Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

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smitti63
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#21 Beitrag von smitti63 »

alle Pkte der Schweiz,..... anspruchsvolles Vorhaben :top: (ich bin nichtmal dazu gekommen Belgien zu "erfahren")

wünsche viel Erfolg und unfallfreie km
tschoeoeoeoeoe aus m Hessischen
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tu es jetzt, denn morgen
ist heute bereits gestern
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blahwas
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#22 Beitrag von blahwas »

13.10. Jura (3/4)

Die Nacht war bisher die beste. Es geht spürbar aufwärts mit der Gesundheit. Es gibt wieder Hotel-Frühstück, ich bin der einzige Gast. Darum gab's gestern nur sparsam Abendessen. Draußen ist es nass, es hat nachts geregnet. Dafür ist es nicht ganz so kalt - kein Eis, kein Reif.

Ich hänge ja ein wenig hinter meiner Planung her. Da hat man eine Reihe von schlechten Optionen: Route kürzen - nein, das hier ist ein Landespreis. Es mag wilde Abkürzungen geben, aber ich fahre alleine mit Gepäck und viele Strecken das erste Mal. Schneller fahren - nein, wir sind hier in der Schweiz und die Straßen sind so eng, dass man unnötige Risiken eingeht, außerdem will ich Reifen sparen. Da bleibt nur noch mehr Fahrzeit. Dafür kann man früher starten und später aufhören, oder weniger Pausen machen. Noch weniger Pausen geht kaum, also versuche ich es mal mit einem früheren Start, auch wenn draußen noch alles nass ist.

Die Route führt auf gerade Linie in die Schweiz rein, und da bleibe ich dann auch. Keine Wege durch Frankreich mehr :( Aber schöne Landschaft mit rollenden Hügeln. Mal Waldstraßen, mal kurvige Landstraßen, auch mal Ortsdurchfahrten.

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Ich fühle mich im Jura weiterhin wohl. Ist doch recht französisch hier, denke ich, bis mich bei einer Ortsfahrt irgendwas von links mehrfach gelb anblinkt. Schöner Mist, das war ein mobiler Blitzer, elegant hinter einer Bushaltestelle versteckt. Das dürften real 3 km/h zu viel gewesen sein. 1-5 km/h drüber innerorts kosten 40 Franken = 36 Euro. Das verkraftet die Reisekasse wohl noch. Als mich etwas später ein Hubschrauber verfolgt, werde ich aber doch nachdenklich.

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Der kümmert sich aber anscheinend mehr darum, totes Holz aus dem Wald zu holen.

Ich habe heute viel Wald und eher Hügel als Berge. Wer also auf nackten Fels steht, wird seine Bedürfnisse hier nur schwer befriedigen können. Dafür sicherlich das 300. Kuhgatter.

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Kuhgatter heißt natürlich wieder Almen, davon habe ich auch heute wieder jede Menge.

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Ein Bauer düngt gerade die Wiese mit einem Güllewerfer, der von rechts nach links schwenkt, ganz links aber auch immer ein wenig Straße erwischt. Damit bekommt diese Ausfahrt Super Mario-Elemente, denke ich mir - denn ich habe natürlich keine Lust zu warten, bis er unterbricht ;) Also Gas, und siehe, mein Visier bleibt sauber.

Ich kriege eine ordentlich lange Fahrzeit hin, mache aber auch 2 etwas längere Pausen (20 Minuten). Ich kehre weiterhin nirgends ein, auch wenn Wärme und Heißgetränk sicher nicht verkehrt wären, denn ich bin armer Deutscher, ich will niemanden anstecken, und ich habe halt auch wenig Zeit... So werden die Schatten schon recht lang als ich mir ein Hotel suche.

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Ich werde in Olten fündig, 69 Franken ohne Frühstück, aber dafür modern und am Stadtrand in einem Gewerbegebiet. Einen Autobahnstau später bin ich da: Tankstelle daneben, Lidl gegenüber, und auch ein Polo! Das ist gut, denn meine Sturmhaube ist aus Coolmax und besonders kühlend, was ich gerade nicht so richtig brauchen kann. Daheim läge eine aus Baumwolle. Für 5 Franken kriege ich eine Thermoboy-Sturmhaube. Bei der Tankstelle fülle ich den Tank, war schon wieder am blinken, und muss echt den Helm abnehmen beim Betreten des Shops. Das ist das erste mal in diesem Urlaub, zum Glück habe ich Brille und Gehörschutz schon zuvor abgelegt. Darum tanke ich normalerweise nicht bei Shell. Ohne Helm, aber noch mit Sturmhaube wird übrigens auch nicht akzeptiert. Naja, dafür kann die Angestellte ja nichts. Nach dem Einchecken im Hotel nutze ich sogar noch den Hochdruckreiniger, denn heute war wieder viel Kuhkacka dabei und ich mag meine goldenen Felgen ;)

Der Gesamtroutenfortschritt war heute wieder nicht so toll. Den Puffertag am Ende habe ich inzwischen fest verplant und mich für 2 Nächte bei einem Mitstreiter eingebucht. Somit stehen morgen 411 km an. Die Reifen sehen abends nicht mehr so gut aus wie morgens. Fazit, das ist alles noch machbar, aber vielleicht sollte ich eine Dose schwarze Sprühfarbe für die Autobahnetappe nach Hause kaufen...

Schon wieder 27 Passknackerpunkte heute
64% Landespreis Schweiz
noch 5 Fahrtage

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blahwas
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#23 Beitrag von blahwas »

14.10. Jura? (4/4), Baseler Land

UFF! War lang heute. Aber von vorne: Die Erkältung ist weiter auf dem Rückzug, und die anderen Wehwehchen sind noch nicht eingesprungen. Ich habe kein Hotelfrühstück, aber zwei französische Schokoladenbrötchen und diverse Riegel und Tabletten wandern in die Wampe. Draußen hat es 0 Grad. Immerhin nicht Minus... Aber auf eine trockene Welt zu warten lohnt sich wohl nicht. Ein Hotel liegt dermaßen unverschämt gut auf der Route, und noch dazu in Deutschland, dass ich es schon morgens buche. Damit ist die Streckenlänge gesetzt: 311 km. Klingt nicht viel, also los. Die ersten 18 km sind geschenkt, weil Autobahn. Die gestern gekaufte Sturmhaube hält der Kopf merklich wärmer, aber es zieht zum Visier rein. Da löst sich eine Dichtlippe ab. Nach nur 8 Jahren, also ca. 240.000 km. Ich bin enttäuscht ;) Da muss ich heute Abend mit Isolierband ran. Isolierband hält seit heute morgen auch meine Regenhose zusammen, das Hosenbein hat sich links unten innen aufgerieben, vermutlich vom vielen Schalten.

