Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

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Uwe_MY
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#81 Beitrag von Uwe_MY »

awv99 hat geschrieben: 11. Apr 2021 00:02 ;) ...
Da solltest Du als Werkstatt
aber evtl. zukunftsorentierter denken... :)

Die Fahrer der zuverlässigen und oft etwas langweiligen hochwertigen Japaner
sterben zwar nicht ganz ganz aus, geraten aber zunehmend in die Minderheit........
( gemessen an dem was gerade so auf den Top 20 der Zulassungsstatistik steht und bei jüngeren Leuten (Nachwuchs) hip ist, und was man auch auf der Strasse sieht )

D.h. die Zukunft der nächten Jahre
dürfte einige spannende (sowohl vom Fahr- :D wie vom Schrauberlebnis) gebrauchte KTM in 2. oder 3. Hand mit abgelaufenem Garantieanspruch und damit ohne KTM Händler Zulauf auf die Kundenliste der freien Werkstätten rufen.
Plus
die grosse Zahl der BMW Wasser- u. Schaltnocken - Boxer deren Garantie u. damit Händlerbindung auch abgelaufen ist.
Dazu noch ein paar Apriilias und Guzzis die von ihren Piaggio Händlern evtl. auch nicht unbedingt verwöhnt sind...
aber in der Masse nicht so auffallen....

Das könnte dann spannend für die "Japan-verwöhnten" freien Werkstätten werden ...... :)
Den Traum der freien Werkstatt hatte ich auch, bin aber recht schnell schon vor Jahren auf den harten Boden der Realität geholt worden..

Hab und würde heute noch gerne meine 8 Jahre alte Ducati bei ner super freien Werkstatt machen lassen. Kleine Inspektionen/Reifenwechseln geht. Aber Inspektionen und Reparaturen machen sie nicht mehr. A) Weil der Mechaniker der mal auf Ducati gelernt hatte weg ist, aber b) vor allem, weil ihnen das Spezialwerkzeug hierfür fehlt. Wollten sie schnell abends machen; dann kam aber der Anruf, sorry, die Gabel kriegen wir nicht ohne Spezialschlüßel raus und die ganze Elektronik da drinn..

Denke das dürfte bei allen Hersteller der Fall sein. Würde mich aber freuen wenn ich falsch läge! ;)

Cheers

Uwe

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Luzifear
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#82 Beitrag von Luzifear »

Tach,
snap-on hat geschrieben: 10. Apr 2021 22:49 Luzifear,

der Händler kann weder prophylaktisch die Batterie tauschen, die scheinbar öfters abnippelt, noch die Undichtigkeit beheben, bevor der Garantiefall eingetreten ist, noch die Steuerkettenspanner.

Denn der Hersteller will es nicht bezahlen, solange nicht defintiv kaputt, und der Händler kann es nicht bezahlen.
da hast du vollkommen recht, aber man kann so eine Batterie überprüfen, gerade wenn man um diese Schwachstelle weiß, bevor man das Fahrzeug an den Kunden übergibt.
Es wäre auch alles halb so wild, die Batterie selbst ist in 2-3 Minuten getauscht, aber niemand kann mir erklären warum ich deswegen 2 Wochen auf mein Fahrzeug verzichten musste
und da bin ich der festen Überzeugung, dass das ganz sicher keine Schuld von KTM oder mir war! :]

Servus, die Luzi
Ich bin der, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben. :lol:

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Sorein
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#83 Beitrag von Sorein »

awv99 hat geschrieben: 11. Apr 2021 00:02 Die Probleme sind ja meist typisch und bekannt, sodass es auch entsprechende bekannte Lösungen gibt/geben wird.
Bzw. die typischen Probleme schon innerhalb der Garantie behoben sind.
Du hast ja einen guten Text geschrieben!

Aber,
das Argument "bekannte Lösungen" und "innerhalb der Garantie" kann ich nicht verstehen/nachvollziehen :think:

Warum liefert ein Hersteller Fahrzeuge mit bekannten Fehlern/ typischen Problemen aus!

Warum werden die nicht schon bei der Produktion abgestellt?

Da sind, in der Regel, die Asiaten einfach schneller.
Nicht immer!
Als ich mit meiner Versys die rupfende Vorderradbremse reklamierte, hat der Meister geschmunzelt und einem unverbindlichen Garantieantrag zugestimmt.
Mein Argument: "da bin ich doch nicht der Erste mit dem Problem".
Seine Antwort: "stimmt schon, aber die Meisten merken das garnicht. Die meinen das ist halt so!"
Die Schlußfolgerung: bei einem Kunden der nicht reklamiert wird der Fehler nicht behoben :shocked:
(ich hab 2x neue Bremsscheiben bekommen :) )

Er ist ein sehr guter Kawa-Händler, der vom Kettenspannen bis zum Drosselklappen synchronisieren alles topp beherrscht und macht. Ich mag Ihn!

