Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

Tipps und Erfahrungen zu Fahrtechniken, Sicherheits- und Schräglagentrainings.
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Michael_1969
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#21 Beitrag von Michael_1969 »

George hat geschrieben: Ich frage mich nur wieso BMW und Honda und auch noch andere hierzu sehr aufwendige Integral oder Teilintegral Bremssysteme kontruieren um sehr effektiv mit Vorder- und Hinterradbremse zu bremsen. Und erzielen hiermit sehr gute Bremswege.
Das frage ich mich nun nicht... liegt doch auf der Hand, dass man die paar wenigen Prozent Bremswirkung an der Hinterhand noch mitnehmen sollte, wenn man sich nicht drauf zu konzentrieren braucht. Für Otto Normalfahrer mit Standardbremse ergibt es weniger Sinn, da er hinten gar nicht in jeder Situation bis an die Haftgrenze gehen kann - dazu fehlt ihm die Übung. Also lieber drauf verzichten und sich auf Wichtigeres konzentrieren. So zumindest erkläre ich es mir.

Wer im Training schonmal mit 100 Sachen per Vollbremsung über eine nasse Metallplatte geschlittert ist, dürfte sich auch nie mehr ein Bike ohne ABS zulegen. Auch hier gibt es ja noch immer einige die behaupten, ohne ABS wäre der Bremsweg kürzer. Das dürfte im Alltag wohl überwiegend eine reine Theorie bleiben. Die Klassikerfreaks ohne ABS hatten hier mindestens doppelt so lange Bremswege, weil ihnen das Risiko viel zu groß war, voll reinzulangen.
Michael
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mklein
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#22 Beitrag von mklein »

Hallo zusammen,

will dann auch mal dazu sagen oder schreiben.
Bin Fahrlehrer und hab im Juni an einem Training für Sicherheitstrainer (SHT) teilgenommen.

Weiter unten zitier ich mal das Script.
In der Ausbildung lerne ich zunächst nur mit Vorderradbremse. Wenn ich dann Langsam-Fahren bzw. langsamer Slalom übe, fang ich an mit Fußbremse zu trainiern. Nutzung der Fußbremse verhindert "Einnicken" des Vorderrades bzw. dessen blockiern.
Selber nutze ich die Fußbremse zB beim "weichen" Anbremsen vor Kreisverkehren.

Zitat aus SHT-Ausbildungs-Script:

Bremsen mit ABS
Die Fahrer von ABS-Motorrädern sollen im Notfall die Bremsen schnell und voll betätigen, damit das ABS sofort im Regelbereich arbeitet. Wenn sie diesen (einfachen) Bewegungsablauf beherrschen, sollen sie versuchen, beim Bremsen kurz vor dem Regelbereıch zu bleiben, so als ob sie kein ABS hätten, wie die anderen Teilnehmer auch. So können Sie ihr ABS als Trainingsgerät nutzen, das zuverlässig und gefahrlos zurückmeldet, wann die Blockiergrenze erreicht ist. Außerdem ist der Bremsweg am kürzesten, wenn sich das Rad kurz vor dem Blockieren befindet.
Mit einem Motorrad mit „Schräglagen-ABS“ kann man die neueste Generation der Bremssysteme im SHT thematisieren. Nach unserer Erfahrung, kann man Motorrädern auch in Schräglage voll bremsen. Ein Blockieren und damit seitliches Wegrutschen wird zuverlässig verhindert. Allerdings verlängert sich der Bremsweg. Dies sollte zumindest im Training besprochen werden (wenn man z. B. ein solches Motorrad nicht zur Verfügung hat).

