5 Wochen Norwegen/Schweden

Reiseberichte, Touren-Tipps und Reiseerfahrungen gehören hier hin.
Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
Handyman
Beiträge: 1254
Registriert: 9. Mai 2008 10:14
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: Ducati ROT
zurückgelegte Kilometer: 70000
Wohnort: Karlsruhe
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#41 Beitrag von Handyman »

Schön zu lesen :coffee: viel Spaß :jubel: auch weiterhin
immer Kopf hoch und gegen den Wind Bild

Gruß Handyman Bild

Benutzeravatar
blahwas
Der schräge Admin
Beiträge: 14191
Registriert: 21. Feb 2011 22:03
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650 Nr. 6
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: rot
zurückgelegte Kilometer: 2000
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#42 Beitrag von blahwas »

So 04.08. Sognefjorden

Die Nacht im Hotel war erholsam. Nach dem Frühstücksriegel geht’s auch schon auf Achse. Heute stehen wenige Punkte auf dem Programm, aber mit viel Strecke dazwischen. Merke: 400 km sind 8 Stunden mit Tempo 50, oder 5 Stunden mit Tempo 80. Leider stehen auch Regenschauer auf dem Programm. Aber ich habe ja alles dabei. Stiefel, Handschuhe und Hose sind nagelneu. Der erste Punkt heute heißt Tyin. Es ist Sonntag früh um 9 sehr einsam auf den Straßen.

Bild

Danach kommt ein Stück E16 und ein Abstecher zum Hemsedalsfjellet.

Bild

Da bin ich dann schon in Regenkombi unterwegs. Leider trete ich beim Absteigen mit dem rechten Stiefel in eine 10 cm tiefe Pfütze in einem Schlagloch. Hoffentlich hält das dicht. Es geht weiter die E16 entlang, inzwischen ist auch etwas mehr Verkehr. Borgund liegt auf dem Weg mit einer alten Stabkirche, die relativ frisch geteert ist.

Bild

Über den Aurlandsvegen / Bjorgavegen habe ich leider keine Aussicht, sondern Wolken. Auch am Skywalk hätte man nur prima Sicht auf die Wolken von innen. Einen Kilometer weiter gibt’s dann aber endlich freie Sicht auf einen Seitenarm des Sognefjords, der mit 205 km der längste Fjord Europas ist.

Bild

Der Regen hat wieder aufgehört. So geht’s zum Geiterygg hoch. Oben mache ich eine kleine Pause und prüfe, ob der rechte Stiefel undicht ist? Ja, Socken komplett nass. Ob's an der Pfütze liegt? Wohl nicht, denn links ist ebenfalls alles nass. Schöne Scheiße, neue Stiefel komplett undicht! Da werde ich wohl morgen ein Sportgeschäft mit wasserdichten Socken suchen müssen. Wasserdichte Socken gibt's wirklich, sind auch gar nicht unangenehm, und ich habe auch ein Paar davon. Die habe ich aber daheim gelassen, denn meine neuen Stiefel sind ja wasserdicht... Immerhin halten Hose und Handschuhe.

Bild

Morgens hatte ich noch gesehen, dass es eine lange Strecke ohne Tankstellen gibt, und dass ich besser im Tal tanken sollte. Tja, ratet mal, wer das nicht getan hat... Am Ende stehen 372 km auf dem Tages-km Zähler der Aprilia, ich komme zur Tankstelle und dort passen dann nur 15,45 Liter in den 18 Liter Tank. Ich hätte aber noch einen 1 Liter-Kanister dabei, das beruhigt doch sehr. Und bergab ging's auch schon länger.

Letzter Pass heute ist der Dyranut / Hardangervidda. Auf dem Weg dorthin ist richtig viel Verkehr. Ich komme auch wieder durch Geilo, und an der Stelle mit dem Camperunfall vorbei, aber in die andere Richtung. Dafür fängt der Regen wieder an, bzw. fahre ich auf sehr dunkle Wolken zu und es windet sehr stark. An der Passhöhe ist ein Cafe, da gehe ich jetzt rein.

Bild

Es gibt Zitronenkuchen und Cola. Als ich weiterfahre, ist der Regen vorbei, aber der Verkehr ist nicht weniger geworden. Nach der Hochebene folgt eine Kaskade von Tunneln, Kehren und Kehrtunneln. Leider habe ich eine Autokolonne vor mir, und irgendwo weiter vorne anscheinend einen richtig alten Diesel, denn mir wird von den Abgasen richtig schlecht. Bei der nächsten Tunnellücke muss ich rechts ran fahren und mit offenem Helm ein paar Minuten durchatmen. Immerhin auch Gelegenheit für ein Foto.