Die Route führt mich heute über sagenhafte 48 Passknackerpunkte. Es geht den Jura entlang, und dann die nördliche Grenze der Schweiz entlang. Früh sehe ich noch deutlich, wo die Sonne noch nicht war.

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Dass ich gestern Abend meine Felgen geputzt habe, amüsiert den Spielleiter anscheinend derartig, dass er mir mal feuchten Schotterweg in die Route packt.

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Wenn man vorsichtig fährt, bleiben die Felgen aber sauber, ätsch! Französisch verschwindet aus dem Straßenbild, und es wird alles noch mehr Schwarzwaldoptik. Das ist durchaus reizvoll, aber mich drängt die Restzeit - und die schrumpft langsamer als die Uhrzeit wächst - oha. Normalerweise bin ich schneller als das Navi und der Routenplaner es erwarten. In der Schweiz auf diesem Streckentyp liegt der Routenplaner etwa richtig und das Navi ist zu optimistisch. Ich habe vorher meine alte Routen und Reiseberichte gewälzt hinsichtlich meiner üblichen Tageskilometer hier, dabei habe ich aber nicht bedacht, dass ich damals zwar hier in der Region Passknackerpunkte abgefahren bin, aber eben nicht alle, sondern gezielt nur diejenigen, die sich flüssig fahren und gut kombinieren ließen. Dafür zahle ich jetzt den Preis, in Forum von Überstunden. Aber es gibt sicherlich schlimmere Schicksale als hier Motorrad zu fahren :)

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Zwischendurch lade ich immer mal wieder die Nachweise beim Passknacker hoch und prüfe, ob ich alles habe. Und da tat sich heute eine Lücke auf: Wirbelstein fehlt. Wie ist das denn passiert? Vermutlich bin ich achtlos dran vorbei gefahren. Glücklicherweise bin ich nur 4 km davon entfernt und kann das Foto ohne großen Aufwand machen. Merken, am Navi mehr auf die Distanz zum nächsten Zwischenziel achten.

Wendepunkte der Route ist Basel. Ein Passknackerpunkt liegt hinter Basel, und ist nur von Basel aus zu erreichen, wenn man nicht illegal die Grenze nach Deutschland auf einem Radweg überschreiten möchte. Das zieht sich ganz schön. Der Punkt ist wohl dem Umstand geschuldet, dass der Verein, der Passknacker ins Leben gerufen hat und betreibt, seinen Sitz in Basel hat. Hier wohnen auch die Betreiber in der Nähe, und es ist Tradition, dass man an diesem Punkt zum Jahresende ein Gruppenfoto macht und als Nachweis einreicht.

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Danach werden die Strecken zwischen den Punkten etwas weiter und ich bin jetzt definitv eine halbe Klimazone wärmer unterwegs. Da spürt man das Rheintal.

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Zwischendurch hat man immer mal wieder Fernblick auf schneebedecktes Hochgebirge im Süden.

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Ist der Alpenhauptkamm echt so nah dran, dass man ihn schon sehen kann - oder muss ich am Wochenende durchfahren? Dann stehe ich irgendwann vor diesem Schilderverhau:

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In 2 Kilometern wäre der Passknackerpunkt "Chaistenberg". Laut Google Maps ist er von beiden Seiten dicht. Ich versuche es über Nebenstrecken, das klappt auch nicht. Ich versuche die andere Seite, auch die ist gesperrt. Dann reiche ich eben dieses Bild als Nachweis ein. Normalerweise wird das akzeptiert. Und zur Krönung findet mein Navi den Weg zum nächsten Punkt nicht. Der Punkt ist im Navi, aber laut meinem Navi ist da keine Straße, und ich lande in einer Sackgasse auf einem Bauernhof. Der nicht angeleinte Hofhund beäugt mich skeptisch. Freundlicherweise ist der Punkte ausgeschildert, und ich kann auch drüber fahren, ich muss nicht umdrehen. Dann kommt ein Punkt mit Baustellenampel, und als die nach 5 Minuten grün wird, kommt gerade ein Traktor entgegen, und als der vorbei ist, macht die Ampel wieder rot - und die Motorradfahrerin vor mir hält sich sogar dran! Ich bin empört, enttäuscht und enragiert, vor allem aber empört. Das Schauspiel wiederholt sich weiter 5 Minuten später exakt gleich wieder, nur dass uns jetzt ein Arbeiter durch winkt.

Es wird spät heute. 328 km sind nicht viel, aber all dies, plus die sowieso kleinen Straßen führt dazu, dass ich nicht mal eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h schaffe. Ich bin von 9:10 bis 18:40 unterwegs, mit vielleicht einer Stunde nicht in Bewegung. Das macht 35 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit brutto, und 39 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit in Bewegung. Mein Hotel ist in Deutschland, weil die Region Schaffhausen der Schweiz einfacher durch Deutschland erreicht werden kann, so dass ich dort eh vorbei komme. Und auch bei drei deutschen Passknackerpunkten, die ich als Beifang und Ranglistenboost gern mitnehmen. Da geht dann schon langsam das Licht aus...

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Das Hotel ist ein Gasthaus im allerletzten Dorf, 59 Euro mit Frühstück. Ich gönne mir ein Schnitzel, von dem natürlich auch die halbe Portion gereicht hätte. Es gibt kaum Handynetz, aber sehr gutes WLAN. Leider ist der Bettrahmen zu groß für den Lattenrost, so dass ich mich entscheiden muss, welche Seite der Matratze nach unten hängen soll. Dafür endlich mal Teppichboden.

