Zwei Wochen Slowenien

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blahwas
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Zwei Wochen Slowenien

#1 Beitrag von blahwas »

Ich wollte mit Luca (hackstueck aus MO24) zwei Wochen Urlaub in Slowenien machen. Eine Woche Motorrad fahren, eine Woche entspannen auf einem Metal-Festival. Er hat eine V-Strom 1000, ein großes Auto im Zugriff und konnte auch einen Anhänger organisieren. Da komme ich gerne mit. Für die Motorradwoche haben wir eine feste Unterkunft bei booking entdeckt, die auf den griffigen Namen „Guest House Pr Ambružarju“ hört. Sie liegt in Cerklje na Gorenjskem. Das sind drei Häuser in den Bergen. Die nächste Stadt im Tal ist Kranj. Hauptfeature der Unterkunft ist die Lage am Berg einigermaßen zentral zu den 40 Passknackerpunkten des Landes, denn ich will natürlich den Landespreis, und der günstige Preis: Das Einzelzimmer kostet für eine Woche 160 Euro.

Slowenien ist das nördlichste Land des ehemaligen Jugoslawiens, in EU, Schengen und Eurozone. Es liegt zwischen Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien, und hat auch einen kleinen Streifen Mittelmeerküste. Slowenien ist von den ehemaligen Teilstaaten Jugoslawiens unter den geringsten Schmerzen eigenständig geworden, nämlich 1991 im 10-Tage-Krieg mit unter 100 Toten. Das soll dann aber an Geschichte reichen.

Ich bin mit meiner Versys 650 statt MT-09 unterwegs, da Slowenien reichlich Schotter bietet und wenig Platz für Leistungsexzesse. Durch besondere Umstände ergab es sich, dass ich die Anreise anderweitig organisieren konnte, und eigentlich schon vor Ort bin, als Luca anreist, aber dazu an anderer Stelle mehr. Viel Spaß beim Bericht!

So 14.7. Mit Luca nach Ambroz pod Krvavcem (bei Kranj)

Luca ist einen Tag vor mir in Slowenien angekommen und fährt mir morgens entgegen. Ich komme von Norden, aus Österreich (siehe Reisebericht), teile meine Routenplanung mit ihm und habe an die Wegpunkte geplante Uhrzeiten geschrieben.

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Das klappt ganz gut, ich fange ihn gegen 12 Uhr beim Gasthaus am Passknackerpunkt Kreuzwirt (Zammelsberg) ein. Das trifft sich gut, denn es hat gerade zu nieseln begonnen. Bei je einem Heißgetränk planen wir den weiteren Tag und beäugen das Regenradar kritisch. Ich kürze die Route, damit wir nicht so spät an unserer Unterkunft ankommen.

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Wir fahren weiter, als es einigermaßen aufgehört hat. Die Strecken hier bestehen aus überraschend vielen Schotterstrecken. Dafür sind wir alleine unterwegs und die Landschaft ist idyllisch.
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So fahren wir 30 Minuten, überwiegend überraschend abseitige Waldwege, bis wir auf eine so dunkle Wand zu fahren, dass wir lieber schon wieder einkehren, und zwar in Straßburg an der Gurk. Ich beschließe aus Trotz, dass es jetzt Zeit für ein Eis ist.
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Wir sitzen den Regen eine Stunde aus, und danach sind wir ihn tatsächlich ziemlich los. Die Route wird dann halt weiter gekürzt, dafür habe ich sie ja extra zu lang und mit Schnörkeln geplant. Abstecher zu abgelegenen Hochpunkten oder zum Umfahren von Städten sind aber weiterhin drin.
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Den Wörther See überqueren wir über eine tolle Brücke mit Steigung und Kurve über türkisfarbenes Wasser, und ohne Zeit zu verlieren. Für den Übergang nach Slowenien nutzen wir den Loiblpass. Der ist recht steil, einigermaßen kurvig, und hat genug Autos zum Überholen, dass es nicht zu einfach wird. Immerhin sind keine Radfahrer unterwegs. Gestern fuhr hier in 102 PS VW-Bus mit einer V-Strom auf dem Anhänger hoch – da kam sicherlich weniger Dynamik auf.

Auf der slowenischen Seite wird getankt (Preise etwa wie Österreich: 1,30 pro Liter Super), eine Autobahn-Vignette gekauft (7 Tage 7,50 Euro), und dann geht es über die Dörfer Richtung Unterkunft. Die letzten 8 Kilometer geht es steil, kurvig und mit ein paar Kehren den Berg hoch. Vom Platz vor unserer Unterkunft hat man eine klasse Aussicht über das Tal. Das Tal ist so ziemlich der größte zusammenhängende flache Teil Sloweniens, inkl. der Hauptstadt Ljubljana und ihrem Flughafen. Da kann man auch mal einfach gucken. Sehr nett hier.
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Im Nachgang wandert nicht nur das Gepäck von der Versys, sondern auch der Gepäckträger. Der geht freiwillig ab, von 8 Schrauben sind 7 lose, und eine schon weg. Oops! Hätte ich wohl öfters mal nachziehen sollen, oder Schraubensicherung verwenden. Gut, dass ich das Zeug erst in einer Woche wieder brauche. Bis dahin wird sich ja ein Baumarkt finden.

Wir bestellen spontan Abendessen an unserer Unterkunft. Das ist möglich, obwohl es weder ein richtiges Hotel noch ein Restaurant ist, und das Essen ist bodenständig aber lecker, und reichlich: Suppe, Fleischgericht mit Beilage, Dessert. Dabei kann man doch eigentlich bleiben. Es gibt WLAN und Handynetz im ganzen Haus.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#2 Beitrag von blahwas »

Mo 15.7. Südwest, Triest

Heute schnappen wir uns die Passknacker im Südwesten, und dann gucken wir uns bei Triest das Mittelmeer an. Zwei Passknacker liegen nah am Mittelmeer, daher liegt es nahe, die Badehose einzupacken. Die Route ist mit 385 km recht lang geplant, aber davon sind 177 km Autobahn, viel davon direkt zum Anfang. Es ist eben recht weit bis zum Mittelmeer. Das ist der Preis für ein festes Basislager. Dafür spart man tägliches ein-/auspacken und das Fahren mit Gepäck.
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Rund um die Hauptstadt Ljubljana ist etwas Stau auf der Autobahn, aber damit halten wir uns nicht lange auf. Unser erster Passknacker heißt Snezik / Hermannstraße, und das ist ein wahrer Klopper: Ca. 40 km Schotter, auch beim Passknacker so eingetragen. Direkt an der Einfahrt verwirrt uns dieses Schild:
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Das heißt wohl sinngemäß, man darf da reinfahren, wenn man da was zu tun hat. Die Strecke entpuppt sich also piekfein gepflegter Schotter mit ganz wenigen Löchern und nur einer Handvoll Steine. Es ist trotzdem anstrengend zu fahren. Zumindest für mich. Luca macht das zum ersten Mal, zumindest mit der V-Strom (zuvor hatte er eine Bandit 1250), und er entdeckt richtig Spaß dran. Bald lasse ich ihn vorfahren, denn mit seinem 19" Vorderrad hat er hier eindeutig Vorteile. Wir erreichen nach der Passhöhe tatsächlich irgendwann wieder Asphalt, aber der endet nach nicht mal einem Kilometer wieder. Grrr.
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Kleine Pause

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Große Kreuzung

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Und so heißt die Straße

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Luca hat Spaß
Als wir endlich wieder Asphalt erreichen, bemerken wir beide den Unterschied: Es ist jetzt eindeutig Südeuropa hier. Die Vegetation ist anders, es ist warm, und die Straßen sind zwar asphaltiert, aber nicht wirklich griffig. So wenden wir uns den nächsten Punkten zu: Pregarje und Artvize sind Dörfer auf Hügeln im platten Land. Gemessen daran, wie abgelegen und einsam das hier alles ist, sind die Häuser und Gärten auffallend gut gepflegt.

