RDGA 2019

[karklausi]

Das Stück von Morez bis Nyon wurde dann fahrerisch interessanter, zumal ein kleiner Pass dabei war von dem aus man eine herrliche Sicht auf den grossen Genfer See hatte.
Die Strecke durch Genf hat mir dann gezeigt, wie Franzosen richtig Zweirad fahren, dessen Fahrstil habe ich dann liebend gern übernommen. An jeder Autoschlange links vorbei und irgendwie reinschummeln. Im Gegensatz zu deutschen Fahrgewohnheiten wird das hier geduldet ( und macht richtig Schpass).
Die Strecke von Genf bis Thonon-les-Bains zieht sich dann langweilg hin.
Den Gedanken bei Vevey am Genfer See in ein Charlie Chaplin Museum zu gehen, verwarf ich dann aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit. Ich bin auch ein bisschen Nachtblind, weswegen ich für diese Tour auch jede Nacht grösstenteils über booking.com im Vorraus gebucht hatte. Ich kenne ja mein Tagespensum aus vergangenen Reisen und kann mich so sehr genau einschätzen, wieviele kilometer ich bereit bin am Tag zu fahren.

[karklausi]

Bei einer abendlichen Pizza lese ich dann nochmal genau den Bericht über die RDGA, damit mir ab morgen nichts entgeht. Meine Vorfreude wächst und wächst dadurch ja auch.
Reihenfolge der Pässe für morgen bis Valloire, entgegen der Empfehlung das an 2 Tagen zu machen:
1) Col du Gets 1162m
2) Col de la Colombiére 1613m
3) Col des Aravis 1487m
4) Col du Saisies 1650m
5) Cormet de Roseland 1967m
6) Col d‘ Iseran 2764m
7) Col du Télégraph 1566m
Wie man sieht ein ordentlicher Plan, auf den man sich freuen kann, zumal ich immer! Königswetter hatte. Die Strecke am ersten Tag beläuft sich dann auf ca. 330km.
Ein Deutscher im Hotel in Thônon-les-Bains gab mir den Tip, dass es eine Markierung in der Stadt gibt, wo genau die RDGA beginnt.
Aufgrund der Tatsache, dass ich 2 Tagesetappen an einem Tag fahren wollte, habe ich die Stelle nicht aufgesucht, da ich morgens die Fülle des Stadtverkehrsaufkommens nicht einschätzen konnte. Das ibis-Budget Hotel ist übrigens empfehlenswert.
Der Grund meiner 2 Etappen in Einer lag auch darin begründet, dass ich dazwischen keine günstige Unterkunft gefunden hatte.
Auf den Col d‘ Iseran war ich am meisten gespannt, da die Radfahrer der Tour de France da oft auch hinüber fahren.

[karklausi]

Noch mal einige Infos vorab zur RDGA:
Gebaut wurde die 680km lange Strecke ab 1913 um den Genfer See mit dem Mittelmeer zu verbinden. 1937 war der Bau dann fertig mit der zuletzt gebauten Teilstrecke des Col d‘ Iserans.
Die Tour de France findet alljährlich im Juli statt. Da die Tour einige dieser grandiosen Alpenpässe immer wieder mit einbaut, ist in dieser Zeit die Route natürlich nicht befahrbar. Die RDGA Saison ist dadurch nur sehr kurz, da manche Pässe erst Anfang Juli dem Winter entkommen d.h. befahrbar sind. Da die hohen Pässe wie Galibier und Iseran auch nicht für den normalen Strassenverkehr genutzt werden, werden sie auch nie vom Schnee geräumt.
Da plötzliche Schneeeinbrüche auch jedem Motorradfahrer das Pässe knacken verleiden kann, empfiehlt es sich die Route Ende August bis Mitte September erledigt zu haben. Einige Hotels schliessen auch ab Mitte September.
Trotzdem verwundert es, dass die ganze RDGA niemals so voll ist, wie jeder Pass in Südtirol in den Dolomiten.
In einschlägigen Reiseführern steht auch, dass die Route des grandes Alpes gut ausgeschildert ist. Das kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen:
Die Schilder sind zwar sehr häufig vorhanden, aber niemals im Ort im Kreisverkehr, wo sie helfen würden, sondern immer nur da, wo man eh sicher ist, die richtige Strasse erwischt zu haben.

