Südfrankreich März 2023

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blahwas
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Südfrankreich März 2023

#1 Beitrag von blahwas »

Luca, ein Freund von mir wechselt den Arbeitgeber zum 1.4. und hat deshalb noch Resturlaub, der im März weg muss. Da bin ich ein echter Freund und helfe natürlich gerne. Da es im März meist noch eher frisch ist, und weil wir nur eine Woche haben, suchen wir uns etwas südliches, was nicht allzu weit weg ist. Voila: Südfrankreich! Unser Basislager wird eine Ferienwohnung in Grasse sein. Wichtige Merkmale: Zwei Schlafzimmer, sicherer Stellplatz für die Motorräder. Da werden wir fündig und buchen uns Sonntag bis Donnerstag ein. Damit bleiben 2 Tage und ein Vorabend für die Anreise und 3 Tage für die Abreise. Das passt, weil keiner von uns einen Anhänger vor der Tür hat, und so fahren wir eben auf Achse. Den Freitagabend und Samstag eher Autobahn, den Sonntag dann schöner auf der Route Napoleon.

Zur Vorbereitung bekam die MT-09 den Radsatz mit dem besseren Restprofil. Vorne ist das ein neuer Bridgestone S22, hinten dreht sich ein 1500 km alter ContiRoadAttack 3. Für 7,5 Tage ohne allzu brutale Exzesse sollte das reichen. Angesichts durchwachsener Wetteraussichten zumindest bei An- und Abreise schwanke ich dann aber doch bis zum Abreisetag, ob ich nicht doch mit der Versys fahren soll? Da ich dieses Jahr aber außer eine Woche Dolomiten sonst nichts mit der Yamaha machen würde, wird's halt die - so hat sie einen Sinn. Und Luca fährt Yamaha Tenere, dann verstehen sich die beiden wenigstens.

In Frankreich hat die Regierung kürzlich am Parlament vorbei beschlossen, das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 anzuheben, was vielen Franzosen nicht so gut gefällt. Es gibt Demos und Streiks und Polizeigewalt und Blockaden von Raffinieren. Das ist nicht meine erste Frankreichreise während Streiks, und wahrscheinlich auch nicht meine letzte, also bleibe ich eher gelassen. Vielleicht plane ich die Tankstopps bei der Anreise zunächst so, dass ich notfalls in der Schweiz tanken kann.

Freitag, 24.03. Der Vorabend
Mein Gepäck habe ich schon gestern zusammengesucht, und am Mittag steigt die Nervosität im Home Office. Dank 38h-Woche muss ich nicht bis 17 Uhr sitzen bleiben, sondern steige 15 Uhr auf und breche auf - mitten in einem Regenschauer. Das Headset koppelt sich zwar mit dem Handy, aber es spielt weder Podcast noch Musik. Was'n da los? Ein Blick nach unten zeigt das Problem: Der Tankrucksack ist nicht da. Das könnte daran liegen, dass er noch in meiner Garage liegt. Weil da alle Wertsachen, Dokumente und mein Handy drin sind, lohnt es sich wohl, umzudrehen. Diese kleine Panne später geht's auf zur Autobahn. Stumpf A6, Regenschauer, ich habe keine Lust auf Regenkombi und lasse mich anfeuchten. Die Sitzheizung soll mir Trost spenden, aber die Lampe im Schalter bleibt voller Häme einfach aus. Mist! Ich halte jetzt aber nicht an, um den Fehler zu suchen. 18:30 Uhr am Hotel ist spät genug, dann kann ich den Fehler noch immer suchen. Aber ich kann ja in die Regenjacke rein.

Dann A5 - Regenschauer Ende. Bei Bruchsal tanken, noch in Deutschland - ist sicherer und billiger, außerdem gerade nötig. Es sind noch 100 km übrig. Über den Rhein nach Frankreich - immer wieder ein schönes Gefühl. Die Yamaha schnuppert Frühlingsluft, aber ich bleibe brav. Das Tempolimit ist inzwischen 80 und es halten sich fast alle dran. Beim Tankstopp tausche ich das alte Sena 30K wegen leerer Batterie gegen mein neues Sena 50S, und stelle fest, dass es viel zu leise ist. Da hilft auch Nachregeln am Handy nicht. Grrr. Wieder ein Problem für den Abend.

Das Hotel ist heute in Hagenau, also knapp nördlich von Straßburg. Ein Motel mit Zweibettzimmer und Frühstück. Ich sehe direkt Luca noch in Motorradklamotten an einer Zimmertür - juhu, das hat ja prima geklappt! Gepäck ins Zimmer, und dann die Wartung: Schnell den liebevoll abgegriffenen Zündplusstecker der Sitzheizung wieder in irgendein stromführendes Teil gehämmert, die verlorene Gasgriffklemme (Tempomat für Arme) betrauert, und fertig.

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Nun den Hunger stillen. Nix ist fußläufig, keine Soziusrasten an der MT-09, also fahre ich als Sozius zur nächsten Pizzeria. Wir bestellen getrennt voneinander je die gleiche Pizza und erhalten zwei unterschiedliche. Das macht aber nix, weil beide lecker sind. Und anscheinend vergisst man, mir das Getränk in Rechnung zu stellen, oder es ist Aktionstag "Nimm die falsche Pizza und erhalte ein Getränk gratis!"

Vorabendanreise ist selten interessant, lief heute eher so 2-, aber die Vorfreude überwiegt :)

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306 km

jax
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Re: Südfrankreich März 2023

#2 Beitrag von jax »

Die Streiks haben evtl. den Vorteil, dass die Mautstellen nicht besetzt sind und es freie Fahrt gibt :o

Und Grasse? Sehr schön, dann wisst ihr ja, was ihr mitbringen müsst ;) Die Route Napoleon zwischen Grasse und Castellane ist übrigens meine Traumstrecke. Nicht so sehr die Strasse (obwohl auch die krass ist, wenn man weit entfernt die Streckenführung am nächsten Bergrücken sieht), sondern die Gegend, vom mediterranen zur kargen Berglandschaft. Und momentan ohne Wasser in den vielen Seeen :heul:

Gute Reise!

jax

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blahwas
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Re: Südfrankreich März 2023

#3 Beitrag von blahwas »

Hi Jax,
Hab bei der Routenplanung tatsächlich an dich gedacht bzgl Route Napoleon :) Da war ich tatsächlich noch nie.

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Re: Südfrankreich März 2023

#4 Beitrag von jax »

Und falls ihr den Verdon umrunden wollt, immer richtig rum, d.h. auf der talseitigen Seite: man kann besser runtergucken und es liegt weniger Gebrösel auf der Fahrbahn.

jax

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Re: Südfrankreich März 2023

#5 Beitrag von Exekutor »

.... deine Reisen - immer wieder toll (freue mich schon auf deine nächsten Tage bzw. auf die umfassenden Berichte) und imma ob'm bleib'm !!!!!

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blahwas
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Re: Südfrankreich März 2023

#6 Beitrag von blahwas »

Sa 25.03. Hagenau - Grenoble

Heute gibt's Hotelfrühstück. Ich bin begeistert: Die haben hier Joghurt mit Pommes-Geschmack!

