Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

Einstellungen und Wartung für das Originalfahrwerk der Kawasaki Versys 1000
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Tornanti
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#61 Beitrag von Tornanti »

Hier die Unterlagen, die ich habe. Scheint so, dass die 2016er Bedienungsanleitung missverständlich war und geändert wurde.
PS: Vor 2015 gab es keinen Hauptständer.

Bild
Werkstatthandbuch 15-18

Bild
Bedienungsanleitung 2018


In der englischen Version steht "Side Stand". Ist also auch kein Übersetzungsfehler.
Mit 25-35mm auf dem Hauptständer machst Du nur die Werkstatt glücklich wegen der Gefahr einer gelängten Kette und/oder Lagerschäden.
Ich hoffe, die nehmen immer die aktuelle Dokumentation.

Besser wäre es, wenn Kawa einen Wert für "auf dem Hauptständer stehend" definieren würde. Ist ja viel praktischer und unabhängig von der Federvorspannung.
Zuletzt geändert von Tornanti am 3. Aug 2020 17:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#62 Beitrag von Schmakubis-Re »

Danke für deine Buidl. :top:

Tornanti
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#63 Beitrag von Tornanti »

Tornanti hat geschrieben: 25. Feb 2020 18:45 So Leute, ich habe mir mal die Mühe gemacht und eine Tabelle auf Basis einer CAD-Software erarbeitet mit Empfehlungen bezüglich der Verstellung der Justierschrauben, damit man schneller auf den Sollwert des Kettendurchhangs kommt.
Als Sollwert habe ich 28mm angenommen, also nahe am unteren Wert von 25mm. Dann hat man etwas Marge zur Sicherheit und es bleibt noch genug übrig für das Längen der Kette.
Das Prinzip ist, den Istwert zu ermitteln und dann gezielt die Justierschraube zu verstellen. Dabei sollte die Justierschraube minimal durch die Mutter gekontert bleiben, damit sie spielfrei ist.
Ich habe es ausprobiert und es funktioniert in der Praxis. Bei Fragen bitte melden.
Asche auf mein Haupt. Ich hatte bei den Berechnungen einen entscheidenden Denkfehler. Die Gesamtlänge der Kette bleibt trotz Verschiebung der Achse immer konstant. Daher fallen die Werte für die Verdrehung der Justierschraube in etwa nur halb so groß aus.

Hier die richtigen Werte:

Bild

Bild
Wie ihr sehen könnt ist die Wirkung der Verdrehung nicht linear. Eine Verschiebung um 0.1mm bewirkt bei kleinen Kettendurchhängen eine wesentlich größere Änderung, als bei relativ großem Kettendurchang.

Wer sich immer schon mal gefragt hat, warum sich der Kettendurchhang beim Anziehen der Achse mit 110Nm verringert, hier die Erklärung. Zwischen dem Achsvierkant und der Nut für den Vierkant muss ein kleines Spiel sein, um Fertigungstoleranzen zu kompensieren. Beim Anziehen verdreht sich der Vierkant in der Nut und kippt über den Kopf der Justierschraube in Uhrzeigerrichtung. Dabei verschiebt sich die Achse etwas nach rechts.
Bild
Diesen Effekt könnte man konstruktiv zu fast 100% eliminieren, wenn der Schraubenkopf leicht ballig wäre.
Kennspannermechanismen mit Exzenter kennen diesen Effekt natürlich nicht.

Nicht wundern, wenn sich der Kettendurchhang abhängig von der Außentemperatur ändert. Die Schwinge ist vermutlich aus Alu, die Kette ist aus Stahl. Beide Werkstoffe dehnen sich unterschiedlich stark aus.
Ich empfehle, die Kette bei ca. 20°C Außentemperatur zu justieren. Tut man es bei sehr niedrigen Temperaturen, z.B. 5°C, dann ändert sich der Achsabstand bei Erwärmung auf 20°um 690mm x (22-10)*10e-6mm/K x 15K = 0.124mm. Was 0.1mm ausmachen: siehe oben.