Der Gesamtroutenfortschritt waren heute zwar "nur" 328 km Strecke, aber 48 Passknackerpunkte - verglichen mit je 27 die letzten beiden Tage fast das doppelte. Gestern Abend habe ich die restlichen Tage umgeplant. Morgen fahre ich das Kanton Schwyz ab, wo viele Abschnitte Am Wochenende gesperrt sind. Einer davon ist der letzte problematische wegen Wintereinbruch, das wird der nächste Meilenstein.

Anders als gestern behauptet treffe ich meinen Mitstreiter nicht heute, sondern erst morgen. Jetzt aber wirklich!

Der Hinterreifen ist noch nicht ganz beim TWI ankommen. Da er neu 10 mm Profil hatte, heißt das, er hat noch mindestens 10-15% Restprofil. Da er bereits 19 Fahrtage überstanden hat, wird er auch den Rest halten, ohne mit Gewebe und Drähten zu winken. Ich hatte gestern einem Reifenhändler hier in der Gegend geschrieben, ob er irgendwas neues oder gebrauchtes in halbwegs passenden Größen mit 1500 km Restleben für mich hat, der hat mich aber eiskalt ignoriert. Dann halt nicht...

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48 Passknackerpunkte heute
76,3% Landespreis Schweiz
noch 108 Passknacker in 4 Fahrtagen zum Landespreis

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#24 Beitrag von blahwas »

15.10. Schwyz

Der Tag beginnt damit, dass ich verschlafe. Das ist vermutlich auch mal gesund. Also eilig das Hotelfrühstück verschlungen und 9:20 das Motorrad gesattelt. Der Tank ist noch immer leer, gestern hatte ich keine Zeit zum Tanken.

Der erste Punkt hört auf den schönen Namen "Mörderrain". Okay?

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Es folgen drei weitere Punkte in der Region. Alles recht sonnig und warm. Hier wird auch Wein angebaut. Danach geht es 2h über Hauptstrecken und Autobahnen nach Süden, den Rest vom Kanton Schwyz abfahren. Die liegen zwar nicht wirklich gut am Weg im großen Plan, aber am Wochenende darf man hier viele Punkte nicht fahren, zumindest nicht von 8-18 Uhr, was die Gesamtplanung doch sehr verkompliziert, wenn man es versuchen würde. Das am Montag zu fahren würde den Montag insgesamt sehr lang machen, denn ich habe noch ein paar Punkte vor Bregenz und heim muss ich auch noch. Daher nehme ich mir heute diesen Tag nur dafür.

Die Punkte hier im Kanton Schwyz liegen eher hoch und sind schwer anzufahren. Es ist also eher Alpin. Mit See und Puderzucker.

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Hier liegt Pragelpass, einer von den höchsten die ich noch offen haben. Den wollte ich schon am Weg nach Italien vor 4 Wochen fahren, aber da wusste ich noch nicht, dass man die Ostseite nicht am Wochenende befahren darf. Jetzt bin ich wieder hier, extra Mo-Fr! Und was sehen meine trüben Augen?

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Gesperrt Mo-Fr von 8-11.30 und 13-16 Uhr. Es ist 13:30. Schöne Schei...! Da könnte man doch glatt auf die Idee kommen, zu gucken, ob man nicht doch...? Nach ein paar Kurven steht ein Bagger mittig in der Straße und der Fahrer parkt sie sogar noch etwas weiter zu, als er mich sieht. Ich wundere mich. Dann kracht 200 Meter weiter vorne ein 50 Meter hoher Baum vom Berg her auf die Straße. Alles klar, Holzarbeiten. Das wird nichts. Das dürfte einer der kompliziertesten Punkte in der Landeswertung sein, nur befahrbar Mo-Fo 16-8 und 11:30-13 Uhr. SEUFZ! Da muss ich wohl später noch mal hin. Ich lege mir den Punkt ans Ende der Route, die dadurch auch mal glatt ZWEI STUNDEN länger wird, verdammte Axt. Aber irgendwie am Montag am Rückweg hier noch mal vorbei zu fahren, aber nicht im Dunkeln und nicht zu den Sperrzeiten ist mir zu unsicher. Naja, hilft ja nix, dann mal weiter im Plan. Haggenegg verwöhnt mit Aussicht, und die Versys feiert ihren 85000. Kilometer in einem gediegenen Umfeld.

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Zur "Schwyzerhöchi / Rüti" will das Navi einen Weg fahren, der aber wegen Baustelle gesperrt ist. Grrr.

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"Anwohner frei bis Baustelle" - na dann versuchen wir das mal. Das ist etwas holprig, aber keiner arbeitet. Ich komme zum Punkt und stelle fest, dass man den auch außenrum anfahren können hätte, so wie das Navi auch weiter will. Hauptsache Foto im Kasten. Es folgt etwas entspannende Autobahn bis zum nächsten Einstieg die Alpenlandschaft. Es geht kurvig und eng durch Wald zur Zuger Alpi und Rossalmig. Hier raste ich etwas länger. Da ich später noch nach Südosten zum Pragelpass muss, könnte ich jetzt eigentlich die Reihenfolge etwas optimieren und Zugerberg & "Hünggigütschsätteli" von Süden her anfahren. Das finde ich, das findet auch mein Navi, aber nach ein paar Kilometer findet ein Schild, das hier wäre eine Einbahnstraße, und zwar andersrum. Wenn's läuft, dann läuft's, als wieder rüber über Rossalmig... Nach einer ätzend langen Ortsdurchfahrt von Oberägeri (immerhin mit Blick auf See) klappt das von Norden dann gut. Und dann liegt der Kistenpass auch gleich in der Nähe, aber von Norden her...

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... ist es mal wieder gesperrt. Herrgottsackra! Also mal wieder außenrum, nochmal durch Oberägeri, es ist viel Verkehr und staut sich auch, mir geht langsam das Tageslicht aus. Immerhin ist es deutlich nach 16 Uhr, damit müsste der Pragelpass offen sein. Der ist klar das Highlight des Tages.