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Leider stellt es sich als Apfelmuß heraus. Naja, trotzdem ist das Kyriad in Hagenau für den Preis (und angesichts der Tatsache, dass es eine Kette ist) ein außergewöhnlich gut und liebevoll geführtes Hotel in seiner Kategorie. Wir haben es früh nicht sonderlich eilig, weil der Regen sich gerade so langsam verzieht. Wir sind schnell wieder auf der Autobahn. Ich glänze mit meinem Maut-Transponder "bipngo", unbedingt empfehlenswert für Frankreich, Italien, Spanien, Portugal! Luca steht lieber an der Schranke, wühlt in Taschen unter Regenkombi nach Ticket und Geldbeutel, und muss sogar auf Hilfe warten, weil die Säule ihn gar nicht bemerkt. Na gut, hin und wieder musste ich auch mit dem Deckel des Tankrucksacks wedeln, wo der Transponder drin ist, damit die Schranke sich öffnet, und 1x gar ein Ticket ziehen - bei der Ausfahrt reichte aber Ticket wieder einführen, dann ging die Schranke auf.

Hinter Besancon verlassen wir die Autobahn zugunsten der N83. Hier kürzt man quasi diagonal zwischen zwei rechtwinkligen Autobahnen ab. Die Idee hatten auch schon andere, darum stehen viele Blitzer rum. Das kann uns nicht schocken, denn wir sind natürlich sehr angepasst und aufmerksam unterwegs. Das macht übrigens auch Spaß! Regen haben wir heute nur hin und wieder als Schauer, gegen Mittag haben wir sogar Sonne und fahren auf besagter N83 dann auf eine sehr dunkle Wand zu - ideal zum einkehren. Leider findet sich lange nichts, und gerade als ich denke, jetzt geht in die Intensivdusche wieder los, macht die Straße ein Biegung nach rechts und wir werden verschont. Da gucke ich doch mal aufs Handy, wo es hier was zu essen gibt? Chez Titoune, 2 km weiter. Das probieren wir. Der Laden sieht nicht übermäßig geöffnet aus, Luca scheitert an der Türklinke und meldet "geschlossen". Ich versuche es etwas vehementer mit der Entschlossenheit eines doch eher wasserscheuen Sportreifenfahrers und siehe, die Tür öffnet sich. Nach 3 Minuten finden wir auch einen Mitarbeiter, und der führt uns in den Speisesaal dieses typisch französischen Restaurants. Und ab jetzt wird's super. Wir werden mit ausgezeichneter Höflichkeit bedient. Die Karte ist verständlich, das Essen ist nicht zu teuer, das Essen wird prompt geliefert, und zu keinem Zeitpunkt rümpft irgendwer die Nase über zwei Motorradfahrer in Regensachen, die zum Aperitif Cola Zero bestellen. Außer vielleicht deutsche Autotouristen, aber die können ja nicht anders. Merci Bien! Chez Titoune, kann man sich merken.

Es ist ziemlich Halbzeit auf der Route, und nachmittags sind auch Landstraßen geplant. Aber zunächst geht's wieder eine Stunde Autobahn in den Süden, und dann das Rhone-Tal entlang an Lyon vorbei. Hier habe ich zwei Passknacker eingebaut, bei denen ich noch nie war - Mission Lebenswerkpflege :) Der Fahrspaß ist sofort da, als ich auf die Bergstrecke einbiege. Jippie! :) Mein erstes Passknackerbild dieses Jahr:

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Der Blick aufs Rhonetal ist auch nicht schlecht, nach der bisherigen Autobahnorgie. Auch das Wetter ist uns hold: Ab jetzt kein Regen mehr, und bis zu 16°C! Wir ziehen sogar die Regenjacken aus.

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Es geht aus den Nebenstrecken in den Bergen aber bald wieder ins Tal. Da gibt's auch nette Brücken.

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Ein dritter Passknacker führt uns wieder quer über die Hügel, einsame Gegend, typisch französisches Landleben, schöne Kurven - ich hab Spaß, manchmal warte ich auf Luca, aber nicht zu oft. Nicht schlecht für 'ne 700er mit TKC70! Für die Nacht hatten wir 2-3 mögliche Unterkünfte ausgeguckt, je nachdem, wie weit wir kommen. Wir entscheiden uns für die späteste Alternative, nämlich Grenoble. Einerseits sind wir noch reichlich fit, andererseits ist für morgen schlechteres Wetter angesagt - da fahren wir lieber heute noch einiges davon im trockenen.

Das Hotel in Grenoble liegt im Gewerbegebiet an der Autobahn und ist zweckmäßig und klein, aber sauber. Die Dusche im Schlafzimmer ist nichts für schüchterne. Im Intermarche gegenüber kann ich für morgen Frühstück einkaufen, falls es sich vom Wetter her lohnen sollte, sehr früh zu starten. Das Abendessen zu finden ist dann wieder eher schwierig. Es gibt zwar fünf Restaurants fußläufig laut Google Maps, aber zwei existieren nicht, eins hat geschlossen, eins weißt uns ab und das letzte ist ein Steakhaus, das auf uns echt übertrieben nobel wirkt. Darum decken wir uns im Intermarche mit Sushi, Baguette, M&M und Spaßgetränken ein: Bier für Luca, 7up Mojito für mich :)

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600 km heute. Morgen erreichen endlich wir unser Basislager in Grasse, und dann wird auch das Wetter stabil trocken und warm sein - eben Cote d'Azur! :)

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Re: Südfrankreich März 2023

#7 Beitrag von blahwas »

So, 26.3. Grenoble-Grasse über Route Napoleon

Gestern Abend war die Wettervorhersage für heute durchwachsen, daher halte ich zwei Routenvarianten bereit (östlich und westlich) und prüfe früh das Wetter. Zum Glück sieht es besser aus als die Vorhersage. Die östliche Route würde der Route Napoleon folgen, also über Gap und ziemlich durch die Berge. In Gab sind morgens 0 Grad angesagt - brrrrrrr. Und östlich kommt laut Wetterradar mehr Niederschlag als westlich. Also heben wir uns die östliche Route für den Rückweg auf, und starten nach dem Frühstück im Hotelzimmer mit der westlichen Route. Hier arbeite ich wieder an meinem Passknacker Lebenswerk, d.h. ich fahre Punkte, wo ich zuvor noch nie war, und Luca fährt brav hinterher.

Das führt uns zunächst ins Vercours. Da gibt es eine massive Schlucht von Nord nach Süd, durch die keine Straße führt - und ich war zwar schon im Vercours, aber immer im Westen davon. Also ist heute der andere Teil dran. Es hat 10° im Tal bei Nieselregen und rundum grauen Himmel. In die Berge rein wird es sehr einsam. Uns kommen in einer Stunde auf der Nebenstrecke ungefähr 2 Autos entgegen und wir müssen niemanden überholen.

Wir sind warm genug und wasserdicht angezogen, daher ist uns das egal. Wir genießen die Aussicht!