Mein Fazit,
"Werkstätten mit (überdurchschnittlich) vielen Garantieanträgen sind bei den Herstellern nicht gut angeschrieben"

Ich hab bei einem Hersteller 33 Jahre gearbeitet :pfeif:

Reiner
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awv99
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#84 Beitrag von awv99 »

Sorein hat geschrieben: 11. Apr 2021 11:48
awv99 hat geschrieben: 11. Apr 2021 00:02 Die Probleme sind ja meist typisch und bekannt, sodass es auch entsprechende bekannte Lösungen gibt/geben wird.
Bzw. die typischen Probleme schon innerhalb der Garantie behoben sind.
Du hast ja einen guten Text geschrieben!

Aber,
das Argument "bekannte Lösungen" und "innerhalb der Garantie" kann ich nicht verstehen/nachvollziehen :think:

Warum liefert ein Hersteller Fahrzeuge mit bekannten Fehlern/ typischen Problemen aus!

Warum werden die nicht schon bei der Produktion abgestellt?


...

Reiner

Das ist eine gute Frage.
Ich denke .... :think:
dazu muss man wahrscheinlich tiefer in den Entwicklungs/Produktionsprozess der verschied. Hersteller schauen.

Wieviele Fahrzeuge sind schon produziert und stehen verkaufsfertig in den Lagern ?
Ab wann kann man bei der nächsten Produktion in den Prozess eingreifen/veränderte Bauteile einbauen; Schwachstellen bei der Produktion verbessern ??

- Kosten der Veränderung/ Häufung der Probleme/ Überlegung zu mögl. Auswirkungen
- Risiken bezgl. der Kosten eines Rückrufs/ Kosten u. Aufwand der Nachbesserung durch Händler/
- Aussenwirkung des Produkts /der Marke druch häufige Fehler
usw......

Plus

eine gewisse Eigendynamik durch sich ( evtl. kurzfrsitig ) verändernde Einflüsse wie
- Vorgaben bezgl. Kosten/Verkaufszahlen ( die Unternehmensführung will unbedingt bestimmte Zielmarken erreichen )
- sich schnell ändernde Anforderungen/Nachfrage von Kunden bzw. der Politik einzelner Regionen (Lärmvorgaben wie z.B. in Tirol )

Ich denke das ist alles ein recht komplexes Gebilde was es nicht immer erlaubt
schnell und problemlos in die Planung/Produktion/Vertrieb einzelner Fahrzeuge einzugreifen.

Wenn ich es richtig verstehe ,
will die Pierrer Mobility (KTM) bezgl. der weltweiten Verkaufszahlen ganz schnell ganz weit nach oben...
In Deutschland haben sie es erfolgreich auf Platz 2 bis 3 in den bei den Verkaufzahlen geschafft.
Ob es im Rest der Welt auch klappt ... ?? Schaun mer mal .... :coffee:



-------------
Grundsätzlich glaube ich , ...dass alle Hersteller sich in einem härter werdendem Verdrängungs-Wettbewerb befinden.
Interessantes Interview dazu mit dem Ceo von Harley in der letzten oder vorletzten "Motorrad"
und einige Ausgaben zuvor mit Stefan Pierrer (KTM)
Die mittelfristige/langfristuge Qualität der einzelnen Fahrzeuge ist dabei sicherlich nur ein Parameter von ganz vielen an denen gedreht wird/werden kann ...

Roxin

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#85 Beitrag von Roxin »

Dazu auch ein paar Beispiele,
bei meiner F650 stand im Handbuch das falsche Drehmoment für die Ölablassschraube, 25 statt 15 Nm.
Die ersten betroffenen haben den Reparatursatz kostenlos erhalten.
Bei mir hieß es in Marsdorf "Oh, sie sind der erste mit dem Problem, das haben wir noch nicht gehabt, hier ist der passende Reparatursatz. Kostet 70 Euro."
Änderungen gibt es dann bei den Modellpflege Maßnahmen. Die Fahrzeuge im Feld haben Pech, wenn es erst nach der Garantie Auftritt.
Meine Erfahrungen: Hyundai i30 gebrochener Steuerkettenspanner,
Ford Ecoboost, Riss im Zylinder.
Die Probleme werden schon behoben, aber meist gibt es keinen Rückruf. Die meisten Werkstätten versuchen den Schäden so lange wie möglich vor sich hin zu schieben, möglichst bis nach der Garantie.
Meine Erfahrungen mit Mopped, Auto und Motorsägen.
Und auch bei Helmen. Habe gerade 3 Schuberth eingeschickt. Ein C3 ist seit 2017 alle 3 Monate zur Reparatur und der Schaden tritt immer wieder auf.

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#86 Beitrag von frieda »

Ich habe den Eindruck die gesamte Qualitätsproblematic ist überall seit Jahrzehnten durchgänig bekannt.

