Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

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karklausi
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#61 Beitrag von karklausi »

:clap: :top: :thx: Toller Bericht! Und immer die passenden Fotos.
Bin gespannt wie ein Flitzebogen auf die Fortsetzung.
Karklausi
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Umsteiger

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#62 Beitrag von Umsteiger »

Wie stets herzlichen Dank für´s mitnehmen, Johannes.
Gerade in so ereignisarmen Lagen wie aktuelle habe ich wohl genauso wie Du sehr genossen, dabei sein zu können.

Viele Grüße
Umsteiger

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nexiagsi16v
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#63 Beitrag von nexiagsi16v »

Ein suuper Reisebericht, wobei die Stellenweise schon Abenteuer sind. :D Dieser Ansatz, einfach mal machen ist so richtig. Jeder in seinem Rahmen der Möglichkeiten. Dein Vorteil, du erzwingst es nicht. Andere wollen machen und dann muss es auch funktionieren mit aller Gewalt. Klappt es nicht, ist alles ungerecht und böse und man selber unflexibel. Mit deinen Berichten hast du nicht nur dir den Coronablues ein bissel aus den Knochen geschüttelt... :]
Tschau Norman :hello:

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#64 Beitrag von blahwas »

Habe die Tages- und Gesamtrouten als Grafiken ergänzt - als Routendateien machen sie wenig Sinn. Einfach beim Passknacker anmelden und die POI runterladen.

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#65 Beitrag von blahwas »

Sonntag, 27.6. Return of the Mad Rider

Heute geht es wieder los. Die Werkstatt in Madrid hat Vollzug gemeldet. Meine MT-09 ist frisch gewartet und geputzt. Drei Wochen Urlaub sind eingereicht und genehmigt. Die Topcase Innentasche ist gepackt. Bei 27 Grad werfe ich mich in meine neue IXS Motorradkombi und lasse mich per S-Bahn, ICE und dann wieder S-Bahn zum Flughafen München bringen. Dauert von Nürnberg zwar fast genauso lang wie nach Frankfurt, aber dafür sind die Laufwege kürzer, und ich kann mich noch schön mit meinem alten Kommilitonen in der Biergarten setzen.

Allerdings ist etwas völlig ungeplantes und unerwartetes passiert. Nach der letzten Miss Blahwas hatte ich echt keine Lust mehr. Und dann trat SIE in mein Leben, über einen gemeinsamen Bekannten, wie man das früher so gemacht hat. Es hat nicht lang gedauert und plötzlich bin ich innerlich wieder 16, alles ist möglich. Nachdem sie mich besucht hat, rauchen alle Nachbarn eine Zigarette, und mein Leben steht Kopf. Gutes Gefühl. Und dann fahre ich drei Wochen weg, kaum dass wir uns drei Wochen kennen. Motorrad fahren ist jetzt echt nur noch meine zweitliebste Beschäftigung, das hat noch keine Frau vorher geschafft. Aber da muss ich wohl durch.

So sitze ich hier in Flieger und freue mich auf eine Motorrad Tour...

Portugal musste ich schon wieder streichen. Die Delta-Variante hat Lissabon erobert. Dort darf niemand rein oder raus. Damit wäre der Passknacker Landespreis unmöglich oder zumindest illegal. Mit erst einer Impfung hätte ich auch wenig Schutz davor. So bin ich doch Mal vernünftig.

Nach den Pyrenäen geht es zunächst gemütlich durch Frankreich, Cevennen, Vercours und so, und dann intensiv in die Schweiz. Den Landespreis hätte ich dieses Jahr gern.

22 Uhr ist Landung in Madrid, dann per Taxi ins nahe Hotel und Augen zu. Für die nächsten 3 Nächte habe ich bereits Hotels gebucht.

Ich werde wieder jeden Abend berichten.

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karklausi
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#66 Beitrag von karklausi »

Ohhh Miss Blahwas! 👍🏼
Viel Spass dir und immer Gummi unten lassen.
Freue mich auf die Berichte.
Karklausi
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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#67 Beitrag von blahwas »

27.6. Nachtrag Anreisetag

Der Flug war erfreulich ereignislos und kam sogar 20 Minuten früher als geplant in Madrid an.

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Ich hatte ein wenig Sorgen, dass sich der Staat Spanien Wind von meinen möglichen Verkehrssünden beim letzten Besuch bekommen hat, aber die Einreise ist unproblematisch. Meinen negativen PCR-Test wollte niemand sehen. Nur den QR-Code der Spain Travel Health App zeigen, fertig. Dann wälzt sich die Menschenmasse (ohne Abstand) zum Taxistand und dort werden die Räume ziemlich eng. Eigentlich mag ich ja Uber, aber die Beschreibung des Abholpunktes liest sich so, dass ich keine Lust mehr habe. Das Taxi kostet 20 Euro, anscheinend Festpreis bei Flughafenfahrten. Da hätte ich auch ein Hotel näher an Yamaha nehmen können. Eigentlich wollte ich laufen, das Hotel ist auch nah am alten Terminal, aber das neue Terminal ist weit weg von beidem. Sei's drum. Das Hotel ist ziemlich abgerockt und auch die Umgebung erfordert etwas Selbstbewusstsein, wenn man für den Abendspaziergang noch mal raus möchte. Beine vertreten ist wichtig. So endet ein gelungener Vorabend-Anreisetag.

Tag 1 von 21
2x Biergarten
Schulter rot vom Handgepäckdauerschleppen

28.6. Mad Ride Sierra

Gut erholt und voller Energie wache ich Neu-Madrider um 7 Uhr auf. Ich habe aber keine Getränke mehr und nichts zu essen. Die Supermärkte sind noch zu. 400 Meter weiter gibt es einen Bäcker. Der hat bestimmt so einen Getränkeverkaufsautomaten, wie ungefähr jedes Geschäft. Ich mache mich auf den Weg, und komme im Hotel an einem Getränkeverkaufsautomaten vorbei, der auch Kekse hat, die ich sofort mental fürs Frühstück reserviere. Haken dran.

Heute übernehme ich mein Motorrad bei Yamaha und fahre dann eine kleine 550 km Tour. Zu Yamaha komme ich völlig unproblematisch per Uber. Das gibt Trinkgeld. Kleiner Tipp für cybersozial eingestellte Menschen: Disruptive Ausbeuter-App statt etabliertem Monopolisten nutzen (Uber statt Taxi), und dem Lohnarbeiter die Differenz bar in die Hand drücken. Komischerweise haben danach alle mehr Geld als vorher. Ich bin etwas früh dran, das Tor ist noch zu. Ein anderer Kunde wartet mit seiner Kawasaki Versys 650. Genau das Modell, was ich daheim habe, und seit 2011 fahre. So klein ist die Welt :) Kaum öffnet der Chef die Werkstatt, kommen Kunden und Kollegen von allen Seiten und belagern ihn. Da kann ich in Ruhe mein Motorrad bewundern und satteln. Es ist noch alles dran und auch meine Taschen und mein Helm sind noch da. Das Motorrad ist unfassbar sauber. Als ich es angeliefert habe, war es so dreckig und voller Kuhscheiße, dass es sich beim Handschuhetrocknen (hohe Drehzahl im Stand) vorübergehend selbst in Brand gesetzt hat. Und jetzt ist so sauber, als wäre es gerade vom Band gelaufen. Nur oben ist etwas Staub drauf. Wahnsinn. 919 Euro soll die große Inspektion mit Ventilspiel, Vorderreifen und Kettenkit kosten. Das ist ziemlich genau der vereinbarte Preis. Das gibt Trinkgeld. Das wird mit einigem Zögern auch angenommen. So sitze ich 10:30 nach 8 Wochen wieder auf meiner Yamaha.

