Mi 24.08. Transungarn
Heute fahre ich raus aus Rumänien und dann auf schnellstem Weg 1x quer durch Ungarn, damit ich mich ab morgen in Österreich vergnügen kann. Die anderen drei fahren eine kurze Etappe nach Norden, nach Satu Mare, wo der VW Bus mit dem Anhänger parkt. Der KTM-Fahrer steht dabei unter strenger Beobachtung, denn inzwischen fällt sein Tacho-Kombi-TFT-Dings immer wieder aus, und das LED Abblendlicht geht auch mehr oder weniger. Wir treffen uns wie immer um 8 Uhr zum Frühstück. Leider ist das Frühstück noch nicht da. In dieser Pensionea ist Personal rar. Es ist wie gestern bei der Ankunft oder beim Abendessen eben schlicht keiner da. 8:20 kommt jemand, sagt nichts, zieht sich einen Kaffee, verschwindet. 8:30 wiederholt sich das ganze mit noch einer Person, dann werden wir gefragt, ob wir Frühstück wollen: Na sicher doch! Dann dürfen wir wieder 20 Minuten warten, und dann bekommt jeder ein Omelette auf den Tisch, nett angerichtet mit Käse, Leberwurst, Brotkorb, Marmelade. Da kann man nicht meckern - außer über die eine Stunde Wartezeit. Mimimi
Nach dem Packen kommt der Abschied von den Mitfahrern. Die Zeit mit euch war schön. Es war ein angenehmer Mix aus jeden Tag Gesellschaft, und Touren für jeden Geschmack ohne Gruppenzwang. Ihr seid alle eine Runde weiter
Zum Beladen der Motorräder sind wir für 5 Minuten direkt ans Hotel gefahren, wo ein Schild steht, dass man da maximal 10 Minuten ein/ausladen darf (wenn ich das Rumänisch richtig verstehe). Das ruft einen Mercedes Benz S-Klasse Fahrer auf den Plan, der soeben den Schotterweg hoch kam, und mich auf Englisch anspricht und ohne Umschweife direkt losmeckert, warum wir hier stehen würden trotz des Schildes, und warum er jetzt dieses Gespräch führen muss. Ich erkenne die Stimme vom Telefon gestern wieder, das ist der Boss hier. Interessanter Umgang mit Kunden... Warum er jetzt dieses Gespräch führen muss weiß ich auch nicht, wir sind ja alle schon gepackt und beladen und bezahlen gerade. Das Ziel ist also unklar. Da liegen weniger nützliche Motive nahe. Naja, ich bin eh gerade am Aufsteigen. Die Kollegen, die gerade Essen und Getränke bezahlen, dürfen sich dann weiter mit ihm beschäftigen (wir teilen alle Kosten hinterher).
Meine Route führt auf schnellstem Weg zum Zielort. Ich habe auch online eine digitale Mautvignette für Ungarn gekauft, was durch mein FÜ-Nummernschild erschwert wird, weil die Webseite keine Umlaute mag. Dann eben FU. Das Wetter ist gut, und bis auf einen kleineren Bundesstraßenstau noch in Rumänien wegen einer gerade geräumten Unfallstelle komme ich gut voran. An der Grenze habe ich nur 4 Autos vor mir, da kann ich mich anstellen. Ich komme bequem voran, bin einfach nur in Bewegung und höre Podcast. Das ist nett, aber auf Dauer ermüdend, also Pause bei einer Ortsdurchfahrt, Kekse und Cola. Und weiter. Immer weiter. Irgendwann erreiche ich eine Neubauautobahn, die mein noch immer halb ertrunkenes China-Navi trotz Update noch nicht kennt. Ich erwische aber die richtige Richtung und bin bald wieder auf einer bekannten Altstrecke.
Bei Budapest fahre ich auf sehr dunkle Wolken zu. Ich trage die Membranjacke, aber bei der Hose bin ich nicht wasserdicht. Es beginnt Starkregen, und die Autofahrer machen sehr langsam! Nein, bitte nicht! Man kann im Regen auf der Autobahn eine Weile trocken bleiben, so lange man schnell genug fährt, dank kleinem Windschild und großem Tankrucksack. Bleibt man stehen, ist die Hose innerhalb einer Minute voll. Freundlicherweise ist die linke Fahrspur frei. Also rüber da, und kurz danach verstehe ich auch, warum hier kein Auto fährt: Ich kriege je einen 100 km/h-Wasserstrahl links und rechts auf die Füße, sprich, ich fahre gerade durch eine 50 Meter lange Pfütze unbekannter Tiefe. Füße hoch und drauf vertrauen, dass es wegen Physik für Motorräder kein Aquaplaning geben kann. Und siehe, das klappt!
