Freitag der 13. am Hockenheimring

Tipps und Erfahrungen zu Fahrtechniken, Sicherheits- und Schräglagentrainings.
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blahwas
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Freitag der 13. am Hockenheimring

#1 Beitrag von blahwas »

„Ich würde sie gerne mal auf einer richtigen Rennstrecke fahren…“ denken viele. Einer sprach es aus: Mein Schwager (fährt Honda VFR 800, eher unter 2000 km im Jahr, aber dafür sehr kompetent, wohnt in Nürnberg). Einer hörte es: Meine Schwester, und ich. Zum nächsten Geburtstag bekam er von uns also ein Fahrtraining auf einer Rennstrecke. Der Veranstalter ist das MOTORRAD Action Team, und die Wahl fiel auf den Hockenheimring, weil das für uns beide gut zu erreichen ist (Alternative wäre der Sachsenring gewesen), denn ich wollte natürlich auch mit. Es nennt sich Kurvenschule und soll richtige Kurvenfahrtechniken vermitteln. Mit 360 Euro ist es kein Schnäppchen, und den Rabatt für „Helden“ (=Abonnenten der MOTORRAD) konnte man nirgends bei der Buchung anfordern, und bei der Hotline war auch immer besetzt. Naja, Hauptsache Rennstrecke! Wir buchen uns noch ein Hotel in der Nähe dazu, weil man vor und nach einem ganztägigen Fahrtraining nicht 3-4 h Autobahn oder gar noch länger Landstraße fahren will.

Laut Veranstalter ist auch Lederkleidung nötig, also habe ich meine alte Lederkombihose aus dem Schrank gekramt, die ich vor 10 Jahren zu Fahrschulzeiten getragen habe, und die passt sogar noch. Die Jacke dazu hatte ich schon vor Jahren verschenkt, aber ich habe noch eine echt alte, echte Lederjacke, mit Lederdopplung an Sturzstellen und einem sogar passenden Verbindungsreißverschluss. Also: Keine Protektoren. Also: Protektorenjacke dazu. Weil XL mit zu klein ist und XXL nicht unter die Jacke passt, kommt die Protektorenjacke halt über die Jacke. Sitzt zwar nicht perfekt und sieht komisch aus, aber nur für ein Training ´ne Lederkombijacke kaufen wäre etwas übertrieben.

Weil das Training einen Freitag von 8-17 Uhr geht nehmen wir beide Urlaub und reisen am Vorabend an. Das „Hotel Arts & Restaurant Konoba“ liegt 15 Minuten von der Strecke und ist eine Empfehlung wert, wenn man auf glattes Design und fast-schon-Sterne-Küche (aber mit ordentlichen Portionen) steht. Im Ort gibt es sonst auch Supermarkt, Bäcker, Metzger und vor allem eine Tankstelle. Im Sinne von Gewichtseinsparung tanke ich nur halb voll, entferne Topcaseträger, Navihalter und Soziusrasten samt Heckrahmenverstärkung. Laut Beschreibung des Veranstalters soll man Spiegel demontieren und alle Leuchtfunktionen des Motorrads stilllegen, insbesondere das Bremslicht, weil sich das auf einer Rennstrecke so gehört. Eine Rolle Klebeband wandert also in den Tankrucksack und schon geht’s um halb acht Uhr früh (!) Richtung Hockenheimring. Mein Navi führt uns zuverlässig nach Hockenheim in die Ortsmitte, vorbei an diversen Wegweisern Richtung Hockenheimring, und fängt dann in der Ortsmitte an, nur noch „Strom abgeschaltet, Navi schaltet in 120… 119… 118… Sekunden ab“ anzuzeigen. Ganz toll. Wir finden es dann aber doch, und werden am Einfahrthäuschen „links“ geschickt. Eine Unterführung mit auffälligem Zaun oben später sind wir auf dem Gelände der Rennstrecke. Das Wetter ist stark bewölkt und es sind Schauer angesagt.

Innen in einer Grandprix-Rennstrecke geht es für Neulinge recht verwirrend zu; es ist wenig ausgeschildert und wenig Fernsicht. Wir landen auf einem Großparkplatz für Rennautos, die auf eine Veranstaltung am Wochenende warten (Tuner-Grandprix, Drift Challange). Leckere Sachen dabei, aber wo müssen wir hin? Einfach ziellos umher fahren, dann findet man hinter einer Ecke eine Unmenge Motorräder, teilweise mit Startnummern. Sieht gut aus. Aber so viele?
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Auf dem Foto fehlt schon die Hälfte – der mittlere Bereich war auch voll
Deutlich über 100 Stück. Jetzt noch anmelden, StVZO-Zeug abbauen und technische Abnahme. Die Anmeldung läuft nicht richtig rund, aber wir erhalten Aufkleber für die Startnummer und eine Ansage, ich welche Gruppen wir sollen: Ich 8, Schwager 3. Was das bedeutet, keine Ahnung. Dann wird gruppenzusammengehörig umgeparkt und es gibt die Fahrerbesprechung: Wie verhalte ich mich auf einer Rennstrecke (nie anhalten, absteigen, wenden), was bedeuten Flaggen (gelb, rot, schwarz, kariert). Dann werden die Instruktoren sehr kurz vorgestellt (eigentlich nur Name zu Gesicht) und der Ablauf wird aufs Gröbste umrissen: Gruppen fahren immer gemeinsam, Überholverbot, rotieren des ersten Hinterherfahrers ans Ende der Gruppe auf Start/Ziel nach Anweisung des Instruktors. Wir Motorräder fahren abwechselnd mit Autos eines parallel stattfindenden Trainings von sport auto (wie MOTORRAD ein Produkt aus dem Hause Motor Presse, Stuttgart). Wann welche Gruppe fährt steht auf einem Plan, der den Teilnehmern leider nicht ausgehändigt wurde, also muss man seinen Instruktor fragen. Wir können in der Box unseren Krempel abladen und uns auf Bierbänken ausruhen.