Bild

In solchen Schluchten fährt man in Norwegen übrigens öfters rum, normalerweise mache ich davon nur kein Foto. Nach ein paar Minuten Fahrt habe ich die Kolonne wieder vor mir, aber unter freiem Himmel, und ich mache mich ans Überholen. Ganz vorne stinkt ein Wohnmobil aus den 1980ern Jahren die Welt voll. Endlich vorbei kann ich natürlich jetzt nicht gleich wieder Pause machen. Das muss ich auch nicht, denn jetzt geht’s direkt zum Campingplatz, wo ich eine Hütte gebucht habe, und zwar für zwei Nächte. Ich habe schon vor Monaten bei der Routenplanung ein paar Orte identifiziert, die sich für Doppelnächte anbieten, und das passt heute sehr gut. So muss ich weniger packen und kann einen Tag mit leichtem Gepäck fahren. 12 Minuten jenseits des Campingplatzes gibt’s einen Ort mit diversen Restaurants, und so kann mein Topcase mal beweisen, dass eine Pizza reinpasst :)

Bild
430 km heute, 39,8% Norwegen

Benutzeravatar
fransjup
Beiträge: 1705
Registriert: 2. Mai 2012 20:49
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: F900XR
Baujahr: 2022
Farbe des Motorrads: Rot
zurückgelegte Kilometer: 22000
Wohnort: Grevenbroich ( NRW )

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#43 Beitrag von fransjup »

Danke für°s mitnehmen
Nasse Socken - war nicht mal was mit Plastik Tüten ?
gute weiter fahrt
gruß aus NRW

Benutzeravatar
blahwas
Der schräge Admin
Beiträge: 14191
Registriert: 21. Feb 2011 22:03
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650 Nr. 6
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: rot
zurückgelegte Kilometer: 2000
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#44 Beitrag von blahwas »

Mo 05.08. Vossvangen Rundtour

Heute gibt’s eine Rundfahrt mit leichtem Gepäck bei gutem Wetter. Ich hatte meine Stiefel über Nacht in einen Trockenraum gestellt und staune morgens nicht schlecht, dass dieser abgesperrt ist. Mit Nachfragen an der Pforte komme ich aber weiter. Ansonsten hätte ich auch durch ein offenes Fenster im 1. Stock einsteigen können, oder die Tagestour mit Turnschuhen fahren können.

Es geht zunächst zum Punkt Espeland, und dann immer den Eidfjord entlang. Ohne Packrolle und mit zwei Koffern weniger fühlt sich die Aprilia schon handlicher an, und ich kann auch am dem Sitz etwas nach hinten rutschen. Hier ist zum Glück wenig Betrieb. Es gibt aber eine Baustelle, vor der frühzeitig gewarnt wird. Zunächst auf Blech „Wartezeiten möglich“, dann eine digitale Anzeigetafel „in 7 km Warten bis 10:10“ - wow, was für ein Service! Dort sperrt dann auch ein Arbeiter die Straße ab, und als mit wenig Verspätung der Konvoi aus der Gegenrichtung kommt, wendet das führende Fahrzeug und leitet mich und einige andere durch die Baustelle. Bzw. Baustellen. Hier werden nicht nur Bäume von Felsen oberhalb der Straßen geholt, wenig später wird auch kräftig an der Randsicherung gebaut. Alles in Allem kostet mich das trotzdem etwa 30 Minuten. Dafür hab ich wenig später die ganze Schlange überholt und freie Fahrt :) Diese Brücke hier über einen Seitenarm des Fjords macht echt was her:

Bild

Norwegen ist ein reiches Land und investiert in Infrastruktur. Zum Punkt Kleven nimmt der Verkehr zu, und auf der anderen Seite lande ich auf der Hauptstrecke E16 von Bergen landeinwärts. Das zieht sich lange, bis ich zwei Abstecher in der Route habe: Es geht nach Norden zum Teigdalsvegen. Sehr schmale Straße, ganz wenig Verkehr, nur kurz vorm Ziel zwei störrische Wohnmobile belgischer Herkunft.

