Rundreise Rumänien

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gunter
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Re: Rundreise Rumänien

#21 Beitrag von gunter »

blahwas hat geschrieben: 21. Aug 2022 21:29 So 21.08. Transalpina........
Hallo Johannes,

schade dass du nicht den südlichen Teil der Transalpina gefahren bist, ich finde den um Längen schöner als den nördlichen Teil.

Aber wenigstens bist du die Holper- (Natur-) strecke von Obârşia Lotrului nach Petroșani gefahren. Nette Schlucht da :top:

20210727_151600.jpg
Es ist der ewige Wettlauf zwischen der Technik, die immer idiotensicherere Lösungen ersinnt,
und der Natur, die immer größere Idioten hervorbringt.

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blahwas
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Re: Rundreise Rumänien

#22 Beitrag von blahwas »

Di 23.08. Westrumänien

Heute ist der mein letzter Fahrtag für Rumänien! Und ich schlafe doch sehr ruhig. So ruhig, dass ich meinen Plan aufgeben, früh los zukommen. Das wäre sinnvoll gewesen, weil nachmittags Regen aufkommen soll, aber hey: Wenn ich heute nass werde, kann mir das morgen egal sein. Heute abend habe ich die 100%, und dann ist mir etwas Regen auch egal. Und morgens trocknet die Welt noch.

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Am Frühstücksbuffet ist etwas Chaos ausgebrochen, weil das Hotel so voll ist, dass das Personal kaum hinterherkommt mit dem Nachlegen von Brot. Wir werden aber alle satt, und ich kann danach auch noch die Hauskatze streicheln :) Einpacken, aufladen, alles wie immer, oder? Warum ist da eine Pfütze im Topcase? Naja, es wurde mir geschenkt, weil es undicht ist, da muss man damit rechnen, dass es undicht sein könnte. Vorteil Pfütze: Man kann sie auskippen. Dann abwischen und rein mit dem Zeug! Die Topcaseinnentache kann Wasser ab, und mein Gepäck ist nicht aus Zucker. Der Laptop ist eh zusätzlich noch in ein Handtuch eingewickelt.

Abfahrt ist 9 Uhr. Chris ist schon am neuen Hotel, Luca und Yannick spielen unterwegs im Schlamm. So bin ich wieder einsamer Passknacker, und heute auch anfangs wieder im Bundesstraßeneinsatz. 81 km bis zum ersten Punkt. Aber es ist wenig Verkehr und landschaftlich immer mal wieder interessant.

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Die Strecke wird dann sehr einsam, schmal und verwinkelt, bleibt aber asphaltiert. Anwohner winken mir zu, so selten kommt hier jemand vorbei. Dafür mache ich Passknacker! Schön sind auch die unterschiedlichen Baustile bei Sakralbauten.

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Irgendwann begegne ich sogar Luca und Yannick :) Leider kämpfe ich heute mit meinem treuen China-Navi. Es hat gestern Wasser abbekommen, und jetzt verdunstet es hinter der Bildschirmfolie und kondensiert wieder. Das erschwert die Ablesbarkeit, und vor allem nimmt der Touchscreen keine Eingaben mehr an. Das ist so lange okay, wie ich nichts bedienen will - die Route läuft ja noch. Allerdings bin ich nach einer Fahrpause im Hauptmenü, wo die Kartendarstellung nur sehr klein (2x2 cm) eingeblendet wird - und keine Fahrmanöver. Also hänge ich mein Handy an die USB-Dose und lasse mich mündlich von OSMand zum nächsten Passknackerpunkt navigieren. Das klappt sehr gut. Und der Punkt ist auch nicht zu verfehlen.