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Nach einer Überführungsetappe geht's final in die Berge rein. Es klart zunehmend auf und die Uhr zeigt fast 12 Uhr. Dank der Sommerzeitumstellung letzte Nacht ist damit eine Pause eigentlich überfällig. Außerdem wollen wir aus den Regensachen raus. Wir finden im nächstbesten Dorf ein "Cafe France", und schnabulieren jeder 1 Portion Pommes. Ich will mich mit dem Kellner französisch unterhalten, aber er wechselt zu Englisch. Ha, Trick 17: Echten Franzosen bluten die Ohren, wenn jemand schlecht französisch spricht, daher wechseln sie freiwillig, einfach damit es aufhört ;) Unsere Motorräder werden dabei von Einheimischen begutachtet.

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Frisch gestärkt geht's wieder auf Achse, und entgegen der Vorhersage kommen doch wieder Regentropfen runter. Das bringt mich dazu, einen 20 km tiefen Abstecher aus der Route zu werfen. Das spart somit 40 km, einigen Regentropfen, und das doppelte befahren einer irgendwie blitzverdächtigen 2-3spurigen "Bundesstraße". Hier tanken wir etwas früher als zwingend nötig wäre, denn mir fällt auf, dass viele Tankstellen nicht mehr alle Sorten (Super 95 E10, Diesel, Super 98) vorrätig haben - da war doch was mit Streik und Raffiniere-Blockade? An "unserer" Tankstelle hängt ein Zettel:

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Wir dürfen für maximal 60 Euro tanken. So viel brauchen wir nicht mal zu zweit. Die Regelung endet außerdem morgen - also kein Problem, wenn morgen nicht das große Hamstern anfängt. Weiter in die Berge wird die Route dann so richtig toll. Wenig Verkehr. Schön breite Fahrbahn. Tolle und abwechslungsreiche Aussicht.

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Einfach mal mitten durch den Fels.

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Und dazu blauer Himmel.

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Abwechselnde Streckenführung mit diversen Kurvenradien und Gradienten. Fahrspaß ober 9000. MT-09 schnurrt vergnügt, die Spiegel zeigen Fehler 404. Ein Blick aufs Navi verrät den Namen: Route de Napoleon. Wikipedia sagt: So "wird die Straße in Frankreich bezeichnet, die der Marschroute folgt, die Napoleon I. (1769–1821) von Golfe-Juan (bei Antibes) über Grasse, Digne, Sisteron und Gap bis nach Grenoble zurücklegte". Ich kann nach der heutigen Befahrung definitiv bestätigen, dass Napoleon Motorradfahrer war! Vermutlich fuhr er auch eine MT-09, falls es die damals schon gab.

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In Grasse ist es verwinkelt und ein paar Autos bringen den Adrenalinspiegel wieder in gewohnte Bahnen. Durch taktisch kluge Manöver kann ich etwas Zeit sparen. Luca hatte kein Navi mitlaufen und ist daher dazu verdammt, mir zu folgen - hihi.

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Unsere Ferienwohnung ist schnell gefunden. Wir dürfen kostenlos im öffentlichen Parkhaus parken. Die Ferienwohnung ist nett eingerichtet. Wir haben zwei getrennte Schlafzimmer und zwei vollwertige Betten.

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Abends wandern wir die Stadt ab auf der Suche nach Essen - das gestaltet sich gar nicht so einfach. Wir wandern durch die verwinkelte Altstadt und werden vom Wind fast weggefegt. Leider hat fast alles geschlossen, auch nach 18 Uhr. Als ich die Führung übernehme, haben wir 15 Minuten später Burger aufm Teller. Meiner hat sogar Rösti und Spiegelei dazwischen. Jamjam!

Wir bleiben jetzt drei Nächte hier. Die Wettervohersage ist täglich 10-20 Grad, trocken, hin und wieder eine Wolke. Endlich fahren ohne Gepäck, und ohne Regen :) URLAUB!

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Re: Südfrankreich März 2023

#8 Beitrag von blahwas »

Mo, 27.03. Nizza Braus Turini Hinterland Kurvenparadies 3000

Heute steht unsere erste Rundtour an. Nach dem Gang zum Bäcker geht's auf die Mautobahn nach Nizza. Das ist nicht ganz einfach, weil unser Parkhaus eine große Einbahnstraße ist: Einfahrt oben, Ausfahrt unten - dazwischen liegen 14 Stockwerke und man kommt in einem anderen Stadtteil raus. Noch dazu so in einer Kluft am Berg, dass sich das Navi lange nicht findet. Egal, ich improvisiere und achte darauf, Luca nicht zu verlieren. Bald rollen wir die Autobahn entlang nach Nizza und genießen die Sonne, die hier schon morgens ganz gut wärmt. Unser erster Pass heute liegt so nah an der Küste, dass er nur vom Stadtgebiet Nizzas aus zu erreichen ist. Dazu muss man von der Autobahn runter und über ein paar kleinere Straßen auf eine andere Schnellstraße wechseln. Die Spuren sind eng, Montag vormittags ist aber verhältnismäßig wenig Betrieb. Ich hänge mich an irgendwelche netten Großrollerfahrer dran, damit ich nicht versehentlich schneller als erlaubt fahre :) Achtung, aufgepasst - Touristenfalle: Es gibt in Frankreich neuerdings ein Tempolimit beim Filtern, also beim fahren zwischen Autokolonnen!

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Das klappt alles gut, bis zum ersten Tunnel - kein Netz, keine Schilder, keine Ahnung? Also raus hier, und obenrum weiter. Das geht fast problemlos, und schon finden wir uns auf der Passstraße hinter einer einheimischen KTM 690 SMC-R wieder - die es nicht sonderlich eilig hat. Ich folge unauffällig. Das ist nicht so einfach, weil wir direkten Blick aufs Mittelmeer haben.

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Der Col d'Eze ist dann bald erreicht - immerhin 507 Meter hoch. Danach geht es ins Hinterland, über den Col du Guerre. Zuvor füllen wir noch eben die Tanks, denn im Hinterland würde ich nicht mit offenen Tankstellen auf der Route planen. Auch hier sind nicht alle Sorten vorrätig, aber SP98 statt 95 darf's zur Feier des Tages auch mal sein. Erwähnte ich bereits unser Wetter: Eitel Sonnenschein? :)

Hinter dem Col du Nice sind wir gut aufgewärmt und brauchen eine Pause. Ein Bäcker hilft weiter. Ich finde hier tatsächlichen Brezen, Luca entscheidet sich aber für eine landestypische Kalorienbombe.

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Das ist ein so eine Art Hot Dog, nur mit Schokoladenpuddingcreme statt Wurst, und mit Schokoladenglasur statt Ketchup-Senf. Frisch gestärkt fräsen wir uns weiter durch die Pässelandschaft, wobei der nette Zeitgenosse hier ein besonderes Highlight ist.

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Col du Braus. Wun-der-bar! :)

Ich kann mit der MT-09 die Kehren bergab im Dritten Gang fahren, ebenso die Außenkehren bergauf. Damit reicht der 3. Gang von 20 km/h bis 177 km/h, und das bei Serienübersetzung und ohne Sensor- oder Mappingzauberei. Einwandfreie Motorabstimmung! Ich habe es nicht eilig. Ich genieße heute sehr. Ich denke darüber nach, dass magische Orte wie dieser weiter existieren, wenn ich nicht da bin. Warum eigentlich? Ich höre heute weder Musik noch Podcast. Ich bin einfach bei mir. Aber Luca nicht? Der bummelt mehr als ich. Anscheinend läuft die Tenere nicht richtig, fühlt sich irgendwie verstopft an. Er versucht das Problem zu lösen.