Teilnehmer mit ABS-Motorrädern müssen unbedingt darüber aufgeklärt werden, dass das ABS-System kein Allheilmittel ist. So kann das ABS z.B. u.U. durch eine zu niedrige Batteriekapazität ausfallen bzw. auf ein „Notprogramm“ umschalten. Deshalb ist vor Allem bei Maschinen mit Bremskraftverstärker darauf zu achten, dass bei mehreren direkt aufeinanderfolgenden Bremsungen die ABS-Kontrollleuchte immer wieder vor jeder Gefahrenbremsung zu beobachten ist. Signalisiert diese eine Fehlfunktion, darf entweder nicht mehr gebremst werden oder muss so vorsichtig gebremst werden, dass die Räder nicht blockieren. Außerdem muss unbedingt über das Uberschlagen diskutiert werden.
ABS-Motorräder haben nicht automatisch einen Uberschlagschutz.
Und zum Erkennen des Abhebens muss unbedingt mit der Hinterradbremse gebremst werden.

ABS-Motorräder haben nicht automatisch einen Uberschlagschutz.
Und zum Erkennen des Abhebens muss unbedingt mit der Hinterradbremse gebremst werden.


Soweit das Zitat...

Wir haben beim SHT Gefahrenbremsungen aus ca 150 -170 km/h gemacht, aus ca 70 km/h bei Regen. Unterschiede mit oder ohne Hinterrad-Bremse waren deutlich zu erkennen! Mit Hinterradbremse Bremsweg kürzer.
Es waren gerade bei nasser Strasse auch Unterschiede bei den Motorrädern zu sehen: Yahmaha MT07 (09 , weiß ich nicht mehr genau) zu BMW GS 1200 (ganz neu); BMW regelte viel feiner, Yamaha viel grober. Bosch macht dazu nach Aussage der Ausbilder-Instruktoren keine weiteren Angaben. Die Hersteller hätten da gewisse Freiheiten!

Gruß
mklein

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Lucky66m
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#23 Beitrag von Lucky66m »

Danke mklein. Kannst Du evtl. noch etwas zum Überschlagen raten?
Soweit ich das gelern habe soll die Überschlagwarscheinlichkeit zunehmen, wenn man erst leicht und dann zunehmend stärker die Vorderradbremse betätigt...also gegen Ende zuzieht.
Noch gravierender wäre dies, wenn mit sozius/sozia bzw. viel Gepäck auf diese Art bremst.

Hierzu würde ich gerne Deine Meinung lesen :clap:

@Michael: meine Bessere Hälfte hatte erst kürzlich bei Frank ein Training. Er scheint nen guten Job zu machen meinte sie....und Sie hat sicherlich schon mehr als 15 Trainings in den letzten 5 Jahren durch.
Bei Jedem Instruktor nimt man irgendetwas mit (sollte jedenfalls so sein)....manchmal wiedersprechen sich auch die Instruktoren aufgrund gegensätzlich gemachter Erfahrungen..das kommt vor.
Zuletzt geändert von Lucky66m am 4. Sep 2016 15:25, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Stefan/Lucky66m

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Michael_1969
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#24 Beitrag von Michael_1969 »

Während mehrerer Vollbremsungen nur mit der Vorderradbremse und im ABS-Regelbereich über die nasse Metallplatte passierte es mir genau einmal, dass das Hinterrad ordentlich hoch kam. Die übrigen Male nicht. Woran liegt das?

Den Stoppie habe ich nun zum 1. Mal erlebt und daher war es sicherlich lehrreich für mich, dieses Gefühl nun zu kennen. Zum Glück reagierte ich ausreichend und habe die Handbremse schnell genug geöffnet.

Habe ich hier womöglich etwas falsch gemacht und hätte ich das Hochkommen des Hecks irgendwie verhindern können?
Michael
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Lucky66m
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#25 Beitrag von Lucky66m »

@Michael:Das Hinterrad kann nur steigen, wenn Du vorne beim Bremsen Gripp auf dem Vorderrad hast....wenn Du keinen Gripp hast, is das ABS gefragt.
Demnach hattest Du bei dieser Bremsung wohl ordentlich Grip auf dem Vorderrad, sodass sich das ABS nicht bemüht gefühlt hat einzugreifen. ;) wenns doch eingegriffen hat, hattest Du mit ABS soviel Grip, daß sie hinten so leicht wurde.
Zuletzt geändert von Lucky66m am 4. Sep 2016 16:01, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß Stefan/Lucky66m

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Lille
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#26 Beitrag von Lille »

