Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

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blahwas
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Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#1 Beitrag von blahwas »

Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

Bei der Planung meines restlichen Motorradurlaubes für 2021 spukt mir die Idee rum, mal alle Passknacker in Frankreich zu holen. In den Pyrenäen bin ich demnächst ja ohnehin, wenn ich meine Yamaha aus Madrid heimfahren und Spanien komplett mache. Allerdings ist Frankreich beim Passknacker sehr gut vertreten, es warten schlappe 888 Punkte auf einen Besuch im restlichen Jahr. Okay, nur 885, denn 3 Stück habe ich ja schon im April auf dem Weg nach Spanien mitgenommen :) Das ist ein echtes Großprojekt, riesig viel Fläche, Outlier (weit abgelegene Punkte) an der Nordsee und in den Ardennen, viele Mittelgebirge, und in den Alpen viele wenig befahrene Punkte bzw. Sackgassen, die von Schnee bedroht sind und nicht geräumt werden.

Plan B wäre die Schweiz. Da ist die Anreise zu den meisten Punkten aus Deutschland kürzer, es gibt keine einsamen Outlier, und es liegt auf dem Rückweg aus Spanien, und außerdem auf dem Hin/Rückweg zur geplanten Italienreise im September. Das wäre realistisch machbar. Natürlich sind die Übernachtungen teuer, aber in Frankreich doch eigentlich auch, wenn es spontan sein muss. Nach intensivem Quälen des Routenplaners mit Ausplanen aller notwendigen Reiseabschnitte und Tagezählerei in Excel steht fest: Ich mache in 2021 die Schweiz komplett statt Frankreich komplett. Für Portugal komplett müsste dann eigentlich auch noch Zeit sein, aber in diesem Reisebericht geht's jetzt um die Schweiz :)

Am 3.-6.6. ist langes WE, 4 Tage frei. Der lange geplante Besuch aus NRW sagt leider kurzfristig ab. Mein großes Topcase und mein Tankrucksack sind in Madrid bei der Yamaha. Als Ersatz verwende ich mein kleines Rollertopcase und einen extragroßen neu gekauften Tankrucksack, wo auch die Regenkombi bequem reinpasst, neben Getränken für den Tag und Einkäufen für 2 Tage. Außerdem verdreht mir eine Frau so dermaßen den Kopf, dass ich ganz durcheinanderkomme, und die mich am Donnerstag besuchen möchte. Dann wird das wohl nur eine 3-Tages-Tour. Okay, also eine ziemlich spontane 3 Tage-Schweiz-Tour :) Weil mein Kopf noch immer sehr verdreht ist, habe ich die zweite Unterkunft versehentlich für die erste Nacht gebucht. Kein Problem, Route umdrehen, andere Unterkunft auch andersrum buchen, fertig!

Fr 4.6. Heim-Schweiz-Heim, Tag 1/3: Nürnberg-Winterthur

Naja, nee. So einfach ist das mit dem Umdrehen einer mehrtägigen Route nicht. Der Abreisetag ist bei mir traditionell der längste. Mir doch egal wann ich abends heimkomme, wenn ich nur noch geradeaus rollen und am nächsten Tag nicht Motorrad fahren muss. Und am Hinweg heute habe ich mir per Google Maps einen Supermarkt gesucht, der auf dem Weg liegt... aber auf dem anderen Weg, den ich noch im Kopf hatte. Den Weg nach Konstanz statt nach Bregenz. Das merke ich aber erst auf dem Parkplatz des Lidl Laupheim. Im Lidl ist das totale Chaos ausgebrochen. Pandemie heißt, dass man unbedingt als vollzählige Familie einkaufen gehen muss, die Nase darf über die Maske rausgucken, sonst ist das mit dem Atmen ja unmöglich, und Abstände muss man auch nicht einhalten. Immerhin werde ich gerügt, weil ich keinen Einkaufswagen für meine Wegzehrung genommen habe. Ordnung muss ja sein.

Nach dem Snack geht’s Richtung Bregenz, da sind ein paar nette Bundesstraßen dabei, dann aber A96. Kurz vor Bregenz stelle ich fest, scheiße, ich fahre ja heute durch Österreich (wenn auch nur sehr kurz) - wie sind da überhaupt die Corona-Einreiseregeln? Die Schweiz ist ja erfrischend liberal auf dem Landweg, aber Austria? Muss man sich da anmelden?? Zum Glück kann man das alles bequem von unterwegs regeln.

Die Autobahn um Bregenz herum bzw. unter Bregenz durch ist seit 2020 endlich mautfrei für die ersten paar Ausfahrten. Bis zu welcher genau, ist aus der Beschilderung im Vorbeifahren nicht so gut zu erkennen, und ist man erst mal auf der Autobahn, kommt da auch kein Schild mehr „hier noch mautfrei“ oder „ohne Vignette bitte JETZT abfahren“. Es ist laut ADAC bis Hohenems ohne Maut, ich meine aber ein Schild mit „mautfrei bis Dornbirn“ gelesen zu haben. Jetzt gibt’s aber Dornbirn-Nord und Dornbirn-Süd, also 1-2 Ausfahrten früher. So oder so, ich lande in Lustenau und tanke noch in Österreich voll, für ca. 1,25 Euro je Liter. Die Schweiz ist da teurer geworden.

Hier fließt tatsächlich der Rhein, vor dem Bodensee. Das war mir bisher gar nicht bewusst. Im Rheintal ist natürlich viel Besiedelung und ich habe weder für die Schweiz nur für Austria eine Autobahn-Vignette. Die für die Schweiz wollte ich mir kaufen, habe aber vergessen an der Tankstelle zu fragen. Dann fahre ich halt ohne Autobahn bis zur nächsten Gelegenheit. Es zieht sich, bis es endlich den ersten Passknacker des Tages hochgeht: Wildhaus. Eine sehr schöne Strecke mit toller Landschaft und wenig Verkehr. 366 km bin ich jetzt schon unterwegs. Zwei andere Deutsche Motorradfahrer treffe ich an einer Baustellenampel und wir fahren etwas gemeinsam, bis ich zur Schwägalp abbiege. Ein exponierter Punkt auf 1360 Metern, ich nähere mich der Wolkendecke, bleibe aber zum Glück noch drunter.

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Ich bin jetzt im Kanton „Appenzell Ausserrhoden“. Echt schön hier. Viel Weidefläche im Gebirge bis 1300 Meter.

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Sehr wenig Verkehr und eine sagenhafte Dichte an Passknackerpunkten, z.B. 12 Punkte in 10 km Umkreis von „Arnig“. Dafür sind aber mehr 10 km Fahrtstrecke nötig ;) Aber 10 Punkte innerhalb von 50 km Fahrtstrecke ist schon recht dicht. Ich habe mittlerweile 400 km hinter mir und noch 200 km vor mir. Immerhin bleibt das Wetter trocken. Es waren den ganzen Tag Schauer angesagt, und so bin ich eigentlich zu warm angezogen, weil ich mich nicht so recht aus der Membranhose raus traue.

Tief des Tages sind zwei PKW, die mir auf einer unübersichtlichen Bergstrecke nebeneinander entgegenkommen. Der überholende Audi hat wohl mal mit dem Überholvorgang angefangen ohne Sicht, aber unter der Annahme, dass da keiner kommt. Wegen rechts Fels und links Leitplanke mit Abgrund ist Ausweichen für mich nicht sicher möglich, aber der Audifahrer nimmt mich rechtzeitig wahr und bremst. Und der Überholte Autofahrer kriegt das entweder alles in Echtzeit mit oder gar nicht, denn er fährt unvermindert weiter – was gut ist, denn hätte er gebremst, wäre kein Platz zum Einscheren für den Audi gewesen, und ich und er hätten anhalten müssen, wofür der Platz knapp geworden wäre. So komme ich sauber, aber erschrocken durch.

Den Punkt Hänen kann ich wegen einer Baustelle nicht von Norden anfahren, hier muss ich mir selbst eine Umleitung suchen. Zum Glück ist es kein großer Umweg, und die andere Seite hätte ich später eh fahren müssen, denn der Punkt Wasserfluh ist nur 2,5 km entfernt.

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So oft wie ich heute Restaurants und ihre Aussteller fotografiere frage ich mich manchmal, ob Passknacker nicht in Wirklichkeit ein Projekt von Motorradfeinschmeckern ist, die durch die Nachweisfotos der Teilnehmer eigentlich nur über aktuelle Angebote ihrer Lieblingsrestaurants informiert werden wollen :D

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Kurz vor Wattwill geht es wieder ins Tal, und ich fahre fast auf eine Autobahn auf. Moment, das darf ich noch nicht. Lieber anhalten. Ah, eine Tankstelle, da kann man anhalten. Und umplanen. Moment, Tankstelle? Da kann ich ja endlich die Vignette kaufen. Das macht 40 Franken für das restliche Kalenderjahr. Jetzt geht’s Richtung Zürichsee, aber kurz vorher nördlich, in einen Abschnitt sehr kurviger und schmaler Nebenstrecken zwischen landwirtschaftlichen Nutzflächen, man könnte auch sagen, intensives Feldwegstopler mit Durchschnittsgeschwindigkeit 30 km/h. Das ist schön zu fahren, aber es zieht sich gewaltig und ein wenig müde werde ich auch allmählich. Und dann stehe ich vor der Scheidegg Alp vor diesem verwirrenden Schild.

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„Das Fahren … ist während des Schlittelbetriebs von 14-17 und 19-22 … verboten“

Was ist ein Schlittelbetrieb? Es ist 16:30. Warte ich jetzt 30 Minuten? Google findet zu „Schlittelbetrieb“ genau den Hinweis auf ein paar Fahrverbote und anscheinend saisonale Busangebote. Das Ganze scheint einen Wintersport-Kontext zu haben: Es ist mitunter von Schlittel- und Skibetrieb die Rede. Dann ist ein Schlittel wohl das, was in Deutschland ein Schlitten ist, ich darf jetzt hier selbstverständlich fahren, und jeder Schweizer amüsiert sich an dieser Stelle vermutlich. Die kleinen Unterschiede ;) Oben ist es dann aber sehr schön.

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Auch der weitere Weg ist augenfreundlich.

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Den letzten Punkt schnappe ich erst 18:50, was mir unangenehm ist, denn ich habe später noch eine Verabredung.

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Aber erst checke ich im Hotel ein. Das ist eine verwirrende Anlage. Zunächst ist nicht klar wo man parken soll, dann ist der Eingang auf der anderen Seite des Gebäudes, dann ist es Codeschloss statt menschlicher Rezeption, und dann passt der Code aus der Buchungsbestätigung nicht. Im Restaurant im gleichen Gebäude werde ich unwirsch abgebügelt, ich solle halt die Nummer anrufen die da angeschrieben steht. Da geht auch jemand ran und erklärt mir, dass man vor ein paar Stunden eine weitere Mail mit einem anderen Code gesendet hat. Der funktioniert dann auch. Das Zimmer ist im zweiten Stock und völlig in Ordnung. Dass andere Gäste im Gebäude und auch im Aufzug keine Masken tragen finde ich weniger in Ordnung. Ich habe zwar schon viel geschwitzt, aber jetzt kann ich ja auch noch ein paar Treppen steigen mit Gepäck. Spätestens jetzt ist aber wirklich eine Dusche fällig. Jedes Hotel hat einen offensichtlichen Nachteil, den man online nicht rausbekommt, aber vor Ort sofort wahrnimmt. Offensichtlicher Nachteil dieses Hotel ist die zu geringe Menge an Parkplätzen, die auch noch kostenpflichtig sind. Die Versys parkt kostenlos bei den Mülltonnen. Wird schon nicht mitgenommen werden.

Das Hotel Swiss Star Illnau ernenne ich hiermit zum Haus des verwirrenden Eingangs und komischen Parkens. Die Restaurantkraft ist später dann doch sehr freundlich zu mir. Typisch Schweiz: Eigentlich aber doch alle sehr nett hier. Das gilt besonders für Gnome aus dem MO24-Forum, der hier in der Nähe wohnt und arbeitet und mich zu einem Biergarten bringen möchte. Es besteht Helmpflicht. Da ist klar, was kommt: Meine erste Mitfahrt in einem Beiwagen.

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Die Kawasaki ZZR 1100 EML ist natürlich insgesamt groß, und auch das Boot ist geräumig. Meine Endloshaxen haben bequem Platz gefunden, wobei man nicht genau gerade sitzt, sondern etwas nach links. Ungewohnt ist, dass man nach links keine freie Sicht hat, und dass es nach Benzin riecht. Das Gespann hat jede Menge Kraft und man spürt den Kräftesalat in jeder Kurve. Und bei jedem Bordstein spürt man die drei Achsen. Durchaus faszinierend. Selbst fahren durfte ich nicht, aber dafür habe ich volles Verständnis. Jedes Gespann ist ein Unikat und nicht einfach so zu ersetzen. Weder der Geldwert, noch was an Arbeit, Liebe und Kreativität drinsteckt.

