch die Eigenschaften dieser Lagerung langfristig erhalten kann.
Lt. Auusage von Emil genügt es das obere Lager auszubauen (rausnehmen) une etwas zu versetzen. Einmal rausgenommen und wieder eingesetzt ist wie Warscheinlichkeit gegen null, dass die gleichen Kontaktstellen der Walzenkörper und dem Gegenring wiederholt "aufeinander rumnuckeln". Emil nimmt zum schmieren Seewasserfestes Fett. Zitat: "Schmieren ist schön und gut, aber zur Erhaltung der Lenkkopflager-Eigenschaften muss das obere Lager alle 2 Jahre mal versetzt werden, damit die Eigenschaften erhalten bleiben". ich sollte einfach in 2 Jahren mal kurz bei ihm vorbeikommen, dann würde er das schnell machen.
Lt. Auusage von Emil genügt es das obere Lager auszubauen (rausnehmen) une etwas zu versetzen. Einmal rausgenommen und wieder eingesetzt ist wie Warscheinlichkeit gegen null, dass die gleichen Kontaktstellen der Walzenkörper und dem Gegenring wiederholt "aufeinander rumnuckeln". Emil nimmt zum schmieren Seewasserfestes Fett. Zitat: "Schmieren ist schön und gut, aber zur Erhaltung der Lenkkopflager-Eigenschaften muss das obere Lager alle 2 Jahre mal versetzt werden, damit die Eigenschaften erhalten bleiben". ich sollte einfach in 2 Jahren mal kurz bei ihm vorbeikommen, dann würde er das schnell machen.
Gruß Stefan/Lucky66m
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
Die Aussage von Emil verwundert mich... liegt denn die größte Belastung nicht auf dem unteren Lager?
Bei meinem damaligen Moped war nach 25.000 km das untere Lager platt und zeigte deutliche Druckstellen ("Einrasten") in Mittelstellung. Das obere hingegen lief noch relativ sauber.
Bei meinem damaligen Moped war nach 25.000 km das untere Lager platt und zeigte deutliche Druckstellen ("Einrasten") in Mittelstellung. Das obere hingegen lief noch relativ sauber.
- Lucky66m
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
@Michael: das hat jetzt eher weniger mit der Belastung, als mit der ungenauen Fertigung des oberen Lagersitzes zu tun.Statement von EmilMichael_1969 hat geschrieben:Die Aussage von Emil verwundert mich... liegt denn die größte Belastung nicht auf dem unteren Lager?
Bei meinem damaligen Moped war nach 25.000 km das untere Lager platt und zeigte deutliche Druckstellen ("Einrasten") in Mittelstellung. Das obere hingegen lief noch relativ sauber.
Ich denke auch das der von Dir geschilderte Einzelfall nicht unbedingt repräsentativ ist und somit keinen allgemeingültigen Regelfall darstellt.
Zuletzt geändert von Lucky66m am 12. Feb 2017 17:21, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß Stefan/Lucky66m
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Re: Lenkkopflager schmieren ohne Ausbau - ja, es funktionier
Keinesfalls möchte ich Emils Kompetenzen in Frage stellen
Doch beim Einfedern der Gabel wird das untere Lager belastet, während das obere eher entlastet wird. Zumindest nach meinem physikalischen Vorstellungsvermögen sollte das so sein. Da lasse ich mich zwar gerne vom Gegenteil überzeugen, doch bei mir war's damals halt so.
Ein Problem extrem langsam und dabei nur auf kurzer Distanz hin- und herlaufender Lager wird sicherlich immer die Schmierung bleiben. Beim damaligen Lenkungslagertausch habe ich daher nicht nur auf Kegelrollenlager umgerüstet, sondern beide Lager zusätzlich mit NILOS-Ringen (Typ XAV klick mich >>) oben und unten abgedichtet.
Das hatte zum einen den Vorteil, dass Wasser und Schmutz nicht mehr eindringen konnte. Aber auch den, dass ich den Raum zwischen den beiden Lagern randvoll mit Graphitfett auffüllen konnte. Die Lager schwammen danach also regelrecht im Fett.
Das würde ich heute wieder so machen, sogar an der Versys. Ein Aufwand, den leider kein Hersteller ab Werk durchführen dürfte.
Doch beim Einfedern der Gabel wird das untere Lager belastet, während das obere eher entlastet wird. Zumindest nach meinem physikalischen Vorstellungsvermögen sollte das so sein. Da lasse ich mich zwar gerne vom Gegenteil überzeugen, doch bei mir war's damals halt so.
Ein Problem extrem langsam und dabei nur auf kurzer Distanz hin- und herlaufender Lager wird sicherlich immer die Schmierung bleiben. Beim damaligen Lenkungslagertausch habe ich daher nicht nur auf Kegelrollenlager umgerüstet, sondern beide Lager zusätzlich mit NILOS-Ringen (Typ XAV klick mich >>) oben und unten abgedichtet.
Das hatte zum einen den Vorteil, dass Wasser und Schmutz nicht mehr eindringen konnte. Aber auch den, dass ich den Raum zwischen den beiden Lagern randvoll mit Graphitfett auffüllen konnte. Die Lager schwammen danach also regelrecht im Fett.
Das würde ich heute wieder so machen, sogar an der Versys. Ein Aufwand, den leider kein Hersteller ab Werk durchführen dürfte.
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