So, jetzt ist aber wieder gut mit der Vorlesung in technischer Mechanik. Zeit, die Versys wieder in Bewegung zu setzten.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#64 Beitrag von edieagle »

super gemacht, danke. :clap:

Gilt das auch für die SE mit automatischer Einstellung? :?
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Gruß aus Oberschwaben von Edi

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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#65 Beitrag von Tornanti »

Äh, ist das jetzt 'ne Fangfrage? Welche automatische Einstellung der SE meinst Du? Die Federvorspannung für das hintere Federbein? Die ist nicht automatisch. Die SE hat ja keinen automatischen Niveauausgleich wie manche BMW. Die Vorspannung muss man immer noch manuell über das Menü auswählen. Ein Motörchen macht dann den Rest.
Da ich nicht die Bedienungsanleitung der SE habe, kann ich nur vermuten, dass der Kettendurchhang wie bei der Nicht-SE bei Vorspannung "2 Klicks" eingestellt werden sollte. Das wäre dann bei der SE die Einstellung, nur Fahrer, kein Sozius, kein Gepäck. Also geringste Beladung.
Aber alles nur eine Vermutung von mir.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#66 Beitrag von edieagle »

habe nachgeschaut die schreiben nichts von der Fahrwerkeinstellung nur:
--- auf Seitenständer stellen
--- kürzeste Länge der Kette durch Raddrehung ermitteln
--- in dieser Stellung 30 - 40 mm Durchhang einstellen
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#67 Beitrag von Tornanti »

Ist ja interessant. An der Fahrwerksgeometrie hat sich doch nichts geändert. Wieso jetzt 30-40mm statt früher 25-35mm? Noch ein Grund mehr, nicht auf 25mm einzustellen, sondern auf 30mm.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#68 Beitrag von edieagle »

aber immer bezogen auf die Position der kürzesten Länge, also die erst durch drehen ermitteln
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#69 Beitrag von jax »

Tornanti hat geschrieben: 27. Apr 2021 17:24 Ist ja interessant. An der Fahrwerksgeometrie hat sich doch nichts geändert. Wieso jetzt 30-40mm statt früher 25-35mm? Noch ein Grund mehr, nicht auf 25mm einzustellen, sondern auf 30mm.
Wenn ich das noch richtig im Kopf habe (keine Lust zum Nachsehen), hat sich der Federweg hinten vergrößert, wenn auch nur minimal


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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#70 Beitrag von Tornanti »

Die SE hat wohl 152mm Federweg hinten und die alte Versys von 2018 150mm. Die 2mm erfordern keine 5mm unterschiedlichen Kettendurchhang.
Es kann aber sein, dass die Feder der SE eine höhere Federrate hat und damit auf dem Seitenständer stehend nicht so stark einsinkt.
Dem wiederspricht aber die gleich gebliebene Sitzhöhe von 840mm.
Egal, Kawasaki's Ingenieure werden schon wissen, warum sie das so spezifiziert haben.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#71 Beitrag von awv99 »

Evtl. .......
:)
Ist es auch völlig unerheblich
ob nun 5 mm mehr oder weniger...

Tornanti
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#72 Beitrag von Tornanti »

So, ich habe meine Doktorarbeit zum Thema "Kettendurchhang einstellen" fortgesetzt.
Mit einer Fühllehre habe ich mal ermittelt, wie groß das vertikale Spiel der viereckigen Achsenaufnahme in der Schwinge ist. Es ist bei mir links 0,55mm und rechts 0,6mm.
Das viereckige Teil hat eine Kantenlänge von 40mm.
So sieht es in CAD aus:
Idealer Zustand:
Bild
Vierkant parallel zur Aufnahme und parallel zum Schraubenkopf

Worst Case:
Bild
Vierkant verdreht sich 0,689° im 0,6mm Spiel. Das erzeugt 0.107mm Verschiebung der Achse nach hinten.
Was 0,1mm bewirken sieht man in der Tabelle oben, ein paar Posts vorher.

Was also tun? Die beste Lösung wäre, wenn der Schraubenkopf an der Kontaktfläche zu dem Vierkant ballig wäre.

Bild
Bei einem sphärischen Schraubenkopf mit Radius 200mm gibt es zum idealen Zustand noch eine Verschiebung von 25µm.

Bild
Bei einem sphärischen Schraubenkopf mit Radius 100mm gibt es zum idealen Zustand noch eine Verschiebung von 14µm.

Bild
Bei einem sphärischen Schraubenkopf mit Radius 50mm gibt es zum idealen Zustand noch eine Verschiebung von 8µm.

