Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

Einstellungen und Wartung für das Originalfahrwerk der Kawasaki Versys 650
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SiRoBo
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Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#1 Beitrag von SiRoBo »

Hallo Versyrer,

heute hab ich das LKL bei meiner Knattersaki erneuert / auf Kegelrollen umgebaut. Nach gut 50.000km darf das ja auch mal hinüber sein und als ich die Maschine im Juni und ca. 35.000km übernommen habe, hatte sie schon eine ganz leichte Raste.

Aber was mir dabei aufgefallen ist: Beide Lager haben Druckstellen der Wälzkörper um den vollen Umfang, auch das obere! Für mich eindeutig ein Zeichen für zu viel Vorspannung in der Lagerung. Alle bisher von mir ausgebauten LKL waren nur unten verschlissen. Niemals nicht oben! Anscheinend kommt Kawasaki selber mit der Einstellfummelei nicht ganz klar, der Abdeckbolzen oben auf der Gabelbrücke drückt ja die beiden Nutmuttern im Gewindespiel nach unten!

Ein Beispiel für eine gute Lösung hat Yamaha: Da ist zwischen den beiden Nutmuttern eine Gummischeibe und über die obere Mutter (nur mit der bloßen Hand angezogen bis Nuten fluchten) wird ein Sicherungsblech mit umgebogenen Laschen durch beide Nutmuttern geschoben/gelegt. Ohne lästiges Auf-/Zubiegen und die Last der Abdeckmutter oder des Bolzens der oberen Gabelbrücke geht ausschließlich auf die obere Mutter!

Hat schon jemand mal so eine Yamaha-Lösung an die Versys adaptiert? Eigentlich brächte man ja nur so ein Blech mit langen Laschen und ein Stück Gummi. Aber woher so ein Blech herbekommen? Der Gummi wär ja schnell aus nem alten Fahrradschlauch o.ä. ausgeschnitten...

An meiner Speedy hab ich das auch so umgebaut und bin seither glücklich. Ich hatte damals aber einen Schlosser an der Hand, der mir das "Blech" aus nem vollen Alublock gefräst hat. :D
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Simon

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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#2 Beitrag von snap-on »

Schau dir einfach an wie es Honda macht.

Da wird eingestellt mit Drehmoment, mit der Zugwaage die gewünschte Lagervorspannung über das Losbrechmoment kontrolliert (etwas Vorspnnung ist da erwünscht), dann kommt die gleiche Blechscheibe drauf wie sie Kawasaki benutzt (stets erneuern), die obere Nutmutter wird aber nicht angeknallt, sondern nur so weit gedreht, dass die gewölbte Blechscheibe zwischen den Nutmuttern leicht zusammengedrückt ist, dann wird mit den Laschen in den Nuten gesichert.
Oben drauf kommt dann die Gabelbrücke mit Mutter, ohne die untere Nutmutter im Gewinde nach unten zu drücken - es wird ja nur die Gabelbrücke auf die obere Nutmutter gedrückt und die hat federnd Luft nach unten.

Youtube-so-wird-das-gemacht-Filme zum Thema von irgendwelchen Heimwerkerwichteln sind in der Regel fehlerhaft, das Prozedere lt. WHB von Honda ist wie oben beschrieben.
Zuletzt geändert von snap-on am 20. Jan 2018 06:40, insgesamt 1-mal geändert.

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ténéré
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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#3 Beitrag von ténéré »

Ich stelle mein Lenkkopflager so ein, dass ich mit einer Federwaage am Lenkerende ein Losbrechmoment von 380 bis 400 Gramm habe.
Diese Methode habe ich mir 1997 (bei einem Renntraining in Zandvoort, NL) bei einem Zweiradmechaniker abgeschaut / zeigen lassen.
Ich benutze dazu eine Federwaage Medio Pesola 600 Gramm, die es auch heute noch unter dieser Bezeichnung zu kaufen gibt.
Daher hat das Einstellen des LKL für mich seit 20 Jahren nichts mehr mit "Gefühl" oder "Schätzen" zu tun, sondern mit "Einstellen" und "Messen". INFO: Beim Messvorgang ist das Motorrad aufgebockt, das LKL frei beweglich und der Vorderradreifen berührt nicht den Boden.
VG Ténéré

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SiRoBo
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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#4 Beitrag von SiRoBo »

Hallo Tenere,

das ist ja schön und gut, hat aber nichts mit der allgemeinen Einstellbarkeit zu tun. Mein LKL dreht absolut frei und ohne Spiel, aber das Gefrickel davor ist einfach etwas unvorteilhaft. Ob man jetzt auf X Losbrechmoment oder Gefühl einstellen möchte spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Mit Federwaage am Lenkerende ist ja noch umständlicher als normal durch die nicht ganz glückliche, technische Lösung. Der Versys Riser überdeckt ja den Abdeckbolzen der oberen Gabelbrücke:
Einstellen, Gabelbrücke drauf, Bolzen anziehen, Riser drauf, Lenker drauf, Federwiegen, alles wieder ab und dran und ab und dran... :sorry:

Haben da etwa Yamaha und Honda ein Patent auf die sauberen Lösungen? Wobei... Yamaha hatte das schon vor 30 Jahren, das Patent sollte mittlerweile eigentlich frei sein.
Zuletzt geändert von SiRoBo am 20. Jan 2018 17:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#5 Beitrag von madbow »

SiRoBo hat geschrieben:.....
Haben da etwa Yamaha und Honda ein Patent auf die sauberen Lösungen? Wobei... Yamaha hatte das schon vor 30 Jahren, das Patent sollte mittlerweile eigentlich frei sein.
Selbst wenn man ein noch unter Schutz stehendes Patent nachbaut - solange man diesen Selbstbau nur selbst und nur zu privaten Zwecken nutzt, begeht man kein Vergehen. Verkaufen darf man den Nachbau natürlich auch nicht.

