Schwarzwaldcross Eintagestour
Verfasst: 23. Apr 2020 16:38
Vorgestern Abend schlendere ich durch "meinen" Stuttgarter Stadtteil und hole Bargeld für die Tour. Es geht ein warmer Wind und ich bin fast so aufgeregt wie vor dem Besuch meines ersten Motorradtreffens überhaupt. "Morgen geht es mal wieder so richtig in den Schwarzwald" denke ich mir und es kommen alte Erinnerungen an meine Karlsruher Zeit auf, in der der Schwarzwald viel besser erreichbar war, unter anderem weil zeitweise meine damalige Freundin an der schweizer Grenze wohnte und ich ca. alle 2 Wochen den Schwarzwald nach unten und oben durchquert habe. Inzwischen ist aber aus dieser für mein Motorradhobby glücklichen Fernbeziehung eine Familie geworden und wir wohnen gemeinsam in Stuttgart.
Gestern Morgen klingelt der Wecker um 5:30 Uhr, aber ich war schon vorher wach. Nicht nur aus Vorfreude, sondern weil sich der Nachwuchs kurz vor 5 Uhr nochmal eine Pulle Milch bestellt hatte und ich danach aus Vorfreude einfach nicht mehr schlafen konnte. Ab in die Dusche, Lederkombi mit Softshelljacke drüber (Spezialtipp für kühlere Temperaturen!) angezogen und ab zur Garage. Um 6 Uhr rolle ich die abfahrbereit vorbereitete Versys raus und aktiviere das zu dieser morgendlichen Zeit sozial irgendwie unverträglich klingende, harte Blubbern aus dem IXIL Hyperlow. Kurz noch Reifendruck an der Tanke um die Ecke kontrolliert und los ging's. Und nach der nächsten Ampel wieder. Und nochmal. Und nochmal... Ist halt Stuttgart und ich wohne für den Schwarzwald einfach am falschen Ende. Obwohl die Stadt echt leer ist, bereue ich nicht außen rum über die BAB (Kreuz Leonberg) gefahren zu sein.
Auf der A81 lasse ich es fliegen, so schnell es der Geräuschpegel hinter der Originalscheibe und mit meinem Endurohelm sowie die noch relativ kühlen Temperaturen zulassen. Bei Reisetempo 170 km/h und mit hoher Sitzbank voll im Wind nimmt sich die Versys dann doch ein wenig mehr als im Landstraßenbetrieb, sodass ich mich während der doch sonst recht langweiligen Bahnfahrt darüber wundere, wie schnell die Bobbels der Tankanzeige doch verschwinden können...
Bei Villingen-Schwenningen verlasse ich die Autobahn, schlage mich nördlich von der B31 nach Freiburg durch. So lohnenswert ist das Höllental mit dem Hirschsprung jetzt auch wieder nicht. Auf den Landstraßen im Schwarzwald sind noch Salzspuren zu sehen. Es hat auch lange nicht geregnet...
Um ca. 8 Uhr rolle ich nach Freiburg am Stadion rein. Alte Erinnerungen an die Studentenzeit kommen auf: Meine Frau hat hier jahrelang um die Ecke gewohnt und studiert, wir waren oft in Freiburg unterwegs. Erstmal muss ich tanken und ultra romantisches Tankstellenfrühstück zu mir nehmen. Leider kann mein 8 Jahre altes Navi die lange Tour plötzlich nicht mehr berechnen, weil plötzlich Speicherplatz fehlt (???), aber ab hier kenne ich mich durch frühere Zeiten so gut aus, dass das auch so geht. Meine Softshelljacke klemme ich unters Gepäcknetz am Heck und wechsle auf Sommerhandschuhe. Ab jetzt ist richtiges Motorradfahren angesagt!!
Gemütlich rolle ich blubbernd durch das wirklich schöne Freiburg Richtung Günterstal, sehe viel Altbekanntes von früher und auf den Schildern steht schon die Schauinslandbahn angeschrieben. Nach Günterstal mache ich noch kurz Rast und genieße den Blick in die Berge. Mit dem Vorsatz des gemütlichen "Hochblubberns" rolle ich auf die legendäre Bergrennstrecke im Schauinsland zu. Als es dann tatsächlich mit der ersten Linkskurve nach dem Verbotsschilder für Motorräder am WE losgeht, werfe ich die Vorsätze intuitiv über Bord und quetsche aus der Versys alles raus mit der Berücksichtigung der um ca. 9 Uhr doch noch sehr kalten Straße. Auf der gut ausgebauten Straße bergauf mit ein paar nicht ganz so engen Radien merke ich dann doch, dass die Versys für das Fahren hier dann doch 10-15 Pferde und Newtonmeter mehr vertragen könnte (also ein identischer 800er Motor). Komischerweise komme ich erstmals nicht total elektrisiert oben am Bergwerk an. Vielleicht bin ich hier mittlerweile auch schon zu oft gefahren?! Vielleicht lag es auch daran, dass es die ersten richtigen Kurven waren. Spaß gemacht hat es trotzdem und war extrem befriedigend: Kilometerlang keine Käffer, schöne Kurven, außer mir keiner da, schöne Aussicht und die Versys blubbert und schüttelt herrlich vor sich hin. Danach bewege ich mich auf meiner ehemals üblichen WE-Pendelstrecke zu meiner glücklichen Fernbeziehung über Todtnau, Todtmoos und Präg Richtung Wehr.