Ich bremse bei einer Vollbremsung immer vorne UND hinten. :]

Hinten: Volle Pulle rein, ABS regelt den Rest, Wirkung ist nur minimal - aber manchmal kann nur 1m weniger Bremsweg schon ausreichen. ;)

Vorne: Nicht reingrabschen, sondern Druck aufbauen - bei der Versys dank Schluffi-Bremse leider nicht so einfach. :face:

Eigentlich gilt: Tom-aaaaaaa-te :top: Feeling, wie wenn man eine Tomate mit bloßer Hand zerdrücken will. Nicht zugrabschen, sondern Druck aufbauen - und dann zudrücken. :] So gelernt im Training.


In engen Kurven stabilisiere ich gerne hinten mit der Bremse. Dann kann man am Gas bleiben, wird aber trotzdem nicht zu schnell. :]


Bremsen, wenn's (ggf auch nur gefühlt) zu flott in die Kurve gefahren bin, vorne und hinten. Mit Aufstellmoment habe ich da keine Probleme. :schongut:


Ansonsten bremse ich gerne hinten. Alles im langsamen Tempe bremse ich hinten. Anhalten an Ampel oder Kreuzung, auf unserem Hof, im Kreisverkehr, Campingplatz... alles mit Fußbremse. :D
Zuletzt geändert von Lille am 4. Sep 2016 18:33, insgesamt 1-mal geändert.

Oberlausi
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#27 Beitrag von Oberlausi »

Komisch bei unserem Sicherheitstraining ham se gesagt immer beide Bremsen.Bezugnehmend darauf sogar nen tick eher die hintere Bremse als die vordere!Grund hierfür.Es soll schon mehrere Fälle mit Yamaha Motorrädern MT07/MT09 gegeben haben die sich Überschlagen haben,oder zumindest das Heck derweit hochkam das ein Überschlag drohte.
Wie gesagt das haben unsere Instruktoren u einige Teilnehmer bestätigt.
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#28 Beitrag von je0605 »

kawacs hat geschrieben:
je0605 hat geschrieben:
kawacs hat geschrieben:Vollbremsungen macht man in der Regel nicht ohne zwingenden Grund. Es sei denn auf dem Übungsplatz und das kann man grundsätzlich jedem nur empfehlen.

Die Hauptbremswirkung geht auf die Vorderradbremse, damit reduziert sich die Belastung auf das Hinterrad automatisch und somit ist die Bremswirkung hinten deutlich niedriger.

Wer in Kurven voll bremsen muss, der muss sich zunächst fragen ob er die richtige Einfahrgeschwindigkeit gewählt hat, soll es ja geben. :keule:
Oder ein entgegenkommendes Fahrzeug oder plötzlich auftretendes Hindernis zwingt dazu.
In Schräglage ist -trotz Aufstelleffekt- auch die Vorderradbremse die bessere Wahl. Zu starke Hinterradbremse in der Kurve und das Rad rutscht unweigerlich weg.
Warum nicht in Kurven Bremsen. Bist du noch nie irgendwo fremd gewesen und dann festgestellt, die Kurve zieht sich mehr zu, als du denkste.......was machst du, Leitplanke, Baum, oder dezent Bremsen!?

Kommst mal zu mir, da gibt es so eine Kurve im Wald, fährst du locker mit 100 durch, und dann macht sie zu.....
Jürgen, da steht "Wer in Kurven voll bremsen muss" und das sollte wirklich nur im Notfall nötig werden, egal ob im heimischen oder fremden Revier.
Navi und Gefahrenschilder -sofern sie da stehen wo sie stehen sollten- sind gerade im fremden Revier sehr hilfreich.
Stimmt... :cheers:
Gruß Bonsai
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Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen 8-)

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Silver Surfer
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#29 Beitrag von Silver Surfer »

Bin, im Ggsatz zu blahwas der Meinung, unsere Versen (mind. bis zur Generation 3) haben keine Überschlagserkennung. Ich bremse mit Beiden.