[karklausi]

Ich bitte hier meinen Reisebericht nicht vollzutexten mit pro oder contra oder rechts oder links oder schwarz oder weiss oder gelb oder oder oder, dafür gibt es politische Entfaltungsmöglichkeiten.
Hier ist nur ein kleiner Reisebericht der RDGA. Sonst nichts. Nicht mehr, nicht weniger. Punkt. Basta. Aus die Maus!!!
Dankeschön-
KarklausidiesichumpolitischeKorrektheitbemüht

[karklausi]

4. Tag von Thonon-les-Bains bis Valloire. 330km
Wie immer gute Wetter, morgens ein bisschen Nebel, der sich schnell verflüchtigt. Da ich zu Hause etwas weniger Motorrad fahre wie früher, war ich die ersten 3 Tage etwas unorthodox unterwegs. Kurve mal aussen mal innen erwischt, Schräglage noch nicht bis zum Äussersten, Rechtskurve immer recht gut erwischt, in Linkskurven doch immer ein wenig geschnippelt statt rechts aussen zu nehmen.
Da ich sicher zu Hause ankommen wollte und auch Kurvenspass wollte, habe ich mich sehr um korrekte Fahrweise bemüht. Zumal mir manchmal Vollpfosten auf meiner Fahrbahn entgegen kamen. Das mag ich so gar nicht.
Es ging also jetzt richtig los.

[karklausi]

Der Tag wurde dann immer grandioser. Der See hinter Beaufort war wunderschön anzuschauen. Die 330km waren auch mit genügend Zwischenstops zum fotografieren pinkeln essen trinken versehen.
Auf dem Col de Gets habe ich 2 holländische Damen getroffen. Die waren zusammen unterwegs und hatten das gleiche Ziel wie ich, nur leider keine Zummer im Vorraus gebucht. Ich erzählte ihnen dass ich ein Zimmer mit Küche in Valloire hatte, dass das aber noch ein ganzes Stückchen Arbeit weg ist. Einer der beiden Damen wollte sich auch eine Versys zulegen, so kamen wir ins Gespräch. Z Zt fuhr sie eine Honda NTV. Ich zeigte ihr natürlich bereitwillig meine Gelbe und fuhr weiter. Im Stillen dachte ich, bis Valloire schaffen dir bestimmt nicht- also Tschüssi
Nach vielen tollen und immer besser gefahrenen Kilometern meinerseits kam kch dann abends um 18 Uhr in Valloire an. Ich buchte dieses Zimmer für 2 Nächte, da mein Plan war, eine Extratour über den
8) Col du Mollard 1638m
9) Col de la Croix fer 2038m
10) Col du Glandon 1924m
11) Col du Lauteret 2058m
12) Col du Galibier 2645m
anders herum als auf meiner üblichen Nord-Süd Strecke zu überwinden.
Will heissen, Col du Gabilier 2x in 2 Tagen.

[karklausi]

Valloire ist sehr touristisch, viele Wander-und Skimöglichkeiten. Mein Zimmer entpuppte sich als tolle Ausgangsbasis für die Extrarunde, zumal ich da Kühlschrank und Küche hatte, in der ich mir dann 2x Salat zubereiten konnte. Ausserdem hatte ich einen herrlichen Blick vom Balkon auf das Zentrum der Stadt und mit Blick ggü auf die Garage. Was will man mehr. Selbst Frühstück habe ich auf dem Zimmer zu mir genommen, es gab aber im Hotel wer mochte auch gemachtes Frühstück.
Der Aufstieg auf alle Pässe war grandios, Herzklopfen gab es selbstverständlich auf dem Col d‘ Iseran, zumal ich auch viele Rennradfahrer beobachten konnte, wie sie sich hinauf quälten. So langsam wurde ich kurvenhungrig. Ich muss zugeben, so im Nachhinein weiss ich nicht mehr genau, welcher Pass die schönsten Abschnitte hatte oder wo die ätzendsten Spitzkehren waren. Das vergesse ich schnell.
Als ich abends um 21:30 auf meinem Balkon ein Bierchen genoss, kamen am Hotel die beiden holländischen Damen völlig erschöpft an. Ich rief, ich sei auch im Hotel und lud die Beiden auf ein Bier aufm Zimmer ein. Nach langer Warterei kam aber niemand .Keine Chance auf ein Pläuschken. Bis dahin dachte ich auch ich sei gemütlich unterwegs, aber 3,5 Std später die beiden nach mir- mmmhh vlcht war ich doch zügiger als ich dachte oder die Beiden waren im Museum, ich werde es nie erfahren, da ich morgens wieder früh los zum nächsten Abenteuer startete.