Hier kurz nach Präg an einem Aussichtspunkt. Nach dem pittoresken Wehratal habe ich in Wehr noch für ein Bild für meine Frau angehalten, die hier für 2 Jahre gewohnt hat: Jetzt wollte ich noch eine neue Strecke testen, die mir empfohlen wurde: Von Schopfheim/Hasel nach Gersbach. Da das quasi die Alternativroute zum Wehratal war, bin ich die "damals" nie gefahren. Ein Fehler! Hier zeigt sich die Versys in ihrem Element, weil auf der Strecke wohl so gut wie niemand mehr Leistung ausnutzen kann als die gut 60 PS der Versys. Man lässt die Kurve anrollen, gibt Vollgas, lässt die Kurve anrollen, gibt Vollgas, ... und das alles im ca. 5-Sekunden-Takt bei Maximalgeschwindigkeit von 80-100 und alles im 3./4. Gang. Geilomat!
Zurück ging es dann als Hommage an alte Zeiten ab dem "Nordeingang" des Wehratals wieder auf der gleichen Strecke bis kurz vor dem Schauinsland zurück (Präg, Todtmoos, Todtnau), um dann den Schauinsland links liegen zu lassen und über Kirchzarten, St. Peter nach St. Märgen und wieder zurück nach St. Peter (weil's sich es da so schön fährt ) und Richtung Kandelhöhe zu fahren. Dort dann um ca. 12 Uhr Mittagspause mit gewohnt herrlicher Aussicht (bei gutem Wetter). Das alte Hotelgebäude dort ist quasi dem Erdboden gleich, stand aber ohnehin schon Jahre leer: Essen und Trinken gab es dann kurz unter der Kandelhöhe beim "Kandelhof", weil die Bude auf dem Kandel oben mir irgendwie unsympathisch ist: Da hab ich mal einen extrem schlechten, abgestandenen Filterkaffee aus dem Warmhaltekessel im Billigst-Plastebecher und Kondensmilch für 2 Euro getrunken. Seitdem darf der andere Leute abziehen.
Als einziger Gast musste ich seuchenbedingt meinen Flammkuchen 50m entfernt zur Ausgabe am Gasthoffenster verzehren, sonst wäre es derzeitig illegaler "Gastronomiebetrieb" gewesen. Der Schwarzwaldtourismus hat laut dem Ostsee-stämmigen Wirt hart zu knabbern: Bei ihm haben die Leute größtenteils bis September storniert, nur ca. 10% der bisherig gezahlten Anzahlungen konnte er in Gutscheine umwandeln. Der Liftbetreiber nebenan hat seine erste Saison als Betreiber nach 7 Skitagen beenden müssen.
(Fotos werden jetzt weniger... An den folgenden Orten war ich einfach schon zu oft dafür)
Weiter ging's über Freiamt, Biberach, Nordrach und Oppenau an die Westrampe des Schwarzwalds neben der B500. Fährt man hier die Höhenstraße nur bis zur nächsten Abzweigung und dann wieder Richtung Rheinebene, wieder hoch, etc., dann kann man es quasi ungestört fliegen lassen und ist dabei relativ selten weit außerhalb der StVO unterwegs.
Also Allerheiligen hoch (Wasserfälle, Klosterruine), da das letzte Stück zur B500 hoch gesperrt war dann links ab über Seebach und Sasbachwalden und dann hoch zur B500, um dann bei Unterstmatt wieder links runter Richtung Bühlertal zu kommen. Weil der nächste Aufstieg Richtung B500 wieder gesperrt war, bin ich durch Bühlertal runter geblubbert und dann eine Möglichkeit nördlicher an den nördlichen Einstieg der Schwarzwaldhochstraße (ca. Geroldsauer Wasserfälle). Dort dann auf der B500 den Anstieg Richtung Sand hoch (hier darf man wenigstens teilweise noch offiziell 100 fahren, auch wenn das so ein verirrt dreinfahrender R1250R Fahrer mit schrottiger Kurvenlinie anscheinend nur auf den Geraden wusste... ).