Die Fahrzeuge der Japaner Honda, wenn sie nicht in Italien gefertigt wurden und Toyota, man hält die Fertigung an wenn ein

Fehler mehrfach auftritt, zeigen, wie snap-on auch durch praktische Erfahrung bestätigt, wie es laufen kann und sollte.

Ein Mercedes Aussage unter der Hand, wir bauen unsere Fahrzeuge für unsere 1.Hand Kunden, nicht für die 2.Hand Kunden. :?

Viele eingefleischte BMW GS und RT Fahrer die ich kenne verkaufen ihre Fahrzeuge generell bis spätestens 50000km wieder,

aus Angst :sorry: vor der evt. beginnenden.......... :baustelle:

Eine Diva fährt man nich ma eben so :headshake: bisken Leid ist oft dabei. :inlove:

Erinnert bisken an die alten Engländerinnen , z.B. Norton Commando, BSA Rocket. Auf;m Zeltplatz den Kopf, ner Rocket abgenommen. :wall:


Ich glaub bei dem Hersteller und in der Branche in der Sorein tätig war, wäre so ein Qualitätsmanagement schnell tödlich. ;)

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Sorein
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#87 Beitrag von Sorein »

awv99 hat geschrieben: 11. Apr 2021 12:43 ich denke .... :think:
dazu muss man wahrscheinlich tiefer in den Entwicklungs/Produktionsprozess der verschied. Hersteller schauen.
Kleine Geschichte.
1991 erschien das Buch "Die zweite Revolution in der Autoindustrie"
Es wurde zum Gebetsbuch für die Industrie und „Lean Production“ und „Lean Manufacturing“ wurden zu Schlagworten in den Chefetagen der PKW-Industrie.
Man versuchte, mehr oder weniger Erfolgreich, die in Japan entwickelte Arbeitsweise bei uns zu implatieren. Unternehmungsberater schossen aus dem Boden und verdienten sich goldene Nasen mit manchesmal irrwitzigen Ideen.
Wir haben damals eine Mitsubishi-Drahterodiermaschine gekauft und ich durfte sie vor der Lieferung in Japan abnehmen.

Dabei hatte ich die Gelegenheit Mitsubishi besichtigen zu können.

Der Unterschied zu unserer Produktion war frappierend.
Nicht die Technik.
Nein.

Es waren die Menschen!

Diese Mentalität gab, gibt es hier in europäischen Fabriken nicht!

Beispiel:
wenn bei uns ein Montageband eine Störung hatte, hat man krampfhaft versucht die Produktion aufrecht zu erhalten, mit Fehlteilen, Umwegen, Nacharbeiten, Nachrüstungen, Zwischenlösungen, Mehrzeiten/-kosten usw.
Oder die Werker am Band hatten eine willkommene Zwangspause, je länger die Störung, desto besser.

bei Mitsubishi:

das Band wurde angehalten, das ganze Werk organisierte sich um. Jeder Werker hatte seine Aufgabe: kleine Reparaturen/Verbesserungen, putzen, streichen, aufräumen usw., keiner stand ohne Beschäftigung rum!
Aus den Technischen Abteilungen eilten Ingenieure in die Produktion an zahlreiche runde Tische wo sich Gruppen versammelten und Verbesserungsvorschläge/Kosteneinsparungen ausarbeiteten.
Als der Fehler beseitigt war ging es wieder nahtlos über in die Produktion.
Die Ingenieure kamen mit hunderten von Verbesserungen (KVP's)/Einsparunge an Ihre Arbeitsplätze zurück und begannen unmittelbar mit der Umsetzung der (sinnvollen) KVP's in die Serie. ("Morgen waren sie eingeführt")
Während der Stillstandzeit hat Mitsubishi durch die realisierbaren Vorschläge mindestens genausoviel verdient, oder besser eingespart, wie mit einer Produktion in der gleichen Zeit!
Bis heute sind wir von so einer Arbeitsweise immer noch meilenweit entfernt.
Meine Erkenntnisse wurden damals, bis rauf in den Vorstand, nur belächelt.

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#88 Beitrag von blahwas »

"hamwer immer schon so gemacht" - und, auch gerne, "kann das nicht ein anderer für uns machen?". Diese Zulieferer kann man dann prima vertraglich gängeln und auch mal Preise nach erbrachter Leistung nachverhandeln, weil sie auf den Autohersteller angewiesen sind - und da gibt es nicht mehr so viele verschiedene.

Am Ende stöpselt der "Autohersteller" nur noch zugelieferte Baugruppen zusammen oder lässt gleich bei einem Auftragnehmer produzieren, gerne genommen für Cabrio- und Allradvarianten. Aber bitte in 20000 verschiedenen Ausstattungsvarianten, man will ja nichts verschenken. Dann hat man 100 Steuergeräte und 8 Kilometer Kabel im Auto, mit dem Gesamtgewicht einer Enduro, aber hey, der Kunde zahlt's. Der Autohersteller macht Werbung und Vertrieb, die Werkstätten den Service, fertig.

