Wann fährt man "gut"?

Tipps und Erfahrungen zu Fahrtechniken, Sicherheits- und Schräglagentrainings.
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swebbo
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Wann fährt man "gut"?

#1 Beitrag von swebbo »

Mal ne Frage in die Runde: Wann fährt man eurer Meinung nach "gut"?
Habe mir während meiner letzten Ausfahrten Gedanken darüber gemacht, da ich hinter / vor anderen Motorradfahrern die selbe Strecke gefahren bin. Diese war teilweise recht anspruchsvoll -> kleine Straßen, viel nasses Laub auf der Fahrbahn, kleine Brücken mit Eispotenzial (war am Berg), viele enge und schlecht einsehbare Kurven..etc.

Da ich die Fahrtechnik anderer Motorradfahrer gerne beobachte - vl nimmt man ja etwas hilfreiches mit - ist mir aufgefallen, dass sehr viele Leute keine sauberen Kurven fahren..selbst wenn Kurven nicht einsehbar sind...ich seh da immer schon alle auf Crashkurs mit dem nächsten LKW hinter der Kurve. :shocked:
Andererseits ist es erstaunlich wie gut, flott und zielsicher manche Biker ihre Maschinen bewegen können.
Manchmal komme ich mir vor als würde ich "gut" fahren, an anderen Tagen komme ich mir vor wie ein kompletter Anfänger, wenn mir jemand mit perfekter Linie problemlos davon fährt :D

Ich bilde mir auch ein, dass die "besten Fahrer" mit großvolumigen Reiseenduros / Tourern unterwegs sind. Kann aber auch an meiner Streckenwahl liegen..
Wobei es eine große Lücke gibt - die meisten GS Fahrer (um das Klischee in den Raum zu werfen) wirken nicht besonders sicher auf ihren Maschinen..ganz zu schweigen vom Kurvenstil usw...
Allerdings habe ich eben auch festgestellt, dass gerade manche Leute die mit 1290 KTM und 1200GS unterwegs sind zum Teil hervorragend fahren.

Bei Naked Bikes beobachte ich selten gute Fahrer...und am "schlechtesten" kommen mir die SSP Treiber vor..da geht es zwar auf der Geraden ab, aber die Kurven sind fast immer ein Graus..

Möglicherweise liegt es daran, dass erfahrene und routinierte Fahrer ab einem gewissen Alter gerne zu ner großvolumigen Reiseenduro greifen und junge, unerfahrene Biker oft zu SSPs und Naked Bikes?

Die oben genannten Aussagen basieren übrigens rein auf meiner subjektiven Beobachtung und sollen nicht als negative Kritik der div. Zielgruppen verstanden werden :)

Für mich ist ein guter Fahrer eben jener der sein Bike der Situation angemessen flott aber vor allem sicher und mit schöner Linie bewegen kann (ala Varahannes).
Und ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich das nicht so hinbekomme, wie ich es mir vornehme...man strebt ja danach "besser" zu werden :)

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FR61
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Re: Wann fährt man "gut"?

#2 Beitrag von FR61 »

Na ja denke es liegt am vertrauen der Maschine und besonders an den Reifen.Versusschauend fahren ist kein Fehler.Viele fahren zu früh in den Kurven hinein.Möglichst lange draußen bleiben.Um so besser kann man Kurven einsehen.Immer weit nach vorne scheuen und den Kopf gerade bzw entgegengesetzt halten.Der Rest macht dein Po.
Halt dich an den Geschwindigkeitsbegrenzungen.Die stehen an den gefährlichen Stellen nicht umsonst da.Was andere Biker dort machen,mach dir keinen Kopf.Ein Sicherheitstraining ist hilfreich und macht auch noch Spass.
Gruß Frank
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Re: Wann fährt man "gut"?

