Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

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blahwas
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#21 Beitrag von blahwas »

So 17.07. Montenegro

Frühstück gabs heute im Restaurant - im gleichen, wo es gestern das Abendessen gab. Drei Spiegeleier, Tomaten und Käse. Geht gut runter und ist bekömmlich. Es ist so früh am Tag schon erstaunlich warm. Ich fahre mit nassem Schlauchtuch über Kopf und Hals los, und das war die richtige Entscheidung.

Es geht eine Weile den See entlang, und dann einen Abstecher nach Norden zu einem einsamen Punkt. Das Fotomotiv ist ein "Naturtunnel". Sieht man auch nicht alle Tage.

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Auf dem Weg passieren wir eine kleine Schafsherde, und ein Autofahrer erklärt uns, dass es für uns da nicht weiter geht - dazu macht er eine Handbewegung, die ich als "stempeln" deute, und somit folgere, dass da ein Grenzübergang kommt, der für uns nicht offen ist. Kleinere Grenzübergänge sind oft nur für Anwohner in der Nähe offen, bzw. für Bürger der beiden Nachbarstaaten. So war das auch "bei uns" früher, vor EU und Schengen.

Auf dem Weg zurück in den Süden haben wir wieder einen Blick auf die Bucht von Kotor. Dieses Mal aber von Norden.

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Die sieht einfach echt gut aus. Leider gibt es keine Umgehungsstraße, und in ganz Montenegro auch keine Autobahn. So quälen wir uns 20 km an der Bucht entlang 15 Meter vom Strand durch die Bebauung und die Urlauber, bis es auf den Berg hoch geht. Jetzt haben wir Sicht auf die Bucht aus Osten :)

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Hoch auf den heiligen Berg, gibt es echt tolle neue Straßen. Was sind eigentlich Alpenpässe? Ganz oben dann die Sehenswürdigkeit:

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Außerdem gibt es nahezu Rundumaussicht dank 1775 Meter Höhe. Die Landschaftsform "einzelne Bäume wachsen aus waagrechten Felsen" kannte ich noch nicht.

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Dann folgt eine Überführungsetappe, mein Navi führt uns wieder an die Küste. Schöne Aussicht, aber leider viel Verkehr, und sogar eine Ampel alle 10 km! Am nächsten Punkt stimmen wir uns ab: Christoph hätte da eine Alternative, dank des Routings von kurviger.de. Okay, dann fahr mal vor. Ergebnis:

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Es geht über einsamste einspurige Asphaltpfade den Berg hoch. Es liegt immer mal loses Material im Weg, aber das schockt uns beide nicht. Die letzten Meter fädeln wir sogar wieder auf eine zweispurige Strecke ein - ebenfalls ohne Verkehr, aber mit deutlichen Vernachlässigungsspuren. Überhaupt ist es außerhalb der Touristengegenden alles etwas morbide, von schlecht gepflegt über verlassen bis hin zu Ruine.

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So, das war der letzte Punkte heute! Ab nach Podgorica! Auf dem Weg fahren wir auf ein Regengebiet zu.

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Da uns beiden eher warm ist - wir hatten heute wieder 38 Grad, und morgens schon 26 Grad, hätten wir nichts gegen eine kleine Dusche. Gegen eine Pause hätten wir aber auch nichts, denn sonst wären wir schon 16 Uhr am Hotel. Ich hatte bei der Hotelsuche ja noch an mein Navi geglaubt, dass wegen "unbefestigte Wege vermeiden" eine deutlich längere Strecke ausgeworfen hatte.

So machen wir Pause in einem Cafe auf der überdachten Terrasse. Nach dem ersten Getränk geht der Regen los und ein Blick aufs Regenradar - ich hatte dann doch die zweite Auslands-Roamingoption gekauft, herzlichen Glückwunsch an meinen Handyprovider - steht fest, dass das Gewitter gerade erst los geht und etwa 1,5 Stunden dauern wird. Wir bestellen uns Smoothies: Schoko-Banane und "Tropical". Außerdem finden wir noch Nüsse im Gepäck.

Dann wird es draußen doch schnell wieder hell, und wir fahren einfach weiter. Es geht schnurgerade stumpf die Hauptstrecke entlang, nach Podgorica hinein. Das ist die Hauptstadt von Montenegro, mit einem eindeutig sowjetisch geprägten Straßenbild. Vierspurige Straßen mit Beleuchtung und Kreisverkehren. Es ist fast gar kein Betrieb - das kann am Sonntag liegen oder an der Ferienzeit oder an der Aluhütte, die normalerweise 30% der montenegrischen Exportleistung macht, aber vielleicht nicht am Sonntag? Unser Hotel ist leicht zu finden: Ein moderner Bau mit origineller Architektur, die einige Rätsel aufgibt, wenn man keine Egoshooter gewöhnt ist. Die Zimmer sind groß, sauber, und komplett ausgestattet. Außerdem gibt's hier anscheinend keine Stechmücken! Die haben mich bisher ganz schön genervt.

Nach der Dusche bekommt die Versys anlässlich der Hälfte der Tour noch etwas Liebe: Der Topcaseträger stößt rechts mal wieder seine Schrauben ab, die Bremsbeläge werden inspiziert, und da die Gabel rechts sifft, stopfe ich Papiertücher zwischen Simmerring und Staubkappe. Rechts ist der Motor ölfeucht, aber es tropft nichts und der Ölstand ist völlig in Ordnung. In Summe recht viele Baustellen für gerade mal 50000 km, aber hey. Abendessen gibt's im Hotelrestaurant, italienisch. Es ist weiterhin irritierend mit Euro zu bezahlen, wenn die Speisekarte primär in kyrillischer Schrift geschrieben ist - aber bisher konnte das Personal überall Englisch, und auch die Speisekarten waren zweisprachig. Die Zimmer kosten übrigens je 35 Euro inkl. Frühstück. Der Durchschnittslohn in Montenegro sind 550 Euro im Monat (und in Deutschland 2084).

Nur 280 km heute, aber viel davon in Ballungsgebieten. Laut Strecke sind wir genau im Plan. Wir sind ja überhaupt nur in Montenegro, weil es in Kroatien und Bosnien-Herzegowina so gut lief.
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Heute keine Grenzübertritte. 43% Montenegro.

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#22 Beitrag von blahwas »

Mo 18.07. Montenegro Nordost

Der unmittelbar vor Ort klar gewordene Nachteil an diesem Hotel war Verkehrslärm. Schnelle Fahrzeuge von der Schnellstraße, und Hupen von der Kreuzung - beides direkt vorm Fenster. Frühstück gabs heute im Hotel - ein Buffet, interessanterweise ohne Kühlung, also auch ohne Butter. Wir hauen ordentlich rein, bezahlt ist es ja schon.

Stadtauswärts halten wir noch bei einem Supermarkt, der erst auf den dritten Blick als solcher zu erkennen ist: Ein fensterloser schwarzer Gebäudewürfel. Es gibt hier keine der vertrauten Ketten. Dann geht die Tour den ersten Pass hoch, und es wird schnell sehr einsam. Anfangs noch mit idyllischer Sicht auf einen Fluss.

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Dass wir die Straße praktisch für uns alleine haben liegt vor allem an der neu gebauten Autobahn, die parallel läuft. Es ist die erste Autobahn in Montenegro.

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Freundlicherweise wurde aber auch auf unserer Straße zuvor der Belag erneuert. Und von wem...?

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Zurück auf dem Hauptweg haben wir reichlich Verkehr, weil die Autobahn endet, und weil es die Achse Podgorica - Belgrad ist, also die Hauptstädte von Montenegro und Serbien, wobei man wissen wollte, dass Montenegro früher ein Teil von Serbien war. Wir bewegen uns aber nicht nur Richtung Serbien, also Norden, sondern auch Richtung Kosovo, also nach Osten. Wobei das Kosovo früher auch ein Teil von Serbien war, und aus Sicht von Serbien auch heute noch ist, was manche Dinge verkompliziert. Das ist aber nicht unsere Sorge, wir fahren sorgenfrei über 1700 Höhenmetern Motorrad, auf weitgehend verkehrsfreien und heute zu 80% einwandfreien Straßen.

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Auf den restlichen 20% muss man spurversetzenden Schlaglöchern und losem Material in der Kurve rechnen. Das bemerkt der semi-bestollte und Wilbers-gedämpfte Reiseendurofahrer vor allem daran, dass die Autos sehr langsam fahren.

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Die Landschaften sind wirklich toll, und auch vom Fahrspaß her sind die meisten anderen Regionen Europas, die ich so kenne, unterlegen.

Mittags bin ich schon etwas müde und wir kehren ein zu einer Cola- und Nüsse-Pause. Montenegro ist übrigens ein Freilichtmuseum für VW Golf 2. Mein heutiger Rekord waren 5 davon auf einmal.

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Dann geht es wirklich dicht Richtung Kosovo. Ein Passknackerpunkt liegt sogar im "Niemandsland", also zwischen dem "Sie verlassen Montenegro"-Grenzposten, und dem "Sie betreten Kosovo"-Grenzposten - aber noch vor der geographischen Grenze, daher zählt der Punkt zum Passknacker Landespreis Montenegro. Die Grenzer haben es nicht gemerkt, dass ich ausgereist bin und 5 Minuten später wieder eingereist. Und auch mein Handyprovider will mir nicht noch ein drittes Roamingpaket andrehen ;) Die Region hier ist übrigens schon sichtbar muslimisch geprägt.