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Das macht richtig Bock. Sie fährt wie dafür gemacht. Ist sie ja auch. Wie voll war eigentlich der Tank? Nicht voll. Hier ist eine Tankstelle. Dann machen wir jetzt voll. 37079 km hat sie. Danach geht's auf die Autobahn, nach Nordwesten, in ein neckisches Mittelgebirge namens Sierra de Cebollera. Die Sonne scheint, aber während ich vor der Abholung noch geschmort habe ist mir jetzt richtig kalt. Dass die Autobahn auf über 1000 Höhenmeter hoch führt hilft da auch nicht. Die Belüftungen an der neuen IXS Kombi sind längst zu. Ich habe sogar die Heizgriffe an, trotz Griffschalen. Ich muss tatsächlich noch Fleecepulli und Membranjacke drunter ziehen. Junisonne in Spanien... macht 15 Grad. Aber es sieht gut aus. Nach einer Stunde geht es von der Autobahn auf die Bundesstraße. On the Road again.

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In der Sierra de Cebollera habe ich noch 7 Passknackerpunkte offen. Diese lassen sich recht einfach in eine sinnvolle Reihenfolge bringen, aber ganz ohne Umdrehen an der Passhöhe geht's nicht. Schon 50 km vor dem ersten Punkt bieten die Strecken einen Fahrspaß, den man in Deutschland lange suchen muss. Landschaft, Streckenführung, Straßenzustand, Verkehrsdichte (fehlende) - es ist einfach wie für Motorradfahrer gemacht. Ich sehe heute auch wirklich mal 3 andere Motorradfahrer in 3 Stunden. Das ist viel für hier. Die Spanier dürfen ja wieder aus ihren Landkreisen raus. Der Puerto de Montenegro bringt mich mehrmals zum schreien vor Glück. Unfassbar. Würde hier jeder 1x im seinen Leben mit einer MT-09 entlang fahren, es gäbe keine Kriege mehr auf der Welt.

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Ich lasse mir auch nicht die Laune davon verderben, dass mein neues Kettenkit in der Serienübersetzung 16:45 statt der von mir bevorzugten und auch bestellten 15:46 montiert wurde. Das kann ich daheim für 30 Euro wieder ändern. Vielleicht bringt es ja etwas Reichweite. Ich habe vorsichtshalber auch noch mal vor dem ersten Pass in der Sierra getankt, nehme aber wohlwollend ein Tankstelle entlang eines Abstechers zum Puerto de Peña Hincada zur Kenntnis. Der Puerto de Peña Hincada besteht leider zur Hälfte aus üblem Flickwerk und zur anderen Hälfte aus Schotter. Soviel zum sauberen Motorrad. Aber immerhin wird er wohl gerade saniert, und oben ist's auch schön.

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Am Rückweg will ich dann tanken, die Tanke hatte ich ja gesehen und die Reserve hat zu blinken begonnen, und da sehe leider dies hier.

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Du, hier, heute, nein! Schöner Mist. Kanister? Der ist leer. Warum? Ich dachte wohl, den darf ich voll nicht mit in den Flieger nehmen, bis mir eingefallen ist, dass ich ihn auch am Motorrad lassen kann. Und heute habe ich schon 2x getankt, aber nicht dran gedacht, ihn aufzufüllen. Hilft jetzt auch nichts, blicken wir nach vorne: Wo ist die nächste Tankstellen? 33 km auf direktem Weg. Es liegen zwei Passknacker auf dem Weg. Der erste ist ein 5 km Abstecher rein und 5 km wieder raus, der zweite die kehrenreiche Umfahrung eines neu gebauten Tunnels und daher auch Umweg. Bisher habe ich die MT09 2x leer gefahren. Bei 33 km sportlich und bei 55 km sparsam. Das hier wären eher 60 als 55 km. Tja, dann fangen wir wohl mal bei km 1 an.

Mit niedriger Drehzahl rollt man dahin. Dann kommt der Abstecher zum Collado de Sancho Leza. 10 km extra. Nehmen oder nicht? Falls nicht, muss ich zurück fahren, das kostet sicher Reisezeit, dafür reicht der Tank dann sehr wahrscheinlich. Falls ich ihn nehme, könnte ich liegenbleiben. Den nehme ich.

Dann rollt man wieder runter und weiter die Hauptstrecke entlang. Vor mir ein Tunnel, links geht's hoch zur alten Passstraße, und dem Passknacker Puerto de Piqueras. Gleiche Datenlage wie oben bzgl. Entscheidung, aber die Länge des Umwegs ist unklar und der Rückweg wäre nicht so weit. Wer mich kennt, ahnt es: Den nehme ich. 1710 Höhenmeter sind der Lohn. Ich bin das einzige Fahrzeug. Runter kann ich durchgehend ohne Motor rollen, das bringt Reichweite. Ich mache mir etwas Sorgen um die Schmierung des Getriebes, daher lasse ich bald den Motor im Leerlauf arbeiten. Ich habe Sicht auf die Hauptstrecke, die sehr gut ausgebaut ist. Kurz bevor ich einschere, sehe ich einen LKW. 40 Tonner mit Auflieger. Da habe ich eine Idee! Die MT-09 wird im gerade noch vertretbaren Ausmaß getreten, bis ich zum LKW aufgeschlossen habe. Und dann schließe ich so dicht auf, bis ich keinen Winddruck mehr Spüre. Noch 15 km bis zur Tankstelle. Ich bin bereits seit 43 km auf Reserve. Das wird richtig eng. Hoffentlich hilft der Windschatten. Die Strecke ist frei und verkehrsarm, der LKW rollt ruhig sein Tempo. Trotzdem, liebe Kinder, nicht nachmachen. Voila, die Tankstelle erscheint zur rechten Hand... jedoch ist hier echt viel Vegetation. Und ich sehe kein Markenlogo. Die wird doch nicht auch...? Ah, parkende Autos, und eine Anzeigetafel! Die hat offen! Gerettet!

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58 km auf Reserve ist mein neuer persönlicher Rekord.

Danach ist wieder eitel Sonnenschein. Also von der Laune her jetzt.

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Auch die Kühe sind noch da.

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Im weiteren Verlauf wird die Route dann noch besser und ich rufe mehrmals Ausdrucke des Erstaunens in den Helm, weil es echt immer noch ein Stück besser geht. Auch die Yamaha kann es nicht fassen und muss sich mit den Fußrasten aufstützen. Ich muss mich schon etwas zusammenreissen. Motorradunfälle durch Tempo sind dumm und überflüssig. Aber es ist saudumm und vollkommen überflüssig, das am ersten Urlaubstag zu machen. Andererseits, die Reifen sind noch gut, daher wäre es aus Sicht der Fahrsicherheit ja eigentlich gerade heute jetzt... - NEIN!

Knapp vor Ende der Route gibt's aus dem Supermarkt was Süßes für den nächsten Morgen und Wasser für den nächsten Tag. Das vorgebuchte Hotel ist wie zu erwarten schnell gefunden. Tankstelle an Bundesstraße, Parkplatz, Hotel und Restaurant, beides in einfacher Ausführung. 35 für die Nacht. Mir wird noch empfohlen in Sichtweite der Tankstelle zu parken. Da mache ich gern mit. Zum Abendessen gibt's ein Sandwich mit dick Hähnchenfleisch. Eiweiß her! Es schmeckt nicht wie erwartet. Wenn Hähnchen nicht wie erwartet schmeckt, ist das Anlass zur Sorge. Hier liegt's aber an Schinken und Kruste und Streichkäse, der gratis mit dabei war. Bei der Tankstelle hätte ich gern noch getankt, habe zwar noch den halben Tank, aber ich parke hier ja eh... aber ich finde nur Diesel-Zapfsäulen. Klarer Fall von Truck Stop. In der Bar läuft das EM-Spiel Spanien gegen Kroatien, das ich am Rande verfolge. Aus dem 3:3 wird in der Verlängerung innerhalb von 3 Minuten ein 5:3, mit einem GOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL!-Ruf :) Morgen geht's in die Pyrenäen, und dann nur noch von West nach Ost bis der Passknacker Landespreis Spanien 2021 eingetütet ist!

