Luxemburg UND Belgien Passknacker Landespreise

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Luxemburg UND Belgien Passknacker Landespreise

#1 Beitrag von blahwas »

Kurzurlaub Luxemburg

Relativ spontan habe ich mitten in der Woche einen Tag frei bekommen. Da fiel mir ein, dass ich eigentlich mal alle Passknacker in Luxemburg sammeln wollte, und dass ich dieses Jahr auch noch nicht zum Pässesammeln in der Eifel war. Nun denn! Routenplaner angeworfen, und alle Passknacker in Luxemburg plus Umland großzügig in eine Route geworfen. Die Methode habe ich hier schon mal beschrieben: viewtopic.php?nomobile=1&f=16&t=15938

Dann habe ich meinen Wohnort als Start und Ziel ergänzt und die Route so lange gekürzt durch Löschen von Passknackerpunkten außerhalb Luxemburgs, bis das ganze an einem Feierabend plus einem Fahrtag machbar erschien - das waren bei mir 826 km, mit je 100 km Autobahn am Hin- und Rückweg.
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Diese Route möchte ich fahren
Als nächstes habe ich eine Übernachtungsmöglichkeit entlang der Route gesucht und gefunden. Booking kann man gut finden oder nicht, aber praktisch ist es schon. So kam ich zum Gasthaus im Pfenn in einem Eifelort nah der Luxemburger Grenze mit dem schönen Namen Irrhausen. Da mein Topcase die Halteplatte schon wieder nach unten biegt, kommt das Übernachtungsgepäck in die Packrolle, auch wenn sie dafür eigentlich viel zu groß ist. Das ist aber nichts, was man nicht mit einem Packnetz regeln könnte.

Soweit alles klar, die Route aufs Navi übertragen (nur Passknackerpunkte, Hotel und meine Wohnung sind Wegpunkte, und zwar in nur einer Route) und los ging's 17:30. Da Ferienzeit in NRW ist, sind die Autobahnen ironischerweise frei und schon eine Stunde später biege ich weit südlich von Köln zum ersten Passknackerpunkt ab, dem Milzenhäuschen. Den hätte man nicht unbedingt eintragen müssen, aber besser als die B51 zu fahren ist das schon. Das Wetter ist mir wohlgesonnen. Es sind zwar reichlich Regenwolken am Himmel, freundlicherweise regnet es aber immer anderswo. Es folgen diverse große und kleine Eifelstraßen. Bei einem gar nicht so kleinen Dorf-Edeka decke ich mich fürs Abendessen ein.

Um 20:30 erreiche ich das Hotel in Irrhausen. Die Garagen stehen voller Motorräder mit gelben Nummernschildern. Ich sage dem Wirt guten Abend, werfe meine Packrolle in die Garage und fahre direkt weiter meine Route. Das Hotel ist Punkt 6 auf meiner Runde. Die Punkte 7 und 8 kann ich locker noch holen, bevor es dunkel wird, dann habe ich morgen weniger Strecke zu machen - 600 km sind für eine Tagestour auch für mich reichlich. Ich habe ohne Gepäck noch mehr Fahrspaß und erreiche bald Punkt 7 und dann 8. Punkt 8 ist eine Kapelle auf einem Hügel.
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Preischeider Kapelle
Hier angekommen habe ich immernoch keine Lust, direkt ins Hotel zu fahren. Und so greife ich der Route noch weiter vor und schnappe mir noch die Punkte 34 und 37, und dafür setze ich nach Luxemburg über, obwohl eindeutig Regenwolken in dieser Richtung hängen.

Auf dem Weg zur 34 fängt es an zu regnen. Ich trage Goretexjacke und Nichtsoganzdichttexhose, die Regenkombi bleibt aber im Tankrucksack, es ist ja schließlich nicht kalt und in spästens 30 Minuten bin ich im Hotel, wo die Sachen ja wohl hoffentlich/gefälligst bis morgen früh wieder trocknen können. Der Punkt ist ein einzelnes Windrad. Das coole an Windrädern sind die asphaltierten Zufahrtsstraßen, die extra dafür angelegt wurden. Und siehe, jemand hat auf der Rückseite eines ominös nutzlosen Schildes einen Passknacker-Aufkleber angebracht :)
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Am Hosinger Windrad
Dann geht es zurück zum Hotel, auf schnellstem Wege - aber schnelle Wege gibt's hier nicht, sondern leider nur reichlich holprige Pröckelstrecken mit Wald rechts und links, wo es schon reichlich dunkel ist - und der Regen wird auch stärker. Hier vertue ich mich auch einmal mit dem Erkennen des Straßenverlaufs und muss dann doch recht stark verzögern, um nicht unfreiwillig Pilze sammeln zu gehen. In solchen Momenten freut sich dann auch der routinierte Fahrer über sein ABS. Zurück am Hotel wird abgerödelt und alles aufs Zimmer geschleppt, was angesichts weiter Wege und eines engen Treppenhauses recht umständlich ist. Dann zahle ich das Zimmer (36 Euro), hänge ich meine Sachen zum Trocknen auf und labe mich an meinen Einkäufen: Sandwich, Laugenstange, Bembel, hanuta. Abendessen der Champions. Noch kurz die beiden besuchten Punkte aus der Route werfen, es spart tatsächlich nur 20 Minuten ein. Um 23 Uhr geht das Licht aus, denn Morgen habe ich noch 600 km vor mir...