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Naja, so richtig geholfen hat's nicht. Ich finde es ja praktisch, wenn man ohne Absteigen an seinen Tankrucksack rankommt, aber jeder wie er will. Ich hab's nicht eilig heute. Schlechte Laune bei dieser Aussicht ist eh unmöglich.

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Der direkte Weg von Baisse de la Cabanette zum Col St-Roch ist heute wegen Baustelle gesperrt. Man könnte nur zum Turini weiterfahre. Das ist zwar schön, aber so gar nicht unsere Richtung. Es gibt aber eine kurze Umleitung über Luceram. Da wir die Strecke schon kennen, tauschen wir mal die Motos.

Die Tenere 700 in der Luca-Edition ist für mich ergonomisch passend, ich komme gut zurecht. Die Bremse ist fast so gut wie an der MT-09 und damit 12 Klassen besser als die der Versys 650. Der 2-Zylinder zieht untenrum ebenso gut wie der 3-Zylinder, aber ab 4000/min hebt die MT-09, wo die Tenere im direkten Vergleich eher Mühe hat. Dafür ist sie kürzer übersetzt, und so kann mit ihr im 3. Gang auch Bergaufkehren fahren. Die 21" Bereifung ist eher störrisch, und beim etwas sportlicheren Anbremsen fehlt mir doch kurz die Antihoppingkupplung. TKC70 Rocks sicher nicht der optimale Reifen für diese Strecke, und das Fahrwerk lässt erstaunlich viel vom Fahrbahnzustand durch. Zurück auf meiner MT-09 fällt mir auf, wie klein die eigentlich ist.

Luca man den gekröpften Lenker auf meiner MT-09 nicht, und ansonsten findet er alles wie erwartet. Außer, dass das Fahrwerk weniger Stöße durchlässt, als erwartet. Schalten muss man nicht, und das Kurvenverhalten ist ganz anders.

Danach tauschen wir zurück und haben weiterhin einen einwandfreien Motorradtag. Uns fällt erst hinterher auf, was daran alles perfekt war. Keine Wohnmobile. Keine deutschen oder holländischen Autos. Nahezu Null Verkehr. Hinterm Col de Vence fahren wir versehentlich weiter, statt umzudrehen, und so müssen wir doch etwas durch die Zivilisation. Ich folge einem einigermaßen rund fahrenden Auto, als es laut wird: Ha-llo, ich bin der Johannes! Von hinter nähert sich eine Aprilia Donnerbrüllmeister 1100, den winke ich gern vorbei und folge dann unauffällig für ca. 10 km. Sein Gemisch ist passend zur offenen 4-in-2-Anlage so fett eingestellt, dass die Yamaha die Einspritzung zurücknehmen kann, und ich glaube auf, dass sich auf meiner Tankanzeige danach ein Balken mehr befindet. Denke an die Umwelt! Ach ja, noch eine Tankstelle kurz vorm Ziel mit SP95-E10, also rein damit! Rein ins Parkhaus, ab unter die Dusche, 16 Passknackernachweise hochladen - die meisten davon das erste Mal für mich überhaupt, jippie :) Abendessen gibt's beim Italiener. Für mich Spaghetti Bolognese, für Luca Jägerschnitzel mit Pommes. Da meine Nudelportion eher klein ausfällt, helfe ich ihm gern bei den Pommes. Kurzer Spaziergang...

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... und dann bauen wir uns einen gemütlichen Abend zusammen :)

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302 km heute, die sich eher lang angefühlt haben, weil es stellenweise sehr verwinkelt war. Zum Glück kein Unterkunftswechsel. Wir sind hier noch bis Donnerstag. Das Wetter ist weiterhin "sehr gut" angesagt :)

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Re: Südfrankreich März 2023

#9 Beitrag von theflic »

:sabber: ...ich beneide euch Johannes.... :cheers:
Das Rotlicht-Gebäude neben der Polizeistation ist auch sehr praktisch :dance:
________________________________________
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Re: Südfrankreich März 2023

#10 Beitrag von versyst »

spitzen Tour...... :sabber:
Viel Spaß euch beiden noch :coffee:
Grüße aus dem Erzgebirge - Enrico

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Re: Südfrankreich März 2023

#11 Beitrag von blahwas »

Di 28.3. La Mer, St Tropez, Gorge

Gut geschlafen, Frühstück daheim und früher Start. Heute fahren wir in den Südwesten. Es geht routiniert die 12 Stockwerke des Parkhauses runter - das klappt auch in einem langen Bogen. Könnte meine längste Kurven überhaupt sein, 12x 360 Grad = 4320 Grad - wer bietet mehr? Per Schnellstraße raus aus Grasse und unter Vermeidung von 12 km Mautobahn, womit man die Wartezeit an den Mautstellen kaum spart, zum Col du Testanier. Eine nette Kurvenstrecke im Grünen, immer mal wieder Blick aufs blaue Mittelmeer. Nahezu Null Verkehr, höchstens Radfahrer.

Hinter Saint-Raphael kommt der Col du Bougnon, und hier ändert sich die Welt etwas: Es wird alles etwas reicher und schöner. Der Motorradfahrer von Welt benimmt sich und geht so nicht am Waldrand lauernden Motorradpolizei auf den Leim. Das Navi bittet bald um ein Rechtsabbiegemanöver, warnt uns aber nicht vor der Aussicht.

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Bam! Da muss man anhalten und Pause machen.

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Während wir so mit einer Cola den Meeresduft genießen, fällt mir auf, dass hier ganz schön viel Verkehr langrollt. Das ist tatsächlich die Hauptroute, und es ist Tempo 70. Darum liegt hier auch niemand am Strand. Auch wir müssen hier weiter. Es ist etwas Zivilisation, aber das Verkehrschaos ist eher milde und bald folgen wir irgendeinem französischen Motorradfahrer - damit macht man selten was falsch.

Zum Col du Landon haben wir dann jedoch verwirrende Beschilderung:

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"Zur Befahrung gesperrt während der Sperrzeiten". Ah ja. Kleine Idee: Man könnte die Zeiten dazu schreiben. Es fährt sonst niemand hier, das ist verdächtig. Also werfen wir Google an und finden heraus, dass die Strecke im Sommer für ein paar Monate gesperrt wird, und zwar in 2023 von Juni bis September. Gut, dass wir verglichen haben! Also rein da. Es sind sonst nur Rennradfahrer hier, die gucken etwas verwirrt, aber nicht säuerlich. Die Strecke führt auf ziemlich gleicher Höhe mit schöner Aussicht parallel zur Küste. Kann man machen, muss man aber nicht - außer für den Passknacker Landespreis Frankreich. Daher reiche ich dort die Info nach mit der begrenzten Befahrbarkeit. Hinterm Pass geht's noch weiter, wobei mein Navi lieber wieder zurück fahren und außenrum mit großem Umweg zum Col de Caguo Ven. Man kann aber einwandfrei drüber fahren, wie es bei Passknacker richtig steht. Hier ist auf der Passhöhe ein Abzweig mit Schotter, den Luca zum spielen nutzt. Der Trend geht ja zu Mikroabenteuern.