Die Stoppiegefahr resultiert bei unseren alten 650er Kisten aus dem sehr kurzen Radstand mit relativ langen, weichen Federwegen samt grippigen Reifen/Strasse (eine kleine V-Strom dürfte stabiler liegen). Die matschige Frontbremse macht die Dosierung auch nicht einfacher, denn:

Man verschenkt wertvollen Bremsweg, wenn man nicht, wie Lille richtig erinnert, in 1sec Druck aufbaut, sondern den Frontbremshebel durchreisst (siehe "obere Hälfte des Motorrads" vor >30 Jahren. Diente Prof. Spiegel zum Testen der Gripverhältnisse, daher mit sofortigem Lösen!). Dazu negativ: die stark einsinkende (ggf. auf Block gehende) Gabel kann nicht mehr evtl. Strassenunebenheiten ausgleichen und führt zu weiter verkürztem Radstand auch wegen der Gabelverbiegung.
Das ABS muss dann hier leider schon regeln: bevor nicht die dynamische Radlastveränderung den Frontpneu mit > 90% Gewicht beaufschlagt, kann der Reifen vorne nicht optimal Bremskraft übertragen. Dazu zählt auch, dass man sich mit den an den Tank gepressten Knien - und nicht mit durchgedrückten Armen am Lenker - abstützen soll. Wirkt der Schwerpunktverlagerung ein bisschen entgegen.

Zusätzlich liesse Oberlausis Bemerkung, zuerst mit der Hinterradbremse die Federung hinten reinzuziehen und damit den Schwerpunkt ansatzweise runter zu nehmen, diese Gefahr sinken.


Mal ehrlich:
ich kann das nur in der Theorie so entspannt herlabern. Wenn ich mal Vollbremsungen aus +70 übe, ist das alles KEINE Schreckbremsung, bei der mir die Elektronik einen sofortigen Sturz ersparen soll.
Daher immer volle Lotte;
das macht auf den letzten Metern den Unterschied aus, ob man steht, oder mit noch 25-50 km/h einschlägt. Siehe "Motorrad" Bremswegtests: je nach Reifen erschreckend hohe Restgeschwindigkeiten werden erst auf den letzten 5-15 m abgebaut!
Eine K 1600 LT mit 350 kg steht eher als eine S 1000 RR mit 200kg (sic!): sehr langer Radstand, damit viel Gewicht hinten und dank Hossackgabel Bremsnickausgleich ohne die o.a. Gabelverbiegung, egalisieren die riesigen Scheiben + schärferen Beläge und auf der Strasse pappenden Sportpellen beim beinahe ständig kopfstehenden Sportler.

Leider spart nicht nur Honda die voreingestellte Bremskraftverteilung "CBS" öfter ein. Eine automatische dynamische! Bremskraftverteilung ist eine weit teurere Sicherheitseinrichtung an wenigen Moppeds. Leider nicht in Preisklassen der Versys oder KV, wie Traktionskontrolle, Kurven-ABS, oder -licht nicht für alles Geld der Welt zu haben. Airbag?
Mö­gest Du im­mer das Dop­pel­te des­sen be­kom­men, was Du mir wünschst. Bild

Hoinzi

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#30 Beitrag von Hoinzi »

Wie schon gesagt spart Honda bei immer mehr Maschinen das CBS ein. Die NC 700 hatte es noch, die 750er hat es nicht mehr.

Das eine BMW R1200GS ein feiner regelndes ABS als eine Yamse MT-09 oder gar 07 hat, verwundert nicht, die BMW kostet ja schnell auch mal das Doppelte.

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blahwas
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#31 Beitrag von blahwas »

Anti-Dive hat sich auch nicht durchgesetzt...

Bluewolf
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#32 Beitrag von Bluewolf »

Wir hatten eine Unfall auf der Tour in Irland. Der mit der BMW GS 1200 kam am rutschenden Moped gut vorbeigebremst, der Fahrer einer alten Versys 1000 hatte die Bremsen voll gezogen (eigene Aussage) und schaffte es nicht. Die BMW fuhr nach Hause, die Versys als Teilespender mit dem ADAC.