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Dann kommt wieder ein längere Überführung zu unserer heutigen Unterkunft. Wir passieren insgesamt drei Kontrollstellen der Polizei, davon zwei mit Laserpistole. Da sich alle Autofahrer gegenseitig warnen kann man da kaum erwischt werden, außer man hat gerade das Handy vor der Nase. Ich hatte eigentlich schon hinter der südlichen Grenze von Österreich aufgehört, überhaupt auf die Schilder zu achten...

Wir haben heute zwei Zimmer in einem Hotel in der Kleinstadt Bijelo Polje. Die Motorräder parken in der Garage, wo ich schon beim Reinfahren Holzschrauben auf dem Boden entdecke, und daher eine besonders saubere Linie wähle. Ich frage mich ja, wie viele Motorradurlauber mit Reifenpanne sich die Fremdkörper in der Hotelgarage eingefahren haben, denn da wird ja auch gearbeitet.

Heute waren es nur 27 Grad und damit 10 Grad kälter als gestern, und dabei auch nicht schwül. Nach der Katzenwäsche wandern wir die Innenstadt von Bijelo Polje ab auf der Suche nach Abendessen. Wir sind tatsächlich beeindruckt vom großen Angebot von Cafes und Bars. Es gibt hier Nachtleben, sogar am Montagabend. Es sind sogar Frauengruppen unterwegs - bisher waren in der Gastro nur Männer. Restaurants entdecken wir nicht so viele, aber eins reicht ja. Ich hätte gern mal wieder was exotisches, China, Indien, Japan, Thailand, sowas habe ich aber seit Österreich mehr gesehen. Also werden es dann eben Burger. Die schmecken gut und machen satt. Zu zweit mit drei Getränken zahlen wir ganze 15 Euro. Übrigens, bis jetzt konnten wir mit jedem Englisch sprechen. Und es gibt keinen Alkohol auf der Karte, aber alkoholfreies Bier.

Der unmittelbar vor Ort klar gewordene Nachteil an meinem Hotelzimmer sind ca. 50 kleine Insekten an der Decke des Badezimmers, von denen mindestens 10 auch noch leben. Außerdem schließt die Tür zwischen Bad und Schlafzimmer nicht.

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Die Route hätte man im Nordosten gut durchs Kosovo abkürzen können, aber einer der Grenzübertritte wäre illegal gewesen, weil es am Cakor keinen Grenzübergang gibt, bzw. well dieser seit dem Kosovo-Krieg geschlossen ist.

350 km heute und kurz vor 17 Uhr am Hotel. 71% Montenegro.

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#23 Beitrag von blahwas »

Di 19.07. Montenegro Durmitor Nationalpark, Fluss Drina

Frühstück gabs heute im befreundeten Hotel - ein kleiner Spaziergang morgens tut gut. Wir hauen ordentlich rein, bezahlt ist es ja schon. Wir mussten leider etwas umplanen, weil der angedachte Grenzübergang nur für Anwohner geöffnet ist. Dadurch wird die Route leider deutlich länger. Auf sowas habe ich als Schengen-Wohlstandskind leider nicht früh genug geachtet.

Dann geht's direkt los zu einem super einsamen Passknackerpunkt. Auf dem Weg dorthin fällt mir auf, dass die Straße real viel gerader ist als auf dem Navi. Das ist mir durchaus recht, denn die Route ist recht lang.

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Kurz vorm Punkt geht es rechts ab auf die alte Holperstrecke, aber geradeaus ginge es neu ausgebaut weiter. Das fällt uns wieder ein, als wir uns bzgl. eines Weges zum nächsten Passknackerpunkt abstimmen. Also ab auf die neue Straße, mein Navi kennt sie noch nicht, aber sie zeigt ja in die richtige Richtung. Leider ist nach 1 km Schluss, es gibt ein Baustellenumleitung. Diese führt in einen steinigen und steilen Landwirtschaftsweg. Der Autofahrer vor uns dreht um. Wir nicken uns kurz zu, und Christoph stürzt sich voran den Weg hinab. Ich folge mit reichlich Abstand, weil ich mir nicht das Innen- und Außenvisier von innen und außen vollstauben möchte. Die Umleitung ist mit den Reiseenduros gut zu machen, mit meinem Auto hätte ich mich hier nicht rein getraut. Dann kommen wir zurück auf die Neubaustrecke, und siehe, das war tatsächlich die angedachte Umleitung! Erstaunlich. Aber wir haben es geschafft :)

Und jetzt geht's zügig weiter... 2 km. Dann kommt die nächste Umleitung, aber seht selbst.

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Es folgt Bundesstraße und die schließlich der Blick auf eine tolle Schlucht:

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Mit einer noch tolleren Brücke (Đurđevića-Tara-Brücke):

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Es folgt eine Hochebene. Wir sind nun im Durmitor Nationalpark. Traumhaft schön hier.

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Erneut kalibriert die Montenegrinische Polizei ihre Laserwaffen an unseren Tachos und stellt dabei keine Abweichungen fest. Die Gegend ist wunderschön und durchaus mit manchen in den Alpen zu vergleichen, z.B. mit dem Maira-Tal in Italien, bekannt von der MSKS.

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Echt wow. Montenegro begeistert mich heute. Auch die Mittagspause gestaltet sich sehr angenehm. Weiter geht's nach Süden. Hier sehe ich dunkle Wolken oben am Himmel... dann öffne ich das Sonnenvisier und sehe helle Wolken unten am Himmel? Was'n da los?

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Waldbrände, das ist da los! Er kokelt aber nur vor sich hin, weil alles recht satt grün ist. Die Feuerwehr ist hier und da zu sehen, aber ohne besonderen Aufwand wie Löschflugzeuge o.ä.

Auf dem Weg zu unserem sicheren Grenzübergang fahren wir weit nach Süden und mal wieder an einem See vorbei, Slano jezero westlich von Niksic.

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Dann kommt der Grenzübergang nach Bosnien. Das ist unser einziger heute. Uns kommen reichlich PKW mit nordeuropäischen Nummernschildern entgegen, also sind wir hier wohl richtig. Leider ist auch in unsere Richtung viel Betrieb, bzw. viel Stau. Wir überholen pflichtschuldig bis zum Ende der gestrichelten Linie und fädeln dann in eine Lücke ein. Das passt dem Autofahrer dahinter nicht, der dafür sogar aus einem klimatisierten VW Golf aussteigt und mich auf serbisch zutextet, während ich bei 33 Grad in der Sonne vor mich hin gare. Da er bereits Handgreiflichkeiten androht und ich weder auf die Mappe bekommen will, noch ihn vor den Augen seiner Familie blamieren, darf er halt wieder vor. Ob wir jetzt 30 Minuten oder 31 Minuten warten müssen, macht den Kohl nicht fett. Ein Mercedes-Fahrer macht übrigens vor, wie es richtig geht: Der fährt an der kompletten Schlange vorbei, auf der Gegenfahrbahn in die Grenzstation rein mit einem Tempo, dass Fußgänger besser daheim bleiben, dann ein scharfer Spurwechsel und zack, steht er ganz vorne an der Kontrolle. Das merke ich mir fürs nächste Mal.

Die Ausreise aus Montenegro und die Einreise nach Bosnien werden übrigens im gleichen Gebäude bearbeitet, da sitzen sich zwei Grenzer der beiden Länder gegenüber und schieben die Dokumente einfach weiter. Das ist effizient. Grenzkontrollen an sich sind aber furchtbar nervig und zeitraubend. Die Einschränkung, dass man nur bestimmte Grenzübergänge nutzen darf, macht die Routenplanung nicht gerade einfacher, und viele Navis wissen davon auch nichts.

In Bosnien fahren wir durch Bileca, da waren wir schon, und dann stumpf Richtung Norden und sammeln dabei noch drei Passknackerpunkte ein. Der erste ist schick.

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Der zweite ist etwas schwer zu finden, weil es die kürzere Straße von der Bundesstraße nicht mehr gibt. So müssen wir ein Stück zurück. Christophs Garmin hat zwar aktuellste OSM-Karten, kriegt hier aber Peilungsdatensalat. Dann folgen wir der Drina, die sich hier tief in den Fels gefräst hat. Ein Hauch von Gardasee-Seitentälern liegt in der Luft. Echt schön hier.

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Kurz nach 18 Uhr kommen wir endlich an der Unterkunft an: Zwei Ferienwohnungen außerhalb von Foca, direkt an der Drina. Übrigens ein geschichtsträchtiger Fluss. Wir werden freundlich empfangen, und verständigen uns mit Händen und Füßen und Google Translate. Wir sind ziemlich platt und freuen uns über Abendessen am Platz von der Gastgeberin. Zunächst Suppe, danach Gulasch auf Nudel. Danach Pfirsiche aus dem eigenen Garten. Dazu Bier und Brot. Keine Sterneküche, aber völlig in Ordnung. Gutes WLAN, Fliegengitter, ruhige Lage, wir haben zwei große 1-Raum-Ferienwohnungen mit je 4 Betten fürs insgesamt 44 Euro. Voll in Ordnung!

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420 km heute. 95% Montenegro, 32% Bosnien

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#24 Beitrag von blahwas »

Mi 20.07. Srpska

Frühstück gabs heute an der Ferienwohnung. Man hat uns tüchtig was aufgetischt. Mit dieser Aussicht.

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Dann kommt die Rechnung, und die fällt leider höher als erwartet auf, und ist in Euro. Na gut, wir hatten eine gute Zeit - sie sollen ihr Geld haben. Wir sind weit unter unserem Budget von 50 je Nacht und Nase.

