Reisebericht Alpenschotter 2021 Piemont

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blahwas
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Re: Reisebericht Alpenschotter 2021 Piemont

#21 Beitrag von blahwas »

So 26.9. Südschweiz und Heimkehr

Heute fahre ich die restlichen Punkte im Süden der Schweiz ab und muss um 20:00 am Flughafen Zürich abfliegen. Das Wetter ist durchwachsen angesagt, und einen definitiven Stellplatz habe ich noch nicht auftun können. Am Flughafen ist alles entweder teuer bewirtschaftet oder verboten, auch für Motorräder. Bei den S-Bahn-Stationen in der Nähe ist augenscheinlich nirgends Platz für Motorräder. Bei einem Kawasaki-Händler 10 Minuten Busfahrt vom Flughafen möchte man mich nicht parken lassen, man brauche den Platz für Kunden. Ich brauche aber keinen Service, besonders nicht zu schweizer Preisen. Der nächste Ort, wo man wild parken kann und gut zum Flughafen kommt ist dann anscheinend tatsächlich der Hauptbahnhof Luzern, aber die Zugfahrt kostet mehr Geld als mir lieb ist. Also wird es eben Bordstein vorm Hauptbahnhof Zürich. Das haben sich die Verkehrsplaner bestimmt genau so gewünscht.

Aber zunächst fahre ich eine Motorradtour. Der letzte Tag einer 14tägigen Reise, was kann da schon schief gehen? Es ist ja sogar noch Profil auf den Reifen! Der erste Punkt heute ist die Moosalp, wo man sich aus dem Rhonetal bis auf 2048 Meter hochschraubt. Es wird kalt.

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Bloß wieder runter und durch Brig zum Simplonpass hoch. Hier wird's dann nicht nur kalt, sondern auch nass. Die Regenklamotten werden mich den Rest des Tages begleiten, also verwende ich tatsächlich mal die Kapuze der Regenjacke. Den Simplonpass geht's wieder runter, das Tal entlang, gar nicht so wenig Verkehr, und einen Abstecher zum Nufenenpass. Jetzt fahre ich nur noch im Nebel und muss mich ziemlich vorwärts tasten. Leider machen extrem schleichende PKW das ganze nicht einfacher, die man mangels Sicht noch nicht mal sicher überholen kann. Aber bei 30 statt 10 km/h spart das relevant Zeit. Fotos machen wenig Sinn. So sah es am Grimselpass aus:

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Unten im Tal ist dann mal etwas Pause unter einem Vordach angesagt. Snack rein, trinken, Stoffwechsel. Und weiter geht's zum Gotthard und Tremola. Die Kopfsteinpflasterkehren auf der anderen Seite spare ich mir heute.

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Sodann geht es direkt nach Norden. Den Oberalppass habe ich bereits letzte Woche erledigt. Mein nächster Wegpunkt heißt Sustenpass, und hier hört dann endlich der Regen auf und sogar die Sonne kommt raus. Eine echte Wohltat, Zeit für eine Pause.

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Als ich die Passhöhe erreicht habe, ist das Pflichtprogramm an Pässen für heute erledigt. Damit ist der Druck erst mal raus. Da auch das Wetter jetzt gut ist, wird es fast erholsam und ich mache mehr Fotos. Lohnt sich hier!

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Jetzt muss ich nur noch zum Flughafen kommen, bzw. zum Bahnhof Zürich fahren. Dafür hätte ich 3 Stunden Zeit. Das ist eine Stunde mehr als ich laut Google Maps brauche. Es gibt natürlich noch mehr Punkte abzufahren, das spart mir später Zeit für den Landespreis. "Chirchen / Lammi" liegt ohnehin auf dem Weg. Der Brünigpass liegt quasi am Weg, ist aber vielleicht nicht der schnellste Weg. Zwei hoch gelegene Almen hier spare ich mir heute, weil ich zeitlich vermutlich eh nicht beide schaffe. Es folgen viele Tunnels nach Norden, aber auch Umleitungen, weil die Autobahn nicht ganz fertig ist. Dann liegt im Osten ein interessant-kurioser Punkt: Der Ächerlipass ist nur am Wochenende erlaubt, Mo-Fr ist gesperrt. Also mal andersrum! Heute ist Wochenende, da nehme ich doch gern die Komplexität raus aus der künftigen Planung und mache das "eben". Dazu geht es sagenhafte 12 km einspurig den Berg hoch mit wenig Sicht, aber immer mal wieder Autos. Freundlicherweise lassen mich langsamere Fahrzeuge immer sofort passieren, auch wenn sie dafür anhalten oder ausweichen müssen. Vielen Dank!

Oben angekommen habe ich noch Zeit gut und kann sogar noch die Ostseite fahren, statt einfach umzudrehen. Hier kommt dann auch tatsächlich die Baustelle, wegen der man werktags nicht fahren darf. Der Rest ist dann wieder Autobahn, wobei für einen Sonntag doch recht viel Verkehr ist. Ich hänge mich an eilige Einheimische an und vermeide es damit, in einen der Blitzer zu tappen, die hier alle 2 km stehen. Der Verkehr ist flüssig und die Autobahn reicht bis nach Zürich hinein, nur die letzten 3 km sind Ampelrückstau. Da verliere ich die Nerven. Mal sehen ob sich das später noch rächen wird. Ich suche einen geeigneten Stellplatz für die Versys am Hauptbahnhof. An den großen Fahrradständern stehen am Rand immer auch Motorroller und Motorräder. Da quetsche ich mich noch irgendwie dazu.

