Nochmals zum Hintergrund: meine beiden Lieben, meine Frau und unser Jüngster, hatten ja im Herbst beide ihren Moped-Schein gemacht; der Kleene mit seinen gerade 16 den A1, meine Frau den A beschränkt, jetzt A2. Die 125er Honda Varadero, über den Winter umfangreich aufgepeppt, stand ebenso fahrfertig in der Garage wie die gerade letzte Woche vom Händler geholte, tiefergelegte Honda NC700S meiner Frau; in glänzendem Schwarz Glanz in ihre Augen zaubernd.
Klar, beide Maschinen, von den frisch gebackenen Besitzern bisher noch keinen Meter bewegt, mußten jetzt bestiegen werden, koste es was es wolle.
Also wir Drei, nach einer längeren Zwiebelprinzip-Anzieh-Orgie wie die Micheline-Männchen aussehend, schon um 9:30 in die Garage, dem Abenteurer entgegen. Berlin schlief noch tief und fest.
Über den noch völlig vereisten Garagenhof mußten wir schieben; das Risiko sich hinzulegen bevor man noch die Straße erreicht hat war, besonders für die beiden Novizen einfach zu groß.
Aufgereit auf der Straße natürlich erst mal ein Foto, dieser historische Moment unsrer Familiengeschichte gehörte einfach festgehalten; da sollen unsere Enkel und Urenkel noch das große Staunen ins Gesicht kriegen.
Dann der Countdown zur Zündung. Ich zu Karl, unserem Jüngsten: "Jetzt wird es spannend; mal gucken ob deine Varadero anspringt. Die Vergasermopeds sollen ja nach einem langen Winter oft ein wenig zickig sein". Gesagt getan, Zündung an, Choke ganz rausgezogen und im letzten Moment sogar noch daran gedacht den Benzinhahn zu öffnen. Karl drückt beherzt den Starter: Wrumm, Varadero laüft auf die erste Umdrehung. Super! Dann meine Frau, keine Frage, die niet und nagelneue Honda lässt sich nicht lange bitten: Eine Anlasserumdrehung und rrrrrssssssssssssssss säuselt sie beschaulich vor sich hin; die weckt morgens beim Starten keine Nachbarn auf.
O.K., jetzt der Profi mit seiner Versys. Zündung an, Kupplung gezogen und mit der routinierten Gelassenheit, mit der eine Heldenmutter ihr 10. Kind wickelt auf den Starter gedrückt. RRRRRRRRRRR, Anlasser dreht kraftvoll, und dreht, und dreht, und dreeeeehhhhhht, zwischendurch flackert die F1 Leuchte ein paar mal, aber DIE V (die, sorry, Sau) WILL EINFACH NICHT ANSPRINGEN. Sappalot, dass hat es doch in 5 Jahren beim Auswintern noch nie gegeben, war stets beim 1 Druck auf den Knopf da. Meine Lieben gucken leicht irritiert zu mir hin, ihre Maschinen pöttern, ich drück auf den Starter, irgendwie richt es nach Sprit, die F1 flackert, der Anlasser dreht ordentlich, nichts tut sich. Sollte es das schon gewesen, die erste gemeinsame Runde? Aha, da reihten sich doch plötzlich 2 Takte aneinander, HOFFNUNG, da, schon wieder, oder waren das sogar schon 3 Takte zusammen? Der Spritgeruch wird stärker, die Verbrennungstakte fangen sich an zu gruppieren, mal 2, mal 3, vielleicht auch mal 4 hintereinander, aber DIE KISTE SPRINGT NICHT AN. Erstmal Pause, das kann doch nicht wahr sein, die 10 Jahre alte Varadero kommt auf den ersten Klick, aber die V will nicht. Karl und Berit machen lange Gesichter. Neuer Versuch. Die Taktzyklen werden länger.
Obwohl es immer noch nach Sprit stinkt öffne ich leicht das Gas, WOAAAAHHHHHHHHHHH, da ist sie, ENDLICH. PUUH, gerade noch mal gut gegangen, ein Glück war die Batterie die ganze Zeit am Lader.
Was war da los? Denke folgendes: Hatte gestern den Bremshebel zum Entlüften mit einem Kabelbinder am Gasgriff fixiert und wenig später mit Zündung an längere Zeit den Oiler entlüftet. Offenbar ist der Gasgriff dabei geöffnet gewesen und die Kiste abgesoffen. So meine Vermutung. 3 Minuten später an der Tanke sprang die V wieder an wie immer.
Wir hatten dann eine kleine, aber schöne Runde. Habe jetzt eine familäre Motorradgang.
Wunderbar
Es grüßt Euch
Umsteiger
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Familie
Die waren bestimmt froh, dass ihre Motorräder keine Zicken gemacht hatten, denn sonst hätten die sich blamiert, vor allem wenn Du ihnen hättest helfen müssen. 