Dann geht es zu den beiden Punkten direkt an der Adria. Slowenien hat nur einen schmalen Streifen Meeresküste zwischen Italien und Kroatien. Wir sind bald wieder auf der Autobahn und robben uns an deren Ende durch dichten Urlaubsverkehr.
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Einheimische Motorradfahrer tragen Sicherheits-T-Shirts, kommen wegen Koffern aber nicht voran
Dann geht es auf sehr abseitige und steile Ministräßchen, was mich ein wenig an Gardasee oder Kanaren erinnert. Ich höre von hinten Luca leise protestiere, weil sein Navi andere Meinungen hat, aber auf diesen Ministraßen ist wenigstens kein Stau. Allerdings auch kein Grip. Ich drifte im dritten Gang beim Tempo 30. Die Punkte Cetore und Gazon Sedlo bieten eine Aussicht über die Bucht von Capodistria und wir beschließen, dass es Zeit zum Eisessen ist. Und für Posingfotos.
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Wir finden auch bald an der Autobahnvermeidungsstrecke, auf der wir trotz Stauchaos kreativ einbiegen können, ein Restaurant am Wegesrand mit vertrauenserweckend aussehendem Personal und Aussicht auf die Bucht. Also rein da, Eis bestellt und genossen. Sehr lecker hier, aber das ist ja klar, wenn man bis Italien gucken kann.

Nach Italien geht's jetzt direkt. Dazu fährt man am einfachsten wieder auf die Autobahn auf. Der Grenzübergang ist vierspurig und steil bergab. Die wenigen PKW vor mir lassen sich von den Tempolimit-Schildern beeindrucken, da mache ich doch mal mit. Und siehe da, drei Polizisten am Wegesrand, davon eine mit Fernglas. Irgendwo weiter hinter mir wird jemand rausgezogen - Handy in der Hand? Dann fahren wir die Küstenstraße entlang und suchen eine Stelle zum Baden. Wir finden leider keine schöne Stelle, weil alles vollgebaut ist.
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Mit dem Baden wird es heute nichts, also fahren wir lieber noch mehr Motorrad. Zunächst wieder Autobahn. An einer Tankstelle (Getränke nachkaufen) entdecken wir dieses Kleinod an Ladungssicherung:
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Merke: Der Fahrer des Abschleppers hat nicht etwa den Transporter aus Nachlässigkeit außermittig geladen, sondern die außermittige Ladung im Transporter berücksichtigt, so dass die Summe wieder mittig ist. Vorbildlich!
Statt nur per Autobahn zurück zu fahren packe ich noch einen Passknacker südlich von Ljubljana in die Route, den Pikovnik. Das sind 20 km und 30 Minuten Umweg, aber hey. Faszinierend ist zunächst, dass wir den gleichen Weg von der Autobahn weg wie heute Morgen wählen, dann biegen wir aber links statt rechts ab. Und so kommen wir auf die bisher beste Kurvenstrecke von Slowenien! Diese ist sogar amtlich anerkannt durch die Schilder, die vor Motorradunfällen warnen sollen. Außerdem sind Hilfslinien für Motorradfahrer auf der Straße, gegen geschnittene Linkskurven. Wir haben richtig Spaß! Beim Passknacker heißt sie Pikovnik.
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Danach geht's ins Hotel, das Abendessen genießen. Am Ende stehen 400 km auf dem Zähler. Dank der Autobahn nicht sonderlich anstrengend.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#3 Beitrag von blahwas »

Di 16.7. Südwest

Wir fahren heute die Punkte im Südwesten Sloweniens, südlich des Triglavski Nationalparks, also fast bis nach Tolmin, wo nächste Woche das Festival stattfindet. Die Route hat knapp 300 km.
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Nach der obligatorischen Abfahrt vom Hausberg – immer wieder schön...
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geht es zunächst recht ätzend lang durch die Ebene - wer hat denn diese Tour geplant? ;) Aber das geht auch vorbei. Daheim, auf den Strecken die man kennt, fällt einem das ja irgendwann nicht mal mehr auf - hier schon.

Der erste Passknackerpunkt heute will sich nicht so recht finden lassen. Mein Navi hat eigene Vorstellungen. Vielleicht hatte ich das Fahrzeug auf „Jetpack“ eingestellt? Solche Abzweige sind sehr reizvoll...
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... und da ist immerhin überhaupt eine Straße. Immer mal wieder gibt es auch schon Schotter.
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... und schöne Täler.
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Am Bohinjsko Sedlo Kehren wir ein.
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Danach läuft es dann besser mit der Navigation. Man fährt richtig schick durch Straßen zweiter und dritter Ordnung im Hügel- und Bergland und sammelt einen Passknacker nach dem anderen auf einem makrorauen Straßenbelag.
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Der stolze Luca darf auch wieder die Vorteile seines OSM-Kartenmaterials ausspielen...
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Aber das klappt dann alles gut. Diese Wege sind gut unterhalten und auch mit Straßenreifen zu befahren.
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Gucken ist auch erlaubt.
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Wir fahren fast bis Tolmin, wohin wir uns am Samstag verlagern wollen. Wir passieren auch die Eisenbahnlinie, wegen der in dieser Region im 1. Weltkrieg kaum ein Stein auf dem anderen blieb.
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Danach geht es wieder ostwärts und es beginnen längere Schotteretappen. Ein Mann auf einer tiefergelegten V-Strom mit Sozia beschwert sich über die Straße - Anfänger!
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Die abendliche Heimreise auf der Autobahn wird unterbrochen durch einen Ausflug nach Ljubljana (deutsch Laibach), wo sie doch so schön auf dem Heimweg liegt. Wir fahren etwas in der Innenstadt umher und kehren im erstbesten Cafe ein, wo wir davor parken können. Neben uns beklagen sich zwei junge Frauen auf Deutsch über ihre unaufmerksamen Männer. Och!
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Auf den letzten Kilometern von der Autobahn weg tanzt Luca den Kreisel, weil er sich falsch einsortiert hat. Wegen einer Baustelle könnte man eigentlich auch gleich eine Ausfahrt später abfahren. Die Tour heute war nicht so anstrengend. Die westliche Region hat viel zu bieten, und wenn man sich nicht auf kürzestem Weg von einem Passknacker zum nächsten durchschlagen will, braucht man auch keine Machete dafür. Ein weiches Fahrwerkssetup sei aber angeraten.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#4 Beitrag von blahwas »