Der Biergarten ist sehr nett, liegt aber verkehrsgünstig an Bundesstraße, Eisenbahnnadelöhr und auch ein paar Flugzeuge starten und landen. Der große Cäsar-Salat ist wirklich groß. Den Brotkorb übersehe ich zunächst. Danach lasse ich ihn mir einpacken. Voila, Frühstück! Hinterher stehen 1,50 auf der Rechnung, aber nicht fürs Brot, sondern fürs extra Spiegelei auf dem Salat. Auch sonst werde ich nicht pleite. Danke, Gnome! Zurück am Hotel bekomme ich sogar noch Wegzehrung geschenkt. Wows :) Top Danke an MO24-Gnome Touri Services ;)

Das war ein langer Tag heute. Ich habe 620 km abgerissen und musste nur 2x tanken. Die Schweiz hat mir heute ihre schöne Seite gezeigt! Schöne Strecken, bestes Wetter, 29 Passknacker gesammelt und abends noch nette Gesellschaft. Gerne weiter so.

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blahwas
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#2 Beitrag von blahwas »

Sa 5.6. Heim-Schweiz-Heim, Tag 2/3: Winterthur-Aarau

Morgens bin ich früh wach, aber nicht so richtig aus dem Quark gekommen. Nachts hat es dann endlich doch geregnet und die Straßen sind noch nass. Das darf gerne trocknen, bevor ich starte. Der Plan geht auf, als ich gegen 9 Uhr starte ist die Welt trocken, zumindest der befahrbare Teil davon. Die coolste Socke des Tages steht auch schon früh fest:

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Langgabel-Krankenfahrstuhl, wie geil ist das denn! Auch sonst ist es wieder mal schwer nicht hinzugucken.

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Auf einer winzigen Asphaltstrecke zwischen zwei Zürichsee und Sihlsee habe ich eine Mofagang am Passknackerpunkt.

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Hier werde ich interessiert befragt, wie ich denn solche Strecken finden würde, die kennen doch selbst Einheimische nicht. Tja, Passknacker, Baby! Wenn die Passknacker Administratoren demnächst zahlreiche Mofa-Nachweise freischalten müssen, wissen sie jetzt, warum ;) Das wäre gerade bei den Schweizer Strecken auch für beide Seiten eine gute Idee, die Strecken sind verkehrsarm und man kann jederzeit anhalten (oder schieben). Aber ich fahre weiter zum Sihlsee.

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Südlich von Zug gibt es leider drei Punkte, die man am Wochenende nicht mit dem Motorrad anfahren darf (zumindest von 8-18 Uhr). Da ich mich an solche Regelungen halte (und weil ich später im Jahr eh nochmal durch die Schweiz muss), fliegen diese Punkte aus der Route, z.B. und alles, was zu nah dran liegt, z.B. „Hünggigütschsätteli“, denn das wäre heute mehr Umweg als später. Den Rest ordne ich neu, und so kommen Seebodenalp und Rooterberg direkt nach Sattel. Hier hat man abwechselnd Blick auf Zugsee und Vierwaldstättersee. Aber man darf nicht runterrodeln!

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Dann darf ich mich tatsächlich mal 25 km auf der Autobahn Richtung Zürich entspannen, bis es wieder auf Nebenstrecken geht. Hier fällt mir der Albispass auf, wo eine Gastronomie extra Motorradstellplätze markiert hat. Parkt man darin vorwärts, steht man bergab vor dem Bordstein und kommt schlecht wieder weg, und parkt man darin rückwärts, steht das Motorrad fast senkrecht und kippt leicht um. Trotzdem eine schöne Gegend, wenn auch für Schweizer Verhältnisse anscheinend eine Problemstrecke.

Nachmittags habe ich dann 2h mit Regenschauern zu tun, aber die Regenkombi über den Membranklamotten hält es ab. Auch der Ferrarifahrer von Welt hat eine Regenjacke dabei. Für’s Auto.

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Leider mag mein Smartphone nicht nachladen und hat am Ende des Tages dann auch noch den Akku leer. Für letzte Foto reicht es noch. Man darf als Passknacker keine Angst vor dreckigen Stiefeln haben.

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Mein Hotel ist in der Nähe von Aarau. Vorher fahre ich noch bei Lidl vorbei, ein Abendessen organisieren, und außerdem Frühstück und Snacks für morgen.

Die heutige Hotel Check-In Verwirrung besteht aus zwei Gebäuden, von denen ich das Richtige nicht finde, und einer Rezeption, die 1 Stunde je Tag geöffnet hat. Ich komme zufällig genau passend zur Öffnung, aber da ist niemand. Also warte ich 20 Minuten, und bekomme dann alles erklärt. Es wäre tatsächlich recht einfach gewesen das zweite Gebäude zu finden, es ist nicht nur „dahinter“, sondern auch „daneben“, und aus allen denkbaren Blickwinkeln von der Straße und dem Parkplatz aus verdeckt. Mein Zimmer heute ist eher eine Suite mit Küche und Sofa. Ich hatte schon Mietwohnungen, die kleiner waren. Auf dem Parkplatz tummeln sich Autos mit deutschen Nummernschildern. Offensichtlicher Nachteil dieses Hotel ist die Dauerbeschallung mit dem Warnton eines Fußgänger-Straßenbahn-Übergangs.

Es waren 332 km heute und ich bin ziemlich geschlaucht, obwohl ich nur von 9-17 Uhr gefahren bin. Auf diesen kleinen Strecken braucht man echt viel Konzentration und sammelt wenig Kilometer. Gesellschaft brauche ich heute Abend jedenfalls keine.

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blahwas
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#3 Beitrag von blahwas »

So 6.6 Heim-Schweiz-Heim, Tag 3/3: Aarau-Nürnberg

Heute ist der Rückreisetag. Punkte sammeln bis Konstanz, dann Fähre und am schnellsten Weg heim. Dabei werde ich wahrscheinlich irgendwann nass, denn ein Regengebiet zieht über halb Europa hinweg. Zusätzlich erschwert wird es durch den Defekt einer meiner beiden SIM-Karten, und zwar ausgerechnet von der derjenigen, die in der Schweiz kostenfrei nutzbar ist. Die Verwendung der anderen kostet in der Schweiz 1 Euro pro Megabyte. Da verzichte ich dann lieber auf ein aktuelles Regenradar. Es geht nach einem deftigen Frühstück, 1 Packung Pfeffersalami, früh los, denn auch heute stehen wieder viele Kleinstwege auf dem Programm und es wird insgesamt lang.

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Grüne Landschaft und drohende Wolken bestimmen heute das Bild. Dafür sind die Straßen nahezu leer.

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Zum Gasthof Rüsler darf man von beiden Seiten fahren, oder dort oben angekommen muss man umdrehen. Kurios.

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Verwirrung erzeugt der Punkt Baldegg. Der ist über zwei asphaltierte Straßen anfahrbar, beide aus der Stadt Baden heraus. Das heißt Autos und Ampeln. Und leider steht an beiden Zufahrten dieses Schild:

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Hmm. Zubringer. Darunter verstehe ich sowas wie Post, Lieferdienste, und vermutlich auch Anlieger, also Leute, die dort wohnen. Würde meine zweite SIM-Karte nicht streiken, könnte ich online nachschauen. Stattdessen warte ich hier einfach und spreche Leute an: Na klar kannst du da hochfahren! Außerdem fahren alle 2 Minuten Autos rauf oder runter. Daheim geklärt, Zubringer sind tatsächlich so definiert wie gedacht, aber hier ist es trotzdem erlaubt durchzufahren, weil oben ein Gasthof ist, zu dem man anders gar nicht hinkommen kann.

Dann wieder Landschaft und Wolken…

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… und mittags um 12 beginnt dann der Regen :(

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Die letzten Punkte südlich vom Bodensee sind teilweise nur über Schotterwege verbunden. Das gibt später ordentlich was zu putzen.

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Und dann beginnt der lange Weg nach Hause. Dass der doof wird, stand schon vorher fest: Rückreisetag von einem verlängerten Wochenende. Jenseits von Konstanz hat man die Wahl zwischen Autobahn über Stuttgart und Heilbronn, oder Fähre und Bundesstraße bis Ulm, dann A7. Irgendwann beginnen leider auch Magenschmerzen.

Auf der Fähre Konstanz muss man das Personal aktiv ansprechen, wenn man ein Ticket kaufen möchte. Das kostet für eine Strecke 7,40 Euro, wie ich erfahre. Kann ich nicht doch lieber schwarzfahren?

Danach dann den schnellsten Weg. Dachte ich. Aber so schnell ist der gar nicht. Arg viele Ortsdurchfahrten, teilweise mit Tempo 30, aber alle mit festen Blitzern - hier leidet man unter dem Verkehr, aber saniert sich damit auch. Es schüttet wie aus Eimern und ich habe immer wieder bummelnde Autos vor mir, und auch wieder diese verfluchten Wohnmobile, die nicht im Traum auf die Idee kämen, die aufgestaute Kolonne hinter sich irgendwann mal passieren zu lassen. Zeit für eine Pause. Unter dem Vordach eines geschlossenen Supermarktes mache ich Rast. Es regnet so stark, dass ich inzwischen komplett durchnässt bin, außer am Rumpf. Also hole ich mein treues Camping-Handtuch aus dem Topase und stopfe es mir in die Hose. So wird’s wenigstens dort nicht noch nasser. Hoffentlich beobachtet mich dabei keiner…

Bei der Durchfahrt eines größeren Ortes will das Navi von der Bundesstraße runter und ich freue mich schon - wundere mich aber sehr über den Zickzack-Weg durch die Stadt. Zeit zur inneren Einkehr: Was erlauben Navi!? Es ist "Autobahn vermeiden" aktiviert. Warum, weiß ich nicht - vermutlich eine versehentliche Bedienung in der Jackentasche o.ä. Mit Autobahnen wird die Strecke gleich mal schneller, wobei der Verkehr auf der A7 natürlich schon wieder richtig dicht ist. Und wie immer an verlängerten Wochenenden sind jede Menge Leute unterwegs, die keine Ahnung von effizienter Straßennutzung haben. Jemand möchte die Spur wechseln? In MEINE Spur hinein? Das muss ich unbedingt verhindern! Wo kämen wir denn da hin, wenn alle gemeinsam die Straße nutzen würden? Alle stressfrei nach Hause, zum Beispiel. Ansonsten wird halt konsequent links gefahren, wegen 2 LKW pro Stunde (Sonntag!), und da schwankt es dann zwischen Tempo 60 und 120. Wer rechts fährt ist ein Verbrecher. Bei einer Pause sehe ich im Verkehrsbericht zwei Staus auf der A7 vor mir mit insgesamt 30 Minuten Verzögerung. Weil hier in Deutschland auf die Nutzung der Rettungsgasse mittlerweile auch ohne Behinderung eines imaginären Rettungswagens die Todesstrafe steht, wähle ich da lieber die Bundesstraße via Gunzenhausen, auch wenn es in Summe 20 Minuten länger ist. Dafür stressfrei.

Die ersten 15 Minuten klappt das gut. Die Straße ist frei, hat ein paar Kurven, und der Regen hat auch nachgelassen. Dann steht die Feuerwehr an einer Kreuzung und zwingt jeden kommentarlos, links abzubiegen. Mein Navi protestiert. Die nächste Überlandstraße geht es rechts und dann stimmt die Richtung wieder. Jedoch stehe ich 5 Minuten später vor der nächsten Feuerwehrsperre. Jetzt suche ich das Gespräch. Es hat hier sehr schnell und viel geregnet. Die erste Sperrung war wegen einer durch Hochwasser nicht passierbaren Unterführung. Aber hier links und vor der nächsten überlaufenen Bahnunterführung rechts und dann via Wassertrüdingen komme ich zur A6, und dann ohne weitere Katastrophen, 19:30 endlich nach Hause.

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Fazit:

Hoch: Schweiz ist nett. Mit etwas Planung wird man dabei auch nicht arm. Vesysfahren macht weiterhin Spaß und Freude und hat in vielerlei Hinsicht Vorteile gegenüber der MT-09, auch mit dem sehr flachem Sommer-Windschild. Außerdem habe ich alle Punkte gesammelt wie geplant, wobei meine Planung etwas unter dem Umkehren der Route gelitten hat. Gnome zu treffen war sehr nett, gern wieder :)

Tief: Die Versys Gabel ist beidseitig ölfeucht. Das habe ich doch gerade erst machen lassen. Das gibt Mechanikerschimpfe. Und die Kette hat nach 16000 km schon Rostpickel an den Rollen und hängt etwas krumm - was’n da los? Auch das vermeintlich wasserdichte Handy stellt sich tot. Immerhin, es ist das Diensthandy, das repariert sich quasi selbst. Die Rückfahrt am Bodensee im Starkregen war echt eine miese Fahrt. Immerhin ist nichts passiert. Das ist das wichtigste. Wobei ich jetzt Magenschmerzen habe und nicht weiß, warum. Pfeffersalami? Stress? Wurde mir womöglich nicht nur der Kopf, sondern auch der Magen verdreht?