Mein Instruktor ist Katrin, und sie fährt Daytona 675. In meiner Gruppe sind sonst Z1000, F800R, Aprilia Tuono und all sowas. Wenn ich mich so umsehe auf dem Parkplatz, dann habe ich die geringste Motorleistung. Da es mittlerweile tröpfelt, wird es aber wohl eh kein Hochgeschwinidigkeitsrennen. Nach der technischen Abnahme gefragt meint sie, die macht sie gleich, geht 1x um jedes Motorrad rum, betätigt Bremshebel und beäugt Kette und Reifen. Abgeklebt oder abgebaut wird nichts. Auch tragen diverse Teilnehmer 0815-Textil-Motorradklamotten. Das wäre ja einfach gewesen! Motorräder, die erkennbar für die Rennstrecke aufgebaut wurden, sind nur 1-2 zu sehen. An meiner Versys wird die Kettenspannung als recht gering, aber noch in Ordnung bewertet. Ich habe sehr viel Federweg und mag das so. Derweil setzt leichter Regen ein.

Katrin sagt an, dass wir in drei Minuten starten, also stürmen alle in die Box, turnen in die Lederklamotten und Regenkombis, Helme und Handschuhe und dann geht’s wieder zu den Motorrädern… die inzwischen weg sind…? Na, schönen Dank auch, denke ich mir, aufsitzen, anlassen, einfach mal grob in die Richtung fahren, in die die anderen Gruppen so fahren. In die Boxengasse nämlich. Dabei versuche ich mich krampfhaft zu erinnern, welches Motorrad vorher vor mir stand: Eine orange F800R, aber finde da mal eine, wenn du 150 Motorräder von hinten siehst, die alle an der Perlenkette aufgereiht parken. Besonders ohne Kenntnis des Kennzeichens. Aber ich schaffe es noch, und als die Motoren hier wieder abgestellt werden, spreche ich meinen Vordermann an: Ja, er wollte die Gruppe noch ausbremsen, er wurde aber nicht bemerkt. So stehen wir ein paar Minuten in der Boxengasse, und der Regen wird stärker. Die Strecke ist inzwischen vollständig nass. Als die Ampel auf Grün springt, startet die erste Gruppe, mit wenig Abstand dann die zweite und so weiter. Endlich sind wir am Zug und starten ebenfalls auf die Strecke.

So `ne GP-Strecke ist echt beeindruckend breit, vergleichbar mit einer dreispurigen Autobahn. Wir fahren vormittags die GP-Konfiguration der Strecke, die Kurzanbindung ist erst am Nachmittag dran. Schon vor der ersten Kurve gibt es einen Rückstau, da so viele Motorräder auf der Strecke sind. Wir fahren mit Tempo 30 auf die Kurve zu, mit Tempo 30 durch die Kurve, und beim Rausbeschleunigen merke ich, dass hier verflucht wenig Grip ist. Unfassbar wenig Grip sogar, weniger Grip als auf jeder mir bekannten Straße, einschließlich „Wir verarbeiten was wir hier gerade finden können“-Alpenstrecken aus dem ersten Weltkrieg jenseits der 1800 Höhenmeter. Dabei dachte ich, eine Rennstrecke zeichnet sich gerade durch einen guten Belag aus. Anscheinend gilt das nur für trockene Fahrbahnen, denn im Nassen rächt sich der Gummiauftrag durch die Rennautos. Jedenfalls nehme ich einige Mal Gas zurück, weil das Heck auskeilt. Auch beim Einlenken dauert es mal einen Augenblick länger, bis das Motorrad dem Vorderrad folgt. Nunja, weiter geht es die Gegengerade mit bis zu 100 km/h auf die nächste Spitzkehre zu, wo wieder Rückstau und Tempo 30 angesagt ist. Zur Mercedes-Tribüne gibt es einen sanften Rechtsknick, dann wieder Rückstau und Tempo 30 vor der links. Dann zweimal rechts geht es ins Motodrom, erneut mit knapp dreistelligen Geschwindigkeiten. Die Sachskurve ist verflucht rutschig, aber echt interessant gebaut mit der Radiusänderung und der Überhöhung. Eine Teilnehmerin in einer Gruppe vor uns nutzt die Gelegenheit zum Ablegen ihrer Ducati Monster, steht aber sofort wieder auf.

Dann geht es in einer langen Mehrfach-Rechts auf die Start-/Zielgerade, wo man voll durchl… nein, der Instruktor bremst auf Tempo 70 und die Gruppe dahinter rotiert 1x. Und dann beginnt das ganze wieder von vorne, einschließlich Rückstau vor jeder engen Kurve. Ich bin sehr damit beschäftigt, dem Vordermann nicht hinten rein zu fahren und versuche ansonsten, am Rest der Gruppe vorbei einen Blick auf die Linie des Instruktors zu erhaschen. In unserer Gruppe fällt mir besonders ein Z1000-Teilnehmer auf, der die Gruppe ausbremst, und sich in jeder Kurve mit 5° Schräglage neben das Motorrad hängt, als hätte er Stacheln auf der Sitzbank. Wäre das hier eine Ausfahrtgruppe bei einem Motorradtreffen, ich würde abhauen.