[blahwas]

Ich habe hier einige Beiträge entfernt, die nicht in diesen Reisebericht gehören und die thematisch auch grundsätzlich nichts im Versysforum verloren haben: Alltagsrassismus. Bitte das anderswo diskutieren als hier, denn kein Thema spaltet die Leute stärker - oft ohne, dass sie tatsächlich etwas verschiedenes meinen. Beleidigt wurde hier niemand. Hier geht's um eine Motorradreise über eine der schönsten Strecken Europas, die ich jedem wärmstens ans Herzen legen kann.

[karklausi]

5. Tag Extrarunde Ausgangspunkt Valloire
Gestartet bin ich für meine Langschläfergewohnheiten recht früh um 9 Uhr denn ich habe mich so gefreut auf diese Runde, da wollte ich nix verpassen.
Was auch immer wieder mal auf der RDGA passieren kann, ist, dass der Col du Galibier für ein Radrennen von 8-11 Uhr gesperrt war. Auf der Strecke waren deutliche Hinweisschilder, die man nicht missverstehen konnte. Da ich aber gegen den Uhrzeigersinn die Runde fahren wollte, betraf mich das nicht denn ich komme erst nachmittags da rüber.

[karklausi]

Auf dem Col du Mollard fällt mir zum 1. Mal auf, dass es Infobetonschilder für die Radfahrer gibt, damit die Radler wissen wie weit das Ziel ist und welche Steigung grad auf sie zukommt. Ich bin ja auch Radbegeistert und finde das grandios.

[karklausi]

Der Col du Mollard ist landschaftlich ein Highlight. Ich bin auch froh, dass es hier oben auf den Pässen immer angenehm kühl ist, ich aber trotzdem noch in dünner Sommerkombi fahren kann und das Winterdress noch im Topcase verweilen kann.

[karklausi]

Der Col de la Croix de fer folgt danach. Auch hier top Ausblicke auf die Landschaft.

[kautabbak]

MEEEHR!!!

[karklausi]

Jaaaa jetzt bin ich holperig über eine unbefestigte Strasse nach Huez gefahren. Auf den Spuren der „Tour“ natürlich. Huez hab ich dann irgendwie nicht so recht gefunden und ich bin weiter gedüst. Kommt halt mal vor. Nun folgt eine gut ausgebaute Schnellstrasse Richtung Col du Galibier, aber noch über Col du Lauteret.

[karklausi]

Sooo.... Col du Galibier, auch ein entscheidender Pass der „Tour“. Ich fasel ma nicht so viel und lasse Bilder sprechen:
Nach dem Galibier gehts wieder zu meinem kleinen Appartement nach Valloire um den nächsten Tag vorzubereiten.

[karklausi]

6. Tag: Der heutige Tag soll mich bis Barcelonette führen. Gesamt ca. 155km.
Als erstes freue ich mich natürlich den Col du Galibier dann auch noch mal von Norden nach Süden fahren zu können.
13) Col du Galibier 2645m
14) Col du Lauteret 2058m
15) Col d‘ Izoard 2360m
16) Col de Vard 2109m
Ich gehe den Tag entspannt an, da ich ja nicht so viele Kilometer vor der Brust habe.
Übrigens ist gestern am Galibier zum 1. Mal das Kühlwasser zum Blubbern heiss geworden. Es verunsichert mich immens, obwohl ich vor Jahren schon im Forum von diesem Problem gelesen habe. Mir viel ein, dass ich mir einen Kühlerdeckel der ER5 vorher beim Kawasakihöndler besorgen wollte, der aber sagte, dass sei quatsch. Nach Rücksprache mit einigen kundigen Motorradfreunden erfahre ich, dass wenn der Kühler noch anspringt, alles in Ordnung ist. Ich lege also kurze Zwangspausen ein, sobald die Versys hörbar Kaffeemaschinengeräusche von sich gibt.
( bin ein bisschen stolz, das sie auch mal blubbert, was ja auch am niedrigeren Siedepunkt in höheren Lagen liegt).
Weiter gehts Richtung Col d‘ Izoard, oben parke ich riskant auf Schotter um natürlich ein eindrucksvolles Foto machen zu können. Die Parkmanöver auf unbefestigtem Untergrund sind übeigens die einzigen Situationen, die mir auf dieser Reise wo ich ja als Mädchen allein unterwegs bin Herzklopfen des öfteren verursacht haben. Das Fahren auf angeblich gefährlichen Strassen juckt mich nicht, aber 250kg irgendwie auf Schotter sicher abzustellen fürn Foto, das hat was.
Hinterm Col d‘ Izoard stehen willkürlich hingestellte Steinsäulen in der Landschaft rum. Es ist auch hier wieder schwierig, das perkekte Foto zu schiessen. Immer wenn es perfekt schein kann ich nicht parken. Ich gehe da auch keine Risiken ein. Wo die Strasse eng und unübersichtlich ist, muss ich halt aufs Foto verzichten. Alles scheint wie in einer Mondlandschaft.