Und dann kommt Tesla um die Ecke und erfindet alles neu. Ein richtig leistungsfähiges Steuergerät für alles, darauf alle Funktionen voneinander gekapselt. Softwarefunktionen wie teilautonomes Fahren gibt's entweder gratis dazu oder werden kostenlos nachgeliefert. Auf die Idee, Handkurbeln anzubieten, sind die auch nicht gekommen.

Jetzt stampft Tesla auch noch den Kabelbaum ein https://www.carmart.ch/elektro/tesla-sp ... atent-ein/ und ein Minister fordert parallel mehr Innovationen von den Zulieferern https://www.automobilwoche.de/article/2 ... tig-nutzen die gleichzeitig von ihren Abnehmern kaputtgespart werden. Finde den Fehler...

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#89 Beitrag von snap-on »

V. hat jahrelang Nockenwellen verbaut, von denen nicht alle, aber etliche Härtefehler hatten. Nach 15.000km oder früher waren die betroffenen Nocken 4mm niedriger als die benachbarten.

Eine Klitsche sagt, wir bauen Motorräder.

A. sagt, ihr wollt Verkleidungen? Kein Problem. Machen wir. Mindestabnahme 1000 Satz, sonst bauen wir kein Werkzeug.

B. sagt, ihr wollt Nockenwellen? Kein Problem. 500 pro Typ. Vier verschiedene braucht man für einen Motor.

Am Ende liegt das ganze Kapital der Firma in Regalen, in denen Teile für drei Jahresproduktionen lagern.

Das Poblem fällt auf. Der Hersteller der NW sagt, bevor er über Reklamationen nachdenkt, sollte man erst mal die offenen Rechnung bezahlen.

V kann es sich schlicht nicht leisten, die vorhanden NW nicht zu verbauen.

Honda würde die zum Alteisen schmeißen, Kawasaki dem Lieferanten Beine machen, wenn die nicht aus eigener Produktion sind.

V kann nur einbauen, um zumindest etwas Liquidität zu generieren - und ggfs. auf Garantie erneuern.

Aber erstmal müssen die Kisten raus, damit die Lichter nicht ausgehen.

Die Verkeidungsteile reissen. Konsequenzen siehe oben....



Geht auch anders.
Ein Hersteller verbaut ultrafeine Pleuel.

Die dürfen keinesfalls gerichtet werden.

In der Serie kommt es dann zu Pleuelabrissen.

Der Lieferant schwört, keine Pleuel gerichtet zu haben.

Eine Untersuchung im Werkstofflabor bringt dann Gefügeveränderungen durch Richten an den Tag.

Die Ausschußquote war einfach zu hoch.

Den Ärger kriegt der Fahrzeughersteller ab, der ausgetrickst wurde....


Geht wieder anders.

Ein Hersteller macht nen Alutank.
Die Prototypen funktionieren.

In der Serie werden die Tanks teilweise undicht.

Ein Bekannter, Rentner, hat das Problem mit seinem Kumpel, Entwickler dort, gelöst.

Die Tanks werden im Akkord geschweißt. Die Schweißer lassen die am Falz aufeinanderliegenden Bleche nur an den Kanten zusammenlaufen, wie beim Autogenschweißen von Stahl.

Wenn man, wie bei den sorgfältig gebauten Vorserienteilen, eine ordentliche Raupe macht, was länger dauert,
hält die Naht.

Da war das Kind aber schon in den Brunnen gefallen.

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#90 Beitrag von snap-on »

Reiner,

ein sehr guter Beitrag.
Besser kann man die Mentalitätsunterschiede nicht beschreiben.

Wenn man bei Italienern ist, haben die ein Auftreten, als wären sie Ferrari.

Das Wichtigste ist, bella firgura machen.

Die Deutschen sind i.d.r. betriebsblind und erfinden das Rad solange neu, bis es nicht mehr rund ist. Hauptsache anders.


Ehrlich gesagt gibt es im Motorradbereich vier ernsthafte Hersteller.

Die anderen machen halt irgendwie was.

Die anderen sind meilenweit weg von den vier weg.
Und werden dort auch nie hinkommen.
Keine Demut, keine Kritikfähigkeit, kein Ehrenkodex, kein Qualitätsbewusstein, kein Korpsgeist.


Ein Beispiel aufsdem Autobereich:

Zuviele Pannen?
Dann vereinbaren wir mit dem ADAC, das er unsere Notrufe abwickelt, aber diese Hilfen nicht in seiner Pannenstatistik auftauchen.

Dann wirbt man mit der guten Platzierung im Ranking des ADAC.

So löst man in Europa Qualtätsprobleme.
Hauptsache, es schaut auf dem Papier gut aus.....