Mi 17.7. Fernost Gewalttour

Um 9 Uhr geht's los und in den Osten des Landes. Weil dort zu viele Passknackerpunkte für eine Tagestour liegen, habe ich sie in zwei Touren unterteilt: Nahe und ferne Punkte. Die Ferne-Tour ist länger, und am Ende der slowenischen Pässe hat man die Wahl, entweder über zwei Stunden Autobahn zurück zum Hotel zu fahren, ober über 4 Stunden Pässe in Österreich, wenn man noch Reserven hat. Wir fahren heute den „fernen Osten“, die Route ist ja nach Routenplaner 390 km (HERE Maps) oder 480 km (alle anderen), weil es in den Bergen einige legale Strecken gibt, die aber nicht so richtig gut befahrbar sind.
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Die Navigation ist aber schon ganz am Anfang schwierig. Wir fahren erstmals nach Osten raus aus unserem Bergdorf, und mein Navi will Wege fahren, die mit Toren gesperrt sind. Also darf Luca vorfahren. So kommen wir gut vorwärts und genießen die Landschaft.
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Ein entgegenkommender PKW erinnert mich daran, dass man in den Bergen besser äußerst rechts fahren sollte. Das sieht hier eng aus, es war aber keine Reaktion meinerseits nötig, und die Spiegel haben auch nicht geknutscht.
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Wenig später nimmt uns jemand die Vorfahrt. Das war’s dann aber schon an Gefahrenmomenten für diesen Urlaub :) Dann geht es etwas Überland, Landschaft tanken, und rein ins Gebirge.
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Auch zwischen den Punkten wird es haarig mit der Navigation. Mein Navi will Wege fahren, die es nicht gibt, und vermutlich auch noch nie gab. Keine Ahnung, was die Firma HERE ins Kartenmaterial aufgenommen hat. So navigieren wir uns abwechselnd durch, auch über Schotter, bis wir wieder Zivilisation erreichen. Aus den ursprünglich vom Routenplaner berechneten 500 km werden am Navi mittels "unbefestigte Straßen erlauben" 320 km, aber in der Realität klappt das nicht, denn berechneten Strecken gibt es nicht wirklich, oder sie sind so überwachsen und steil, dass wir da nicht reinfahren wollen. Es zieht sich also alles immer länger. Zwischen den Punkten „Pungart, Vysoko Sedlo“, „Rogla“ und „Areh“ kann man noch echte Abenteuer erleben, auch von Areh nach Norden gibt es einen Weg, der nicht offensichtlich ist. Mein Navi will zur Abwechslung mal nicht quer durch meterdicke Baumstämme navigieren, sondern über freie Wiesen. Irgendwann haben wir es dann zum Grenzübergang Ostrem Vruh / Osterberg nach Österreich geschafft, und damit dem letzten Pflicht-Passknacker heute.

Nun steht die Entscheidung an: Schön Österreich, oder dröge Autobahn? Wir nehmen natürlich schön Österreich. Und da dürfen auch ein paar kurze Abstecher in die Route. Es fällt auf, wie viel einfacher als in Slowenien die Punkte anzufahren sind: Kreuzwirt (Leutschach), Karnerberg, Radlberg und Striegeleben.

Die Steiermark Grenz Bundesstraße (Nummer 69) ist eine epische Knieschleiferstrecke, zumindest deutlich jenseits von Tempo 100. Ab Passhöhe Bikertreff Koglereck / Soboth wird die Straße aber richtig schlecht. Man denkt, man hätte die halbe Kette verloren oder die Vorderradfelge verbogen. Aber schön aussehen tut’s hier.
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Im Tal wird dann getankt. Ich bin vor Luca fertig und beobachte eine Endurofahrer, der sein Fahrzeug eilig abkärchert. Ich rolle unauffällig in die Nähe, weil mich der Staub am Motorrad nervt, und er kapiert sofort was ich will: "Da sind noch 50 Sekunden drauf!" spricht er und fährt von dannen. Also rein da und Kärcher drauf. Dabei noch kurz an die nicht wasserdichte Gopro und den erstaunlich saugfähigen Meshbezug der Sitzbank denken, und 45 Sekunden später ist die Versys wieder recht sauber. Gute Sache! Nur Luca ist verwirrt. Seine Enduro darf dreckig sein, und in der Vergangenheit bin ich auch nicht als Putzteufel aufgefallen.

Der folgende Passknackerpunkt Kömmelgupf ist noch der abseitigste zu fahren, aber schockt uns slowenienerfahrene Schotter- und Waldwegreiter nicht im Geringsten. Der Hemmaberg ist dagegen wieder flüssig zu fahren.
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Zurück nach Slowenien geht es über den Seebergsattel. Da fährt man lange ein Tal entlang, bis es steil den Berg hoch geht. Man kann sicher 30 km weder rechts noch links abbiegen. Irgendwann kommen Kehren, dann der Grenzübergang. Mit einer schönen Kurvenstrecke geht es dann auf der slowenischen Seite entlang des Tals, mit Blick auf den Gebirgszug, auf dessen Rückseite unsere Unterkunft liegt: Die Karawanken eben.
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Ich bin schon länger matt im Kopf und lasse Luca vorfahren.
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Zufälliges Selfie mit BMW
Wir rollen fix und fertig gegen 19:30 bei der Unterkunft auf den Platz, ziehen uns um und dann geht's schon ans Abendessen. 10:30 reine Fahrzeit und 471 km Strecke, mit Waldwegen und Schotter, aber ohne Autobahnen waren eindeutig Zuviel. Morgen wollen wir uns schonen. Bei der Nachbereitung abends stelle ich fest, dass ich mich auf Platz 5 in der Passknacker-Rangliste verbessert habe – Lohn der Mühen.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#5 Beitrag von blahwas »

Do 18.7. Nahost Schontour

Heute haben wir uns extra die kürzere der beiden verbleibenden Routen ausgesucht: 230 km spuckt mein Navi aus, 240 km der Routenplaner. Nach Osten geht es wie gestern, die Strecke kennen wir schon. Heute holen wir uns die näher liegenden Punkte.
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Nach der Überführung biegen wir auf uns bisher unbekannte Strecken ab, und die Navigation ist wieder so problematisch wie gestern, aber heute schon beim ersten Punkt.
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Mein Navi will links
Die Punkte heute liegen alle im Wald und sind schwer zu erreichen, bzw. ließen sich auf Waldwegen immense Streckenlängen sparen, wenn man denn wüsste, dass man sie wirklich befahren kann. Befahren dürfen ist hier kein Problem, wir übersetzen sogar die Schilder und stellen fest, dass dort "Waldweg, befahren auf eigene Gefahr" steht.