Normalerweise bin ich da nicht so dogmatisch unterwegs bei Sperrungen und in 99% kommt man auch trotzdem durch (ich könnte alleine deshalb einiges berichten ), aber unter der Woche kann man auch mal außen rum, weil dort vermutlich dann auch tatsächlich gearbeitet wird.
Trotzdem "musste" dort hin, wo die gesperrte Straße endet: Ich wollte nämlich an der Schwarzenbachtalsperre vorbei, um bei Forbach die Rote Lache hochzufahren. Dort dann wieder ideales Versys-Terrain: Enge Kurven, enge Straße, Flickenbelag. Vollgas, Kurve anrollen, Vollgas, Kurve anrollen, ... Im 5-Sekunden-Takt! Richtig eingefahren nach 400 km war das doppelt spaßig!
Nach der Roten Lache dann rechts nach Gernsbach, aber hinten rum über Schloss Eberstein (auch diese Strecke ist perfektes Versys Terrain, auch wenn die Straße zu schmal ist um richtig ambitioniert um die Ecken zu pfeifen), von wo aus der Blick ins Murgtal ausschaut wie eine Modelleisenbahnlandschaft: Ich glaube ja, dass viele Motorradfahrer dort nur deswegen Pause machen, weil sie von der Spitzkehre überrascht werden und sie dann nicht gefahren bekommen. Pause machen beim halbabsichtlichen Geradeausfahren ist da eine gute Ausrede. Ich erinnere mich noch an mein "erstes Mal" dort: Die Spitzkehre kommt tatsächlich überraschend für Ortsunkundige und zwischen rein passt quasi nur eine Mauer, die die beiden Straßenseiten trennt. Die macht dem Namen wirklich alle Ehre!
Es war ca. 17 Uhr und der weitere Weg war dann eher zweckorientiert, um wieder nach Stuttgart zu kommen. Also nach Gernsbach runter, Loffenau, Herrenalb, Dobel Höfen a.d.E., Unterreichenbach, Tiefenbronn und habe mich dann bei Weissach auf der B10 wieder in den Stuttgarter Speckgürtel begeben.
Um 19 Uhr rolle ich nach 13 Stunden (brutto) und ca. 650 km mehr auf dem Tacho vor der heimischen Garage vor, stelle den Bock ab und genehmige mir ein Lederbier. Schön war's. Und ich werde es wieder tun.
Hier darüber zu schreiben war übrigens fast so spaßig wie es gestern zu machen.
Ihr könnt die Tour ja auch mal ausprobieren. Viel Spaß!
Gestern Morgen klingelt der Wecker um 5:30 Uhr, aber ich war schon vorher wach. Nicht nur aus Vorfreude, sondern weil sich der Nachwuchs kurz vor 5 Uhr nochmal eine Pulle Milch bestellt hatte und ich danach aus Vorfreude einfach nicht mehr schlafen konnte. Ab in die Dusche, Lederkombi mit Softshelljacke drüber (Spezialtipp für kühlere Temperaturen!) angezogen und ab zur Garage. Um 6 Uhr rolle ich die abfahrbereit vorbereitete Versys raus und aktiviere das zu dieser morgendlichen Zeit sozial irgendwie unverträglich klingende, harte Blubbern aus dem IXIL Hyperlow. Kurz noch Reifendruck an der Tanke um die Ecke kontrolliert und los ging's. Und nach der nächsten Ampel wieder. Und nochmal. Und nochmal... Ist halt Stuttgart und ich wohne für den Schwarzwald einfach am falschen Ende. Obwohl die Stadt echt leer ist, bereue ich nicht außen rum über die BAB (Kreuz Leonberg) gefahren zu sein.
Auf der A81 lasse ich es fliegen, so schnell es der Geräuschpegel hinter der Originalscheibe und mit meinem Endurohelm sowie die noch relativ kühlen Temperaturen zulassen. Bei Reisetempo 170 km/h und mit hoher Sitzbank voll im Wind nimmt sich die Versys dann doch ein wenig mehr als im Landstraßenbetrieb, sodass ich mich während der doch sonst recht langweiligen Bahnfahrt darüber wundere, wie schnell die Bobbels der Tankanzeige doch verschwinden können...
Bei Villingen-Schwenningen verlasse ich die Autobahn, schlage mich nördlich von der B31 nach Freiburg durch. So lohnenswert ist das Höllental mit dem Hirschsprung jetzt auch wieder nicht. Auf den Landstraßen im Schwarzwald sind noch Salzspuren zu sehen. Es hat auch lange nicht geregnet...