Tag 2 von 21
9. Platz Rangliste, 70,8% von Spanien
3x getankt

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#68 Beitrag von fransjup »

Moin Johannes
Danke für den schönen Bericht
Foto 1 passt sogar, in „Aussicht von Heute“
gruß fransjup

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#69 Beitrag von nexiagsi16v »

Mal ein Tipp, wenn es den Berg runter geht, immer mit eingelegtem Gang rollen lassen, dann liegt die Schubabschaltung an. Sprich es wird kein Kraftstoff eingespritzt. Das spart mehr als im Leerlauf die Maschine rollen lassen, denn da wird eingespritzt. Diese Abschaltung abreitet aber nur bis zu einer gewissen Mindestdrehzahl. Aber ich denke mal oberhalb von 4.000U/min ist sie definitiv aktiv.
Schön das uns wieder mit nimmst.
Tschau Norman :hello:

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#70 Beitrag von blahwas »

29.6. In die Pyrenäen

Die Nacht war erstaunlich erholsam für ein Hotel an einer Bundesstraßentankstelle. Morgens ist das Motorrad noch da - das war sicher nicht der sicherste Stellplatz dieser Reise. Andernfalls hätte ich mir die Versys von zuhause liefern lassen, oder wäre heimgeflogen und hätte sie eben runtergefahren - Zeit hätte ich ja. Aber das ist Theorie.

Praxis ist Frühstück aus den Resten von gestern und die morgendliche Gepäckverräumung. Dabei fällt auf, dass das Topcase Spiel hat. Es kommt vom Träger. Das ist nicht gut. An der Unterseite haben sich die hinteren Schraubenköpfe in die Kunstoffhülsen gearbeitet, die ich zum Winkelausgleich montiert hatte. Der Topcaseträger gehört ja eigentlich parallel zum Heck, aber dann hätte ich die Blinker versetzen müssen. So kann ich den Träger mit vier Schrauben entfernen - was ich seitdem nie getan habe. Die Köpfe der Schrauben sind etwas dicker als die Löcher im Träger, und auf den Winkelausgleich könnte ich wohl verzichten. Die Lösung dieses Problems wären zwei Unterlegscheiben. Leider habe ich keine dabei, und auch im Tankstellenshop gibt's keine. Ich nehme mir vor, an der nächsten Autowerkstatt zu halten und zu fragen, das sollte einfach gehen. Bis dahin ziehe ich die Schrauben etwas fester und sichere den Träger über die Sitzbank mit einem Rokstrap vor plötzlichem Höhenverlust, sollten wider Erwarten die Schrauben das Weite suchen.

So geht's mit einem mulmigen Gefühl auf die geplante Route. Die erste Werkstatt fällt mir dann auch erst nach 25 km auf, und sie macht eher Traktoren. Ich halte vor dem Tor und hupe 2x.

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Ein Mechaniker erscheint, wir haben keine gemeinsame Sprache. Ein Foto einer Unterlegscheibe führt noch nicht zum Ziel, aber Zeigen auf die Schraube hilft sehr. 5 Minuten später habe ich die gewünschte Reparatur.

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In Deutschland hätte ich erst mal ein Kundenkonto eröffnen und eine Datenschutzvereinbarung unterschreiben müssen. Der Mechaniker hier will kein Geld für die Teile oder die Arbeit. Die fleißigsten Menschen sind oft auch die bescheidendsten. Und wenn die Klügeren immer nachgeben, wird die Welt von den weniger Klugen regiert. Möglicherweise hupt es 10 Minuten später wieder vor dem Tor, aber als der Mechaniker gucken kommt, ist keiner mehr da. Dafür steht eine Dose Bier auf dem Boden. Sie ist kalt und alkoholfrei (von der nächsten Tankstelle) und damit zum sofortigen Verzehr geeignet. Wohl bekomm's!

Die Route führt mich heute in die Pyrenäen hinein, wo ich den Rest der Woche Pässe fahren werde. In Summe 460 km. Aber auch der Weg dahin gibt sich alle Mühe, die Sinne zu kitzeln. Mal geht's einen Kanal entlang...

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... mal einen Traumpass hoch mit schnuckeligem Bergdorf (namens SOS)...

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... mal fährt man im fünften Gang mit der Fußraste 0,1 mm über dem einwandfreien Asphalt abwechselnd Rechts- und Linkskurven jenseits der 90 Grad, bis man auf eine Supermoto-Umleitung gezwungen wird...

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... und dann wieder im fünften Gang Kurven swingen bis der Road 5 quiekt. Den Tacho habe ich derweil auf logarithmische Darstellung umgeschaltet. Mein erstes Motorrad war übrigens eine Honda NTV 650, auch Ente genannt. Darauf komme ich, weil in einem dieser 5.-Gang-Kurvenerlebnisparks eine Ente auf der Straße steht, mit ihren Küken. Ich hätte ja irgendwie gedacht, dass die sich vom Acker machen, und habe auch gelernt, für Tiere kleiner als Hund nicht auszuweichen. Mama Ente entschließt sich erst spät zur Flucht, und die Küken nur teilweise. Es fliegen keine Federn und ich habe kein Blut an den Stiefeln, aber zwei Küken sehe ich danach noch im Rückspiegel. Die machen das sicher nicht nochmal.

Und dann wieder Spaß mit dem Tank! Hier im Bergland habe ich meine Tankstrategie gewechselt, ich tanke jetzt schon bei 50%. Das sind dann etwa 120 km Restreichweite. Und die brauche ich heute, weil der Abstand zwischen zwei real existierenden und geöffneten Tankstellen tatsächlich 120 km ist. Eine Tanke hatte zu, und die nächste kam nach 80 km in Ochagavia. An dieser Tankstelle werden gerade zwei Minitanker direkt ab Zapfsäule befüllt. Lasst mir bitte was übrig!

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Hat eigentlich mal jemand darüber nachgedacht, in solchen Regionen bevorzugt Elektromoblität einzuführen? Strom gibt's überall und voll werden die Batterien über Nacht sicherlich. Die Tanke ist bei Oachagavia, den Ort kenne ich noch von einer Reise in 2018, wo ich im Juni hier zelten wollte, am Campingplatz zum abgefrorenen Gesäß. Brrr.

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Zum Remendia hoch habe ich eine sagenhaften Kurvenstrecke, Typ Supermoto-Moshpit, und will da eigentlich recht zügig hoch. Die Traktionskontrolle in Stellung 2 (VA = vorsichtig, aufpassen) hindert mich deutlich am Vorwärtskommen. In Stellung 1 (AV = aggressiv, vollesrohr) hätte ich wohl nur halb so lang gebraucht. Oder eine Leitplanke hätte mich aufgehalten. Nicht aufhalten tun mich dagegen PKW, LKW und solche Nebensächlichkeiten. Die Zusammenarbeit im Straßenverkehr klappt hier wirklich ausgezeichnet. Der eine oder andere hier wird sich vielleicht an diesen Ort Punkt erinnern.

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Hier komme ich dann endlich ins Hochgebirge, auf den Hauptkamm der Pyrenäen. Der ist auch Staatsgrenze, und da soll man wohl aktuell nicht rüber.

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Ich hatte aber extra so geplant, dass ich das nicht muss. Also wieder runter, und Pferde glotzen. Dabei nicht wegen Landschaft glotzen die Straße verlassen, und auf betrunkene Radfahrer achten, oder so :)

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Und weiter geht's einem wüsten Mix aus 3. bis 5. Gang Kurvenstrecken, mit gutem oder körnigen Belag, mit wenig Überführungen dazwischen. Diese Gegend ist einfach ein Traum zum Motorradfahren.

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Die 460 km ohne Autobahn heute sind kein Pappenstiel und ich brauche zum Ende hin öfters Pausen. Der letzte Pass, Somport, ist wieder auf dem Kamm, und die Aussicht elektrisiert mich mal wieder.

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Abwärts gucke ich mir mal diesen bizarr überdimensionierten Bahnhof in Canfranc an. Zumindest von außen. Der ist so groß, der passt nicht in ein Bild.

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Okay, das Samsung S8 hat keinen Ultraweitwinkel, und Panoramafoto ist mir zu 2017. Das Samsung S10 ist leider auf der letzten Schweiztour im Tankrucksack ertrunken.