Die Route beginnt mit einem Abstecher nach Nordwesten, für den wir gestern keine Zeit mehr hatten. Die Straße ist mäßig gut. Es ist eine Hauptstrecke, sie führt eine Schlucht entlang, auch durch Tunnels. Landschaftlich interessant.

Dann geht's den gleichen Weg zurück, an einer Polizeikontrolle vorbei - die haben keine Messtechnik, die prüfen nur auf Sicht, vermutlich Handy am Steuer. Da haben sie viel zu tun, wenn man sich umschaut. Heute werden wir insgesamt vier solcher Kontrollstellen passieren. Erstaunlich ist die Anzahl der Schilder, auf denen die Stadt oder Region Foca ankündigt werden. Es sind bestimmt 10 Stück. Dann geht's ins Grenzgebiet zu Montenegro. Hier sind noch deutliche Kriegsspuren zu sehen, insbesondere Einschusslöcher an Ruinen. Überhaupt viele Ruinen.

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An einer Bauruine wurden alle Ziegelsteine wieder ausgebaut, nur die Betonsäulen blieben stehen. Wer riskiert sein Leben für Ziegelsteine?

Für den Landespreis Montenegro brauche ich noch einen Punkt, also fahre ich über die Grenze. Der bosnische Grenzposten ist wirklich sehr mickrig, aber der Beamte ist freundlich. Es ist nichts los hier. Jenseits des Schlagbaums ist noch ein Dorf, und eine richtig schlechte Strecke. Der erste Ort auf der montenegrinischen Seite heißt Metaljka, das muss man sich mal anhören. Das Fotomotiv ist entweder der Grenzposten selbst (heikel), oder ein Kilometerstein knapp dahinter (zeitraubend, weil 2x Grenzübertritt). Ich zoome auf den Grenzposten und drehe im Niemandsland um. Damit wäre der Landespreis Montenegro im Sack! Yeah! :)

Zurück nach Bosnien treffen ich zwei deutsche Motorradfahrer, die gerade ausreisen wollen. Ich gebe ein paar Tipps, aber sie haben schon mit Christoph geredet. Nach den Formalitäten treffe ich Christoph wieder an einem Brunnen.

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Jetzt geht's gemeinsam weiter nach Norden. Wir überqueren die Drina und mir fällt eine Terrasse auf. Da fahren wir jetzt hin, denn es ist 12 Uhr durch und damit Zeit für 'ne Cola und eine Kugel Eis.

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Das hat gut getan. Es ist zwar nicht ganz so heiß heute, und die Route ist auch nicht lang, aber die Kombination aus eher monotonen Strecken, teilweise fragwürdigem Straßenzustand, mehr Verkehr als bisher und Polizei zerrt an der Konzentration.

Wir bewegen uns auf Sarajevo zu. Im Hügelland gibt's noch einen Schotter-Abstecher. Der zählt nicht zum Landespreis, aber wenn ich schon mal hier bin... und es ist ja nicht weit. Dachte ich. 1700 Meter kämpfe ich mich mit Gepäck hier hoch, über ausgewaschenen Schotter, wo das Vorderrad wenig seitlichen Halt findet. Das war härter als gedacht.

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Christoph lächelt milde und strickt bei der Abfahrt nebenbei einen Pulli, bevor er auf mich wartet. Der hat's halt drauf. Und kein Hartgepäck. Weiter auf der Nebenstrecke passiere ich eine Ziegenherde, und die Schäferin, ca. 80 Jahre alt, fragt mich aus mit Hand und Fuß. Sie freut sich sichtlich über jeden Touristen. Auch bei einem Stopp an einem Gedenkstein werde ich angesprochen, sogar auf Englisch. Man freut sich über mich und wünscht mir alles gute. Das erlebt man selten so herzlich.

Fahrerisch ist die Region schwierig. Die Straße ist uneben in jeder Hinsicht. Es gibt Schlaglöcher, Spurrillen und dann auch noch Asphaltglätte - also optisch intakter Straßenbelag, der aber kaum Grip bietet. Zumindest ist auf der Nebenstrecke wenig los. Zurück auf der Hauptstrecke gibt es Tunnelreihen mit überraschenden Knicken an der frischen Luft.

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Es gibt auch noch einen alten Tunnel neben dem neuen. Erstaunlich ist der Abgasmief, der sichtbar aus dem Tunnel kommt. Es fahren viele alte Diesel-PKW herum, und auch bei den neuen ist anscheinend nicht alles wie daheim. Wer den VW 1,9 TDI-Geruch gut findet, der wird hier selig.

Schließlich erreichen wir den Verdichtungsraum Sarajevo. Hier ist es ziemlich zersiedelt, man kommt schlecht voran. Ein Passknackerpunkt ist im Olympia-Dorf oberhalb von Sarajevo.

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Dann geht's noch 60 km nach Norden, wobei wir noch einen Stopp gegen Müdigkeit machen. Fahrerisch und Landschaftlich war dieser Tag einer der schwächeren, aber es ist nichts passiert. Das war aber ganz am Ende dann doch noch knapp, denn ein mir entgegenkommender PKW entschließt sich zum Linksabbiegen - der hat mich wohl einfach nicht wahrgenommen. Dabei war ich nicht mal schnell. Ich entscheide mich für ein Ausweichmanöver nach rechts, da die Kreuzung reichlich Platz bietet. Ich komme mit ca. einem Meter Platz am unvermindert abbiegenden Auto vorbei. So knapp war dieses Unfallszenario für mich noch nie. Mit zitternden Knien tanke ich abends voll. Die Tankstelle ist genau neben dem Hotel.

Im Hotel gibt es das Abendessen, für mich heute Wiener Schnitzel mit Pommes. Abwechslungsreiche Küche ist anscheinend im ganzen Land nicht vorgesehen. 21 Uhr beginnt eine Techno-Party hinterm Haus, für die sich das Hotelpersonal bereits vorab entschuldigt hat. Ich habe nichts gegen Techno, und ab 24 Uhr soll Schluss sein. Wenigstens verstehe ich die Texte nicht. Nun denn!

Außerdem plane ich die Routen für die restlichen Tage neu. Wir sind inkl. einem kommenden Überraschungs-Abstecher etwa einen Tag hinter Plan. Das macht aber nichts, ich bin flexibel, wann ich auf dem Festival eintreffe.

Dann ziehe ich wieder die beiden üblichen verdächtigen Topcaseschrauben fest. Dabei stelle ich fest, dass der Lenker an meiner grünen Versys gebrochen ist :(

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Ich beschließe aber, dass ich so weiterfahren kann. Daheim gibt's Schraubensicherung.

350 km heute. 100% Montenegro, 48% Bosnien

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#25 Beitrag von blahwas »

Do 21.07. Rund um Sarajevo

Frühstück gabs heute im Hotelrestaurant. Wir dürfen uns aus der Karte genau ein Dings aussuchen, also nicht Omlette, Marmeladenbrot und Jogurt, sondern Omlette oder Marmeladenbrot oder Jogurt. Das ist etwas unbefriedigend. Naja, egal, los geht's!

Die Route führt heute Richtung Südwesten an Sarajevo vorbei. Entsprechend ist viel Verkehr und leider auch wenig Fahrspaß. Irgendwann hupt es von hinten, und Christoph blendet die Tenere auf. Das bemerkt man sehr deutlich. Ich blinke links, aber sein Navi will rechts, und da liegt auch ein Passknackerpunkt, der noch offen ist. Tatsächlich, den hatte ich nicht in der Route. Vermutlich morgens einen Punkt zuviel gelöscht, also nicht das Hotel?

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Ohne dieses Foto gäb's keinen Landespreis. 1000 Dank an Christoph! Weiter geht's, die Bundesstraße direkt nach Sarajevo. Viel Verkehr, viele Ortsdurchfahrten, viele Limits, ganz wenige 1000%ige Überholmöglichkeiten. Viele derb stinkende alte Dieselautos. Bei 33 Grad. Kurz: Es nervt.

Nach ein paar eher drögen Punkten kommt schließlich ein Punkt mitten im Ballungsgebiet von Sarajevo, wo wir uns dann auch noch durch Stadtverkehr quälen. Für dieses Foto einer Bushaltestelle. Keine Aussicht, keine Sehenswürdigkeit, nicht mal ein Cafe.

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Da fragt man sich schon, was das soll, und was man hier eigentlich gerade macht. Hätte ich jetzt gemerkt, dass heute morgen ein Punkt gefehlt hätte - ich wäre wohl auf dem direkten Weg aus Bosnien raus gefahren, so sehr nervt mich das gerade. Ich plane doch eigentlich die Touren mit Passknackerpunkten, um genau das zu vermeiden, was ich heute nahezu den ganzen Tag fahre :(

Ivan Sedlo sind dann zwei Punkte in kürzester Folge. Einmal das Tunnelportal, und dann ein Gedenkstein oben über dem Tunnel. 1,7 km Entfernung.

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Immerhin kann man sich hier im Wald etwas abkühlen. Am Ende des Tunnel steht ein Tanklaster im Gegenverkehr, und 50 Meter weiter steht in Bus knapp außerhalb des Tunnels. Die beiden hatten wohl Außenspiegelkontakt. Perfekte Gelegenheit für einen Mega-Stau im Tunnel, wo man die Abgase sehen kann. Ich ziehe alle Register um da raus zu kommen. Das Tunnelende liegt in einer Rechtskurve, so dass entgegenkommende Autos natürlich nicht sehen können, dass der parkende Bus gerade überholt wird. Klar, Versicherungsinformationen kann man austauschen - aber wenn am Ende eh "jeder seins" zahlen muss, weil unklar ist, wer Schuld ist, kann man es auch sein lassen.