Der Regen lässt zwar bald etwas nach, aber ich nutze doch die nächste Tankstelle zum Tanken und zum Überziehen der Regenhose. Auf die Regenjacke verzichte ich, das wäre zu warm, wenn es wieder aufhört, und bisher war es ja dicht. Oder nicht so undicht, dass ich es gemerkt hätte. Das war eine gute Entscheidung, denn es regnet noch 30 Minuten. Die entscheidenden Stellen bleiben also trocken!
Nach 30 Minuten hört es wieder auf und ich beginne zu trocknen. Unter meiner hochwertigen, dehnbaren Regenhose mit Membran trocknet auch meine nasse Motorradhose. Gutes Ding!
Bei der letzten Pause vor dem Ziel will ich gucken, ob ich nicht noch etwas verlängern könnte? Es gibt zwei Passknackerpunkte nördlich vom Hotel - einer in Österreich, für den anderen Landespreis, und einer in Ungarn, für's Lebenswerk. Leider ist mein Navi so voller Wasser, dass der Touchscreen sich weiterhin gedrückt fühlt, auch nachdem ich nicht mehr drücke. Das ist jetzt blöd! Also mache ich Pause an einem Feldweg und montiere das Zweithandy als Navi im Cockpit. Das sitzt ganz gut, und so lange es nicht regnet, kann ich es an einer USB-Dose laden.
Interessantes Zeug wächst hier (neben dem allgegenwärtigen Müll am Straßenrand in Balkanländern)
So erreiche ich ohne Regen von Google Maps geführt meine Unterkunft außerhalb von Szombathely gegen 17 Uhr. Es ist ein Hostel mit geschlossenem Restaurant, aber jemand zeigt mir alles. Ich werfe mein Gepäck aufs Zimmer und entschließe mich dann, noch die beiden Punkte zu sammeln. Einerseits habe ich heute außer 550 km Transit nichts getan und fühle mich sonst etwas nutzlos, andererseits ist es ein Test der Handynavigation für morgen, sollte sich das Chinawassernavi nicht über Nacht erholen. Und ich muss auch noch Abendessen und Frühstück einkaufen, hier gibt's nichts. Also los.
Zuerst nach Österreich. Über die Grenze freue ich mich, endlich keine Kontrolle, und endlich wieder Preise in Euro. Dann versuche ich wieder verstärkt auf Schilder zu achten - das dauert eine Weile. Der Passknackerpunkt Geschriebenenstein liegt an einer kurvigen Landstraße durch dem Wald, wo ein paar Einheimische Motorrad fahren üben. Nett hier!
Der zweite Punkt ist in Ungarn, 3 km Luftlinie entfernt, real 23 km. Ich bin zwar wieder im Schengen-Raum, und als echter Schengen-Bürger darf ich auch prinzipiell überall über die Grenzen, aber es wären Waldstraßen, und da stehen reichlich Verbotsschilder. Macht nichts, was sind schon 23 km? Es geht auch hier hoch in den Wald, aber auf einer sehr schmalen, gut asphaltierten Strecke, die aber weiträumig freigeschnitten ist. Ist das hier vielleicht sonst eine Skipiste? Oben ist ein Funkturm. Harmashatar Hegy heißt das hier.
Zurück in Szombathely brauche ich noch einen Supermarkt fürs Abendessen und vielleicht noch Sprit, dann spare ich morgen Zeit. Ich komme an einer Wechselstube vorbei. Ich habe zwar keine Lei mehr, aber noch kroatische Kuna, und die werden hier angenommen - yippie! Und ich kann sogar in Euro wechseln, obwohl ich in Ungarn. Der Kurs ist 8:1, was ganz okay ist, und ich erhalte noch ein paar ungarische Münzen dazu, die ich im Hostel als Trinkgeld hinterlassen werde. Der Supermarkt ist ein Tesco, es gibt Sandwich, Muffins, Tuc, Orea. Jumjum! Die Shell-Tankstelle hat kein Benzin mehr, nur Diesel - dann tanke ich halt morgen. 20 Uhr unter die Dusche, Abendessen rein, Reisebericht und gucken, was die Anderen so treiben.
Heute ist eigentlich alles gut gelaufen, außer dass mein Navi wasserscheu ist, und der Wirt hat heute früh den eh schon suspekten Eindruck seines Etablissements noch mal deutlich runter gezogen.
616 km heute
Damit ist der Rumänien-Reisebericht fertig. Ein qualifiziertes Fazit folgt. Weiter geht's irgendwann im Österreich-Bericht