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#91 Beitrag von snap-on »

Sorein,

Honda hat uns damals angemahnt, dass wir unterdurchschnittlich wenige Garantiearbeiten hätten.

Ich habe da einen Kollegen gehabt, der war zu faul, Kleinigkeiten auf Garantie abzuwickeln, der hat das bagebügelt.
Kostet viel Zeit und man bekommt nur wenig Kohle für die Arbeit.

Ich habe das dann übernommen. Dann waren wir überdurchschnittlich. Gab absolut kein Problem.

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#92 Beitrag von Sorein »

blahwas hat geschrieben: 11. Apr 2021 20:22 ............Am Ende stöpselt der "Autohersteller" nur noch zugelieferte Baugruppen zusammen............
Wir haben ein Werk in Brasilien. Das ist uns hier als DIE Muster-Organisation verkauft worden!

Warum?

Die X Zulieferer bauen Ihre zugelieferten Baugruppen/-Teile jeweils mit Ihrem eigenen Personal und Equipment in die Fahrzeuge am Montageband.
Man spart enorme Pesonalkosten weil diese Arbeitnehmer*innen, immer, nicht tarifgebunden arbeiten und ohne jeglicher sozialer Absicherung sind.

Es funktioniert, bis zur Garantieabwicklung (unser Thema hier)!

Ist das unsere Zukunft?
TESLA wird ein Vorreiter sein!

Und NEIN ich bin/war kein Bedenkenträger! Einfach nur Realist.

Jetzt bin ich Rentner. Oh wie ist das schön!

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#93 Beitrag von awv99 »

snap-on hat geschrieben: 11. Apr 2021 22:29.....
.........

Ehrlich gesagt gibt es im Motorradbereich vier ernsthafte Hersteller.

Die anderen machen halt irgendwie was.

Die anderen sind meilenweit weg von den vier weg.
Und werden dort auch nie hinkommen.
Keine Demut, keine Kritikfähigkeit, kein Ehrenkodex, kein Qualitätsbewusstein, kein Korpsgeist.
Wer sind denn die 3 Hersteller neben Honda...???

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#94 Beitrag von frieda »

Man kann im Moment ne Stecknadel fallen hören, das wird in der übernächsten Folge verraten.

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#95 Beitrag von snap-on »

awv99,

was habe ich dieses WE an der Backe gehabt?

Eine XV1100, gut 25 Jahre alt, 26tkm, alle Teile für die Inspektion vom Aftermarket lieferbar, ein Orginalteil innerhalb von 3 Tagen aus NL bekommen.

Ein Honda Helix, gut 25 JAhre alt, 20tkm, Lenkerschalter defekt, Teil aus NL innerhalb von paar Tagen da.

Eine 1200GS. 2009, 24000tkm. Gummis der Heizgriffe kpl. abgenutzt. Teile schnell da, aber die beiden Griffe kosten soviel wie bei Kawa der ganze Satz incl. Bedienteil und Kabelbaum. Die Lenkerschalter sind in liederlichster Qualität mit Mini-Blechschrauben in Plastik befestigt, die Montage ist fummelig und zeitaufwendig. Aber noch Gold gegen eine 1100er 4V, da musste dafür der Tank runter, Kabel durch den Lenker gefädelt werden, Stecker ausgepinnt werden.....
Faszinierend, dass man auf eine so blöde Lösung überhaupt kommen konnte......

Eine KTM 950SM 2006. Tolles Moped, geht gut, aber anstrengend zu fahren. Man fühlt sich schnell, fährt aber mehr eckig und abgehackt als zügig. Japaner bauen Wasserpumpen mit Siri auf der Ölseite und mechanischer Dichtung auf der Wasserseite. Dazwischen ein Hohlraum mit Ablaufbohrung. Hängt dort ein Tropfen Öl oder Wasser, weißt du was hin ist. Die Japaner machen das seit 45 Jahren so.

KTM baut Wasserpumpen mit einem Siri. Das ist hervorragend. Denn der Ölverbrauch wirkt sich auf den Ölstand im Tank der Trockensumpfschmierung nicht aus, es wird automatisch mit Kühlwasser nachgefüllt. Denn diese WaPu ist ein Verschleißteil.
Ventilspielintervall 15tkm, teuerstes Synthetiköl vorgeschrieben, Vergaser in der Airbox, richtig fein für Masochistenmechaniker, die sich gerne mal auspeitschen lassen...

Eine Triumph Speed Triple. 25 Jahre alt, 24tkm. Wir wollten mal nach den Ventilen sehen.....

Der Umlenkhebel der Federung ist gebraucht nicht aufzutreiben. Die brechen an der Klemmung. Alle. Das Neuteil war etliche Wochen aus. Eilt aber nicht. Denn für die am 13.3. bestellten Vergaserteile gibt es noch nicht mal einen Liefertermin.... Und zumindst den Vergaser mit der abvibrierten Steigeitung haben wir gebraucht bekommen.
Das Warten macht aber nix, der Kunde hat auch noch eine Tiger aus der Epoche.