Der Wecker steht auf 6 Uhr, aber ich bin schon 5:30 wach. Warum sollte ich liegen bleiben? Ich bin viel zu aufgeregt! Alles so leise wie möglich einpacken und davon schleichen. Ich komme bis zur Haustür, und diese ist zu. Der zweite Schlüssel an meinem Zimmerschlüssel passt zwar ins Schloss, lässt sich aber nicht drehen. Einen anderen Ausgang finde ich nicht. Die Klingel auf der Theke führt zu keiner Reaktion. Sperren die hier ihre Gäste ein? Irgendwann komme ich auf die Idee, anzurufen. Natürlich klingelt das Telefon hinter der Theke, aber irgendwann geht eben doch jemand ran und erklärt mir, dass es einen zweiten Ausgang im ersten Stock gibt. Da hatte ich gestern nur eine Dachterrasse entdeckt, aber tatsächlich, im letzten Eck davon führt eine Treppe runter. Ein Mitarbeiter, der offensichtlich bereits zuvor aufgestanden war, schließt mir die Garage auf, und so rolle ich noch vor 7 Uhr vom Platz. Es hat 13 Grad und einzelne Regenwolken ziehen umher - für mich kein Grund, in eine Regenkombi zu schlüpfen.

Die Fahrt beginnt logischerweise verhalten, nach der regnerischen Nacht ist noch alles feucht, Bodennebel, Dampf aus den Wäldern. Eigentlich recht schön hier! Meine Klamotten sind tatsächlich alle über Nacht trocken geworden, und ich fühle mich recht wohl. Meine Sportreifen nicht so, aber ich habe es nicht eilig. Ich habe zwar 600 km vor mir, aber das Navi verkündet eine Ankunftszeit von 17:00. Da könnte ich also vier Stunden verlängern und wäre immernoch bei Tageslicht am Ziel - das ist der Charme an dieser Jahreszeit.
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Am Furener Knupp (Hifi)

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Am Furener Knupp (Lofi)
Die ersten beiden Passknacker liegen in Deutschland, danach beginnt die Luxemburg-Runde, um die es hier ja eigentlich geht. Luxemburg ist ein putziges Land. Es gibt eigentlich nur eine Großstadt, der ganze Rest ist ländlich geprägt und etwas hügelig oder durchaus bergig. Es gibt Felsen und Schluchten, Burgen und Schlösser. So früh ist noch weniger Betrieb als sonst. Wie man auf der Karte sehen kann, kommt nach den ersten vier Punkten einiges an Verbindungsetappe ins Umland der Hauptstand, wo der Verkehr tatsächlich etwas zunimmt. Luxemburg ist zwar nicht arm, aber die meisten müssen eben doch arbeiten gehen, und es gibt durchaus auch Mercedes-Benz ohne AMG und Audis ohne RS im Namen. Hier kriegt die Versys Benzin, und vom in die Tankstelle integrierten Bäcker (getrennte Kassen!) wandert mein Frühstück in den Tankrucksack. Das Wetter ist mir weiter wohlgesonnen.

Ganz im Südwesten des Landes liegt der Euro-Col. Der Punkt ist maximal von den anderen Punkten entfernt und für Passknackersammler aus dem Norden oder Osten ein Ärgernis, weil er einen deutlichen Umweg bedeutet. Aber das gehört halt dazu. Am Punkt gibt es nette Strecken, aber am Punkt selbst, wo das Schild steht, kann man nicht gut halten oder gar parken - schmale Straße, kein Seitenstreifen, alle zwei Minuten ein Auto. Ich frühstücke also am Naturparkplatz ein paar hundert Meter weiter vorne.
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Am Euro-Col
Danach folgt eine reine Überführungsetappe nach Norden, die zu einem Gutteil durch Belgien verläuft und sogar ganz knapp an Frankreich vorbei - ich bin hier schließlich am Dreiländereck. Nach Frankreich rein ist Stau. Belgien ist anders als Luxemburg, irgendwie ländlicher und einfacher. Diese Hauptstraße führt vierspurig durch Gewerbegebiete mit zweispurigen Kreisverkehren - ein prima Konzept, aber keine touristische Strecke. Ich hänge mich immer an ortskundige Autofahrer an. Irgendwann laufe ich auf einen Krankenwagen auf, der mit Blaulicht fährt, aber ohne Sirene und ohne das Tempolimit zu überschreiten. Da fahre ich mal mit Respektabstand hinterher. Dass die anderen Autos ihm Platz machen muss mir ja nicht schaden. An einer roten Ampel geht die Sirene an und ich wache ein wenig aus meinem Trott auf, und fahre nicht einfach stumpf weiter hinterher - das könnte schließlich als unhöflich gelten.