Status: 24% von der Schweiz geknackt in 1 ganzen und 2 halben Fahrtagen. Das wird später langsamer gehen. Das spült mich mal eben auf Platz 5 der Rangliste hoch, aber natürlich nur kurz.

Fortsetzung folgt... viel später. Nächster geplanter Schweiz-Besuch: Jura, aufm Weg von Spanien nach Hause mit der MT-09.

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#4 Beitrag von fransjup »

Danke fürs mitnehmen Johannes
Bei der Rückreise , das viele Wasser , nee .
Habe ja auch schonmal 13 Stunden im Regen verbracht .
Heute brauchen, tu ich das nicht mehr.
Hat aber trotzdem was , in so kurzer Zeit , so viel zu sehen.
gruß fransjup

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#5 Beitrag von Nachtzug »

Und wieder ein toller und sehr lesenswerter Reisebericht. Vielen Dank dafür. Ich bin gespannt auf deine nächste Reise.

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#6 Beitrag von Bayoumi »

Danke, das war spannend zu lesen.
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#7 Beitrag von blahwas »

Fortsetzung folgt... viel später. Nächster geplanter Schweiz-Besuch: Jura, aufm Weg von Spanien nach Hause mit der MT-09.
Naja, nö, da hatte ich irgendwie kein Lust und Heimweh. Jetzt frage ich mich, ob ich das angebrochene Projekt noch weiterverfolgen oder abbrechen sollte. Den Ostteil und die südlichsten Punkte kriege ich im September bequem im Rahmen des Höhentreffens (mit Verlängerung Seealpen). Bleiben noch rund 9 Tage für den ganzen Rest (ca 3600 km). Da verspüre ich aktuell jetzt ehrlich gesagt auch nicht das ultimative Verlangen, und die hohen Kosten für Übernachtungen/Essen schrecken mich auch ziemlich ab :( Geht das im Oktober noch, wann gehen die ersten Pässe auf der Route in diesem Bild hier zu?
image.png
Und kann mich mal jemand etwas motivieren?

Uwe_MY
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#8 Beitrag von Uwe_MY »

Schwer zu sagen. Einen fixen Schließungstermin gibt es nicht. Das hängt vom Wetter, sprich Schneefall ab. Oktober kann, muß aber nicht mehr funktionieren. Ich denken, nicht wissen!!, daß da die meisten Pässe schon zu sind.

Aber alles ohne Garantie!

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#9 Beitrag von Suitemeister »

Ganz ehrlich: wenn du dich überwinden müsstest, lass es.
Mag bei dir anders sein. Aber wenn ich nicht wirklich Bock aufs Fahren habe, macht es keinen Spaß. Ich fahre dann auch schlechter, wodurch es noch weniger Spaß macht.

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#10 Beitrag von blahwas »

Ich habe mich entschlossen, es doch weiter zu machen :) Dazu habe ich im Rahmen von Höhentreffen und Westalpenschotter Anreise, Abreise und ein paar Tagestouren durch die Schweiz genutzt. Die Reiseberichte von dort recycle ich jetzt einfach mal hier rein, aber als Zitat. Danach geht's live weiter, und zwar ab morgen Abend.
Fr 10.9. Vorabendanreise

Heute arbeite ich bis 15 Uhr daheim in Nürnberg, dann ist die 40 Stunden-Woche voll und ich schwinge mich in den Sattel. Nicht jedoch ohne vorher noch 12x zwischen Motorrad und Wohnung hin und her zu laufen, weil ich einfach vergesslich bin. 15:30 ist dann Abfahrt und es geht auf schnellstem Weg in die Schweiz. Die Unterkunft habe ich in Flems gebucht. Dort liegen drei Passknackerpunkte in der Nähe, rund um Liechtenstein, die ich jetzt gut erreichen könnte. Sollte mir die Zeit ausgehen, könnte ich die natürlich auch später machen. Auf den deutschen Autobahnen A6 und A7 rollt der Verkehr erfreulich flüssig. Es hat 25 Grad und so bin ich nicht wasserdicht unterwegs. Das Regenradar zeigt nur ein paar sehr kleine Regenwolken. Leider fahre ich genau auf eine davon zu und bin zu dickköpfig, vorher in die Membran zu schlüpfen - dabei wäre das später am Tag eh nötig, als Kälteschutz. Und es ist ohnehin weniger warm als erwartet, weil es recht bewölkt ist. So kommt es wie es kommen muss und ich fahre in wasserdurchlässigen Sachen auf der Autobahn durch 10 Minuten Starkregen. Mit einem sehr kleinen, sehr flachen Windschild. Ich presse noch den Oberkörper gegen den Tankrucksack, und so bleibt mir zumindest ein Wasserfall von der Brust in die Hose erspart. Die Imprägnierung der neuen Hose hat das meiste abgehalten. Die Imprägnierung der Jacke ist längst Geschichte, in 8 Jahren und ca. 150.000 km wurde sie durchaus auch mal gewaschen. Nach dem Schauer nehme ich die nächste Ausfahrt und will mich in der Sonne trocknen. Immerhin ist mein langes Shirt nass, direkt auf der Haut. Leider hängt sich genau dann eine Wolke vor die Sonne und bleibt da auch. Also rein in die Membran und weiter. So wird es zwar nicht kälter, aber warm wird mir lange nicht. Das nutzt alles nichts, wie ich mir 30 Minuten später eingestehen muss. Also raus aus dem nassen Ding und ein trockenes Shirt aus dem Gepäck fummeln. Oben ohne an der Autobahn, warum nicht? So geht's dann angenehm temperiert weiter.

Ich habe eine Schweizer Autobahnplakette, und für den Tunnel bei Bregenz braucht man zum Glück keine Österreicher Mautplakette mehr. Dahinter wechsle ich also in die Schweiz und tanke noch schnell. Leider in der Schweiz, was ca. 20 cent teurer ist, aber daran denke ich erst danach und Zeit ist heute wichtiger als 3 gesparte Euros. An der Tankstelle gibt's noch Sandwich und Muffins für das Abendessen später. Ich bin promovierter Informatiker und arbeite als angestellter Unternehmensberater, aber in der Schweiz fühle ich mich immer wie ein armer Schlucker. Zeit ist wichtig, das Hotel empfängt mich bis 22 Uhr und das Navi droht mit Ankunftszeit 22:01. Und rasen in der Schweiz ist teuer.

Am Abzweig zum ersten Punkt, Palfries, dämmert es bereits. Oha. Naja, da kann ich ja noch hochfahren, sind ja nur... 14 km? Naja, fangen wir halt mal an. Es geht in einer einspurigen Straße den Berg rauf. Dabei geht die Sonne unter. Die Straße ist überwiegend sehr gut, hat aber auch bröselige Abschnitte, damit es nicht langweilig ist. Mir kommt alle 20 Minuten ein Auto entgegen. Das Navi geht anscheinend von einem Durchschnitt von 25 km/h aus. So schraube ich mich immer höher in den Berg hinein. Gut, dass ich vorher nicht genauer nachgeschaut habe, wo ich da eigentlich hinfahre: Auf 1700 Meter. Bei Dunkelheit.

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Sollte man nicht machen. Hat aber geklappt.

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Die Aussicht auf die Lichter im Tal ist eine neue Erfahrung für mich. Glücklicherweise hat meine Versys ein tolles Fernlicht, das zwar nicht fern leuchtet, aber dafür breit. Das liegt an dieser miserablen Geometrie des Billigst-Superhell-und-Blau-Leuchtmittels, das mir Werner (aus Düsseldorf) auf einem Treffen vor Jahren in die Hand gedrückt hat, weil mein Abblendlicht defekt war. Abblendlicht und Fernlicht sind H7, und so habe ich die einfach getauscht. Davon profitiere ich heute sehr, denn das Leuchtmittel bringt zwar kein Licht auf die Straße, sondern überall sonst hin, und das brauche ich jetzt, auf dieser verwinkelten Waldstolperstrecke. Die Straße ist vom Abblendlicht ganz okay beleuchtet, es geht ja nicht schnell voran. Über die frischen TKC70 bin ich gerade froh, denn ein paar Kieselsteine auf der Straße merkt man damit kaum. Endlich wieder unten im Tal sagt das Navi 21:30 Ankunft. Sehr gut!

Weiter geht's zum St. Luzisteig, auf einer Bundesstraße kurz ein Stück durch Liechtenstein (wie waren da noch gleich die Einreiseregeln?), kurz durch den Wald - Wild lauert bereits am Straßenrand - durch ein mittelalterliches Fort hindurch, und dann Foto vom Gasthof. Ich erspare es euch.

So, jetzt aber zum Hotel. Der Punkt Chapfensee liegt bequem nah dran. Hier geht's wieder einspurig durch den Wald, aber weniger verwinkelt, mit 1A Straßenbelag und mit Weidezäunen, also ohne Wild. Und natürlich auch ohne Verkehr. Dabei droht ständig Regen, aber er kommt nicht. Ich ziehe zwecks Kälteschutz und als gebranntes Kind trotzdem gern die Regenjacke drüber. Das Hotel ist schnell gefunden und macht einen sympathischen Eindruck. Ein Berggasthof mit großer Gastro auf 1000 Meter. 50 CHF inkl. Frühstück, leider kein eigenes Bad, aber bei Vorabendanreise toleriere ich das - Dusche brauche ich heute keine. Heute war ein erfolgreicher Einstieg in die Tour, ich gehe zufrieden ins Bett. 420 km sind sehr gut für nach einem vollen Arbeitstag.

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Tag 1 von 15
27,2% von der Schweiz
Sa 11.9. Auf nach Teglio

Ich bin früher als gedacht wach, es gibt noch kein Frühstück. Damit bleibt Zeit für Meditation und innere Einkehr und Spaziergang. Ohmmm.

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Und einpacken kann man auch schon so weit möglich. Frühstück gibt es dann um 7:30, dabei zahle ich gleich, und Start ist um 8 Uhr. Das läuft gut!

Die ersten beiden Punkte sind Kerenzerberg und Schwammhöchi. Da fährt man durchs Grün auf weitgehend einsamen Straßen, die nur von ein paar Touristen genutzt werden. Es wird immer mehr Postkartenlandschaft.

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Bald bin ich auf dem Pragelpass unterwegs. Bis ich dieses Schild sehe.

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Die Ostseite ist leider Sa/So für Kraftfahrzeuge verboten, was leider erst recht spät ausgeschildert ist. Da geht es auch bergauf, so dass Schieben oder Rollen keine Option ist. Da echt nichts los ist würde ich sehr auffallen - es hilft nichts, dann muss ich wohl zurück. Ich fahre stattdessen den Klausenpass. Dort ärgere ich mich etwas über eine deutsche Premiumbikerrasegruppe, die nicht gerade Werbung für unser gemeinsames Hobby machen und viel Krach und Chaos verursachen, ohne dabei schnell zu sein. Aber das geht bald vorbei. Die Passhöhe kratzt mit ihren 1952 Metern an den 2000.

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Ein kurzes Stück nach Süden nutze ich die Autobahn und habe dort leider einen Stau. Man darf in der Schweiz nicht mittig durchfahren, manche machen es aber trotzdem. In Tunnels und Galerien ist oft auch wenig Platz. Da der Verkehr unter Schrittgeschwindigkeit "läuft" und ich arg die Kupplung quälen muss, rette ich mich in die nächste Ausfahrt und fahre bequem neben der Autobahn - hier ist zwar viel los, aber es rollt mit Tempo 50. Helfer regeln sogar den Verkehr an einem Kreisverkehr, damit es weiterläuft. Eine schöne Idee!

Dann wird's endlich hochalpin: Der Oberalppass mit 2046 Meter eröffnet ein langes Tal nahe des Alpenhauptkammes Richtung Chur. und da fährt echt eine Eisenbahn hoch, abschnittsweise mit Zahnradunterstützung.

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Ich fahre den Abstecher zu Lukmanierpass, jetzt mit weniger Baustellen als letztes Jahr, dafür aber mit einem eiligen einheimischen Motorradfahrer.

Danach wird es gefühlt mehr wie im Schwarzwald und warm: Die Punkte Cuolm Sura und Dutjenalm erfordern gedrosseltes Tempo und Feingefühl am Lenker. Freundlicherweise macht auf diesen schmalen Strecken fast jedes langsamere Fahrzeug freiwillig Platz.

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Dann wird's richtig hochalpin: Albulapass 2315 m, Bernania 2330 m, und alle mit Eisenbahn. Ich will ans Ziel kommen. In Italien sind es nur noch 20 km, und da bin ich schon recht fertig. Auch um eine Pause zu machen tanke ich noch schnell, auch wenn es in Italien etwas teurer als in der Schweiz ist - das ist jetzt auch egal.

Für die Abwechslung folge ich sogar den offensichtlich nicht optimalen Anweisungen des Navis in einen Holperweg hinein, um von der Hauptstrecke in den Bergort Teglio zu kommen, weil er anscheinend so viel kürzer ist, dass er tatsächlich viel schneller ist, auch mit Routenvariante "leicht". Das Navi hatte aber tatsächlich Recht mit 18 Uhr Ankunftszeit, aber inkl. meiner kurzen Pausen und 2x Tanken.