Um ca. 8 Uhr rolle ich nach Freiburg am Stadion rein. Alte Erinnerungen an die Studentenzeit kommen auf: Meine Frau hat hier jahrelang um die Ecke gewohnt und studiert, wir waren oft in Freiburg unterwegs. Erstmal muss ich tanken und ultra romantisches Tankstellenfrühstück zu mir nehmen. Leider kann mein 8 Jahre altes Navi die lange Tour plötzlich nicht mehr berechnen, weil plötzlich Speicherplatz fehlt (???), aber ab hier kenne ich mich durch frühere Zeiten so gut aus, dass das auch so geht. Meine Softshelljacke klemme ich unters Gepäcknetz am Heck und wechsle auf Sommerhandschuhe. Ab jetzt ist richtiges Motorradfahren angesagt!!
Gemütlich rolle ich blubbernd durch das wirklich schöne Freiburg Richtung Günterstal, sehe viel Altbekanntes von früher und auf den Schildern steht schon die Schauinslandbahn angeschrieben. Nach Günterstal mache ich noch kurz Rast und genieße den Blick in die Berge. Mit dem Vorsatz des gemütlichen "Hochblubberns" rolle ich auf die legendäre Bergrennstrecke im Schauinsland zu. Als es dann tatsächlich mit der ersten Linkskurve nach dem Verbotsschilder für Motorräder am WE losgeht, werfe ich die Vorsätze intuitiv über Bord und quetsche aus der Versys alles raus mit der Berücksichtigung der um ca. 9 Uhr doch noch sehr kalten Straße. Auf der gut ausgebauten Straße bergauf mit ein paar nicht ganz so engen Radien merke ich dann doch, dass die Versys für das Fahren hier dann doch 10-15 Pferde und Newtonmeter mehr vertragen könnte (also ein identischer 800er Motor). Komischerweise komme ich erstmals nicht total elektrisiert oben am Bergwerk an. Vielleicht bin ich hier mittlerweile auch schon zu oft gefahren?! Vielleicht lag es auch daran, dass es die ersten richtigen Kurven waren. Spaß gemacht hat es trotzdem und war extrem befriedigend: Kilometerlang keine Käffer, schöne Kurven, außer mir keiner da, schöne Aussicht und die Versys blubbert und schüttelt herrlich vor sich hin. Danach bewege ich mich auf meiner ehemals üblichen WE-Pendelstrecke zu meiner glücklichen Fernbeziehung über Todtnau, Todtmoos und Präg Richtung Wehr.
Hier kurz nach Präg an einem Aussichtspunkt. Nach dem pittoresken Wehratal habe ich in Wehr noch für ein Bild für meine Frau angehalten, die hier für 2 Jahre gewohnt hat: Jetzt wollte ich noch eine neue Strecke testen, die mir empfohlen wurde: Von Schopfheim/Hasel nach Gersbach. Da das quasi die Alternativroute zum Wehratal war, bin ich die "damals" nie gefahren. Ein Fehler! Hier zeigt sich die Versys in ihrem Element, weil auf der Strecke wohl so gut wie niemand mehr Leistung ausnutzen kann als die gut 60 PS der Versys. Man lässt die Kurve anrollen, gibt Vollgas, lässt die Kurve anrollen, gibt Vollgas, ... und das alles im ca. 5-Sekunden-Takt bei Maximalgeschwindigkeit von 80-100 und alles im 3./4. Gang. Geilomat!
Zurück ging es dann als Hommage an alte Zeiten ab dem "Nordeingang" des Wehratals wieder auf der gleichen Strecke bis kurz vor dem Schauinsland zurück (Präg, Todtmoos, Todtnau), um dann den Schauinsland links liegen zu lassen und über Kirchzarten, St. Peter nach St. Märgen und wieder zurück nach St. Peter (weil's sich es da so schön fährt ) und Richtung Kandelhöhe zu fahren. Dort dann um ca. 12 Uhr Mittagspause mit gewohnt herrlicher Aussicht (bei gutem Wetter). Das alte Hotelgebäude dort ist quasi dem Erdboden gleich, stand aber ohnehin schon Jahre leer: Essen und Trinken gab es dann kurz unter der Kandelhöhe beim "Kandelhof", weil die Bude auf dem Kandel oben mir irgendwie unsympathisch ist: Da hab ich mal einen extrem schlechten, abgestandenen Filterkaffee aus dem Warmhaltekessel im Billigst-Plastebecher und Kondensmilch für 2 Euro getrunken. Seitdem darf der andere Leute abziehen.