Heute war mehr Verkehr als die letzten Reiseabschnitte. Mit kamen 10 Motorräder entgegen und ich musste 1 Motorrad überholen. Außerdem kam mir 1 Wohnmobil entgegen! Unfassbar, dass andere Leute in den Ferien in Österreich oder Südtirol Fahrspaß suchen. Meine Unterkunft ist heute in Jaca, und, besonderer Luxus, morgen ebenfalls. Die Lage der Punkte ermöglicht eine 350 km-Schleife. Die ist etwas kurz, soviel fahre ich daheim nachmittags, aber ich kann mich ja auch mal einen Tag schonen. Und ich spare je 1x einpacken/auspacken :) Außerdem kann ich mich etwas ums Motorrad kümmern.

Abends bin ich rechtzeitig zum Anpfiff des Deutschland-England-Spiels bin ich aus der Dusche raus. Zur Halbzeitpause hole ich mir Abendessen mit einem Stopp im Supermarkt. Ab der 65. Minute mampfe ich meinen Hamburger "mit alles" (Salat, Speck, Käse, Spiegelei, und Pommes dazu) für 6,50 plus ein nettes Radler. Zum 0:2 bin ich fertig. Schland ist raus. Ich mache weiter Urlaub und freue mich, jeden Tag ein weniger näher an der Geliebten zu sein...

Tag 3 von 21
7. Platz Rangliste, 76,3% von Spanien
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#71 Beitrag von blahwas »

30.6. Ruhetag (390 km)

Naja, "Ruhetag" - ich bin heute Abend wieder im gleichen Hotel, und damit die Route passt, ist sie etwas kürzer als sonst üblich. Außerdem entfällt die Zeit für einpacken, einchecken, auspacken. Da bleibt noch Zeit für Wartung. Seit dem Sturz in Andalusien hängt die rechte Griffschale an einem Kabelbinder und einer Schraube, denn die innere Halterung vom chinesischen Vorgängerprodukt ist gebrochen wie Butter. Beim nächsten Sturz schützt die Griffschale den Bremshebel wohl nicht mehr. Darum habe ich mir von SW-Motech die Originalhalter für die MT-09 bestellt und sie mir mitgebracht. Leider passt das überhaupt nicht. Der Lenker ist zu dick und die Kröpfung stimmt auch nicht. Hmpf! Dafür habe ich immerhin einen Aufkleber angebracht.

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Wer's kapiert, hat vielleicht den gleichen Musikgeschmack wie ich. Dann aber mal losfahren! Auf dem Weg zum ersten Punkt komme ich an einem Stausee vorbei. Der hat eine Brücke. Die ist schmal, aber ich muss rüber. Lohnt sich aber!

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Danach kommt eine Schlucht mit ein paar Steinen.

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Spanien rockt einfach. Der Punkt selbst ist dagegen ziemlich dröge. Spannender ist der hier:

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Ich bin am Monasterio de San Juan de la Peña. Wichtiger Ort für Aragonien, und möglicher Standort des heiligen Grals. Dann geht's knapp an Jaca vorbei zur zweiten Hälfte der Route. Da bietet es sich doch an, in Jaca noch mal vollzutanken, dann reicht das den Rest des Tages. Jetzt geht's in den Süden, da wollen zwei Punkte eingetütet werden. Dafür geht es 28 km Hauptstrecken entlang, die teilweise als Autobahn ausgebaut sind. Der erste Punkt heißt Puerto de Monrepos und liegt tatsächlich an der Autobahn. Da halte ich nicht an. Was erlauben Passknacker? "Schnellstraße, die zur Autobahn ausgebaut wird.", steht in der Beschreibung. Hmm. Neben der Autobahn ist eine schmale Straße, vielleicht kommt man da irgendwie ran? Das kann ich erst prüfen, wenn ich von der Autobahn runter bin. Das muss ich eh, denn der nächste Punkt ist ein alter Tunnel ÜBER der Autobahn, denn es gibt jetzt neue Tunnel, weiter unten. Durch den Tunnel würde es zur fraglichen Straße gehen, aber...

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da soll man nicht reinfahren. Die Absperrungen könnte ich verschieben, aber einfach reinfahren will ich nicht, und vorher den Tunnel zur Probe abwandern will ich auch nicht. Ein paar Glasscherben oder ein zu tiefes Loch und der Tag ist im Eimer, wenn nicht der ganze Urlaub. Also lieber außenrum. Dazu wieder auf die Autobahn und von der anderen Seite versuchen. Leider klappt auch das nicht, da steht eine Schranke im Weg. Schließlich fotografiere ich dann halt die Autobahnauffahrt und hoffe auf ein Einsehen der Passknackeradmins.

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Das ist alles recht zeitraubend und unerfreulich und ich bin froh, wieder nach Norden zu können. Wieder 28 km Hauptstrecken. Dabei übersehe ich einen XXX-Pass, also eine Schotterstrecke, die zwar nicht zur Landeswertung gehört, aber Punkte bringen würde: Den Pico del Aguila, 1603 Meter, nur 5 km südlich vom Tunnel, und der sieht auf der Karte durchaus machbar aus. Schade!

Nach diesem seltsamen Abstecher nach Süden geht's jetzt deutlich nach Norden, bis an die Französische Grenze, Col du Somport, also auf den Hauptkamm. Hochgebirge ist natürlich wieder besonders schön.

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Dann noch ein kurzer Abstecher nach Osten, Cotefablo, 1a Supermotopiste, leider etwas schmal und mit LKW-Verkehr, dafür ohne Aussicht, außer auf Wald. Auch wieder ein paar französische Motorradfahrer. Und das reicht dann auch für heute. Nächster Punkt wäre Fanlo. Der würde mich heute 50 km kosten und morgen nur 10 km sparen. Ich verzichte. Danach fahre ich in Jaca wieder volltanken und kaufe im Carrefour 2 Flaschen Wasser. Sonst habe ich noch alles. Aber Lust auf Pasta.

Hotels vorbuchen gefällt mir gerade, und viel länger als 400 km muss es auch nicht sein. Also buche ich mir etwas für morgen, 450 km, und gehe Pasta suchen.

Tag 4 von 21
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1x kein perfektes Passfoto

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#72 Beitrag von blahwas »

01.07. Aragon im Argen

Heute fahre ich weiter in der Region Aragon. Bevor ich in Jaca noch Wurzeln schlage, verlasse ich es lieber. Das Hotel A Boira kriegt eine Empfehlung. Praktische Lage, Aufzug, Fön - nur das WLAN bleibt das Geheimnis des Wirts. Am öffentlichen Motorradparkplatz an der Straße steht neben meiner MT-09 heute eine Africa Twin in Tricolore mit DCT. Der beste Diebstahlschutz ist es, neben einem teureren Fahrzeug zu parken ;) Aber die Polizeiwache ist auch gleich um die Ecke.

Nach dem Aufbruch geht's zum Punkt Fanlo. An dem bin ich 2018 gescheitert. Der liegt wirklich abgelegen hinter kilometerlangen Wedelpisten unterschiedlichen Verwitterungsgrades. Dafür gibt's aber auch fast immer Aussicht, z.B. diese.

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oder diese:

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oder...

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Man kommt kaum zum fahren. Auf dieser Strecke kommen mir tatsächlich zwei Motorradgruppen entgegen, davon eine sogar mit holländischen Kennzeichen. Dieser Massentourismus geht mir wirklich sehr auf den Keks ;) Wieder zurück auf der Hauptstrecke geht's Richtung Frankreich und ich stelle mich schon wieder auf einen Pass am Grenzübergang ein. Stattdessen geht's vorher links, ins Valle de Pineta, ein wunderschönes Seitental, wo ich der einzige Motorradfahrer bin. Hier Nachweismotiv am Ende.