Freudig komme ich am Hotel an und nehme ein Bad in der Menge - und in der Dusche. Herr Umsteiger hat offensichtlich ein tolles Hotel ausgesucht. Heute war ein anstrengender Tag, 450 km sind auf solchen Strecken eine echte Hausnummer. Die nächsten Tage wird es wieder erholsamer. Meistens.

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blahwas
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#11 Beitrag von blahwas »

Am Höhentreffen habe ich insgesamt 3 Tagestouren in die Schweiz gemacht:
13.09. Der heiße Montag

Wegen der Sperrung des Livigno-Tunnels gerät meine Routenplanung für die Tagestour "Ostschweiz rund um Davos" durcheinander. Die Lösung ist dann eine Verlängerung über den Umbrailpass, mit Abstecher zum Stelvio. Zum Glück habe ich auf der Anreise am Freitag schon im Dunkeln die drei Punkte bei Sargans geholt, so kann ich sie rauskürzen. Es bleiben 430 km. Klingt nicht SO viel, ist aber Schweiz, und Routenplaner und Navi sind sich einig, dass das 9 Stunden dauern wird. Uff. Darum heißt der Tag auch "heißer Montag", denn das Wetter ist eher nicht so heiß.

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Der Plan ist auch für mich eine Hausnummer, also geht es 7 Uhr aus den Federn, 7:30 ans Frühstück und um 8 Uhr ist schon Abfahrt. Leider muss ich die ersten 80 km den gleichen Weg fahren wir am Samstag, denn so viel Auswahl gibt es hier einfach nicht: Bernaniapass und Albula. Okay, ich will mich ganz sicher nicht beschweren. Ich fahre bei besten Wetter auf meinem Motorrad Alpenpässe! Und ich habe weitgehend freie Bahn. Natürlich möchte man in der Schweiz nicht rasen oder gar beim Rasen erwischt werden, aber ein einheimischer Mercedesfahrer legt bergab eine erstaunlich heiße Sohle aufs Parkett. Das reicht für meine Zwecke völlig und spart sogar Zeit!

Die erste neue Strecke heute ist die Lenzerheide. Ein für Schweizer Verhältnisse etwas belangloser Übergang, scheint als Mautprellerstrecke populär zu sein.

Arosa ist nur von Chur aus auf der Straße zu erreichen. Es geht 25 km Sackgasse schönes Tal in die Berge rein. Früher war dies hier ein Luftkurort von Weltrang, nach der Erfindung von Penicillin und Skilift wurde es ein Wintersportort. Ein paar Baustellenampeln sorgen für Struktur im Verkehr und mit ein paar Tricks hat man meistens freie Fahrt, was bei Kurven um die 120° hilft. Gar nicht schlecht! Und es sieht mal wieder sehr nach Modelleisenbahn aus, denn hier fährt NATÜRLICH auch eine ausgewachsene Eisenbahn hoch.

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Merke: Wenn in der Schweiz irgendwo Gleise sind, dann sieht man da auch immer bald einen Zug. Nicht wie in Deutschland, wo die Hauptaufgabe der Bahn anscheinend darin besteht, gewaltige Flächen in Großstädten mit alten Eisenbahnwagen und Ruinen vollzustellen, auf dass sie vor sich hin rosten bzw. bröckeln können. Dagegen ist die Schweiz eine begehbare Modelleisenbahnanlage im Maßstab 1:1.

Partnun ist wieder eine Sackgasse, aber eine wunderschöne. Hier legt man viel Wert auf sanften Tourismus. So ist die Straße einspurig, das Parken ist die letzten 10 km kostenpflichtig und die letzten 2 km sogar nur für Anwohner legal. Ich bin das einzige Fahrzeug weit und breit, und der Passknackerpunkt ist ganz hinten. Sporadische Wanderer und Radfahrer bestimmen das Bild. Da fühlt man sich etwas fehl am Platz und ist so leise wie möglich. Aber tolle Natur!

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Unten im Tal geht's den Wolfgangspass östlich. Hier hat man vermehrt Transitverkehr, aber die Landschaft tröstet. Der Flüelapass ist dann ein eher sportliches Highlight, und es fahren auch vierrädrige Spezialisten rum, balgen sich aber mit LKW und Wohnmobilen.

Tankstellen gibt es hier in der Region immer mal wieder, und ich sehe eine nette kleine Scrambler-Gruppe wieder, die ich heute früh am Bernania überholt hatte. Wiedersehen macht Freude :)

Es geht noch weiter östlich Richtung Österreich (Reschen) über Ova Spin und Ofenpass. Hier ist noch mehr Verkehr, auch wegen des gesperrten Livigno-Tunnels, und einiger Baustellennerv: Immer wieder Ampeln für Wechselrichtung. Bei einer davon brauche ich ganze 3 Ampelphasen. Immerhin ist die Aussicht dabei besonders nett.

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An der nächsten Passhöhe steht ein Honda NSX an der Passhöhe - Sportwagen aus den 1990ern - den mochte ich irgendwie schon immer.

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Rechts hoch zum Umbrailpass lässt der Verkehr schlagartig nach, und ich mache meine letzte Rast. Zeit für Stoffwechsel und Snacks. Der Umbrail hat viele Kehren, ist aber auch der höchste Pass der Schweiz. Und der letzte Pflichtpunkt auf meiner Route heute.

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Und wenn man schon mal oben ist, sieht man schon das Stilfser Joch. Also muss man da auch hoch fahren. Es ist 16 Uhr und damit lässt der Betrieb langsam nach. Genau vor mir fährt eine Harley mit Airbrush aus der fränkischen Schweiz, also ganz heimatnah - so klein ist die Welt. Er fährt direkt zur Würstchenbube. Man hat so seine Prioriäten. Ich habe Halbpension. Aber die Aussicht kann ich ja mal genießen.

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Außerdem habe ich "fertig", in jeder Hinsicht, und will gemütlich ins Hotel zurück. Der schnellste Weg ins Navi und los! Die Südwestseite des Stilfser Joch ist recht größtenteils flüssig zu fahren. Ich überhole einen Fiat 500X mit Blaulicht drauf, der aber anscheinend Notarzt ist. Merkwürdiges Fahrzeug - Erinnerungen an die "Blumenpolizei" Navarra werden wach. Aber davor fährt ein Porsche 911 Targa 4, den will ich mir aus der Nähe ansehen. Und dann auch mal vorbei. Kurz vor Bormio gerate ich auf die Staatsstraße nach Tirano - 35 km bis zur nächsten Abbiegung. Und ein langer Tunnel. Und dann noch einer. Und noch einer. Das ist ziemlich beeindruckend und man kommt schnell vorwärts. Landschaft habe ich heute genug gesehen. Am Ende der Tunnels hat es 29 Grad und ich lege einige Schichten ab. Dann bin ich schon in Tirano und sehe einen Lidl. Da kehre ich ein, denn meine Snacks sind bald alle, und der Dorfsupermarkt neben unserem Hotel ist nicht so umfassend bestückt. Da mir inzwischen so ziemlich alles weh tut eiere ich danach noch die 20 km zurück und verzichte sogar aufs Tanken.

Mein Wuppertaler Motobro Manuel ist heute angekommen, wir wollen gemeinsam fahren, und seine MT-09 SP hat keinen Tracer-Tank, daher übertrifft meine Restreichweite seine ohnehin :)

Heute war ich als einsamer Wolf auf einer langen Tour unterwegs, die ich wegen der Tunnelsperrung Livigno sogar noch verlängern musste, wegen meiner ausdauernden Anreise aber an anderer Stelle wieder kürzen konnte.

Highlight des Abends ist die "Andropause" des Herrn am Fenster, dem zu warm ist. Der Oberkellner mit dem etwas derben Humor hat damit seinen Spitznamen festgelegt. Aber nur für dieses Treffen, wir sind ja lieb ;)
Mi 15.9. Rund um Chur

Heute ist Regen angesagt, aber weniger Regen als morgen. Darum fahre ich heute die zweite lange Schweiztour, die meinem Landespreisprojekt dient. 9h stehen im Routenplaner. Das mute ich niemandem außer mit selbst zu und starte alleine und so früh wie es mit dem Hotelfrühstück zu vereinbaren ist, denn das ist immerhin bezahlt! ;) Und es regnet um 8 Uhr auch noch nicht.

Es geht schon jetzt zum 4. Mal über den Bernaniapass. Wie das so ist denkt man jedes Mal, ich kann doch nächstes Mal Fotos machen. Tja, heute ist das letzte Mal, und das Wetter ist nicht so gut, dass seine ganze Schönheit zur Geltung käme.

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Der Bernaniapass hat eigentlich alles zu bieten was man sich wünschen kann, außer vielleicht italienische StVO, auch wenn die Südseite kulturell eindeutig Italien ist.

Erster neuer Pass heute ist der Malojapass. Da regnet es definitiv, ich krieche in die Gummiklamotten. Hier drehe ich um und quere den gleichen Kamm über den Julierpass. Der ist sehr schön, aber er zieht sich und ist rechts verkehrsreich. Auch hier sind immer wieder Baustellenampeln.

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Es geht für mich deutlich nach Norden, der Kunkelspass erwartet mich. Da darf man nicht einfach so fahren. Das ist keine Mautstrecke, sondern eine Straße, die nur für landwirtschaftlichen Verkehr offen ist. Wer trotzdem dort fahren möchte, braucht eine Ausnahmegenehmigung. Die kostet 10 CHF und kann am zuständigen Amt "zu den Schalterzeiten" erworben werden. Oder per SMS, wenn man eine Schweizer SIM-Karte hat (und die Premiumnummern nicht gesperrt hat). Das klingt ja alles echt begeisternd, aber es gibt auch noch eine Lösung per App. Die ist eigentlich zum bezahlen von Parktickets gedacht und erfordert eine Installation auf dem Handy und eine Kreditkarte. Das habe ich vorbereitet. Das Ticket vorab zu kaufen ging nicht. Etwas skeptisch fahre ich nach Tamins, zum südlichen Einstieg, und öffne die App. Und siehe da, vor Ort geht es, und ich darf rauf fahren. Leider ist das Navi davon nicht überzeugt, denn laut Kartenmaterial ist es eine landwirtschaftliche Straße - und streng genommen auch in echt. Dadurch berechnet es große Umwege zum höchsten Punkt, und auch das nur unter Protest. Meine Gesamtfahrtdauer steht also in den Sternen, aber den Weg hoch finde ich auch noch ohne Navi ;) Schick ist es hier schon. Und es kommen mir sogar ein paar Autos entgegen, einer davon schneller als mir auf dieser einspurigen Straße lieb ist...

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Wieder unten angekommen ist das Navi wieder mit meinen Absichten einverstanden und berechnet eine Ankunftszeit von 16:30. Das entspricht einem Durchschnitt von 45 km/h. Und das ist erfahrungsgemäß tatsächlich die Ankunftszeit inkl. meiner Pausen. Danach geht's wieder Richtung Süden, mit einem Abstecher zum Glaspass. Den kenne ich schon - 1A Kurvenspaß den Berg hoch.

Es folgen 60 km Überführung, Großteils mit Überholverbot und Fernverkehr. Was wollen all diese deutschen Wohnmobilfahrer eigentlich auf Alpenpässen? Fahrzeuge, die so langsam sind, dass man vorsichtshalber ein paar Betten eingebaut hat... Den San Bernadino selbst wollen weniger Wohnmobile hoch, aber hier regnet es jetzt schon sehr deutlich.

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Das ist gar nicht so angenehm bei 11°, und das Visier säuft langsam aber sicher an. Ich habe nicht mal Nerv das surreale Gebäude nördlich der Passhöhe zu knipsen, und das mit der Notdurft wird bei Wind und Wetter und in Regenkombi mit nassen Handschuhen auch nicht einfacher oder angenehmer. Wenigstens habe ich mich morgens für dicke Socken entschieden, denn das Leder an den Stiefeln saugt sich inzwischen voll.

Auch hier kehre ich um, denn der Splügenpass wird mich heute nach Italien bringen. Der hat viele Kehren in kurzer Folge, und hier wollen tatsächlich auch Wohnmobile hoch. Was bringt erwachsene Menschen dazu, mitten in der Zivilisation ihren Kühlschrank spazieren zu fahren? Auf Alpenpässen mit Kehren?? Auch diese Prüfung meistere ich, mit mittlerweile unter 100 Meter Sicht. Mir kommt ein recht exotischer Ferrari entgegen. Danach ist eine Baustelle, wo die Straße recht grob geschottert ist. Ist er da echt mit dem Ferrari drüber? Das Passfoto wird das letzte heute sein - ich bin voll im Plan.