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Transursoaia. Merke: Straßen mit "Trans" im Namen sind spannend. Außerdem gilt: Tschechisch und Rumänisch haben im Durchschnitt so viele Vokale wie Deutsch. Über den Vartop geht's nach Osten, und dann nach Norden über den Popasul Ursoaia. Das soll ein Schotterpass sein - inzwischen wurde er aber asphaltiert, und die Asphaltdecke hat in den 2 oder 3 Jahren ihres Bestehens schon zahlreiche Schlaglöcher bekommen. Jetzt wird's richtig einsam, und ich fahre auch haarscharf an einem Gewittergebiet vorbei, das nach Norden weiterzieht. Aussitzen kann ich es nicht, dafür fehlt mir die Zeit - 420 km heute. Also bei den ersten Tropfen rein in die Klamotten, gemeinsam mit dem polnischen DR-Fahrer, den ich gerade noch überholt habe, man schmunzelt sich wortlos zu :) Es sind sehr wenig Motorradfahrer hier unterwegs. Bis Huedin ist der Regen vorbei und kommt wohl auch nicht wieder, also raus aus der Regenjacke, es wird warm. Es fehlt nur noch ein Punkt zum Landespreis. Der würde morgen früh auf meiner Route liegen, und heute sind es 51 km Umweg - aber ich kann nicht widerstehen. Ich habe schonmal wegen einem Punkt nicht den Landespreis bekommen (Sardinien 2020), also nehme ich den noch mit. Es ist eine verkehrsreiche Straße nach Ungarn hier, zum Glück mit Überholmöglichkeiten. Und siehe:

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100% Rumänien! Jippie, Ziel erreicht, Landespreis geschafft! :) Und dann geht das Leben einfach weiter? Ich fahre zum Hotel. Es liegt etwas außerhalb eines Dorfs, das etwas abseits der Hauptstrecke liegt. Man muss eine Schotterstrecke fahren, die es nicht in OSM gibt, aber es ist ausgeschildert und gut zu erkennen. Für den letzten Abend haben wir uns einen Bonzenbunker gegönnt, der das doppelte des bisherigen Durchschnitts kostet. Eine KTM steht schon da. Es ist niemand an der Rezeption? Ich rufe die rumänische Nummer an, die mich vorhin erreichen wollte. Es ist der Hotelier, er ist nicht vor Ort, aber die Tür ist offen und die Schlüssel hängen bereit. Fürs Abendessen können wir ihm die Bestellung per Telefon oder SMS geben. Chris ist schon da!

Nachdem ich aufs Zimmer bin und mich frisch gemacht habe erscheinen Yannick und Luca. Wir wählen etwas von der Speisekarte, ich schreibe die SMS, dann erhalte ich den Anruf, dass komplizierte Gerichte nicht gehen, weil niemand da ist. Wir könnten 7 km in ein Restaurant fahren? Das will ich nicht, also wird jemand geschickt. 10 Minuten nachdem Luca und Yannick den Pool verlassen, geht die Welt unter.

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Die herbeitelefonierte Köchin redet zwar nicht mit uns, brutzelt uns aber vier Fleischplatten mit Püree und Salat zusammen, und es gibt zwei angebrochene Flaschen Cognac dazu. Da kann man nicht meckern!

432 km heute

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Und nebenbei konnte ich für meinen Heimweg einen Hinterreifen organisieren, der mir übermorgen in Österreich montiert wird, weil ich nicht per Hänger heimfahre.

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fransjup
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Re: Rundreise Rumänien

#23 Beitrag von fransjup »

Prima gelaufen
Glückwunsch
Kommt gut Heim
gruß fransjup

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Re: Rundreise Rumänien

#24 Beitrag von Soeren2008 »

Johannes, den Worten von fransjup kann ich mir nur anschließen.
War spannend deinem Reisebericht zu verfolgen.
VG Frank
Viele Grüße
Frank

⛽ 22,22 km/l :face:

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Ralf B
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Re: Rundreise Rumänien

#25 Beitrag von Ralf B »

Wie immer schön dass du uns mitgenommen hast!👍
Gratuliere zum Landespreis!🥳🏆

Gruß Ralf 🏍️
:coffee: S 51, MP3 350 Sport, Versys 650 GT, Vespa ET4, CF Moto MT 800 Touring, Suzuki IntruderVS 1400 :coffee:

