Artikel "Reifeneintragung soll Pflicht werden"

[Exilfranke]

Hi zusammen,
lese gerade mit Erschrecken folgenden Artikel: https://www.tourenfahrer.de/artikel/rei ... ht-werden/
Da ist zwar nur von "Abweichenden Dimensionen" die Rede (für mich nicht relevant), aber ich stelle mir schon die Frage, was das eigentlich bringen soll und vor allem was das ggf.bewirken wird (Positives?, Negatives!).

Soderla: das Fundament zu einem weiteren Thread zu Reifen, ~Dimensionen, Eintragung, Unbedenklichkeitsbescheinigung ist eröffnet
Und jetzt: Popcorn...

[blahwas]

Dazu fällt mir nix ein, was ich schriftlich dokumentieren würde!

[andre]

da kann ich eigentlich auch nur Abzocke erkennen....

Ist aber typisch Deutschland, bin mal gespannt ob das mit EU-Recht kompatibel ist....

[Zabel2017]

Naja,
den Artikel habe ich nur kurz überflogen, lesen rentiert sich nicht.
Es werden folgende Fälle unterschieden:
serienmäßige Reifendimension - Freigabe vom Reifenhersteller reicht, nur mitführen.
nicht serienmäßige Reifendimension - zwischen der kleinsten und größten serienmäßigen - auch in Ordnung, nur Freigabe mitführen (diesen Fall gibt es in der Praxis eher selten).
nicht serienmäßige Reifendimension - größer oder kleiner als die serienmäßig freigegebenen - Freigabe reicht nicht aus, es ist sowieso eine Einzelabnahme durchzuführen.

In den meisten Fällen werden ja breitere Reifen an der Hinterachse montiert, Reifenfreigaben/Unbedenklichkeitsbescheinigungen reichen dann nicht aus, auch dann nicht, wenn es so auf der Reifenfreigabe niedergeschrieben ist. Es ist immer eine Einzelabnahme durchzuführen. Das ist der aktuelle Sachstand. Es kommt also nichts neues, sondern es bleibt wie es ist.
Gruß
Zabel2017

[frieda]

Richtig lesen lohnt sich schon, es ändert sich viel, für die, die es betrifft.

Beispiel: Ich müsste hinten die Größe 140/90 - 15 fahren.

Die Reifenfreigaben aller großen Reifenhersteller erlauben mir ohne Einzelabnahme die Größe 150/90 - 15 zu fahren.

In der Größe mehr Auswahl, weil gängige Größe, bisher nur Freigabe mitführen, legal, das ist bald vorbei, dann Fahrerei zum Tüv, KOSTEN für Eintragung,

weil sich die Tüv-Lobby durchgesetzt hat.


Frage: Kann ein Tüv-Prüfer, mit einer Runde um den Block, besser als ein Testfahrer eines Reifenherstellers auf einer Teststrecke, beurteilen ob ein Reifen

für ein Motorrad geeignet ist ?

[andre]

...nach meinem Verständnis kommt was neues.

Michelin hat zum Beispiel für die 650er Versys Reifen nicht als 160er sondern als 170er freigegeben bzw. die Unbedenklichkeit bescheinigt.

Bisher war das mit Unbedenklichkeitsbescheinigung des Reifenherstellers legal, jetzt eben nicht mehr.

Ist mit der Versys kein Einzelfall, sondern ist auch bei meiner Z1000SX so, wo statt eines 190er HR ein 180er HR freigegeben ist.

Ich hätte sonst mal den Michelin ausprobiert, habe aber wegen dieses Hickhacks drauf verzichtet.

[blahwas]

Bei meiner Honda NTV 650 wurden vorne statt 110/80-17 von allen Herstellern auch 110/70-17 freigegeben. Weil sie hinten 150/70-17 hat, passen da reihenweise moderne Reifen wie Pilot Power/Road, Conti Road Attack usw. Da reichte es bisher, die Freigabe mitzuführen. Bald muss man sich dann jedes einzelne Produkt eintragen lassen, was überhaupt keinen Mehrwert für irgendwen bietet, und bei jeder neuen Reifengeneration und bei jedem Umzug Mehrkosten nach sich zieht. Eingetragen sind ab Werk Holzreifen aus den 1980ern, die es überhaupt nicht mehr zu kaufen gibt.

[frieda]

Wenn erfolgreiche Lobbyarbeit soooooo offensichtlich ist, darf man ruhig Bananenrepublik sagen. Die Ukraine lässt grüßen.

Wenn einem so viel Gutes wiederfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert.

[SiRoBo]

Bald muss man sich dann jedes einzelne Produkt eintragen lassen, was überhaupt keinen Mehrwert für irgendwen bietet, und bei jeder neuen Reifengeneration und bei jedem Umzug Mehrkosten nach sich zieht.

Da muss man einfach einen Prüfer aufsuchen, der einem die andere Reifengröße nicht reifengebunden wahlweise einträgt (sowas habe ich bei meiner Speedy gemacht, um auf der 6" Felge das moderne 190/55er Format fahren zu dürfen). In dem Aufwasch kann man auch die Reifenbindung austragen lassen, was es aber nicht braucht, wenn man ne Unbedenklichkeitsbescheinigung für den Reifentyp hat.

Also nicht einfach zur Abnahme hinfahren, sondern vorher informieren. Sowohl beim Prüfer als auch über die Möglichkeiten.

Nach der Aufhebung der Vollabnahmenexklusivität auf TÜV (West) und Dekra (Ost) müssten doch die Prüfmöglichkeiten für so was nur so aus dem Boden sprießen?!