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Jetzt muss ich nur noch die Südseite runter und dann das Tal nach Osten abreiten. Die Südseite hat sagenhafte 51 Kehren, aber immerhin nicht alle auf einmal. Es gibt zwei ausgeschilderte Routen: Eine normale, und eine für LKW und Fahrzeuge über 5 Meter Länge. Die Wohnmobile finden natürlich, sie wären unter 5 Meter lang. SEUFZ! Dann nehme ich eben die LKW-Route. Und bin damit auch schneller als sie, weil da sonst niemand fährt. Als das Ganze sich wieder vereinigt habe ich dann wieder Kolonnen vor mir und stelle fest, dass der TKC 70 bei Nässe bergab nicht so recht für Spätbremsmanöver vor Kehren taugt. Ober meine vorderen Bremsscheiben haben Wellen. Oder die Verschraubung der Vorderachse macht sich bemerkbar. Im Tal dann habe ich dann einen zügigen italienischen BMW GS-Fahrer vor mir, mit Regenmantel, der mir das Tempo vorgibt. Bald hört der Regen auf und als es endlich aus dem Tal zum Hotel hoch geht, ziehe ich das Gummizeugs aus, damit die Textilkombi drunter trocknen kann. Ich fahre am Hotel vorbei und gucke mich noch etwas im Ort um und wo die Straße eigentlich so hinführt, aber ich habe klar genug Kilometer gemacht heute und die Verdunstungskälte der Textilkombi ist auch nicht zu unterschätzen. Alle Ziele erreicht! Tolles Gefühl. 410 lange Kilometer heute.

Im Hotel geht's unter die Dusche, damit mir wieder warm wird, und danach kann ich mir endlich mal ein ordentliches Eis gönnen - neben dem Hotel ist eine Eisdiele. Es schmeckt!

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31,1% Schweiz
839 Pässe diese Saison bisher
16.9. Tessin Regenflucht

Der Tag beginnt wie erwartet mit ordentlich Regen. Das tut der Stimmung nicht gut. Laut Regenradarvorhersage wird es rund um Lugano trocken sein. Da muss ich 6 Schweizer Passknacker einsammeln, entweder heute oder morgen oder am Samstag, bei der Überführung. Die Überführung würde damit sehr sehr lange werden, das habe ich schon letztes Jahr versucht und es hat nicht geklappt. Dieses Jahr ist das Ziel noch weiter weg. Daher also lieber heute. Manuel traut sich, mitzukommen. Man erklärt uns für bekloppt. Ich bevorzuge den Begriff "positiv verrückt". Von einem anderen Gast leihe ich mir eine MT-09, die meiner zum Wervechseln ähnlich sieht ;) Die hat nämlich Traktionskontrolle, und einen regentauglicheren Vorderreifen, was beim Bremsen hilft. Außerdem freut sich mein Bewegungsapparat über etwas Abwechslung. Und Spaß macht's auch.

So starten wir morgens in sämtlichen Regenklamotten, ich weihe sogar meine wasserdichten Socken in den nicht mehr so richtig wasserdichten Goretex-Stiefeln ein. Das fühlt sich erst mal recht warm an, wird aber nicht zu warm. Den Fleecepulli unter zwei "wasserdichten" Schichten ziehe ich bald wieder aus, es hat bereits morgens 20 Grad. Da will ich nicht auch noch von innen nass werden. Es geht 60 km Bundesstraße entlang, oft durch Ortschaften, teilweise auch vierspurig. Da kann man gegenüber der Schätzung des Navi Zeit gut machen. Dann geht es 50 km am Comer See und Luganosee entlang, ebenfalls oft durch Ortschaften. Hier gilt das gleiche. Wir können während der Fahrt über die Headsets miteinander quatschen, was ein deutlicher Trost ist. Hier suchen wir uns ein Cafe für den ersten Koffeinboost und um abzuwarten, bis der Regen aufhört. Das klappt fast, der Regen endet erst nach weiteren 10 Minuten Fahrt. Dann wird es auch gleich sonnig und warm. Um uns herum trägt man plötzlich T-Shirt. Der Tessin ist echt genial was das Wetter angeht. Wir suchen uns eine geeignete Stelle zum Anhalten zwecks ablegen von Schichten und für das erste Foto.

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Nun fahren wir nach Norden, da liegen zwei Passknacker. Da Manuel keine Schweizer Mautplakette hat, und ich nicht auf die Vorzüge meiner Mautplakette verzichten will, vereinbaren wir, uns später zu treffen, während wir uns tagsüber getrennt hier im sommerlich klimatisierten Berg- und Seenland vergnügen. 2 km vor der Autobahn fällt mir brühwarm ein, dass ich gar nicht auf der Versys sitze, wo die Schweizer Mautplakette draufklebt, sondern auf der MT-09, wo nur eine österreichische Mautplakette klebt. Schöner Mist! Das ersetzt 2x 13 km Autobahn durch 2x 18 km Ortsdurchfahrt und bringt die ohne hin optimistische Tagesplanung von 390 km an den Rand der Fantasterei. Aber ich kaufe jetzt nicht für einen Tag für 36 Euro noch eine Plakette. Au weia, das kann ja heiter werden. Ich beginne einfach mal mit den beiden nördlichsten Punkten.

Der Punkt Monte Ceneri liegt an einer Bundesstraße und Hauptverkehrsachse. Die Nordseite hat ein paar interessante Kurven, wenn man den Verkehr ignorieren könnte - aber wir sind hier in der Schweiz, da drohen hohe Strafen bis hin zu Haft für "gefährliches Überholen". Danach kommt Alpe di Neggia, wofür man sich 30 Kehren durch den Wald hochschraubt. Oben geht's zwar nach Italien, aber da will ich nicht hin. Also wieder 30 Kehren runter. Augen auf, sporadisch kann man die Aussicht genießen!

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Ja, das sind Palmen. Die halten sich in der Schweiz. Zumindest im Tessin. Es geht fast den gleichen Weg zurück, und 44 km später schraube ich mich wieder in Kehren den Berg hoch, aber diese sind enger. Arosio bietet wenig bei der Passhöhe, aber dafür ist hier so richtig Hinterland und auf dem Weg zum nächsten Punkt, dem Cademario, stelle ich fest, dass ich definitiv italienisch fahre. Die Reifen arbeiten und es blinkt im Cockpit hier und da. Das macht Spaß ;)

Zum Carona/Baslona geht es durch eine sehr lange Stadtdurchfahrt, und auch die Passhöhe ist gefühlt innerorts. Ich kann mich höchstens damit trösten, hier einige sehr reiche Leute mit meinem Auspuffsound beglücken zu können. Lugano ist übrigens der drittgrößte Finanzplatz der Schweiz, und auch hier auf der Passhöhe gibt es eine Bank.

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Dann geht es wieder über den See, zum letzten Schweizer Passknackerpunkt in der Region, San Vitale. Dazu schraubt man sich wieder tolle Kehren hoch und erfreut sich an der möglichen Fahrdynamik, auch im legalen Bereich bis 80 km/h. Foto im Kasten:

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Pflicht getan, Kür wären jetzt zwei italienische Punkte im unmittelbaren Osten. Manuel meldet sich mit einem möglichen Treffpunkt im Westen. Es ist schon reichlich spät, beides geht nicht - ich entscheide mich für Manuel. Ich bin vor ihm am Treffpunkt und halte Ausschau. Bald sehe ich eine vertraute MT-09 SP und winke freudig - werde aber eiskalt ignoriert. Warum hat der einen neuen Helm auf? Und Jeans statt Lederkombi...? Ach, die RN43 SP ist ja so ein Wald- und Wiesenfahrzeug, davon können schon mal zwei in 5 Minuten auftauchen. Manuel ist dann schnell da und wir klären den weiteren Plan: Angesichts der späten Stunde bleibt nur direkt ab nach Hause, und dabei bald Pinkelpause. Mit Headset geht es durch den Feierabendverkehr. Wir sind anfangs sehr anständig, bis uns ein Ténéré-Fahrer mit italienischem Nummernschild überholt. Wir folgen ihm unauffällig, was die Navis ziemlich verwirrt. Die Autofahrer bleiben dabei absolut cool. Es ist kulturell eindeutig Italien hier im Straßenverkehr. Jenseits der italienischen Grenze geht's dann richtig rund. Der Guide überholt im Überholverbot, jenseits des Tempolimits, über durchgezogene Linien, vor Kurven und Kuppen ohne Sicht, und im Tunnel. Und auch das alles gleichzeitig. Wow. Anscheinend macht er das jeden Tag, denn dabei popelt er in der Nase, weshalb er auch keine Handschuhe trägt. Okay, so krass kann die Verkehrsüberwachung hier nicht sein.

Als ordentlich deutsche Touristen wollen wir uns den örtlichen Bräuchen anpassen, aber bald trennt uns eine Ampel. Mach's gut, du Bekloppter, und kauf dir mal Handschuhe. Kannst ja die linke Zeigefingerspitze abschneiden.

Es folgen wieder 60 km Bundesstraße, wobei Manuel versehentlich beinahe einem Blaulichtfahrzeug zu Nahe getreten wäre. Es gibt noch volle Tanks und dann geht's zurück zum Hotel. Ganz am Ende kriegen wir noch drei Tropfen ab, aber das ist kein Grund, wieder in die Gummisachen zu schlüpfen, auch wenn Manuel eine Lederkombi mit perforierter Front trägt, und gefühlt eine Pfütze im Stiefel. Meine vollgesaugte Jacke verdunstet seit Stunden fröhlich vor sich hin, ohne je trocken zu werden. Die Membranjacke drunter ist zwar dicht, aber von oben ist Wasser reingekommen. Meine Regenhose ist vollgesaugt (wtf), die Membranhose dicht, aber es kommt eben auch nichts raus, weshalb Tropenklima herrscht. Meine Handschuhe sind halbwegs trocken, nachdem sie morgens halbwegs nass wurden. Die Heizgriffe an der MT-09 sind leider defekt, aber die Griffschalen beugen Auskühlung vor. 19:00 Uhr rollen wir in die Hotelgarage ein. 19:15 sind wir mit Umpacken und Abschütteln der nassen Sachen fertig. Da bleibt noch Zeit für einen Sprung unter die Dusche, bevor es 19:30 zum Abendessen geht. Ich hatte heute 400 km und bin sehr fertig, aber stolz auf den erledigten Tessin. Das wird mir helfen, Samstag den Tag angenehmer zu gestalten.

Morgen macht sich die MT-09 wieder auf den Heimweg, während ich mit der Versys noch 1 Tag länger hierbleibe und eine Woche Piemont anhänge. Das Projekt Passknacker Landespreis Schweiz läuft bisher sehr gut.

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Heute 6 Passknacker und 400 km
32,7% Schweiz

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#12 Beitrag von blahwas »

Am Rückweg vom Westalpen-Schotterurlaub habe ich noch zwei Tage zum Pässe sammeln in der Schweiz verbracht. Die kopiere ich hier auch mal schamlos als Zitat rein:
Sa 25.9. Abreise BSM-Schweiz

Aus Bourg-Saint-Maurice hinaus geht es direkt zum Petit-St-Bernard. Hier wechselt man von Frankreich nach Italien und taucht ins Aostatal ab.

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Im Aostatal ist es warm und verkehrsreich, aber da muss man durch. Die Autobahn hier ist sehr mautintensiv, ca. 1 Euro pro km, darum nutzen eigentlich Alle die Bundesstraße, und da fließt der Verkehr - abgesehen von ein paar Baustellenampeln. Dann biegt man links ab. Über den Grand St. Bernard geht's wieder rein die Schweiz. Man hat recht viel Verkehr aus Aosta raus und den Berg hoch, bis man von der Hauptstrecke abzweigt, denn die meisten Nutzer nehmen den Tunnel. Motorradfahrer nehmen die Passhöhe. Da gibt's Kurven, einen idyllischen See und noch mehr Kurven. Aussicht gibt's auch.

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Außerdem ist dies der höchste Pass heute mit 2473 Meter. Jetzt bitte umschalten von italienischer Fahrweise auf schweizerische Fahrweise. An der bundesstraßenartigen Nordseite gibt's das Joe Bar Team Cafe, leider aktuell geschlossen.

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Weiter im Osten wartet mit dem Col de Croix de Couer (Herzkreuzpass) ein recht hoher Abstecher auf mich, satte 2173 Meter. Am Ende ist der Weg einspurig und führt über Almen mit toller Aussicht auf schneebedeckte Berge.
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Abwärts tanke ich und entdecke sogar einen Kärcher - der auch Euromünzen akzeptiert, also ran da und den gröbsten Dreck von einer Woche Schotterstrecken runter spülen. Zurück nach Westen geht es über drei Punkte, die bequem auf einer Kette oberhalb von Martigny liegen. Leider versperrt der Wald meist die Aussicht. Dass es teilweise Naturstraße ist gibt dem ganzen ein leicht abenteuerliches Flair. Aber mein Motorrad wird auch nicht direkt wieder dreckig.