#3 Beitrag von Kawafahrer1100 »

Hallo swebbo,
meiner Meinung nach bringt der letzte Absatz deines Post‘s es auf den Punkt.
Ich persönlich ärgere mich auch immer über die Geradeausschnellfahrer die dann jede Kurve schneiden und damit andere in Gefahr bringen. Das ist übrigens unabhängig vom gefahrenen Motorradtyp.
Ich will damit nicht sagen, dass ich jede Kurve optimal durchfahre aber ich bemühe mich zumindest keine Gefahr für andere zu sein.
Immer schön gummierte Seite nach unten

juschka
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Re: Wann fährt man "gut"?

#4 Beitrag von juschka »

So ähnlich wie swebbo geht es mir auch.
Ich sehe häufig Kradler die schneller sind, mich überholen und dann seltsame Kurven fahren, wo ich mir nur denke " OhGott". Auch und gerade in den Alpen mit den grossvolumigen Strassenenduros ( BMW GS etc) oder den Starassenflitzern.
Meine Theorie ist, dass vor allem im Urlaub auch Leute unterwegs sind, die mit ihren Maschinen nicht wirklich geübt sind. Entweder weil sie das ganze Jahr wenig fahren und dann aber kommt der grosse Wochenurlaub. Oder bei den grossen wie GS, weil sie umsteigen - im Alltag was kleineres + leichteres fahren, und dann für den Urlaub umsteigen auf die " grosse" und dann fehlt die Übung.
Hier in München und Alpenvorland sieht man fast keine grossen Maschinen fahren, fast alles kleineres. Selbst am Mopedtreff in Peissenberg sieht man selten mal ne GS. Aber in den Alpen an jedem Pass. Die dürfen 1x Jahr aus der Garage...
Die die richtig gut fahren auch mit den grossen Maschinen fahren sie entweder das ganze Jahr und / oder haben den Schein schon ewig.
Man bedenke auch den grossen Anteil an Spätberufenen, die mit 50+ den Schein machen und dann auch was grosses fahren wollen und es sich auch leisten können, auch da fehlt Übung. Selten dass so jemand mit ner 125er fährt.
Und ich glaube viel hat was mit Übung zu tun.
Und viele mit Strassenflitzern wissen halt dass sie immer Bumms ohne Ende haben, dadurch wird aufgerissen, aber häufig der Bremspunkt verpasst, wobei Bremsen sowieso verpönt zu sein scheint (?).
Mir ist das egal, ich fahre immer meinen Stiefel. Wenn jemand meint er muss mich überholen, dann soll er es tun. Ich achte nur auf mich, meine Strasse und freue mich über jede schöne Linie.
Vg Juschka

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blahwas
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Re: Wann fährt man "gut"?

#5 Beitrag von blahwas »

Gut fährt, wer sicher und stressfrei ankommt. Geschwindigkeit hat damit nichts zu tun. Nagut, oberhalb einer gewissen Geschwindigkeit wird das mit dem sicher schwierig, und das liegt nicht an der Fahrzeugbeherrschung, sondern an den Mitmenschen, die halt nicht mit einem rechnen bzw einen nicht kommen sehen können.

Tornanti
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Re: Wann fährt man "gut"?

#6 Beitrag von Tornanti »

Mich hat in der Schule immer der Spruch genervt: "Wer noch nicht auf die Fresse gefallen ist, der kann nicht Motorrad fahren."
Ich bin sicher nicht der perfekte Motorradfahrer, habe aber 40Jahre/200.000km Fahrpraxis unfallfrei überstanden. Vorausschauendes Fahren ist wichtig. Schauen, was die anderen Verkehrsteilnehmer so treiben. Häufig erahnt man schon deren kommende Fahrfehler. Ich vermeide nach Möglichkeit, bei Dunkelheit und Regen zu fahren. An unübersichtlichen Stellen wird nicht überholt.
Es hiflt auch, als Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer und Motorradfahrer unterwegs zu sein, um die verschiedenen Perspektiven und Herausforderungen zu kennen.
Sich halbwegs an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Schulterblick beim Überholen. Dem Wetter entsprechende, auffällige Kleidung tragen. Beschlagfreies Visier nutzen. Nicht zu dicht auf den Vordermann auffahren. In 180-Kehren Blickführung immer vorrauschauend, also den Hals weit rumdrehen (>90°)
Und keine das Risiko erhöhenden Anbauten haben, wie z.B. Rückspiegel unterhalb des Lenkers.
In diesem Sinne wünsche ich allen eine unfallfreie Fahrt.
Bisherige Zweiräder seit 1982: Simson S50, Simson S51, MZ ES 250, MZ ETZ 250, Yamaha XJ900S 1998-2018 (112.000km), Kawasaki Versys 1000 (Bj. 2018), Gesamtkilometer jenseits der 200.000.