Da mein Navi weiterhin von Wegen träumt, die es nicht gibt, darf Luca vor fahren - sein OSM hat die besseren Karten. Nur jenseits des Punkts Lipa fehlen ausgerechnet mitten in der Kleinstadt Vransko direkt an der Autobahn ausgerechnet die Hauptstraßen, so dass sein Navi nicht dorthin routen will. Die Nebenstraßen sind aber alle da. Also fahre eben ich wieder vor. Und das fahren macht ja auch Spaß!
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In den Bergen wird’s dann steil und schmal.
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Unterhalb des Punktes Golte kehren wir ein in eine kleine Hütte mit Cafe, um uns zu entspannen - heute ist schließlich Bummeltag. Außerdem müssen wir den weiteren Weg klären.
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Ein verlockender Weg führt direkt nach Norden, wo in 4 km Luftlinie der nächste Passknackerpunkt Atelsko Sedlo liegt. Wir befragen die Bedienung und jeden der dort raus kommt - die Meinungen schwanken zwischen "geht auf keinen Fall!" zu "geht vielleicht" und "wenn ihr scheitert, dann immerhin hier in der Nähe".
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Ich will irgendwie trotzdem da lang fahren. Kurz vor dem geplanten Ende unserer Pause beginnt dann allerdings ein ungeplanter Regenschauer, der leider immer stärker wird. Am Ende stehen wir noch eine Stunde in der Hütte und quatschen mit der Bedienung, die perfekt Englisch spricht. Am Ende des Regens sind meine Handschuhe durchweicht, die auf einem Tisch unterm einem Sonnenschirm lagen, und ich ziehe die Regenkombi an. Luca fährt einfach weiter Membrankombi. Ich will trotzdem den kürzesten Weg fahren, aber Luca setzt sich durch und wir fahren 43 km nach seinem Navi zum Punkt, der 4 km weg ist. Auch dafür ist wieder Schotter nötig. Am Punkt angekommen können wir den Weg nicht mal erahnen, den mein Navi berechnet hätte: Da ist einfach nur Wald. Und so dick wie die Bäume sind, stehen dort nicht erst seit meinem letzten Kartenupdate. Merke: HERE Maps für slowenische Nebenstrecken kann man vergessen!

Der nächste Punkt Slemje pro Zavodnje, Spodnje ist ein Straßenpass und 6 km Luftlinie entfernt, es gibt aber eine breite Schotterstrecke zur Hauptstraße, auf der dieser Punkt liegt. Wir nähern uns von Süden her einer Ost-West-Verbindung. Danach kommen endlich wieder einige Kilometer asphaltierte Straße. Meine Hände und Handgelenke tun schon weh vom vielen Geschüttel, und ich fahre auf dem Asphalt nun minutenlang einarmig.
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Der nächsten Punkt Spodnje Sleme pri Podolseva sieht auf der Karte nach Hauptstraße aus, ist aber auch wieder nur über kilometerweiten Schotter zu erreichen. Dann geht's flott nach Süden, und mit Volovjek Sedlo findet der letzte Passknacker für heute den Weg in den Köcher. Wir kommen zwar noch am Crnivec vorbei, aber den hatten wir ja schon gestern. Danach geht es abweichend vom üblichen Programm nicht direkt zur Unterkunft, sondern erst ins Restaurant. Aus praktischen Gründen (Tageslicht ist nützlich beim Motorradfahren, besonders auf den Bergstrecken zur Unterkunft) wählen wir eine Pizzeria nah der Unterkunft aus, die uns schon die Tage zuvor aufgefallen ist. Pizza heißt hier Pica und sonst ist alles wie gewohnt. Die Pizza ist riesig und reich belegt. Der Service dafür zurückhaltend, und am Parkplatz riecht es übel. Dann geht es zurück zur Unterkunft mit noch immer Tageslicht, und endlich ab unter die Dusche.

Auch heute war wieder ein eindrucksvoller Tag, obwohl die Strecke „eigentlich“ nicht so lang werden sollte. Und in der Passknacker-Rangliste bin ich nun auf Platz 4, obwohl Slowenien weder besonders viele eng beieinanderliegende Punkte hätte, noch besondere hohe Punktezahlen pro Punkt geben würde, weil sie auch nicht wahnsinnig hoch liegen.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#6 Beitrag von blahwas »

Fr 19.7. Süden Kroatien

Irgendwer hat ein paar Punkte an der Grenze zu Kroatien bei Passknacker eingetragen, also müssen wir da natürlich hin. Auch jenseits der Grenze liegen zwei Punkte gut erreichbar. Die lässt man natürlich nicht links liegen. Die heutige Tour besteht also aus 150 km Autobahn, 140 km Landstraße und 30 km Schotter.
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Zunächst geht es per Autobahn ereignislos bei gutem Wetter nach Südosten. Dann wechseln wir auf eine Landstraße, die eine stark befahrene Hauptverkehrsachse ist. Da kann man normalerweise gut überholen, aber heute haben wir ein echtes Hindernis vor uns.
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Das dauert also etwas länger, geht aber. Der erste Passknacker wandert in den Köcher. Glücklicherweise kann man für das Foto in eine kurze Stichstraße fahren, denn sonst wäre Anhalten hier blanker Wahnsinn.
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Dann gehts westwärts entlang der Grenze, bzw. entlang dem Grenzfluss. Dass hier Schengen-Außengrenze ist, merkt man zunächst nicht, es werden lustig Paddelboote vermietet und sieht nach abgelegener Ferienregion aus. Vom angedrohten Regenschauer ist nichts zu sehen. So bummelt man durch das Idyll.

