Das Anreisewochenende hat einen Feiertag am Donnerstag. Da nehmen sich viele noch den Brückentag und machen einen schönen Kurzurlaub. Und ich, ich mache mal wieder beides.
Manuel und Invi, zwei MO24er, treffen sich schon Mittwoch im Schwarzwald, um 3 Tage Touren zu fahren. Ich komme Donnerstag dazu und reise dann weiter nach Kärnten.
So der Plan. Dann kam Corona endlich auch in meine Lunge. Im Jahre 4 den Sars-Cov-2, aka COVID-19 hat's mich dann endlich auch erwischt. Zum Glück nicht besonders schwer, nach drei Tagen waren die akuten Beschwerden weg und die diffusen Beschwerden nach 7 Tagen. Impfung sei Dank. Der Schnelltest blieb jedoch positiv, und damit auch theoretisch das Risiko, jemanden anzustecken. Ich habe mich isoliert und niemanden angesteckt, und ich hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern, so lange es nötig ist. Ich habe die Tests auch akribisch durchgeführt und da nicht gemogelt. Am Tage 10 war dann endlich auch kein Schatten eines Strichs mehr zu sehen - das war der Mittwoch. Damit war der Urlaub gerettet

Fahrzeugwahl, Versys oder MT-09? Mich nervt aktuell die Sitzbank der Versys, und wenn ich MT-09 nehme, habe ich bei beiden Motorrädern am Jahresende die große Inspektion fällig, und nicht bei der Versys schon vorher. Also MT-09. Ist zwar ein Versysforum-Treffen, aber da treffen sich ja Versysfahrer und nicht nur Motorräder.
Am Mittwoch erreicht mich jedoch noch eine schlechte Nachricht. Manuel und Invi hatten einen Auffahrunfall auf der Anreise. Ganz klassische Situation: Manuel fährt vor, wartet den Querverkehr ab, Invi fährt hinterher und guckt nach links statt nach vorne, und steuert seine Ducati 950 Supersport dabei in Manuels linke Wade und seine MT-09 SP. Das kostet Schmerzen bei Manuel und Kratzer in der Heckverkleidung, es bleiben aber beide aufrecht. Die Ducati hat es ziemlich erwischt: Seitenverkleidung zerschrappt und Flüssigkeitsverlust. Ihre Fahrt endet hier, der Abschlepper kommt. Der Fahrer ist am Boden zerstört und untröstlich - wir kriegen ihn nicht überzeugt, mit einem Mietmotorrad weiter zu fahren. Ein Mietmotorrad spontan zu organisieren wäre noch ein weiteres Problem, aber das nur am Rande. Invi lässt sich abholen und schiebt Frust. So kommt Manuel schließlich abends alleine in der Ferienwohnung in Schonach an, wobei Laufen zunehmend schmerzt und die Schrittlänge auch immer kürzer wird.
Do 18.5. Anreise Nürnberg-Schwarzwald
Für die erste Tour nach Corona habe ich mir nicht zuviel vorgenommen. Darum reite ich nichts abends per Autobahn-Gewaltmarsch ein, sondern nehme mir den ganzen Tag Zeit und wechsle Autobahn und nette Nebenstrecken ab. Das Wetter macht es angenehm - es ist unterwegs und am Zielort trocken und nicht zu heiß angesagt. Prima. Packen, packen, packen und los geht's!
Die MT-09 steht auf einem frischen Satz ContiRoadAttack 4, der aktuellste und teuerste Sporttourenreifen am Markt, der so gut ist, dass Conti glatt den Vorgänger ContiRoadAttack 3 vom Markt genommen hat, obwohl der mir sehr gut gefallen hat. Was kostet die Welt, das gönne ich mir mal, nachdem ich den letzten Urlaub auch wegen eines verbrauchten Reifens abkürzen musste (und wegen Wetter). Nach 2 km fährt es sich einfach bombastisch. Ohne Anfahren, ohne Aufwärmen, ohne Suche nach dem perfekten Reifendruck einfach perfekter Grip und eine sagenhafte Eigendämpfung. Vergesst Öhlins, kauft Conti!
Vor den Schwarzwald hat der liebe Gott jedoch die Autobahn gesetzt, und da gurke ich jetzt 1h hin. Es geht die A6 ins Schwäbische, dann biege ich links ab (große Verwirrung unter den Autofahrern! Nein, nur auf der Landkarte), und sammle diagonal Passknackerpunkte Richtung Südwest. Ich nehme nicht alle mit, nur ein paar - ich habe ja dieses Jahr keine Ambitionen auf der Rangliste, und wenn man ein paar auslässt bei der Planung, ergeben sich wieder ganz neue Routen. Manches ist vertraut, anderes neu - es ist wenig Betrieb und außer einer Fake-Umleitung stört nichts die Laune. Ich spüre auch keine Corona-Folgen. Im Dorf Jux kehre ich ein und gönne mir einen Kinderteller Spätzle zu Mittag.
Manuel war unterdessen beim Arzt, 30 km Motorradstrecke, und wurde mit positivem Befund wieder entlassen: Massiver Bluterguss. Das tut noch eine Weile weh, aber außer Kühlen und Hochlegen kann/muss man nichts machen. Nur wenn der Fuß taub wird, 112 wählen. Das ist eine gute Nachricht. Er schont sich den Rest des Tages und macht einfach Urlaub.
Für mich geht's zügig südlich. Stuttgart vermeide ich per A81, und erst bei Sulz am Neckar biege ich wieder auf die Landstraße ab. Dornhahn, Sulgen, Schramberg, Lauterbach, Reichenbach, Triberg, immer auf kleinsten Straßen, Passknacker sei Dank.

Und schließlich erreiche ich Schonach im Schwarzwald. Hier habe ich 2 Nächte in einem Hotel mit italienischem Restaurant gebucht.
Nach dem Checkin ist der Hunger unerwartet früh schon groß, und Manuel ist auch wieder auf den Beinen - so kommt er zu meinem Hotel-Restaurant angehumpelt, und wir machen uns nach eingehender Anteilnahme über die Speisekarte her. Dabei leistet uns später noch MO24 kleiner Chris Gesellschaft, der den Feiertag ebenfalls für eine Ausfahrt nutzt - sein Hotel ist allerdings 3 Orte weiter. Ich habe ihn seit unserer Rumänien-Tour letzten Juli nicht mehr gesehen, und er ist auch seitdem nicht mehr Motorrad gefahren. Klar, seine KTM hatte ihn verraten, und ihm fehlt aktuell auch das Vertrauen ins Motorrad. Trotzdem haben wir zu dritt einen schönen Abend. Ich begleite Manuel noch in seine Ferienwohnung, halb aus Interesse, halb aus krankenpflegerische Fürsorge. Für morgen haben wir uns eine ganz kleine Tour ausgedacht, und wir sehen mal, wie es ihm damit geht.

430 km / 18 Passknacker heute