Mein Kärntenbericht

Versys-Treffen in Kärnten/Österreich.
18.-26.05.2013
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blahwas
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Mein Kärntenbericht

#1 Beitrag von blahwas »

So, hier ist endlich mein dicker, fetter Reisebericht ;) Ich hoffe er steigt niemandem auf die Füße - falls doch, bitte direkt dem Admin zum editieren melden.

FREITAG 17.5.
Heute geht es los zum großen, dicken, fetten Kärntentreffen, auf das ich mich schon lange freue. Eine Woche + zwei Wochenenden in den Alpen, ein Hotel als Basislager, und 15-20 Versys mit zugehörigen Fahrern. Es soll mir eine nette Auszeit bescheren, denn drei Wochen später habe ich eine wichtige Prüfung. Freitag morgens habe ich noch einen Termin bei einer Behörde, dort fahre ich direkt mit meiner perVersys hin - dem diesjährigen Umbau zum Vatertagstreffen des mo24-Forums ;)

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Der Termin verläuft erfreulich. Danach nach Hause, Packrolle und Topcase aufrödeln, und ab zur Freundin. Dort einen schönen Spätnachmittag verbringen, und dann weiter zu Rainer (RKueNV), der meine Versys auf seinem Anhänger mitnimmt. Bei der Abfahrt zu Rainer platzt direkt beim Anlassen die Scheinwerferbirne laut und deutlich hörbar. Also habe ich einen Zwischenstopp beim Baumarkt eingelegt, um gleich zwei neue Leuchtmittel zu besorgen. H3 gibt es schließlich nicht an jeder Ecke, und in Österreich (oder war es Slowenien?) ist das Mitführen einer Ersatzbirne Pflicht. Diese findet sich dann auch, und nach dem - im Baumarkt anscheinend obligatorischen - schweren Fall in der Kassenschlange direkt vor mir geht es auch schon weiter.
Rainer ist schnell gefunden mittels Navi und weil da ein Anhänger mit einer Versys drauf an der Straße steht. Wir laden auf, quatschen uns noch etwas warm, und gegen 22:00 geht es dann auf die Straße: Ein 74 kW-Diesel-Polo zerrt einen Anhänger mit 2 Versys darauf hinter sich her auf die Autobahn. Nach der - ebenfalls obligatorischen - anfänglichen Skepsis, ob auch alle Gurte richtig halten, sind wir von der Qualität der Abspannung überzeugt und fortan folgt uns der Anhänger unauffällig. Es ist ein weiter Weg nach Kärnten aus dem Ruhrgebiet, und so brauchen wir ziemlich exakt 12 Stunden für die Fahrt. Immerhin passieren wir keine Staus, keine Unfälle und augenscheinlich auch keine auslösenden Blitzer. So gondeln wir in den SAMSTAG hinein...

Die letzten 50 km geht es dann von der Autobahn runter, überland duch Kärnten, Berge rauf und runter. Der Polo gibt alles im ersten und zweiten Gang, und schließlich kommen wir nach der Bezwingen des Haus-Passes in der Sonnenalpe Nassfeld mit wunderschöner Aussicht am Hotel an, wo bereits zwei andere Versysanhänger eingeflogen sind. Die Freude ist groß, viele kennen sich ja schon, andere sehen sich das erste mal in "Echt". Wir haben für das Treffen im Hotel nicht nur eine ganze Etage mit Aufenthaltsräumen, sondern auch eine eigene Tiefgarage, wo bereits die ersten Versys bereits in Reih und Glied parken.

Da wir um 10 Uhr früh am Hotel ankommen sind allerdings unsere Zimmer noch nicht bezugsfertig, dabei sehnen sich einzelne Teilnehmer sehnlich nach einem Bett. Andere sind viel zu aufgeregt und wollen lieber direkt eine Ausfahrt machen. Ich bin auch eher bettfertig, fahre aber den Pass doch 1x runter und tanke unten im Dorf. Bei der Abfahrt passieren mir zwei Fahrfehler, die mit besserer Konzentration wohl nicht passiert wären: Beim Einkuppeln nach dem Runterschalten vom 3. in den 2. Gang stelle ich fest, dass mein Hinterrad gerne eigene Wege gehen würde. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich bereits im 2. Gang war und jetzt also im 1. Gang die Kupplung viel zu schnell kommen lasse. Dank schnellenr Reflexe mache ich die Kupplung sofort wieder auf und verliere nur einige Zentimeter meiner Kurvenlinie. Einige Kurven später erspähe ich eine potentielle Rastenschrabbelkurve, es ist eine lange und gut einsehbare links-Kehre. Es schrabbelt gerade schön und ich gehe an Gas, da will der Hinterreifen schon wieder lieber sein eigenes Ding machen. Das könnte am Bitumenstreifen liegen, den ich dort gesehen habe - aber erst wieder am Rückweg. Danach fahre ich jedenfalls direkt wieder zum Hotel, lasse es nur noch rollen und verzichte weitgehend auf Schaltmanöver, es geht ja auch fast alles im dritten Gang.

Zurück am Hotel sind die Zimmer dann bezugsfertig und ich schleife meine sieben Sachen in den vierten Stock (mit Aufzug, aber in einem weitläuifgen Gebäude). Dort erstmal ins Bad, und dann ab ins Bett! Juhuuuu... *schnorch*

Ich schlafe 3 Stunden, damit ich zwar wieder wach bin, aber mir nicht gleich völlig den Schlafrhytmus versaue. Apropos Sau: Es gibt Abendessen, mit 3 Sorten Schweinefleisch: Haxe, Bauch, Nacken. Und darüber hinaus eine sehr große Auswahl an anderen Speisen, davon viele mit Schwein ^^ Nach dem Abendessen sammelt sich die Gruppe wieder im "Tagungsraum", wo Everyday einige passende Worte findet, uns auf die nächsten Tage einstimmt und diverse Handzettel auslegt, z.B. zum Fahren in der Gruppe. Außerdem werden die Gruppen verteilt, wobei es morgen erstmal nur ums Kennenlernen geht. Daher gibt es keine schnellen oder langsamen Gruppen. Ich lande mit Rainer in der Gruppe von Willi, der ortskundig ist und KTM 990 Adventure fährt. Außerdem dabei ist "der kleine Michael" mit seiner F650GS.