Ich brauche eine schöne Pause für die Nerven, mit Cola und Eis am See.

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Davon wird der Tag zwar auch nicht kürzer, 400 km sind unter diesen Bedingungen viel, aber hey, es ist lange hell. Und der letzte Punkte liegt hinter dem Hotel, man kann also erst einchecken und dann noch mal los. Oder auch nicht, insbesondere Christoph, dem die Hitze heute das erste Mal deutlich zusetzt. Nach der Pause ist die Laune gleich viel besser, und als wir abbiegen lässt auch der Verkehr deutlich nach. Und die Aussicht wird besser!

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Dann erreichen eine verkehrsarme Hochebene, wo man ideal überholen kann.

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Die Steppenlandschaft haut uns ums. Sowas hatten wir bei dieser Reise noch nicht! Und ich noch gar nicht in dieser Größe. Wir sind nicht mehr in Srpska, und es fällt auf, dass Polizeikontrollen fehlen (und kyrillische Schrift auf den Schildern). Die anderen Autofahrer scheinen das gewöhnt zu sein, so wie sie ihr Tempo wählen.

Das Hotel in Tomislavgrad ist wieder an einer Tankstelle. Es ist leider heiß auf den Zimmern und es gibt keine Klimaanlage. Dafür aber auch keine Stechmücken. Ich breche noch mal auf zum Punkt Koricina, das erste Mal auf dieser Tour ohne Gepäck, den einsamen Punkt einsammeln. Die Route enthält noch mehr Hochebenen und eine verkehrsarme Ortsdurchfahrt. Ich genieße die Landschaft und den kühler werdenden Fahrtwind.

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Echt eine Zauberhafte Hochebene. Duvanjsko Polje heißt sie.

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So bin ich am Ende doch zufrieden mit dem Tag, und versöhnt mit Bosnien insgesamt :)

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400 km heute. 100% Montenegro, 70% Bosnien, 73% Kroatien, 50% Österreich, 4% Ungarn

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#26 Beitrag von blahwas »

Fr 22.07. Bosnien fast fertig

Frühstück gab's heute von der Bäckerei unter dem Hotel, auf den Sitzplätzen vor dem Tankstellencafe. Schon praktisch, wenn alles im Gebäude ist. Die Verkäuferin konnte sogar ungefragt deutsch :)

Für uns geht's zeitig los nach Norden, wieder über diese bezaubernde Hochebene. Auch die folgenden Punkte lassen sich flüssig fahren bei geringem Verkehrsaufkommen. Wir wechseln oft im Hinterland zwischen Srpska und Bosnien-Herzegowina hin und her. Wobei einen nur Srpska immer explizit willkommen heißt und überall umgedrehte russische Fahnen aufhängt.

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Nach 2 Stunden kommt eine auffällige schmale Straße. Ich hatte doch "unbefestigte Strecken vermeiden" eingeschaltet? Naja, dann kann das ja nicht lange dauern.

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Tja, doch, kann es. Das geht 7 km so, mit 2 abenteuerlichen Holzbrücken.

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Christoph hat Spaß und entschwindet weit nach vorne. Das ist mir Recht, dann muss ich nicht soviel Staub schlucken. Der Passknackerpunkt Koricani hier gehört aber zur Landeswertung, nicht zu XXX.

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Das liegt vielleicht daran, dass man ihn von Norden auf Asphalt erreichen kann. Fun Fact, er hat laut Datenbank 123 Kehren und damit mehr als jeder andere Passknackerpunkt. Da fahren wir jetzt entlang. Wir passieren noch einen abgebauten, sagen wir mal, "informellen" Grenzübergang Srpska. Dann nähern wir uns auch Banja Luka, der Hauptstadt dieser "Entität". Dann biegen wir links ab, es geht nach Westen, und wieder über schöne Hochebenen.

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Leider schickt mich mein Navi dann wieder auf eine Schotterstrecke. Auf der Navi-Karte sieht das aber richtig aus. Der feine Schotter wird grob, und bei den ersten Steinen halte ich.

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Da schauen wir lieber mal in OSM nach. Laut OSM ist hier Schotter, tatsächlich, und der Weg hört in 300 Metern auf. Christoph fährt mal vor, gucken. Es geht noch länger so weiter, auch über die nächste Landkreisgrenze hinweg. Ich entspanne mich etwas bei 33 Grad im Schatten. Wir beschließen, umzudrehen, und auf Nummer sicher Asphalt zu fahren. Ich verbiete meinem Navi diese Strecke und folge seinen Anweisungen. Das führt uns zwar zum nächsten Ziel, aber auf sehr schmalen und verschlungenen Wegen. Anscheinend kennt es die Hauptstrecke nicht, obwohl diese bereits mindestens 3 Jahre älter ist als mein Kartenmaterial. Landschaft tröstet.

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Dann kommt eine Strecke, die so dicht an einem XXX-Passknacker vorbeiführt, dass ich den Punkt einfach mal rein geplant habe. Auf der OSM-Karte sah das so aus:

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Klarer Fall, leichte Beute! Oder? In real ist das gelbe aber ein 12 km-Schotterweg mit Erosionsspuren. Ich ärgere mich ziemlich, dass ich hier entlang fahre. Das Topcase ist überladen und ich mache mir Sorgen über den Topcaseträger. Wenn der bricht, habe ich eine interessante Aufgabe bis zur Weiterfahrt. Aber es bricht nicht. Oder noch nicht? Das Nachweisfoto sieht so aus:

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Die Beschreibung des Punktes in der Passknackerdatenbank ist übrigens völlig richtig. Die hätte ich wohl besser mal vorher gelesen. Danach geht es weiter auf Schotter, und ich bin echt froh, als ich wieder Asphalt erreiche. Auch hier kennt das Navi die Straßen gar nicht, aber es ist klar, wo lang es geht. Ich lege einen Zahn zu - Vorsprung durch Hektik - und Christoph kommt gut mit.

So sieht übrigens eine typische Beschilderung aus, hier in dieser Grenzregion zwischen Katholisch und Orthodox:

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Der Weg zur heutigen Ferienwohnung (mit 3 Schlafzimmer) ist dann wieder ungewollt abenteuerlich. Ich hatte die Wahl zwischen 96 km ohne Schotter oder 74 km mit 300 Metern Schotter. Ich hatte letzteres gewählt. Auf der Karte sieht der Ort so aus.

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Wir kommen von Nordost. 10 km vor der Unterkunft beginnt wieder Schotter. Ich habe keine Lust mehr.

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Ich habe aber noch weniger Lust, umzudrehen. Wir sind heute bereits 450 km gefahren. Ich habe seit der Abfahrt bereits 4,5 Liter getrunken. Also einfach weiter. Ich fiebere jedem Abbiegemanöver und jedem Abzweig entgegen. Es kann doch nicht lange dauern, bis wieder Asphalt kommt - es gibt ja sogar eine Tankstelle im Ort! Tja, nö. Jede Kreuzung ist nur mit einem noch kleineren Waldweg. Erst 1,5 km vor dem Ziel habe ich wieder festen Boden unter den Rädern. Argh!

Die Tanksäule sieht übrigens so aus:

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Ein Blick auf Details lohnt sich. Die Ferienwohnung ist schnell gefunden und schön kühl, auch ohne Klimaanlage. Wir buchen noch Frühstück dazu, hechten unter die Dusche. Ich ziehe die Schrauben am Topcaseträger nach, keine Brüche zu sehen, und dann fassen wir Abendessen in diesem muslimisch geprägten Ort Kulen Vakuf.

Mit den Navigationspannen war das heute ein langer und anstrengender Tag. Zum Glück war wenig Verkehr und trockenes Wetter, außerdem waren wir schon früh unterwegs. Mir ist unklar, was ich besser machen können hätte, außer Passknackerbeschreibungen lesen. Dass in den Teleatlaskarten auf meinem Navi die optisch mindestens 5 Jahre alte Hauptstrecken ganz fehlen und Schotterstrecken als Asphalt eingetragen sind (und umgekehrt) ist ein echter Reinfall. Aber auch in OSM, dem besten Kartenmaterial am Markt, sind die Schotterstrecken optisch als Hauptstraßen eingetragen.

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467 km heute. 100% Montenegro, 95,5% Bosnien, 73% Kroatien, 50% Österreich, 4% Ungarn. Morgen früh wird Bosnien fertig. Danach geht es nach Nordosten, Kroatien weiter knacken. Wir entscheiden uns abends gegen einen Abstecher nach Ungarn übermorgen.

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#27 Beitrag von arjuscha »

Hallo blahwas,

ich teile deine Meinung über die Mobilfunkanbieter und habe mir für meine Balkantour "Ostyssee", die von dir einmal erwähnte surfroam SIM gekauft, funktioniert, wenn auch meist mit schlechtem Netz. Aber gerade Ex-Jugoslawien ist doch sonst wirklich nervig mit dauernd neuen SIMs, oder?