Doch dann beginnen endlich wieder die Passknackerpunkte, und entsprechend wird die Landschaft hügeliger, die Straßen geschwungener und der Verkehr weniger. Am Punkt Klimm (19), drohen bereits vorher einige Baustellenschilder, dass irgendeine Dorfdurchfahrt nicht möglich sei, aber genau in der Richtung liegen zwei Passknacker: Einerseits Hochfels, ein toller Aussichtspunkt im Wald (!) mit einer Hütte, die so auch in Norwegen stehen könnte, und danach noch einer... der jedoch hinter dem gesperrten Dorf liegt.
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Am Hochfels

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Aussicht vom Hochfels
Baustellensperrungen und Motorradfahrer sind ja Dinge, die nicht immer in der gleichen Realitiät existieren: Die einen glauben nicht an das andere und umgekehrt. Auf gut Glück fahre ich die 2 Kilometer an den Ort ran und sehe tatsächlich Bauarbeiten, die im Gange sind: Die Straße ist auf der ganzen Breite 2 Meter tief aufgegraben, und es werden gerade Leitungen verlegt. Am Rand sind etwa 20 cm abschüssiges Gras... kein Fußweg. Keine Parallelstraße. Mist. Auch kein Feldweg außenrum. Ich probiere eine Schotterstrecke, die laut Garmin zu einer parallelen Bundesstraße führen soll, lande aber stattdessen 800 Meter weiter Richtung Baustelle wieder auf der gleichen Strecke. Mist! Dann muss ich wohl tatsächlich die Umleitung fahren. Dazu sage ich meinem Chinanavi "Strecke vor mir meiden" und er berechnet den neuen Weg: 27 Minuten länger. Au weia. Leider habe ich keine Wahl. Dass das Straßennetz hier nicht so dicht ist könnte daran liegen, dass die belgische Grenze nah ist, und dass es Flüsse auf beiden Seiten der Strecke gibt. Zähneknirschend fahre ich die Umleitung. Aber so ist das halt: Man kann nicht für makellosen Asphalt und Internet auf dem Land sein, ohne dass dann halt auch manchmal gebaut werden müsste.
Zuletzt geändert von blahwas am 10. Jul 2018 23:03, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Luxemburg Passknackerei an einem Urlaubstag

#2 Beitrag von blahwas »

Der nächste Punkt ist leider wieder relativ öde. Man soll ein großes Gebäude fotografieren. Dieser ist mein zweiter Passknackerpunkt dieses Jahr mit einem "Etablissement" darin.
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Am Harlange-Poteau
Davon gibt es hier ein paar mehr, aber was geht mich das an. Die Gegend wird jetzt wieder idyllischer und das Wetter ist inzwischen sonnig bei 20 Grad, da wandert der Fleecepulli in den Tankrucksack und ich hänge zunehmend an der Trinkflasche. Auch mit dem Umleitung habe ich nach hinten noch reichlich Zeitpuffer. Ich bin nicht müde, nichts tut weh, nur mit der Aufmerksamkeit hapert es hier und da etwas. Man muss aber auch auf viele Dinge gleichzeitig achten: Navigation, bloß keinen Punkt verpassen. Verkehrsgeschehen, zwei Traktoren nemhen mir heute die Vorfahrt - immerhin, nachdem sie mich gesehen und beschlossen haben, dass ich ja wohl langsamer machen kann. Anhalten musste ich für niemanden. So Implementierungsdetails wie "Wohin verläuft die Straße?", "Welche Linie fahre ich?", "Welchen Gang brauche ich?" laufen glücklicherweise schon weitgehend automatisch ab. Auch das Tempolimit übernehme ich automatisch, ohne dass ich 10 Sekunden später noch wüsste, welches jetzt eigentlich genau ist. Mein Navi hat Karten von Q1 2017, das ist in Luxemburg aber völlig ausreichend. Dass ich die Packrolle auf den Soziussitz geschnallt habe, erforderte eine gewisse Gelenkigkeit in der Hüfte und Dehnbarkeit der Oberschenkelmuskulatur, da man das Bein bei jedem Fotostopp drüber schwingen muss.