Er hat gerade ein Haus gebaut. Ich habe ihm gesagt, ich nehme das Haus für die Reparaturen der zwei Kisten in Zahlung, den Rest kann er dann abstottern....
Ein Zündkerzenstecker ist hin. Gibt es nur im Satz mit drei Stück. Über 150.- Eier. Wohlgemerkt keine Stabzündspulen, nur Stecker mit Kabeln. Gehen öfters kaputt. 24tkm sind ja auch richtig viel Laufleistung....

Die Tiger hatte ein defektes LKL. Leider weiß niemand bei T. welches Lager bei welcher Fahrgestellnummer eingebaut wurde, dann bestellen wir halt beide Varianten. Ist eh schon wurscht.
Beim Zerlegen stelle ich fest, dass die Standrohre krumm sind.
Bei einem Japaner bestelle ich dann per Nachtexpress ein Standrohr vom Aftermarket, zu 90% geht es dann am nächsten Tag ohne Zeitverlust weiter.

Bei der T. telefoniert man alle Großhändler ab, die diese Rohre gelistet haben, aber nicht lagernd haben. Mitte August bestellt, Anfang Dezember gekommen.
Also provisorisch zusammenbauen, die Kiste monatelang von einem Eck ins andere geschoben. Mit rumtelefonieren und untaugliche Gebrauchtteile zurückschicken ein halber Tag weg, den kein Mensch bezahlt.


Der XV Kunde ist ein biederer Späteinsteiger, der hat vorher gefragt, was es kosten wird. Grosse Inspektion mit Bremsflüssigkeit und TÜV-Vorfahrt und Abholen ohne HU-Gebühren 300.- Eier.

Dem Helix Fahrer ist wurscht, was es kostet. Der ist über 70 und hat mich gestern gefragt, wie lange ich noch mache. Denn er wird noch 20 Jahre Helix fahren, und dazu braucht er mich.
Dem ist Kohle wurscht, teuer ist es aber trotzdem nicht - gibt keinen Grund, den arm zu machen.

Der KTM Fahrer hat Geld wie Heu und meckert nicht, denn der weiß, was er beim KTM-Händler bezahlen würde....

Der BMW-Fahrer sammelt Porsche und Mercedes, dem ist Geld auch egal, der ist andere Beträge gewöhnt.

Der Triumph Fahrer hat im Dezember 2500.- abgedrückt, Supersonderspezialspezipreis.

Die Speedy wird ihn jetzt nochmal annähernd das gleiche kosten.


Aber die Reparaturen für 300.- an der XV sind lukrativer als die für 2500.- an den Triumphs.

Ich würde einen Triumph-Kunden jederzeit gegen 7 XV Kunden tauschen, den Rest könnt ihr behalten, hauptsache, ich muss mich nicht ärgern.


Klar ist:

Wenn einer mit einem Japner anruft, bekommt er einen Termin. Wenn es kein Rat-Bike ist, oder ein Italienimport mit angeblich 20.000km, aber 3mm dicken Bremsscheiben, dann wird das problemlos laufen.

Ein KTM-, BMW- oder Triumphfahrer muss durch die Gesichtskontrolle.
Ich will das Moped sehen und mit dem ein paar Sätze wechseln.

Wenn der am Telefon schon mit Was kostet anfängt, habe ich leider keinen Termin frei....

Ich schraube in meiner Bude nebenbei. Neben einem der schönsten Biergärten Bayerns.
Luzifear kennt womöglich nur den Westgarten, aber nicht den Kastaniengarten.

In meiner "Freizeit" schraube ich nur für Leute, mit denn ich auch gerne in den Biergarten gehe, wenn Zeit ist.
Den Snobismus leiste ich mir.

Aber Otto Normalo geht nicht mit dir in den Biergarten, wenn er ein halbes Jahr auf sein Moped warten muss, wenn du ihm 2,5 Mille abknöpfst oder aus dem Kundendienst eine 1000.- Euro Aktion wird.
Der ist dann angepisst.
Und dann bin ich auch angepisst, denn ich habe diese Scheißeimer nicht konstruiert.

Der Triumphfahrer drückt die Kohle ab und bedankt sich, denn der weiß, dass es eigentlich 3500.-kosten müsste.
Der nächste Händler ist 120km weg in der Großstadt, die jagen ihn mit den Kisten davon....


Du hast nach der Zukunft gefragt. Ich bin 56.
Welche Zukunft?

Klar, die Zeiten ändern sich. Ich war in den 90ern beim Honda-Händler, ich hatte danach 15 Jahre nicht wenige GL1500-Kunden.
Bis auf einen haben alle aus Altersgründen aufgehört.