[kautabbak]

Da muss man einfach einen Prüfer aufsuchen, der einem die andere Reifengröße nicht reifengebunden wahlweise einträgt (sowas habe ich bei meiner Speedy gemacht, um auf der 6" Felge das moderne 190/55er Format fahren zu dürfen). In dem Aufwasch kann man auch die Reifenbindung austragen lassen, was es aber nicht braucht, wenn man ne Unbedenklichkeitsbescheinigung für den Reifentyp hat.

Also nicht einfach zur Abnahme hinfahren, sondern vorher informieren. Sowohl beim Prüfer als auch über die Möglichkeiten.

Nach der Aufhebung der Vollabnahmenexklusivität auf TÜV (West) und Dekra (Ost) müssten doch die Prüfmöglichkeiten für so was nur so aus dem Boden sprießen?!

So schaut aus

Habe - wie in einem anderen Thread schon mal angedacht - mit dem Sachverständigenbüro Schumann aus Dortmund (GTÜ) gesprochen, das Austragen der Reifenbindung sei kein Problem, Kosten ca. 40 € (+ Änderung in den Papieren. Würde ich machen, spart langwierige Diskussionen).

[blahwas]

SiRoBo, ich habe leider noch keinen gefunden, der sich traut, sowas ein/auszutragen. Ich hatte irgendwie immer nur mit "Ingenieueren" zu tun, die gar nix machen wollen, was nicht explizit aufm Zettel vom Hersteller stand.

kautabbak, Danke für den Namen! Leider wohne ich da nicht mehr. Aber ich kann mal andere GTÜs abtelefonieren. Wobei ich die NTV nicht mehr habe, daher ist der Leidensdruck gering. Gegen Paarbindung in den Reifenfreigaben der Versys hilft mein 2. Radsatz

[frieda]

Ich hatte irgendwie immer nur mit "Ingenieueren" zu tun, die gar nix machen wollen, was nicht explizit aufm Zettel vom Hersteller stand.

Ich vermute es wird so laufen, Prüfer macht keine Probefahrt, die ist sowieso nicht aussagekräftig aber rechtlich riskant, sondern fragt nach Freigabe.
Ist die vorhanden, kann er ohne das Risiko einer eigenen Fehleinschätzung den Reifen eintragen und sagen:

" So, kein Problem, schon fertig, macht soundsoviel Euro fuffzig "

[beko]

So könnte es laufen, aber wenn die Freigabe vom Hersteller nicht mehr reicht, dann werden die Hersteller darauf verzichten (kostet ja erst einmal ihr Geld) Auf was will sich dann der Prüfer beziehen?

[kautabbak]

Hier mal ne Prüf Richtlinie

[beko]

Intressant, wenn ich den ersten Auszug richtg verstehe, dann ist damit aber die Reifenbindung die wir ja bis BJ17 in unseren deutschen Papieren haben weg.

[frieda]

Hier mal ne Prüf Richtlinie

Alles klar , is doch ganz einfach , gut das ich noch n paar alte Pellen im Keller hab.

[blahwas]

Intressant, wenn ich den ersten Auszug richtg verstehe, dann ist damit aber die Reifenbindung die wir ja bis BJ17 in unseren deutschen Papieren haben weg.

Das wäre der Fall 1a. Das wäre tatsächlich positiv. Ich wette 1x volltanken, dass ihnen bis dahin ein neuer Grund einfällt, warum wir doch eigentlich Dunlop D221 fahren oder Freigaben rumschleppen müssen.

[ODS-homer]

...

Michelin hat zum Beispiel für die 650er Versys Reifen nicht als 160er sondern als 170er freigegeben bzw. die Unbedenklichkeit bescheinigt.

Bisher war das mit Unbedenklichkeitsbescheinigung des Reifenherstellers legal, jetzt eben nicht mehr.
...

den spaß hatte ich grade:
der TÜVmensch wollte mir kein klebchen geben, weil ich hinten besagten 170er drauf habe, die unbedenklichkeitsbescheinigung hat er nicht akzeptiert.
mein glück, daß detlef diesen hilfreichen link gepostet hat.
auf dem dort zitierten verkehrsblatt 15/2019(S.530)vom28.06.2019 findet sich auf der 2. seite unter punkt2 die übergangsfrist.
der prüfer kannte wohl nur die erste seite, am folgetag konnte ich ihn nötigen, den ganzen schrieb zu lesen und habe mein klebchen nebst entschuldigung gekriegt.

[marco1971]

Gibts eigentlich auch einen Link zum Verkehrsblatt selbst oder muss man das bein Verkehrsblatt Verlag kaufen um es zu lesen?

[frieda]

Nach lektüre der ADAC Erklärung kenne ich jetzt auch die Begründung für die Aktion.

1. Wegen der, anders als im restlichen Europa, hohen möglichen Geschwindigkeiten (Autobahn).

2. Wegen der hoch komplexen, genau auf die Reifengrößen abgestimmten Assistenzsysteme.

Zu 1. Kann ich nicht.
Zu 2. Hab ich nicht.

Scheinheilig, kleine Mopeds und Oldtimer sind nicht betroffen.

Im Ausland zugelassene, moderne Mopeds ohne Reifengrößenbindung,

wären nach der Definition ein Gefahr für sich und uns.

Für die betroffenen Mopeds (Raser und Technikfreaks sollen löhnen) sehe ich das ein,

aber warum nicht gleich alle abkassieren.