Nach 15 Minuten ist die Fahrzeit auf der Strecke auch schon wieder vorbei und wir folgen dem Guide ins Infield auf einen asphaltierten Platz, wo ein kleiner Rundkurs mit Hütchen markiert ist – ein unrunder Kreis, den man Linksrum umfahren soll. Zuvor gibt es noch eine Unterweisung in Blickführung und Sitzposition. Der Belag ist hier so griffig, wie man es von einer Straße erwarten würde. Hier fährt jeweils nur die halbe Gruppe, aber für 150 Meter Kurslänge sind auch vier Motorräder schon recht viel, besonders weil obiger Z1000-Fahrer wieder mit dabei ist: Weiterhin Schlange stehen, Lücke lassen und zügig zufahren klappt auch nicht, und an den drei Motorrädern vor mir vorbei und an allen Hütchen vorbei gucken kriege ich auch nicht hin. Mit Blicktechnik ist nicht viel los, weil wir uns mehrheitlich im Bereich unter 30 km/h bewegen. Das ewige Hinterherfahren macht mich müde und unkonzentriert.

Nach dem Turn beantrage ich also einen Wechsel in eine schnellere Gruppe, und da findet sich dann auch eine: Carsten ist mein neuer Instruktor, und er fährt S1000R. Ansonsten viel Multistrada und S1000XR in der Gruppe. Im ersten Turn ist es noch nasser, aber immerhin werden in dieser Gruppe deutlich dreistellige Geschwindigkeiten erreicht. Vor Kurven brauche ich nach wie vor kaum die Bremse, und in der Kurve ist weiterhin wenig Schräglage möglich, weil die Strecke es einfach nicht hergibt. Trotzdem, hier fühle ich mich besser. Erneut geht es zu einem Infield-Bereich, wo ein Slalomkurs mit zwei 180° Wendungen abgesteckt ist, erneut mit griffigem Belag. Da kommt schon eher Fahrspaß auf. Eine Teilnehmerin weiter vorne fährt konsequent immer an der falschen Seite der absichtlich auf die Seite gelegten Hütchen (immer an der Spitze vorbei fahren), ohne dass ein Instruktor sie darauf aufmerksam macht. Bei der Wende bekommt jeder das obligatorische „Guck weiter in die Kurve rein“-Zeichen, das war’s an Feedback. Dann setzen wir uns in die Mercedes-Tribüne und beobachten das Treiben auf der Strecke. Ziel der Lektion ist es, den richtigen Einlenkpunkt und die Blickführung vor der Linkskurve zu Beobachten. Eine Teilnehmerin nutzt die Gelegenheit, ihre F650GS vor Zuschauern abzulegen. Ihr Mann (R1200GS) hält an und kriegt einen Riesenanschiss dafür, weil man auf der Rennstrecke nicht anhalten darf. Dann fährt er weiter, und dann sie. Ob der Anschiss nötig gewesen wäre, weil ja niemand auf dieser Strecke gerade ein Rennen fährt, weiß ich nicht.

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#2 Beitrag von blahwas »

Im nächsten Turn in der etwas schnelleren Gruppe ist es mittlerweile so nass, dass man dauernd Gischt abbekommt und schon leicht versetzt fahren möchte. Glibberig ist die Strecke weiterhin, aber langsam meint man ja die entsprechenden Stellen zu kennen: In der Parabolika-Einfahrt und dem Linksknick sowie der Sachskurve bin ich im dritten Gang gaaanz vorsichtig und gebe erst im vierten Gang Stoff. Den ersten oder zweiten Gang nutze ich schon gar nicht mehr. Als ich endlich damit dran bin, direkt hinter dem Instruktor zu fahren, habe ich im Parabolika-Linksknick ein sehr eigenartiges Fahrverhalten beim Beschleunigen im vierten Gang: Es wird laut. Bei genauerer Betrachtung schleift die linke Fußraste, der Lenker ist am rechten Anschlag, und ich sehe die linke Leitplanke vor mir. Bevor ich kapiere was los ist, nämlich dass das Heck komplett um 90° nach rechts ausgebrochen ist, kullere ich bereits über den Asphalt. Kullern ist schlecht für die Bänder, daher treffe ich die bewusste Entscheidung, mich breit zu machen: Arme hoch und steif, Fäuste ballen. Das Kullern wird dadurch zu einem konstanten Rutschen. Es rutscht sich recht stabil so. Und unerwartet lange. Die Strecke hat wohl wirklich wenig Grip, und meine Protektorenjacke ebenfalls. Ich bleibe komplett auf dem asphaltierten Stück und kann sogar die Versys rutschen sehen: Linke Seite unten, Lenker nach rechts, rutscht sie rückwärts und ziemlich ruhig, also ohne zu hopsen. Als das Rutschen dann endlich mal vorbei ist, zähle ich kurz meine Knochen durch: Alles noch da, nichts tut besonders weh, nur der linke Ellenbogen fühlt sich ein minimal gereizt. Da habe ich wohl schon mal Glück gehabt. Auch der Rest meiner Gruppe findet einen Weg an mir und der Versys vorbei – herzlichen Dank an dieser Stelle. Ich stehe auf, gehe zur Versys. Da liegt ein Schalthebel? Das ist vermutlich meiner – ab in die Jacke damit. Und dann ist auch schon ein Streckenposten da, der mich fragt ob ich okay bin, und der mir erklären will, wo wir jetzt die Versys hinschieben. Ich gucke 2x kurz drauf und sage, ich will weiter fahren. Lenker und Vorderrad stehen in einer Linie, Bremsleitungen sind intakt, keine Flüssigkeiten zu sehen, ich sehe nur Schleifspuren am Sturzbügel und Sturzpad links – und die linke Fußraste ist ab. Er wundert sich etwas, aber lässt mich ziehen.