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Da es schon nach 13 Uhr ist, und weil sich uns ein Restaurant mit Tankstelle daneben in den Weg wirft, gönnen wir uns eine Mittagspause. Es gibt sehr leckeren Cesar Salad, und zum Nachtisch SP95-E10. Alle werden satt.

Es folgen nach Norden und Osten viele schmale Strecken durch Wald. Es ist weiterhin so gut wie gar nichts los. Einfach die Seele baumeln lassen und gemütlich abwechselnd Rechts- und Linkskurven wegschnupfen. Dabei nicht zu hektisch sein, denn man sieht wenig und es ist schmal. Hier ist die längste gerade Strecke.

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Bei der Überführung nach Norden zur nächsten Region passieren wir den Col de Gratteloup (Fréjus). Leider steht das Passschild an einer Stelle, die mir zum Anhalten zu gefährlich ist: Schwerlastverkehr, Mittelwand, Kuppe, Kurve, rechts enge Wand und man steigt direkt in den Verkehr ab. Es gibt aber einen Abzweig, der zu einer Brücke über die Hauptstrecke führt. Von einer Wiese dort kann man runterfotografieren und hat sogar noch das Passschild drauf :) Bildaufbau für Fortgeschrittene, sozusagen.

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Bei einer kleinen Pinkelpause werden wir Zeuge eines seltenen Naturschauspiels. Es fährt ein Polizeiauto mit Blaulicht mittig den Berg runter - aber mit ungewohnten 15 km/h. Es folgt ein 40 Tonnen LKW mit holländischem Kennzeichen, ebenfalls 15 km/h und mittig, aber RÜCKWÄRTS. Der hat wohl einige Schilder übersehen oder ignoriert, denn hier gilt 19 Tonnen Limit und Höchstlänge 8 Meter. In unserer Sichtweite kriegt der LKW-Fahrer Schimpfe vom Polizisten und eine Anweisung zu wenden.

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Der LKW-Fahrer scheitert aber, und so rangiert er weiter rückwärts den Berg runter. Gut, dass wir das verpasst haben. Auch von oben bietet sich dem sportlich ambitionierten Motorradfahrer hinter der Kurve ein ungewohnter Anblick: Die Vorderseite eines sehr großen LKW irgendwo mitten auf der Straße, und ein Fahrer, der nicht nach vorne guckt. Da werden schnell die Augen groß. In diesem Fall hilft Bremsen aber, weil er ja rückwärts fährt. Wenn man denkt, man hätte schon alles gesehen... ;)

Es folgen Bergdörfer und die Südseite einer großen Schlucht, die aber nicht Verdon heißt.

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La Siagne heißt der Fluss. Schmale Straße, nette Aussicht, praktisch kein Verkehr, etwas Kies auf der Oberfläche. Nebensaison rules :)

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Und dann sind wir auch schon fast wieder zurück! In der Ferienwohnung werfen wir uns kurz unter die Dusche und jagen uns frisches Sushi zu essen. Mjammajm.

Passknacker Rangliste wird für mich dieses Jahr zwar eh nichts, aber wenn man die Daten schon hat, kann man sie auch teilen: Freitag 0 Pässe, Samstag Platz 108, Sonntag Platz 56, Montag Platz 33, heute Platz 21... kann so weitergehen :)

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327 km heute

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Re: Südfrankreich März 2023

#12 Beitrag von blahwas »

Mi, 29.3. Verdon, Azur

Heute fahren wir zur Verdon-Schlucht, und danach durchs Hinterland der Region Verdon, bzw. durch den "Parc naturel regional des Prealpes d'Azur". Das Wetter ist schön. Die Straßen sind frei. Die Laune ist gut. Wir fahren zunächst die Südseite der Schlucht. Hier werden wir vor einer Sperrung gewarnt, die dann aber nie kommt - das Glück ist mit den Tapferen. Die Aussicht ist einfach überragend. So früh im Jahr hat man durch die tief stehende Sonne schöne Schatten an den Felswänden. Und praktisch Null Autos oder gar Wohnmobile. Man kommt kaum zum fahren, könnte alle 100 Meter Fotos machen. Wir halten abwechselnd und wechseln uns sozusagen ab.

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Wir machen eine kleine Pause am Lac de Sainte-Croix. Trinken, snacken, Fotos machen.

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Danach widmen wir uns der Nordseite. Hier ist schon mehr Betrieb, man muss alle 10 Minuten mal jemanden überholen. Man sieht sogar andere Motorräder! Zur Hauptsaison hat man hier Mühe, eine zweier Gruppe zusammenzuhalten vor lauter PKW, Wohnmobilen, Radfahrern, Reisebussen aus ganz Europa. Aber wir nicht! Und dabei hilft auch wieder ein angekündigte Sperrung, die sich aber nie materialisiert :) Die Nordseite ist schön!

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... aber die Südseite ist schöner :) Es folgen 55 km Transferetapp zum Col de Toutes Aures. Am Weg liegt noch Kacheln am See (Lac de Castillon), wo mein Vorderreifen auf der Uferstraße um Gnade jammert. Die TWI des Sportreifens haben bereits Bodenkontakt. Hier ist wirklich gar kein Verkehr mehr: Alle 20 Minuten sieht man ein Auto. Oder ein Motorrad. Und wenn man denkt, man hat schon alles gesehen, dann passiert einen bei einer Pause eine KTM 890 Adventure Rallye R mit Powerparts im Gegenwert meine Versys - mit einem Hund in der Hecktasche, der freudig rausguckt. Okay. Wir fahren weiter. Nach ein paar Minuten ist ein Hund auf der Fahrbahn. Er läuft in Fahrtrichtig. 20 Meter davor fährt die KTM von vorhin mit ca. 20 km/h - der Hund in der Hacktasche fehlt. Moment, der führt hier seinen Hund per Motorrad Gassi? Ohne Leine? Sachen gibt's. Einsam genug ist die Straße. Ich würde jetzt aber gern zwischen KTM und Hund durch, möglichst ohne einem davon zu schaden. Der KTM-Fahrer bemerkt uns, pfeift den Hund an, und der Hund wechselt die Straßenseite nach rechts. Wow. Dann bekommen wir ein Zeichen und können sicher überholen. Wieder etwas zu ersten mal gesehen. Wir sind jetzt im "Parc naturel regional des Prealpes d'Azur" und hier ist so richtig tote Hose.

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Tolle Landschaften, gute Straßen, Null Betrieb, keine Blitzer, aber auch keine Gastro - bis Saint-Auban, wo wir endlich einkehren können. Es ist sogar ein kleiner Bikertreff mit insgesamt 5 anderen Motorrädern während unseren einstündigen Aufenthalts.

Irgendeine Schlucht wirft sich in den Weg. Wieder ein Portal weiter vorne - und rechts eine offene Kirche? Sieht man auch nicht oft.