Gruß Arnd, gerade von meiner Tour zurück.

https://ostyssee.blogspot.com/2022/05/b ... t-die.html
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#28 Beitrag von arjuscha »

Ach ja und falls du noch in Bosnien unterwegs bist, dann schau dir Lukomir an, phantastisch.
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#29 Beitrag von Bayoumi »

Bei Beitrag 26 habe ich beschlossen, XXX wieder rauszuwerfen aus dem Navi, jedenfalls für meine Spanienreise im Oktober.
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#30 Beitrag von blahwas »

Sa 23.07. Bosnien fertig, Kroatien Nordost

Frühstück gabs heute in der Ferienwohnung. Die Vermieterin reichte uns Tabletts durchs Fenster direkt in die Wohnküche der Ferienwohnung. Sehr angenehm! Mein Favorit war die Marmelade, die ich als Hiffenmark bezeichnen würde. Das heißt außerhalb meines Kulturkreises vermutlich anders. Gut ernährt geht's gerade nach Norden los. Die lange Schotterstrecke von gestern umfahre ich bewusst. Dann geht's an einem Denkmal vorbei.

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Danach kommt der letzte Punkt für den Landespreis Bosnien! Ich bin freudig gespannt - und bald ernüchtert, als der Schotter beginnt und auch nicht mehr endet. Nach 10 km oben angekommen, kann ich mich doch freuen - auch wenn das Topcase schon wieder wackelt.

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Hier fährt außer uns niemand. Aber beim Foto passieren uns zwei deutsche BMW-Motorräder. Echt nervig, wenn's im Sommer überall so voll ist ;) Wir fahren weiter. Nach ein paar Minuten steht links ein BMW-Motorrad, und zwei BMW-Motorradfahrer stehen etwas planlos auf der Schotterstraße. Da fragt man doch mal, was los ist. Irgendwie fehlt ja ein Motorrad. Das liegt daran, dass der Kollege in der Kurve das wenig beliebte Spiel "Scheiße gucken, Scheiße fahren" gespielt hat, und dann noch abgesprungen ist, während sein Motorrad hangabwärts ins Unterholz gerasselt ist. Die F900XR hängt jetzt 3 Meter tiefer rückwärts an ein paar erstaunlich robusten Bäumchen und Sträuchern. Der Fahrer ist wohlauf. Keiner hat so recht einen Plan, also packen Christoph und ich unser geballtes Wissen aus.

Als erstes spendet Christoph einen Zurrgurt, der kommt um die Lenkerklemme und einen Baumstamm am Straßenrand, damit das Motorrad nicht noch 20 Meter tiefer abstürzen kann. Dann lassen wir das Gepäck vom Motorrad holen. Das Motorrad sieht okay aus, alles gerade und dicht. Der Fahrer möchte auch gerne weiterfahren. Jetzt kriegen wir sie da aber zu viert nicht rausgezogen, dafür ist es zu steil. Auch ein Motorrad als Zugmaschine hätte auf diesem Schotterweg nicht die Traktion dafür - und mit etwas Pech hängen danach zwei Motorräder im Hang. Das Motorrad noch tiefer abzulassen und am unteren Ende des Gelände einen Weg suchen scheidet auch aus. Da muss externe Hilfe ran. Da kann man jetzt den ADAC rufen, oder Anwohner fragen. Sie entscheiden sich für letzteres. Da sie zu zweit sind, kann einer hier bleiben, der kriegt Wasser von mir, und der andere besucht die Bauernhöfe auf dem weiteren Weg. Und versucht dabei, möglichst nicht selbst die nächste Böschung runter zu fallen ;) Wir wünschen alles Gute und fahren weiter. Wasser und Ratsche sind geschenkt.

Wir überqueren die Grenze nach Bosnien in der Stadt Novi Grad. Es sind viele Fußgänger unterwegs, daher bewegt sich die Autoschlange sehr langsam. Die Ausreise aus Bosnien gelingt mit einem Kopfnicken und ohne Papiere. Danach dauert es lange. Dem Opa vor mir im Lada aus den 1990ern dauert es zu lange. Er humpelt um sein Auto herum, öffnet den Kofferraum, und holt eine Flasche Bier aus dem Kasten dort. Dann guckt er mich an und macht Handbewegungen "Flaschenöffner?". Ich muss lachen und verneine. Er findet Werkzeug im Kofferraum, öffnet die Flasche, nimmt einen kühlenden Schluck und humpelt wieder zu seinem Fahrersitz. Mit dem Bier in der Hand auf dem Fahrersitz einen Grenzübertritt machen, das muss man sich erst mal trauen. Übrigens: Promillegrenze Bosnien 0,3, Kroatien 0,5.

Meine Einreise gelingt mit etwas PC-Getipper. Ich übersehe fast, dass im zweiten Häuschen auch jemand sitzt und fahre fast vorbei. Alkohol oder Zigaretten? Nein, Danke! Okay! Nachdem das auch geschafft ist, Christoph wird gar nicht erst gefragt, folgt ein Punkt im Norden. Der ist ein Outlier in Kroatien und liegt in der Nähe von ungefähr nichts. Dazu müssen wir von unserer Route 25 km runter, und danach den gleichen Weg wieder zurück. Die ersten 20 km sind Ortsdurchfahrt, wobei wir der Einfachheit halber einem Einheimischen folgen. Der geht auch nicht vom Gas, als ihm die Polizei entgegen kommt. Die Polizei fuhr aber auch keine 50 km/h. Die letzten Kilometer hat die Straße dann Kurven und Wald. Haken dran.

Zurück auf der Route fahren wird in östlicher Richtung die Grenze entlang. 170 km bis zum nächsten Punkt, ohne Mautstrecken - wir wollen nicht auf der Autobahn gegrillt werden. Fahrerisch eher öde. Viele Ortschaften. Ab und zu Blick auf den Grenzfluss oder Brücken.

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Wir suchen ein Cafe oder Restaurant, denn wir brauchen eine Pause, es hat ja schon längst wieder 38°, aber leider werden wir ewig nicht fündig. Anscheinend spielt sich alles in Bosnien ab. Als es endlich klappt gibt es nur Getränke. Aber immerhin kalte Getränke. Auch diese Strecke entlang der Grenze besteht leider zu mehr als 50% aus Ortsdurchfahrten. Immerhin ist wenig Verkehr - in unserer Richtung. Horden von Touristen wollen aus Nordost nach Bosnien rein und bilden dabei kilometerlange Staus. Die stehen da sicher mehrere Stunden. Die Anwohner wundern sich schon.

Später machen wir Pause bei einer Tankstelle. Da gibt's Benzin, Wasser, Eis und Tux. Die restlichen Passknackerpunkte in diesen Landesteil liegen auf einer recht kleinen Kreislinie. Dort liegt auch unser Hotel. Christoph möchte direkt zum Hotel, und früher aussteigen. Ich werfe auch gern mein Gepäck ab. Leider ist um 16:00 noch niemand am Hotel. Also fahren wir eben die restlichen 85 km noch gemeinsam. Auch hier gibt's wieder lange Ortsdurchfahrten, aber die Wege zu den Punkten selbst sind schattig, kurvig und auch ein wenig steil. Es gibt sogar einen Aussichtspunkt!

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Die beiden nordwestlichen Punkte haben wir uns für die morgige Weiterreise aufgehoben. Dann tanken wir noch mal und checken ins Hotel ein. Wir hatten Schwierigkeiten, hier in der Region eine gute Unterkunft zu finden, darum haben wir heute zwar zwei 4-Bett-Zimmer mit Klimaanlage, aber ein Etagenbad. Das Einchecken ist gar nicht so leicht. Es gibt doch nichts schöneres als bei 39° mit Gepäck bepackt riesige Gebäude innen und außen abzuwandern, den richtigen Eingang zu suchen, und dann drinnen vor verschlossenen Türen oder abweisendem Personal zu stehen. Christoph rettet den Tag und findet einen Ansprechpartner, der alles regelt. Dann fährt er mit der Tenere noch zum sicheren Parkplatz auf der Terrasse, wobei er über eine enge Stufe muss. Dabei fällt leider sein noch recht neuer Helm runter, was ein sehr hässliches Geräusch macht, aber seine Laune nicht trübt. Immerhin lassen sich die verschobenen Bodenfließen danach wieder richten. Zum Glück sind außer uns keine anderen Gäste auf der Etage. Also Klimaanlage auf 24 Grad, und schnell unter die Dusche.

Abendessen gibt's in der Innenstadt: Pizza (gut) und Cheeseburger (labberig, mit viel Knoblauch und wenig Cheese). Jemand parkt seine Yamaha R1M mit steckendem Zündschlüssel - dann kann meine Versys auch draußen parken.

415 km heute. 100% Montenegro, 100% Bosnien, 81% Kroatien, 50% Österreich

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Ungarn haben wir gestrichen, das kriege ich dieses Jahr eh nicht mehr fertig, und dann bin ich schon Montag Abend auf dem Festival, so dass ich am Dienstag tatsächlich eine Band sehen kann, die mich interessiert, und die ich noch nie gesehen habe: Nanowar of Steel aus Italien. Aber ich reise vielleicht schon Freitag ab statt Samstag, dann habe ich einen ganzen Fahrtag mehr für meinen Landespreis Österreich, wo ich bei 50% stehe und nicht so recht weiß, wann im Herbst ich damit fertig werden soll. Morgen geht's erst mal nach Zagreb.

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#31 Beitrag von blahwas »

So 24.07. Kroatien fast fertig

Heute ist unser letzter gemeinsamer Fahrtag. Frühstück gabs heute aus dem Supermarkt, auf dem Weg zum ersten Passknacker. Als dramatisches Element haben wir heute Wolken am Himmel und ernsthafte Niederschläge im Regenradar. Wir sind aber guter Dinge, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, um trocken zu bleiben. Da es anscheinend erst geregnet hat, wird es heute nicht so heiß wie die letzten Tage. 21 Grad wirken auf uns geradezu herbstlich.