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Nach oben hin wird es kalt und winterlich. Es liegt Schnee neben der Straße.

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Leider liegt er auch AUF der Straße...

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... aber die Autos haben Spuren reingefahren. Mit meinen 1,6 mm brauche ich nicht versuchen, neue Spuren zu schaffen. Ich habe zwar Schneeketten dabei, aber vorher nicht probiert, ob die überhaupt zwischen Reifen und Auspuff passen... Ich erreiche die Passhöhe, knippse mein Beweisfoto und fahre die gleiche Seite wieder runter. Ist wohl schneller. Unterhalb vom Schnee ist es sehr grün.

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Danach kommen 1:30 Überführung nach Winterthur, wo ich bei einem freundlichen Gnome unterkomme. Mein Navi hat dabei noch die prima Idee, dass es der schnellste Weg wäre, mitten durch Zürich zu fahren, und zwar direkt am Hauptbahnhof vorbei. Ich komme am Fahrradständer vorbei, wo die Versys kürzlich 2 Wochen stand. Ich bin aber zu müde, im Navi nach Alternativen zu suchen und achte lieber darauf, in der Dunkelheit keine Fußgänger umzuwemsen. 478 km heute. Das Headset meckert bereits über seinen Akkustand und gibt 3 Minuten vor dem Ziel auf. Gnome empfängt mich mit ausgezeichneter Gastfreundschaft. Ich werde bekocht und erhalte auch einen anheiternden Absacker. Darum dauert's heute etwas länger mit dem Reisebericht ;)

Die nächsten beiden Tage fahre ich nach Bern und dann wieder zurück. Das ist eher Flachland unter 1000 Meter. Der Pragelpass war der letzte schneegefährdete Punkt dieser Reise, soweit ich weiß. Damit bin ich auf der Zielgeraden für den Landespreis.

14 Passknackerpunkte heute
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noch 94 Passknacker in 3 Fahrtagen zum Landespreis

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#25 Beitrag von blahwas »

16.10. Winterthur-Bern

Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück. Die Nacht war für meine Verhältnisse ruhig, lässt meinen Gastgeber aber an meiner gesundheitlichen Eignung zweifeln. Diese Zweifel kann ich aber zerstreuen. Nach dem Packen und dem Abschied geht's auf direkt Weg zur Autobahn. 44 Passknackerpunkte östlich von Bern wollen eingesammelt werden. 378 km sind geplant. Einfach anfangen!

Der erste Punkt heute ist der Engelberg. Fortan gibt es alle 3-7 km einen Passknackerpunkt. Anfangs geht es auf kurvigen Landstraßen durch die Wälder, man kommt gut voran.

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Dann tauche ich leider irgendwann in Nebel ein, aber noch recht milde...

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Der ist aber bald ist der auch wieder vorbei.

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Beim gelegentlichen Hochladen der Nachweise merke ich, dass einer fehlt. Das ist aber nicht schlimm, ich fahre ja morgen durch die gleiche Region wieder zurück. Ich darf es nur nicht vergessen.

Allerdings werden die Straßen immer schmaler und verwinkelter. Bald sind es wieder Almen, Almen und Almen. Damit schrumpft nun auch die Restzeit immer langsamer. Das wird nach hinten raus ein langer Tag, fürchte ich, und buche mir um 14 Uhr eine Unterkunft. Erstmals ein BNB, aber anscheinend ein professionell geführtes, nicht Opas alter Hobbykeller. 59 Franken inkl. Frühstück ist einfach zu verlockend. Es liegt zwar mitten auf der Route, aber leider zu früh, also zu weit im Osten. Ich will die Route so zu ändern, dass ich nicht vom letzten geplanten Punkt auf gerader Linie über vorher schon besuchte Punkte zur Unterkunft fahre. Die Änderung direkt am Navi ist mühselig und dauert etwa 10 Minuten. Dafür reduziert sich die Fahrzeit um 10 Minuten. Sowas in der Art hatte ich befürchtet :)

In der Nähe von Bern ist dann wieder merklich PKW-Verkehr und ich habe oft bummelnde Autos vor mir. Irgendwann wird das alles recht spät und ich hole mir um 17 Uhr in einem Aldi mein Abendessen. Ich bin so ziemlich der letzte an der Kasse, denn 17 Uhr wird geschlossen. Oops.

Jetzt muss ich die Zähne zusammenbeißen und noch 8 Punkte eintüten, sonst wird's morgen arg lang. Das klappt auch gut, allerdings mit schwindender Konzentration, und die Schatten werden auch immer länger...

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Immer wieder habe ich das Gefühl, dass ich genau hier doch schon war. Desorientierung ist ein Warnsignal für Müdigkeit. Vielleicht bin ich auch langsam mental durch mit Schweiz, manches ähnelt sich doch. Um 18:30 rolle ich beim BNB auf der Parkplatz. Es ist ein Möbelhaus? Der Gastgeber empfängt mich in der ca. 100 qm großen Küche, wo er normalerweise Thai-Gruppen empfängt. Er erklärt mir die Zapfanlage, da gibt's Freibier aus seiner Brauerei. Thailändische Ehefrau, eigene Brauerei, Africa Twin vor der Tür - es gibt schlimmere Schicksale :)

Mein Zimmer hat ein eigenes Bahn, das WLAN ist stark, aber die Heizkörper im Zimmer sind kalt. Dafür dauert die Dusche eben länger, und ich gönne mir großzügig Tee aus der Gemeinschaftsküche.

Nur noch zwei Tage! Endspurt! Ich dachte ja, da käme nichts hohes mehr, aber morgen früh habe ich drei Punkte im Naturpark Gantrisch. Die Pässe gehen bis 1680 Meter hoch. Die Schneefallgrenze war vor 3 Tagen bei 1400 Meter. Oops! Darum probiere ich abends nach der Kettenpflege meine Schneeketten aus - die scheinen sogar zu passen, zumindest reicht die Freigängigkeit rund ums Hinterrad aus. Mehr als Schrittgeschwindigkeit ist damit aber nicht empfehlenswert. Der Hinterreifen hat jetzt noch etwa 1 mm, also 10% vom Neuzustand, und rollt bereits grob über jeden Brösel, hält aber wohl noch bis daheim dicht. Der Vorderreifen braucht in Linkskurven besonders viel Überzeugung. Ich dachte darauf, nur mit dem rechten Arm zu lenken, denn links meckert die Schulter.