Und irgendwann es ist dann so weit, und ich mache das 26te und damit letzte Nachweisfoto für Luxemburg: Den Burgplatz. Danach setze ich auf eine Bank und prüfe genau mittels OSMand am Smartphone und Digicam, ob ich auch wirklich alle erwischt habe. Ich komme zum Ergebnis, dass es wirklich alle sind, und werde das Nachweisfoto später entsprechend fröhlich verzieren.
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Am Burgplatz
Jetzt könnte man zufrieden nach Hause fahren, aber da würde ich ja was verpassen, nämlich die Passknackerpunkte in Ostbelgien! Neun Stück habe ich davon noch auf meiner Route, also fahre ich auch einfach mal ab. Die Ankunftszeit laut Navi ist noch immer sehr angenehm und ich bin kein Bisschen müde. Belgien ist ganz anders als Luxemburg, zumindest von der Bebauung her somit und auch vom Motorradfahren her. Die Passknackerpunkte liegen viel weiter voneinander entfernt und meist mitten in der Natur. Es wird kälter, da ich mich dem hohen Venn nähere. Man ist auch etwa 100 Höhenmeter höher unterwegs als in Luxemburg, nämlich um die 650 statt 550. Die Straßen sind leer, es geht viel geradeaus und meist ist sehr wenig los.
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An der Roderhöhe


Die letzten beiden Punkte sind das Dreiländereck BE/NL/DE und ein nahe gelegener Grenzübergang BE/NL, die beide früher, in meiner Aachener Zeit, auf meiner Hausstrecke lagen. Der Punkt zum Anhalten am Grenzübergang liegt sogar ziemlich genau auf der Ideallinie. Ich hatte damals die Versys neu und auf den Kurvenstrecken im Grenzgebiet BE/NL habe ich sie erst richtig kennen gelernt.
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Am Pas van Wolfhaag

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Am Vaalserberg (Aux Trois Bornes)
Hier oben am Vaalserberg (gleichzeitig höchster Punkt des holländischen Festlandes) will ich rasten und einen Snack zu mir nehmen. Leider ist die Küche im Restaurant auf der belgischen Seite kalt, und bevor ich ein Getränk bestellen kann flüchtet der Kellner in die Küche. Na, dann mach doch, setze ich mich halt 45 Minuten in den Außenbereich und relaxe etwas, bis um 17:00 die ersten Restaurants in Aachen öffnen.

Ich besuche schließlich eine Pizzabude, bei der ich früher oft war, fühle mich irgendwie wieder wie zuhause, aber zugleich auch fremd, und die Pizza schmeckt heute nicht so recht. Na, sei's drum. Gehörschutz rein, Musik lauter, über schön zur Autobahn und dann eine Stunde nach Hause gekachelt. Der Hinterreifen muss eh neu.

Daheim alles in die Bude getragen, Gehörschutz raus, und immer noch nicht müde. Ach, ich muss noch meine Brille vom Optiker holen - bin seit zwei Tagen mit Kontaktlinsen unterwegs. Und putzen müsste man die Versys auch mal, da ist noch der Dreck aus den Pyrenäen dran, wo auch Salz bei sein könnte. Also ab zum Einkaufszentrum, danach in die Waschbox und auf dem Rückweg sogar noch vollgetankt... denn die nächste Tour kommt bestimmt!

Mit der Umleitung, dem Nachschlag am Anreisetag und den Besorgungen danach waren es etwa 880 km an zwei Tage, davon 630 km heute, und ich könnte direkt wieder aufsteigen. Dieses Motorrad passt mir einfach. Danke, Kawasaki Versys!

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Re: Luxemburg Passknackerei an einem Urlaubstag

#3 Beitrag von blahwas »