Wir sammeln die beiden übrigen Passknacker in der Region ein: Vrh Papuk und Djedovica. Den Weg zum Vrh Papuk plant mein Navi mit einem gigantischen Umweg, da greife ich ein, ich fahre direkt hin. Und ratet mal, warum das Navi da nicht lang wollte.

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Der Schotter, mein alter Erzfeind, ist auch schon wieder wach. Hier ist er aber sehr gut instandgehalten, so dass ich mich recht wohl fühle. Die Schrauben am Topcaseträger sind nach 8 km trotzdem schon wieder lose. Heute ist mir das aber egal: Jetzt werde ich meine Ziele auch erreichen, wenn das Ding bricht oder abfällt. Nur der Heckrahmen, der sollte halten. Da fällt mir ein, dass der Heckrahmen von dieser Versys ja nicht mehr original ist. Dafür war sie günstig. Naja, betrachten wir es als Belastungstest. Bis hier oben hat's gehalten :)

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Die Südseite ist asphaltiert, und nicht nur irgendwie, sondern mit neuwertigem, dunklen, ebenen und griffigem Asphalt. Es ist Sonntag 9 Uhr früh, die Straßen sind trocken, das Navi zeigt Kurven ohne Ende an und wegen der Wettervorhersage traut sich kein Tourist aus dem Haus. Kennern läuft jetzt das Mund im Wasser zusammen, die rechte Hand beginnt zu zucken und die Füße wandern ein Stück nach hinten ;) In Real fährt es sich ähnlich wie die Kyffhäuser-Problemstrecke, nur mit Top Belag, mit mehr als 36 Kurven, ohne Idioten, mit Wasserfall auf halbem Weg, und das Ganze ist wohlgemerkt eine Zone 30. Humor haben sie ja hier.

Zum zweiten Punkt, dem Djedovica, geht es weit und gerade durchs Tal. Vermutlich hätte man sich irgendwie durchs Gebüsch schlagen können, wahrscheinlich auch ohne Verbotsschild, aber nicht auf meiner Party. Dann wären uns nämlich viele schöne Kurven entgangen :)

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Danach kommt dann wieder eine elend lange Überführungsetappe. Diese ist aber nicht ganz so lange wie gestern - "nur" 140 km. Wir bekommen in einer 1 Minute 7 halbe Regentropfen ab, das war's mit dem Thema für heute. Es geht öfters mal außerorts, und weil es an Ackerland vorbei geht, haben wir kaum totes Getier auf dem Visier. Ironischerweise. Eine Pausengelegenheit für Eis und Cola lässt sich auch finden, denn es ist doch sehr monoton, und ab mittags auch wieder 30 Grad. Ab Duga Rijeka wird's dann landschaftlich interessanter, und es folgen einige Punkte in einer Landschaft, die irgendwo zwischen Mosel und Schwarzwald einzuordnen ist. Durchaus schön hier.

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Der letzte Punkt heute ist der Fernsehturm oberhalb von Zagreb. Hier ist es schon richtig touristisch. Wir sehen auch die ersten anderen Motorräder heute. Sportfahrer montieren ihr Nummernschild hier gern von unten ans Heck. Also parallel zur Sitzbank. Ohne Winkel. Das ist mir sehr sympathisch, so wird das Heck vor Spritzwasser geschützt, und man kann den Hinterreifen leichter auf Beschädigungen kontrollieren.

Nach einem (vertraulichen) Gruppenfoto geht's zur Unterkunft nach Samobor. Das liegt 20 km westlich von Zagreb. Dafür müssen wir also durch Zagreb, bzw. am Rand entlang. Weil heute Sonntagnachmittag ist, gelingt das erstaunlich problemlos - bis eine Bahnunterführung gesperrt ist. Das ergibt auf dem Navi eine erstaunlich lange Umleitung, aber immerhin ist es mautfreie Autobahn, da kann man nicht viel falsch machen.

Wir haben heute eine 100 qm Ferienwohnung mit 3 Schlafzimmern und 6 Betten. Der Ort scheint bei Touristen aus Nah und Fern überraschend beliebt zu sein, so dass wir die Wahl haben zwischen diversen Restaurants und Eisdielen.

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Weil es der letzte gemeinsame Fahrtag war, darf es das feinste Haus am Platz sein, wo wir 2 Gänge tafeln und insgesamt 240 Kuna zahlen, also 32 Euro. Danach noch ein Eis vom -dieler mit der längsten Schlange, und zurück in der Bude gab's vom Vermieter 2 Bier geschenkt. Ein schöner Abschluss! Morgen fahre ich die letzten 5 Passknacker in Kroatien und dann aufs Festival nach Slowenien. Christoph fährt gemütlich Richtung Heimat.

Route wieder 400 km heute, dank Umleitung in Zagreb. 100% Montenegro, 100% Bosnien, 94% Kroatien.

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#32 Beitrag von blahwas »

Mo 25.7. krönender Abschluss

Heute nur Stichpunkte vom Handy:

Frühstück von Bäcker in der Ferienwohnung
Abschied von Christoph, ein toller Reisebegleiter! Freue mich auf weitere Touren!

Dann die letzten Punkte in Kroatien eingesackt. Natürlich wieder Schotter :( Und wegen Blödheit sogar (legale) Waldwege. Aber es hat alles geklappt, und beim letzten habe ich mich richtig gefreut :)

Dann nach Slowenien... Eigentlich ganz einfach, aber es ist kein "internationaler" Grenzübergang in der Nähe. Metlika, eine Stunde Umweg.

Slowenien war dann wieder schön! Tolle Straßen, wenig Verkehr, kein Stress. Ich habe noch ein paar neue Punkte eingesammelt, die seit meinem Landespreis neu dazu gekommen sind.

In Tolmin suche ich mir ein Restaurant, gegen den Hunger und für weniger Hitze beim Check-in ins Festival. Mein Zelt steht wohl schon, und ich finde es auch nach einer Weile. Die anwesenden Besucher schmoren den ganzen Tag in der Hitze und fallen vor Mitleid fast tot um, als sie mich in langen Klamotten sehen - hihi.

Damit ist es jetzt erst Mal Pause. Freitag reise ich weiter. Dazwischen vielleicht Mal eine kleine Runde zum Abkühlen....

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#33 Beitrag von fransjup »

Danke fürs mitnehmen . :top:
Erhole dich + viel Spaß :]
gruß fransjup

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#34 Beitrag von Bayoumi »

Viel Spaß auf dem Metal Days!
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#35 Beitrag von blahwas »

Mi 26., 27., 28.07. Metal Days Minitour

Kann ich 3 Tage kein Motorrad fahren, wenn es 3 Meter neben meinem Zelt steht, gutes Wetter ist und ich keine Termine habe? Natürlich nicht! Besonders wenn "Gutes Wetter" heißt, dass man in der Hitze brät. Zur Abkühlung kann man in der Soca baden, schwimmen oder sich mit einer Luftmatratze treiben lassen. Das ist dann allerdings wieder sehr kalt, so dass ich es nicht jeden Tag machen möchte. Klarer Fall, am zweiten Tag ausnüchtern, Route ins Navi gehackt und los.

Vom Punkt Kolorvat auf der Grenzkammstraße Slowenien/Italien hat man einen tollen Blick aufs Soca-Tal, und da insbesondere auch aufs Festivalgelände. Ich kann mein Zelt sehen.

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Im Tal habe ich endlich mal den Weg zu dieser riesigen Kirche gefunden.

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Und dann ging's auf einen Abstecher Richtung Italien. Da haben tapfere Ingenieure gleich zwei Pässe hintereinander gebaut: Sedlo Ucja in Slownien, und dann knapp in Italien drin Passo Tanamea. Da ziehen dunkle Wolken auf, und ich denke mir, ach, das schaffe ich noch, bevor der Regen losgeht. Naja.

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Da ich natürlich exakt nichts wasserdichtes dabei habe, werde ich reichlich nass. Das ist zwar grundsätzlich kühl und erfrischend und damit auch zielführend angesichts des Zwecks dieser Ausfahrt, aber bei 15 Grad hier oben am Pass schießt das leider etwas übers Ziel hinaus. Ich sehe also zu, dass ich wieder nach Slowenien komme, und dann im Tal in der Sonne trockne. Das klappt an der Tankstelle selbst in der prallen Sonne nicht so gut, also suche ich mir noch ein Restaurant mit Außenbereich. Ich ziehe die nassen oberen Schichten aus und schnabuliere ein Wiener Schnitzel. Als eine Gruppe kroatischer Motorradfahrer auftaucht, tausche ich bei ihnen meinen restlichen Kuna gegen Euro. Kuna aufheben lohnt nicht, die führen nächstes Jahr den Euro ein.

So richtig trocken bin ich noch nicht, aber ewig rumsitzen hilft auch nicht, also fahre ich leicht fröstelnd zum Festival zurück. Es gibt eine kurze Diskussion mit einem Security, da raus und wieder rein fahren eigentlich nicht geht, aber er macht eine Ausnahme. Anscheinend hat er sich mein Gesicht gemerkt, und nicht die Farbe des Motorrads - da wo er steht, wäre meine ja morgens blau, abends grün. Einmal darf ich aber noch rein - das reicht ja auch. Wieder werde ich für mich augenscheinlich warmen Klamotten bewundert, und dieses Mal ist mir richtig kalt dabei. Das ändert sich erst beim Umziehen.

Es war eine schöne Tour heute, alleine schon für den Aussichtspunkte. Die Route ist eher eindimensional, aber fürs was rundes wäre die Strecke arg länger.