Bild

Bild

Bild

Und dann wieder zurück, die E16 weiter, und einen Abstecher nach Süden, zum Hamlagrovegen. Ebenfalls schmale Strecke, auch nicht reizlos, aber im Vergleich heute nicht das Highlight. Denn das kommt noch: Durch Vossvangen zum Storehaug! Hochalpin, keine Bäume mehr, Wintersportgebiet, wenig Betrieb, viele Kurven, gute Aussicht, wenig Betrieb. Herz, was willst du mehr?

Bild

Bild

Und dann bin ich wieder in Vossvangen. Da gibt’s ein Sportgeschäft, und da kaufe ich jetzt wasserdichte Socken! Das klappt auch, ist zwar überraschend teuer, aber besser als nasse Füße oder Stinkesocken durch Tüten in den Stiefeln. Außerdem gibt’s noch einen vollen Tank, einen Einkauf (meine Riegel sind fast alle!) und einen erstaunlich leckeren Burger vom Foodtruck an der Tankstelle.

Zurück am Campingplatz bin ich sehr zufrieden und gönne mir eine Dusche, die hier leider 10 Kronen kostet, zu zahlen per 10 Kronen-Münze, die man aber an der Rezeption mit Kreditkarte kaufen kann. Neues von der Technik: Heute hatte der Bildschirm meines Navi-Handies Samsung S8 zwischendurch einen leichten Grünstich, jetzt ist alles grün, verwaschen, verrauscht.

Bild

Eigentlich schade! Kurze Recherche ergibt, dass ich nicht der Erste mit dem Problem bin, dass es sich bei anderen Menschen aber schon von selbst geheilt hat. Alternativ kann ich noch mein Haupthandy nutzen. Dann brennt sich OSMand zwar ins Display ein, aber das kann man umgehen oder nach der Reise austauschen. Ebenfalls Technik, mein Hinterreifen verliert langsam, aber stetig Luft. Es ist keine Beschädigung zu sehen. Alle 2-3 Tage Luft nachfüllen reicht, wobei es echt blöd zu erreichen ist, noch ohne Eckventile.

Morgen geht’s deutlich nach Norden und mit etwas Ausdauer bietet sich da auch wieder eine Doppelnacht an. Christoph ist inzwischen auf der Fähre nach Kristiansand und versuchen unseren Treffpunkt und -ort abzustimmen.

Bild
360 km heute, 44,1% Norwegen

Benutzeravatar
blahwas
Der schräge Admin
Beiträge: 14191
Registriert: 21. Feb 2011 22:03
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650 Nr. 6
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: rot
zurückgelegte Kilometer: 2000
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#45 Beitrag von blahwas »

image.png
Die grünen habe ich schon besucht, die roten besuche ich noch :)

Benutzeravatar
Ralf B
Beiträge: 1484
Registriert: 22. Jun 2021 06:53
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: CF Moto MT 800 Touring, VS1400
Baujahr: 2022
Farbe des Motorrads: Blau
zurückgelegte Kilometer: 5000
Wohnort: Fredenbeck

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#46 Beitrag von Ralf B »

Supertolle Bilder! 🇳🇴🌞👍👍👍
:coffee: S 51, MP3 350 Sport, Versys 650 GT, Vespa ET4, CF Moto MT 800 Touring, Suzuki IntruderVS 1400 :coffee:

CHR_
Beiträge: 6
Registriert: 29. Jul 2024 15:58
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Tenere 700
Baujahr: 2021
Farbe des Motorrads: rt/ws
zurückgelegte Kilometer: 85

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#47 Beitrag von CHR_ »

.Christoph ist inzwischen auf der Fähre nach Kristiansand
Nee, nach Göteborg, :headshake:
Ich komm durch Schweden hoch.
Dann bis demnächst irgendwo bei Trondheim.

Benutzeravatar
blahwas
Der schräge Admin
Beiträge: 14191
Registriert: 21. Feb 2011 22:03
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650 Nr. 6
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: rot
zurückgelegte Kilometer: 2000
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#48 Beitrag von blahwas »

Schweden, Schwaben, Hauptsache Skandinavien ;)

Benutzeravatar
Bayoumi
Beiträge: 1427
Registriert: 14. Feb 2018 23:05
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650
Baujahr: 2016
Farbe des Motorrads: Metallicmatt Carbon
zurückgelegte Kilometer: 36000
Wohnort: Hamburg