Relativ spontan habe ich im Juli mitten in der Woche einen Tag frei bekommen. Da fiel mir ein, dass ich eigentlich mal die restlichen Passknacker in Belgien sammeln wollte, die von der Luxemburg-Tour (siehe oben) noch übrig waren. Und eigentlich wollte ich diese Saison alle Passknackerpunkte in Belgien holen, und wenn man schon mal da ist, dann auch gleich die Passknackerpunkte im französischen Teil der Ardennen (Grenzgebiet zu Belgien). Dienstag bekomme ich frei, also flugs für den Abend ein Hotel gebucht, meine sieben Sachen in Tankrucksack und Packrolle geworfen und los!
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Das Ziel - alle Passknackerpunkte in Belgien
Wie man sieht, liegen leider einige Punkte ganz schön weit außerhalb der anderen: Im Westen rund um Lille. Die lohnen sich eigentlich nur für England-Anreisende. Da ich diese Saison alle haben will, nehme ich mir diese zu erst vor - sonst komme ich womöglich später noch auf die Idee, dass es sich nicht lohnen würde. Leider bedeutet das jetzt 333 km Autobahngebretter ab Essen zur Anreise. Immerhin hauptsächlich durch Holland und Belgien, also mit weniger Bekloppten und Baustellen (als in Deutschland).
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Route Tag 1 - 395 km
Also ab auf die A40 nach West und dann immer gerade aus. Die erste Kurve, die man ungelogen nicht mit 400 km/h hätte fahren können, ist der Autobahnring im Antwerpen. Dann geht es wieder weit geradeaus. Im Helm düdelt die Musik, der Magen verdaut noch am Mittagessen und Durst habe ich auch keinen. Nur die Versys kriegt Nachschlag an einer Automatentankstelle - das klappt hier ganz hervorragend und schnell. Irgendwann ist endlich gut mit Autobahn und ich nehme Bundesstraßen unter die Räder. Da es 20 Uhr durch ist, ist es zwar noch hell, aber das öffentliche Leben ist hier auf dem Land schon weitgehend eingestellt. Das wirkt sich positiv auf die Reisezeit aus, denn es ist keinerlei Verkehr. Nachdem die Höhenanzeige auf meinem Navi auf der Autobahn meist einstellig war (unter 10 Meter über Normalnull!), rolle ich jetzt über sanfte Hügel. Eigentlich ganz schön hier, nur etwas weit weg von allem - naja, eine halbe Stunde zur Nordsee.

Dann kommen auch schon die drei Passknackerpunkte westlich von Lille:
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Kemmelberg, ein pompöses Hotel auf einem Hügel voller Kriegsgräber und -denkmäler. Das Schild ist beleuchtet, damit man besser nachts Pässe knacken kann ;)

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Mont Noir, ein Campingplatz knapp hinter der Grenze, also in Frankreich. Auf der Belgischen Seite der Grenze sind viele Restaurants, Bar usw., und auf der Französischen Seite ist ein Großparkplatz. Hm. Da mir fällt ein, dass Frankreich vor wenigen Jahren die Prostitution verboten hat.

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Mont des Kats, ein Hügel voller netter Häuschen mit eher gewachsener Straßenführung und viel ungeregelter Vorfahrt. Scheint für Radrennfahrer relevant zu sein.
Als Hotel dient mir heute das Günstigste, das ich online finden konnte, und das eine 24 Stunden geöffnete Rezeption hat. Nichts ist blöder als abends um halb elf ohne Schlafplatz in der Pampa zu stehen. Das ergibt dann das "Mr. Bed" in Lille, und das ist natürlich nicht besonders schön oder in einer idyllischen Lage. 43 Euro, Doppelbett, Minibad mit schimmligem Vorhang, WLAN - und in der Hölle gibt's eine besondere Ecke für Hoteliers, die bei 25°+x ihre Zimmer nicht lüften.

Ich komme ziemlich genau 21:30 Uhr an, checke ein, lade mein Zeug ab und schlüpfe in die Zivilklamotten. Abendessen gibt's im Haus nicht mehr. Nebenan hat das Restaurant auch schon zu. Man empfiehlt mir einen Kino-Komplex um die Ecke, und ich entscheide mich für den 15 minütigen Fußweg. Davon läuft man 10 Minuten entlang des finsteren und menschenleeren Parkplatzes/Parkhauses einer heute längst geschlossenen Shopping Mall - das muss man nicht unbedingt noch mal machen. Am Kino-Komplex gibt's tatsächlich zahlreiche Restaurants und Bars, aber alles schließt um 22 Uhr, also ungefähr jetzt. Das heißt, es gibt keine Küche mehr, nur noch Getränke. Man kann viel über Franzosen sagen, aber beim Feierabend sind sie pünktlich. Ich würde es übrigens genauso machen. Naja, beim Subway ergattere ich dann noch drei Cookies und eine Tüte Chips. Abendessen für Champions.

Ich werde auch am Rückweg nicht aus einer dunklen Ecke heraus überfallen, und das Lüften im Hotelzimmer hat funktioniert. So kann ich erholsame Nachtruhe finden, nachdem ich wie in Frankreich Pflicht die Decken aus der Fixierung rund ums Bett gezerrt habe. Um 23:30 gehe ich schlafen und den Wecker stelle ich auf 6 Uhr.