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Bei einem Pass fehlte das Schild noch. Also baue ich das Bild genauso auf wie das Referenzbild, und dann klappt's auch mit dem Freigeben :)

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Wir haben nur noch 90 km heute. Es geht ziemlich direkt nach Süden, aber nur per Luftlinie ;) Real haben wir die Cols Pinpinier, Bleine, Castellaras, Sine und Femier, bis wir wieder auf die Hauptstrecke nach Grasse einbiegen. Was für eine tolle Gegend! Ein guter Teil der Strecken ist offenbar für eine kommende Rallye-Wertungsprüfung vorbereitet, denn es sind diverse Auslaufzonen und Engstellen mit Flatterband für Zuschauer gesperrt. Wieder mal Glück gehabt, dass die Strecken nicht gerade gesperrt sind. Ich wiederhole mich, aber das waren echt tolle Strecken heute! Und abgesehen von der Verdon-Schlucht offensichtlich ziemlich unbekannte Strecken. Wir sind die einzigen Ausländer weit und breit. Besten Dank ans Passknacker-Team, das sowas ermöglicht! :)

Route
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Detail Verdon
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blahwas
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Re: Südfrankreich März 2023

#13 Beitrag von blahwas »

Do 30.3. Abreise nach Ligurien

Heute endet unser Aufenthalt in der Ferienwohnung Grasse. Grasse hat sich als ideale Ausgangsbasis entpuppt, auch wenn die Stadt selbst nicht blitzeblank ist, so ist sie doch Tourifreundlich. Ich würde wiederkommen. Für die Abreise habe ich mir zwei Mehrtagesrouten geplant: Eine westliche über Grenoble und eine östliche über Lugano. Da das Wetter von Westen her nasskalt kommt, entscheide ich mich für Lugano. Luca kommt den Anfang gern mit, und so brechen wir heute auf zur ersten Übernachtung in Ligurien.

Frühstück, Einpacken, Putzen, Gepäck schleppen, Motorräder satteln, 14 Etagen Parkhaus runterkreiseln, Nahkampf im morgendlichen Stadtverkehr - vor der Autobahn noch schnell tanken? Erste Tanke: Sie haben die Wahl: Sie können E85 tanken, oder sie können nicht tanken. Da tanke ich lieber nicht, bzw. woanders. An der zweiten Tanke gab's das volle Sortiment, und mit vollen Tanks geht's auf die Autobahn, gen Italien.

Unser erster Punkt heute ist ein XXX-Pass, also Schotter. Er liegt nah der französisch-italienischen Grenze und man könnte ihn regional der Ligurischen Grenzkammstraße (LGKS) aka Via del Sale zurechnen, er ist mit dieser aber nicht verbunden. Es sind nur die letzten 2 km Schotter, daher wage ich den Versuch auch mit der MT-09. Zunächst muss man aber von der Autobahn runter, durch zwei Mautstellen, sich dann durch mehrere Kreuzungen quälen, dabei möglichst den Mitfahrer nicht außer Augen lassen - er hat noch immer keinen bipngo-Transponder, sondern muss wie ein Höhlenmensch an den Mautstellen mit Ticket und Kreditkarte hantieren. Das klappt alles, und bald schrauben wir uns eine sehr enge und einsame Bergstraße hoch. Den Einstieg in den Schotter hatte ich in der Route gespeichert, und dann geht's los. Luca darf natürlich vor und ist nach 10 Sekunden außer Sichtweite.

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Ich lasse mich im 3. Gang mit Tempo 20-30 hoch schieben und achte sehr genau darauf, keine zu hohen Steine oder Kanten zu überfahren, denn die Bodenfreiheit der beladenen MT-09 ist unter 10 cm. Ich bin vorgestern auch schon beim Parken auf einer Wiese an einem Stein gescheitert, bzw. blieb ich plötzlich stehen - der Auspuff hat's aber unbeschadet überstanden, und die Airbagweste hat auch nicht ausgelöst.

Der Weg ist nicht allzu schlecht, und einige Waldarbeiter machen uns Platz, damit wir passieren können. Bald ist das Ziel erreicht. Und wieder einen Punkt das erste Mal angefahren :) Beim Passknacker hat hier übrigens seit 2019 keiner mehr einen Nachweis eingereicht - auch ein schönes Gefühl.

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Die weitere Strecke spielt sich jetzt komplett im Hinterland ab - wir fahren nicht mehr zur Küste runter. Hier gibt es Bergland, viele Dörfer, und viele Bergdörfer.

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Der Straßenzustand ist zwischen schlecht und sehr schlecht. An einigen Straßen stehen noch die Schilder von der Wintersperre, die auf den Pässen hier von 15.11.-15.3. gilt. Außerdem macht sich ein Hüngerchen breit. Zum Glück finden wir ein Restaurant, dass uns auf Belgisch anspricht:

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Viele wissen ja nicht, dass in Belgien auch Deutsch Amtssprache ist. Hier wollten wir eigentlich nur schnell zwei Panini, aber das gab's nicht - daher also je ein kleiner Teller Pasta. Und für mich endlich eine heiße Schokolade, schön dickflüssig :)

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Weiter geht's auf die kurvigen, engen, steilen Strecken. Hier haben manche Fahrer bleibenden Eindruck hinterlassen.

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Sonst gibt's hier noch viel Natur.

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Für uns ist es anstrengend, weil der Straßenzustand schlecht ist - große Löcher, und vor allem jede Menge Rollsplit vom letzten Starkregen. Mein sportlicher Vorderreifen hat die 1,6mm erreicht und fühlt sich damit hier sehr unwohl. Luca auf den frischen TKC70 hat deutliche Vorteile. Später am Tag entgleitet mir das Vorderrad gleich für ein paar Meter am Kurvenausgang und der Lenker klappt ein. Da sollte man sich normalerweise auf einen ungeordneten Rückzug gefasst machen, freundlicherweise findet das Vorderrad aber wieder zurück in die richtige Richtung, und auch der Vorderreifen verzahnt sich wieder mit dem Untergrund. Puh! Wir kommen am südlichen Einstieg der LGKS vorbei.

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Andere Pässe haben viel mehr Aussicht. Wunderschön hier :)

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Zum Ende raus wird's etwas spät heute, die Schatten werden schon lang...

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Am Hotel kommen wir gegen 18 Uhr an. Das Hotel hat ein Restaurant integriert und sieht ziemlich geschlossen aus. Ich klingele. Es erscheint eine italienische Oma, die sich nicht so recht mit mir Touri beschäftigen möchte bzw. die nichts von Booking weiß. Sie telefoniert schimpfend jemanden herbei, das soll zwei Minuten dauern. Etwa 30 Minuten später ist dann jemand vor Ort, der mich auf Englisch eincheckt. Luca wartet derweil draußen, passt auf Motos und Gepäck auf. Ich hatte in weiser Voraussicht nicht das Gepäck mitgenommen, und war zuvor noch kurz im Gebüsch. Das Hotelzimmer scheint angenehm. Abendessen gibt's im Haus für 15 Euro - da kann man nicht meckern.