Die Versys springt im ersten Versuch wieder an, ich steige auf und fahre ganz sachte an… denn der fünfte Gang ist drin. Entweder war der vorher schon drin, oder sie hat sich im Ablegen noch mal selbst hoch geschaltet. Immerhin, fahren kann man so, und den linken Fuß kann ich auch auf dem Sturzbügel parken. Ich eiere also im fünften Gang um den Kurs (läuft ab 30 halbwegs ohne Kupplung, ab 50 richtig, zieht ab 60) und biege direkt in die Box ab und auf den Parkplatz. Erst mal gucken, was genau los ist.
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Als ich den Schaden begutachte, packt mich der Instruktor von hinten und schüttelt mich schimpfend durch. Kann man machen mit einem frisch Gestürzten, muss man aber nicht. Gegen die abbe Raste fällt ihm nichts ein, an Werkzeug hat vom Veranstalter keiner was Besonderes dabei. Meine Raste ist noch ganz, der Schalthebel ebenso. Die beiden Teile sind aus der Fußrastenhalterung samt Schraube abgebrochen und haben dabei noch das Schaltgestänge zerbrochen. Ausgerechnet das Schaltgestänge, in dem mein heiß geliebter Quickshifter sitzt! Vermutlich bräuchte ich eine Bohrmaschine, um die Fußraste samt Schalthebel irgendwo anders in der Rastenhalterung montieren zu können. Oder eine neue Rastenhalterung. Ich schnappe mir mein Smartphone, Google Maps hat drei Kawasaki-Händler in 30 km Umkreis. Einer hat Mittagspause (Höly), der zweite (Kawa Nicolai in Mannheim) steht meinem Problem mitfühlend gegenüber und hat eine gebrauchte Versys meines Modells stehen. Er ist einverstanden, die Teile die ich brauche von seiner abzubauen. Er bestellt dann Neuteile nach und montiert sie an seine, und ich zahle den Spaß, inkl. Arbeit. Mittagspause hat er nicht, also geht’s für mich nach Mannheim. Das klappt ziemlich gut, der fünfte Gang ist vermutlich insgesamt die beste Wahl. Glücklicherweise gibt es recht wenig Ampeln, und wie um mich zu ärgern kommt auch noch die Sonne raus.

Bei Kawa Nicolai lege ich meine abgebrochene Fußrasten-/Schalthebel-Einheit auf den Tisch, und Nicolai kommt mit dem passenden Fußrastenträger zurück. Wir überlegen noch, wie wir aus meinem abgebrochenen Quickshifter-Schaltgestänge und dem Originalgestänge ein funktionierendes Quickshifter-Schaltgestänge zaubern können (vermutlich nur mit Schweißgerät, weil er kein Werkzeug hat, um Linksgewinde zu schneiden), aber dann fällt mir auf, dass nur ein Kabel statt vormals zweien aus dem Sensor kommt. Da der Sensor nicht zu öffnen ist, bekomme ich das hier nicht repariert und brauche wohl eh einen neuen, also lassen wir das und ich montiere das originale Schaltgestänge. So bin ich auch schneller wieder zurück. Die Schraube zum Befestigen der Fußraste von innen ist übrigens verflucht schwer zu erreichen: Man muss die Kette anheben (dreckig) und 2 cm weiter hinten (kein Platz für Ratsche mit Innensechskant) ist der Schalldämpfer (heiß). Auch der Fußrastenträger ist eines der dreckigsten Teile am Motorrad, weil beide Kettentürme dicht dran vorbei laufen. Wer gerne putzt oder auf jedes Gramm achtet: Da gibt’s was zu holen. Insgesamt zahle ich 138 Euro, weil der Fußrastenträger natürlich modellspezifisch ist. Ich glaube, Nicolai hat seine Arbeitszeit nicht in Rechnung gestellt, ich frage lieber nicht nach. Aber ich empfehle ihn hiermit ausdrücklich. Unkompliziert, unbürokratisch, hilfsbereit, schnell. Jederzeit wieder.
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In den Gängen eins bis sechs geht es für mich nun also bei Sonnenschein zurück zur Rennstrecke, wo mittlerweile die allgemeine Mittagspause schon vorbei ist. Ich schnappe mir aber noch `ne Wurst und etwas Kartoffelsalat vom Buffet. Dann diene ich mich wieder der ersten Gruppe an, mit der ich heute unterwegs war, denn ich habe inzwischen einen Turn im trockenen verpasst und die anderen Teilnehmer haben mir gegenüber jetzt einen Vorsprung. Der Z1000-Fahrer ist im Trockenen hoffentlich weniger ängstlich und ansonsten wäre 2x an einem Tag stürzen ja wohl echt noch kacker. „Hinter mir stürzt niemand, weil wir nicht am Limit fahren.“, sagt Katrin. Klingt gut für mich, unter diesen Umständen.