Mein Navi mag ja kleine Abkürzungen, die eigentlich wenig Sinn ergeben von der Fahrzeit her. Heute hatte ein 12-Tonnen-LKW vor uns die gleiche Idee. Das war ziemlich haarig, denn er füllt die Breite der Strecke komplett aus, und nach oben schafft er sich Raum.
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Wir halten lieber Abstand, denn es regnet Äste von der Oberseite der Plane. Schließlich bemerkt er uns und lässt uns passieren, auch wenn da eigentlich keine Straße links von ihm ist, sondern eher lose Steine am Rand eines Feldes. Passte aber!
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Zögern wäre unhöflich, also vorbei, auch wenn da mehr Steine als Wiese sind. Dann kommt der heutige Schotterpass, der Medvedjek, die vermutlich härteste Prüfung des Tages. Am Abzweig wird noch Blase leer und Getränke rein gemacht.
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Luca darf vor fahren mit seinem Angeber-19"-Vorderrad. Es sind 7 km bis zur Passhöhe und ich drohe eine Pause auf halbem Weg an, weil ich schon seit Tagen Schmerzen in der linken Hand habe, und weil der Weg echt schlecht aussieht. Freundlicherweise wird der Weg aber nach 200 Metern besser und ich kann sogar auf meinen stark gebrauchten Straßenreifen Tempo 60 fahren, nur in den Kehren natürlich nicht. So komme ich nur eine Minute nach Luca oben an und wir sind beide positiv überrascht.
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Abwärts war Luca zwei Minuten schneller, aber dafür kam er etwas komisch an.
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Luca hat es geschafft, beim Anhalten umzufallen. Er hat eine Längskante übersehen. Jetzt ist er geknickt.
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Am Motorrad ist der Kupplungshebel kürzer, Kratzer am Handschutz und Sturzbügel, Sturzbügel beidseitig nach rechts verschoben. Klamotten weiterhin sauber, Fahrer unverletzt. Damit steht es 1:0 für Luca in der Pleiten, Pech und Pannen-Wertung. Das Motorrad ist noch fahrbereit und Luca gibt auch nicht auf.
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Es folgt 2 km nach dem Abzweig der Strma Reber mit toller Aussicht ins Tal.
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Unten kommt man an der Grenze zu Kroatien an. Da gibt es einen Grenzübergang, wo auch ein Zöllner steht, der aber nur jeden durchwinkt. Wir verlassen nun den Schengen-Raum. Es wirkt direkt alles etwas verfallener. Dann geht es nördlich auf einer sehr kurvigen Strecke die Schlucht wieder hoch. Der erste kroatische Passknacker heißt Cilj. Es ist sehr kurvig und bergig hier. Leider ist der Belag nicht so toll und meine Reifen sind auch stark abgefahren. Mit frischen Sportreifen und ohne die zwei Autos wäre das hier sicher nett, wobei auch die Einheimischen dem Sport nicht abgeneigt sind.
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Am Kozji Vrh wenden wir, dann geht's links wieder nach Slowenien. Hier haben beide Grenzübergänge die Schranken unten und wir müssen die Ausweise zeigen. Bei der Schengen-Einreise werden sie sogar am PC geprüft, und jeder kriegt einen zurück - zwar den jeweils falschen, aber hey.

Über den Punkt Trava geht es wieder nach Norden. Hier wartet eine eher gerade Nebenstrecke auf uns. Da die Passknacker für heute erledigt sind und der Schauer immer noch nicht da war, haben wir jetzt eine opportune Möglichkeit, eine Pause zu machen. Leider fehlt es an der reellen Möglichkeit, denn auf der kroatischen Seite war mehr los mit Gastro. Aber genau als der Regen beginnt, kommt doch ein kleines Gasthaus und wir kehren ein. Cola, Pommes, Hähnchen.
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Zeit zum Einkehren
Nach der Pause ist der Regen vorbei, aber wir holen ihn wieder ein. Meine Reifen machen mir sehr zu schaffen, es ist unglaublich was für Gripprobleme ich vorne und hinten habe, selbst extremen Bummeltempo und Schräglage Typ "Fahrschüler" rutsche ich vorne beim Einlenken und hinten beim zaghaften Beschleunigen aus der Kurve. Ich muss zwischendurch anhalten, um über den Reifen zu schimpfen.

Weil der Tag bisher so erfolgreich war, gönnen wir uns eine Passknackerwiederholung zur Verschönerung des Heimwegs. Den Pikovnik hatten wir ja schon, aber der war schön und liegt am Weg.

Dann Autobahn zurück, kurz vollgetankt und die Moto-Cross-Strecke am Flughafen besucht. Die Locals liefern beeindruckende Sprünge. Die Versys ist völlig ungeeignet dafür, und man müsste sich auch anmelden und 15 Euro am Tag bezahlen. Aber gucken geht!
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Heute ist der letzte Fahrtag. Also noch ein letztes Mal zum Hotel hoch eilen und dann werden die Moppeds auf den Anhänger verladen, was wegen einer angegammelten Schraube an einer Schiene etwas länger dauert und mehr Krach macht als man sich wünschen würde. Ein anderer Gast hilft uns weiter mit Hammer und Meißel. Dann gibt’s das letzte Abendessen und wir begießen der erfolgreichen ersten Teil des Urlaubs, auch wenn Luca etwas traurig ist wegen der Kampfspuren an seinem Motorrad.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#7 Beitrag von blahwas »

Sa 20.7. Transfer, Kurzausflug und Festival-Einstand

Morgens wird gepackt, gefrühstückt und bezahlt. Die Halbpension hatten wir nicht gebucht, die kostet 60 Euro extra. Da bin ich nun also bei 232 Euro für 6 Nächte, davon 5 mit Abendessen. Traumpreis! Dann geht's los mit dem Gespann nach Tolmin zum Festival "Metal Days".
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Selbstverständlich müssen wir nach 500 Metern anhalten zum Nachspannen. Dieser Anhänger ist leider reichlich schmal, um zwei Motorräder ordentlich fest zu kriegen.
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Die Strecke ist nach deutschen Maßstäben eher eine Nebenstrecke. Sie zieht sich kurvig und schmal durch die Berge. Trotzdem sind wir nicht das langsamste Fahrzeug. Immer wieder müssen wir breiten Fahrzeugen im Gegenverkehr ausweichen, was in einem VW Bus T5 auch nicht ganz so einfach ist. Luca sitzt am Steuer und berechnet in Höchstgeschwindigkeit die bestmögliche Spur unter Berücksichtigung der Silhouette des PKW (inkl. Riesenspiegel vom Typ "Nutzfahrzeug") und der Form der Felsen am rechten Rand. Das ist aus meiner Sicht eine recht komplexe Aufgabe und es geht alles gut.

In Tolmin stelle ich fest, dass hier eindeutig Wacken-Feeling ist: Schwarz Gekleidete überrennen ein Dorf. Nur dass es hier weniger Leute und mehr Dorf sind, und dass das Dorf an einer Hauptstraße liegt, also Verkehr gewohnt ist. Der Checkin im Box Office erfolgt glatt, wird erhalten Festivalbändchen und einen Parkaufkleber für das Auto. Für Anhänger und Motorrad kaufen wir uns keine, die würden noch 2x 20 Euro kosten. Notfalls parken wir die Motorräder vor der Einfahrt und laden sie erst bei der Abreise auf. Ein Zeltplatz ist schnell gefunden. Wir errichten die Zelte und einen 3 Meter-Pavillon als Aufenthaltsraum und Sonnenschutz. Dann laden wir die Motorräder ab, machen uns frisch, denn die Mittagssonne knallt runter, und bewundern unser Werk.
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Heute ist noch kein Programm am Festival und wir sind noch nüchtern. Also geht es los auf die kleine Nachmittagstour. Ich sammle noch zwei slowenische Passknackerpunkte, und mache damit meine Landeswertung voll. Zwei italienische Pässe baue ich noch in die Tour ein, damit sie länger als eine Stunde dauert. Luca will noch den Mangart hoch, den ich schon hatte. Da heute Samstag ist, wird es sicher voll, und weil es recht weit von hier ist, verzichte ich.