Wer keine Drehmaschine im Keller hat kann sich aber sehr gut behelfen:
-Motorrad auf Hauptständer stellen
-Achsmutter lockern.
-Justierschraube entsprechend Soll / Ist -Vergleich aus meiner Tabelle neu einstellen
-jetzt Motorrad auf Seitenständer stellen. Jetzt liegt der Vierkant oben in der Nut an.
-Passende Fühllehre für rechts und links aussuchen. Etwas Einölen und dann unten in die Spalte schieben. Das Öl hilft später beim Entfernen, da die Fühllehre beim Anziehen der Achsmutter etwas eingeklemmt wird.
Bild
-Mutter minimal anziehen.
-Die Vierkante rechts und links mit einem Holzstück und einem kleinen Hammer gegen die Justierschrauben schieben.
-Jetzt die Achsmutter mit 30Nm festziehen.
-Motorrad wieder auf den Hauptsänder stellen
-Achsmutter final mit 110Nm festziehen.
-Splint rein. Fertig.
Mit dieser Methode geht es sehr präzise, keine Verringerung des Kettendurchhangs nach dem Festziehen der Achsmutter mehr feststellbar.
Warum die Hersteller die Justierschraube nicht ballig machen, bleibt ihr Geheimnis. Vermutlich geht es um ein paar Cent Kosteneinsparung.
Es würde mich interessieren, ob Ihr mit dieser Methode auch schneller zu dem gewünschten Ergebnis kommt.
Fühllehren gibt es in jedem gut sortierten Baumarkt, gestuft in 50µm von 0,05 bis 1,00mm. Kosten 5-10€ pro Satz.
Und falls sich jemand die Schraubenköpfe ballig dreht, kann derjenige auch gerne berichten, wie sich das Einstellen des Kettendurchhangs damit verbessert hat.
Man kann natürlich auch einfach die 0,1mm Achsverschiebung entsprechend den Werten aus der Tabelle vorhalten. Also Kette 0,1mm zu locker einstellen und dann die Achsmutter festziehen.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#73 Beitrag von gunter »

Tornanti hat geschrieben: 15. Mai 2021 17:12.............
Hut ab vor deinem Enthusiasmus und Respekt für diese Akribie :top:

Ich frage mich nur "Rechnest du nur oder fährst du auch?"

Du hast mit deiner "Doktorarbeit" zu dem "Problem" vor rund einem Jahr begonnen.
In der Zeit bin ich rund 45 TKM gefahren, hab 2 Kettensätze verschlissen und die Ketten
in dieser Zeit schätzungsweise bestimmt 30-35 x nachgespannt.

Und das ohne Rechenschieber, geschweige denn CAD-Programm :eek:

Das mache ich seit 40 Jahren so und ist ne Sache von 5 Minuten.
Für die KV brauche ich dazu nen Drehmomentschlüssel, ne 27er Nuss, 2 12er Gabelschlüssel.
Und dank Dauersplint den noch nicht mal neu.

Darüber hinaus sollte ein halbwegs gutes Augenmaß und etwas allgemeine Grundkenntnis von Mopedtechnik
vorhanden sein. Zumindest was tägliche Kontrolle bzw. grundlegende Wartungsarbeiten betrifft.

Deine Anleitung in allen Ehren, aber ich bezweifle, dass auch nur einer hier zum Kette spannen
nur annähernd einen solchen Aufwand betreibt.

Gut, manche benutzen noch einen Kettenlaser. Aber eine Fühlerlehre?
Sollte man vielleicht auch noch die Reifenprofildicke im 1/10 tel Millimeterbereich berücksichtigen?

Jetzt bin ich echt verwirrt :dizzy:

Sorry, ist echt nicht böse gemeint, aber wenn ich ne Werkstatt, würde ich mich weigern deine Kette einzustellen.
Das könnte ich nur falsch machen.
Es ist der ewige Wettlauf zwischen der Technik, die immer idiotensicherere Lösungen ersinnt,
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#74 Beitrag von Tornanti »

@ Gunter.
Du muss Dir keine Sorgen machen. Schau in mein Profil. 22400km abgespult in 3 Jahren. Wäre ich schon in Rente, wäre es bestimmt das Dreifache.
Da ich von einem Kardanmotorrad auf Kette umgestiegen bin lerne ich so nach und nach die Eigenheiten einer Kette kennen. Und als Ingeneuer will man Problemen immer auf den Grund gehen. Kennt man die Zusammenhänge wird vieles einfacher.
Ich habe angefangen mich mit der Thematik zu beschäftigen, nachdem 2 Kawa-Werkstätten den Kettendurchhang nach einem Reifenwechsel immer zu gering eingestellt hatten (25mm auf dem Hauptständer statt auf dem Seitenständer). Das ist echt zu stramm. Kleine Anekdote am Rande: Der letzte Mechaniker sagte mir doch ganz im Ernst, dass er privat kein Motorrad fährt. Schrauben reicht ihm. Mir reicht das nicht. Um Kette und Lager nicht zu beschädigen also als erstes die Kette immer selbst neu justiert.
Die Fühllehre nehme ich nicht zum Messen des Kettendurchhangs. Da hast Du was falsch verstanden. Ich missbrauche sie nur dafür, das vertikale Spiel in der prismatischen Führung auf fast null zu bekommen.
PS: Hatte mir auch einen Kettenlaser gekauft. Scheint bei der Versys 1000 aber überflüssig zu sein. Irgendwie zieht sich die Achse immer wieder in die optimale Position, wenn man die Achsmutter anzieht.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#75 Beitrag von gunter »

@Tornanti:

Sorry, das war echt nicht negativ gemeint und deine Argumentation kann ich nachvollziehen.