[karklausi]

Den Col du Vars überfahre ich flott, kein Bock auf Anhalten fürs Foto.
Die Abfahrt von diesem lässt mich zum 1. Mal seltsame Geräusche aus der Hinterradbremse hören. Das verunsichert mich total, da es sich anhört als liefen die Beläge auf Metall. Dahergelaufene „Spezialisten“ bestätigen mir dann auch noch nach Sicht, dass die Beläge platt seien. Kurz vor Barcelonette such ich dann eine GottseiDank geöffnete Motorradwerkstatt auf, obwohl ich mich wunderte, da mein Kawasakihändler zu Hause sagte, die Beläge seinen noch gut.
Nach langer Wartetei auch hier die Bestätigung dass Bremsflüssigkeit gut aus sah und die Beläge okay seien.
Motorradkollegen aus dem Forum nehmen mir dann auch die Unsicherheit, da die Geräusche durch abgeriebenen Staub Rost etc entstehen können. Folgende Tage zeigen mir auch, dass die Geräusche immer bei starker Hinterradbremsbetätigung neu auftauchen.
Also- Augen zu- weiter gehts.

[karklausi]

Ich bin sehr früh in Barcelonette und entscheide mich a) aufgrund der Bremsen b) aufgrund von aufkommenden Regen den Col de la Bonette, der der schönste Pass sein soll hier erstmal nicht zu befahren. Ich beziehe mein Zimmer mit Küche, kaufe Rindfleischfrikadellen zum selber braten und stinke damit mein ganzes Appartment voll. Hier nächtigen auch viele Radler, die alle ihre Bekleidung auf die Terasse nach dem Waschen trockneten. Ich entspanne mich, da ich noch genug Klamotten sauber habe und erst hinter den oberitalienischen Seen erstmalig Wäsche waschen muss.
Aber ich bin traurig, dass ich den Col de la Bonette jetzt nich befahren habe, obwohl mir unterwegs ein Vögelchen zwitscherte, es sei landschaftlich der Interessanteste hier.
Ich bummel noch ein wenig durch Barcelonette, kaufe Souvenirs, finde tolle Landkarten von RDGA und von der Verdonschlucht, bestaune die mexikanischen Produkte, die hier angeboten werden und gehe glücklich ins Bett.
Mein kleines Stadtapparrtement verleiht mir auch das Gefühl, ich sei Einheimischer, da auch dieses sehr zentral gelegen ist und ich die Franzosen auf dem Marktplatz ggü beim Boule spielen beobachten kann.
Ich plane morgens früh aufzustehen, den Bonette dann noch mit einzubauen.

[karklausi]

Soo, da die Bremsen ja nur quitschen aber ihren Dienst verrichten, stehe ich früh auf und mache mich auf den Weg, den nicht zum originalen RDGA Weg gehörenden Col de la Bonette hoch und wieder zurück zu fahren, da ich ja den ganz originalen RDGA Weg entlang fahren möchte.
Ich sehe lustige Verkehrsschilder und siehe da, mein erstes Murmeltier taucht vor mir auf. Bin ganz aufgeregt, will es fotografieren da ist es aber leider schon futsch.
Der Aufstieg zum Col de la Bonette ist landschaftlich ein Traum. Oben glaubt man, man sei auf dem Mars, so karg ist das Gestein in schwarzer Farbe auf dem obersten Zipfel. Auch auf den letztem Metern keine Leitplanke neben der sehr schmalen Strasse, nix. 1 Fahrfehler und weg bist du. Aber wer macht schon Fahrfehler in dieser Situation.
Auch das 1. Hinweisschild für Nizza steht hier.

[countryguitar]

... super Bericht und schöne Bilder, ... werde mal alles "aufsaugen" und verfolgen, .... da ich die Tour im nächsten Jahr auch fahren möchte, ....
Gruß Michael