Vormittags wurde die Strecke in GP-Konfiguration gefahren, am Nachmittag ist die Kurzanbindung dran. Die ist kürzer und etwas verwinkelter. Ich muss mich wieder hinten anstellen, aber das Tempo ist für mich ganz okay. Im Trockenen hat die Strecke nun auch so viel Grip wie man von einer asphaltierten Fläche erwarten würde. Richtig derbe Schräglagen fahre ich nicht, einerseits sind ja immer noch andere Leute vor mir, an denen ich auch ohne Hanging Off locker dran bleibe, andererseits kann ich den Belag nach ein paar Runden noch nicht so gut einschätzen, dass ich mich damit wohl fühle. Die Rasten haben jedenfalls keinen Bodenkontakt, aber ich bin trotzdem happy, endlich mal zügig über die Strecke gefahren zu sein. Davon habe ich sogar ein Video, und beim Betrachte merke ich, dass ich auf der Straße deutlich mehr Schräglage fahre.
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Im obskuren Ablaufplan des Veranstalters, wer wann fährt, sind jetzt knapp zwei Stunden Fahrpause für unsere Fahrgruppe vorgesehen. Die nutze ich, um meinen Schwager zu suchen, den ich seit morgens bei der Gruppenaufteilung nicht mehr gesehen habe – wir waren nur per SMS in Kontakt. Das klappt auch, wir können schnacken, er hatte schon zwei trockene Turns. Er ist dann vor mir wieder mit fahren dran, und der Himmel zieht sich sehr bedenklich zu. Und tatsächlich, noch bevor er die erste Kurve erreicht, geht ein echter Wolkenbruch runter, der alle Fußgänger in die Box treibt. Brrr. Allgemeiner Wetterfrust macht sich breit.
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Die Teilnehmer verzichten auf weitere Turns. Die Instruktoren wären raus gefahren, wenn ein Kunde es gewollt hätte – es wollte aber keiner. Mich eingeschlossen. Nicht nur, weil man da nass werden könnte (meine Regenkombi war bisher dicht), sondern weil die Strecke eben so wenig Grip hat, dass kein Fahrspaß aufkommt. Man verbringt die Zeit also mit Schnacken: Ich quassle etwas mit den Leuten aus meiner Gruppe, die meinen Sturz beobachtet haben. Danke fürs Ausweichen! Und ja, ich habe nix, außer einem blauen Fleck am linken Arm. Das Tempo war wohl zwischen 50 und 80. Und beim Belag hier reichen auch die sagenhaften 64 PS der Versys im vierten oder fünften Gang für einen nicht mehr aufgefangenen Powerslide, Pilot Road 4 hin oder her.

Dann gibt’s als Zeitvertreib noch den Bus von Racepixx, dem Foto-Service an der Strecke, wo man direkt die Bilder sichten und kaufen kann. Hier meine online. Ich quatsche ein Bisschen mit anderen Teilnehmern und stelle die Frage in den Raum, warum man so ein Hinterherfahren-Training überhaupt auf der Rennstrecke macht, bzw. ob man das Rennstrecken-Brimborium nicht weglassen kann, wenn man drauf nicht fährt wie auf einer Rennstrecke. Die Antwort ist, dass es „hier im Süden“ keine geeigneten Flächen gibt. In NRW gibt es ja das Fahrsicherheitszentrum Grevenbroich für solche Trainings.

An der Versys sind weitere Sturzschäden am linken Lenkerende, hier ist der Alu-Ausleger des Lenkerendenspiegels etwa zur Hälfte weggerubbelt, so dass der Spiegel jetzt etwas vibriert. Die zugehörige Innensechskantschraube hat ebenfalls etwa ein Viertel ihres Kopfes eingebüßt, so dass es eine interessante Aufgabe wird, sie zu lösen. Ähnliches gilt für das Sturzpad an der Hinterachse. Der Sturzbügel hat ebenfalls seinen Dienst getan, es ist aber noch genug Material für weitere Stürze dieser Art übrig. Auch der Gopro-Halter am Sturzbügel ist verdreht und angeschrubbt, funktioniert aber noch. Im Regen hatte ich keine Kamera montiert. An der linken Verkleidung sind minimale Spuren und an der Griffschale. Rechts ist nichts, an den Protektoren der Vorderachse ist nichts und am Heck ist nichts. Alle Blinker sind noch dran. Da bin ich sehr günstig weggekommen.

Fazit
Ich fand das Training insgesamt nicht so gut. Einerseits etwas chaotischer Ablauf (wann fahre ich wieder?), aber vor allem sehr voll (wenig Fahrzeit). Man bekommt wenig Feedback. Die Instruktoren sehen höchstens in den Spiegeln irgendwas von ihren Teilnehmern, und wie gut die Spiegel bei Sportmotorrädern sind, besonders wenn man Regenkombi trägt oder gar im Nassen fährt, das weiß jeder selbst. Und ich bin enttäuscht, dass man nicht frei auf der Strecken fahren durfte – von früh bis spät Überholverbot. Andere Teilnehmer raten da zum Track Day, also freiem Fahren, wo es allerdings durchaus auch zu Knochenbrüchen kommt.

Dass das Wetter schlecht war und dass ich mich auf die Nase gepackt habe, dafür kann der Veranstalter nichts. Auf einer Strecke mit normalem (oder gar modernem) Belag macht Regen aber nicht den großen Unterschied. Dass es wirklich keine geeigneten Strecken geben soll kann ich kaum glauben, und sei es ein Großparkplatz.