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Re: Luxemburg UND Belgien Passknackerei an zwei Urlaubstagen

#4 Beitrag von blahwas »

Der Wecker klingt um 6 Uhr und um 6:30 Uhr steige ich fertig aufs Motorrad. Frühstück gab's noch nicht, das wird sich unterwegs finden. Leider roch das Leitungswasser ungenießbar, darum starte ich mit eher geringen Wasservorräten. Da es morgens eher so 15°C hat, ist das aber unkritisch.
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Route Tag 2 - 703 km (davon etwa 320 km Autobahn)
Die Route beginnt wie gestern: Viel Autobahn. Ich verlasse Frankreich und fahre das Meiste in Belgien. Immerhin kommt bald ein Passknackerpunkt, wenn auch nur als Abstecher von der Autobahn runter.
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Der erste Passknackerpunkt heute
Danach geht es gleich wieder drauf. Es ist ziemlich viel Betrieb, auch schon früh um 7. Belgien ist ziemlich zersiedelt, entsprechend weit wird gependelt. Eilige Einheimische weisen mich in die Geheimnisse der lokalen Autobahn ein. Tempolimit wäre eigentlich 120. Auf der Autobahn E12 erwische ich dann leider einen längeren Stau in einer Baustelle. Von den Autofahrern macht Niemand zu, viele machen auch großzügig Platz, aber Mühe macht das Durchkommen trotzdem. Übrigens ist das hier völlig legal. An einem Rastplatz halte ich und plane eine Alternative. Glücklicherweise hat der Rastplatz hinten eine Ausfahrt eingebaut. Übrigens versucht kein Autofahrer, über die Tankstelle den Stau abzukürzen, indem man parallel zur Autobahn einfach drüber bügelt. Das ist in NRW eine Pest und verlängert die Staus zusätzlich. Ich verlasse den Rastplatz über die Ausfahrt und fahre über Land weiter. An einer Tankstelle hat die Versys schon wieder Appetit, und ich eigentlich auch. Shop 24h klingt nach Frühstück für mich! Das Benzin wird wieder per Automat bezahlt, was wieder gut funktioniert. Das Frühstück klappt weniger gut. Es gibt zwar frische Backwaren, die hätte man aber vorbestellen müssen. So bleibt für mich nur die eingeschweißte Alternative. Es hat weiterhin unter 20°C, und leider sind alle alkoholfreien Getränke nur gekühlt erhältlich. Dann fahre ich die jetzt halt so lange spazieren, bis meine Vorräte erschöpft sind. Das Frühstück wandert in den Magen, und endlich geht es hinter Charleroi ("Karl König") weg von den drögen Autobahnen.

Es geht in die Ardennen rein, ein bewaldetes Gebirge, das an die Eifel erinnert, aber viel größer ist. Ich habe es nie mit Mehrtagestouren erkundet, auch nicht in meiner Aachener Zeit. Schade eigentlich! Hier ist wenig los, es gibt viele Kurven und viel freie Fahrt. Der Straßenbau in Belgien hat einen schlechten Ruf, und das leider nicht völlig zu Unrecht. Die Straßen sind sehr grob asphaltiert und man meint manchmal, es wäre irgendwie Schotter, aber es hat im Gegenteil reichlich Grip. Richtig schlechte Strecken habe ich nur wenige. So wurschtle ich mich durch, mal auf der belgischen, mal auf der französischen Seite der Grenze. Ich kriege die Wechsel kaum mit, denn auf beiden Seiten ist französisch Amtssprache und die Besiedelung ähnelt sich. Es fällt allerdings auf, dass die Gegend durchaus Tourismus hat. Viele Orte in den Flusstälern sind piekfein hergerichtet und mit vielen Gastro-Angeboten. Pfadfinder- und Schülergruppen sind unterwegs und die Campingplätze sind bevölkert. Verkehr ist trotzdem wenig, und wie üblich werden Motorradfahrer höflich vorgelassen. Insgesamt schön hier und sicher nicht verkehrt für ein langes Wochenende!
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Das geht aber nicht ewig so, denn bald bin ich mit den Punkten in dieser Region fertig und wende mich wieder Richtung Norden. Aber auch hier gibt es schöner Täler, z.B. rund um den Ort Dinant.
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Talblick von Les 7 Meuses. Hier fließt die Maas. Sie ist große Schwester der Mosel und hier etwa so bedeutend wie der Rhein für Deutschland.
Aus dem Maas-Tal geht es ostwärts Richtung Heimat, aber ein Punkt liegt noch auf dem Weg, der mich von den Autobahnen fern hält. Stattdessen gerate ich vor eine Sperrung wegen einer Baustelle - ich glaube es war auf der N946. Umplanen am Navi schickt mich eine Kreuzung zurück und in die Richtung, die dort gesperrt war. Also Plan B, in die Baustelle reinfahren und höflich fragen: "C'est possible...?" - "Kann man...?" - Achtung, Kultureller Unterschied! In Deutschland kriegt man eins mit dem Spaten übergebraten, wenn man es wagt, den heiligen Boden zu betreten, verbotswidrig, und trotz Schild. Hier tut man nicht mal so, als hätte man mehr Recht als ich, dort zu sein, fragt rechts und links: Ja, geht schon. 50 Meter weiter komme ich nicht weiter, zwei Transporter parken parallel auf der Straßenbreite, Material wird von links nach rechts umgeladen. Das scheint bald fertig zu werden, und es geht auf 16 Uhr zu. Ich stelle mich dahinter und warte. Bald ist man fertig, und das linke Baustellenfahrzeug fährt rückwärts. Dann fahre ich auch mal rückwärts, dann bin ich nicht im Weg. Das Baustellenfahrzeug vor mir parkt parallel ein, und der Fahrer bedankt sich bei mir! Ich bin geschockt. Die Lücke ist offen, ich fahre vorsichtig durch und bedanke mich artig. Noch ein paar Kilometer fahre ich Slalom zwischen Löchern, Abdeckungen und Materialhaufen, dann komme ich am gegenüberliegenden Sperrschild wieder raus und bin sozusagen frei.