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tomtailor
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Re: Rundreise Rumänien

#26 Beitrag von tomtailor »

Danke für das angenehme Fernweh das du damit ausgelöst hast. :shout:
Gratulation zum nächsten Landespreis. :respekt:
Erwarte noch Detailgeschichten bei einem Bier beim Höhentreffen. :cheers:

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blahwas
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Re: Rundreise Rumänien

#27 Beitrag von blahwas »

Mi 24.08. Transungarn

Heute fahre ich raus aus Rumänien und dann auf schnellstem Weg 1x quer durch Ungarn, damit ich mich ab morgen in Österreich vergnügen kann. Die anderen drei fahren eine kurze Etappe nach Norden, nach Satu Mare, wo der VW Bus mit dem Anhänger parkt. Der KTM-Fahrer steht dabei unter strenger Beobachtung, denn inzwischen fällt sein Tacho-Kombi-TFT-Dings immer wieder aus, und das LED Abblendlicht geht auch mehr oder weniger. Wir treffen uns wie immer um 8 Uhr zum Frühstück. Leider ist das Frühstück noch nicht da. In dieser Pensionea ist Personal rar. Es ist wie gestern bei der Ankunft oder beim Abendessen eben schlicht keiner da. 8:20 kommt jemand, sagt nichts, zieht sich einen Kaffee, verschwindet. 8:30 wiederholt sich das ganze mit noch einer Person, dann werden wir gefragt, ob wir Frühstück wollen: Na sicher doch! Dann dürfen wir wieder 20 Minuten warten, und dann bekommt jeder ein Omelette auf den Tisch, nett angerichtet mit Käse, Leberwurst, Brotkorb, Marmelade. Da kann man nicht meckern - außer über die eine Stunde Wartezeit. Mimimi ;)

Nach dem Packen kommt der Abschied von den Mitfahrern. Die Zeit mit euch war schön. Es war ein angenehmer Mix aus jeden Tag Gesellschaft, und Touren für jeden Geschmack ohne Gruppenzwang. Ihr seid alle eine Runde weiter ;) Zum Beladen der Motorräder sind wir für 5 Minuten direkt ans Hotel gefahren, wo ein Schild steht, dass man da maximal 10 Minuten ein/ausladen darf (wenn ich das Rumänisch richtig verstehe). Das ruft einen Mercedes Benz S-Klasse Fahrer auf den Plan, der soeben den Schotterweg hoch kam, und mich auf Englisch anspricht und ohne Umschweife direkt losmeckert, warum wir hier stehen würden trotz des Schildes, und warum er jetzt dieses Gespräch führen muss. Ich erkenne die Stimme vom Telefon gestern wieder, das ist der Boss hier. Interessanter Umgang mit Kunden... Warum er jetzt dieses Gespräch führen muss weiß ich auch nicht, wir sind ja alle schon gepackt und beladen und bezahlen gerade. Das Ziel ist also unklar. Da liegen weniger nützliche Motive nahe. Naja, ich bin eh gerade am Aufsteigen. Die Kollegen, die gerade Essen und Getränke bezahlen, dürfen sich dann weiter mit ihm beschäftigen (wir teilen alle Kosten hinterher).

Meine Route führt auf schnellstem Weg zum Zielort. Ich habe auch online eine digitale Mautvignette für Ungarn gekauft, was durch mein FÜ-Nummernschild erschwert wird, weil die Webseite keine Umlaute mag. Dann eben FU. Das Wetter ist gut, und bis auf einen kleineren Bundesstraßenstau noch in Rumänien wegen einer gerade geräumten Unfallstelle komme ich gut voran. An der Grenze habe ich nur 4 Autos vor mir, da kann ich mich anstellen. Ich komme bequem voran, bin einfach nur in Bewegung und höre Podcast. Das ist nett, aber auf Dauer ermüdend, also Pause bei einer Ortsdurchfahrt, Kekse und Cola. Und weiter. Immer weiter. Irgendwann erreiche ich eine Neubauautobahn, die mein noch immer halb ertrunkenes China-Navi trotz Update noch nicht kennt. Ich erwische aber die richtige Richtung und bin bald wieder auf einer bekannten Altstrecke.