Also fahren wir vom Festivalgelände runter. Ob wir ohne Parkaufkleber wieder reindürfen, wollen wir vom Security-Mann an der Einfahrt wissen. Der weiß es nicht und verweist uns ans Box Office, wo wir vorhin schon eine halbe Stunde gewartet haben. Nope, das sparen wir uns! Zum ersten Punkt Sedlo Ucja gemeinsam, ein echt einsamer Grenzübergang zwischen Italien und Slowenien, großzügig ausgebaut, aber schlecht unterhalten, und denn trennen sich unsere Wege.

Ich fahre noch weiter nach Italien rein und den Passo Tanamea hoch. Mir begegnet alle 10 Minuten ein Auto und alle 30 Minuten ein Wanderer. Es ist echt abgeschieden hier, auch wenn das offensichtlich mal anders geplant war. Die Landschaft ist schön, die Sonne lacht und ich fahre Motorrad in Italien, ohne Gepäck und ohne Termine. Sehr sehr schön.

Jetzt habe ich noch zwei Punkte: Monte Matajur (Italien), Kolorvat (Slowenien). Mein Mavi berechnet sie als Sternfahrt um Kobarid und findet keinen Weg von Kolorvat nach Tolmin zurück, daher ist die Reihenfolge jetzt egal. Weil es saublöd wäre, vor dem letzten Punkt wegen einer Panne oder eines Ausrutschers den Landespreis nicht zu kriegen, fahre ich lieber zuerst zum Kolorvat. Der liegt auf der slowenisch-italienischen Grenzkammstraße recht weit im Norden. Die Strecke kenne ich von früheren Kärnten-Urlauben, wo ich immer auch einen Abstecher hier her gemacht habe. Am Passknacker gibt es Gedenkstätte zum ersten Weltkrieg, denn es sind noch Schützengräben erhalten. Außerdem hat man eine prima Aussicht.
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Dass man da den Campingplatz des Festivalgeländes in Tolmin sehen kann, merke ich erst hinterher. Oops! Naja, ab nach Italien zum Monte Matajur. Die Straße wird ab dem Grenzübergang schmaler und schlechter. An der Kreuzung, wo die Stichstraße den Berg hoch am restlichen italienischen Straßennetz angeschlossen ist, wird sie wieder besser, und es kommen mir sogar Motorräder entgegen. Nach oben hin wird die Straße immer schlecht, und oben angekommen regiert der Verfall, obwohl zahlreiche Touristen hier sind. Die bleiben da unter ihren Möglichkeiten. Ich wollte eigentlich noch ein Eis essen, aber es gibt keine Bewirtschaftung. Also zurück nach Slowenien, und dabei ein romantisches Foto mit Landesschild geschossen.
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So oder so, zurück zum Festival, Luca müsste auch so langsam eintrudeln. An der Einfahrt zum Gelände erkläre ich dem Security-Mann treuherzig, dass mir im Box Office erklärt wurde, ich dürfe ohne weiteres Parkticket rein, weil ich ja vorher auch schon drauf war und durch hin und her fahren mit dem Auto auch wieder reinkäme. So komme ich wieder rein. Luca war anscheinend 5 Minuten früher da und hat schon die Klamotten ausgezogen. Das habe ich auch nötig, denn es sind 30 Grad hier. Um uns herum herrscht Freibadoutfit, oben ohne für Männer, und wir fallen auf.

So dann, Motor aus, ordentlich parken - der Seitenständer der Versys hat zu wenig Auflagefläche - umziehen, Dose auf, Campingstuhl, und entspannen! Die Freibad-Atmosphäre wird unterstrichen durch einen ständigen Strom an Festivalgästen, die mit albernen und teilweise riesigen Schwimmkörpern alle in die gleiche Richtung vorbeigehen.
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Das kenne ich bisher von keinem Metal-Festival. Das liegt daran, dass hier am Rand des Geländes der Isonzo entlang fließt, ein eiskalter Gebirgsfluss, der seinen Pegel je nach Wetter stromaufwärts 30 cm pro Stunde ändert. Er ist aber keine zwei Meter tief. Man hat also Metal-Festival mit Bands und Bier einerseits, und einen Badeurlaub andererseits dabei. Das ist eine ziemlich coole Kombination!
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Die Besucher sind bunt gemischt von 1-70 Jahre, und manche machen eher Camping-Urlaub als Party-Urlaub. Konflikte halten sich aber in Grenzen – Gehörschutz hat ja wohl jeder dabei, und fremdes Eigentum wird respektiert.

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blahwas
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Re: Zwei Wochen Slowenien

#8 Beitrag von blahwas »

So 21.8.-Fr 26.7. Festival

Es folgen 6 Tage Metal-Festival. Man lernt seine Nachbarn kennen, brät in der Sonne, schwitzt im Schatten, badet im Fluss, beteiligt sich an Trinkspielen, lernt alte und neue Freunde kennen, lernt seine Nachbarinnen kennen, sieht auch mal eine Band, lernt neue Bands kennen und erklärt anderen Leuten alte Bands.
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Große Bühne

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Kleine Bühne
Man geht zu Fuß zum Hofer (=Aldi) am Rande des Campingplatzes oder fährt mit dem Motorrad zur Pizzeria, weil es da eine Klimaanlage, ein sauberes WC und einen großen Salatteller für 4 Euro gibt. Es sind wenig Slowenen hier am Festival, die meisten sind Deutsche und Österreicher. Aber auch Franzosen und Holländer sind da – logisch, wo ein Campingplatz ist, müssen ja auch Holländer sein ;)
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Falschparker Motorrad

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Falschparker Auto
Dazu gesellen sich noch ein paar Fernreisende von USA bis Australien, die im Sommer mehrere Festivals in Europa nacheinander besuchen. Was die an geschlepptem Gewicht und Laufstrecken zusammen sammeln ist beeindruckend und abschreckend zugleich. Weil es hier Metal ist spricht jeder Englisch und es gibt keinen Stress. Auf jedem Dorffest gibt’s mehr Ärger als wenn sich 10000 Metaller eine Woche am Stück besaufen.

Das Wetter ist durchgehend trocken, und wärmer als nötig mit täglich 35 Grad. Wir schützen unsere Zelte mit Rettungsdecken vor der morgendlichen Hitze. Luca fängt sich leider eine Erkältung ein, vermutlich schon am Mangart, und ich als superdeutsche Kartoffel vertrage einfach keine Sonne. Darum kriege ich trotz Lichtschutzfaktor 50 und Hut überall Sonnenbrand, wo sich Kleidung auf der Haut bewegt, z.B. am Kragen, an den Zehen und auf den Knien. Die Schmerzen halten sich aber noch im Rahmen.

Zwecks Abwechslung, Abkühlung und zum Vermeiden von Sonne auf der Haut mache ich immer mal wieder kleinere Motorradtouren, z.B. über die drei Passknacker in Friaul (Italien), von denen mir zwei völlig neu sind. Es sind nur 200 km.