Danach steht noch schnell eine Reparatur meines Abblendlichtes auf dem Programm. Dabei lasse ich direkt das Topcase mit dem Tourenzubehör am Motorrad, z.B. alle Handschuhe.


SONNTAG 19.5.
Heute steht eine Tour ums Dreiländereck an. Zunächst geht es den Haus-Pass hinunter durch Österreich über Nebenstrecken zur slowenischen Grenze. An einer Tankstelle erwägen wir eine Änderung des Tagesplans, denn in Richtung Slowenien (Süden) hängen dunkle Wolken, in Richtung Norden dagegen scheint die Sonne. Wir fahren dann trotzdem wie geplant, auch um die anderen Gruppen nicht zu verlieren. Und so kommt es dann eben zum Regen in Slowenien. Slowenien schockt nicht nur mit "SLOW" im Landesnamen, sondern auch mit Kopfsteinpflaster in Passkehren, aber Asphalt dazwischen. Andersrum wäre mir irgendwie lieber... Der erste Treffpunkt für alle Gruppen ist dann eine beeindruckende Skisprungschanze.

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Die Stichstraße zur Skischanze geht es wieder zurück, und dann über einen Pass mit spektakulärer Aussicht via Trenta weiter nach Süden. An der Passhöhe gibt es einige Fotos, beeindruckenden Wind, und die Aussicht auf sehr viel mehr Wolken im Süden. Wir stürzen uns trotzdem hinein und geraten bald in Starkregen. Außerdem versaut uns eine Autofahrerin die Passabfahrt, indem sie soo langsam fährt, dass man fast in den ersten Gang muss, aber gleichzeitig noch schnell genug und insbesondere so wahllos mal links mal rechts auf der Straße, dass man als Tourguide nicht mit vertretbarem Risiko für alle vorbeikommt. Unten im Tal schnappen wir sie uns endlich nach bestimmt 15 Minuten. An der nächsten Pause an einer eindrucksvollen Schlucht mit reißendem Bach (Schneeschmelze + Starkregen) stellen wir fest, dass wir alle teilweise durchnässt sind, und dass es jetzt schon zu spät ist, um die Regenkombi anzuziehen. Der nächste Stop wird also vorgezogen, damit wir uns in einem Cafe in Bovec wieder aufwärmen und etwas sortieren können. Der Kaffee kostet in Slowenien nur 1,10. Einzelne Teilnehmer sind bereits so nass, dass sie auf die Pause verzichten und lieber direkt ins Hotel fahren, wo eine warme Dusche lockt.

Der Plan, auf das Ende des Regens zu warten, geht leider nicht auf, es hängt ziemlich im Tal fest. Also geht es auch für uns weiter nach dem Prinzip "Augen zu und durch" - auf schnellstem Wege über Bundesstraßen via Italien zurück zum Hotel, wobei noch einige vergnügliche Pässe zu bezwingen sind, u.a. unser Haus-Pass, dieses mal von Süden her. Die Gruppe hält gut zusammen, nur Michael fällt etwas ab, denn seine Brille und sein Helmvisier beschlagen abwechselnd oder gleichzeitig, was auf Alpenpässen mit Baumängeln und gerne mal einigen Steinen nicht so hilfreich ist. Es kommen alle kalt aber wohlbehalten am Hotel an, und ich gehe auf schnellstem Wege ins Bad. Die nassen Motorradsachen landen zunächst auf dem Balkon. Später wandern die Sachen in den Ski-Trockenraum, der eigens dazu da ist, Kleider zu trocknen. Man muss sich das wie einen riesigen Kleiderständer vorstellen, bei dem aus jedem Haken warme Luft strömt. Prima Erfindung!

Abendessen gibt es heute nicht vom Buffet, bzw. nur den ersten von drei Gängen, die anderen beiden tröpfeln nach und nach ein, wenn man sich beim Kellner ausreichend bemerkbar macht ;) Um 20 Uhr gehen wir in unseren Teil des Gebäudes, wo ein Beamer aufgebaut wurde. Nach einer Ansprache wird ein Überraschungsgast präsentiert: Der Fahrsicherheitstrainer Varahannes, der über sichere Kurvenlinien und seine Sicherheitstrainings spricht. Dies stößt auf allgemeines Interesse und viele melden sich vom Fleck weg für ein Training an. Das besondere an Varahannes ist, dass er nicht nur das Fahren auf abgesperrten Flächen mit glattem, griffigem Belage wie aus dem Bilderbuch trainiert, sondern auch auf öffentlichen Straßen. Als in Österreich anerkannter Verkehrsexperte hat er dazu sogar eine Genehmigung. Guter Mann! Da den Gästen aber langsam die Augen zu fallen, wird die anschließende Tombola beschleunigt. Es liegen fünf Tischmeter voller Goodies, und jeder darf sich in einer zufälligen Reihenfolge bedienen. Ich komme recht früh dran und staube einen Satz Bobbins zum Aufbocken der Versys, einen Schwamm, sowie 3 Minituben Politur ab. Außerdem eine LED-USB-Taschenlampe, die ich allerdings bei nochmaliger Überlegung bald weitergebe.