Nichtsdestotrotz war es spannend, mal auf einer Rennstrecke zu fahren und sie auch von innen zu sehen. Insgesamt ist es aber ein ziemlich teures Unterfangen, besonders am Fahrspaß gemessen. Da hatte ich am nächsten Tag auf der Abreise mehr davon. Bei gutem Wetter und ohne Sturz hätte das aber schon wieder anders aussehen können… Mein Schwager hatte keinen Sturz und drei trockene Turns, außerdem nichts bezahlt, also hat's ihm logischerweise besser gefallen - aber auch er hat die geringe Fahrzeit und das "Entenfahren" bemängelt. Er kam auch im trockenen ohne Bremse um den Kurs.

Und ich frage mich, ob ich nicht auch auf der Straße besser Lederkleidung tragen sollte. Denn wie die Klamotte den Sturz überstanden hat (2x2 cm raue Stelle am linken Schienbein) ist beeindruckend. Dagegen bekommen Textilklamotten schon im ausdauernden Alltagsbetrieb Löcher (vom knien auf dem Boden, oder von heißen Teilen)...

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Joda
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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#3 Beitrag von Joda »

Super Bericht, vielen Dank! Gut das Dir nicht mehr passiert ist!!!
Der frühe Vogel kann mich mal...der späte Wurm lebt länger

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#4 Beitrag von franova »

Toller Bericht :top:
Schade das das Wetter nicht mitgespielt hat :dizzy:
Mir war nicht bewusst, das die Strecke im Nassen so rutschig ist :shocked: Ist doch Scheiße wenn die Teilnehmer sich dann ablegen weil die "Rennstrecke" zu wenig Grip hat :sorry:
Der Ausflug hat sich m.E. nicht gelohnt :headshake: Schade für Dich und deinen Schwager

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#5 Beitrag von Oberlausi »

Hi Johannes, toller Bericht.
Ich habe vor mehreren Jahren auch schon mal an so einem Training teilgenommen. Allerdings lief es bei uns deutlich entspannter, da nur kleine Gruppen fuhren.Das wiederum ist begründet weil es auch nur ne kleine Rennstrecke war.
Genau gesagt Spreewaldring!
Da hat man auch was gelernt, bei solchen großen events steht m.m.eher das ein zu nehmende Geld für die betreiber im vordergrund.
Diese jahr geht es für mich im rahmen meiner beruflichen pflicht fortbildung auf den Sachsenring, wird mit 800€ zwar ein teurer spaß, aber was solls.
Gruß oberlausi.
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#6 Beitrag von Whelp »

Meld dich doch für den Minitwin-Cup an :razz:

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#7 Beitrag von mw416 »

hi, Ringfahren mit der Versys ist so eine Sache, habe ich zweimal am Pannoniarng gemacht. Dort merkt man halt schon schnell warum es Supersportmaschinen gibt, vor allem darum hab ich mir eine solche gekauft, und hatte damit bei meinem 3. Ringtag einen relativ schweren Sturz bereits im ersten Turn ( 2 Finger gebrochen, Motorrad Totalschaden).
Der Zugang war so in etwa das krasse Gegenteil wie bei euch: ein Ringtag kostet 100 Euro es wird in 2 Gruppen gefahren, Notarzt, Ambulanz ausreichend Streckenposten etc. sind ( wie ich leider bestätigen kann) vorhanden, Instruktoren aber nicht. D.h. man wählt die Gruppe ( als Erstling natürlich die langsame) und fährt einfach. Erklärungen gibts nur von einem Kumpel der mit war. Bei mir war der Asphalt trocken und da der Pan Ring speziell für Motorräder gebaut ist ( viele Kurven und auf der kurzen Geraden schaffen sogar Superbikes nur 250) befindet man sich auch ständig in Schräglage. Bei der V heisst das dass man schon das erste mal mit den Rasten aufsetzt bevor man den Motor warmgefahren hat. Mit den Aufsetzenden Rasten und der Fehlenden Möglichkeit das Hang Offs zu vermeinden hab ich dann auch immer mehr gekämpft als mit dem Fahrwerk, auf die Idee das Heck höher zu stellen bin ich leider nicht gekommen. Die Leistung ist auch so eine Sache, natürlich kann man sagen dass man ja kein Rennen fährt und es einem egal sein kann ob man auf der Geraden überholt wird, aber wenn man Leute in der Kurve überholt und dann auf der Geraden zurücküberholt wird und das in einem Turn in jeder Runde mehrmals passiert nervt das schon gewaltig weil man einfach nicht dazu kommt seine Linie zu finden.
Fast spontan habe ich mich dann entschlossen eine 92er ZXR 750 J zu kaufen, der Wunsch einmal eine Supersport am Ring fahren zu können ohne dass ich dann irgendwem viel Geld schulde wenn ich stürze, die Tatsache dass ich das Bike immer schon wunderschön gefunden habe, und dann die Möglichkeit eine für 1200 Euro zu bekommen haben den Ausschlag gegeben. Ich habe sie auch gleich mit Bridgestone S20 ausgestattet, und bin noch extra Runden auf der Hausstecke gefahren um mich daran zu gewöhnen. Am Ring dann war mir auf einmal klar wofür diese Bikes gebaut wurden: Die Sitzposition, die auf der Straße nervt passt plötzlich perfekt, und die Bockigkeit in engen Radien weicht einer totalen Geschmeidigkeit in den schnelleren, weiteren Kurven am Ring. Ich war defintiv im Flow also im Adrenalinrausch wie ich ihn beim Straßenfahren ewig nicht mehr erlebt hatte, und ich hatte wohl zuviel Vertrauen in den Gripp der Stecke und der Reifen, so dass ich beim Verfolgen meines erfahreneren Kumpels auf der 1050er Tiger ( mit Tourenreifen drum hab ich mir nicht viel gedacht ) in großer Schräglage weggerutscht bin. Die Konsequenz war ein Highsider der mich meine schöne ZXR gekostet hat, 4 Wochen Krankenstand weil beide Hände im Gips waren und ein komisches Gefühl. Einerseits will ich schon wieder Ring fahren weil man Motorradfahren so pur sonst nicht erleben kann und ich so einen Sturz ( 100kmh plus) auf der Straße leicht mit dem Leben bezahlt hätte, andererseits hab ich gesehen wie Naiv ich die Sache angegangen bin. Ich würde das nächste mal auf jeden Fall mit Instruktor fahren. Die genaue Ursache des Sturzes kenne ich auch nicht, abgesehen von "zu schnell". Mit der Versys werde ich jedenfalls nicht mehr am Ring fahren.