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Michael_1969
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Re: Wann fährt man "gut"?

#7 Beitrag von Michael_1969 »

Erinnert mich an ein Erlebnis kürzlich auf Sardinien, wo ich zwei hinter mir fahrenden Mopeds mit meiner vollbeladenen XT wohl nicht schnell genug unterwegs war.

Der erste überholte mich flott aber sicher, und zog vor mir weiterhin eine saubere Linie.

Der zweite fühlte sich wohl dazu genötigt es ihm gleichzutun, überholte mich arg gefährlich, rutschte dabei auf dem Flickenasphalt weg - ich sah ihn schon abfliegen - doch er schaffte es gerade noch so, seine schlingernde Maschine wieder einzufangen. Das hätte ins Auge gehen können, ein klarer Fall von Selbstüberschätzung.

Ein "guter" Motorradfahrer sollte für mich erstmal unsinnige Risiken einschätzen können und zu vermeiden wissen. Viele sind mir deutlich zu risikobereit unterwegs. Imponiergehabe auf dem Motorrad gehört für mich auf die Rennstrecke.

Der saubere Strich ist auch bei mir irgendwie tagesformabhängig. Mal klappt's super, mal bin ich einfach zu unkonzentriert. Hier sollte man nichts erzwingen und entsprechend der eigenen Verfassung fahren, auch wenn's Mitfahrenden womöglich nicht rasant genug voran geht. Dann sollen sie halt überholen - das eigene Ego darf hier keinen Einfluss auf meine Risikobereitschaft nehmen.
Michael
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Tornanti
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Re: Wann fährt man "gut"?

#8 Beitrag von Tornanti »

Die grundsätzlich guten Elektroniken wie z.B. (Kurven-) ABS, Traktionskontrolle, Wheely-Controlle, Abstandsradar usw. lassen manche vergessen, dass diese Hilfsmittel auch nur in den Grenzen der Physik arbeiten können.
Im Vertrauen auf die Technik wird häufig viel zu optimistisch gefahren. Null Sicherheitsreserven rächen sich dann irgendwann.
Ich habe Motorradfahren zu einer Zeit gelernt, wo es das alles noch nicht gab. Deshalb fahre ich aus der Perspektive vieler junger Biker vermutlich zu vorsichtig. Die Traktionskontrolle hat bei mir in 35.000km auf Asphalt noch nie angesprochen. Nur auf Kies und Sand.
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Kawamane
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Re: Wann fährt man "gut"?

#9 Beitrag von Kawamane »

Ich hab mich nur 1x mit 17 und meiner Zündapp auf die Nase gelegt.Ölspur in einer Kurve gegen die Sonne (1982),Klassiker.Aber bin ich deswegen ein guter Fahrer ? Genauso wie ich auf Andere achte,so weiß ich ,das auch andere auf mich geachtet haben.Nobody is perfect.Ich versuche das erlernte und die Regeln zu beachten.Auch mal halten,obwohl man im Recht ist.Das hilft bestimmt viel.Ebenso viel Fahrerfahrung ! Rücksichtnahme und voraus schauen ist für uns überlebenswichtig.Ich kenne aber auch Fahrer,die mit ihren Kilomaschinen sichtlich überfordert sind und sich das partout nicht eingestehen wollen. (:think: könnte man sonst ausgelacht werden mit Halbliter oder weniger als erwachsener Mann ? ) Eigentlich fährt man schon gut,wenn man in den Jahren kein Unfall erlebt hat...würde ich sagen.Ich fahre jedenfalls nur das,was ich benötige. 1000cc oder 3L Turbo brauche ich nicht.
Gruß Martin
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awv99
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Re: Wann fährt man "gut"?