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Im Laufe des Abends berichte ich von meinem Verschalter (2 zu 1 statt 3 zu 2) und gerate dabei direkt an jemanden, der noch eine Ganganzeige zuhause liegen hat, die er los werden will. So werden Geschäfte gemacht ^^

Fortsetzung liegt bereit, wenn einer antwortet...
Zuletzt geändert von blahwas am 6. Jun 2013 22:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Theo
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Re: Mein Kärntenbericht

#2 Beitrag von Theo »

Super :jubel: , bin gespannt, wie es weitergeht. :search:
Viele Grüße!
Theo

Es ist halt alles relativ...

Meine NC700X schluckt im DurchschnittBild

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no tree-hugger
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Re: Mein Kärntenbericht

#3 Beitrag von no tree-hugger »

ANTWORT!

.....will weiterlesen!

Danke für deinen Bericht, so erinnere ich mich wieder an die eine oder andere Situation - z.B. Durchnässte Klamotten.....

Gruß
hinfallen, aufstehen --> Krone richten, weiterfahren

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ruesa
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Re: Mein Kärntenbericht

#4 Beitrag von ruesa »

hallo blahwas,

warte auf die Fortsetzung--- einfach Spitze, dein Bericht ( ich kann´s beurteilen, war dabei ).

Grüße Rüdiger

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Leon
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Re: Mein Kärntenbericht

#5 Beitrag von Leon »

bin auch gespannt auf die Folgen des :top: Berichts :]
Gruss Leon

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Es ist wenig Raum zwischen der Zeit, wo man zu jung und der, wo man zu alt ist.
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blahwas
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Re: Mein Kärntenbericht

#6 Beitrag von blahwas »

MONTAG 20.5.
Heute fahren wir auf die Nockalm! Morgens nieselt es, dann klart es auf. Über unsere Auto-Anreiseroute geht es zum Fuß der Nockalm, wo ich in die Regenkombi schlüpfe. Es ist zwar kein Regen in Sicht, es geht aber auf 2020 m Höhe, da wird's schonmal frisch. Und so war es dann auch. Trotz der Kuhgatter kommt am Anstieg eine ordentliche Portion Fahrspaß auf, denn es sind nicht nur Kehren, sondern abwechslungsreiche Radien und Weiten, außerdem natürlich eine Hammeraussicht nach der Nächsten. Oben wird gerastet, ich fahre aber direkt nochmal runter und wieder rauf, um sicher zu stellen, dass auch alle Kurven ordentlich gefahren wurden. Jippie!

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Im Gasthaus wird meine Bestellung irgendwie vergessen, und so bediene ich mich eben an meinem Lunchpaket. Zwischendurch schneit es kurz, es bleibt aber nichts liegen. Die Straßen sind fortan allerdings nass. So macht sich die Regenkombi weiterhin bezahlt. Es geht über fast noch schönere Kurven die Alm hinab, dann durch holperige und schmale Waldstrecken, schließlich auf eine Bundesstraße am See entlang, wo es zu regnen aufhört, sonnig und sogar warm wird. Dort legen wir die letzte Pause bei einem Sporthotel ein, während der es zu regnen beginnt, und zwar erkennbar dauerhaft. Hätte ich die Regenkombi mal besser während der Pause angelassen, dann wäre es wohl trocken gelieben - Muprhys Gesetz gilt offensichtlich auch in Österreich. Ich versuche noch mittels 0,5l Spezi die Abfahrt zu verzögern, es hilft aber nix, wir müssen durch den Regen. Die Besucher aus Österreich ohne Urlaub unter der Woche verabschieden sich jetzt, denn sie fahren direkt nach Hause. Wir restlichen Wochengäste kürzen die geplante Route ab und nehmen nur fast den schnellsten Weg, dafür aber schnell. Jetzt fahren wir nicht mehr in drei getrennten Gruppen, sondern in einer großen.

An der letzten Tankstelle teilt sich die Gruppe irgendwie auf, ich fahre weiter und kümmere mich in einem Waldwegabzweig erstmal um die 0,5l Spezi, die schon länger wieder auf regulärem Wege raus will. Dabei muss ich zwei hilfsbereite Versysfahrer verscheuchen, die sich um mich kümmern wollen ;) Der Hauspass beginnt langsam Spaß zu machen, trotz holperiger Abschnitte. Oben am Hotel dann ein kurzer Systemcheck: Innen alles trocken außer Fingerspitzen, Stiefel und Hose können aber trotzdem im Trockenraum übernachten, die Regenkombi ebenso.

Nach dem Abendessen werden Fotos vom letzten Treffen auf dem Beamer gezeigt, und die Teilnehmer zeigen sich gegenseitig Fotos und Videos, die sie am Tag aufgenommen haben.


DIENSTAG, 21.5.
Heute fahren wir in den Süden, denn dort ist das Wetter am besten - auch wenn es auf am Hotel auf den ersten Blick andersrum aussieht. Zunächst stößt ein neuer Gast in unsere Gruppe: Ein österreichischer Versys 650-Fahrer von schmaler Statur in Lederkombi, der durch einen völligen Mangel an Gepäck (bis auf einen Rucksack) auffällt. Der Heizerinstinkt in mir nimmt einen ernst zu nehmenden Gegner/Kollegen wahr ;) Er heißt Max. Es geht den Nassfeldpass auf der italienischen Seite hinab, dann durch bildschöne Täler und wieder einen Pass hinauf. Der erste Stopp ist an einer frisch präparierten Bergrennstrecke, wo bald ein Rennen stattfindet - davon zeugen nicht zuletzt die Kurvenankündigungstafeln aus dem Rennsport und der 1a Straßenbelag. Leider allerdings auch zahlreiche runde Schilder mit rotem Rand und irgendwelchen Zahlen darauf. Am Cafe drehen jedenfalls einige Teilnehmer um und nehmen die Strecke nochmal mit, jetzt wo man vom einwandfreien Straßenzustand überzeugt ist, nur ich bin noch nicht so richtig wach und verzichte auf den Nachschlag.

