Follow the sun - spanische Pyrenäen, Auvergne

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blahwas
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Re: Follow the sun - spanische Pyrenäen, Auvergne

#21 Beitrag von blahwas »

Fazit
Die Reisegruppe kannte sich zuvor nicht, bzw. nur Markus und ich kannten uns, das hat aber prima funktioniert. Markus ist zufrieden, wenn er 'ne Wurst und Bier hat und vielleicht noch ein Fotomotiv, und liefert zuverlässig geniale Fotos ab.
Nic kannte ich nur kurz und von seinem Reisebericht, dachte aber, das passt schon. Stellt sich raus, das passt. Er freut sich über Kurven und Aussichten und ist bereit zu jedem Offroadausflug, trotz geringerer Fahrpraxis und Straßenreifen. Er hatte von uns den größten Organisationsaufwand, weil sein Auto eine Anhängerkupplung hat und ihm somit die "Ehre" zuteil wurde, den Anhänger abzuholen und wieder abzuliefern. Wie lange es dauert, das Auto innen und außen hinterher sauber zu kriegen und wieviel Prozent der Bremsbeläge wir vernichtet haben, mag ich mir gar nicht vorstelen. M+N stehen beide auf Zeltlageromantik und hantieren gerne mit Kochern und so einem Gedöns, wo am Ende Essen auch für mich rauskommt - da kann ich nicht klagen und habe mich auch gerne revanchiert. Drei ist eine nette Größe für "alles kann, nix muss". Meine Routenplanung wurde ohne Murren übernommen, und bei längenmäßiger Überforderung wurde wie vorgesehen und besprochen abgekürzt. Niemand hat sich zuviel zugemutet oder versucht, ein ihm unpassendes Tempo mitzugehen. Ich war tatsächlich mal nicht derjenige mit den häufigsten Pinkelpausen. Das ist beim Pässe knacken aber eh kein Problem wegen der 10+x Fotostopps pro Tag, die auch klaglos toleriert wurden.

Zeitnutzung: Wir waren vom 2.-12. Mai unterwegs, also 11 Tage/10 Nächte. Wir haben zwei bzw. drei (Nic) Tage im Auto verbracht und 6-8 Tage an Genussausfahrten: Nic hatte einen Fahrtag weniger wegen Transfer Ost-West, ich hatte einen halben Tag mehr wegen Fitness am Anreisetag. Ohne den gescheiterten Umzug ins Baskenland hätte man ein besseres Verhältnis von Transfertagen zu Fahrtagen hinbekommen können, aber wir wollten dem Wetterbericht vorher irgendwie nicht glauben - das hat sich gerächt. Mit meiner Übernachtung in Darmstadt auf der Anreise habe ich mir noch zwei halbe Genusstage dazu organisiert, statt nur morgens über die Autobahn runter zu braten.

Kosten: Gemeinschaftlich haben wir für Unterkünfte, Anhängermiete, Sprit und Maut des PKW, Cafes, Essengehen und Lebensmitteleinkäufe pro Nase etwa 600 Euro ausgegeben. Meine Versys ist etwa 4000 km gefahren auf diesem Trip mit An/Abreise auf Umwegen. Jeder Kilometer kostet etwa 23 cent inkl. Benzin und Reifen, und damit ist das tatsächlich der größere Teil vom Kuchen.

Regionen vor Gericht:
Den Odenwald kann man mal besuchen, wenn man noch nicht da war, aber jedes Jahr muss ich da nicht hin, außer wenn es sich am Weg mal anbietet. Insider kennen sicherlich noch bessere und verkehrsärmere Sahnestrecken, die noch nicht den Weg in die Passknackerdatenbank gefunden haben und sehen das daher vielleicht anders.

Katalonien hatte tolle Landschaft, tolle Strecken, tollen Straßenbau, liberale Beschilderung und Fahrkultur, und scheint auch vom Wetter her ein netter Flecken Erde zu sein. Leider ist es recht weit weg, und weil's in den Bergen so zerklüftet ist, fährt man ab dem dritten Tag im Basislager Wege doppelt. Es war günstig, aber einige Einheimische wurden irgendwie nicht so recht warm mit uns. Ob's an diesem Käse mit der Unabhängigkeit liegt? Wenn die Katalanen damit Ernst machen, und Spanien dann auch ernst macht, kommt man da so einfach wohl nicht mehr hin, daher wäre mein Tipp, zeitnah dorthin zu fahren, bevor eine Mauer drum gebaut wird. Nächstes Mal würde ich einen anderen Campingplatz als "Collegats" wählen, alleine schon wegen des Restaurants.

Das Baskenland haben wir nur einen Tag erkundet und das meiste obige gilt entsprechend, allerdings ist es einige Grad kühler und man hat (nachgelesen) tatsächlich eine hohe Chance auf Nebel in Höhenlagen, wegen der feuchten Luft vom Atlantik. Da empfiehlt sich also eine etwas spätere Reisezeit als die erste Maihälfte. Der Campingplatz Osate war in Ordnung.