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#49 Beitrag von Bayoumi »

blahwas hat geschrieben: 5. Aug 2024 18:58 image.png
Die grünen habe ich schon besucht, die roten besuche ich noch :)
Fast das schönste Foto bisher.
;)
Bild Versys 650 | BJ 2016 | April 2018 bis April 2024 | von KM 48 bis KM 59172
Bild VN 800 A | BJ 1996 | Juni 2023 bis heute | von KM 17755 bis KM 20682
Bild Norden 901 TT WTE | BJ 2022 | April 2024 bis heute | von KM 8095 bis KM 10136

Benutzeravatar
blahwas
Der schräge Admin
Beiträge: 14191
Registriert: 21. Feb 2011 22:03
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650 Nr. 6
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: rot
zurückgelegte Kilometer: 2000
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#50 Beitrag von blahwas »

Di 06.08. Vestland

Heute geht’s mit Gepäck nach Norden. Ich bleibe in der Region Vestland (Westland), setze aber per Fähre über den Sognefjord über. Auf der anderen Seite sind für heute drei Passknackerpunkte, und der nächste Campingplatz mit einer weiteren Hütte für zwei Nächte. Mein Navihandy hat sich leider nicht über Nacht erholt, also muss das Haupthandy ran. Damit OSMand sich nicht in den Bildschirm einbrennt übertrage ich die Wegpunkte einzeln in Google Maps. Zum Glück kann man in OSMand die Koordinaten von Favoriten in die Zwischenablage kopieren. Google Maps darf mich dann navigieren mit seiner OLED-Bildschirm-freundlicheren Darstellung ohne schwarze Kanten.

Zunächst muss ich aber einpacken, und nach zwei Nächten dauert das länger als nach einer Nacht. Ich komme trotzdem einigermaßen zeitig los, und das ist auch gut so, denn später am Nachmittag sind Regenschauer möglich. Ich bin hier sehr nah am Atlantik. Es geht schon wieder durch Vossvangen, auf die E16, wo ich Glück im Verkehr habe – da ist nix los, zumindest in meine Richtung. Ich Gegenrichtung hätte ich schon den Kaffee auf. Der erste Punkt heißt Fyordsvegen, und tatsächlich fahre ich bald hunderte Kurven den Fjord entlang. Kann man echt nicht klagen. Es sind auch idyllische Ortschaften dabei.

Bild

Bild

Fun Fact: Norwegen hat durch die Fjorde etwa 100.000 km Küstenlinie. Ohne die Küsten wären es nur 2500 km. Es gibt da unterschiedliche Messmethoden, aber die meisten sind sich einig, dass Kanada die längste Küste hat, und dass Norwegen da weltweit auf Platz 7 liegt. Aber das ist Theorie.

In der Praxis ist die Straße hier schmal, es ist sehr wenig los, insbesondere sind keine Camper unterwegs. Wer hier sonst noch fährt, lässt mich innerhalb von 2 Minuten vorbei. Es gibt natürlich auch wieder viele Tunnel, und manche davon sind unbeleuchtet, was mit verspiegeltem Visier eher suboptimal ist. Aber man kann es ja öffnen, denn im Tunnel regnet es nicht. Es tropft höchstens.

Ich staune nicht schlecht, als ich danach auf die nächste Europastraße einbiege: Das war gar nicht der Passknacker? Nein, das war die nordöstliche Umfahrung von Osteröy. Okay, wow. Danke an Google Maps! Alternativ wurde sogar der Weg über den Teigdalsvegen vorgeschlagen, aber da war ich ja gestern schon. Stellt sich raus, das hätte ich auch heute machen können. Naja. So, jetzt aber wirklich, es geht rechts runter von der E39 und dann nur ohne weitere Abbiegemanöver zum Passknackerpunkt Fyordsvegen. Hier sind ein paar ordentlich Kurven drin und man fährt durch Gebirgslandschaft. Am Scheitel mache ich das obligatorische Foto und stelle fest, dass sich mein Haupthandy in der SP Connect Halterung etwas merkwürdig verhält: Es hat reichlich Spiel beim Drehen. Das ist nicht gut. Die Drehmechanik ist sehr kleinteilig und nicht zu reparieren. Auch die Nordseite ist recht schick.