Nach der Pause geht es durch zunächst einige Serpentinen hinab, und dann spontan mitten in einer Kehre in einen unscheinbaren Waldweg, der sich fortan bei schmaler Breite einige Kilometer zwischen Felswand links und Tal mit Wald rechts hindurchschlängelt. Zahlreiche Äste, Baumschmodder, immer wieder Steine und Äste, Wasserablaufrinnen vom Berg und einmal sogar ein frisch zersägter, umgekippter Baum machen diese Straße zum Erlebnis. Im Kartenmaterial von Garmin, Google, Nokia und Navitech taucht die Straße nicht als durchgehend auf, bei TomTom dagegen schon.

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Weiter geht es durch eine ebenso schmierige, aber wesentlich breitere und bergige Waldabfahrt, bis wir schließlich durch einen feuchten, engen Tunnel an eine spektakuläre Talsperre mit grünblauem Wasser gelangen, wo wir Pause machen und erneut auf den Rest der Truppe warten. Diese erscheinen dann auch völlig überschwänglich, und selbst die weniger erfahrenen Teilnehmer haben es unbeschadet überstanden.

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Weiter geht es den Berg hinauf in die deutschsprachrige Enklave Sauris, die mit einer epischen Rastenschleiferkurve 180° links kurz vorm Ortseingang grüßt. Noch weiter oben ist die Straße zwar angeblich wegen Lawinenabgang gesperrt, tatsächlich aber befahrbar. Und zwar mit einer so bombastischen Aussicht, dass selbst die Österreicher in der Gruppe den Kopf verdrehen. Gut dass wir verglichen haben!

Der Berg hinab fahren wir auf Willis Vorschlag zunächst in einen Schotterweg hinein. Nach gut 700 Meter kommen allerdings grobe Steine dazu, und bei der nächsten Abzweigung=Wendemöglichkeit seile ich mich mit Michael (F650GS, "die Stricknadel") und RKueNV ab und wir fahren stattdessen die Variante über befestigte Straßen. Bei mir war der halblose Instrumenten-Vorbau gewaltig am Wackeln, so dass ich Angst um die Schweißnähte hatte, und auch mein Topcase war schier lauter als der Auspuff. Auch bei RKueNV entwickelten die Koffer erhebliche Geräusche. Max (V650) und Willi (KTM990Adv) befuhren die Schotterlösung erfolgreich und völlig begeistert. Top!

Die Straßenlösung war aber auch nicht schlecht, ich durfte führen und die flüssig zu fahrende Kurven durch den Wald zwischen dem zweiten und vierten Gang boten einige Gelegenheiten für Quer- und Längsdynamik. Später ging es kaum weniger kurvig durch ein Flusstal, sogar mit einigen Kehren, die mir inzwischen wesentlich besser gelingen. Morgens das Spiel im Gaszug zu reduzieren und das Standgas aufzudrehen hat gut funktioniert.

Den letzten Pass hinauf nach Österreich kündigt sich Regen an, und wir kehren ein zu Tiramisu und Heissgetränken. Dabei sehen wir wie die Gruppe von everyday draußen kurz hält, sich in Regenkleidung pellt und weiterfährt. Kurz darauf tun wir es ihnen gleich, werden aber gerade noch von hages Gruppe überholt. Das ändern wir nach einem langer Tunnel/Galerie-Kombination und tauchen durch den Regen zur ersten Tankstelle in Östtereich, nachdem zwei von uns zuvor noch in Italien teuer nachtanken mussten.

Zurück zum Hotel geht es nur über den Nassfeldpass, den wir mittlerweile besser kennen. Auch den Regen hat aufgehört. So fährt ein Dreierpulk mit mir in der Mitte gesittet und fließend den Berg hinauf. Oben beschließe ich, dass ich noch Feuer übrig habe für heute und fahre den Pass nochmal. Hinab ist es oben etwas rappelig und schon feucht, weil es dort bereits wieder regnet, aber der untere Bereich tackert mir das Grinsen noch fester ins Gesicht. Als ich wieder hinauf fahre, nehme ich eine Ölspur wahr, im trockenen ein schwarzer Strich von ca. einem Tropfen pro 10 cm, weiter oben im Nassen dagegen schon die bekannt-gefürchteten, breit verlaufenden Regenbogenflächen, die wenig bis keinen Grip bieten und sich kaum umfahren lassen, insbesondere, weil der Verursacher anscheinend Rennlinie gefahren ist. Nach dem ersten Rutscher nehme ich gewaltig Tempo raus. Nach oben am Pass wird die Spur immer breiter, und ich werde neugierig, wo sie hinführt. Ich muss dafür nicht mal Umwege fahren, denn der Verursacher ist klar zu erkennen und parkt gegenüber von unserem Hotel: Ein grüner Geländewagen.

Ich melde den Sachverhalt an der Rezeption, und dort kennt man auch den Fahrer: Ein Handwerker, der im Hotel arbeitet. Meinen Hinweis auf die Ölspur, die zahlreichen motorradfahrenden Gäste, und die Gefährlichkeit der Ölspur wird nicht wirklich zur Kenntnis genommen "Da muss i dem mal bescheid sagen...", also nehme ich die Sache selbst in die Hand und informiere die Polizei. Diese interessiert sich dafür und will eine Streife schicken. Später höre ich, dass das parkende Auto die ganze Straße vollgeölt hat und dass drei Leute darunter lagen - evtl. Fahrer + 2 Polizisten? Die Ölspur am Pass wurde jedenfalls abgestreut und Warnschilder wurden aufgestellt.

Fortsetzung folgt, sobald einer antwortet!
Zuletzt geändert von blahwas am 6. Jun 2013 23:08, insgesamt 2-mal geändert.

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KWB1266

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Re: Mein Kärntenbericht

#7 Beitrag von KWB1266 »

Liest sich prima!!!
Zweiter Teil Bitte.