everyday
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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#8 Beitrag von everyday »

Hallo Johannes,
erst mal Glückwunsch an Dich und Deinen Schutzengel.
Ich sitze im Biergarten, habe nur ein Smartphonefisplay und die Sonne scheint.
Deshalb habe icherstmal nur den Teil gelesen wo Du das Bike abgelegt hast.
Du hast das gut beschrieben, erinnert mich an meine Rutscher.
Leder, es geht echt nix über Leder.
Doch, schwarzes Leder :D
fahr so als ob Du sie geklaut hättest

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George
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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#9 Beitrag von George »

Vorab mal Hochachtung wie Du den Sturz so schön beschrieben hast. Liest sich wie aus einem professionellen Buch.
Das Training zu lesen uns selbst zu erleben ist natürlich ein Unterschied. Aber für dass was dort geboten wurde und was dies gekostet hat, ist es eine Freschheit. Ok, der Ring ist nicht billig, aber so viele Teilnehmer in dieser Weise geht gar nicht. Wenn ich hier soviel Geld bezahlt hätte, hätte ich mich grün und blau geändert.
Wie kann ein Trainer mit dieser Fahranordnung auf die Teilnehmer eingehen ?

Da bringt es ja mehr auf einer normalen Tour mit zwei oder mehreren guten erfahreren Fahrer eine Tagestour zu machen und sich sagen lassen was man alles falsch macht. Einen Ring zu mieten und nicht zu nutzen, wenn man nicht überholen kann, ist ein nogo.
Vielen Dank für den Bericht. Da weiss ich zumindestens jetzt, dass ich dies nicht machen muss. War schon am überlegen, da der Hockenheimring ja bei mir fast um die Ecke ist.

Viele Grüße George
"When the going gets tough, the tough gets going"

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#10 Beitrag von blahwas »

Anscheinend gab es früher die Möglichkeit, gegen Ende der Veranstaltung doch mal zu überholen: Bericht aus anderem Board von 2013
Etwa zur Halbzeit des Nachmittags kamen wir zum "Höhepunkt" der Veranstaltung. Wer wollte, konnte den nächsten Turn im "eingeschränktem" freiem Fahren drehen. Bese schärfte uns nochmal eindringlich ein, welche Regeln dafür gelten: kein Überholen in den Kurven, nur auf den Geraden (eigentlich gibt es nur eine davon, die Gegengerade), berechenbar Fahren, nicht in den Rückspiegel schauen, nicht ausweichen um Platz zu machen, statt sich am Vordermann festzubeissen und trotzdem nicht vorbeikommen lieber einmal kurz durch die Boxengasse und dann mit freier Bahn weiter fahren).
Daran hätte ich Spaß gehabt! Wobei, 70 Moppeds auf der Strecke, alle mehr Leistung als ich und nur überholen auf der Geraden... :think:

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Don Martin
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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#11 Beitrag von Don Martin »

blahwas hat geschrieben:Daran hätte ich Spaß gehabt! Wobei, 70 Moppeds auf der Strecke, alle mehr Leistung als ich und nur überholen auf der Geraden... :think:
Naja, jede Gerade endet ja schließlich auch mit einer Bremszone ... :pfeif:

Mensch, Johannes! Da wird ja selbst der nüchternste Realist abergläubisch: So ein Griff ins Klo – und das am Freitag, den 13. :kuscheln:
Wobei Dein Sturz zwar bedauerlich ist, bei so einer Veranstaltung aber wohl leider mit einkalkuliert werden muss. Gottseidank ist der Schaden nicht noch größer ausgefallen.
Auch der Regen war natürlich ein Mordspech. Wenn's läuft, läufts ... :x

Richtig unerfreulich ist aber, was Du ansonsten über den gesamten Ablauf des Training schreibst. Disziplin und Sicherheit in allen Ehren, doch deratig spaßbefreit muss es auch nicht sein.
Wenn ich es richtig verstanden hab, sind die Instruktoren ihrer eigentlichen Aufgabe nur rudimentär nachgekommen? Und das für doch reichlich Geld? Ich glaube, ich wäre gewaltig angenagt an Deiner Stelle.