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Da ich mental schon auf einen Pass am Grenzübergang eingestellt war, schaue ich mal nach: Der Tunnel de Aragnouet-Bielsa zählt beim Passknacker zur Landeswertung Frankreich, muss also nicht in meinen Köcher. Es sind aber auch nur 10 km Umweg, den nehme ich doch gerne mit, immerhin 1634 Höhenmeter. Die angegebenen Koordinaten liegen mittig im Tunnel, ich nehme das Südportal und bleibe brav in Spanien.

Dann geht's steil nach Süden, jenseits der West-Ost-Talautobahn N-260. Da ist dann in den Bergen auch wirklich gar kein Verkehr mehr. Es ist geradezu gespenstisch. Serrablo, Eripol, San Caprasio - diese Namen sagen wohl kaum jemandem etwas. Es gibt aber Fahrspaß, Landschaft, und man hat schön seine Ruhe.

Unruhe kommt auf, als mein Navi mich auf einen Schotterweg leitet. Von Bárcabo nach Osten, und da sind sich auch alle Routenplaner einig. Hmmm. Ich bin kein Fan von Schotterstrecken mit der MT-09. Sie hat wenig Bodenfreiheit und keinen Unterfahrschutz. Außerdem ist hier auch schon die Hauptstrecke einsamer als unbedingt gesund ist, wenn man ein ernstes Problem hat. Die Schotterstrecke sieht aber gut unterhalten aus, und laut Navi gibt's in 10 km eine Abzweigung. Na, dann mal los.

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Der Gedanke, was mache ich hier eigentlich kommt doch immer mal wieder auf. Besonders als es schließlich irgendwann wieder bergab geht, und die Fuhre auch im zweiten Gang trotz Motorbremse noch Tempo aufnimmt, während der Vorderreifen Sehnsucht nach Spurrinnen von Autos hat. Nach 10 km kommt der Abzweig, aber der Schotter geht einfach weiter. Das finde ich unfair! Aber immerhin ist es jetzt recht eben. Erst im Ort Naval habe ich wieder festen Untergrund. Naturpflaster, um genau zu sein, und es geht quer durchs Bergdorf. Dem Navi gefällt das. Ich bin kein Fan. Endlich auf der A-2210 drehe ich fröhlich am Quirl. Ich hab vom Sturz in Andalusien gelernt und die Traktionskontrolle schön eingeschaltet gelassen. Der Passknacker Alto del Pino ist der Lohn der Mühe. Naja, also eher der kurze Weg dorthin, denn der ist ja Asphalt.

Am Stausee Embalse de El Grado hat man einen tollen Blick aufs Santuario Torreciudad, und ich gehe fest davon aus, dass dies mein nächstes Ziel ist - aber es ist kein Passknackerpunkt. Na sowas! Daher leider kein Foto :( Stattdessen gibt es Kleinstraßen mit und ohne Aussicht, und es wird mittlerweile ganz schön warm. Über 30 Grad stehen auf dem Tacho, und die Belüftungsöffnungen in meiner neuen Jacke sind zwar groß, kämpfen aber recht vergeblich gegen die Hitze an, auch weil die Jacke leider schwarz ist. Zeit für eine schattige Pause auf 1000 Höhenmetern. 30 Minuten zur Abkühlung. Die Getränke im Tankrucksack bleiben erstaunlich lange angenehm kühl. Legt man mittags zwei frische kalte Flaschen dazu, färbt das richtig ab, und man kann frisch und nicht mehr so frisch mischen.

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Irgendwo hier passiert dann ein kleines Unglück, ohne dass ich es merke: Ich fahre über den Punkt Panoramica de Troncedo, raste dort, muss ein dringendes Geschäft erledigen, und bin dann zerstreut und vergesse, das Passfoto zu machen. Das ist beim Passknacker Landespreis leider ein KO-Kriterium. Glücklicherweise mache ich weniger Hundert Meter weiter ein Landschaftsfoto, auf dem die Straße zu sehen ist. Das sollte sich per Street View zuordnen lassen, und die Koordinaten sind auch im Bild. Vielleicht habe ich Glück, und muss nicht nochmal hinfahren. Die Stadt vorher heißt Graus, wie passend...

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Der Collado de Foradada ist dann eine echte Fernstraße, sehr gerade und kommt mir vertraut vor vom Urlaub von vor 3 Jahren. Ich hänge ziemlich in den Seilen. Ich habe ja auch schon 440 km in den Knochen. Danach kommt eine spekatkuläre Schluchtdurchfahrt, leider mit sehr vielen Baustellen. An einer Stelle muss ich 10 Minuten in der Sonne warten und werde sehr wacklig auf den Beinen. Ich klappe den Seitenständer aus, so hätte ich immerhin 50% Chance, beim Bewusstloswerden nicht das Motorrad umzuwerfen... aber ich bleibe stehen.

Der letzte Punkt heute heißt Hopital de Benasques. Das ist eine Sackgasse am Pyrenäenhauptkamm. Mein Hotel liegt 14 km südlich davon. So kann ich die 28 km noch heute oder morgen fahren. Ich bin zwar erledigt, aber hier wird's erfrischend und kühler und der Verkehr wird weniger. Und schön ist's da oben auch.

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Das Hotel heute heißt Edelweiss und liegt in einem Wintersportort, wo viele Familien mit Kindern einquartiert sind. Es ist Nebensaison, aber trotzdem bekomme ich im Supermarkt Wasser und mein Abendessen. Es gibt auch Restaurants, aber ich habe in der Hitze wieder mal kaum Hunger. Bei der Nachbereitung des Tages fällt mir das vergessene Fotomotiv auf. Das verkompliziert die Planung der nächsten Tage, weil ich 115 km Umweg fahren muss - oder eben nicht? Glücklicherweise geht die Route morgen erst eher nach Norden, und dann wieder nach Süden. So könnte ich das vergessene Foto auch noch übermorgen früh nachholen, wenn ein Passknacker-Superadmin dagegen entschieden hat. Ich buche mir ein Hotel in el Pont de Suert, dann bin ich flexibel mit der Tourlänge.

Heute waren es 505 km - definitiv zu viel.

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Tag 5 von 21
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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#73 Beitrag von blahwas »

02.07. Aragon-Katalonien-Siesta

Heute verlasse ich die Region Aragon und siedle nach Katalonien über. Gestern war die Tour zu lang und ich habe einen Fehler gemacht. Die Entscheidung des Superadmins steht noch aus, ob ich zurück zum vergessen Fotopunkt muss. Das alles, plus die Auswahl an und Lage von günstigen Hotels (mit eigenem Badezimmer!) führt zu einer interssenten Variante der Tourenplanung: Vormittags eine Tour, 14 Uhr ins Hotel einchecken, Siesta halten, und nachmittags noch mal eine Rundtour fahren. So kann ich eine Wiederholung der gestrigen Hitzeschlacht vermeiden und mich etwas erholen. Für Eile besteht kein Anlass, ich muss erst am 19.7. wieder arbeiten und habe nichts im Voraus gebucht - also jede Menge Zeit. Die Idee war mal je 1 Woche Spanien, Frankreich und Schweiz zu machen. Schweiz kann ich aber von daheim an jedem Wochenende machen, wenn ich 1-2 Urlaubstage dazu nehme, also fällt es mir nicht schwer, da zu kürzen.

So beginnt der Tag ausnahmsweise mit Hotelfrühstück. Das mag ich eigentlich nicht, war in den 42 Euro aber mit dabei und ließ sich auch nicht abwählen. Um 8 Uhr ist noch nichts aufgebaut, also bastle ich etwas in meinem Zimmer umher. 8:30 Uhr ist aufgebaut, und es wird tatsächlich drinnen gegessen bei geschlossenen Fenstern. Das Frühstück für kleine Superspreader. Nope, ich mache den Teller voll und trage ihn aufs Zimmer. Das Zimmermädchen kriegt Trinkgeld wegen erhöhtem Krümelnaufkommen. So geht's dann für mich untypisch erst um 9:30 los.