LG Kirsten

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blahwas
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Re: Mein Kärntenbericht

#8 Beitrag von blahwas »

MITTWOCH, 22.5.
Heute durften wir uns selbst aussuchen, was wir machen. Dazu haben wir am Vorabend Landkarten mit Tourenvorschlägen bekommen. Spontan bilde ich eine Gruppe mit RKueNV und Handyman, und wir einigen uns auf Runde über die Windischen Höhen zur Villacher Höhenstr, dann nach Norden über die Turbacher Höhe, retour via Nockalm (Gegenrichtung zu Montag).

Die Windischen Höhen bieten eine kurvige Straße über eine kleines Gebirge mit leider sehr wenig Überholmöglichkeiten, aber vielen Schlaglöchern. Da ist schonmal Geduld gefragt. Dafür entschädigt die Villacher Höhenstraße aber vollständig, denn oben bietet sich eine Traumaussicht mit nahezu 360° in 3 Länder und Liegesitzen. Wirklich traumhaft! Auch das Wetter spielt mit.

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Auf dem Weg nach oben kann man 15 km Kurven surfen, immer mal wieder mit Kehren darin. Das Tempolimit beträgt 70 km/h, was angesichts der Bewaldung und daher oft nicht gut einsehbaren Kurven eigentlich völlig ausreicht. Auf der Strecke finden auch Reparaturarbeiten statt. An manchen Orten stehen auch Baustellenwarnschilder, nur einen Zusammenhang konnte ich nicht erkennen. Beim obligatorischen Kaffee werden wir direkt von Alpendohlen besucht, die offenbar auch Hunger haben. Die Alpen sind eben auch ein Naturraum.

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Nach ausgiebigem Fotographieren und Kurvensurfen bewegt sich die Karawane weiter nach Norden. Die Turbacher Höhen werden von uns dankend unter die Räder genommen - flüssig zu fahrende Kurven im vierten Gang, kaum Kehren, etwas holperig. Nördlich davon nehmen wir ein verzaubertes Tal Richtung Nockalm, dass einfach nur traumhaft ist: Landschaft ohne Ende, Null Komma Garkein Verkehr, perfekte Belage, swingender Straßenverlauf. Fast möchte man anhalten, sich eine Hütte bauen und für immer dortbleiben. Dazu müsste man aber anhalten, und das wäre Verschwendung kostbaren Fahrspaßes!

Schließlich geht es über die Nockalm von Nord nach Süd. Nach den ersten paar Reitn wundern wir uns über Mini-Rutscher - der helle Straßenbelag ist wohl nicht so vertrauenswürdig, wie er aussieht. Eine scheinbar herrenlose Superduke am Straßenrand ist stummer Zeuge eines glücklosen Fahrers an diesem Tag, also lassen wir es ruhig angehen. Wie zur Bestätigung rennt noch ein Murmeltier knapp vor meiner Versys über die Piste. Im gleichen Lokal wie gestern rastend stellen wir fest, dass wir ziemlich platt sind, und streichen das Maltatal aus der weiteren Planung. So geht es auf direktem Weg zurück, wieder über die Windischen Höhen.

Zurück am Hotel stelle ich aber fest, dass ich für heute doch noch nicht genug habe, und ich fahre den Nassfeldpass nochmal runter (Norden), dieses mal mit meiner improvisierten Helmkamera:

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Ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... C6gi9EXEyY[/youtube]

Der Kenner achtet auf Blickführung und Linienwahl ;)


Wenn man die Strecke schnell fährt, wird man ganz schön durchgerappelt und kann sich auch nicht immer im Sattel halten - aber die Versys bleibt cool, und die BT023 halten die Fuhre unbeirrbar auf Kurs. Hammerreifen!

Abends an der Kawasakibar wird wieder mal ein erfolgreicher Tourentag begossen. Besonders von einigen Österreichern, denn Max, "der kleine Michael" und Willi haben ihre Abreise für morgen angekündigt.


DONNERSTAG, 23.5.
Heute geht es auf zum Grossglockner mit everyday und 9 weiteren Teilnehmern. Das Wetter war mit leichten Schauern angesagt, allerdings auch mit Schneerisiko in Höhenlagen. Everyday will mich als Schlussmann, um die Gruppe zusammen zu halten. Da sage ich natürlich nicht nein! Da unser Ziel recht weit weg lag und für viele Teilnehmer schwer zu fahren sein dürfte, sind wir einen möglichst direkten Weg über Hauptstrecken gefahren. Dabei durfte ich in meiner Funktion als Schlussmann auch schonmal einen überholwütigen Autofahrer in Schach halten, denn wo der wieder hätte einscheren müssen, war klar - nämlich mitten in die Gruppe hinein, mit entsprechend Chaos, Verwirrung und Unfallpotential. Dabei waren wir nicht wirklich langsam unterwegs.

Die Zufahrt zur Großglockner Maustation hoch war schon superlecker zu fahren: Kehren und Kurven im Wechsel bei 1A Belag. An der Mautstation ging Everyday vor, um die Formalitäten für alle zu erfragen. Dabei kam jedoch raus, dass weiter oben am Berg Schneeverwehungen auf der Straße sind, und dass die Raupen gerade arbeiten. Wir sollten noch etwas warten, denn ein Motorradfahrer vom Straßenbetreiber sollte die Befahrbarkeit des Passes für uns prüfen (Notiz an mich selbst: Traumjob!).

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So machten wir erstmal Rast und quasselten etwas mit den anderen in der Gruppe und auch mit anderen Motorradfahrern, die inzwischen noch aufgelaufen sind. Dies waren vor allem Deutsche auf der Rückreise. Für sie wäre eine Sperrung sehr ärgerlich, da sie 2 Stunden Umweg bedeutet. Und die Felbertauernstraße war ja auch gesperrt.