#10 Beitrag von awv99 »

Ich denke der Begriff
"Gut fahren" ist sehr unterschiedlich
zu interpretieren.

Ich persönlich würde ihn hauptsächlich daran festmachen, dass der Fahrer sich
in Relation
der gefahrenen Kilometer und
der gefahrenen Zeit
möglichst wenig auf die Klappe gelegt hat
oder in einen Unfall verwickelt wurde.


Schön, schnell u. flüssig fahren
bedingt absolute Streckenkenntnis.
Dazu kommt ein gutes Equipment ( Fahrwerk , Bremse) u. eine Motorleistung die man sehr gut auf die Strasse bringt.

Auszuprobieren z.B. bei Touristenfahrten auf der Nordschleife wenn es sehr leer u. absolut trocken ist.

frieda
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Re: Wann fährt man "gut"?

#11 Beitrag von frieda »

Wenn jemand flott fährt ohne für sich und andere ein überdurchschnittliches Risiko darzustellen.

Unabhänig von Faktoren wie Art des Fahrzeugs oder Reifen, die sollte man realistisch einschätzen

können und die Fahrweise entsprechend anpassen. ;)

Dinge wie Lenkimpuls und ähnliches sollte heute jeder standardmäßig beherrschen der PS-Starke Mopeds bewegt.

Risiken sind, Kurven schneiden statt in der Mitte seines Fahrstreifens zu bleiben, häufiges dichtes Auffahren,

auf den Geraden hoher Vollgas Anteil, deshalb oft viel zu schnell,

und häufig hartes Bremsen um in der Gruppe geringe Kurvengeschwindigkeit zu kompensieren,

unkonzentierte bzw. den Umständen zu wenig Respekt zollende Fahrweise.

Nach vielen Jahren als "Reiseleiter" hat man ein geübtes Auge für diese Einschätzung.

Es lässt einem vorn keine Ruhe wenn jemand in der Gruppe über seine Verhältnisse fährt.

Auch wenn derjenige das nicht zugeben will, senke ich das Tempo dann ab.

Der Kontakt mit "schlechten" Mopedfahrern, ob in der Gruppe, im Gegenverkehr oder wie auch immer hat was schicksalhaftes.

Wer nicht aus Spaß am Fahren fährt, sondern um Respekt oder Anerkennung zu erhaschen, und DESHALB mit entsprechendem

Fahrzeug unterwegs ist, ist oft auch kein "guter" Fahrer, meine langjährige Erfahrung.

"Gut" heißt für mich in erster Linie nicht schnell,......SONDERN SICHER !!!!

Wie sachte Klacks (Ernst Leverkus, "Das Motorrad" Redakteur, Nordschleifentester)

" JEDER UNFALL IST EINE SCHANDE " :oops:

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blahwas
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Re: Wann fährt man "gut"?

#12 Beitrag von blahwas »

Schön, schnell und flüssig fahren kann ich auch ohne Streckenkenntnis... bilde ich mir zumindest ein.

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tomtailor
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Re: Wann fährt man "gut"?

#13 Beitrag von tomtailor »

"Gut fahren" kommt IMHO mit sehr vielen zurückgelegten Kilometer, ein paar Fahrsicherheitstrainig und Selbsttraining von selbst, sag ich mal.
Dein Eindruck das dies vorwiegend Reisenendurofahrer sind liegt wahrscheinlich daran das die eben meist viele Kilometer zurücklegen.
Kenne aber auch Chopperfahrer, Naked usw. die ordentlich flott und sicher unterwegs sind.
Flott heisst für mich nicht rasen sondern gleichmäßig zügig und mit Übersicht unterwegs sein.
"In der Kurve erkennst du den Geübten/Erfahrenen"

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SiRoBo
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Re: Wann fährt man "gut"?