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#33 Beitrag von gery_35 »

Ich glaub mal wo gelesen zuhaben das durch bremsen am hinterrad, und etwas gas geben, das hinterrad mehr auf den boden gedrückt wird. Und dadurch bessere haftung.
Wenn ich rechts drehe, wird die landschaft schneller

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Lille
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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#34 Beitrag von Lille »

Das wichtigste generell ist es, überhaupt richtig zu bremsen.

Viele - vor allem langjährige Fahrer, die noch ohne ABS gelernt haben - sind zögerlich bei Vollbremsungen. Man hat noch immer im Hinterkopf "Wenn's blockiert, haue ich mich auf die Fresse" - also wird lieber nicht/zu wenig/zu schwach gebremst. :eek:

Wobei ja ABS nicht zwingend heißt, daß eine Vollbremsung zwingend das ABS zum Regeln bringen MUSS. Der Könner holt mehr raus, indem er bis knapp an den Regelbereich ran bremst, das ABS aber eben noch nicht einsetzt.

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#35 Beitrag von pidderlyng »

Manche Themen kommen immer wieder auf. :coffee:

Mag sein, dass man bei einem grob regelnden ABS als erfahrener Fahrer vielleicht ohne Hinterradbremse etwas bessere Ergebnisse erziehlen kann, vermute aber eher eine persönliche Präferenz des Lehrers als physikalisches Fachwissen. Auf der Rennstrecke könnte ich mir sogar vorstellen, dass sich durch die Verschiebung des Bremsvorgangs bis in die Kurve ein Zeitvorteil ergeben kann.

Aber Normalfahrer im Straßenverkehr sollten vor dem Einlenken bereits alles gebremst und geschaltet haben. Und das potentielle nicht einsehbare Hinderniss hinter der Kurve darf dabei auch gerne mit in die Geschwindigkeitsberechnung einbezogen werden.

Ansonsten gibt es eine schöne Broschüre in der das Thema Bremsen sehr schön abgehandelt wird:
Motorrad fahren gut und sicher
All of life’s problems can be solved with two things—duct tape and WD40:
If it moves and it shouldn’t, you need duct tape. And if it doesn’t move and it should, you need WD40.

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#36 Beitrag von mklein »

Hallo,

noch einige Anmerkungen meinerseits:

-vor allem in der Ausbildung reden wir (Fahlehrer / Instruktoren) nicht mehr von Vollbremsung sondern nur noch von Gefahrbremsung. Da gerade bei Fahrzeugen ohne ABS das "voll"-Bremsen fatale Folgen haben. Erst Bremsdruck aufbauen, dann voll, dann wieder Bremsruck raus - sehr allgemein beschrieben
-da auch ABS seine Grenzen hat, Bremsen wie ohne ABS - ist ja vorher schon beschrieben - damit Reserven vorhanden sind
-wie auch zuvor beschrieben: Bremsen und alles weitere ist im optimalen Falle bei der Beginn der Kurve fertig - ist natürlich nicht immer möglich - wie zuvor schon geschrieben: Reserven schaffen
-probiert mal nur Bremsen (Gefahrbremsung) mit Hinterradbremse aus, mit ca 30 km/h. Ihr werdet sehen, dass Wirkung da ist - hat ja auch keiner das Gegenteil behauptet.
-beim Lehrgang im Juni war auch eine BMW 1600 Gt dabei. Kann die Beobachtung nur bestätigen: "erstaunlich" wie dieses große "Schiff" bremst (positive gemeint) :)
-Heft des ifz find ich auch gut; verteil ich an meine Fahrschüler
-sicherlich gibt´s bei den Instruktoren große Unterschiede; sowohl menschlich wie aber auch fachlich

-zum Bremsen selber: Gefahrbremsung im Realverkehr oder auf gesperrter Fläche sind meiner Meinung nach 2 Welten. Meiner Meinung gilt aber: Übung macht den Meister, daher immer wieder Trockentraining. Da ein gleichzeitiges bewußtes Bedienen von Hand- und Fußbremse nicht geht, Fußbremse immer voll rein! Muß geübt werden! Ich fang beim SHT immer mit kleinen Geschwindigkeiten ( 30 km/h), und in der Regel nicht als 70 km/h. Bremsübungen mit beiden Bremsen getrennt und zusammen. In einem Aufbautraining geht natürlich mehr....