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Jetzt ist ein Abstecher nach Westen dran, bis fast nach Frankreich. Der Punkt mit dem griffigen Namen "Gueulaz, Col de la / Barrage d'Emosson" liefert eine ordentliche Ballerstrecke, die von ortskundigen Motorradfahrern auch so genutzt wird. Eine Fireblade überholt mich in meiner Spur weit über den außerorts erlaubten 80 km/h. Das macht gelassen. Es ist zwar Schweiz hier, aber kulturell in jeder Hinsicht Frankreich. Das gefällt mir. Französische Sitten mit Schweizer Straßenbaukunst, was will man mehr? Der Punkt selbst ist das recht idyllische Ende einer Sackgasse an einem Bergsee mit Gastro, Bikertreff und vielen Wanderern.

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Hier ziehen dann ganz langsam Wolken auf und einzelne Tropfen fallen im Minutentakt. Gut, dass die Route nach Osten weitergeht, vom Wetter weg. Es geht einige Kilometer die Autobahn entlang und dann 20 km weit den Berg hoch zum Col du Sanetsch. Hier sind ähnlich wie in Italien viele Dörfer im Berg, erst Weinbau, dann Wintersport. Dann wird die Straße abenteuerlicher, es geht durch einen Tunnel mit Naturwänden, aber Licht, und dann ist man auf Augenhöhe mit dem Gletscher - 2252 Meter. Da hat man auch diesen besonderen Geruch in der Nase. Riecht ein Gletscher überhaupt nach etwas, oder wurde nur weiter unten gedüngt? Ich werde es wohl nicht so bald erfahren...

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Mein heutiges Hotel ist am gleichen Berg auf der gleichen Seite, also muss ich nicht mal ganz runter fahren. Die Lage ab vom Schuss ist wohl der Grund warum es so günstig ist: 50 CHF inkl. Frühstück für ein 25 qm Doppelzimmer mit eigenem Bad - echt gut für Schweiz! Man spricht Französisch und will den Covid Pass sehen. Es gibt einen Aufzug es ist alles wie bestellt. Auch das WLAN ist voll in Ordnung - Premiere dieser Reise. Es gibt noch Abendessen aus dem Supermarkt, Detailplanung für morgen (wo Motorrad parken, und wie zum Flughafen kommen?) und Nachhorchen, was der Rest der Truppe so treibt: Die beiden noch fahrenden Teilnehmer sind gut am nächsten Etappenziel angekommen, während Mirko in Turin tatenlos zusehen muss, wie seine KTM in der Werkstatt drauf wartet, dass sie sich jemand anschaut. Armer Kerl.

35,1% Schweiz
Letzte Übernachtung
So 26.9. Südschweiz und Heimkehr

Heute fahre ich die restlichen Punkte im Süden der Schweiz ab und muss um 20:00 am Flughafen Zürich abfliegen. Das Wetter ist durchwachsen angesagt, und einen definitiven Stellplatz habe ich noch nicht auftun können. Am Flughafen ist alles entweder teuer bewirtschaftet oder verboten, auch für Motorräder. Bei den S-Bahn-Stationen in der Nähe ist augenscheinlich nirgends Platz für Motorräder. Bei einem Kawasaki-Händler 10 Minuten Busfahrt vom Flughafen möchte man mich nicht parken lassen, man brauche den Platz für Kunden. Ich brauche aber keinen Service, besonders nicht zu schweizer Preisen. Der nächste Ort, wo man wild parken kann und gut zum Flughafen kommt ist dann anscheinend tatsächlich der Hauptbahnhof Luzern, aber die Zugfahrt kostet mehr Geld als mir lieb ist. Also wird es eben Bordstein vorm Hauptbahnhof Zürich. Das haben sich die Verkehrsplaner bestimmt genau so gewünscht.

Aber zunächst fahre ich eine Motorradtour. Der letzte Tag einer 14tägigen Reise, was kann da schon schief gehen? Es ist ja sogar noch Profil auf den Reifen! Der erste Punkt heute ist die Moosalp, wo man sich aus dem Rhonetal bis auf 2048 Meter hochschraubt. Es wird kalt.

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Bloß wieder runter und durch Brig zum Simplonpass hoch. Hier wird's dann nicht nur kalt, sondern auch nass. Die Regenklamotten werden mich den Rest des Tages begleiten, also verwende ich tatsächlich mal die Kapuze der Regenjacke. Den Simplonpass geht's wieder runter, das Tal entlang, gar nicht so wenig Verkehr, und einen Abstecher zum Nufenenpass. Jetzt fahre ich nur noch im Nebel und muss mich ziemlich vorwärts tasten. Leider machen extrem schleichende PKW das ganze nicht einfacher, die man mangels Sicht noch nicht mal sicher überholen kann. Aber bei 30 statt 10 km/h spart das relevant Zeit. Fotos machen wenig Sinn. So sah es am Grimselpass aus:

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Unten im Tal ist dann mal etwas Pause unter einem Vordach angesagt. Snack rein, trinken, Stoffwechsel. Und weiter geht's zum Gotthard und Tremola. Die Kopfsteinpflasterkehren auf der anderen Seite spare ich mir heute.

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Sodann geht es direkt nach Norden. Den Oberalppass habe ich bereits letzte Woche erledigt. Mein nächster Wegpunkt heißt Sustenpass, und hier hört dann endlich der Regen auf und sogar die Sonne kommt raus. Eine echte Wohltat, Zeit für eine Pause.

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Als ich die Passhöhe erreicht habe, ist das Pflichtprogramm an Pässen für heute erledigt. Damit ist der Druck erst mal raus. Da auch das Wetter jetzt gut ist, wird es fast erholsam und ich mache mehr Fotos. Lohnt sich hier!

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Jetzt muss ich nur noch zum Flughafen kommen, bzw. zum Bahnhof Zürich fahren. Dafür hätte ich 3 Stunden Zeit. Das ist eine Stunde mehr als ich laut Google Maps brauche. Es gibt natürlich noch mehr Punkte abzufahren, das spart mir später Zeit für den Landespreis. "Chirchen / Lammi" liegt ohnehin auf dem Weg. Der Brünigpass liegt quasi am Weg, ist aber vielleicht nicht der schnellste Weg. Zwei hoch gelegene Almen hier spare ich mir heute, weil ich zeitlich vermutlich eh nicht beide schaffe. Es folgen viele Tunnels nach Norden, aber auch Umleitungen, weil die Autobahn nicht ganz fertig ist. Dann liegt im Osten ein interessant-kurioser Punkt: Der Ächerlipass ist nur am Wochenende erlaubt, Mo-Fr ist gesperrt. Also mal andersrum! Heute ist Wochenende, da nehme ich doch gern die Komplexität raus aus der künftigen Planung und mache das "eben". Dazu geht es sagenhafte 12 km einspurig den Berg hoch mit wenig Sicht, aber immer mal wieder Autos. Freundlicherweise lassen mich langsamere Fahrzeuge immer sofort passieren, auch wenn sie dafür anhalten oder ausweichen müssen. Vielen Dank!

Oben angekommen habe ich noch Zeit gut und kann sogar noch die Ostseite fahren, statt einfach umzudrehen. Hier kommt dann auch tatsächlich die Baustelle, wegen der man werktags nicht fahren darf. Der Rest ist dann wieder Autobahn, wobei für einen Sonntag doch recht viel Verkehr ist. Ich hänge mich an eilige Einheimische an und vermeide es damit, in einen der Blitzer zu tappen, die hier alle 2 km stehen. Der Verkehr ist flüssig und die Autobahn reicht bis nach Zürich hinein, nur die letzten 3 km sind Ampelrückstau. Da verliere ich die Nerven. Mal sehen ob sich das später noch rächen wird. Ich suche einen geeigneten Stellplatz für die Versys am Hauptbahnhof. An den großen Fahrradständern stehen am Rand immer auch Motorroller und Motorräder. Da quetsche ich mich noch irgendwie dazu.

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Damit bin ich nicht wirklich happy, aber ich habe jetzt auch nicht den Nerv die ganze ampelverseuchte Innenstadt abzusuchen, und ein Rollerfahrer, den ich anspreche, meint, das wäre kein Problem, ginge ja nicht anders. Der hat ja auch kein deutsches Nummernschild, denke ich mir, aber bleibe mal optimistisch.

Dann packe ich mein Gepäck um: Tankrucksack, Regenkombi und Turnschuhe können hier bleiben, aber bitte alles ins Topcase. Hoffentlich schimmelt es nicht, bis ich zurück bin. Im Hauptbahnhof suche ich eine Toilette, aber dazu bräuchte man schweizer Münzen. Hmpf. Dann eben Ticket und Zug, rein in den Zug, und dort direkt auf die Toilette. Aah. Schon viel besser. So sind die 9 Minuten Fahrzeit auch gut genutzt. Mein Ticket (6 Euro) wird sogar kontrolliert und nicht beanstandet. Das ist sicherlich besser als jetzt noch 400 km Motorradfahren.

Am Flughafen gebe ich die Topcaseinnentasche als Gepäck auf, nehme nur Laptoptasche und Helm als Handgepäck und der Rest verläuft dann sehr angenehm. Das Flugzeug hat 5 Sitzplätze je Reihe und ist eher voll. Der Flug klappt, das Gepäck taucht wieder auf, die U-Bahn fährt pünktlich und 22 Uhr bin ich wohl behalten daheim.

38,0% Schweiz
15 Tage am Stück Motorrad gefahren
0 Umfaller

Hier endet der Bericht meiner Reise. In zwei Wochen geht's weiter. Schiefgehen kann jetzt noch, dass die Versys geklaut wird, das wäre versichert, oder abgeschleppt, weil Bordsteinparken doch nicht 100% legal ist, das wäre mutmaßlich sehr teuer. Bezüglich des Landespreises könnte ein Wintereinbruch meine Pläne durchkreuzen. Die ganz hohen Pässe habe ich zwar schon, aber zwei sind noch dabei, die gefährdet sind: Chasseral im Jura (1502 Meter) und die Griesalp am Kiental (1408 Meter) werden nicht geräumt. Sobald einmal Schnee drauf liegen bleibt, sind sie den Rest des Jahres nicht befahrbar. Ich bestelle ein paar "Schneeketten" zum Umschnallen für 20 Euro, die mich vielleicht retten könnten. Aber in meiner 10 Tage-Tour mache ich die höchsten Punkte vorsichtshalber zuerst machen.

Am 9.10. früh geht der Flieger nach Zürich, und ich habe Zeit bis zum 18.10. abends.
Ab morgen geht's täglich live weiter aus der Schweiz :)

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#13 Beitrag von blahwas »

Um den Passknacker Landespreis fertig zu machen, habe ich mir eine Woche plus den Montag danach frei genommen, und etwa diese Tagestouren geplant:

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Start ist in grün ab Zürich, dann Mitte in rot, dann Rest und Heim in blau. Das überkreuzt sich, weil man manche Punkte im Kanton Schwyz nicht am Wochenende fahren darf. Und meine Tour beginnt und endet leider jeweils an einem Wochenende.

09.10. Zürich - Interlaken

So, die Versys steht in Zürich im Hauptbahnhof, ich bin in Nürnberg - da hilft ein Kurzstreckenflug mit 35 Minuten Flugzeit. 5 Tage vor Abflug erwischt mich eine ordinäre Erkältung, meine erst seit 2 Jahren, und haut mich ziemlich um. Ich schone mich so gut ich kann und habe tatsächlich Freitagabend das Gefühl, dass es jetzt wirklich aufwärts geht. Also bin ich Samstag früh um 7 Uhr am Flughafen und alles läuft glatt. Spannend ist nur, ob die Versys noch da ist, und falls ja, in welchem Zustand, und falls nein, ob die Polizei Angaben zum Aufenthaltsort machen kann oder nicht - gegen Diebstahl ist sie versichert, abschleppen und zwei Wochen verwahren könnte ihren Zeitwert übersteigen... Aber machen wir es kurz, sie ist noch da, und abgesehen von einer Staubschicht sieht sie auch noch aus wie vorher. Puh! Dabei ist es bewölkt und kalt, aber trocken.

Jetzt umpacken, Tankrucksack und Werkzeug aus dem Topcase, Hecktasche bestücken, anziehen, aufsetzen - los! Los? Anlasser, ihr Einsatz bitte? "Ja, ich drehe ja schon, aber da kommt nix, hörst du doch!" Etwas ungläubig orgle ich 10 Sekunden, dann Pause, dann wieder 10 Sekunden. Jetzt bitte keine schlappe Batterie, bloß weil es hier nachts 3 Grad hatte. Irgendwann rülpst der Motor erste Lebenszeichen von sich und die Batterie treibt den Starter tapfer immer wieder, wenn auch mit nachlassendem Elan, bis der Twin dann schließlich doch noch zum Leben erwacht. Jippie! Da ist erstmal Drehzahl halten angesagt. Macht sich immer gut vorm Hauptbahnhof, aber ich warte hier nicht auf den ADAC (ACAC?).