Den Monte Bernardia hoch wird die Straße nach oben immer schlechter, bis sie durchaus abenteuerlich wird, und dann, endlich oben angekommen, ist es völlig überraschend eine sehr gepflegte Anlage von riesigen Dimensionen. Wow. Ich mache Fotos und raste dann irgendwo ganz am Rand im Schatten. Merke: Versiegelte Flächen sind heiß.
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Dann eine lange Überführung, da nutze ich wieder mal erfolgreich einen eiligen Einheimischen, um mich der lokalen Fahrkultur anzupassen. Leider muss ich durch die Stadt Cividale durch, was natürlich wärmer ist, als ich das gerne hätte.

Zum Passo San Nicolo geht es endlich raus aus dem Tal und es wird mit jedem Meter kühler. Deshalb bin ich hier! Jetzt brauche ich nur noch eine Einkehrmöglichkeit mit Eis. Die finde ich in Castelmonte, ein paar Kurven vor dem Passknackerpunkt. Dort gibt noch ein Gasthaus, das aber geschlossen hat. Also Foto gemacht, und dann zurück nach Castelmonte.
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Hier scheinen gelegentlich Touristenhorden einzufallen, denn es sind gleich drei Lokale nebeneinander. Ich entscheide mich für das im Art Deco-Stil mit der Werbung für hausgemachtes Eis. Dass es heute keines gibt, merke ich erst viel später. Dann eben Apfelstrudel und Kaltgetränk. Und danach ein Fertigeis aus der Truhe, na immerhin.

An einem anderen Tag fahre ich eine kleine 100 km Tour zur Abkühlung und zum Tanken. Außerdem wird ein Eis an Tanke gegessen und das Motorrad in einer Baustelle richtig schön verdreckt. Es gibt keine Passknackerpunkte mehr zu holen im Großraum. Wie misst man jetzt den Erfolg eines Fahrtages? Kein Unfall, kein Umfaller, kein Knöllchen – alles gut.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#9 Beitrag von blahwas »

Sa 27.7. Abreise 1

Irgendwann ist die schönste Party vorbei, und es läuft die Abreise aus Tolmin mit dem Transporter, zu Luca nach Hause (Nähe Saarbrücken). Wir stehen ohne Stress auf, sobald wir wach sind, und reißen den Pavillon wenig geschmeidig ab, denn der bleibt hier: Dieses 35 Euro-Teil hat 4 Festivals überlebt und sein Soll damit mehr als erfüllt. Die Zelte müssen wir leider nass einpacken, denn am letzten Abend kam dann tatsächlich mal der allererste Regen des gesamten Festivals. Trotzdem ein guter Deal mit dem Wetter insgesamt. Mein einwandiges 40 Euro-Zelt Typ „Hauptsache groß“ (240x210, ohne Vorzelt) war nicht dicht. Dann fahren wir mit dem Gespann über den Predil und haben noch Angst, dass wir dabei ein Verkehrshindernis sein könnten – aber weit gefehlt, Wohnwagengespanne sind natürlich noch langsamer.

In Italien läuft der Verkehr rund, und dann geht es durch Österreich. Es waren unglaubliche Verkehrsstörungen angesagt, weil alle deutschen Bundesländer Ferien haben, aber wir haben nur vor der deutschen Grenze und am Münchener Ring Verzögerungen. Das ist ja eigentlich normal. Wir schaffen es sogar, in der Nähe von Salzburg die Autobahn zu verlassen, um günstig und ohne Megastau zu tanken, ohne von der Polizei niedergeknüppelt zu werden. Danach fahren wir auch brav sofort wieder zurück auf die Autobahn. Wir machen mehr Pausen als ich gewöhnt bin und wechseln uns auch am Steuer ab. Hier Pause in Bayern.
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Gegen Ende fährt dann Luca, denn die letzte Stunde nach Hause kann er im Schlaf. Es waren in Summe 870 km heute, mit einem Tempo 80-Anhänger an einem Ferienwochenende nicht schlecht. Ich übernachte heute noch bei Luca auf dem Sofa. Zuvor tauschen wir Fotos aus und bejubeln unseren Urlaub.

So 28.7. Abreise 2

Irgendwann ist der schönste Urlaub zu Ende, und ich fahre heute mit der Versys nach Essen, nach Hause. Es sind noch drei deutsche Passknackerpunkte in der Nähe für mein Jahresziel „Landespreis Deutschland“, die ich pflichtschuldig einsammeln will. Die habe ich sogar extra übrig gelassen bei der vorherigen Südwest-Deutschland-Runde, damit der Rückweg nicht so eintönig wird.
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Das Wetter ist 20 Grad kühler als am Vortag und es droht ständig Regen – dann packe ich die Regensachen nach oben und ziehe sie halt irgendwann auch an, so! Aber zunächst gibt es einen traurigen Abschied von meinem treuen Reisebegleiter und Ideenstifter Luca.
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Dann wird Motorrad gefahren. Das Wetter ist noch gut.
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Mein Navi stürzt leider auf der Autobahn ab, bevor ich für den zweiten Passknacker die Ausfahrt nehme. Weil der Bildschirm einfach einfriert, merke ich das erst recht spät und bin dann schon zu weit gefahren. Durch laaanges Drücken des Ein-/Ausschalters lässt sich das Navi neu starten und tut, als wäre nie etwas gewesen. Für den weiteren Weg ist es klüger, die Reihenfolge der beiden Punkte zu tauschen, damit ich nicht 3x das gleiche Stück Autobahn fahren muss. So kann ich dann also über den Punkt Thomm hinaus fahren und drehe am Rösterkopf um, statt umgekehrt, wie zunächst geplant. Das Wetter ist leider nicht mehr gut und ich trage Regensachen über Membrankombi.
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Damit wäre die Mission erfüllt, und ich muss nur noch 270 km heimfahren, das Navi gibt 3 Stunden an. Eigentlich ganz einfach, wenn das hier nicht Deutschland wäre: Baustellen ohne Ende, gesperrte Auf- und Abfahrten, gesperrte Abzweige im Autobahnkreuz, Staus wegen Baustellen, Staus wegen Überlastung. Irgendwann verdrücke ich mich diskret aus einer verstopften Baustelle und baue etwas Bundesstraße ein, was im Regen bei einem abgefahrenen Hinterreifen aber auch kein wirklich gutes Gefühl ist. Dazu trägt auch die undichte Hose bei. Ab Bonn läuft der Verkehr dann aber wieder wie gewohnt, wobei ich wieder mal froh bin, keine Koffer montiert zu haben. So komme ich dann einigermaßen nass und kalt daheim an, aber kann mich noch in die Wohnung retten, wo es dank 40°C Außentemperatur in den letzten Wochen irgendwie nach Sauna riecht, aber nur vergleichsweise milde 27°C hat, bei sehr trockener Luft. Das ist gerade genau richtig. Dann kommt das auspacken, aufräumen, trocknen, waschen, fönen, legen, aber das ist eher nicht so spannend. Danke fürs Lesen bis hier hin, ein Fazit folgt.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#10 Beitrag von fransjup »

Moin Johannes
Danke für Deinen Bericht
Lese ich immer gerne
gruß fransjup

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#11 Beitrag von Duke_CH »

schöner Bericht, ich war schon 4 mal am Metalcamp, bisher aber immer mit dem Auto

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#12 Beitrag von andre »

...war nett zu lesen und irgendwie anders als die vorherigen Berichte :-)
...die einen kennen mich, die anderen können mich...