-wir haben Bremsen im Soziusbetrieb gemacht. Sollte jedes Fahrer / Fahrerin der mit Sozius unbedingt üben. Aber auch hier haben die elektronischen / hydraulichen Helferlein ihre Grenzen: beim letzten Lehrgang zB: KTM 1200 im Fahr-Modus, besetzt mit 2 Personen, Bremsung aus 70 km/h, Hinterrad hebt erstaunlich hoch ab! ABS sollte da mehr regeln...

Soweit einige Anmerkungen

Gruß ins Forum
mklein

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#37 Beitrag von tobias82 »

@ gery_35: Hinten bremsen und gleichzeitig Gas geben, hebt sich auf. Das (hintere) Rad wird dadurch garantiert kein bißchen mehr auf den Boden gedrückt. Wirklich!

Zum Bremsen mit ABS in Kurve...
In Italien hat es mich da mal mit meiner Versys schön auf die Fresse gelegt. Und das obwohl ich nicht fest gebremst habe. ABS hat in keinster Weise geregelt und ich war noch nicht weit in die Kurve eingefahren und hatte damit auch noch nicht viel Schräglage. Die Straße war an dieser Stelle allerdings so glatt, dass ich an meiner Textilkombi keinerlei Abrieb feststellen konnte.
Vielleicht hätte ein Schräglagen-ABS geholfen - ich weiß es nicht.

Ich überlege auch viel, was bei mir zum Sturz mit meiner Nuda geführt hat. Aber die hat kein ABS und es war wohl eine Schreckbremsung (hinten und vorne gleichzeitig gebremst), die mich auf's Maul fliegen hat lassen. Wenn man erschrickt, greift kein Sicherheitstraining. Zumal dann nicht, wenn die Bremsen -wie an der Nuda- extrem bissig sind und kein ABS verbaut ist.
Zuletzt geändert von tobias82 am 6. Sep 2016 11:33, insgesamt 1-mal geändert.
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mit mir selbst spreche. Und dann lachen wir beide.

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#38 Beitrag von mklein »

@tobias: die Versys hat kein Kurven-ABS. Das "normale" ABS "verrechnet" sich in der Kurve, da das ABS davon ausgeht, dass der Reifen senkrecht steht, was er ja nicht tut! Wenn dann die Straße so "glatt", nutzt das ABS nur bedingt was - daher zuvor meine Aussage: trotz ABS, bremsen wie ohne - schafft Reserven...

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#39 Beitrag von tobias82 »

Ich weiß natürlich, dass die Versys kein Schräglagen-ABS hat.
Aber wie arbeitet denn normal ein ABS-System? Es prüft über den Kranz / Hall-Sensor, ob sich das Rad dreht oder nicht. Wenn es sich dreht -> alles gut, der Fahrer darf ungehindert weiter Bremsen.
Wenn es sich nicht dreht -> nicht gut, die Bremse wird gelöst.

Deshalb verstehe ich nicht ganz, was ein normales ABS von einem Schräglagen-ABS unterscheidet. Ich werde das mal googlen...

Außerdem sollte das ABS doch genau auch für solche Fälle da sein: wenn der Straßenbelag glatt ist. Nichts anderes ist ja bei Regen der Fall.
Und ich hatte auch extra sanft gebremst. War aber wohl doch schon zu viel für den Straßenbelag.
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mit mir selbst spreche. Und dann lachen wir beide.

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Re: Zum Bremsen KEINE Hinterradbremse verwenden?

#40 Beitrag von Hoinzi »

Bei so glattem Straßenbelag hätte wohl auch ein Kurven-ABS nichts genutzt bzw. geändert. Bestensfalls wäre wohl Bremswirkung 0 herausgekommen. Ob das im Ergebnis besser gewesen wäre als der Sturz kannst nur Du beurteilen.

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