Nach 30 Minuten Wartezeit (wir haben eh Urlaub!) kam dann die Meldung, dass heute keine Motorräder die Großglocknerstraße befahren dürfen. Das war schade, aber davon lassen wir uns den Tag nicht versauen. Als nächster Tagesordnungspunkt stand also an, irgendwo einzukehren. Dazu wählte everyday den Modus, dass wir einzeln in freier Fahrt die Höhenstraße hinabfahren; der erste hält dann an, wo es ihm gefällt, und der Rest hält dann ebenso dort. Yippie, freie Fahrt auf kurviger Bergstrecke! Also nix wie looooooooos, den Leuten hinuntergebrannt, die das schneller mitbekommen als ich, und alles überholt was nicht bei 3 freiwillig rechts rangefahren ist, u.a. alle anderen in der Gruppe. Dann ging's mit Adrenalin vollgepumpt ins Tal hinab und dort durch die Ortschaften, bis ich ein nettes Lokal gefunden habe, dass über einen großen und gut einsehbaren Parkplatz und Außenplätze verfügt.

Dort saßen wir dann schön in der Sonne und haben getafelt - Für mich gab's "Hausburger" + 0,8l Spezi.

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Ich bin mir nur nicht so sicher, ob die lange Pause dem Tourguide so gut gefallen hat... Kleine Selbsterkenntnis am Rande: Beim Essen HÖRE ich ein Sesamkorn vom Burger auf meine Hose fallen. Dabei wird mir klar, wie unfassbar wach und aufmerksam ich beim Motorradfahren werde, wenn ich es richtig betreibe - also nicht im Bummelmodus...

Wir beschließen, den angebrochenen Nachmittag zu nutzen, indem wir uns Richtung Villacher Höhenstraße bewegen. Schließlich waren dort gestern nur 3 Leute, ich war der einzige doppelte, aber das machte mir auch nichts aus - da fahre ich gerne nochmal hin. So kamen auch die anderen 8 in den Genuss der Streckenführung, der Landschaft und des Rundumausblicks.

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Ich habe die Strecke gefilmt, und everyday hat sich in einer Kurve aufgestelt und Schräglagenfotos angefertigt. Bei der zweiten Vorbeifahrt setzt mir die Raste schon deutlich vor ihm in der Kurve auf, und ich frage mich, wie man sich wohl so fühlt, wenn im Rücken erst ein Motorgeräusch und dann ein Schleifgeräusch auftaucht... dabei ruhig zu bleiben, und sich weiter aufs Fotographieren zu konzentrieren ist sicher nicht leicht.

Abends an der Kawasaki-Bar werden die heute fabrizierten Videos geguckt, und auch meines von gestern, und spontan werde ich um Kopien der Videos gebeten. Einige sind gar entsetzt, wie langsam sie auf den Videos aussehen - das macht aber nix, es kann schließlich jeder fahren, wie er mag, so lange keiner gefährdet wird. Allerdings erhalten wir heute abend auch eine sehr ungünstige Wetterprognose: Es soll nachts schneien! Und das, obwohl es heute so warm war, dass das Öl in meinem Kettenöler wieder mal so dünnflüssig wurde, dass es komplett auf die Kette (und daneben...) gelaufen ist.

Fortsetzung folgt, sobald einer antwortet!
Zuletzt geändert von blahwas am 6. Jun 2013 23:32, insgesamt 1-mal geändert.

hage
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Re: Mein Kärntenbericht

#9 Beitrag von hage »

:top:

Und jetzt bitte schnell den nächsten Teil...

:thx: :cheers:

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Re: Mein Kärntenbericht

#10 Beitrag von blahwas »

FREITAG, 24.5.
Über Nacht sind 10 cm Schnee gefallen und es schneit weiter.

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Auf dem Pass vom Hotel ins Tal hat sich ein VW Touareg festgefahren, die Insassen mussten zu Fuß zum Hotel zurück. An Motorradfahren ist also nicht zu denken. Also werden stattdessen die Wunden geleckt, die Ketten gepflegt, die Helme geputzt, die Videos geschnitten, die Berichte geschrieben... Nachdem ich meinen Kettenöler wieder befüllt habe, muss ich den Motor laufen lassen, um den Schlauch zur Düse entlüften. Das geht am besten während der Fahrt, weil dabei auch einzelne Tropfen an der Kette ankommen. Also fahre ich aus der Tiefgarage hinaus, die Hoteleinfahrt hinauf, und sehe, dass die Stichstraße geräumt ist und offensichtlich auch gesalzen. Ich fahre weiter bis zur Hauptstraße - auch diese ist, soweit erkennbar, perfekt geräumt. Also flugs zum Hotel zurück, komplett angezogen, und einmal probeweise den Pass runter und rauf fahren! Schließlich kann man doch nicht einen ganzen Tag überhaupt nicht Motorradfahren, wenn es doch ging. Das ist schließlich ein Motorradurlaub! Und so eine verschneite Landschaft hat ja auch was für sich, sowas durchfährt man nicht alle Tage....

So geht es also auf weitgehender freier Straße ins Tal hinhab. Allenfalls von überhängenden Ästen gefallener Schnee wurde auf der Fahrbahn zu Schneematsch, und in der Galerie ist eine kleine Eisplatte, aber nichts, was den Fahrspaß nachhaltig trüben könnte. Ganz im Gegensatz zu meinem Helmvisier, dass unter Null Grad nach 5 Minuten leider intensiv beschlägt. So sehe ich etwa ab der Hälfte der Abfahrt in der Mitte nix mehr und habe nur noch die Wahl zwischen einäugiger Sicht bei wenig vorbildhafter Kopfhaltung und schmerzhaftem Schneeeinschlag im Gesicht bei offenem Visier. Unten im Tal liegt kein Schnee, und das Visier wird langsam klar. Ich beschließe also noch etwas im warmen zu bleiben, tanke voll, und quassle etwas an der Tankstelle. Auf dem Rückweg den Berg hoch, in den Schnee hinein, kommt mir ein Motorradfahrer entgegen, den ich gerade noch rechtzeitig als Everyday erkenne - immerhin ist die Straße in regulärem Tempo befahrbar. Man grüßt sich eifrig, und nach ihm begegne ich noch dem Räumfahrzeug. Ob er den Schneepflug überholt hat, weiß er wohl nur selbst... :)