42 Passknackerpunkte heute
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#26 Beitrag von blahwas »

17.10. Bern-Winterthur

Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück. Der Gastgeber im BNB unterhält sich noch nett mit mir. Er organisiert Busreisen für Thailänder, der er hier im Haus einquartiert. Das Haus hat er gekauft, weil es je eine Fahrstunde von Bern, Interlaken und Luzern (?) liegt. Er fragt nach meinem Reiseplan, und ich erkläre es ihm gern. Er hat so eine 3D-Landkarte der Schweiz. Da sieht man mal, wie verknittert das ganze Land eigentlich ist, und wie unfassbar Grimmsel, Furka & Co sind.

Heute gibt's ungefähr die gleiche Route wie gestern, nur andersrum, und ein Stück weiter südlich. Und morgens geht's 1x um Bern herum, und danach einen Abstecher nach Süden. Vor Fahrtantritt wische ich gern die Sitzbank ab, das ist heute aber nicht nötig bzw. möglich, weil angefroren. Ein Fall für den Wasserkocher! Protipp: Nicht auf dem Wasser ausrutschen, dass man dabei verschüttet ;) Was steht heute auf dem Menü?

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Heute sind es 23 Passknackerpunkte, aber 509 km. Die letzten 100 km bzw. 1 Stunde sind Autobahn nach Winterthur, die kann ich auch im Dunkeln mit einem sicheren Gefühl fahren. Die ersten beiden Punkte liegen recht einsam westlich von Bern. Manche Leute haben morgens öfters einen Kater - ich habe morgens öfters Nebel.

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Ich komme an dieser netten Brücke vorbei, und auch sonst ist alles gewohnt pittoresk und hübsch harmlos.

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Deutlich südlicher liegen dann drei Punkte recht hoch. Ich hatte da Angst vor Schnee, das war aber völlig unbegründet. Die Strecke ist bestenfalls an manchen Stellen nass, und dabei auch wenig griffig, aber es liegt mal neben der Straße Schnee.

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Ich weiß nicht genau was ich von diesem Schild halten soll... andere Länder, andere Sitten.

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Dann gibt's einen Abstecher zurück Richtung Bern für zwei Punkte, was anscheinend schneller ist als andere umgekehrte Reihenfolge, weil die Nord/Süd-Verbindungen besser sind als die West/Ost-Verbindungen. Naja, ohne die beiden wäre mein Tag nicht schlechter gewesen. Dann geht es Richtung Osten wieder ins Almland.

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Der Schallenberg ist offensichtlich ein Motorradtreffpunkt, und wird auch gern genommen von Fans anderer Fortbewegungsmittel.

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An diesem sonnigen Sonntag ist natürlich viel Betrieb. In einer Kurve steht ein junger Motorradfahrer und macht das internationale Handzeichen für "Uffbasse!". Ich halte an und frage was los ist: Es gibt eine Ölspur, die man schlecht sieht, er ist gerutscht, sein Kumpel gestürzt. Die Feuerwehr ist verständigt. Oha. Also fahre ich uffbassend weiter und stelle fest, dass in den schärferen Linkskurven tatsächlich eine recht frische Ölspur ist.

So schraube ich mich mittels überwiegend sehr kleiner Straßen über die Almen. Das ist bestimmt nicht schlecht, aber leider mache ich das die letzten 9 Tage sehr häufig und ausdauernd. Die hohen Gipfel in der Ferne versprechen da mehr...

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Da kann man auch mal Pause machen.

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Überhaupt lade ich ständig die Passknacker-Nachweisfotos hoch und prüfe, dass ich ja nichts vergessen habe, denn ich bewege mich seit 11 Uhr nur noch Richtung Heimat. Alles klappt, aber ich werde müde. Außerdem geht langsam das Licht aus...

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Die Sonne geht gerade unter, als ich den letzten Pass heute und in dieser Region knacke: Mettenberg. Der Sonnenuntergang lockt auch andere Naturfreunde an auf diesem kleinen Aussichtspunkt (im Almenland). Das ist ein echter Meilenstein für diese Reise und das Projekt Landespreis. Jetzt sind nur noch Punkte zwischen St. Gallen und Bregenz übrig, also direkt am Bodensee. Quasi garantiert schneefrei. Wenn jetzt etwas schief geht, könnte ich die bequem an einem Wochenende von daheim aus machen, auch mit meinm Zweitmotorrad (siehe Tessin).

So! Jetzt noch den Tag hier zu Ende spielen! Ich habe mich wieder nach Winterthur eingeladen, weil das eh auf dem Weg zum nächsten Punkt liegt, und natürlich weil's beim Gnome so schön ist ;) Ich nutze das Dämmerlicht für den Weg zur Autobahn. Mit Wildwechsel muss man hier nicht wirklich rechnen, es ist alles eingezäuntes Kulturland. Auf der Autobahn passiert eh nichts. Ich wähle ein hinterreifenschonendes Tempo von 100 km/h und starte einen Podcast. Die Stunde zieht sich verdammt lang in der Dunkelheit, und wärmer wird's auch nicht. Die Regenjacke habe ich nachmittags ausgezogen, aber inzwischen längst wieder an. Es zieeeeht sich. Und zieieeht sich. Und 20 Minuten vor dem Ziel ist der Akku vom Sena Headset leer. Das passiert schon mal nach 10h Dauerbeschallung. Ich habe aber nicht den Nerv mit Kabel am Helm rumzufahren, darum bin ich unter dem Helm jetzt wieder alleine mit meinen Gedanken.