Klar habe ich Kunden, die früher Japaner fuhren und jetzt Europäer.

Aber die letzte GL war bis ca. 240.000km bei mir in der Wartung. Der Besitzer ein wenig sparsam, aber nie die geringsten Probleme wegen Kohle.


Wenn ich in paar Jahren auf Triumphs, BMWs und KTMs angewiesen bin, die dann mit 50.000 + km in dritter Hand bei irgendwelchen Bausparern gelandet sind, dann werde ich statt zu schrauben in den Organhandel einsteigen und eine meine Nieren verkaufen.

Alles, aber wirklich alles wird besser sein, als Normalverdiener mit diesen Groschengräbern zufrieden stellen zu sollen. Denn das ist aussichtslos.

Ist die Frage, wer richtige Hersteller sind, jetzt geklärt?

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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#96 Beitrag von awv99 »

Ja,
:-)
...ich interpretiere aus Deinem Vorhaben in den Organhandel einzusteigen:-)
dass Du die 4 japanischen Hersteller bevorzugst... :-)

frieda
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#97 Beitrag von frieda »

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PS: Monoschraubismus is, Montags, wenn Inter und Juve hoch verlorn oder hoch gewonnen oder unentschieden gespielt haben.

Oder ne Hochzeit, nen runder Geburtstag, ein Todesfall, ne Taufe oder so war. Dann wird in Norditalien schon ma jede 3. oder 4.

Schraube nich ganz so eingestzt wie;s sollte. Eguale, hält trotzdem,.......ne zeitlang. :schongut:
Zuletzt geändert von frieda am 12. Apr 2021 08:49, insgesamt 1-mal geändert.

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blahwas
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#98 Beitrag von blahwas »

Dieses Thema ist Gold :)

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Michael_1969
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#99 Beitrag von Michael_1969 »

Wirklich guter Thread hier... zum Schmunzeln, Nachdenken, Lernen und Verstehen :top:

Da scheine ich ja unbewusst alles richtig gemacht zu haben, als ich von der kleinen zuverlässigen V zur großen ultrazuverlässigen XT gewechselt bin. "Fahren, Tanken & Genießen" lautet hier das alleinige Motto seitdem. Probleme - Fehlanzeige. Funktioniert einfach von A-Z.

Nee... kürzlich kam ein Rückruf wegen eines korrodierenden Bremslichtschalters rein. 7 Jahre nach Erstzulassung :eek:
Meiner funktionierte bis zuletzt unauffällig. Hin zum gerade Mal 12 km entfernten :) , gleich drauf gewartet, und mit "Weiterhin gute Fahrt" nach 30 Minuten wieder abgedüst.

Zwei Plastikclipse fehlten an der Verkleidung noch vom Vorbesitzer. Wusste ich, hatte ich längst wieder vergessen, wurden beim Wechsel des Bremslichtschalters aber vom Mechaniker direkt entdeckt und gleich mit erneuert. Ich dachte schon: "2 Plastikclipse - jetzt wird's sicher teuer bei 'nem Japanesen". Doch Fehlanzeige... die 3,32€ hab' ich mit einem Grinsen gerne auf 5€ aufgerundet :D

Vielen Dank Yamaha.... so muss das...

Nee... irgendwie ja auch wieder nicht. Die große ausgereifte XT wurde ja gerade im Zuge von Euro 5 komplett eingestampft. Zu wenig Nachfrage, lohnt nicht mehr, bla bla. Oder doch eher viel zu gut nach heutigen Maßstäben? Womöglich sehen die :) sie einfach viel zu selten zur Reparatur, können von Öl- und Reifenwechsel alleine doch nicht leben? Oder heute einfach zu wenig "Emotionen" weckend im Showroom, da kein Jungspund mehr mit Begriffen wie Paris und Dakar was anfangen kann, und Ténéré eher für 'nen Müsliriegel hält?

Das wissen die Profis hier sicher besser... :cheers:
Michael
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snap-on
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Re: Kühlflüssigkeit, Händlerumgang, Hilfsbereitschaft, Forenkultur, usw.

#100 Beitrag von snap-on »

Letztes We hat mich ein Kunde besucht.

Die 350er Four, die ich restauriert habe, ist im Herbst noch einwandfrei gelaufen, jetzt läuft sie nur mit Choke, ohne kein Leerlauf und sie hat keine Leistung und keine Gasannahme.

Der Kunde war deutsche Meister auf der Langstrecke, Ing. & Mmanager bei einem Hersteller, hat zig Motorräder, der weiß, von was er redet.

Ich überlege, was es sein könnte.

Er sitzt derweil auf dem Motorrad, wg. C. gehe ich nicht hin.

Nach paar Minuten sage ich, er soll absteigen.

Ok., auf dem Chokehebel ist ein Pfeil. Daneben steht Open.

Reparatur beendet.