Bild

Dann erreicht man dann den Sognefjord, und bald kann ich schon die Fähre sehen. Diese Fähre fährt im Sommer alle 20 Minuten, zur Hochsaison sogar alle 15 Minuten. Ganz kurz vor der Fähre treffe ich wieder auf die E39 und was bin ich froh, dass ich mich nicht in diese Kolonne einreihen musste. Ich muss nur eine Minute warten, dann kann ich ohne weitere Formalitäten auf die Fähre drauf fahren. Mein Kennzeichen habe ich vorher bei ferrypay.no registriert, meine Kreditkarte hinterlegt, da wird dann einfach automatisch abgebucht. Ich verbringe die Überfahrt oben und gucke etwas in den Fjord. Und auf die Gegefähre.

Bild

Dabei fällt auf, dass aus der Rückseite meiner SP Connect Handyhülle ein Stück Dreht rausguckt, zwischen dem äußeren Ring und der Hülle. Ich nehme das unvermeidliche vorweg und entferne den Draht. Die Hülle gibt sich unbeeindruckt. In dunkler Vorahnung aktivere ich meine Kontakte, mir einen Laden zu finden, wo ich eine neue Hülle kaufen könnte. Christoph ist ja unterwegs zu mir und kommt ggfs. an Läden vorbei. Manuel darf daheim recherchieren und liefert mir einen Motorradladen in Förde, der SP Connect führt. Leider kann man da nicht anrufen und fragen, ob's genau diese Hülle für genau mein Handymodell auf Lager gibt, denn es geht niemand ans Telefon. Hmpf. Naja. Zurück zum Motorrad, man spricht mich an: Schon bezahlt? Ja, online! Nein, hat nicht geklappt. Dann eben Karte. Wäre ja langweilig, wenn das mal klappen würde.

Die Fähre landet an, weiter geht’s! Der erste Passknacker auf dieser Seite des Fjords ist nur 2 km von der Fähre entfernt. Damit entfällt das lustige „ich überhole alle von der Fähre und habe dann frei Fahrt“-Spiel. Im Gegenteil, als ich nach dem Punkt wieder zurück an der Hauptstrecke bin, landet gerade die nächste Fähre an, und ich habe so lange freie Fahrt, bis ich die ersten eingeholt habe, die vor 15 bzw, 20 Minuten ausgeladen wurden. Es sind 87 km bis zum Gaularfjellet. Hier kommt man Bergen, Wäldern, Seen vorbei. Alles sehr schön, aber auch alles schonmal so ähnlich gesehen.

Bild

Um Fotos zu machen, muss ich die Mechanik in der Handyhülle strapazieren, dass will sorgfältig überlegt werden. Wenn die versagt gehen mir langsam echt die Optionen aus. Punkt eintüten, weiter – bzw. zurück, Rorvikfjellet ist wieder westlich. Es geht ein paar Kehren hoch, ganz nett zu fahren, schöne Seen unterwegs.

Bild

Bild

Auf der anderen Seite liegt die Stadt Förde, mit dem Motorradladen, da fahre ich jetzt hin. In der Stadt ist um 16 Uhr Reichlich betrieb. Der Motorradladen ist schnell gefunden, er schließt wie viele andere kleinere Geschäfte übrigens schon um 16:30. Er hat SP Connect im Sortiment, aber nichts auf Lager. Schade! Hat er einen Tipp? Trondheim, Laden finden, vorher anrufen und Teil bestellen lassen. Klingt nach einem Plan, da bin ich Freitag ja eh. Gibt's hier eigentlich Hosenträger? Ja, aber nicht die passende Variante, aber es gibt einen Laden für Arbeitskleidung hier links, rechts, fertig. Also los: Ja, Hosenträger gekauft. Damit die weite Hose schön oben bleibt, damit nichts rein läuft, und damit ich endgültig wie ein Adventure-Biker ab 60 wirke.

Für heute ist alles geknackt, es geht zum Campingplatz, mit einem Stopp am Supermarkt für etwas Abwechslung beim Abendessen. Restaurants und Takeaway sind leider nicht in der Nähe. Der Campingplatz kommt ohne Personal aus, dafür ist er sehr günstig. 450 NOK für eine Hütte deluxe mit fließend Wasser, Küche, fernseher, Sofa, Dreh- und Schaukelsessel, aber leider auch Kühlschrank und Tiefkühltruhe, die um die Wette brummen. Und soviel Eis wie drin packt taue ich die auch nicht ab.

Bild

Heute kann ich nicht über instabiles WLAN klagen, denn es gibt hier kein WLAN. Buh! Ist das überhaupt legal? Ja, ich kann mobile Hotspot, aber ich wollte mein Datenvolumen nicht vorzeitig verbrauchen. Das brauche ich durchaus auch unterwegs. Norwegen ist leider nicht sehr großzügig bzw. günstig bzgl. SIM-Karten für Touristen.