Irgendwann komme ich dann doch an und mache mich direkt über den bereitgestellten Tee und die Dosenravioli her. Nomnom. Schlemmern wie ein König. Auch die Katze des Hauses zeigt sich und interagiert mit mir. Auf dem Tisch liegt ein "Knigge für Deutsche und Schweizer zur Vermeidung grober Missverständnisse". Oha? Habe ich da was falsch gemacht? Ich habe mich ja im Ruhrgebiet sehr wohlgefühlt. Dort ist es die höchste Forum von Anerkennung, wenn man sich am laufenden Meter gegenseitig grob beleidigt (siehe z.B. Podcast "Alliteration am Arsch") Dass das anderswo nicht so gut ankommt, habe ich inzwischen gelernt.

Morgen fahre ich das Ding in Ruhe nach Hause. Das Navi zeigt knapp unter 6h an, nur Schweizer Punkte. Zur Verlängerung hatte ich alter Optimist (mit Spaß an Routenplanung) diverse Varianten vorbereitet. Der Hinterreifen hat tatsächlich noch immer sichtbares Profil, und an einem Montag im Oktober rechne ich nicht damit, dass an jeder Ecke jemand steht und nachmisst. Und es ist weiterhin kein Regen angesagt! Der Wahnsinn, 10 Tage Motorradurlaub ohne eine Minute Regen - allerdings nur, weil es zu kalt ist um regnen zu können.

42 Passknackerpunkte heute
96,8% Landespreis Schweiz
noch 12 Passknacker in 1 Fahrtag zum Landespreis

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#27 Beitrag von blahwas »

18.10. St Gallen - Nach Hause

Ein letztes Mal einpacken, aufrödeln und losfahren. Der Fahrtag beginnt wieder mit Nebel. Es ist aber weniger kalt als die letzten Tage. Nach 90 Minuten erreiche ich den erste Passknackerpunkt, und quasi 300 Meter vorher tauche ich aus der Nebelsuppe auf und habe Sonnenschein. Sehr schönes Gefühl.

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Es folgen 12 Punkte zwischen St. Gallen und Bregenz. Das ist wieder mal viel Almland, aber eher dicht besiedelt. Es ist also viel Verkehr, es stehen Ampeln im Weg und an Baustellen wird gearbeitet. Meine letzte Tour durch diese Region habe ich deswegen sogar abgebrochen, aber heute ertrage ich es geduldig. Bisher kam in diesem Bericht ein Aspekt zu kurz: Es gibt erstaunlich viele Kühe in der Schweiz.

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Klar, Schweizer Käse ist weltberühmt, aber dass man dafür SO viele Kühe braucht, ist schon erstaunlich. Da kommt ja selbst Frankreich kaum mit.

Hier in der Gegend hat man immer wieder Ausblick auf gezuckerte Gipfel, z.B. hier am St. Anton.

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Hier ist endlich auch mal meine tapfere Versys 650 im Bild, die trotz ihrer 14 Jahre und 86000 km tapfer alles mitmacht, was ich von ihr verlange.

Der letzte Schweizer Punkt heißt Walzenhausen. Das vorgeschlagene Motiv ist der Bahnhof. Okay, aber mit Selfie:

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Geschafft! Große Erleichterung! Der Landespreis Schweiz 2021 ist mir sicher! :)

Oder habe ich nicht doch etwas vergessen? Dazu lädt man eigentlich die Nachweise auf der Webseite oder per Telegram hoch... aber jetzt gerade habe ich kein Handynetz. Vermutlich es verwirrt davon, neben dem Schweizer auch Österreicher und einen Hauch deutsches Handynetz zu empfangen. So bin ich dann halt mal 45 Minuten offline, warum treibe ich mich auch im Grenzgebiet rum. Danke, Infrastruktur.

So, was mache ich jetzt mit dem angebrochenen Tag? Es ist 12:30, ich habe 3 Stunden nach Hause. Zunächst ist der Tank so hungrig wie ich, also gibt's in Österreich einen vollen Tank und eine belegte Laugenstange. Ab jetzt habe ich wieder die gewohnte Kaufkraft ;) Ich fahre "über schön" durchs Allgäu. Normalerweise muss ich mich nach Urlaub in Italien, Frankreich, Spanien dahingehend resozialisieren, dass ich nicht zu schnell fahre. Nach 10 Tagen Schweiz ist es eher umgekehrt. Im Allgäu ist es jedenfalls schön.

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Da gibt's echt nette Strecken, wenn's auch mal dreistellig sein darf. Die Reifen haben beide noch Profil, wenn auch nicht an allen Stellen, wo ursprünglich mal welches war. Kaum zurück in Deutschland beginnt der Umleitungsterror. Eine davon kostet mich sagenhafte 45 Minuten, weil erst ganz am Ende einer Strecke klar ist, was genau gesperrt ist, und danach merkt man erst, dass alle vorherigen Abzweige nur für landwirtschaftlichen Verkehr sind. "Gesperrt in 7,3 km" wäre zu einfach, lieber schreibt man den Familiennamen vom Bauern an, dessen Hof der letzte erreichbare ist. Das ist für Auswärtige sicherlich tootaal hilfreich.

Danach kommen 2,5h Autobahn, was erstaunlich kalt ist. Und nach 10 Tagen Schweiz auch erstaunlich stressig. Können Deutsche nicht einfach in Frieden die Straße entlang fahren...? Ich mache Rast bei McDonalds für heiße Schokolade und Apfeltasche, zum Aufwärmen. Das hält etwa 10 Minuten vor. Naja, da muss man durch. Dabei habe ich immer den Gedanken: Ich hätte das hohe Windschild montieren sollen. Auf der Autobahn geht die Sonne unter. Der Tank wird knapp, daher tanke ich an der Autobahn nach: Für 1,999 pro Liter gerne auch nur 2 Liter. Podcasts halten mich wach bis 15 Minuten vor daheim, dann versagt dem Sena der Akku. Aber ich habe den Landespreis Schweiz 2021!

Ein Fazit folgt noch zur gegebener Zeit.

Uwe_MY
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#28 Beitrag von Uwe_MY »

blahwas hat geschrieben: 17. Okt 2021 21:27 17.10. Bern-Winterthur

Ich weiß nicht genau was ich von diesem Schild halten soll... andere Länder, andere Sitten.

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Das ist relativ schnell erklärt und typisch Schweiz.