Aus dem Retorten Skiort geht es via Fadas und Espia nach Osten. Auf dieser Nebenstrecke kommt man ganz gut vorwärts, hat aber nicht die umwerfenden Aussichten schlechthin, sondern mehr Wald. Ich laufe auf eine italienische BMW GS-Gruppe auf, die typisch italienisch fährt - angenehmes Tempo, haarsträubende Linie. Nachdem ich vier davon überholt habe, kommen weiter vorne noch mehr, und so bin ich froh über meinen Abstecher zum Bonansa. Heißt wirklich so.

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Dann geht es eine ganze Weile auf der Haupstrecke nach Norden, bis kurz vor Frankreich. Die Strecke ist auch die Grenze zu Katalonien. Auf dieser Hauptstrecke ist natürlich ein wenig Betrieb, aber man kommt gut vorbei. Leider sind auch hier Baustellen mit Wechselverkehr. Auch in der Ortsdurchfahrt Vielha wird gebaut, und der Verkehrt wechselt sich von drei Seiten. In Summe stehe ich bestimmt eine Stunde. Und durch Vielha muss ich noch zwei durch. Ich nehme mir aber vor, die Baustelle zu umfahren - geht bestimmt irgendwie.

Beim Passknacker ist der Grenzpass zu Frankreich eine Nebenstrecke, der Portillon, und nicht auf der Hauptstrecke. Das ist mir recht, dort kann ich sicher anhalten und habe kühlenden Schatten. Hier ist es dann Zeit für den Wechsel in die luftigste Klamottenkonfiguration. Zurück in Vielha umfahre ich die Baustelle auf einer anderen Straße, keine Ahnung warum die keine Umleitung ausschildern, und mache einen Abstecher nach Osten. Hier wird's jetzt richtig hoch und richtig schön. Plan der Beret und Port de la Bonaigua verwöhnen alle Sinne.

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Beim Versuch eines Landschaftsfotos werde ich gefotobombt!

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Also nochmal:

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Passschild:

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Bei meinem Besuch Ende Mai 2018 sah es übrigens so aus:

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Auch hier leider wieder Wartezeit an Baustelle. Unten im Tal wird's wieder heiß, und in Vielha schaffe ich es wieder, die andere Seite der Baustelle zu umfahren - über eine 1,20 Meter breite offizielle Straße, die auch nicht verboten ist.

Dann wird's noch tiefer und noch heißer und ich sehne mich nach Abkühlung. Das Hotel liegt am Weg zu den nächsten vier Punkten und erlaubt einen Check-In ab 13:30. Das nehme ich doch gerne wahr. Auf dem Zimmer ist es schön kühl und auch die Dusche tut gut. Snacks rein und ab ins Bett. Auch wenn die Augen nicht zufallen wollen, wenn die Sonne nach der Pause tiefer steht, habe ich gewonnen. Die restlichen 100 km Tour heute schaffe ich auch noch.

So geht's dann 16:30 auf zum Nachschlag! Eine tiefe Sackgasse wartet auf Entdeckung. Ich dachte noch, das wäre irgendwie wildromantisch und abenteuerlich, aber es ist voll asphaltiert und massentourismustaglich. Vor den letzten Kilometern zum Cavallas steht sogar ein Checkpoint, wo man gefragt wird, was man hier tun möchte. Rauf, Foto, runter darf man, Camping wohl eher nicht. So steht dann dieser Stausee...

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... in dieser Schlucht...

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Und dann geht's zu Boi-Taüll, der andere Abzweig in diesem Seitental.

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Auch hier super Landschaft und Straßenbau, und eigentlich sogar 'ne gute Heizerstrecke, aber übertreiben sollte man natürlich nicht!

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Aber ein mit Tempo 70 schleichendes Polizeiauto kann man schon mal überholen. Abschließend gibt's hier in diesem vermeintlich einsamen Seitental sogar noch eine offene Tankstelle für die MT-09, und dann geht's zurück zu Pont de Suert und nach Osten zwei Punkte sammeln. Da fährt man wieder durch Wald, stellenweise mit Aussicht, aber vor allem mit vielen Kurven größtenteils prima Belag. Der hintere Punkt heißt übrigens so:

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Zurück zum Hotel geht's über die schon bekannte Route mit vollem Elan. Der Vorderreifen hat dazu ein paar Rückfragen, der hat wohl schon Feierabend, dabei ist das erste der 6. Fahrtag mit dem Road 5. Profil ist noch gut, Kontur sieht gut aus und Luftdruck wird eh ständig überwacht. Wollen wir mal hoffen, dass der jetzt nicht weiter schwächelt. Vielleicht ist ihm auch nur eingefallen, dass er eigentlich kein Sportreifen ist.

Zurück im Hotel gibt's Dusche und irgendwie habe ich Lust auf Pizza. Nach dem Supermarkt, in der Pizzeria läuft das EM-Spiel Spanien-Schweiz, erste Hälfte der Verlängerung. Es wird nur auf ein Tor geschossen, aber die Murmel will nicht rein. Das geht im Hotel beim essen in der zweiten Hälfte so weiter, und schließlich entscheidet das 11-Meter-Schießen - ich höre ein kollektives Seufzen vom Fenster her.

Heute waren es 242 km vor und 112 km nach der Siesta, was sehr angenehm war. Das wird wohl nicht so oft gelingen, zumindest nicht ohne große Umwege.

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Für den Tag morgen mache ich zwei Planungen, abhängig davon, ob ich zum Troncedo zurück muss.

Tag 6 von 21
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#74 Beitrag von fransjup »

Danke Johannes
Schöne ecke wo du dich rumtreibst :sabber:
gruß fransjup

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#75 Beitrag von blahwas »

03.07. Nacharbeit, Katalonien, Andorra

Erster Tagesordnungspunkt ist heute, das vergessene Foto einzutüten. Glücklicherweise kommt mein Navi auf die Idee, über den Puerto de Bonansa zu fahren, statt über die Bundesstraßen außenrum. Gesammelt habe ich den Punkt schon gestern, aber nur die kurze Ostseite. Die Westseite ist wesentlich schöner und länger. Und ich erinnere mich, bei der Pyrenäenreise 2018 hier mit Markus die Überführungsetappe abgerissen zu haben. Ich erkenne auch den Frühstücksplatz wieder. Kleine Welt :)

Hinter Graus geht's dann zur Panoramico de Troncedo, und ich tüte da Bild ein. Nur echt mit Mülltonne, die ich extra ins Bild aufnehme ;)

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Zumindest der Nord-Süd-Teil dieser Etappe hätte ich ohnehin fahren müssen, um zum Col l d'Ares zu kommen. Hier hat man zwei mögliche Wege, von Nord oder Süd. Die meisten Routenplaner verweigern den Norden, der sei unbefestigt, und fahren lieber einen weiten Bogen außenrum und dann von Süden ran. Dabei ist er gar nicht unbefestigt. Er ist nur in schlechtem Zustand und zeitraubend. Den Süden kenne ich aber schon. Im Norden sieht man schon mal sowas:

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Ich fahre sogar den gleichen Weg wieder zurück und spare Kilometer.


Fortan geht es ostwärts, hier wird gut Strecke gemacht. Montllobar:

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Faidella:

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Boixols:

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Die Sonne scheint, die Straßen sind frei, keine Baustellen, kein Stress. Nur etwas warm wird's langsam. Gut, dass mein Hotel wieder ideal für eine Siesta liegt: Nach 350 km, und vor einem Abstecher nach Andorra.

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Aber erst nehme ich noch den El Cantó mit. Eine unverschämte tolle Kurvenstrecke und erster Pass meiner 2018er Reise. Da war ich mit Markus und Nic, und Nic durfte hier mal Versys fahren. Inzwischen besitzt er auch eine :) Hier habe ich heute einen haarigen Moment, weil ich hinter der Passhöhe wende, was ein Motorradfahrer hinter mit nicht so gut findet. Er hupt und wir halten beide an. Ich hätte wohl besser an einer übersichtlicheren Stelle gewendet.

