Nach eine erholsamen, aber erstaunlich kalten Nacht geht’s frohen Mutes und frisch gestärkt nach Norden. Leider komme ich nicht weit, bis ich eine Autoschlange vor mir habe. Ich überhole vorsichtig. Einige Leute sind bereits ausgestiegen. So sieht's vorne aus:

Der vorderste Autofahrer, ein Norweger, spricht mich freundlich an. Da kommt ein überlanger Schwertransporter, darum müssen wir warten. Ah, okay. Ich kenne die Strecke ja von gestern, in den Tunnels will ich keinem Schwertransporter begegnen. Eine Umfahrung ist nicht sinnvoll möglich, also heißt es einfach warten. Die Sonne scheint und mir wird zunehmend warm. Schließlich kommt er.

Je eine Zugmaschine vorne und hinten bewegen 2 Transformatoren, und eine dritte Zugmaschine fährt auch noch mit. Die Polizei macht den Weg frei – übrigens das erste Polizeiauto, dass ich in Norwegen bei dieser Reise sehe – und schon geht’s los. Ich habe P1 und dank Tempomat auf Tempolimit bleibt das auch so: Völlig freie Fahrt, so mag ich das. Der erste Passknacker heute ist Roldalsfjellet. Die Hauptstrecke führt heute untenrum durch einen Tunnel, obenrum ist es eine Touristenstrecke – die sogar recht beliebt ist. Sehr schön ist es hier!


Ganz in der Nähe liegt Roldalsvegen. Der ist auch heute noch als Fernverbindung relevant, und so ist auf dieser eher schmalen Strecke mit Ausweichstellen überraschend viel Verkehr. Aber auch hier ist es sehr schön.


Dann geht’s wieder in den Osten. Den Dyrskarpass spare ich mir heute und nehme den Tunnel. Nach einem harmlosen Abstecher zum Gravdalen geht’s nach Süden. Das Navi führt mich auf die 3408, nicht auf die E134, und darüber bin ich sehr froh. Ich habe die Uferstraße des Byrtevatn praktisch für mich alleine und komme gut voran. Es folgt ein weiterer harmloser Abstecher zum Punkt Seltveit, und dann geht’s per Eidsborgvegen wieder nach Norden. Hier wird’s zunehmend touristisch. Ich sehe sogar eine richtig alte Harley mit schönen bzw. kuriosen Details

Richtung Norden über den Punkt Vierli ist mehr Betrieb. Kolonnen mit schwankendem Tempo zehren an meinen Nerven, und eine gewisse Mattheit macht sich breit. In Rjukan folgt eine lange Ortsdurchfahrt, aber immerhin mit internationalen Restaurants. Das hier scheint wirklich eine Touristengegend zu sein. Zum Punkt Flistjönnskaret wird’s nochmal richtig hoch, 1260 Meter, Baumgrenze und auch hier viele Touristen.

Der Tag ist lange genug, ich telefoniere eine Hütte herbei. Vorher gibt’s noch Einkauf und Tankstelle. Warum hatten eigentlich nur die Supermärkte der letzten Tage leckere Sandwiches? Naja, Nudelsalat ist auch eine gute Ergänzung zur Fischkonserve. Die Hütte kostet heute 650 statt 500 oder 450 Kronen, und Duschen kostet sogar extra. Dafür trocknen meine Haare in der Abendsonne bei 24 Grad, wo es morgens noch bei 12 Grad losging.

365 km heute
Bei der Nachbereitung fällt auf, dass ich zwar über den Punkt Vierli drüber gefahren bin, woran ich mich auch erinnern kann, aber ich habe leider nicht für ein Foto angehalten. Da muss ich dann wohl morgen nochmal hin. Es sind zum Glück nur 45 Minuten. Den Punkt in den Rückweg einzubauen wäre mehr Umweg. Das ist ärgerlich, kommt aber schon mal vor. Vielleicht hätte ich mittags irgendwo einkehren, mich entspannen und die Nachweise hochladen und prüfen sollen. 2x 45 Minuten in schöner Landschaft ampelfreie Bergstraßen fahren ist zwar kein schlimmes Schicksal, aber irgendwie ist jeden Tag irgendwas... heute Schwertransporter, gestern Fähre, morgen Vierli nachholen... Zwischenzeitlich habe ich so viel Freude am Motorradfahren auf Kurvenstrecken entdeckt, dass ich innerlich stillschweigend das Ziel abgehakt habe, mit einem Reifensatz durchzukommen. Die Aprilia macht aber auch Spaß