Bild
405 km heute

Die Aprilia zeigt heute einen Schraubenschlüssel im Display an. Das könnte damit zusammen hängen, dass ich die 10000 km überschritten habe. Immerhin habe ich den Schalter gefunden, der das Tagfahrlicht durch Abblendlicht ersetzt: "Sicherheitsmodus" heißt das, und sorgt neben besserer Sichtbarkeit auch schon auf den ersten Metern im Tunnel für gute Sicht.

CHR_
Beiträge: 6
Registriert: 29. Jul 2024 15:58
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Tenere 700
Baujahr: 2021
Farbe des Motorrads: rt/ws
zurückgelegte Kilometer: 85

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#51 Beitrag von CHR_ »

.Ja, ich kann mobile Hotspot, aber ich wollte mein Datenvolumen nicht vorzeitig verbrauchen. Das brauche ich durchaus auch unterwegs. Norwegen ist leider nicht sehr großzügig bzw. günstig bzgl. SIM-Karten für Touristen.
Norwegen ist EWR Land und damit Teil des EU Roamings. Darf nix extra kosten. Solltest also bei Bedarf günstig nach buchen können.

Benutzeravatar
Ralf B
Beiträge: 1484
Registriert: 22. Jun 2021 06:53
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: CF Moto MT 800 Touring, VS1400
Baujahr: 2022
Farbe des Motorrads: Blau
zurückgelegte Kilometer: 5000
Wohnort: Fredenbeck

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#52 Beitrag von Ralf B »

So ist das! 👍
:coffee: S 51, MP3 350 Sport, Versys 650 GT, Vespa ET4, CF Moto MT 800 Touring, Suzuki IntruderVS 1400 :coffee:

Benutzeravatar
ometa
Beiträge: 77
Registriert: 24. Jul 2023 13:07
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 1000 SE
Baujahr: 2019
Farbe des Motorrads: schwarz-weiss
zurückgelegte Kilometer: 1800
Wohnort: Much

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#53 Beitrag von ometa »

Wie gut ist denn das mobile Netz so ausgebaut? Würde mich mal interessieren, ob das infrastrukturell auch vom Reichtum profitiert.
Gruß aus Much von Gero

Benutzeravatar
blahwas
Der schräge Admin
Beiträge: 14191
Registriert: 21. Feb 2011 22:03
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650 Nr. 6
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: rot
zurückgelegte Kilometer: 2000
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#54 Beitrag von blahwas »

Mi 07.08. Vestkap

“Das Leben ist eine Achterbahn. Genieße die Höhen, halte durch in den Tiefen und hab keine Angst vor den Kurven.”

Heute geht’s ohne Gepäck zum Westkap. Da nachmittags Regen angesagt ist, mache ich mich früher auf die Socken. Hell genug ist es ja schon. Der Werk zum Westkap ist gepflastert mit unzähligen Kilometern E39, dann 3 kleinen Passknackerpunkten, und dazwischen einer Fähre. Los geht’s mit einer positiven Überraschung, das Navihandy Samsung S8 funktioniert heute wieder. Nach einer Stunde ist die Fähre erreicht und ich kann direkt drauf fahren. Klasse Service.

Bild

Heute funktioniert das Bezahlen der Fähre per Vorabanmeldung. Es stellt sich heraus, dass man bei der Erstanmeldung zwar nach seinem Nummernschild gefragt wird, man es danach aber nochmal bearbeiten muss, wenn es kein norwegisches ist. An dieser Stelle übrigens nochmal der Hinweis auf die saumäßige Datenstruktur deutscher Nummernschilder. Wer sich nicht für Datenstrukturen interessiert, kann diesen Absatz überspringen. Nicht nur, dass wir als einzige Nation im Europa Umlaute bzw. diakritische Zeichen aufs Schild prägen, nein, wir haben auch noch einen unsichtbaren Trennstrich. AB C 123 ist ein anderes Schild als A BC 123. Aber nicht für elektronische Systeme in ganz Europa, die verarbeiten nur ABC123. Und es ist nicht klar, wo Buchstaben und Ziffern stehen. Viele Länder haben feste Gruppen von Buchstaben und Ziffern. Schweiz und Norwegen: Zwei Buchstaben, danach Ziffern. Schweden: Drei Buchstaben, dann Ziffern. Und wir so: FÜ-IO10, viel Glück beim Lesen :) Aber ich schweife ab.