Der letzte Passknackerpunkt ist irgendein Bauernhof. Hier beschließe ich, nicht mehr in den Süden abzubiegen. Ursprünglich war die Route für zwei Tage ab Lille geplant, und die Hälfte wäre wieder im Süden gewesen. Da ich auch mit dem direkten Weg nach Hause auf 703 km komme, beschließe ich, das reicht für heute, und den Rest kann man von Essen als Rundtour in 500 km abfrühstücken. Da hätte ich ja quasi noch den Nachmittag frei ;) Leider ist genau jetzt mein Headset leer, das zweite liegt daheim, und damit habe ich jetzt keine Musik mehr :(

Nach Hause geht es also über Autobahn, mit der Prämisse, möglichst wenig Deutschland - also nördlich vorbei an Liege und Maastricht, und erst auf Höhe Düsseldorf wieder nach Osten. In Holland werde ich etwas nass und ziehe die Regenjacke über. Warm wird's heute wohl nicht wirklich, die Heizgriffe sind den ganzen Tag am arbeiten. Am Kreuz Breitscheid erwartet mich wieder der übliche Feierabendstau, aber 18:20 bin ich daheim. Heute Abend spielt Frankreich gegen Belgien WM-Halbfinale, und dazu habe ich gerade einen persönlichen Bezug, denn ich war heute mehrmals in beiden Ländern. Ich bin fast enttäuscht, pro Land nur noch 1x pro Tag eine "Hallo Roaming!"-SMS bekommen zu haben, denn es waren bestimmt 20 Grenzübertritte gestern und heute.

Danke fürs Mitkommen, die Fortsetzung folgt beim nächsten spontanen Urlaubstag :)

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Re: Luxemburg UND Belgien Passknackerei an zwei Urlaubstagen

#5 Beitrag von Suitemeister »

Schöner Bericht. :)

Wieviele Kilometer bist du insgesamt unterwegs gewesen?

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blahwas
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Re: Luxemburg UND Belgien Passknackerei an zwei Urlaubstagen

#6 Beitrag von blahwas »

Erste Reise, Luxemburg+x, 220 km Vorabend und 600 km am Tag
Zweite Reise, Westbelgien, 400 km Vorabend und 700 km am Tag
Dritte Reise, kommt noch, die Mitte Belgiens, wird in Summe etwa 500 km haben.

Man spart natürlich sehr viel Kilometer, insbesondere Autobahn, wenn man zwei oder drei Tage am Stück fährt und vor Ort übernachtet. Und wenn man die vier einsamen Punkte rund um Lille weglässt, dann spart man erst recht Autobahn. Das würde ich auch jedem empfehlen, der nicht Passknacker-verrückt ist.

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Re: Luxemburg UND Belgien Passknackerei an zwei Urlaubstagen

#7 Beitrag von Angstnippel »

Witzig. Deine Tour im ersten Post erinnert mich ganz stark an meine Tour zum A Perfect Circle Konzert in Esch-sur-Alzette am 23.06.18.
Mag wohl daran liegen, dass ich mich bei der Tourplanung z.T. auch an den Passknacker-Punkten orientiert hab. :D
Das war auch eine 2-Tages-Tour. Samstag hin zum Konzert und Sonntag wieder zurück. Das nördliche Luxemburg fahre ich immer wieder mal an. Hübsche kurvige Strässchen ohne Verkehr in Top-Zustand. Aber das Konzert war natürlich das Highlight. :sabber:

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(Locus-Screenshot vom Smartphone. Die dunkelgrünen Punkte sind die Passknacker-POIs.)

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Re: Luxemburg UND Belgien Passknackerei an zwei Urlaubstagen

#8 Beitrag von Umsteiger »

Hi Johannes,
netter Bericht über Deine kleinen Fluchten; danke für´s mitnehmen.