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Damit bin ich nicht wirklich happy, aber ich habe jetzt auch nicht den Nerv die ganze ampelverseuchte Innenstadt abzusuchen, und ein Rollerfahrer, den ich anspreche, meint, das wäre kein Problem, ginge ja nicht anders. Der hat ja auch kein deutsches Nummernschild, denke ich mir, aber bleibe mal optimistisch.

Dann packe ich mein Gepäck um: Tankrucksack, Regenkombi und Turnschuhe können hier bleiben, aber bitte alles ins Topcase. Hoffentlich schimmelt es nicht, bis ich zurück bin. Im Hauptbahnhof suche ich eine Toilette, aber dazu bräuchte man schweizer Münzen. Hmpf. Dann eben Ticket und Zug, rein in den Zug, und dort direkt auf die Toilette. Aah. Schon viel besser. So sind die 9 Minuten Fahrzeit auch gut genutzt. Mein Ticket (6 Euro) wird sogar kontrolliert und nicht beanstandet. Das ist sicherlich besser als jetzt noch 400 km Motorradfahren.

Am Flughafen gebe ich die Topcaseinnentasche als Gepäck auf, nehme nur Laptoptasche und Helm als Handgepäck und der Rest verläuft dann sehr angenehm. Das Flugzeug hat 5 Sitzplätze je Reihe und ist eher voll. Der Flug klappt, das Gepäck taucht wieder auf, die U-Bahn fährt pünktlich und 22 Uhr bin ich wohl behalten daheim.

38,0% Schweiz
15 Tage am Stück Motorrad gefahren
0 Umfaller

Hier endet der Bericht meiner Reise. In zwei Wochen geht's weiter. Schiefgehen kann jetzt noch, dass die Versys geklaut wird, das wäre versichert, oder abgeschleppt, weil Bordsteinparken doch nicht 100% legal ist, das wäre mutmaßlich sehr teuer. Bezüglich des Landespreises könnte ein Wintereinbruch meine Pläne durchkreuzen. Die ganz hohen Pässe habe ich zwar schon, aber zwei sind noch dabei, die gefährdet sind: Chasseral im Jura (1502 Meter) und die Griesalp am Kiental (1408 Meter) werden nicht geräumt. Sobald einmal Schnee drauf liegen bleibt, sind sie den Rest des Jahres nicht befahrbar. Ich bestelle ein paar "Schneeketten" zum Umschnallen für 20 Euro, die mich vielleicht retten könnten. Aber in meiner 10 Tage-Tour mache ich die höchsten Punkte vorsichtshalber zuerst machen.

Am 9.10. früh geht der Flieger nach Zürich, und ich habe Zeit bis zum 18.10. abends.

Und Mirko? Da ging's auch noch weiter, als ich schon daheim war:
Montagvormittag in der Werkstatt, ich sehe die Kati nach 3,5 Tagen wieder. Es lässt sich ein kompetenter Mitarbeiter finden, mit dem Kommunikation auf Englisch leidlich funktioniert. Nach meiner Schilderung der Probleme wird klar, die Reparatur wäre frühestens in 7 Tagen machbar. OK für mich, der kostenlose Transport zur heimischen Werkstatt unrepariert ist damit möglich.

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Beim Telefonat mit der Hotline stellt sich heraus, für den Transport über die Grenzen wird die grüne Versicherungsbescheinigung benötigt. Hab ich natürlich nicht, kann ich aber nachreichen. Sonst scheint alles klar. Vorab hatte ich schon die Optionen für die Heimfahrt recherchiert. Zwei Tage mit Mietwagen fällt aus, zu öde und außerdem sollte ich eigentlich schon am Dienstag auf Arbeit sein. Dann gäbe es noch 12 Stunden Bahnfahrt oder ein Direktflug nach Köln, beides von Mailand aus. Flug wäre auch noch deutlich billiger als das Bahnticket und wird damit auch ersetzt. Also in Mailand ein Hotel - natürlich nur das Beste!!! (Zweisterne-Hotel im Umkreis von 5 Metern) gebucht und mit der Bahn hin.

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Nachmittags und abends ein bisl Sightseeing. Um 8 Uhr morgens geht der Flieger, davor noch eine Stunde Bahnfahrt zum Flughafen, also 5 Uhr aufstehen. Mittags war ich dann zu Hause.

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Nach dem ich meine Versicherungsbescheinigung nach Turin mailen konnte, war so weit alles klar für den Transport. Die Hotline bestätigte das auch, meinte jedoch, dass das wegen vieler zu transportierender Fahrzeuge in Italien und Balkan bis zu 4 Wochen dauern könnte. Rechnet man dann noch die Zeit bis zum nächsten freien Reparaturtermin und Teilelieferungen dazu, kann ich vielleicht „schon“ Weihnachten wieder mobbedfahren. Yeah?!
Danke fürs Mitkommen und bis bald - ab morgen geht's täglich live weiter aus der Schweiz :) Und zwar hier: viewtopic.php?f=17&t=19049

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