Ich fahre Motorrad. Die Straße ist frei, ich war hier noch nie unterwegs, es ist noch trocken. Es sieht zwar dauernd so aus, als würde gleich der Regen losgehen, aber es kommen nur einzelne Tropfen runter. Die Membranklamotte reicht. Die Regenkombi fährt mit. Die Snacks habe ich leider in der Hütte vergessen. Diese drei Passknackerpunkte sind durchaus nett. Man fährt über ein Fjell (Hochebene)...

Bild

… dann mal wieder Blick auf den Fjord...

Bild

Das Westkap ist wesentlich weniger bekannt als das Nordkap, aber immerhin ist es ausgeschildert. Es gibt dort auch ein Cafe und Übernachtungsmöglichkeiten mit spektakulärer Aussicht. Man hat freien Blick auf die Atlantikküste und über die ersten Fjorde. Hier nehme ich mir auch Zeit für etwas Bildaufbau beim Fotografieren, Stein unterm Seitenständer usw.

Bild

Bild

Zurück zum Straßennetz hat man diese Aussicht auf die Fjordlandschaft.

Bild

Da kann man echt nicht meckern. In nächsten Leben werde ich hier Schaf. Man sitzt den ganzen Tag im Essen rum, hat ein kuschliges Fell, darf lange Haare tragen ohne schräg angeschaut zu werden, und man muss nur einen Tag im Jahr arbeiten. Allerdings kann man als Schaf nicht Motorrad fahren. Für mich geht’s zum Heggjalsvegen, das ist ein netter kleiner Schleichweg für Einheimische und eine willkommene Abkürzung auf dem Weg zum Aldalsvegen.

Jetzt geht der Regen los und ich lege die Regenkombi an. Dann geht's aus Sicherheitsgründen an allen PKW vorbei, ich will ja keine Gischt, und im nächsten Fjord ist es dann schon wieder trocken und zu warm für die Regensachen. Also weg damit, Einkauf, volltanken, und planmäßig ab nach Hause bzw. zurück zur Hütte. Fjord im Sonnenschein sieht unverschämt gut aus.

Bild

Das Navihandy Samsung S8 funktioniert jetzt nicht mehr, sondern zeigt wieder abstrakte grüne Bilder an, aber ich habe ja noch mein Haupthandy S20FE, und die Mechanik in der Hülle scheint zu halten. Irgendwo liegt auch ein Kreuzfahrtschiff. Bei dem kleinen See da hinten ist übrigens mein Campingplatz "Gasemyr", den ich empfehlen kann: Günstig, simpel, aber alles nötige ist da, Dusche ist kostenlos. Nur WLAN fehlt.

Bild

Fun Fact: Der Aprilia Bordcomputer meldet einen Durchschnittsverbrauch von 3,7 L/100 km. Das macht bei 18 Litern Tankinhalt satte 486 km Reichweite. Und der eine Liter aus dem Kanister trägt mich dann noch 27 km weiter. Tempomat auf 80 km/h GPS spart wohl Sprit, und/oder die Tuareg ist effizienter als meine bisherigen Motorräder.

Weil ich der Mechanik in der Hülle meines Haupthandies nicht vertraue, versuche ich eine neue Hülle zu beschaffen und habe heute zu diesem Zweck 8 Motorradgeschäfte in Trondheim angerufen, und dabei insgesamt Null Menschen erreicht. Mit einem Geschäft gab's Email-Kontakt: „Haben wir nicht“. Nördlich von Trondheim kommt keine große Stadt mehr, und meine Route ist auch so gestaltet, dass mich wohl keine Postsendung einholen würde, außer Luftpost. Ich gebe die Beschaffung also auf und hoffe dass es hält, und wenn nicht, wird eben mit Kabelbindern geferkelt, in der Hoffnung, dass mein Haupthandy nicht verloren geht.

Bild
388 km heute, 53% Norwegen

Bild

@ometa
Bis jetzt überall super Netz, auf den Passhöhen im Nirgendwo aber teilweise keine Datenverbindung.