Zurück am Hotel komme ich ins Grübeln: Morgen will ich abreisen. Jetzt ist die Straße befahrbar. Ob sie morgen befahrbar ist, weiß ich nicht sicher. Ich will nach München. Dafür müsste ich heute Autobahn fahren, damit ich noch bei Tageslicht ankomme - den Scheinwerfern an meinem Perversys Umbau traue ich nicht so wirklich. Morgen könnte ich eine schöne Tour fahren - wenn der Pass morgen befahrbar ist. Nach einigem hin und her beschließe ich, das Treffen heute abend gemütlich ausklingen zu lassen, um morgen früh zu fahren.


SAMSTAG, 25.5.
Die gute Nachricht am Morgen: Die Straße ist geräumt! Also reisen heute viele ab, so auch ich.

Ready to reis:
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Für mich geht es heute zu einem Freund nach München - auf schnellstem Wege 340 km / 3,5 Stunden, in meinem Fall aber biege ich nach einer gemeinsamen Fahrt durch den Tauerntunnel mit Handyman links ab, halte mich westlich über Bundesstraßen und passiere der Gerlospass.

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Dann überland am Tegernsee vorbei (ist das piefig hier!), und ab Holzkirchen über die A8 am Münchener Speckgürtel vorbei zum Tagesziel: 435 km, 6,5 Stunden, geplant von Willi. Danke dafür! Ohne Gruppe hinter sich ist man doch noch etwas flexibler in der Gestaltung seines persönlichen Verkehrsflusses, ich komme prima voran. Oben am Gerlospass das gleiche Bild wie am Nassfeldpass: Alles schneebedeckt, nur die Straßen sind super befahrbar. Auf den wenigen Kilometern im Münchener Stadtverkehr plagt mich noch Behördenparanoia, denn mein Umbau ist nicht so ganz eingetragen bzw. eintragungsfähig. Aber alles geht gut, und später verbringe ich einen angenehmen Abend in München, wobei einer der örtlichen Fußballvereine auch irgendwas gewinnt.


SONNTAG, 26.5.
Für mich geht es weiter nach Nürnberg zu einer Familienfeier. Da ich früh loskomme, erwäge ich noch einige Nebenstrecken ab Ingolstadt einzubauen, allerdings macht bei meinem Navi kurz vorher der Akku schlappt. Es steckt wohl zu lose im Aktivhalter, bzw. hat sich zuviel Spiel zum Halter entwickelt auf den Schottereinlagen, begünstigt durch meinen Frontumbau, der nicht gerade stabilitätsfördernd ist. Dann halt Autobahn, die Alpen toppt eh nichts und es sind nur 170 km.


MONTAG, 27.5.
Nürnberg-Heimat, einfach nur ankommen. Morgens leichter Regen, ich wähle die B8 anstelle von A73/A3. Ab Kitzingen dann Autobahn, Autobahn und Autobahn. Autobahn ohne Ende. Öde, langweilig, anstrengend, aber dann immerhin trocken. Irgendwann halte ich alle 30 Minuten, und bei einem Stopp beschließe ich dann, das Windschild wieder richtig herum zu montieren, und in der obersten Position. Damit ist es trotz Gehörschutz immernoch laut, aber ich liege ruhiger im Fahrtwind. Nachmittags um 3 komme ich endlich zu Hause an, lade ab, packe aus, ziehe mich um, bin heilfroh, angekommen zu sein. Autobahn können andere Moppeds vielleicht doch besser.

Die Versys muss heute abend noch in die Tiefgarage, vor'm Haus kann sie nicht parken. Also wieder angezogen, jetzt aber ohne Regenkombi und ohne Gehörschutz, und los. Der direkte Weg zur Tiefgarage beträgt etwa 1 km. Hm, andererseits, ich war lange nicht auf meiner Hausstrecke, es ist trocken und sonnig, und der Hinterreifen hat gerade noch genug Profil. Ob die Hausstrecke wohl noch da ist? Rööhhhaaarr!


FAZIT
Es war ein tolles Treffen! Und das lag nicht nur am Motorradfahren, sondern vor allem auch an der Gemeinschaft. Die Organisatoren (Everyday, Wiener-Werner und hage) haben uns ein Nest gebaut, in das man sich einfach nur reinsetzen muss, und schon wird alles gut. Die Teilnehmer haben sich gegenseitig unterstützt und aufgebaut, niemand war am meckern oder mosern. Perfekt!

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Meine Versys hat insgesamt gut funktioniert, außer dass sie oben am Hotel gerne geblubbert hat, sobald die Zündung aus war - auch wenn man sie 3 Minuten nachlaufen lassen hat, bis der Lüfter aus war. Die Reifen BT023 haben sehr gut funktioniert unter allen Bedingungen und auch die Autobahnrückreise überstanden ohne eckig zu werden. Toller Reifen!

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Die Bremse hat mich kein einziges Mal geschockt. Mein Sonderumbau ist nicht reisetauglich, weil die Verkleidung wohl auch tragende Eigenschaften hat und den Vorderbau (Instrumente, Scheibe) am Schwingen hindert. Packrolle statt Koffer war für diese Reise die richtige Entscheidung. Das Pearl-Navi mit iGo-Software war wieder mal sehr nützlich und gab keinen Anlass zur Kritik. Meine neuen Daytonastiefel sind auch nicht dichter als meine alten, und meine 6 Jahre alte Jacke braucht einen Nachfolger, aber die MVS1-Hose war wirklich dicht.