Dass der Hockenheimring bei Nässe dermaßen glatt ist, wußte ich nicht. :shocked: Es gibt aber auch Strecken, da kannst Du im Regen fast genauso fahren wie bei Trockenheit. Den Grip merkt man allerdings auch im Falle eines Abfluges – der raue Asphalt arbeitet das Leder dann großflächig auf. :aua:

Schade, ich hätte Dir mehr Spaß gewünscht. :cheers: Aber Dein Bericht war außerordentlich informativ. Und die On-Board-Fotos machen trotz allem Pech Lust auf Rennstrecke. :sabber:

Viele Grüße
Oliver
Zuletzt geändert von Don Martin am 19. Mai 2016 16:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#12 Beitrag von tobias82 »

Gut geschriebener Bericht! Wie gewohnt :thx:

Schade, dass alles so bescheiden abgelaufen ist. Ich hätte mich schwarz geärgert - so viel Geld & Sturz & trotzdem alles scheixx.

Hattest Du Dich vorher etwas nach Bewertungen für diesen Anbieter umgeschaut?

Ich überlege momentan ja auch, ob ich mit meiner Nuda mal an einem Rennstreckentraining mit Instruktor teilnehmen soll. Ich hab da auch richtig Lust drauf. Aber es gibt einige Punkte, die mich zögern lassen:
  • Ich hab keine Lust auf schlechtes Wetter. Ich kenne aber keinen Anbieter, bei dem man sein Geld wieder zurück bekommt, wenn es Hunde und Katzen regnet.
  • Die Nuda soll ganz bleiben. Und das Risiko (für mich insbesondere :D ), bei so einem Training zu stürzen ist relativ hoch. Ersatzteile sind teilweise schon schwer zu bekommen. Durch den seitlich angebrachten Auspuff kann man bei der Wahl der falschen Sturzseite ganz schön Asche hinlegen, um wieder alles zu richten.
  • Ich hab gegenüber der Nuda ein richtig schlechtes Gewissen, wenn ich sie einen kompletten Tag an der Leistungsgrenze fahre. Da tut mir der Motor echt leid.
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mit mir selbst spreche. Und dann lachen wir beide.

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#13 Beitrag von catfish »

Mensch Johannes,da haste an ´nem Freitag den 13. dennoch ordentlich Glück im Unglück gehabt,denn Dir ist nicht viel passiert,und das ist die Hauptsache :top:

aber für dermaßen viel Kohle hätte ich auch mehr vom Veranstalter erwartet,ehrlich :think:

Ich hatte mal mit der Versys ein 2-Tages Sicherheitstraining auf dem Sachsenring,da war zum Abschluss des Tages immer noch 20min freies Fahren auf dem Ring...das war schon was.
Hatte damals allerdings mit ADAC-Rabatt ca 280 € gezahlt.
Erster Tag war Einsteigertraining und der zweite Perfektionstraining,kann ich nur empfehlen :clap:
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1989-1992 ETZ 250 6000km
1992-1994 Suzuki DR 750 BIG 13500km
1994-1996 Yamaha XTZ 750 Super Tenere 29000km
1996-1999 Triumph Tiger 855 53000km
1999- 2016 Triumph Speed Triple 955i 110800km,verkauft an MaT5ol
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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#14 Beitrag von blahwas »

@catfish
Das wäre ja mal ein deutlich besseres Preis/Leistungsverhältnis gewesen :think:

@tobias82
Nein, habe nicht nach Bewertungen geschaut. Als zu Beginn gefragt wurde "Wer war alles schon mal da?" und als dann nur 1-2 Leute (von 120-150?) den Arm gehoben haben, hatte ich erste Sorgen.

Alles vernünftige Gründe, warum du die Nuda nicht über die Strecke schicken willst. Außer das mit der Leistungsgrenze, das tust du nämlich bei schneller Autobahnfahrt noch viel stärker. Bei 'nem Japaner mache ich mir da auch keine Sorgen, im Bergland fahre ich auch an der Leistungsgrenze... zumindest bergauf ;)

@Don Martin
Rennstrecke ist doch gerade zum gefahrlosen Stürzen da ;) Außer man wird überrollt :shocked:

Ja, die On-Board-Fotos bringen Fahrspaß rüber! Ist übrigens die Instruktorin vor mir.


Hier mal noch Sturzspuren an der Schutzkleidung:

Bild
(die feinen Löcher sind für ein optionale Knieschleifer)

Bild

Job erfüllt, werde ich weiterverwenden.
Und die Regenkombi hat ein großes Loch am linken Knie, irgendwie logisch.
Zuletzt geändert von blahwas am 19. Mai 2016 21:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Freitag der 13. am Hockenheimring

#15 Beitrag von klausinator »

Hallo

OOOOHH JO.

Danke für deinen abermals tollen Bericht auch wenn er nicht sonderlich
Positiv war für dich.
Ein Glück das du dich nicht verletzt hast und noch weiter fahren konntest nach der Reperatur.
Ich wollte vllt über diese
Firma auch irgendwann mal n Training machen
und zwar auf der Nordschleife. Muss ich mir wohl noch mal überlegen.

Ich fand auch deine Schilderungen über die rutschige Strecke beim Regen
sehr ungewöhnlich manchmal wünsche ich mir auch Regen bei meinen
Fahrtrainings aber andererseits hätte ich dar dann doch kein Bock drauf.

Und eins noch ein Rennstreckentraining steht bei mir auch relativ weit oben
auf der Motorrad To-do-Liste.
Obwohl ich gar nicht so der schnell fahrende bin m. M. .
Ex Versys 35.600 in 4 Jahren
Ex F700GS 37.000 in 2.5 Jahren

Enduro Weisheit
Erst wenn es keinen Spaß mehr macht, wird es richtig lustig. xD

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