Bei Budapest fahre ich auf sehr dunkle Wolken zu. Ich trage die Membranjacke, aber bei der Hose bin ich nicht wasserdicht. Es beginnt Starkregen, und die Autofahrer machen sehr langsam! Nein, bitte nicht! Man kann im Regen auf der Autobahn eine Weile trocken bleiben, so lange man schnell genug fährt, dank kleinem Windschild und großem Tankrucksack. Bleibt man stehen, ist die Hose innerhalb einer Minute voll. Freundlicherweise ist die linke Fahrspur frei. Also rüber da, und kurz danach verstehe ich auch, warum hier kein Auto fährt: Ich kriege je einen 100 km/h-Wasserstrahl links und rechts auf die Füße, sprich, ich fahre gerade durch eine 50 Meter lange Pfütze unbekannter Tiefe. Füße hoch und drauf vertrauen, dass es wegen Physik für Motorräder kein Aquaplaning geben kann. Und siehe, das klappt!

Der Regen lässt zwar bald etwas nach, aber ich nutze doch die nächste Tankstelle zum Tanken und zum Überziehen der Regenhose. Auf die Regenjacke verzichte ich, das wäre zu warm, wenn es wieder aufhört, und bisher war es ja dicht. Oder nicht so undicht, dass ich es gemerkt hätte. Das war eine gute Entscheidung, denn es regnet noch 30 Minuten. Die entscheidenden Stellen bleiben also trocken! :) Nach 30 Minuten hört es wieder auf und ich beginne zu trocknen. Unter meiner hochwertigen, dehnbaren Regenhose mit Membran trocknet auch meine nasse Motorradhose. Gutes Ding!

Bei der letzten Pause vor dem Ziel will ich gucken, ob ich nicht noch etwas verlängern könnte? Es gibt zwei Passknackerpunkte nördlich vom Hotel - einer in Österreich, für den anderen Landespreis, und einer in Ungarn, für's Lebenswerk. Leider ist mein Navi so voller Wasser, dass der Touchscreen sich weiterhin gedrückt fühlt, auch nachdem ich nicht mehr drücke. Das ist jetzt blöd! Also mache ich Pause an einem Feldweg und montiere das Zweithandy als Navi im Cockpit. Das sitzt ganz gut, und so lange es nicht regnet, kann ich es an einer USB-Dose laden.

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Interessantes Zeug wächst hier (neben dem allgegenwärtigen Müll am Straßenrand in Balkanländern)

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So erreiche ich ohne Regen von Google Maps geführt meine Unterkunft außerhalb von Szombathely gegen 17 Uhr. Es ist ein Hostel mit geschlossenem Restaurant, aber jemand zeigt mir alles. Ich werfe mein Gepäck aufs Zimmer und entschließe mich dann, noch die beiden Punkte zu sammeln. Einerseits habe ich heute außer 550 km Transit nichts getan und fühle mich sonst etwas nutzlos, andererseits ist es ein Test der Handynavigation für morgen, sollte sich das Chinawassernavi nicht über Nacht erholen. Und ich muss auch noch Abendessen und Frühstück einkaufen, hier gibt's nichts. Also los.

Zuerst nach Österreich. Über die Grenze freue ich mich, endlich keine Kontrolle, und endlich wieder Preise in Euro. Dann versuche ich wieder verstärkt auf Schilder zu achten - das dauert eine Weile. Der Passknackerpunkt Geschriebenenstein liegt an einer kurvigen Landstraße durch dem Wald, wo ein paar Einheimische Motorrad fahren üben. Nett hier!