Dann geht's ins Hotel, 15 Uhr ist höchste Zeit für Siesta! Der Checkin erfolgt völlig problemlos. Die Leichtseite des Massentourismus: Die Leute wissen, was sie tun. Und gegenüber ist direkt ein Supermarkt mit langen Öffnungszeiten. Den brauche ich auch, denn ich habe unterwegs 3 Liter getrunken, plus morgen 1,5 Liter. Da morgen Sonntag ist, kaufe ich etwas größer ein. Dann geht's unter die Dusche und ins Bett.

Nach der Siesta, 17 Uhr, die Sonne steht tiefer, geht es nach Andorra. Andorra zählt zwar nicht zum Landespreis Spanien, aber den Punkt "Os de Civis" kann man auf Asphalt nur von Andorra aus anfahren. Und wenn ich schon mal hier bin und Zeit habe, nehme ich natürlich gerne noch ein paar Punkte mehr mit. Die Passknacker in Andorra sind eng zusammen und alle deutlich vierstellig hoch. (Es gibt aber keinen Landespreis Andorra, dafür sind es zu wenige.)

Den Anfang macht das spanische Dorf Civis, das von Süden her anfahren kann, wenn man um ein Viertel von Andorra herum fährt.

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Auf das Dorf hat man diesen schönen Blick, wenn man vom Coll d'Ares (namensgleich zum anderen heute!) kommt. Der Coll d'Ares ist ein Schotterpass vom Typ XXX, aber da war ich schon mit der Versys und Markus mit der F800R, da kann ich auch mit der MT-09 hoch. Das war dann doch schwerer als gedacht, aber ich bin froh, dass es geklappt hat.

Und dann Os de Civis. Man kann noch mehr fiese Schotterwege direkt dorthin fahren, Befahrbarkeit unklar, wieder ganz zurück bis zur Hauptroute und durch halb Andorra hindurch, oder man nimmt einen Weg vom Dorf Civis direkt nach Andorra rein. Weil ich nicht nochmal um ein Viertel von Andorra herumfahren möchte, und weil ich das schon immer mal machen wollte, nehme ich diesen Weg von Civis direkt nach Andorra rein. Der ist real ein Traktorweg mit und ohne Steine.

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Ein paar Stellen sind etwas haarig und mein Navi will da auch keinen Fall entlang. Kurz vor Ende wird's steil und ausgewaschen, aber ich kämpfe die MT-09 hindurch. Danach ein Parkplatz mit VW Golf drauf - das war's! Geschafft! Der kam garantiert nicht von Civis, sondern von Andorra, also wird's einfacher. Hier überquere ich eine EU-Außengrenze ohne jedes Schild, und bin links 500 Meter weiter direkt am Gallina. Sehr schön!

Nach rechts wäre der Pardines, aber nach rechts darf man nicht - das ist eine Einbahnstraße. Schön blöd, im Nachhinein betrachtet. Ich bin das Risiko eines unbefestigten Weges eingangen, hätte also auch direkt nach Norden fahren können, und hätte dabei noch einen XXX Pass sammeln können. Oder ich hätte außenrum fahren können, vermutlich in kürzerer Zeit, und noch den Pardines einsammeln. Tja, nächstes Mal bin ich schlauer :) Jetzt noch Os de Civis einsammeln, dann ist der Pflichtteil für heute erfüllt. Weil ich noch nicht müde bin, hole ich mir noch ein paar andere Punkte in Andorra. Andorra hat schöne Natur und fiese Besiedelung.

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Das Haupttal ist enger zubetoniert als das Ruhrgebiet und hat mehr Radarfallen als Ravensburg. Dafür ist es ein Steuerparadies und entsprechend muss ich natürlich volltanken, wobei ich auch noch mein Abendessen an der Tanke finde: Caesar Salad, Sandwich, Radler. Eiskalt. An der Grenze zu Spanien wird stichenprobenhaft kontrolliert. Mein PCR-Test-Ergebnis liegt im Hotelzimmer, oops. Freundlicherweise lässt mich Andorra auch raus, obwohl ich mich reingeschlichen habe :)

Beim Einsammeln fällt mir am Rande auf, dass jetzt auch der Hinterreifen auf den Flanken weniger Grip. Beschleunigen in Schräglage wird von TCS komplett unterbunden und 1-2x rutscht es auch ein wenig ohne Gas.

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Der Fluch der Michelin Road, seit allen Generationen: Das letzte Drittel vom Profil ist noch legal zu fahren, aber der Fahrspaß leidet. Gut, dass ich extra den äußeren Teil zuerst verbraucht habe. So kann ich jetzt noch 2 Tage etwas gemütlicher fahren, Spanien abschließen, und mir dann in Frankreich frische Pneus besorgen.

Den Landespreis Spanien abzuschließen ist ein Traum von mir, der langsam real wird. Ich kann's noch kaum so richtig glauben. Ich bin allerdings auch intensiv abgelenkt vom Motorradfahren, und auch von der frischen Liebe, die mich daheim erwartet...

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#76 Beitrag von blahwas »

04.07. Katalonien und Schotterwunderwelt

heute habe ich mir eine Schotterstraße als Extra vorgenommen, die ich schon letztes Mal machen wollte. Die gehört zwar nicht zum Landespreis, hat aber 3 Pässe Typ XXX und 3 zur Landeswertung, und es passt mir besser in die Routenplanung, als die Straße von beiden Seiten jeweils nur ein Stück zu fahren. Ansonsten gibt es noch ein Hotel in einer Kleinstadt am Ende, und wenn nach der Siesta noch Zeit ist, liegen 3 Punkte im Osten, die aber 40 km extra wären, wenn ich sie heute Abend noch fahre.

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Auf geht's zum Coll de la Trava und weiter zum Coll de Bancs. Hier kommen gute Erinnerungen an den letzten Pyrenäenurlaub auf. Malerisches Bergdorf am Wegesrand gefällig?

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Knapp vorm zweiten Punkt habe ich jedoch ein ziemlich blödes Gefühl: Ein Teil von mir möchte sehr dringend auf ein WC. Eins zum sitzen. Mit viel Klopapier. Und ich bin hier mitten im Nirgendwo unterwegs. Okay, Google Maps raus, natürlich hat man Netz am ADW, ist ja nicht Deutschland, im nächsten Dorf gibt's eine Bar und die hat sogar auf! 3 km, das halt ich noch aus. Im Bergdorf kosten die Seitenstraßen dann Überwindung, weil sie super schmal und steil sind. Wenden will ich hier nicht, und dass ich dringend auf den Thron muss hilft auch nicht. Die Bar gibt's wirklich, sieht aber zu aus. Die Tür lässt sich öffnen, wie ich noch auf dem Motorrad sitzend feststelle. Nur ist hier kein Platz um ein Motorrad abzustellen. Habe ich erwähnt, dass es eng und steil ist? 50 Meter findet sich ein Platz und ich versuche mit krampfhaft ans spanische Wort für Toilette zu erinnern. Ich habe noch immer nicht systematisch Spanisch gelernt. Erstens bin ich faul, und zweitens ist das die Generalprobe für eine geplante längere Reise, wo ich oft keine Sprache haben werde. Aber dann fällt's mir ein: Aseos! Rein in die Bar, ab in den Keller und Erleichterung erhalten. Im Keller von der Bar im letzten Bergdorf hat man übrigens 4 von 5 Balken LTE, nur falls einem dabei langweilig wird. Damit ich den Thron nicht umsonst geschändet habe, kaufe ich etwas. Ein Eis! Ich hatte noch keines diesen Urlaub.

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Freundlicherweise war das der letzte Ausfall dieser Art heute. Hitze und Durchfall passen wirklich schlecht zusammen. Überhaupt, die Hitze - wenn ich hier schon leide, brauche ich echt nicht nach Zentralasien zu fahren :(

Es folgen drei Pässe auf einer Reihe, die ich danach alle wieder zurück fahren muss - och! Port, Compte, Jou. Sieht gut aus und fährt sich auch so.

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Über Josa und Trapa geht es östwärts, auch schick ...