Du parkierst Dein Fahrzeug in einem Gebiet in dem das Schweizer Militär Schießübungen durchführt (Schiessplattform!). Da wird scheinbar über den Parkplatz hinweg geschossen. Du kannst da parken, nur wenn da Brocken, oder ein Querschläger in Dein Fahrzeug einschlägt ist das Dein Pech.

Wenn Du mal drauf achtest sieht man recht häufig in der Schweiz am Waldrand Zielscheiben stehen. Die sind nicht immer vom lokalen Schützenverein.. Manchmal geht so ein Schiessen auch über ne Landstrasse hinweg. Die wird dann aber rechtzeitig gesperrt. ;)

Cheers

Uwe

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blahwas
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#29 Beitrag von blahwas »

Mit diesem Reisebericht enden auch drei Wochen mit jedem Abend einen Reisebericht. Früher habe ich ja auch fertige vollständige Berichte am Block veröffentlicht. Damit habe ich für Spanien 2021 aufgehört, weil ich unterwegs eh nichts anderes zu tun hatte. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich dann nicht noch nach der Reise "Arbeit" vor mir her schiebe, ggfs. bis zum Beginn der nächsten Reise, so dass ich irgendwann einen Bericht über die vorletzte Reise hätte schreiben müssen.

Mögt ihr lieber Live oder Fertig?

@Uwe
Danke für die Erklärung. Ja, man sieht viele Schießanlagen und anderes Militärzeug, z.B. Sollbruchstellen in Straßen, Bunker über und unter der Erde. Die Regelung appelliert an die eigene Risikoabschätzung - das gefällt mir.

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#30 Beitrag von karklausi »

Live find ich besser, hat man nicht alles auf einmal zu lesen. :pfeif:
Ausserdem kenne ich das, wenn man allein unterwegs ist, freut man sich abends über social media in jeder Form. :clap:
Aber mach wie du meinst.
Karklausi
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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#31 Beitrag von Luzifear »

Tach,
erstmal Glückwunsch, dass du wieder gut dahoam angekommen bist Johannes. :top:
Ich persönlich finde den täglichen Eintrag im "Passknackertagebuch" ganz nett, man ist irgendwie näher dran. ;)
Aber solange du uns mit solchen Eindrücken und Bildern versorgst, ist es eigentlich egal, wann der Bericht kommt.

Servus, die Luzi
Ich bin der, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben. :lol:

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#32 Beitrag von frieda »

Live ist gut, alle Eindrücke und Details sind noch frisch, du und wir haben überschaubare Portionen für mehrere Abende. :clap:

Die Bilder, Berge Hügel mit blauem Himmel lassen einem mit den Hufen scharren. :o

Interessant bei deinen Berichten, Spanien Südfrankreich oft wild und schroff, Schweiz oft weich lieblich kultiviert.

Erinnere mich noch an meine Reisezeiten, Schweiz is wunderschön, teilweise perfekte Modelleisenbahnlandschauft,

aber man kann sich irgendwann sattsehen.

Das wilde und oft schroffe Südfrankreich und Spanien reitzt und lockt immer. :think: ;)


Konfuzius sech über Motorradreisen : " Wenn alles planbar is, is ja langweilich. Es gibt kein gut oder schlecht, nur interessant " !! :pfeif:

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#33 Beitrag von jax »

Live finde ich auch besser, die paar Fehler, die dadurch entstehen sind nicht der Rede wert.

Eine Frage trotzdem: du nutzt den ITN Converter, auch mein Lieblingsplanungstool. Dazu ein Tipp und eine Frage:

man kann die geplante Strecke natürlich in alle möglichen und unmöglichen Formate exportieren, dabei ist mir ein "Format" eine besondere Hilfe, Export nach TomTom Mydrive! Das hat den Vorteil, dass man die Verkehrslage recht genau angezeigt bekommt. Wenn man sich dann noch anmeldet, dann lässt sich diese Route in Mydrive speichern und mit dem Smarty synchronisieren (TT App MyDrive). Dort kann ich morgens vorm Start oder unterwegs wunderbar sehen, wo es stockt. Ob das allerdings auch mit uhrzeitabhängigen Passzugängen funzt? Keine Ahnung.

Frage: du hast dir die Passknackerpunkte als Favoriten im ITN Converter hinterlegt, geht das irgendwie automatisiert oder nur händisch, Punkt für Punkt?

Gerade gefunden: gpx Dateien kann man als Favoriten importieren, wieder was dazugelernt, klasse!

jax

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#34 Beitrag von blahwas »

Man kann alle möglichen Formate als Favoriten importieren. Formatvielfalt ist ja gerade das versprechen!

Ich exportiere XXX und "normale" Pässe in zwei gpx Dateien. In der XXX-Datei ersetze ich "<name>" durch "<name>XXX ", dann ist das übersichtlicher.

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#35 Beitrag von blahwas »

Fazit

Reisen in der Schweiz
Ich habe mich immer und überall absolut sicher gefühlt. Dafür habe ich mich auch immer und überall wie ein armer Schlucker gefühlt, denn das Preisniveau ist ungewohnt hoch. Essen gehen kostet mindestens das doppelte von Deutschland, und auch Einkaufen locker die Hälfte mehr. Benzin kostet etwa das gleiche wie daheim. Übernachtungen kosten etwa das doppelte, sind dann aber oft ohne eigenes Bad. Unter 50 Euro die Nacht geht eigentlich nur in gemischten Schlafsälen, wobei der Übergang zum Obdachlosenasyl fließend ist. Die Schweiz hat große französisch- und italienischsprachige Landesteile, wo man mit Deutsch nicht wirklich weiter kommt, aber mit Englisch so halbwegs. Die Schweiz ist eher entspannt hinsichtlich Corona-Maßnahmen. Tankstellen und Supermärkte gibt es überall, besser als in Deutschland. Schweizer Bargeld braucht man nahezu nie. Die Menschen habe ich als hilfsbereit und aufgeschlossen erlebt, im Großen wie im Kleinen.