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Und was passiert sonst so auf dem Festival? Ohne Worte:

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Naja, doch ein paar Worte: ich sehe endlich mal die Band Nanowar of Steel, und lasse mich von Groza positiv überraschen. Vor allem aber treffe ich diverse Menschen aus diversen Ecken meines Lebens, die ich sonst nicht oft sehe, und mache mal etwas völlig anderes als sonst.


Fr 29.07. Metal Days Abreise, Austria-Etappe 1/3

Heute ist Abreise von den Metal Days. Nach 4 Nächten und 3 ganzen Tagen bin ich ausreichend erholt, dass ich mich wieder aufs Motorrad traue ;) Mein Camping-Gepäck schleppen freundliche Zeltplatznachbarn aus Nürnberg mit nach Hause, so dass ich mit weniger Gepäck weiterreisen kann als ich angekommen bin, weil ich auch Dreckwäsche in die Tasche gepackt habe.

Ein gemeinsames Frühstück gab es heute nicht, aber ein gemeinsames Aufräumen. Luca und Nic packen ein Zelt, den Pavillon, eine Kühlbox und viele Stühle in den Transit, dank (oder trotz?) der Hilfe von noch wachen Festivalbesuchern. Ich reiße nur das Zelt ab und werfe mich heldenhaft und schädelfrei auf die Versys. Es geht das Soca-Tal nach Norden. Die Strecke kenne ich schon. Früh um 8 ist nichts los. Auf dem Heimweg liegt noch Italien als 7. Land dieser Reise.

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Ab jetzt wird's kalt. Es ist übrigens ein weiter Weg ins Tal, besonders wenn man Carabineri vor sich hat, denn die Mittellinie ist echt das ganze Seebachtal (Seitental des Kanaltal) entlang durchgezogen. Danach geht's auf die Autobahn nach Österreich rein, ich hatte sogar noch vorher eine digitale Vignette gekauft. Da Wolken aufziehen, ziehe ich die Membran rein und die Regenjacke drüber. Erster Punkt in Austria soll das Gipfelhaus Gerlitzen sein. Da kommen dann wieder ein paar Nervfaktoren zusammen: Regen, und eine angekündigte Sperrung der Bundesstraße, die ich brauche. Ursache sind Hochwasserschäden. Hier haben sich diverse Flüsse einen neuen Weg gesucht.

Eine Umleitung wird nicht erwähnt. Hmm. Google Maps kennt eine Umleitung. Die ist zwar nicht beschildert, aber real funktioniert sie. Es ist eine recht unübersichtliche 4 Meter schmale Strecke, und der telefonierender Autofahrer vor mir schafft es nicht, mal 3 Sekunden ganz rechts zu fahren. Erst das wiederholte Anzeigen der Überholabsicht mit Licht- und Schallzeichen verleitet ihm zum Handeln. Ich glaube zwar, dass er mich ausbremsen wollte, aber dabei wurde er so langsam, dass ich sicher links vorbei konnte. Hier kommt genug Gegenverkehr, dass ich mir das nicht sinnlos hinter einem Auto antun muss. Noch eine Umleitung später und noch ein Sperrschild weiter kommt der Abzweig zur Gerlitzen Straße. Die kostet 8 Euro Maut am Automaten bezahlt haben, und ich dachte im ersten Moment, die wollen dass man das mit Münzen passend zahlt. Aber der Automat nimmt auch Scheine und wechselt sogar. Die Strecke hoch ist steil und eng aber in gutem Zustand. Halb oben lässt der Regen nach und ganz oben ist's beeindruckend.

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Erster Punkt gesammelt :) Auf dem Weg runter kann man sich den Regen von oben ansehen, bzw. die trocknende Landschaft.

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Den Krastaler Sattel nehme ich noch schnell mit, dann geht's ins Hotel, denn da bekomme ich die KärntenCard, mit der ich alle folgenden Punkte mautfrei fahren kann, was rund 40 Euro spart. Das Hotel in Malta (Stadt, nicht Land) ist schnell gefunden und der Checkin klappt schnell - da es erst 12 Uhr Mittags ist, kann ich nicht aufs Zimmer, aber meine Topcaseinnentasche kann ich hier lassen. Das erleichtert mich. So habe ich jetzt noch ein paar Punkte zu fahren. Und mit der Maltatalhöhenstraße fange ich an! Da war ich noch nie. Die Straße hat 2 oder 3 Ampeln mit Wechselverkehr an Engstellen, und viele Tunnels. Die Landschaft ist echt beeindruckend. Oben gibt's eine Staumauer und da ist es etwas touristisch.

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So, jetzt geht's wieder nach Süden. Goldeck Höhenstraße und Villacher Höhenstraße lagen zwar fast an der Route, aber da hätte ich Maut zahlen müssen, die jetzt mit der KärntenCard kostenlos sind. An der Goldeck Höhenstraße ist aber einfach nur die Schranke offen - heute also keine Maut. Die Straße ist nett und eigentlich mit der Villacher Höhenstraße gut zu vergleichen. Vielleicht etwas kürzer, und einsamer. Das ist die Aussicht oben.

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Die Villacher Höhenstraße hat praktisch die gleiche Aussicht - daher kein Bild ;) Jetzt kann ich entweder ins Hotel oder noch die Nockalm Höhenstraße mitnehmen. Da muss ich mich aber sputen, denn die schließt für Motorräder um 18 Uhr. Ich fahre wieder fast am Einstieg zur Gerlitzen Höhenstraße vorbei, und dann ist auch dort die Schranke offen. Hätte ich das vorher gewusst, wäre die Route einfacher gewesen. Naja, egal, ich genieße die weitgehend verkehrsfreie Nockalm Höhenstraße.

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An der Nordseite ist noch der Abstecher zum Schönfelder Sattel drin, auch wenn die letzten 600 Meter anscheinend gesperrt sind. Auch wieder gibt es Hochwasserschäden. Dann aber ab ins Hotel! WC und Dusche sind dringend nötig, denn Dusche hatte ich seit Montag keine mehr - aber immerhin einen sehr frischen Fluss, und eine Regendusche in der Mitte. Dann noch Abendessen im Hotel und etwas Schnacken mit einem norwegischen Motorradfahrer, der mein Mayhem-Shirt erkennt. Ja, ich trage Bandshirt im Motorradhotel und Kawasaki-Shirt auf dem Metal-Festival - weil ich's kann! ;) Und weil das Kawa-Shirt atmungsaktiv ist.

Die Route heute war extra verwirrend dank des Abstechers zum Hotel. 516 km und etwa 9h im Sattel mit Autobahn zum Zeitsparen.

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Passknacker-Status: 53% Austria. In der Rangliste bin ich übrigens durchgehend auf Platz 4, weil man mit den Balkanländern da nicht viel erreicht. Es sind gemessen an der Strecke halt wenig Punkte da.

edit: Seebachtal und Platzierung korrigiert

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#36 Beitrag von snap-on »

Die Kirche ist eigentlich klein, sie steht auf einem für die Mussolini-Zeit typischem Ossario, da drin liegen einige zehntausend tote italienisch Soldaten aus dem I. WK.

Kobarid = Karfreit = Caporetto war damals italienisch.

Das Kanaltal ist das, in dem die Autobahn von Tarvis nach Westen läuft. Vom Predil nach Tarvis führt das Seebachtal.


Als der Gerlitzen noch über eine Schotterstrasse zu erklimmen war und man kein Navi kannte, war wegen des grünen Aussichtspunkt-Fächers auf der Karte nicht ersichtlich, dass das ne Sackgasse ist.

Um 7 Uhr morgens war da nur ne Putzfrau, die meinte, man käme da schon nach Süden durch, wir sollten nur nicht sagen, dass sie uns geschickt hätte.

Die Skiabfahrt mit den ATs runterfahren war ein echtes Abenteuer incl. Überquerung einer Hotelterrasse, um wieder auf Asphalt zu gelangen...

So gut geplante Reisen wie deine waren damals nicht möglich - dafür waren die Überraschungen oft lustig....


Danke für die vielen tollen Fotos.
Bei den geschilderten Temperaturen war mir aber beim Lesen schon zu heiß.....

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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#37 Beitrag von blahwas »

Sa 30.07. Austria-Etappe 2/3

Heute geht's den ganzen Tag nur durch Österreich. Die Nacht im Hotel war gar nicht so erholsam, weil das Bett knirscht und ich anscheinend auf die Bettwäsche allergisch bin. Hatte ich die Katzenhaare eigentlich schon vor der Nacht am Schlafanzug?

So geht es nach dem Hotel-Frühstück etwas träge aufs Mopped. Immerhin ist der Regen gerade vorbei. Leider hole ich den Regen wieder ein auf meiner morgendlichen 100 km Autobahn-Etappe. Auf den Bergstrecken zu meinen Passknackern ist dann wenig bis kein Verkehr, und ich sehe außerhalb der Autobahn auch Null weitere Motorradfahrer. Es tröpfelt nur noch leicht, das Thermometer zeigt 15 Grad und ich bin einigermaßen ausreichend warm und dicht angezogen, obwohl ich für die Regenhose zu faul war - die Membran hält dicht.

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So sammle ich ein paar Punkte ein, bis ich mittags wirklich zu müde und kalt bin.

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Da kommt ein einsames Gasthaus hinter der Weinebene gerade Recht. Es gibt zwar keine Suppe auf der Karte, aber der Wirt macht mir einen kleinen Chili Con Carne. Der wärmt ganz gut. Der halbe Liter Spezi dazu macht es leider gleich wieder zunichte. Aber nach der Pause ist der Regen weg und kommt auch nicht wieder! Das hat also funktioniert.

