Neben dem entspannten Abfahren schöner Strecken in guter Gesellschaft habe ich noch zwei Hintergedanken: 1. Passknacker Landespreis Schweiz 2. Möglichst viele Passknackerpunkte. Punkt 2 mache ich eigentlich ohnehin immer Punkt 1 hilft bei der Planung meiner An-/Abreise und gibt ein paar Tagestouren vor: So ungefähr alles östlich von Liechtenstein: Rund um Chur, Davos, St. Moritz, den Umbrail und den gesamten Alpenhauptkamm. Wichtig ist noch auf der Abreise möglichst alle Punkte zu erwischen, für die es später im Jahr zu spät sein könnte, wenn der Schnee kommt.
Der Motorradbesitzer von Welt hat mehr als einen fahrbaren Untersatz, ich z.B. eine MT-09 und eine Versys 650. Da stellt sich die Frage, womit wäre ich denn dort besser angezogen? Es ist zwar eine Veranstaltung des Versysforums, aber auch Fahrer von Fremdfabrikaten sind willkommen. BMW-Fahrer bekommen anfänglich etwas Gefrotzel ab, das war's. Da ich in der Folgewoche - wie letztes Jahr - mit ein paar Freunden ernsthafte Schotterstrecken im Piemont fahren möchte, ist für mich klar die Versys 650 gesetzt. Die hat auch schon Unterfahrschutz und solche Späße.
Jetzt kommt etwas Technik-Vorgeplänkel:
An Klamotten wähle ich die neue IXS Hose und die alte Revit-Jacke, beide mit Z-Liner, weil ich die neue Jacke nicht gleich mit Staub versauen will, aber gerne eine tatsächlich wasserdichte Hose hätte.Also wird die Versys auf einen frischen Satz Conti TKC70 gestellt und kriegt noch ein neues Kettenkit. Außerdem darf die Bremse gern mal gründlich entlüftet werden. Normalerweise trage ich die Räder zur Werkstatt für den Reifenwechsel oder stelle das Motorrad für einen Kettenkitwechsel in die Werkstatt, da bei der Versys eine Endloskette nicht passt und ich mir das Vernieten nicht so richtig zutraue. Die Kombination der Arbeiten macht es sinnvoll, alles in der Werkstatt machen zu lassen. Ich bringe die Maschine samt Reifen und Kettenkit Montag dort hin und kann sie Donnerstag abholen. Es wurden auch die hinteren Bremsbeläge ohne Absprache getauscht, dabei hätte ich daheim noch welche, aber hey, was soll's. Auf dem Weg zur Tankstelle - ich will morgen mit vollem Tank starten - fährt sich der Hobel echt ungewohnt. Da ist klar bei frischen Reifen, besonders mit groben Profilkanten, außerdem fahre ich den TKC70 sehr gern in 150/70 R17 statt 160/60 R17. Das ist billiger, sieht gut aus, gibt mehr Bodenfreiheit und ist um die Mitte rum deutlich agiler. Leider ist auch die ABS-Warnlampe an. Nach dem Tanken schaue ich mal, ob der ABS-Sensor am Vorderrad richtig sitzt: Ja, sitzt er. Aber irgendwas stimmt hier nicht... der ABS-Kranz auf der Bremsscheibe fehlt. Blick zur anderen Seite: Da ist er ja!
Okay, wow. Vorderrad falschrum montiert. Na dann mal zurück zur Werkstatt - jetzt ist die ABS-Warnlampe aus? - und reklamiert. Werkstattmensch ist untröstlich und dreht sogleich das Vorderrad wieder um. Ich fahre nach Hause, ABS-Lampe ist aus, aber als ich probeweise eine Vollbremsung hinten mache, regelt das ABS nicht. Hmm. Ist vielleicht die Batterie zu leer? Das waren jetzt einige sehr kurze Strecken nacheinander. Ich weiß auch nicht was Werkstattmensch in der Zwischenzeit getrieben hat, nur, dass er 60 km mit meiner Versys gefahren ist. Er mag sie und hat sich inzwischen selbst auch eine gekauft.
Daheim parke ich vor der Garage, weil ich noch die Enduro-Fußrasten montieren will. Ich fahre das Auto aus der Garage, und will das Motorrad rein schieben, aber das klappt gar nicht so gut. Irgendwas bremst deutlich bei jeder Radumdrehung. Es federt sogar vorne ein, also muss es vorne sein. Intensives nachgucken und -denken fördert zu Tage, dass die Bremsscheibe am Gabelfuß schleift, bzw. an dem Teil, in dem der ABS-Sensor sitzt. Da war doch was? Richtig, seit Werkstattmensch die Radlager in diesem Vorderrad neu gemacht hat, ist das so, wenn man die Achse "zu fest" anzieht. Das lässt sich beheben indem man sie laut Werkstattmensch "mit Drehmoment" anzieht. Ich stelle das Motorrad auf die Front- und Heckheber und mache mich ans Werk. Vorgesehen ist ein Drehmoment von 108 Nm für die Achse und 20 Nm für die Klemmschraube. Mit 108 Nm klemmt das Vorderrad. Mit 80 ebenso. 70, 60, 50, nada. Bei 40 macht es noch Geräusche, leistet aber keinen Widerstand. Bei 30 Nm werden die Geräusche weniger. Bei 20 Nm noch weniger. Bei 10 Nm kann man eigentlich nicht mehr von "festziehen" sprechen, da flutscht es. Ich entscheide mich für die 20 Nm. Damit will man natürlich nicht fahren, aber es gibt ja noch die Klemmschraube. Die bekommt dann eben mehr als 20 Nm. Die Vorderachse ist innen hohl und ich montiere noch Sturzpads mittels Gewindestande durch die Vorderachse. Das ist dann die dritte Sicherung, so verliere ich die Vorderachse wenigstens nicht. Die Vorderachse hat ca. 12 mm Gewinde, bevor sie einseitig lose wäre. Das würde ich ja wohl sehen. Das ist insgesamt trotzdem reichlich haarig und ich nehme mir vor, direkt nach dem Urlaub wieder auf das andere Vorderrad zu wechseln, mit dem ich all diese Probleme nicht habe. Und dann bekommt dieses Rad hier korrekt verbaute Radlager. Nicht von meinem Werkstattmensch. Aber so bin ich auch früher schon rumgefahren und habe es überlebt.
Ich bin voll geimpft. Die Einreiseregeln sind daher für Schweiz und Österreich auf dem Landweg "komm einfach", für Italien muss man ein Onlineformular ausfüllen, was ich pflichtschuldig vorher mache.