Motorradfahren in der Schweiz
Die Schweiz an sich ist überhaupt nicht entspannt in Sachen Straßenverkehrsordnung: Außerorts gilt Tempo 80, und ab 1 km/h Übertretung gibt es saftige Bußgelder. Blitzer habe ich nur innerorts und auf Autobahnen wahrgenommen, aber von einer übertrieben sportlichen Fahrweise und gewagten Überholmanövern sollte man lieber Abstand nehmen. Das ist kulturell nicht verankert, wird nicht gern gesehen und kann empfindlich bestraft werden. Die Autobahnvignette kostet 40 Franken = 36 Euro und ist unbedingt empfehlenswert, weil es oft keine anderen Ortsumgehungsstraßen gibt, und auch viele Tunnels erfordern den Aufkleber. Einige wenige Bergstrecken kosten zusätzlich Maut, die muss man aber mit der Lupe suchen (nicht wie in Österreich). Der Straßenzustand ist so ziemlich der beste in Europa. Die Fahrkultur ist aufmerksam und rücksichtsvoll, was ich sehr angenehm fand. In den jeweiligen Sprachregionen ist die Fahrkultur dort auch eher französisch oder italienisch, also eher am Individuum orientiert ;) Allgemein darf man nicht im Stau in der Mitte durch fahren. Manche Einheimische halten sich dran, manche nicht - man wird also vermutlich nicht zwangsläufig sofort erschossen, wenn man es doch tut. Motorradwerkstätten und -reifen sind natürlich ebenfalls teurer als in Deutschland. Das Teleatlas Kartenmaterial ist überwiegend gut. Viele Navis priorisieren leider die Autobahnumfahrung von Zürich nicht hoch und schicken einen eiskalt mitten durch die Innenstadt von Zürich, z.B. auf dem Weg von Luzern nach Winterthur. Da steht man dann an 30 Ampeln, u.a. am Bahnhofsvorplatz. Was erlauben Navi??

Passknacker in der Schweiz
Die 379 Punkte des Landespreises enthalten natürlich alle Klassiker am Alpenhauptkamm, die wirklich sehenswert sind, aber auch viele Geheimtipps, die in der Masse in der kurzen Zeit etwas repetitiv werden. Man fährt in Summe viel in Almenlandschaft auf einspurigen Straßen und fragt sich nach dem dritten Tag, ob man hier nicht schon mal war? Es ist oft wie im Schwarzwald, nur dass weniger los ist. Dafür ist die Datenqualität natürlich hervorragend, wobei teilweise "Zubringer" für meinen Geschmack etwas großzügig ausgelegt wird. Leider sind einige Punkte am Wochenende nicht erlaubt (oder nur von 18-8 Uhr), insbesondere im Kanton Schwyz, was die Routenplanung deutlich verkompliziert. Auch andere Punkte haben Einbahnstraßen-Zeitregelungen, die einen schnell mal eine Stunde kosten können. Insgesamt ist ein Durchschnittstempo im Bewegung von 50 km/h leider eher optimistisch als pessimistisch.

Mein Weg zum Landespreis
Ich war 2x nur für den Landespreis nur in der Schweiz unterwegs, und habe mich ansonsten auf der An/Abreise nach Italien bedient. Bei den Touren durch den Westen und Norden habe ich gern in Frankreich oder Deutschland übernachtet. Das spart schnell mal 20 Euro je Nacht. Ich war 11 Tage nur in der Schweiz unterwegs ("Ganze Tage"), und 7 Tage in der Schweiz und noch eine nennenswerte Strecke im Ausland (z.B. von/nach Nürnberg "Halbe Tage"). Alles am Stück zu machen wäre natürlich effizienter gewesen. Den Wintereinbruch habe ich ziemlich knapp verpasst. Ich wäre fast am Pragelpass gescheitert. Im September wollte ich von Osten rüber, bin aber in die Sonntagssperre gefahren. Da hätte ich von Westen fahren müssen, denn dort kommt man bis zur Passhöhe. Als ich es im Oktober wieder versucht habe, hatte ich bereits Schnee auf der Fahrbahn, aber mit gerade noch freien Reifenspuren dank der Autos. Punktlandung. Irgendwo zwischen Zürich und Bern habe ich mal einen Punkt verpennt, was mich am nächsten Tag aber nur 20 Minuten Umweg gekostet hat, weil ich ohnehin fast den gleichen Weg zurück geplant hatte. Ich hatte immenses Glück mit dem Wetter im Oktober.

Was bleibt?
10 Tage Tour ohne einen Tropfen Regen - dafür war es kalt, ich hatte noch das kleine flache Sommerwindschild montiert, und ich war gesundheitlich nicht topfit - aber ich habe es geschafft. 0 Unfälle, 0 Umfaller, 1 Radarfoto (vermutlich 40 Franken). Macht 0 Grund zur Klage und insgesamt ein erreichtes Lebensziel! Mache ich das jetzt jedes Jahr? Sicherlich nicht. Aber wenn ich in der Gegend bin, baue ich gern wieder Strecken aus dem Jura ein, oder aus dem Süden oder Osten. Das waren für mich die Highlight-Regionen.

Berichte?
Jeden Abend einen fertigen Bericht zu machen statt nur Notizen dauert etwas länger, dafür ist man dann aber auch nach der Reise schon damit fertig. Und die Leser fiebern mehr mit, als wenn man irgendwann den fertigen 20seitigen Bericht auf den Tisch knallt. Win-win! :) Weniger ist beim Schreiben manchmal mehr: Ich mache keine Gopro-Fotoserien mehr, und zu 98% auch keine Bildbearbeitung. Die Fotos aus dem Handy sind meistens schon ausreichend für meine Ansprüche. Wenn noch Zeit ist, zeige ich die Route, sonst halt nicht. Wer einen Passknacker-Landespreis will, muss auch Routen planen können ;)

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#36 Beitrag von fransjup »

Moin Johannes
Danke für`s mitnehmen :] , war wieder toll . :respekt:
gruß fransjup

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Re: Reisebericht Passknacker Schweiz 2021

#37 Beitrag von blahwas »

Nachtrag dazu, auch knapp 3 Jahre später denke ich gern an die Tour zurück. Es kam auch noch kein Knöllchen :)

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