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Der zweite Punkt ist in Ungarn, 3 km Luftlinie entfernt, real 23 km. Ich bin zwar wieder im Schengen-Raum, und als echter Schengen-Bürger darf ich auch prinzipiell überall über die Grenzen, aber es wären Waldstraßen, und da stehen reichlich Verbotsschilder. Macht nichts, was sind schon 23 km? Es geht auch hier hoch in den Wald, aber auf einer sehr schmalen, gut asphaltierten Strecke, die aber weiträumig freigeschnitten ist. Ist das hier vielleicht sonst eine Skipiste? Oben ist ein Funkturm. Harmashatar Hegy heißt das hier.

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Zurück in Szombathely brauche ich noch einen Supermarkt fürs Abendessen und vielleicht noch Sprit, dann spare ich morgen Zeit. Ich komme an einer Wechselstube vorbei. Ich habe zwar keine Lei mehr, aber noch kroatische Kuna, und die werden hier angenommen - yippie! Und ich kann sogar in Euro wechseln, obwohl ich in Ungarn. Der Kurs ist 8:1, was ganz okay ist, und ich erhalte noch ein paar ungarische Münzen dazu, die ich im Hostel als Trinkgeld hinterlassen werde. Der Supermarkt ist ein Tesco, es gibt Sandwich, Muffins, Tuc, Orea. Jumjum! Die Shell-Tankstelle hat kein Benzin mehr, nur Diesel - dann tanke ich halt morgen. 20 Uhr unter die Dusche, Abendessen rein, Reisebericht und gucken, was die Anderen so treiben.

Heute ist eigentlich alles gut gelaufen, außer dass mein Navi wasserscheu ist, und der Wirt hat heute früh den eh schon suspekten Eindruck seines Etablissements noch mal deutlich runter gezogen.

616 km heute

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Damit ist der Rumänien-Reisebericht fertig. Ein qualifiziertes Fazit folgt. Weiter geht's irgendwann im Österreich-Bericht :)

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Re: Rundreise Rumänien

#28 Beitrag von blahwas »

Fazit Rumänien

Tolles Land! Landschaftlich interessant, aber wie die anderen Karpaten-Länder nicht so umwerfend wie die Alpenländer. Fahrerisch kann man sich abseits des Asphalts so richtig austoben. Der Umweltschutz ist hier noch nicht erfunden, und viele Ortschaften sind nur über Schotterstrecken zu erreichen. Wie in allen Balkanländern liegt Müll rum. Richtig viel Müll, überall, um genau zu sein. Dazu genug wilde Hunde innerorts und außerorts, dass einem mulmig werden kann: Wenn auf der Passstraße ein ganzes Rudel auf einer Fahrspur steht oder liegt, ist das bedenklich. Neben eher niedlichem Vieh und Wild von Schaf bis Pferd lauern auch andere Gefahren, z.B. Absackungen und Abbrüche oder Felsabgänge, die zwar prinzipiell markiert sind, aber weniger aufdringlich als man es hierzulande machen würde: Da steht schon mal ein einzelner orangener Kegel vor dem Loch oder dem fehlenden Gullideckel. Von ungewöhnlich tiefen Oberleitungen oder gar herabhängenden Drähten wird man aber nicht gewarnt. Da hilft nur gucken. Hier würde ich dringend davon abraten, nachts zu fahren. Und zwar nicht nur auf dem Land.