Benutzeravatar
fransjup
Beiträge: 1705
Registriert: 2. Mai 2012 20:49
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: F900XR
Baujahr: 2022
Farbe des Motorrads: Rot
zurückgelegte Kilometer: 22000
Wohnort: Grevenbroich ( NRW )

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#55 Beitrag von fransjup »

Schöne Bilder
Weiterhin gute Fahrt
gruß aus NRW

Benutzeravatar
ometa
Beiträge: 77
Registriert: 24. Jul 2023 13:07
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 1000 SE
Baujahr: 2019
Farbe des Motorrads: schwarz-weiss
zurückgelegte Kilometer: 1800
Wohnort: Much

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#56 Beitrag von ometa »

Danke und viel Fahrvergnügen weiterhin!
Gruß aus Much von Gero

Benutzeravatar
7uki
Beiträge: 311
Registriert: 9. Jan 2013 10:43
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Aprilia Tuareg 660
Baujahr: 2023
Wohnort: Fürth

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#57 Beitrag von 7uki »

blahwas hat geschrieben: 6. Aug 2024 18:59
Damit OSMand sich nicht in den Bildschirm einbrennt übertrage ich die Wegpunkte einzeln in Google Maps. Zum Glück kann man in OSMand die Koordinaten von Favoriten in die Zwischenablage kopieren. Google Maps darf mich dann navigieren mit seiner OLED-Bildschirm-freundlicheren Darstellung ohne schwarze Kanten.
Hi Johannes. Kannst du das mal genauer erklären? Warum brennt sich OSMAND in dem OLED Bildschirm ein, obwohl man mehrere Kartenstile zur verfügung hat und man andauernd in Bewegung ist ( = kein Stillstand im Bild) - Google Maps aber nicht?
Grüße,
7uki

wortex
Beiträge: 15
Registriert: 16. Jun 2020 13:12
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: das fährt jetzt der Admin
Baujahr: 2018
Farbe des Motorrads: Blau Silber
zurückgelegte Kilometer: 6700

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#58 Beitrag von wortex »

es brennen sich statische Motive in den Bildschirm ein. Bzw: die Led leuchten nicht mehr so gut und bringen dann Schatten im wenn das Display was anderes zeigt.
OSMAND hat oben rechts oder links Anzeigefelder wann man ankommt, wo das nächste Ziel ist usw. Diese Kästen "brennen" sich ein.

https://www.szlightall.com/de/a-news-do ... creen-burn
Ein Einbrennen des Bildschirms wird durch ein statisches Bild verursacht, das über einen längeren Zeitraum wiederholt auf dem Bildschirm angezeigt wird. Dadurch altern bestimmte Pixel schneller als andere, was zu geisterhaften Rückständen der vorherigen Bilder führt. Im Gegensatz zu älteren Anzeigetechnologien sind LED-Fernseher aufgrund ihrer unterschiedlichen Architektur und ihres Pixeldesigns weniger anfällig für Bildschirmeinbrennungen. Dennoch können mehrere Faktoren zu diesem Problem beitragen:
Google Maps regelt das intelligenter.

Benutzeravatar
7uki
Beiträge: 311
Registriert: 9. Jan 2013 10:43
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Aprilia Tuareg 660
Baujahr: 2023
Wohnort: Fürth

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#59 Beitrag von 7uki »

Etza, es geht um die festen Infos im Bildschirm! Das macht Sinn.
OSMAND hat "klassischere", feste Info Bereiche, während GMaps immer wieder hin und her wechselt.

Danke @wortex!

Meinst du aber wirklich dass man dies wegen "ein paar Tage" schon merken wird? Das klassische Einbrennen braucht eine lange Zeit dafür. Monate, Jahre...

Ich frage, weil ich nach 10 Jahren Garmin GPS auf OSMAND umgestiegen bin. Das "alte Handy" ist mein neues Navi, immer wieder auch mein Hauptgerät.
Und OSMAND ist nun mal das Beste was man aktuell für Motorradnavigation nehmen kann. Vor allem wenn man auch Offroad plant.
Grüße,
7uki

Benutzeravatar
blahwas
Der schräge Admin
Beiträge: 14191
Registriert: 21. Feb 2011 22:03
Geschlecht: männlich
Land: Deutschland
Motorrad: Versys 650 Nr. 6
Baujahr: 2007
Farbe des Motorrads: rot
zurückgelegte Kilometer: 2000
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: 5 Wochen Norwegen/Schweden

#60 Beitrag von blahwas »

Was Wortex sagt. Beim S8 sieht man es schon deutlich nach ca 40 Tagen.

Antworten

Zurück zu „Reisetipps und Reiseerlebnisse“