Die Auvergne ist halt typisch Frankreich: Herrlich ländlich und unkompliziert, schön abgelegen und weitgehend in der Zeit stehen geblieben. Von den meisten Regionen Deutschlands aus ist sie nicht so zügig zu erreichen. Nach drei bis vier Tagen gehen einem vermutlich die Strecken aus. Damit ist diese Reigon eher als Zwischenstation geeignet. Die Hochtäler im Westen waren mir in dieser Länge bisher unbekannt, und das war echt idyllisch. Das Restaurant im Hôtel la Clairière in Chambon-sur-Dolore war famos, und den Campingplatz "Le Sauzet" oben am Berg würde ich ab etwa Juni oder nach Wetterbericht auch bedingungslos empfehlen.

Reiseansatz: Per Anhänger in die Ferne zu fahren ist weit weniger anstrengend und teuer als mit einzelnen Motorrädern, und zu zweit oder gar dritt halten sich auch die Kosten echt im Rahmen. Wir sind mit dem Anhänger immerhin 1400 km runter gefahren, 700 km nach Frankreich und noch mal 730 km zurück nach Deutschland. Mit einem Wechsel des Basislagers kriegt man in den Pyrenäen 10 Tage Fahrtage rum, ohne zu sehr Strecken wiederholen zu müssen. Mit dem zweiten Wechsel konnten wir vor dem Wetter fliehen und auch noch unsere spätere Heimreise deutlich erleichtern - follow the sun, eben.

Routenplanung: Passknacker ist ein geniales Tool für die Routenplanung in völlig fremden Regionen, denn nur weil etwas auf der Karte kurvig aussieht, muss es noch lange keinen Fahrspaß liefern. Das gilt für Passknackerpunkte zwar auch nicht zwingend, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch deutlich höher, schließlich wurden die von Motrradfahrern für Motrradfahrer eingetragen. Ob man bei jeden Schild halten und ein Foto machen muss, das man später auch noch bearbeitet und irgendwo hochlädt, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ich mag die Funktionen, die sich daraus ergeben: Gucken, wer sonst schon da war, die langfristige Aufzeichnung ("Lebenswerk") und ja, auch sich mit Anderen zu messen. Navigation war problemlos. Spanien hat viele neue große Straßen gebaut, mit altem Kartenmaterial fährt man schon mal über eine weiße Karte - das ist aber nicht schlimm.

Camping ist keine besondere Leidenschaft von mir, aber eine saugünstige und in der Gruppe auch sehr gesellige Art der Unterkunft, die auch noch maximal flexibel ist. Zumindest in der Nebensaison und an diesen Reisezielen abseits des Mainstreams fährt man halt hin und sagt dann "Hallo, hier bin ich!" - und wenn keiner da ist, stellt mein sein Zelt halt auf die leere Wiese. HRS, Booking & Co können da einpacken. Ich bin jedoch zu bequem, jeden Tag das Zelt einzureissen und wieder aufzubauen, und am Motorrad spazieren fahren mag ich es noch weniger, daher gefällt mir dieser Basislager-Ansatz sehr gut. Vielleicht könnte sich meine Motivation mit einem schneller auf/abzubauenden Zelt ja irgendwann noch erhöhen.

Abteilung Pech und Pannen, Schrott und Schrottvögel: Die Versys warf einen Lenkerendspiegel weg, was eigentlich schon ein Running Gag bei jedem meiner Urlaube ist. Außerdem haute eine Schraubenmutter ab, als das Windschild demontiert wurde (hätte sonst nicht auf den Anhänger gepasst). Die DR 650 sprang 2x nicht mehr an, was zu 99% an einer defekten Batterie lag und ja mal vorkommen kann in dem Alter. Dabei kann man sich außerdem gut gegenseitig helfen. An der BMW hat sich die Gummierung des Handyhalters verabschiedet, und eine Fußraste hatte sich auf einer schlechten Wegstrecke gelockert. Niemand ist gestürzt oder hat sein Mopped umfallen lassen, und verletzt hat sich auch keiner. Für mich relativ überraschend hat der VW Bora den Trip überstanden, denn der wurde schon arg gequält. Wir haben reichlich schlecht abgespannt und immer wieder lose Gurte neu einhängen müssen oder gar Gurte verloren, besonders an den Hecks. Einerseits hatten die gemieteten Gurte etwas mickrige Haken, andererseits sollten wir das nächste Mal vielleicht vorher ein Tutorial dazu gucken.

Ausrüstung: Ich war zu kalt angezogen bzw. hatte nicht genug warmes Zeug dabei bzw. hätte hier und da früher in die Regensachen schlüpfen sollen (Nebel!). Mein Schlafsack war zu kühl, das passiert mir aber nicht nochmal. Mein Aldi-Zelt habe ich versehentlich völlig ohne Nägel eingepackt. Die frischen Bremsbeläge und die Campingtasse blieben versehentlich auch daheim - nächstes Mal brauche ich mehr Ruhe beim Packen. Positiv dagegen die neuen Mini-Klapphocker für 12 Euro, die sind echt gut und kompakt, sowie die elektrische Campinglaterne. Abgeguckt von den anderen habe ich mir USB-Magnetkabel zum Handyladen, die muss ich auch haben!

Gesamt: Danke fürs Mitkommen - immer gerne wieder!

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