Die Hauptstraßen sind aber alle in besserem Zustand als daheim! Highlight war für mich die Transalpina, und dabei habe ich nur die Nordseite befahren. Die einheimischen Auto- und Motorradfahrer haben ihren Umgang mit den langen Ortsdurchfahrten gefunden. 99,9% der Fahrer sind dabei durchaus aufmerksam und rücksichtsvoll, das ist eindeutig besser als in Deutschland. In 10 Tagen hat mir niemand die Vorfahrt genommen. Wenn man sich den Einheimischen anpasst, kommt man voran. Das zerrt aber ziemlich an der Ausdauer, weil man dafür sehr fokussiert sein muss. Überhaupt ist echt sehr viel Verkehr, weil das Land zersiedelt ist, Autobahnen und Umgehungsstraßen fehlen, und weil öffentliche Verkehrsmittel kaum vorhanden sind. Und vielleicht auch, weil wir im August dort waren, wo mehr Ausflugsverkehr ist und wo vielleicht auch ausgewanderte Rumänen Heimatbesuch machen. Wir wurden da gelegentlich auf Deutsch angesprochen :)

Die Unterkünfte waren zu 60% so gut wie beschrieben, 20% besser und 20% etwas heruntergekommen, aber ohne unerwünschte tierische Mitbewohner. Wir waren stets unter 50 Euro je Nacht pro Person mit 3 Zimmern für 4 Personen. Das Personal war überwiegend schüchtern und zurückhaltend, wobei auch keiner von uns Rumänisch spricht. Rumänisch lesen ist gar nicht so schwer, wenn man andere romanische Sprachen halbwegs beherrscht. Wir kamen meist mit Englisch gut zurecht, ansonsten eben Hände und Füße. Bis auf die letzte Unterkunft, wo wir uns mal etwas gönnen wollten, waren alle freundlich und korrekt zu uns. Essen gehen war unproblematisch und kostet etwa die Hälfte davon, was man daheim in vergleichbaren Lagen zahlen würde. Importierte Waren sind jedoch praktisch gleich teuer wie daheim, bis auf die geringere Mehrwertsteuer. Benzin ist etwas billiger als in Deutschland, und damit für die Einheimischen erheblich teurer gemessen am Durchschnittseinkommen. Trotzdem wird viel gefahren und Motoren werden laufen gelassen. Das Nationalfahrzeug ist der Dacia Logan. Das Trinkwasser war überall in Ordnung, Kartenzahlung wurde nahezu überall akzeptiert. Covid spielte keine Rolle.

Unsere Gruppe hat gut harmoniert, auch wenn wir bewusst nicht alles zusammen gemacht haben. Ich habe meine Passknacker-Straßenroute lange vorher geplant und damit die Orte für die Unterkünfte festgelegt. Zwischen den Punkten konnte sich jeder seine eigene Route planen. Luca und Yannick sind praktisch alles gemeinsam gefahren, mit einem Fokus auf Schotter und Schlimmerem. Chris war anfangs mit von der Partie, hat sich dann aber wegen Techniksorgen mehr auf Sightseeing mit doppelten Übernachtungen verlegt. So oder so, wir hatten morgens und abends jemanden zum Quatschen und konnten gemeinsam auf dem Anhänger an/abreisen, was der weiten Anreise den Schrecken nimmt. Gerne wieder! :)

Die Passknackerpunkte in Rumänien sind überwiegend spannend, teilweise aber auch öde Hauptstrecken, diese aber immerhin mit Kurven und manchmal auch mit wenig Verkehr. Es gäbe noch viel mehr Punkte zu dokumentieren und entdecken. Die Entfernungen zwischen den Punkten sind weit, und wenn man sich nicht um Detailplanung kümmert, oder wenig Zeit hat, fährt man weniger schöne Strecken.

Mein Motorrad hat sich tapfer geschlagen. Bei der nachgerüsteten Ganganzeige ist das untere rechte Segment ausgefallen, so dass nur noch die 2 korrekt angezeigt wird. Aus 6 wurde E, was noch irgendwie sinnvoll ist. Bei der Yamaha und Honda haute je eine Schraube ab, und die KTM hatte Probleme mit Kühlwasserverlust, Tacho und Beleuchtung, die von KTM vor Ort nicht behoben werden konnte, was dem KTM-Fahrer in der Gruppe erneut den Urlaub versaut hat :(

Danke fürs Mitkommen - real und an den Bildschirmen ;)

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