Als einziger Gast musste ich seuchenbedingt meinen Flammkuchen 50m entfernt zur Ausgabe am Gasthoffenster verzehren, sonst wäre es derzeitig illegaler "Gastronomiebetrieb" gewesen. Der Schwarzwaldtourismus hat laut dem Ostsee-stämmigen Wirt hart zu knabbern: Bei ihm haben die Leute größtenteils bis September storniert, nur ca. 10% der bisherig gezahlten Anzahlungen konnte er in Gutscheine umwandeln. Der Liftbetreiber nebenan hat seine erste Saison als Betreiber nach 7 Skitagen beenden müssen.
(Fotos werden jetzt weniger... An den folgenden Orten war ich einfach schon zu oft dafür)
Weiter ging's über Freiamt, Biberach, Nordrach und Oppenau an die Westrampe des Schwarzwalds neben der B500. Fährt man hier die Höhenstraße nur bis zur nächsten Abzweigung und dann wieder Richtung Rheinebene, wieder hoch, etc., dann kann man es quasi ungestört fliegen lassen und ist dabei relativ selten weit außerhalb der StVO unterwegs.
Also Allerheiligen hoch (Wasserfälle, Klosterruine), da das letzte Stück zur B500 hoch gesperrt war dann links ab über Seebach und Sasbachwalden und dann hoch zur B500, um dann bei Unterstmatt wieder links runter Richtung Bühlertal zu kommen. Weil der nächste Aufstieg Richtung B500 wieder gesperrt war, bin ich durch Bühlertal runter geblubbert und dann eine Möglichkeit nördlicher an den nördlichen Einstieg der Schwarzwaldhochstraße (ca. Geroldsauer Wasserfälle). Dort dann auf der B500 den Anstieg Richtung Sand hoch (hier darf man wenigstens teilweise noch offiziell 100 fahren, auch wenn das so ein verirrt dreinfahrender R1250R Fahrer mit schrottiger Kurvenlinie anscheinend nur auf den Geraden wusste... ).
Normalerweise bin ich da nicht so dogmatisch unterwegs bei Sperrungen und in 99% kommt man auch trotzdem durch (ich könnte alleine deshalb einiges berichten ), aber unter der Woche kann man auch mal außen rum, weil dort vermutlich dann auch tatsächlich gearbeitet wird.
Trotzdem "musste" dort hin, wo die gesperrte Straße endet: Ich wollte nämlich an der Schwarzenbachtalsperre vorbei, um bei Forbach die Rote Lache hochzufahren. Dort dann wieder ideales Versys-Terrain: Enge Kurven, enge Straße, Flickenbelag. Vollgas, Kurve anrollen, Vollgas, Kurve anrollen, ... Im 5-Sekunden-Takt! Richtig eingefahren nach 400 km war das doppelt spaßig!
Nach der Roten Lache dann rechts nach Gernsbach, aber hinten rum über Schloss Eberstein (auch diese Strecke ist perfektes Versys Terrain, auch wenn die Straße zu schmal ist um richtig ambitioniert um die Ecken zu pfeifen), von wo aus der Blick ins Murgtal ausschaut wie eine Modelleisenbahnlandschaft: Ich glaube ja, dass viele Motorradfahrer dort nur deswegen Pause machen, weil sie von der Spitzkehre überrascht werden und sie dann nicht gefahren bekommen. Pause machen beim halbabsichtlichen Geradeausfahren ist da eine gute Ausrede. Ich erinnere mich noch an mein "erstes Mal" dort: Die Spitzkehre kommt tatsächlich überraschend für Ortsunkundige und zwischen rein passt quasi nur eine Mauer, die die beiden Straßenseiten trennt. Die macht dem Namen wirklich alle Ehre!
Es war ca. 17 Uhr und der weitere Weg war dann eher zweckorientiert, um wieder nach Stuttgart zu kommen. Also nach Gernsbach runter, Loffenau, Herrenalb, Dobel Höfen a.d.E., Unterreichenbach, Tiefenbronn und habe mich dann bei Weissach auf der B10 wieder in den Stuttgarter Speckgürtel begeben.
Um 19 Uhr rolle ich nach 13 Stunden (brutto) und ca. 650 km mehr auf dem Tacho vor der heimischen Garage vor, stelle den Bock ab und genehmige mir ein Lederbier. Schön war's. Und ich werde es wieder tun.
Hier darüber zu schreiben war übrigens fast so spaßig wie es gestern zu machen.
Ihr könnt die Tour ja auch mal ausprobieren. Viel Spaß!