Trotzdem bin ich echt erstaunt über so viel Aufwand zu einem für mich banalen Wartungsvorgang.

Aber besser so, als später Jammern :top:

Gibt genug die von, meiner Meinung nach, unabdingbaren Grundkenntnissen absolut befreit sind und nicht
mal den Schimmer einer Ahnung von Kettenpflege, geschweige von richtiger Einstellung, haben und auch kein Interesse,
daran etwas zu ändern.......

Von daher, wenn es auch nur einem hilft...... :cheers:
Es ist der ewige Wettlauf zwischen der Technik, die immer idiotensicherere Lösungen ersinnt,
und der Natur, die immer größere Idioten hervorbringt.

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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#76 Beitrag von frieda »

Einstellen nur mit KETTENLASER, Durchhang prüfen und Kette einsprühen, abends nach jeder Tagestour !!! ;)

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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#77 Beitrag von edieagle »

Theorie ist wenn es berechnet funktionieren soll und dann nicht klappt
Praxis ist wenn etwas klappt und man weiß nicht warum.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#78 Beitrag von awv99 »

frieda hat geschrieben: 15. Mai 2021 20:45 Einstellen nur mit KETTENLASER, Durchhang prüfen und Kette einsprühen, abends nach jeder Tagestour !!! ;)
Wenn einem der Ketten- Laserer ein gutes Gefühl gibt, kann man das sicherlich machen...
Aber
es reicht die Sache einmal zu justieren.

Zum nachspannen reicht ein rechts und links gleichmäßiges drehen an den Spannschrauben.

Das spielt sich in der Regel in einem Bereich von einer 1/3 bis 3/4 Umdrehung der Schrauben ab und dauert ca. 5 Minuten.

Statt sprühen und damit erneutes Dreckaufsammeln
empfiehlt sich ein Kettenöler.
Damit ist sehr sehr lange Zeit "Ruhe im Karton" der Kettenpflege und auch die Nachspannintervalle verlängern sich extrem.

Aber jeder wie er mag....

--------

Ich finde Gunters Beitrag sehr treffend.
Wobei die Idee mit den Fühlerlehren imho sehr gut ist.
Wenn man es damit schafft das ungewollte Verschieben der Radachse beim anziehen mit rund 100 Nm zu eliminieren, ist das eine sehr gute Idee !!!

Tornanti
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#79 Beitrag von Tornanti »

Oje, da habe ich mit meinem Thread ja was angerichtet. So viele Posts. Eigentlich wollte ich ja nur für mich rausbekommen, warum sich beim Anziehen mit 110Nm der vorher eingestellte Kettendurchhang wieder verändert. Das hatte ich sogar mal in einem Internet-Artikel der Zeitschrift Motorrad als (Warn-) Hinweis gelesen.
Jetzt ist für mich alles klar. Ich habe "meine" Methode gefunden, damit es kein mühseliges Geschäft mehr ist. Jetzt dauert es auch bei mir nur noch 5min statt einer halben Stunde. Und wenn es nur 2-3 Leuten geholfen hat, dann hat sich die Mühe doch echt gelohnt. Ich habe meinen Spass gehabt und mein Gewissen beruhigt. Alle anderen können ja nach ihrer Methode weitermachen. Jeder wie er mag.
Dann hoffen wir mal, das Pfingsten das Wetter besser wird und man wieder Kilometer machen kann. Allen eine unfallfreie Saison. Vielleicht trifft man sich ja im August 2021 in der Schweiz rund um Furka, Gotthard, Nufenen, Susten, Grimsel, Lumanier und Oberalppass.
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Re: Einstellung Kettendurchhang ist ein mühseliges Geschäft

#80 Beitrag von Luzifear »

Tach,
Tornanti hat geschrieben: 15. Mai 2021 17:12 Passende Fühllehre für rechts und links aussuchen. Etwas Einölen und dann unten in die Spalte schieben. Das Öl hilft später beim Entfernen, da die Fühllehre beim Anziehen der Achsmutter etwas eingeklemmt wird.
wie wäre es, wenn du dir passendes Fühlerlehrenband besorgst und dauerhaft unterlegst?
Die einzige Frage dabei wäre, wie sich das Alu mit dem Edelstahl verträgt.

Servus, die Luzi
Ich bin der, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben. :lol:

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