Die Planung für Morgen gibt schon mehr Grund zur Klage - Schlechtwetter zieht an, mein Vorderreifen ist am Ende, und das Ende naht. Da gibt's eigentlich keine richtig guten Optionen mehr, aber wir hatten ja schon ein paar Tage richtig gute Zeit, daher Jammern auf sehr hohem Niveau ;)

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308 km heute, sehr anstrengend

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blahwas
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Re: Südfrankreich März 2023

#14 Beitrag von blahwas »

Fr 31.03. Abreise

Das Hotelzimmer schein angenehm, hatte aber recht dünne Wände, und vom Dorfplatz her bimmelt die ganze Nacht 2x die Stunde der Kirchturm. Außerdem sind die Kopfkissen hoch und fest, und ich bin allergisch drauf. In Summe ergibt das ein wenig erholsame Nacht. Das passt gerade besonders schlecht, denn gestern war's schon anstrengend, und für heute ist mir nichts besseres eingefallen, als stumpf Autobahn nach Hause zu fahren - obwohl ich noch zwei Tage länger Zeit hätte. Aber der Vorderreifen lässt keine sichere und gleichzeitig spaßige Kurvenfahrt mehr zu. Einen neuen Reifen zu organisieren ist vermutlich möglich, kostet mich aber einen halben Tag. Und dann schlägt parallel auch noch das Wetter um. Die Region Gardasee läge auch dem Weg und verspricht viel Freude - aber da bin ich im September ja eh noch mal eine Woche. In der Schweiz sind die hohen Pässe noch geschlossen bzw. liegt Schnee. Daher fällt die Entscheidung, auch wenn sie nicht leicht fällt: Autobahn nach Hause. Es darf noch minimal abgewichen werden um den Umweg rund um Turin zu sparen und für ein paar besonders autobahnnahe Passknackerpunkte. Luca begleitet mich bis Lugano, dann biegt er irgendwo ab. Ich nehme den San Bernadino und fahre über Como, Chur, Bregenz. Der San Bernadino-Scheitelpass ist noch gesperrt, aber der Tunnel ist offen. Und die Schweizer Vignette brauche ich eh, um eine sinnlose und teure Übernachtung zu sparen - dann klappt's auch mit 840 km Tagestour in 8:30 Stunden.

7:30 starten wir auf den Motorrädern. Nach 30 Minuten schnappen wir uns einen Supermarkt mit Bäckerei. Dann geht's ein Stück über die Mautobahn bis kurz vor Cuneo, dann aber SP12 Richtung Asti. Heute hab ich mal Pech mit der Maut und muss trotz Telepass erklären, wo ich aufgefahren bin - das gelingt mit einigem Scrollen auf dem Navi aber. Die Region um Alba ist erfreulich bergig - hier wird jede Menge Wein angebaut. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Es hat 11° und es ist etwas bewölkt - das ist also deutlich kühler als zuletzt gewohnt. Angesichts der 840 km nehme ich mir keine Zeit für Fotos. Bald sind wir in der Po-Ebene, und wir frieren. Das ist sehr ungewohnt, normalerweise zerfließt man hier. Es geht an Mailand vorbei und durch Como über die Autobahn. Am Grenzübergang kaufen wir die Schweizer Vignetten. Hier ist endlich Zeit für ein Foto.

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Der Himmel zieht hier zunehmend zu. Der Zoll winkt uns gleich durch - es von Vorteil, hinter einem Auto mit bosnischen Nummernschildern zu fahren. Direkt nach der Grenze schnappen wir uns eine Tankstelle und füllen auf. Es folgt 25 km später der erste Passknackerpunkt - zur Auflockerung, weil er nur 2 km von der Grenze entfernt liegt, und weil da oben ein Restaurant ist.

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Für mich hätte es auch gern eine Pizza sein können, aber Sandwich geht auch. Nach dem Essen verabschieden wir uns förmlich, rollen aber gemeinsam weiter auf der Autobahn. Wir tragen jetzt Regenkombis, denn es regnet etwas und die Straßen sind nass. Schließlich der Abschied: Luca muss nach Frankfurt, biegt also zum Gotthard ab, ich dagegen zum San Bernadino. Da wird die Autobahn bald einspurig und schraubt sich in die Höhe. Der San Bernadino-Scheitelpass ist gesperrt, ich fahre den Tunnel - so ziemlich ohne es zu merken, weil alles in dichten Nebel gehüllt ist. Zum Glück rollt der Verkehr. Im Tunnel ist es angenehm warm - weshalb zunächst alles beschlägt, Spiegel, Visier, Brille - danach taut es aber ab und bleibt länger klar. Prima Service :) Jenseits von Chur klart es dann endlich wieder auf und ich halte mal für ein Foto im Dorf.

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Dann geht's immer weiter nach Norden, immer auf der Autobahn. Zum Glück sind keine Staus. Sena spinnt rum, Zweitsena ebenfalls. Ärgerlich. Die Aussicht tröstet aber.

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Ich schnappe mir noch den St. Luzisteig - auf der Nordseite besteht ein Lieferwagen-Auflieger-Gespannfahrer darauf, sich an einer engen historischen Durchfahrt seine Plane einzureißen, bis ihm einfällt, dass er den Hänger ja hydraulisch hinten absenken kann. Dann klappt's auch mit der Weiterfahrt. Ein weiterer Punkt liegt verkehrsgünstig in Liechtenstein, und es ist insgesamt sehr malerisch hier.

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Ich wechsele kurz vor Dornbirn nach Österreich, weil man dort keine Austria-Vignette braucht, und mache noch eben den Tank voll. Das reicht dann hoffentlich bis heim. Durch den Pfändertunnel geht's staufrei nach Deutschland, und in Deutschland geht's nach ca. 45 Kilometern zur Abwechslung zum Schloss Zeil.

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Ich bin guter Dinge, trocken heim zu kommen, aber hinter Ulm erwischt mich Starkregem vom Typ "Autofahrer halten auf der Autobahn an", wo ich eigentlich gern gemütlich mit 130 km/h weitergefahren wäre. Sprecht mir nach: Es gibt kein Aquaplaning auf dem Motorrad, es gibt kein Aquaplaning auf dem Motorrad, es gibt kein Aquaplaning auf dem Motorrad... Es gibt aber Auffahrunfälle auf dem Motorrad, daher ist Vorsicht angesagt. Der Regen legt sich aber bald, die Straße trocknet und so rolle ich entspannt mit Tempo 100-120 in die Heimat, wobei ich nicht nachtanken muss. Sena funktioniert auch wieder, mit dem Trick, dass man es nicht ganz laut drehen darf, sonst piept es wild und fängt an, alle Funktionen durchzuschalten, bevor es sich selbst abschaltet. Okay?! Mir ist mittlerweile ganz schön kalt, trotz Heizgriffen, Heizweste und Sitzheizung. Vielleicht hätte ich die Handschuhe tauschen sollen, denn die sind durchnässt und ein trockenes Paar ist im Topcase. Aber ich komme mit einem sicheren Gefühl vor 20 Uhr daheim an und es ist noch hell.

840 km heute - Rekord für meine MT-09! Wer flasht mir eine Tempomat-Funktion?