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Kawasaki Z1000SX und Yamaha XJ600S Diversion

Gesamt gefahren mit allen Motorrädern über 250 TKM...

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#13 Beitrag von nexiagsi16v »

Man über 10h, ich glaub mich könnte man dann weg werfen.
Tschau Norman :hello:

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blahwas
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Re: Zwei Wochen Slowenien

#14 Beitrag von blahwas »

Da fehlt ja noch das Fazit. Nun denn:

Slowenien ist ein attraktives Reiseland, das gut auf Touristen eingestellt ist. Englisch oder Deutsch und VISA-Karte funktionieren überall. Man braucht kein Visum. Ich habe mich überall sicher gefühlt. Es liegt nett zwischen Italien, Österreich und Kroatien eingeklemmt, man kann also auch prima Abstecher in andere Länder machen. Die Übernachtungen waren sensationell günstig (20 Euro pro Nacht), ebenso sind Essen und lokale Getränke günstiger als in Italien und Österreich. Landschaftlich ist von Mittelmeer bis Alpen alles dabei. Die Anteile am Hochgebirge fallen aber geringer als in Österreich oder Italien – es sind hauptsächlich die Grenzübergänge im Nordwesten und Norden, und der Mangart. Der Rest des Landes ist zum Motorradfahren auch nicht uninteressant, haut einen aber nicht so weg wie die Nockalm, der Großglockner oder die Sella-Runde. Dafür ist auch nahezu kein Verkehr in den Bergen. Beim Straßenzustand ist alles dabei, in Summe etwa eine Schulnote schlechter als Österreich und eher auf dem Niveau von Italien, aber nicht so verflucht glitschig wie dort im Hinterland. Für eine supersportliche Fahrweise haben wir wenig geeignete Strecken entdeckt, aber einige Täler wären dafür sicher brauchbar. Eine Besonderheit sind die vielen legal zu befahrenden unbefestigten Waldwege und teilweise auch Landstraßen, die alle sehr gut unterhalten werden und so gut zu befahren sind – nur halt langsamer, und dass das Mopped dabei dreckig wird. Für die Autobahn braucht man eine Plakette, etwa das gleiche wie in Österreich kostet (genau wie der Sprit). Es gab eine Lasermessung auf einer Bundesstraße, wo reichlich große LKW Transit fuhren. Wie in jedem zivilisierten Land (außer Deutschland) gab es überall gutes Handynetz.

Die Passknackerpunkte sind übers ganze Land verstreut, und alle 40 einzusammeln ist (gerade mit einem Basislager) sehr zeitraubend. In anderen Regionen schafft man 20 am Tag. Hier habe ich für 40 eine ganze Woche gebraucht, aber auch einen halben Tag an Österreich geknabbert. Dafür war auch Urlaub dabei.

Das Festival Metal Days ist mit dem Fluss dran einmalig, und insgesamt angenehm, weil es nicht zu groß und nicht zu organisiert ist. Ein wenig bedenklich kann man es (als Deutscher) finden, dass Rettungsfahrzeuge durch die Menschenmassen fahren müssen, weil sie keine eigenen Wege haben, und dass es bei einem kurzen Stromausfall keinerlei Notbeleuchtung gab. Auch die Kombination aus Horden Betrunkener, Hitze und einem Gebirgsfluss mit reichlich Strömung klingt bedenklich. Aber man passt aufeinander auf und geht fair miteinander um, so wie ich das von eigentlich allen Metal Festivals kenne. Mit 39 fühle ich mich manchmal etwas alt, aber einmal im Jahr geht das schon. Außerdem gehe ich ja optisch noch für 29 durch... ;)

Die Versys 650 war für diese Reise die bessere Wahl. Hohes Tempo war nicht an vielen Stellen möglich, und Schotter mag ich mit der Yamaha MT-09 nicht so gern. Die bessere Reichweite der Versys war gerade in den einsamen Bergregionen auch hoch willkommen, hier hat uns Lucas V-Strom 1000 limitiert. Vom Metzeler Roadtec-01 bin ich enttäuscht in Lebensdauer und Nassgrip, da konnte der selige BT-023 mehr. Eine Traktionskontrolle wäre besonders im Regen auch nett gewesen.

Ich möchte mich bei Luca bedanken, der die Idee zu dieser Reise hatte und der außer dem Hotel und der Routenplanung alles organisiert hat: Auto, Anhänger, Pavillon und er hat mein Zelt mitgebracht. Gerne wieder, und lass dich vom Umfaller nicht unterkriegen! Du bist bei mir jetzt als Balkan-Experte gesetzt.

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Re: Zwei Wochen Slowenien

#15 Beitrag von blahwas »

Verluste hatte ich auch noch zu beklagen: Ich habe unter dem Packnetz auf dem Sozius normalerweise (bei solchen Touren) einen 12V-Kompressor und die Regenkombi. Nachdem ich die Regenkombi am Donnerstag angezogen hatte, war da wohl zu wenig Zeug drunter, und der 12V-Kompressor konnte unbemerkt abhauen. Typ „Airman“, 28 Euro bei Louis – schade, aber verschmerzbar. Außerdem hat das Gopro-Gehäuse angefangen, sich aufzulösen, insbesondere die Arretierung der Klappe. Da habe ich daheim noch ein zweites liegen, sonst 23 Euro. An meinem Garmin Zumo 210 Zweitnavi (zeigt nur die Passknackerpunkte in der Umgebung an und die Nachweismotive) hat der Halter angefangen, am Schraubengewinde zu brechen – man sollte halt nicht nur eine statt drei Schrauben verwenden und dann Schotterwege fahren. Das lässt sich vermutlich reparieren, nachkaufen wäre unverhältnismäßig angesichts der Wertlosigkeit des Navis an sich.

@fransjup, immer wieder gerne :)

@Duke_CH, so klein ist die Welt. Habe extra immer ein Kawasaki Versys-Shirt getragen – aber auch, weil die Metal-Shirts alle aus Baumwolle sind, und mir damit jenseits der 30°C echt zu warm. 1 Woche Festivalcamping nur mit Motorrad ist eigentlich auch möglich, aber die Region bietet sich ja wirklich zum Motorradfahren an. An- und Abreise ebenso.

@andre, dieses Mal fehlen ein Bisschen die Superlative und es gab weniger Gruppendynamik.

@nexigasi16v, ich glaube du meinst die Autofahrt? Die macht am wenigsten Spaß, lässt sich aber mit Pausen und in Gesellschaft auch ertragen. Unsere Maribor-Tour waren auch 10 Stunden, und danach konnten wir uns auch wegschmeissen…

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