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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#6 Beitrag von SiRoBo »

Jo, das ist klar.

Ich weise lieber nochmal auf die Frage hin:
SiRoBo hat geschrieben:Hat schon jemand mal so eine Yamaha-Lösung an die Versys adaptiert? Eigentlich brächte man ja nur so ein Blech mit langen Laschen und ein Stück Gummi. Aber woher so ein Blech herbekommen? Der Gummi wär ja schnell aus nem alten Fahrradschlauch o.ä. ausgeschnitten...
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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#7 Beitrag von snap-on »

Die Frage sei erlaubt, wo ist der Unterschied, wo ist der Vorteil, wenn man statt einer elastischen Federscheibe (die man, wie oben beschrieben, nicht einklemmt, bis sie plan aufliegt) eine elastische Gummischeibe nimmt?

Was ist der Unterschied zwischen zwei per durchgehender Zunge gegeneinander verdrehsicher fixierten Nutmuttern und zwei per Zungen nach unten und oben gegeneinander fixierten Nutmuttern?

Das eine bewirkt exakt das gleiche wie das andere.
Honda kommt mit einem Teil aus, Yamaha braucht deren zwei, ansonsten ist der Effekt genau gleich.

Die passende Federscheibe bekommst du beim Kawa-Händler, du solltest sie nur so verwenden wie es Honda tut, wenn du keine gekonterten Nutmuttern willst.



Honda verweist nur darauf, statt "Gefühl" nachvollziehbar und objektiv die Einstellung mit der Federwaage nachzumessen.

Kann man natürlich weglassen.

Dann gelten die ersten fünf Zeilen dieser Antwort aber immer noch.


Bei der Schilderung des umständlichen Ablaufs hast du einen Denkfehler drin:

Da du die untere Mutter weder nach der Yamaha- noch nach der Honda-Methode konterst, also sie weder mit der oberen Nutmutter noch mit der Schaftschraube in ihrem Gewinde nach unten drückst, muss man nicht alles wieder fest zusammenbauen bevor man misst.

Man kann, wenn man den kürzeren Hebel berücksichtigt, sogar am Gabelholm die Federwaage einhängen und kpl. ohne obere Brücke messen. Oder alles nur locker zusammenstecken.

Ist also gar nicht so umständlich.
Zuletzt geändert von snap-on am 20. Jan 2018 21:12, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#8 Beitrag von SiRoBo »

Achso?! Soll das jetzt heißen Du verwendest die Kawasaki Scheibe als Federscheibe? Da federt doch nicht wirklich was... hatte das Teil ja gerade in der Hand und fast bei der kleinsten Berührung schon verbogen... Wieviel Federkraft bleibt da noch übrig nach ein paar Jahren und hindert die untere Mutter am Verstellen? :? :think:

Für mich besteht da ein großer Unterschied. Da ich nicht wegen jedem Spezialwerkzeugteil irgendwohin rennen will und auch mal am Straßenrand eine halbwegs saubere Reparatur bevorzuge, mag ich die "einmal-umbiegen-und-nächstes-mal-Wegwerfen"-Methode nicht so gern haben. Zudem ist es bei der Yamaha Lösung wurscht, ob der Gummi altert oder nicht. Der dient prinzipiell nur der Montage und dass kein Wasser ins Gewinde läuft. ;)

Am eingesparten Teil könnte es aber schon liegen. Ich weiß um die in der Kfz Produktion umkämpften Cent-Bruchteile. Und für einen Bruchteil günstigeren Fahrzeugpreis fallen pfiffige, technische Lösungen zum Opfer. Die Folgen tragen ja dann die Endverbraucher (die wenigsten fahren wohl schon in der Garantiezeit um die 50.000km, und Erstbesitzer brauchen wohl selten neue LKL).

Das mit der Honda-methode gefällt mir allerdings auch sehr gut. Das ist zumindest viel besser als der serienmäßige Kawasaki-Krampf. :top:
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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#9 Beitrag von snap-on »

Die Scheiben von Honda und Kawasaki sind gleich.

Beide sind im Neuzustand leicht gewellt und nach einmaliger Verwendung plan gedrückt.

Die Verdrehung der Nutmuttern verhindern jeweils zwei Zungen, die in die untere greifen und zwei, die in die obere greifen.


Wo soll die untere Mutter hin, beim verstellen?

Sich selbstständig anziehen?
Oder sich lösen? Dann würde sie auch die obere mitdrehen, wegen der Zungen, und da ist die Gabelbrücke im Weg.

Die Yamaha-Lösung funktioniert nicht anders. Nur gehen da zwei Laschen durchgehend durch die Nuten beider Nutmuttern.

Die eleganteste Lösung ist die von Honda.
Nicht spielfrei einstellen, wie anno dunnemals, sondern mit der gewünschten Vorspannung, dann das Ergebnis nicht mehr durch Kontern verfälschen.

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Re: Lenkkopflager Fehlkonstruktion?

#10 Beitrag von SiRoBo »

Das mit der gewünschten Vorspannung ist aber spätestens dann gegessen, wenn man auf Kegelrollen umbaut. Klar, aber dafür mit Kugellagern dann (fast) idiotensicher.

Ich glaub, ich versuch mir so ne Yamahascheibe einfach mal selber zu schnitzen, braucht ja längere Laschen als Hondasaki! ;)
Zuletzt geändert von SiRoBo am 21. Jan 2018 07:40, insgesamt 1-mal geändert.
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