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Fazit folgt - aber nicht mehr heute :)

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Re: Südfrankreich März 2023

#15 Beitrag von tomtailor »

Danke für "meine" erste Ausfahrt heuer.
Durch deine Reiseberichte mit Fotos "fühle" ich mich jedesmal als wäre ich dabei! :sabber:

Sogar mit Motorrad ähnlichen Phantomschmerzen wie eingeschlafener Hintern und Krampf in der rechten Hand.
Leider stellt sich dann heraus das ich schon zu lange vorm PC sitze und die Hand von der Maus schmerzt. :wall:

Wie immer geiler Bericht und super Fotos! :clap:
Danke dafür
Lg Tom

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Re: Südfrankreich März 2023

#16 Beitrag von Bayoumi »

Super Bericht, wie immer! Apropos Tempomat, ich habe seit zwei Tagen, also erst seit ca. 700 km, einen Cruisy Evo, den es auf im Louis Flohmarkt für einen 10er gab. Es ist nicht wie in Tempomat im Auto, den ich schon fast statt des Gaspedals nutze, aber es hilft auf langen, geraden Etappen dabei, den rechten Arm einsatzfähig zu halten. https://www.timetoride.de/shop/cruisy-e ... -tempomat/
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Re: Südfrankreich März 2023

#17 Beitrag von blahwas »

Fazit

Ende März ist es wettertechnisch schwierig, mit einer Woche Urlaub sicher einen tollen Motorradurlaub zu haben. Darum hatten wir uns für Südfrankreich entschieden, die vermutlich bestwetterige Region in Europa. Wir hatten uns die Option offen gelassen, bei entsprechender Vorhersage woanders hinzufahren, aber besser wars nirgends angesagt. Die Stadt Grasse hat sich dabei als ideale Ausgangsbasis entpuppt, auch wenn die Stadt selbst nicht blitzeblank ist, so ist sie doch tourifreundlich mit vielen Restaurants fußläufig, und vor allem liegt sie genial an der Route Napoleon und schon nicht mehr in den kalten Bergen, aber noch nicht mitten in der küstennahen Verdichtungszone. Auch das Parkhaus war laut Ferienwohnungsvermieter "für Motorräder kostenlos" (real waren zumindest die Schranken zu kurz um uns aufzuhalten) ist ein Vorteil. Ich würde wiederkommen. Für jemanden, der gern Neues entdeckt, das höchste Lob ;)

Zum Fahren waren die Strecken in Südfrankreich mal wieder ein Genuss. Straßenbau wird hier einfach ernst genommen, die Landschaft lässt außer Motorradtraumstrecken nichts anderes zu und mangels Verdichtung ist wenig Verkehr - erst recht natürlich Ende März. Letztes Mal der Verdonschlucht waren viele Busse und Wohnmobile unterwegs, dieses Mal aber nicht. Im italienischen Hinterland abseits der Hauptstrecken war der Straßenzustand mal wieder schlecht und anstrengend. Bis aufs Einchecken im letzten Hotel waren alle Unterkünfte in Ordnung.

An- und Abreise sind natürlich nicht ganz ohne, aber in 2,5 Tagen möglich. 5 Urlaubstage, 2 Wochenenden und ein Abend sind 9,5 Tage, da bleiben 4,5 Tage purer Genuss. Den hatten wir, und zwar auch auf Teilen der Anreise :) Route Napoleon kann man öfters fahren. Die Rückreise "865 km am Stück" stand jetzt nicht aufm Wunschzettel, habe ich aber gut verpackt - wobei der Ruhetag daheim danach wichtig war. Es ist aber gut zu wissen, dass ich sowas kann. Luca hatte es noch etwas weiter und hat's auch gut überstanden.

Die Yamahas haben sich mal wieder unauffällig und tapfer geschlagen. Darum fährt man halt Japaner ;) Mein Vorderreifen war ein S20F Gebrauchtkauf mit glaubwürdigen 500 km, der nach unseren 3500 km völlig am Ende war - unschön, aber wegen des Wetterumschwungs war der spaßige Teil des Urlaubs eh zu Ende. Mit Luca hat's auch gepasst - von daher, wann geht's wieder los? :)

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Re: Südfrankreich März 2023

#18 Beitrag von fransjup »

Dankeschön für deinen tollen Bericht
Ich lese es gerne :top: :thx:
gruß fransjup

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Re: Südfrankreich März 2023

#19 Beitrag von jax »

blahwas hat geschrieben: 15. Apr 2023 09:44 Fazit
- von daher, wann geht's wieder los? :)
Dazu kann ich nur sagen: mindestens einmal jährlich :jubel:

Noch ist Frankreich DAS Motorradland für mich, alle europäischen Landschaften (bis auf die Norwegischen Fjorde), selbst die Highlands findet man im Massif Central wieder. Und das Beste: man fährt auf der richtigen Seite ;) . Und als kleine Anregung für den nächsten Trip

Col de l'Espigoulier (von Gemenos aus)
Col de l'Espigoulier.jpg
da fährt inzwischen sogar ams zwecks Kurventests hin :)

Col de Rousset (von Die aus):
20220922_124321.jpg
Combe Laval (vom Col de la Machine aus, sonst ist der Woweffekt weg):
20220922_132652.jpg
20220922_134608.jpg

und, und und (Gorges de Dalouis, Gorges de la Bourne, besser als Stilfser Joch: Alpe d'Huez, wer es ganz eng mag: von Pontamafrei-Montpascal zum Col du Chaussy, weiter ein kurzes Stück Schotter bis Bonvillard, danach zum Col de la Madelaine, selbst die Anfahrt zum Circuit Paul Ricard ist eine (inzwischen vermutlich gut überwachte) Rennstrecke).

Also Johannes, auf, auf, es gibt noch genug zu tun :clap:


jax, im Juni dort unten

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Re: Südfrankreich März 2023

#20 Beitrag von Michael_1969 »

Lese Deine Reiseberichte auch immer wieder gerne und staune. Vielen Dank daher auch für diesen hier, Johannes :top:

Von Jahr zu Jahr zunehmend stelle auch ich fest, dass der Straßenzustand vielerorts immer schlechter wird. Dieser Trend dürfte sich kaum mehr umkehren in Europa, da das Geld immer knapper und die Kosten für Sanierung immer höher werden. Selbst in meinem eigenen Wohnort ist es bereits so dramatisch geworden, dass erste Bürgerproteste am Laufen sind. Mit wenig Aussicht auf baldige Besserung.

Da kann ich als Abhilfe tatsächlich nur den Umstieg zur Reiseenduro empfehlen. Bin ich auf meiner Versys 650 noch mehr durchs Dorf gehoppelt als gefahren, schwebe ich heute dank langer Federwege, größerem Vorderrad und elektrischem Fahrwerk nur so über unsere schlaglochgespickte Hauptverkehrsstraße hinweg.

Auf Sardinien im Herbst das selbe Spiel: die neuen Hauptverkehrsstraßen dank hoher EU-Subventionen zwar größtenteils im Topzustand - doch die wirklich traumhaften Nebenstrecken ohne Wohnmobile alle mürbe und marode. Im Pkw wäre ich wohl öfters lieber wieder umgekehrt.

Auch und insbesondere auf Langstrecken macht das schon einen ganz gewaltigen Unterschied aus. Damit verliert jede Buckelpiste einen Großteil ihres Schreckens.
Michael
(Yamaha XT 1200 ZE nach Versys 650)

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