Das Navi steckt im Halter und hat sich auch schon gefunden. Es geht schnurstracks schnellster Weg 80 km nach Süden. 10 Minuten später bin ich auf der Autobahn, wo für einen Samstag morgen schon recht viel Betrieb ist. Es geht durch diverse Tunnels. Das Navi fährt in Tunnels normalerweise einfach weiter mit dem Tempo, mit dem man rein gefahren ist. Jetzt steht es. Hm! Auch antippen führt zu keiner Reaktion. Ist das Ding jetzt abgestürzt? Ausschalten, einschalten, geht gerade noch so während der Fahrt, weil der Knopf mit Handschuhen schwer zu ertasten ist. Es startet neu und reagiert wieder, kriegt aber keine Peilung. Schöner Mist. Raus auf den nächsten Parkplatz, Fehlersuche. Was sagt das Navi-Basissystem zu "GPS Info"? Es sagt "Open Serial Port error". Waaat. Hat sich auf der Autobahn etwa die Konfigurationsdatei verstellt? Vielleicht hätte ich es besser nicht im Flugzeug als Gepäck aufgeben sollen... Im Navi-Basissystem gibt es den Punkt "Restore Sys", den wähle ich. Danach hat es wieder Peilung. Aber die Navisoftware startet nicht mehr, denn der Pfad ist jetzt auch falsch. Den kann ich aber per Menü einstellen, gar kein Problem. Voila, es lebt, es findet sich, es navigiert! Für den Notfall hätte ich normalerweise noch ein identisches Zweitgerät dabei, aber das ging vor 4 Wochen irgendwie kaputt. Jetzt hätte ich noch zwei Handies und ein Uralt-Garmin dabei, aber keine Halterung dafür und auch keine Routen darauf - das wären Notbehelfs-Krücken, denn meine Routen haben bis zum 50 Wegpunkte am Tag, und für den Landespreis brauche ich alle - ohne Kompromiss.

Nach einer Weile auf Schnellstraßen fahre ich von der Hauptstrecke runter und den Berg hoch zum ersten Passknacker, den Glaubenberg. Es war vorher schon nicht warm, und es wird absehbar so bald nicht wärmer - also rein in die Regenkombi, als Kälteschutz. Auf 1540 Höhenmeter fahre ich längst in den Wolken, dann kommt das Ortsschild. Foto im Kasten!

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Und weiter geht's: Auf gleichem Weg wieder runter und den nächsten Punkt hoch: Mülimäs. Das geht jetzt öfters so. Immer gern so auf 1500 Meter hoch, meistens in der Wolke. Bei der Älggialp gibt's die Besonderheit, dass man nur zu geraden Stunden hoch fahren darf und nur zu ungeraden runter. Da kann man also bis zu 2h mit Warten verbringen. Ich habe Glück, ich bin 12:30 unten und 12:45 oben. Oben, schon wieder in den Wolken, komme ich mit einem Drachenflieger ins Gespräch. Er sagt, diese Regelung wäre nur für die Hauptsaison. Das steht ja nicht auf dem Schild, aber hey, was weiß ich schon. Runter hat man kurz Weitblick:

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Wieder im Tal geht's in paar Kilometer flach, und dann den nächsten Punkt hoch: Glaubenbielen. Hier werden gerade ein paar Kühe runter getrieben. Die Saison ist wohl wirklich vorbei. Dann kommt die Schwarzwaldalp, und eine Hochebene auf 1500 Meter.

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Kein gutes Wetter für Fotos heute. Letzter Punkt heute ist die Axalp. Danach geht's eine Weile gerade Richtung Westen, Interlaken, und dahinter käme nach Süden die Griesalp. Ich habe aber im Norden von Interlaken ein günstiger Hotel gefunden und auch gebucht. Jetzt bin ich flexibel ob ich die Griesalp noch vorher mache. Das wäre 1,5 Stunden länger und ich würde einen Teil der Strecke heute und zurück fahren, und morgen wieder hin. Da ich schon recht müde werden, fahre ich direkt zum Hotel. Auf dem Weg finde ich noch einen Aldi und decke mich fürs Abendessen ein. Kurz nach mir erscheint eine Frau auf einem wüsten G650GS Weltreiseumbau mit Zusatzlampen, Softgepäck und Schaffell - so klein ist die Welt.

Im Hotel Regina hatte ich für knappe 50 Euro ein Zimmer ohne Bad gebucht, aber weil wenig los ist, bekomme ich zum gleichen Preis ein Zimmer mit Bad. Wow, da sagt man: Danke!

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#14 Beitrag von januszm »

was bedeuten die Sternchen auf der Karte?

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#15 Beitrag von Luzifear »

Tach,
januszm hat geschrieben: 10. Okt 2021 12:49 was bedeuten die Sternchen auf der Karte?
das sind die Passknackerpunkte die alle eingesammelt werden müssen. :]

Servus, die Luzi
Ich bin der, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben. :lol:

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#16 Beitrag von blahwas »

Genau :)

Die noch übrigen, am Samstagabend, genau gesagt.

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#17 Beitrag von blahwas »

10.10. Interlaken - Lausanne?

Am Abend zuvor habe ich noch versucht, meine Reifendrucküberwachungsgerät wieder in Betrieb zu versetzen. Also abgebaut und im Hotelzimmer geladen - klappte nicht, es sponn einfach vor sich hin, piepte und bedient sich dauernd selbst. Entnervt habe ich es dann am Motorrad ins Topcase gepackt, da stört es die wenigsten Menschen. Schade eigentlich.

Nachts hatte ich leider wenig Spaß, dafür viel Spaß mit der Nase und dem was sie so absondert in alle möglichen Richtungen. Ich befinde mich in der Nacherkältungsphase, mit den Hauptinteressen "Abhusten" und "Nebenhöhlen freipusten". Blöd ist, wenn Nasenbluten dazu kommt, und der Würfelhusten danach eine andere Farbe hat. Und ich habe nur 5 Taschentücher dabei. Das wolltet ihr bestimmt alles so genau wissen. Fotos gibt's aber keines. Zumindest nicht davon, aber von etwas anderem, denn auch für mich geht heute wieder die Sonne auf. Der Blick vom Hotelbalkon verspricht viel:

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8:30 gibt's das etwas spärliche Hotel-Frühstück, das bei den 50 Franken inklusive war. Eingepackt habe ich schon vorher. Dann geht's direkt zur Griesalp. Die ist etwas schwierig zu planen. Die letzten 2 km sind sehr steil und einspurig, und dort verkehrt der Postbus. Der kann nicht ausweichen, und auf dem steilen Stück möchte niemand rückwärts fahren. Daher darf man ihm nicht begegnen. Es ist also eine befristete Einbahnstraßenregelung. Wann das genau ist, erfährt man online nicht ohne intime Kenntnisse der Namen aller Bus-Haltestellen. Ich fahre einfach mal hin. Die Landschaft wird immer mehr zur Alm, und es gibt sogar ein hoch gelegenes Flussbett voller Kies. Mit wenig Wasser, aber Rettungsring dran. Okay? Vor den Kehren kommt dann das Schild mit den Fahrzeiten: Alle 2 Stunden für 15 Minuten gesperrt, das ist ja die ganze Aufregung nicht wert. So sah das Schild oben aus:

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Und so der höchste anfahrbare Punkt:

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Die Kehrenstrecke ist wirklich steil. Nicht so steil wie manche Traktorstraßen in Weinbergen, aber für eine Strecke mit Touristenverkehr schon sehr ordentlich: Bis zu 23% sind angegeben. Das erinnert mich an die Alto de Angliru in Spanien, aber die ist zweispurig - und da fährt kein Bus. Sieht trotzdem imposant aus:

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Der nächste Passknackerpunkt "Meienberg / Luegle" liegt im Naturpark Diemtigtal. Mein Routenplaner fährt durch den Naturpark, mein Navi will lieber außenrum, kurz rein pieksen, und dann gleich wieder raus. Ich höre aber vorher, dass der Park besonders schön sein soll. Und er ist es auch tatsächlich! Allerdings wird es ziemlich verkompliziert durch doppelte Mautpflicht für Ost- und Westseite.

An der Ostseite gibt es einen recht modernen Automaten, der Münzen und VISA-Karten akzeptiert, mit Touchscreen und so. Die Bedienung ist aber rätselhaft genug, dass sich davor eine Schlange gebildet hat, und ein Experte steht daneben und hilft. Ich bin der einzige Motorradfahrer hier, und die Autofahrer beweisen mal ihr besonderes Geschick im Parken: Hier könnte man prima 90° parken. Alle kämen rein und raus wie sie wollen, der Platz reicht satt. Oder man parkt links parallel in zwei Reihen, und rechts am Straßenrand, und das ganze zurück bis auf die "Hauptstraße". Nunja! Ich zahle meine 10 Franken, und los geht's! Wirklich schön hier.

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Das Navi will mich über einen Wanderweg schicken, das kann ich aber noch verhindern. Der richtige Weg findet sich dann auch noch. Auf der Westseite kommt recht überraschend ein weiterer Mautomat, wo man 5 Franken bezahlen muss, und zwar in Münzen. Ich war gewarnt und habe mir daher gestern mit einem 50 Franken-Schein eine Flasche Wasser gekauft. Es gibt aber keine Schranken und auch keine prominent platzierten Kameras. Gut möglich, dass man gar nicht verklagt wird, wenn man diese Privatstraßenmauten prellt. Mir ist auch gar nicht zu 100% klar, ob ich da fürs Befahren oder fürs Parken bezahle, und falls es Parken wäre, ob ich das überhaupt muss, wenn ich nur "halte". Halten und Parken unterscheidet sich ja, und absteigen, Foto machen, weiterfahren ist eindeutig halten - allerdings bin ich da nur in der deutschen StVO firm.

Weiter auf der Route ist der Jaunpas endlich mal ein ganz gewöhnlicher Alpenpass. Nicht mehr, aber nicht weniger, denn hier kann man echt mal Schräglagen fahren. Oder könnte man, wenn mein Motorrad nicht recht unwirsch reagieren würde. Vielleicht sind die Reifen nach 2 Wochen Alpen doch nicht mehr so gut?

Saanenmöser ist augenscheinlich so ein Retorentouriort für Neureiche. Immerhin wird es warm. Jetzt geht's deutlich nach Süden, über den Col du Pillon zum Col del la Croix habe ich endlich mal wieder richtig felsige Aussicht. Schön!

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Außerdem wird's jetzt französischsprachig, und auch der Straßenverkehr fühlt sich gleich französischer an. Das macht gelassen. Es folgt der Col des Mosses, eindeutig eine Motorradstrecke, an diesem Sonntag bei Sonnenschein natürlich mit Betrieb. Danach kommt der Col du Moelle, und da gibt's etwas Verwirrung: Der Routenplaner will drüber, das Navi lieber wieder zurück in weitem Bogen außenrum? 14 km Umweg, hmpf. Die Reihenfolge der nächsten beiden Punkte tauschen sieht logisch aus, wäre laut Navi aber sogar weiter, also lasse ich das. Also los zum Punkt, vielleicht geht's heute ja doch nach Norden. Dafür muss ich zunächst in eine Wolke reinfahren, die im Tal hängt, und dann eine einspurige holprige Waldstrecke. Abenteuerfeeling kommt auf.

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Am Punkt ist dann auch klar, warum es nicht weitergeht: Nördlich von hier ist zwar eine Straße, aber das ist eine Militärstraße, und das Militär macht dort Schießübungen. Dann wohl lieber außenrum. Dieser Umstand ärgert mich etwas, aber das stand auch in der Beschreibung auf der Passknackerseite. Vielleicht sollte ich künftig doch am Tag vorher lesen. Immerhin sind die meisten Punkte in der Schweiz völlig neu für mich. Die Umfahrung ist allerdings durchaus reizvoll. Jedoch stehe ich nach dem Punkt Tompey / Les Agites" wieder vor einer befristeten Einbahnstraßenregelung.

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Zum Glück muss ich nur 15 Minuten warten. Das kommt mir gerade auch ganz gelegen, denn mir ist etwas kalt und die Konzentration ist nach zwei kurzen Nächten auch nicht ideal. Ich lasse mir die Sonne auf den Pelz scheinen und mampfe Schokoriegel.

Irgendwo lasse ich einen jugendlichen Viragofahrer überholen, der sich wenig um Tempolimits schert. Leider haben wir wenig gemeinsame Strecke, ich biege ab zum Pas de Morgins, direkt auf der Französischen Grenze. Nur echt mit See.

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zurück geht's 20 km Autobahn, leider zähfließend zwischen 30 und 70 km/h. Da könnte man doch...? Oder nicht? Ist es Schweiz hier? Oder Frankreich? Warum ist sonst kein Motorradfahrer da? Immer diese Ermessensfragen...

Es wird langsam spät. Den Col de Sonloup erreiche ich 17:10. Zeit für eine Entscheidung: Noch 4 Punkte fahren, oder ab ins nächste Hotel? Da die Schatten schon sehr lange werden eindeutig nächstes Hotel. Es gibt eines halbwegs am Weg in einer Stadt namens Bulle. Dort erhalte ist das Zimmer Nummer 110. Kannste dir nicht ausdenken. Es ist direkt am Hauptbahnhof, wo einer Supermarkt offen hat. Ideal für mein Frühstück morgen und für weitere Munition im Kampf gegen die Rotznase.