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Zum "Almwirtshaus Altes Almhaus" darf ich mal wieder ein paar Kilometer Schotter fahren. Die Strecke ist aber vollständig touristentauglich, und oft sogar 10 Meter breit. Wegen der Nässe staubt es nicht, ab es gibt große Pfützen, die ich lieber umfahre. Später passiere ich einen Ort mit dem schönen Namen "Edelschrott". Dann klart es endlich richtig auf und die Welt um mich herum trocknet nicht nur, die ist sogar schon trocken. Da mein rechter Stiefel abgesoffen ist, und es sich auch im wasserdichten Strumpf feucht anfühlt, mache ich eine Pause zum lüften des rechten Fußes. Und siehe, ich hatte den wasserdichten Strumpf falschrum an, mit der gefütterten Seiten nach außen. Dabei ziehe ich auch gleich die Regenjacke aus.

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Dann geht es schnurgerade nach Norden, über Hohentauern. Bergab habe ich einen großes Mercedes Benz SUV vor mir, schwarz, Typ GL "Russenmafia", der ein erstaunliches Tempo fährt. Er schneidet Kurven wie nichts Gutes, beschleunigt mit deutlich über 400 PS, so dass aufschließen mir nur in Abschnitten mit Kehren gelingt. Ich will aber auch nicht in der Nähe sein, wenn dieser 3-Tonnen-Panzer aus der richtigen Fahrspur gerät. Gerade mal nachgeschaut: Es geht bis 585 PS in Serie beim AMG-Modell. Okay. Das Hotel ist heute in einem Ort mit eigenem Passknackerpunkt.

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Das ist natürlich sehr effizient! Ganz im Gegensatz zum oben genannten Mercedes ;) Abendessen gibt's hier auch, und damit ist der Tag mit seinen 416 km auch gelungen. Ich habe ungefähr 3 weitere Motorradfahrer getroffen und war in einer schönen Region unterwegs. Da darf man sich schon was drauf einbilden ;)

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Heute ist meine letzte Übernachtung auf dieser Reise. Das Heimweh nagt an mir ;)

Passknacker-Status: 57% Austria. In der Rangliste bin weiterhin Platz 4, aber dank Austria die letzten 1,5 Tage bin ich mittlerweile knapp am 3. Platz dran.

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Baujahr: 2007
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#38 Beitrag von blahwas »

So 31.07. Austria 3 und heim

Die Nacht war erholsam. Heute geht's nach Hause. Ich hatte ohne Frühstück gebucht und halte die Augen nach einem Bäcker offen. Die Tour führt durchs Innviertel. Ich muss gestehen, heute hatte ich wenig Lust auf schöne Fotos. Die Route führte zunächst westlich, entlang von Hauptstrecken. Radlingpass, Pötschenpass, Maria Klamm. Es war durchaus Verkehr, aber nichts übertrieben langsames. Und ich konnte oft gut überholen. Bei Bad Aussee biegt die Routen nach Norden ab. Jetzt geht's zu sehr schicken Attersee.

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Hier ist an einem regenfreien Julisonntag natürlich Touristenbetrieb: Radfahrer, Autofahrer, Motorradfahrer. Aber man bleibt in Bewegung - kein Vergleich zum Stop and Go im NRW. Der Punkt Gahberg liegt oberhalb des Sees und lädt zur Pause ein.

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Klarer Fall, hier wird das zweite Brötchen gegessen. Danach gibt's wieder einen Ortswechsel nach Norden, in den Hausruck. Ich fahre über Land, durch Äcker, Hügel, Berge. Einfach mal die Kirche im Wald lasen.

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Superlative gibt's hier nicht, aber hier kann man einfach mal ziemlich entspannt Motorrad fahren. Der letzte Passknackerpunkt heute heißt Höhö, oder so ähnlich.

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So, jetzt aber schnellster Weg nach Hause! Dann jedoch der Schock. Ich habe ja schon viel Negatives gesehen auf meinen Reisen. Armut, Elend und Leid. Ruinen, Häuser mit Einschusslöchern entlang aller Grenzen in Ex-Jugoslawien, unfertige Häuser, aus denen bereits gemauerte Ziegelsteine wieder raus gebrochen wurden in Bosnien, Bretterbuden im Wald mit zahllosen Bewohnern in der Ostslowakei, marode Atomkraftwerke in Belgien, Waffenfabriken so ziemlich überall; Bordelle, Tabak- und Schnapsläden hinter Grenzübergängen. Aber das hier macht mich fassungslos. An keinem anderen Ort zerplatzen so viele Hoffnungen und Träume, wurden so viele Menschen in die Falle gelockt, ihrer Lebensfreude beraubt und schließlich ganz gebrochen. Und das so nah an der deutschen Grenze. Erschütternd.

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Die negativen Vibes sind so stark, dass meine treue japanische Kawa in den ersten 3 Versuchen nicht mehr anspringen will. Und als sie dann läuft, schaltet sich das bisher sehr tapfere China-Navi ab. Bloß weg hier! Auf den Schreck kehre ich in der Stadt in einem offenen Gasthaus ein. Ich bestelle ein Club Sandwich. Aber auch hier läuft es nicht rund.

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Das Sandwich zerfällt. Es wurden irrtümlich Maul- und Ringschlüssel anstelle von Spießen verwendet. Das kann ja nicht halten! Ich schaue mich besorgt um, und entdecke, dass man hier wenig Verständnis für Falschparker hat. Ein Joghurtbecherpilot sucht seine RC16 wohl noch heute. Die wird hier zur Schau gestellt, wie zur Abschreckung. Sogar das Nummernschild wurde geklaut.

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Auch hier hat der Virus bereits zugeschlagen. Es sind am ganzen Motorrad sind keine zwei Teile mit gleicher Farbe montiert. Na gut, die Kettenglieder vielleicht, aber die sind vermutlich aus Japan. Kopfschüttelnd suche ich das Weite. Das Werkzeug nehme ich vorsichtshalber mit. Vielleicht braucht ein KTM-Fahrer Hilfe.

Weiter geht's über Bundesstraßen nach Norden und dann bei Regensburg auf die Autobahn. Es fällt auf, dass heute keine Staus sind. Es ist zwar Ferienbeginn in Bayern, aber die sind alle schon gestern aufgebrochen oder wollen woanders hin.

Gegen 19 Uhr komme ich daheim an. Es war lang heute. Ich bin froh, alles geschafft zu haben. Das verfluchte KTM-Werkzeug ist inzwischen verloren gegangen.

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615 km heute. Ich habe tatsächlich Platz 3 erobert, obwohl der vorherige Halter von Platz 3 heute auch gefahren ist. Das wird aber nur von kurzer Dauer sein - er macht ganz Frankreich, und startet gerade mit den Pyrenäen, während ich zwei Wochen Arbeit vor mir habe. Ganz Frankreich sind übrigens 891 Punkte - ein gigantisches Pensum. Ich habe jetzt 61% von Österreich.

Danke fürs Mitkommen so weit! :) Ein Fazit folgt.

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awv99
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#39 Beitrag von awv99 »

blahwas hat geschrieben: 31. Jul 2022 22:21 .....Dann jedoch der Schock. Ich habe ja schon viel Negatives gesehen auf meinen Reisen. Armut, Elend und Leid. Ruinen, Häuser mit Einschusslöchern entlang aller Grenzen in Ex-Jugoslawien, unfertige Häuser, aus denen bereits gemauerte Ziegelsteine wieder raus gebrochen wurden in Bosnien, Bretterbuden im Wald mit zahllosen Bewohnern in der Ostslowakei, marode Atomkraftwerke in Belgien, Waffenfabriken so ziemlich überall; Bordelle, Tabak- und Schnapsläden hinter Grenzübergängen. Aber das hier macht mich fassungslos. An keinem anderen Ort zerplatzen so viele Hoffnungen und Träume, wurden so viele Menschen in die Falle gelockt, ihrer Lebensfreude beraubt und schließlich ganz gebrochen. Und das so nah an der deutschen Grenze. Erschütternd.
.......
Sehr sehr schöner Reisebericht, 8-) :top: :top: :top:

Macht absolut Lust Montenegro , Albanien und Bosnien auch noch mal zu befahren.!!


Der Bericht der ;) zwischen den Zeilen eine leichte Aversion gegen Schotterwege offenbart , :)
endet emotional ja schon fast tragisch bei dem Gebäude der Firma Kronreif und Trunkenpolz in Mattighofen
die ja seit Jahrzehnten viele Fahrzeuge als Therapie gegen Schotter-Aversionen verkauft ....

Ein kleiner Anteil der orangenen Therapie-Teilnehmer haben auch noch einen Rest an Lebensfreude,
;) lassen dafür aber oft das Topcase samt Halter zu Hause .... :)

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Suitemeister
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Re: Zwei Wochen Westbalkan-Tour 2022

#40 Beitrag von Suitemeister »

blahwas hat geschrieben: 29. Jul 2022 22:03Dann noch Abendessen im Hotel und etwas Schnacken mit einem norwegischen Motorradfahrer, der mein Mayhem-Shirt erkennt. Ja, ich trage Bandshirt im Motorradhotel und Kawasaki-Shirt auf dem Metal-Festival - weil ich's kann! ;) Und weil das Kawa-Shirt atmungsaktiv ist.
Hahahaha, witzig. Der Sohn meines Chefs ist Gitarrist bei Mayhem. :D

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