#14 Beitrag von SiRoBo »

Alle, die schneller sind als man selbst, rasen auf mehr oder weniger direktem Weg in den Tod. Alle langsameren sind Eisdielen-Biker, bei denen der Führerschein vom Lasern noch nachglüht. Ist doch klar. :pfeif:

Was heißt schon "gut fahren"? Der Marquez ist jetzt bestimmt kein schlechter Fahrer, legt sich aber hinsichtlich der Fahrdistanz alle Nase lang auf seine selbige. Die komplett Motorrad-unaffine Frau eines überzeugten Familien-Motorradfahrers fährt quasi gar nicht und solange passiert auch nie was.

Mir persönlich geht es ähnlich wie blahwas: Ich behaupte ohne Streckenkenntnis (meist) flüssig, schnell, technisch schön und sicher unterwegs zu sein. Ab und zu weicht aber trotzdem die Wunschlinie oder das Wunschfahrverhalten ab. Solange ich mich dabei selbstkritisch beobachte und versuche meine Fahrweise zu optimieren, bezeichne ich mich als guten Fahrer. Und dabei spielt "schneller Sein" keine große Rolle, außer natürlich, um störende Fahrzeuge vor einem effektiv durch Überholen idealerweise Risiko-arm zu entfernen.

Erst letztens habe ich meine Landstraßen-Geradeausgeschwindigkeit auf Tacho ca. 90 gedrosselt und dabei ganz witzige (aber nicht immer positive) Erfahrungen gemacht. Seitdem fahre ich dann doch eher 100..110. Vor ein paar Jahren habe ich angefangen jede Strecke zu fahren wie zum ersten Mal, auch die "Hausstrecken". Seitdem höre ich öfter von Hinterherfahrern, dass ich doch eine Drohne voraus fliegen lasse zum um-die-Kurve-Schauen. Bis es soweit war, hat der Bernt-Spiegel-Fehlerzähler aber auch oft geklickt. Und solange der läuft, glaube ich auf einem guten Weg zu sein (mittlerweile demontiert, aber ich drück auf meine RAM Mount Kugel oder das Navi).

Wenn man sich philosophisch angehauchte Gedanken zum Thema machen will, kann man auch sagen: "Wer schnell sein will, darf es nicht eilig haben". Auf die Technik muss man sich konzentrieren, egal ob man gleich sicher bei höherem Tempo oder sicherer bei gleichem Tempo fahren möchte. Aber in die Falle ist vermutlich jeder hier schon mal getappt und tut es ab und an trotz anderen Vorsätzen. Die Frage ist dann allerdings: Lernt man daraus? ;-)

Ich versuche mein bestes, bin aber mit Sicherheit nicht perfekt. Beim Fahren sehe ich das allerdings als Herausforderung und jede sauber gefahrene Kurve zaubert mir ein Grinsen unter den Helm, genauso wenn ich bei einem unerwarteten Hindernis einfach so ausweichen oder anhalten kann. :D

Wer übrigens glaubt, dass Naked Bike Fahrer Kurven-Nasenbohrersind, der sollte sich mal auf einem Speed Triple Treffen einen Eindruck verschaffen. :clap: Und die "Biker" an der Eisdiele sind keine Referenz. :-)
Rock 'n' roll, ladies! :dance:

Simon

Knattersaki Versys ("No-Brainer"), Stimmgabel und ne Speedy

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Re: Wann fährt man "gut"?

#15 Beitrag von awv99 »

SiRoBo hat geschrieben: 4. Nov 2022 11:51 Alle, die schneller sind als man selbst, rasen auf mehr oder weniger direktem Weg in den Tod. Alle langsameren sind Eisdielen-Biker, bei denen der Führerschein vom Lasern noch nachglüht. Ist doch klar. :pfeif:
Imho sehr schön ausgedrückt :top:

Ich denke so ( oder so ähnlich ) kann die Selbsteinschätzung entstehen
und
damit manifestieren sich dann auch sehr leicht Vorurteile.
(* gegen die wir sicher alle nicht gefeit sind )


-----
@blahwas
..ich hab mich wahrscheinlich falsch ausgedrückt.