Insgesamt bin ich 2275 km auf eigenen Rädern gefahren und etwa 1000 km auf RKueNVs Anhänger. Die Kosten waren 240 euro Sprit, ca. 40 Euro für diverse Mauten, 450 Euro fürs Hotel (Einzelzimmer mit Wanne und WLAN), und sonst kaum mal etwas dank Vollpension mit Lunchpaketen.

Ende :)

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je0605
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Re: Mein Kärntenbericht

#11 Beitrag von je0605 »

Toller Bericht!!! :thx: :top: :jubel:
Gruß Bonsai
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Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen 8-)

everyday
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Re: Mein Kärntenbericht

#12 Beitrag von everyday »

Moin blahwas,

:respekt:
ich steh heute früh auf, hab keinen Bock auf google News und was lese ich im Forum :jubel: den kleinen Hobbit vom Kärnten Treffen :jubel:

Dankjewell, dankjewell, dankjewel, für die tollen Zeiten die ich bisher mit Dir verbringen durfte, die in den Bergen, die in unserer Heimat und die gemeinsame im Forum, toller Bericht. :dance:

solln wir nächste Woche mal stammtischen???

,
fahr so als ob Du sie geklaut hättest

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blahwas
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Re: Mein Kärntenbericht

#13 Beitrag von blahwas »

Danke für die Blumen :)

@everyday
Montag oder Dienstag wäre bei mir gut für'n Stammi, danach kann ich erstmal 3 Wochen nicht. Scheiß Freizeitstress ;) Wenn eines davon passt, mach ruhig nen Thread unter "Treffen" auf.
Zuletzt geändert von blahwas am 7. Jun 2013 09:38, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Mein Kärntenbericht

#14 Beitrag von Theo »

Toller Bericht! :thx:


Beim Lesen kommt man sich (fast) vor als wäre man selbst dabeigewesen.


Supi! :clap: :clap: :clap:
Viele Grüße!
Theo

Es ist halt alles relativ...

Meine NC700X schluckt im DurchschnittBild

everyday
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Re: Mein Kärntenbericht

#15 Beitrag von everyday »

Samstag 25.05.13
blahwas hat geschrieben:Aber alles geht gut, und später verbringe ich einen angenehmen Abend in München, wobei einer der örtlichen Fußballvereine auch irgendwas gewinnt
:abfeiern: :abfeiern: :abfeiern:
:dergroesste: :cheers:
:abfeiern: :abfeiern: :abfeiern:
blahwas hat geschrieben:und ich frage mich, wie man sich wohl so fühlt, wenn im Rücken erst ein Motorgeräusch und dann ein Schleifgeräusch auftaucht... dabei ruhig zu bleiben, und sich weiter aufs Fotographieren zu konzentrieren ist sicher nicht leicht
war ein nettes Gefühl 8-)
blahwas hat geschrieben:Auf dem Rückweg den Berg hoch, in den Schnee hinein, kommt mir ein Motorradfahrer entgegen, den ich gerade noch rechtzeitig als Everyday erkenne - immerhin ist die Straße in regulärem Tempo befahrbar. Man grüßt sich eifrig, und nach ihm begegne ich noch dem Räumfahrzeug. Ob er den Schneepflug überholt hat, weiß er wohl nur selbst
:oops: 8-)
Zuletzt geändert von everyday am 7. Jun 2013 16:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mein Kärntenbericht

#16 Beitrag von RKueNV »

Hallo Blahwas,

was für ein toller Bericht. Vielen Dank dafür. Ich habe mich köstlich amüsiert. Wahrscheinlich explodiert jetzt die Teilnehmerzahl für das nächste Kärntentreffen. Schade, dass es noch ein Jahr dauert.
Gruß RKueNV
Gruß
RKueNV

wiener-werner

Re: Mein Kärntenbericht

#17 Beitrag von wiener-werner »

:D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D

DANKE, für deinen superschönen Reisebericht :top: :top: :top:

Zeile für Zeile habe ich genossen :]

Liebe Grüße, Werner

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max
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Re: Mein Kärntenbericht

#18 Beitrag von max »

Hi Blahwas!

Genialer Bericht :clap: :respekt:

Freue mich schon aufs nächste Jahr und weitere tolle Touren mit dir :dance: ... und besseres Wetter ist auch schon bestellt :D

LG Max

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Re: Mein Kärntenbericht

#19 Beitrag von everyday »

Max,

ich freu mich auch schon, Dich und Dirk wieder dabei zu haben. :dance:
Den Super Reise-Bericht von blahwas werde und will ich nicht toppen, alles noch mal zu schreiben ist doch für die Nichtteilnehmer langweilig, also habe ich meinen "kl. Hobbit" eingestampft.

Leider ist mein Gedächtnisspeicher auch zu 95% mit dem Drumherum gefüllt und nur mit 5% Motorradfahren, das ist früher als Teilnehmer anders gewesen, nimmt einen doch ganz schön ein so eine ORGA.
Das ich mein Lieblein seit Tagen verwöhnen will um Ihr zu zeigen, dass Ihr mir nicht wichtiger seid als sie es ist, hilft noch nicht wirklich viel, so ist Leben auch.

8-) Aber ok, ich geb nicht so schnell auf :kuscheln:
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everyday
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Re: Mein Kärntenbericht

#20 Beitrag von everyday »

everyday hat geschrieben:Max,

ich freu mich auch schon, Dich und Dirk wieder dabei zu haben. :dance:
:wall:
Sorry Max, Du warst ja der Max ohne Dirk, freue mich trotzdem Dich wieder dabei zu haben.
Ich bin im Sommer wieder für 3 Wochen in der Nähe Hermagor, evtl. sieht man sich bei Fam landliebe zur Kirchtagssuppe :o
wiener-werner und seine Gabi sind dann auch vor Ort ;)
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