Was ich mich immer wieder frage bei deinen Mammuttouuren: was sagt denn bloß Dein Hintern zu 700 km mehr oder weniger am Stück?
Hast Du da irgendeinen Trick, Spritze oder sowas, ne Spezialbank mit Atompolster oder bist Du einfach nur völlig schmerzfrei wenn Du Passknackerpunkte jagen kannst, ganz gleich was kommt :?

Grüße

Umsteiger

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Re: Luxemburg UND Belgien Passknackerei an zwei Urlaubstagen

#9 Beitrag von blahwas »

Ich habe eine Sitzbank, die nach meinen Wünschen für mich angefertigt wurde, und zwar von Jungbluth in Nidderau/Eifel. Alles-fürn-Arsch.de :) Ohne geht es nicht. Die ist jetzt auch bald 100.000 km alt.

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#10 Beitrag von blahwas »

Huch, hier fehlt ja noch das Ende dieses 2018er Berichts. Nun denn:

Ende Juli habe ich an einem Wochenende plötzlich spontan die Schnauze voll vom ursprünglich geplanten Tagesablauf, und so schwinge ich mich morgens auf die Versys. Da wartet noch etwas auf mich in Belgien...

Offene Punkte beim Passknacker:
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Da habe ich bei den letzten beiden Touren schön ein zusammenhängendes Gebiet frei gelassen. Das ergibt diese Route:
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Und mit Autobahn von/nach Essen sind das 678 km. Weia. Aber hey, von nix kommt nix, und ich kann einen freien Kopf gebrauchen. Also los! Deutsche Autobahn, an Aachen vorbei, belgische Autobahn, runter und durch Stavelot. Jetzt beginnt der spaßige Teil. Die Sonne lacht und es ist angenehm temperiert. Nach 187 km erreich ich den ersten Passknackerpunkt, danach gibt's etwa alle 5 km einen.
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Diesen Punkt selbst darf man nicht mehr anfahren, aber ein Foto vom Verbotsschild wird auch akzeptiert - zum Ende der Saison wird der Punkt aus der Datenbank gelöscht.
Stramm westwärts geht es nach Gros-Chêne. Hier ist Belgien hübsch ländlich mit kleinen Orten voller Häuser aus Ziegel- und Naturstein. Dann südlich geht es bis zum Col de la Blanche Virée. Hier taucht man in eine lange Walddurchfahrt ein. Echt schön zum Motorradfahren hier!
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Im Laufe des Tages sind zunehmend auch andere Motorradfahrer unterwegs, überwiegend mit einheimischen Kennzeichen. Ich laufe auf eine Gruppe auf, die augenscheinlich nur aus weiblichen Supersportlerfahrerinnen besteht. Da kann man auch mal dahinter bleiben, ich suche eh gerade eine Tankstelle - hoffentlich wollen die nicht alle vor mir tanken. Das klappt - nur wundere ich mich, dass ich sie später wieder vor mir habe. Fahren die noch verschlungenere Pfade als ich? Bei einem Zwischenstopp prüfe ich meine gesammelten Passknackerfotos und stelle fest, dass eins fehlt - huch! Da muss ich glatt mal 15 km zurück, immerhin quer durch meine geplante Route, also quasi eine Abkürzung vom Umweg. Besser man merkt es hier als daheim - das spart 400 km.
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Käseroute :)
Weiter östlich gibt es tatsächlich mal ein Teilstück Autobahn auf meiner Route, nur unterbrochen von der Baraque de Fraiture. Nein, nicht Friture (Pommesbude). Es ist bereits Nachmittag, und Hunger hätte ich aber so langsam, aber nach dem Essen werde ich müde, also schiebe ich es auf bis nach dem letzten Passknackerpunkt. Der kommt dann schließlich fast wieder in Stavelot. Danach wird gerastet und erneut die Vollständigkeit geprüft: Alles da! Jawoll!
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Jetzt die Kür. Ab nach Norden, ausnahmsweise ohne Autobahn, und in Eupen gönne ich mir noch ein herzhaftes Abendessen. Das ist in Ostbelgien, man spricht deutsch. So kann ich mich besser verständlich machen. Danach geht's auf die Autobahn und ohne besondere Vorkommnisse nach Essen zurück. 680 km heute, und ich habe meinen zweiten Passknacker-Landespreis geschafft - ein schönes Gefühl :) Ich bin froh, dass mit Belgien und Luxemburg seit 2018 auch von NRW aus mehr Passknackerpunkte in der Nähe zu haben.

Die Ardennen sind durchaus mehr als eine Tagestour wert. Da kann man besonders von NRW aus gut mal ein langes Wochenende verbringen.

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