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... aber dann biege ich nach Norden ab. Der Mirador de Greslot ist ein Aussichtspunkt, den man spektakulär finden würde, wenn man nicht ahnen würde, was danach kommt: Man kann um die Ausfahrt komplett 1x außenrum fahren. Wenn man sich traut. 3 Pässe XXX: Bassotes, Torn, Bauma. Und genau das habe ich jetzt vor. Bei OSM sieht es gut ausgebaut aus, mir kommt aber kein einziges Motorrad entgegen. An einer etwas steileren Stelle, die auch noch als einzige sandig ist, würge die MT-09 ab. Schrittgeschwindigkeit ohne Kupplung geht zwar schon, aber vielleicht nicht im dritten Gang. Wiederanfahren gelingt. Der Lohn der Mühe, neben jeder Menge virtueller Passknackerpunkte:

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Fast so schön wie die MSKS. Den Asphalt findet man wieder am Bena, und dann geht's über den Escriga zurück ins normale Straßennetz. Jetzt muss ich ein Stück die Hauptroute C-16 fahren, die ist voller Touristen und auch die Polizei steht an manchen Ecken. Da bin ich froh, als ich bald zum Coll de Pradell abbiegen kann. Schöner See unterwegs:

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Wenige Kilometer südlich hiervon wäre der nächste Punkt, Rasos de Peguera. Navi und Routenplaner wollen aber außenrum fahren, 31 km weit. Hmm. Auf OSM sieht nicht schlimm aus, zumindest nicht schlimmer als der Traktorpfad gestern. Versuch macht kluch. Es sind 5 km schlechte Landstraße und 2 km Schotter. Direkt am Ende des guten Asphalts dieser Anblick:

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Umgestürzte Bäume, stehende Wasser auf der Straße. Man fährt grundsätzlich nicht in Pfützen, deren Grund man nicht sehen kann. Während ich noch überlege, kommen mir zwei SUVs entgegen. Wenn die das können, kann ich das auch. Außerdem sehe ich beim Schwappen des Wassers, dass die Fahrbahnmitte gut befahrbar ist. Also rüber, gar kein Problem. Die 5 km schocken mich nicht. Die 2 km dagegen schon. Es ist doch sehr steinig und ausgewaschen hier. Steine in Ziegelsteingröße lauern auf unachtsame Krümmer und Ölwannen. Gegen Ende wird es auch noch richtig steil, und ich denke mir, hätte ich das vorher gewusst, wäre ich außenrum gefahren.

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Ich muss hin und wieder anhalten um mir eine Linie auszugucken. Aber nicht zu oft, denn die Fuhre will ja auch wieder angefahren werden: MT-09 mit abgenutzten Straßenreifen und Gepäck für 3 Wochen. Ganz am Ende wird's dann ganz fies. Man kann das Kreuz an der Höhe schon sehen und den Asphalt, aber die Abbruchkante des Asphalts zum Schotterwegs hin ist halb so hoch wie meine Räder tut der Yamaha definitv sehr weh. Ich halte 2 Meter vorher und sondiere die Lage. Ganz links könnte man es auf der Erde versuchen, die ist aber 30° seitlich geneigt. Es liegen sehr große Steine herum, da könnte man doch... da kommt auch schon freundlicher Einheimischer an, und legt mir Steine in den Weg. Das ist eine gute Idee! Wir bauen uns eine Rampe, um diese Stufe hoch zu kommen. Mit genug Schwung komme ich hoch, mit zuviel Schwung schieße ich die Steine weg und falle um, und mit zu wenig Schwung falle ich auch um. Und wenn ich hier umfalle, habe ich ein echtes Problem. Warum habe ich mich nur in diese Lage gebracht? Weil ich schon mal mit der Versys entlang gefahren bin. Damals war es ziemlich ok. Nur was das 2017, und im Nachhinein fällt mir ein, dass wir nur runter gefahren sind. Und klappt's heute?

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Hat geklappt - im ersten Anlauf :) Danach brauche ich aber ein längere Pause und mir zittern dabei die Knie. Ich nehme mir vor, sowas nicht mehr zu machen. Also, zumindest heute und morgen nicht.

Es folgt wieder die ätzende C-16 mit ätzend langsamen Autos und ätzendem Überholverbot. Endlich geht's wieder einen Pass hoch: Coll de Pau. Hier ist offensichtlich ein Radrennen. Damit muss man sonntags rechnen. Freundlicherweise ist die Straße aber nicht für den restlichen Verkehr gesperrt. Außerdem ist sie schön, 20 km lang, und über 2000 Meter hoch! Warum kennt sowas eigentlich kaum einer? Also mit besonderer Rücksicht rauf und wieder runter. Echt schön hier!

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Die Nordseite ist Schotter, daher drehe ich um und fahre wieder runter ins Tal. Der nächste Punkt ist ein Tunnel einer Schnellstraße, die knapp neben dieser Strecke verläuft, wenn auch mit deutlichem Höhenunterschied. Ich entdecke eine kurze Verbindung, die mir 20 km sparen würde, aber sie ist Schotter, und ich denke an die guten Absichten von vorhin. Auf der Hauptstrecke ist vor mir ein BMW M4, der es wissen will, und der sehr merkwürdig riecht. Entweder hat er scharfen Sprit getankt, oder einen Werkstatttermin, von dem er noch nichts weiß. Nach der Hauptstrecke wird's wieder schön, und auch schön kühl:

Collada de Toses, Coll de Creuta und Castellar der N'Hug bilden so eine Art spanische RDGA (Route de Grandes Alpes)

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Hier ist es auch wieder sehr einsam. Ich bin inzwischen ziemlich müde und es geht auf 17 Uhr zu. Es waren zwar nur 340 km und wenig Pausen, aber viel Schotter dabei. Die Verlängerung heute Abend wird gestrichen.

Vor dem Hotel wird noch getankt und sogar geputzt für 1 Euro. Das Hotel besteht aus zwei Gebäuden und ich muss im anderen Einchecken, was mich ziemlich nervt mit dem Gepäck. Dafür steht das Motorrad erstmals überdacht und man ist auch sonst nett zu mir. Und Sicht auf die Altstadt habe ich auch.

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Morgen werde ich, wenn nichts allzu schief geht, den Passknacker Landespreis Spanien 2021 abschließen. Wow! Danach werde ich nach Frankreich übersetzen, also muss ich mich noch um einen Covid-Test bemühen. Anscheinend werden Schnelltests akzeptiert. Und dann brauche ich frische Reifen, aber das wird wohl ein Thema für Frankreich sein. Zum Glück hat die MT-09 äußerst übliche Reifendimensionen. Vorbuchen ist für mich logistisch schwierig, aber Reifenhändler und Werkstätten gibt's in Frankreich genug. Nur ob die Zeit für mich haben, wenn in Frankreich Ferienzeit ist, steht auf einem anderen Blatt.

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#77 Beitrag von blahwas »

Zum Abendessen gibt's einen Altstadtspaziergang, einen Hähnchenhamburger und die Nachricht aus Deutschland, dass Katalonien jetzt wieder ein Risikogebiet ist. Das heißt Quarantäne oder Freitesten zurück in Deutschland. Frankreich sieht das im Moment anders, daher kein akutes Problem für mich - und auf dem Rückweg noch einen Test aufzutreiben wird nicht unmöglich sein, zumal da auch Schnelltests erlaubt sind.

Außerdem Korrektur, Rasos de Peguera sind wir auch letztes Mal aufwärts gefahren. Ein Tracer 700-Fahrer beschwert sich noch heute :D

Interessant außerdem die Idee, sich in Andorra frische Reifen zu holen. Die sind auf Laufkundschaft eingestellt und günstig.

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#78 Beitrag von Bayoumi »

Muss man für den Landespreis eigentlich jedes Jahr alle Pässe fahren?
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#79 Beitrag von blahwas »

Der Landespreis heißt "Spanien geknackt 2021". Alle Pässe in einem Land* in einem Jahr.

* Inseln zählen einzeln, nicht zum Land dazu

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#80 Beitrag von Suitemeister »

Und die Information, dass du es geschafft hast, enthältst du uns jetzt vor? :D

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