Pfeilrichtung ist nicht Choke drin, sondern Starterklappen offen, also kein Choke.

Warm betätigt, überfettet die Kiste. Problem gelöst. Fehlbedienung.

Die Tochter, war ein Familienausflug, hat dank Papas Kontakten eine brandneue 790er KTM. Die diskutieren noch kurz, warum da Service aufleuchtet, dann Aufbruch.

Aber während dieser kurzen Zeit hat sein Frau die Zündung an der brandneuen 1250er GS brennen lassen.

Der Anlasser spurt ganz kurz ein, dann bricht er ab.

Im Display steht, die Traktionskontrolle sei ausgefallen, das Fahrzeug solle zum Servicepartner gebracht werden.

Ich habe von den Kisten nicht viel Ahnung.

Aber wenn BMW-Kollegen Japanerschrauber erschrecken wollen, dann erzählen sie Gruselgeschichten, um uns Angst zu machen.

Da war doch was....

Die Batterie hat minimale Unterspannung.

Das hört man nicht, denn der Anlasser zieht weder müde, noch wird im Cockpit etwas dunkel, noch klackt gar ein unterernährter Magnetschalter.

Nö, die stellt Elektronik stellt ab, weil ihr ein Furz quer sitzt.

Praktischerweise auch die Stromversorgung der Einspritzung, d.h. man kann die Karre dann nicht mal anschieben.

Eine kleine Batterie und zwei 2,5er Kabel reichen, um die Spannung so zu stützen, dass alles in Butter ist.

Womöglich muss er trotzdem demnächst zum Händler, um seine 28 Fehlermeldungen in 7 Sprachen löschen zu lassen.

Eine Kawa mit betriebswarmen Motor würde bei sowas brööööööööp, mit ner etwa zähen Anlasserdrehzahl anspringen.

Oder nach drei Metern schieben laufen.


Ich stehe manchmal im Herbst alleine auf dem Matajur oder dem Kolovrat in Slowenien. Auch bei plötzlichem Batterietod durch Plattenschluss komme ich noch heim.

Stände ich dort mit dieser GS, wäre das kein so großes Problem.
Denn vielleicht kommt ja wer vorbei, der einen Booster oder Starthilfekabel hat - irgendwann.....

Oder ich rufe die Kumpels an, einer hätte schon Zeit, schnell meinen Anhänger zu holen und mich aufzusammeln, Mitternacht wäre ich dann daheim.


Aber was macht jemand, der Normalkunde ist?
Der keine Ahnung hat, dass das Unterspannung ist, denn der Anlasser spurt kurz, aber kräftig ein?
Der Fehlermeldungen von Traktionskontrolle und Servicpartner liest?

Was mache ich mit einer Reisenduro am Sonntag auf dem Matajur?
Einen Transport nach Lubljana oder Villach organisieren?

Dem ADAC erklären, dass ich selber nicht weiß, wo ich bin, denn die Strasse ist auf keiner gängigen Karte?
Falls ich dort überhaupt ein Netz habe.....


Eine Reisenduro, mit der ich ohne Begleitung eigentlich nirgends hin reisen kann?

Nur da, wo alle hinfahren, denn dort gibt es Markenkollegen, die das Problem kennen? Und evtl. einen Booster spazierfahren, als Bordwerkzeug?


Sorry, sowas braucht niemand....



Es war Sonntag, ich war in der Werkstatt.
Wäre ich nicht dagewesen, und die hätten diskutiert, wo sie weiter hinfahren sollen, und die Zündung hätte derweil gebrannt, wäre der Ausflug zu Ende gewesen.

Einer muss heim, Auto und Anhänger holen.
Und am Montag zum Händler.

Oder er muss Stunden auf einem Abschlepper warten, den BMW schickt.


Hier im Biergarten ist mal einer mit einer 1000S gestrandet.

Der wollte sich von mir Hinterhofschrauber nicht helfen lassen, mit seinem brandneuen Edelkrad.

Als Premiumproduktkäufer hat man ja eine 24h-Telefonseelsorge.

Ja, meinte die Dame, wenn die in der Sonne gestanden sei, dann könne das schon mal passieren.

Sie würde wen vorbeischicken.

Er war der Meinung, da käme am Sonntag jetzt jemand, der sein Motorrad repariert.

Nach zwei Stunden kam einer, der die Karre auf den Hänger geladen hat, ohne auch nur die Zündung einzuschalten.

Ich habe ihm erklärt, wie er zum Bahnhof kommt, da geht jede Stunde ein Zug nach München.


Nein, ich habe mit solchen Leuten kein Mitleid.
Aber mir tun die Kollegen leid, die diesen Kunden am Montag früh am Telefon haben.
Denn das ist unspassig.
Und der hat an einem Montag in der Saison nicht nur einen von der schlechtgelaunten Sorte am Telefon.

Mir könnte niemand soviel bezahlen, dass ich den Job machen würde....

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