Das Motorrad kriegt noch schnell etwas Zuwendung: Luftdruck! Ich führe schließlich einen 12V-Kompressor mit und habe extra dafür eine stark abgesicherte Steckdose direkt an der Batterie angeschlossen. Vorne 1,2 bar. Das ist sehr wenig und erklärt das eigenwillige Verhalten. Das korrigiere ich und nehme mir vor, morgen früh wieder zu prüfen, nicht dass ich Luft verliere. Ich würde mit diesem Reifen vom Restprofil her aber ohnehin nicht mehr zu einer 7tägigen Alpenreise aufbrechen. Da ist jetzt wohl reduzierter Ehrgeiz beim Bremsen gefragt. Hinten sieht es besser aus mit 2,5 bar und 5 mm.

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Doch wieder 367 km heute, aber nicht bis Lausanne gekommen. Laut Plan wollte ich morgen früh mit dem Jura beginnen. Ich bin also am Ende des zweiten Tages etwa 100 km hinter meinem Plan. Ich habe zwar einen Tag Puffer am Ende eingeplant, aber auch drei brutal lange Tage zu je 400 km im Jura. Da mache ich mir etwas Sorgen, ob ich rechtzeitig fertig werde. Naja, notfalls fahre ich mal noch ein Wochenende runter und schnappe mir die restlichen Punkte am Bodensee, die müssten winterfest sein. Daheim liegen auch ein Radsatz mit frische Reifen bereit... Die Erkältung ist klar vorbei, aber dafür habe ich jetzt Sonnenbrand im Gesicht, von den oben beschriebenen 15 Minuten. Das war das einzige Mal, dass ich heute zwischen den Hotels den Helm abgenommen habe.

984 Pässe dieses Jahr
42,7% Schweiz
2737 unterschiedliche Pässe insgesamt

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#18 Beitrag von blahwas »

11.10. Freiburg, Jura (1)

Die Nacht war nicht so schlecht wie die letzte. Es geht gesundheitlich aufwärts. Heute habe ich Frühstück aus dem Supermarkt und gucke ab 8 Uhr der Welt beim Auftauen zu. 1 Grad Außentemperatur steigern nicht gerade den Wunsch, möglichst sofort zu starten. Aber nutzt ja nix, also geht's kurz vor 9 Uhr los. Bis dahin ist hoffentlich alles eisfrei und vielleicht sogar trocken. Das klappt ganz gut, ich sehe im Kanton Freiburg noch Reif auf den Wiesen, die im Schatten liegen. Ich schnappe mir vier Punkte zwischen Lac de Neuchatel und Genfersee. Das ist Hügel- und Ackerland. Anfangs fahre ich über den Wolken...

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... später tauche ich leider ein.

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Passknacker beschreibt zu diesen Punkten die Geschichte des Schweizerischen Atomprogramms, kann man mal nachlesen bei Interesse: https://passknacker.com/paesse_details.php?pass=227

Dann geht's runter zum Genfer See, der Nebel endet, dann kommt eine halbe Stunde Autobahn, alle 5 km ein Blitzer, und schon ist man ganz im Südwesten der Schweiz angekommen! Ein erfrischend kleines Land. Hier wird's sogar so warm, dass ich die Heizgriffe auf Stufe 5 von 6 runterschalten kann! Es geht in den Jura, und hier kann man mal ordentlich Motorradfahren. Die letzten beiden Tage hatte ich sehr steile Sackgassen in Almen hoch, heute ist das alles deutlich flüssiger. Und es sind weniger Touristen unterwegs. Es gibt natürlich auch Almen, wir brauchen ja Platz für die Kühe und Kühe für den Schweizer Käse, aber die sind nicht so steil.

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Insgesamt fühle ich mich im Jura pudelwohl. Die Strecken sind gut zu fahren, es ist nahezu Null Betrieb und es fühlt sich eindeutig wie Frankreich an :) Außerdem kenne ich die meisten Strecken hier schon von den letzten beiden Versuchen, den Landespreis zu machen. Duck und Manuel dürften sich erinnern. Vielleicht auch diesen See.

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Aber auf diesem Berg bin ich wohl das erste Mal.

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"La Bullatonne / Les Illars" heißt der Passknacker, das ist der höchste heute mit 1427 Meter, und außerdem ist es mein 1000. Passknackerpunkt dieses Jahr :) Die Gipfel im Hintergrund stehen nicht mehr in der Schweiz. Die sind schon in Frankreich, jenseits des Genfer Sees, also nach Süden. Ich passiere hier und da die westliche Grenze nach Frankreich, oft über solche Mini-Grenzübergänge:

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Hier darf man nicht mit Geschäftsfahrzeugen rüber, und nicht wenn man etwas zu verzollen hätte - es gibt nämlich keinen Zoll hier. Selbstauskünfte funktionieren immer prima ;) Insgesamt habe ich heute viel Fahrspaß und Sonne. Es ist etwas wie Schwarzwald, nur einsamer.

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Ich suche mir gegen 16 Uhr ein Hotel und werde tatsächlich wieder in Frankreich fündig, 58 Euro ohne Frühstück, 10 km hinter der Grenze, und so dass ich morgen nicht den gleichen Weg zurück müsste. Ich habe eindeutig Feierabendverkehr vor mir - in der Schweiz arbeiten und in Frankreich wohnen bietet sich wohl eher an als umgekehrt.

Das Hotel ist bisher das angenehmste. Mir ist kalt, darum ignoriere ich die beiden französischen Passknacker in der Nähe, die ich jetzt mit einer 45 km Abendtour eintüten könnte, so als kleines Leckerli und Ranglistenverstärker. Der Tag war lang und kalt genug. Nach der langen und heißen Dusche gibt es fußläufig einen Supermarkt fürs nächste Frühstück, zu viele Snacks für den Abend (hungrig einkaufen gehen ;) ), und eine frische Pizza aus dem Automaten.

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Die ist tatsächlich lecker. Leider nicht individuell konfigurierbar. Zum Glück habe ich daran gedacht, Besteck einzupacken, denn sie ist auch nicht geschnitten.

Da mein Kettenöler nicht mehr ölt gibt es noch eine Runde WD40 für die Kette. Die Luftdruckprüfung zeigt hinten wie vorne 0,5 bar weniger als vor 24 Stunden, aber kalt statt warm. Das ist kein Grund zur Sorge, das stelle ich morgen früh wieder ein. Das Reifenprofil macht mir etwas sorgen, aber die restlichen 1500 km gehen hoffentlich noch. Die Wettervorhersage ist weiterhin trocken bei 2-16 Grad für die restliche Reisezeit für 5 Orte entlang meiner restlichen Route. Der Gesamtroutenfortschritt war heute prima. Ich bin heute 444 km gefahren ohne mich zu quälen und habe den Rückstand zur Planung deutlich reduziert, vielleicht noch 50 km. Angesichts der optimistischen Planung im Jura und des Puffers am Ende geht das voll in Ordnung. Fazit, das sieht doch alles recht gut aus!

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1013 Pässe diese Saison
In der Rangliste auf Platz 4 aufgestiegen. Den Platz 3 hat jemand, der gerade Spanien und Portugal macht, und er hat schon 1337 (!) Pässe. Den kriege ich wohl kaum.
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#19 Beitrag von blahwas »

12.10. Jura (2)

Die Nacht war wieder etwas schlechter als die letzte, aber ich habe erstmals einige Stunden ununterbrochenen Schlaf bekommen. Es geht gesundheitlich aber eher seitwärts. Beim Frühstück im Hotelzimmer stelle ich fest, dass es draußen dicht bewölkt ist - daher ist es weniger kalt, aber die Sonne wärmt auch nicht. Ich komme erst 9:30 los. Vorher kriegen die Reifen noch frische Luft. Als weitere Kälteschutzmaßnahmen schließe ich die obere Helmbelüftung, das geht bei Schuberth nur von innen und wird gern vergessen, außerdem klemme ich mir mein Sporthandtuch zwischen die Jackenschichten vierlagig vor der Torso. Damit trage ich obenrum nun warmes Longsleeve, T-Shirt, Fleecepulli, Handtuch, Membranjacke, Motorradjacke, Regenjacke. Und doch schwitze ich nicht. Egal, Hauptsache der Motor läuft, los geht's!

Die Route führt mich wieder in die Schweiz rein, über die zwei Grenzpässe Col du France und Col des Roches. Dabei komme ich durch einen Ort, der Appetit macht.

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Vielleicht gehe ich heute Abend zum Italiener? Die Route führt dann schnurstracks südlich, zu einem Outlier. Der Punkt Mont Vully liegt außerhalb der anderen und ist eigentlich von beiden Seiten gleich weit entfernt, von Norden her aber immerhin über Hauptstraßen. Freundlicherweise kommt dabei die Sonne raus. Man fährt zwischen Acker, dann geht's zwischen ein paar Bäumen aufwärts, und während man sich noch fragt, wer diesen Punkt hier hin gelegt hat, hören die Bäume wieder auf man hat diese Aussicht auf den Murtensee. Wow!

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Klarer Fall: Zeit für ein zweites Frühstück. Dann geht's die Autobahn 20 km wieder zurück. Heute fahre ich wieder eine Mischung aus Bundesstraßenpässen und Almen, alles eher ohne Kehren und mit sehr wenig Verkehr. Höchster Punkt ist der Chasseral, von weitem zu sehen durch den Sendeturm.

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Hier habe ich dann tatsächlich das erste mal ein langsames Fahrzeug vor mir, das nicht Platz machen möchte. Ein Reisebus. Die habe ich während des Lockdowns nicht vermisst. Leider ist oben wenig Aussicht wegen Wolken.

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Der Chasseral war einer von drei Punkten, die schneemäßig kritisch sein könnten. Es verbleibt nur noch einer. Aber jetzt und hier fühle ich mich im Jura wohl. Einfach in Ruhe Motorrad fahren.

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Meine früheren Vorbehalte gegen Motorradfahren in der Schweiz haben sich ziemlich aufgelöst. Hier gibt's auch nur auf der Autobahn Blitzer, und wenn man 1x am Tag Polizei sieht, ist das viel. Ich sehe heute einen Motorradpolizisten, und der grüßt natürlich zurück. Ist eben wie Frankreich, und oft fährt man auch ein Stück durch Frankreich, da die Grenze eher Zickzack geht und manche Passknackerpunkte auf der Grenze liegen. Abends hat man wieder diverse "Willkommen in ...!"-SMS und Covid-Info SMS im Handy, besonders wenn man drei SIM-Karten in zwei Handies verwendet...

Ich suche mir schon gegen 15 Uhr ein Hotel und werde tatsächlich schon wieder in Frankreich fündig, 59 Euro für ein Aparthotel mit Frühstück, 10 km hinter der Grenze, und so dass ich morgen nicht den ganzen Weg gleichen zurück müsste. Alternative wäre ein Bungalow am Campingplatz in der Schweiz gewesen, aber bei der Kälte wollte ich doch lieber gemauerte Wände. Ich habe wieder etwas Feierabendverkehr vor mir, aber weniger als gestern und kann frei fahren.

Um 16:45 komme ich am Aparthotel an und die Rezeption ist noch nicht besetzt. Also fahre ich 3 km zur nächsten Tankstelle, die Versys war schon am letzten Balken. Das wäre zwar noch nicht wirklich nötig gewesen, aber so spare ich morgen 5 Minuten und der Sprit kostet etwa das gleiche wie in der Schweiz, und so verliere ich auch nichts. 17 Uhr ist die Rezeption pünktlich offen und ich checke mit ungewohnt tiefer Stimme ein.

Das Aprthotel ist in Ordnung. Es liegt bei einem Golfplatz, also sehr ruhig. Frankreich ist hier schon Elsass. Den Fließenboden in der gesamten ausgekühlten Bude hätte ich mir nicht ausgesucht, aber ich habe eine Heizung, ein Sofa, Decken, und mehrere Tische. Die Versys steht unter dem Balkon und bleibt so über Nacht trocken. Eine trockene Sitzbank am Morgen ist doch was feines.

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Der Gesamtroutenfortschritt war heute trotz 334 km Strecke nicht so toll. Ich habe etwa 200 km Rückstand zur Planung. Da rächt sich die optimistische Planung im Jura und auch die Umwege zu günstigeren Hotels. Je 25 km morgens und abends sind 50 km jeden Tag. Den Puffertag am Ende werde ich wohl brauchen. Die Reifen sehen abends genauso aus wie morgens. Fazit, das ist alles noch machbar, ich sollte nur nicht noch kranker werden. Neuerdings ist auch das rechte Ohr dicht, was auch schmerzt. Ich bediene mich abends mal gründlich an meiner Reiseapotheke...

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57% Landespreis Schweiz
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#20 Beitrag von karklausi »

Gute Besserung! Ohrenschmerzen sind unangenehm.
Karklausi
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