Ich meinte damit , ...
dass man auf einer bekannten kurvigen u. anspruchsvollen Strecke ,
wenn man mag ,
daran feilen kann möglichst
schön, zügig u. sauber eine optimale Linie zu finden um
damit gut , sicher u. schnell im Rahmen der eigenen Möglichkeiten von Mensch u. Material zu fahren.

Die Nordschleife ist imho dafür ein gutes Beispiel, da hier imho gilt :
"Kenner vor Könner"

Bin bis vor gut 10 Jahren öfters mal dort gefahren
und habe damals gelernt dass man ganz sicher 20 bis 30 Runden braucht um die Strecke grob in den Kopf zu kriegen.

Danach feilt man immer noch an falschen Linien, falschen Bremspunkten u. falsch getroffenen Einlenkpunkten u. Geschwindigkeiten.

Anfangs wird man ständig ( von fast allem was dort unterwegs ist )
überholt ....
So nach 10 bis 20 Runden legt sich das etwas, man beginnt selber mal zu überholen, wird immer sicherer u. zügiger u. arbeitet ( bewusst u. unbewusst ) daran sich zu verbessern.

Irgendwann hat man einen Grad der Streckenkenntnis erlangt ,
der dazu führt, dass man sich sicher, zügig u.
(relativ im Rahmen der begrenzten eigenen fahrerischen Möglichkeiten)
schnell dort bewegen kann.

Überholt wird man natürlich auch dann noch ständig. ... was aber meist nicht am Material liegt, sondern daran, dass man nicht wirklich gut genug fährt.
Wobei das Bedürfnis nach Sicherheit u. Grenzerfahrung individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt ist u. das dann irgendwann wenig mit dem Fahren auf öffentl. Landstrasse zu tun hat.

Hier sind naturgemäß ganz andere Dinge extrem wichtig .
(* Gegenverkehr, plötzliche Hindernisse u.
der eigene 6. Sinn für gefährliche Situationen wie z..B. Linksabbieger , unübersichtl. Situationen, etc)

Gut fahren ist also imho absolut relativ .

Tornanti
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Re: Wann fährt man "gut"?

#16 Beitrag von Tornanti »

Vielleicht kann man es so zusammenfassen:
"Gut fährt, wer sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer objektiv nicht gefährdet."
Bisherige Zweiräder seit 1982: Simson S50, Simson S51, MZ ES 250, MZ ETZ 250, Yamaha XJ900S 1998-2018 (112.000km), Kawasaki Versys 1000 (Bj. 2018), Gesamtkilometer jenseits der 200.000.

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Re: Wann fährt man "gut"?

#17 Beitrag von Transrapide »

Fast alles was bisher geschrieben wurde, kann ich so unterstreichen. Aus der Sicht einer Frau kann ich noch folgendes dazu beitragen: Oft werde ich von meinen Geschlechtsgenossinnen gefragt: Wie machst Du das? Wie fährst Du? Darauf kann ich nur schwer antworten, weil ich fahre einfach! Fahrt einfach Mädels, sooft es irgendwie geht! Und zwar alleine, ohne einen Leitwolf vorweg, da lerrnt ihr am meisten. Aber wenn Frau oder Mann nur 1500km pro Jahr fährt, dann kann dass nix werden. Und falls ihr Angst habt, oder euch nicht traut in die Kurve mit Schräglage reinzufahren, dann gebt das Motorradfahren bitte auf. Angst ist beim Moppedfahren ein schlechter Ratgeber. Nicht zu verwechseln mit Respekt vor dem Mopped, der Kraft und der Strecke!
Nach 35Jahren und 300.000km denke ich nicht mehr viel darüber nach, es funktioniert aus dem Bauch raus. Und hier liegt die Erklärung für gute und schlechte Tage: das Bauchgefühl muss stimmen. Manchmal möchte ich auf meiner Haustrecke flott unterwegs sein und es wird nur ein Rumgekurke. Ein anderes Mal bin ich ganz locker und gemütlich unterwegs und plötzlich kratzen die Fussrasten, ganz ohne Absicht.
Und wenn man sich dann ein neues Mopped angeschafft hat, gilt umso mehr: üben, üben, üben. Solange bis es passt, zwischen Fahrer/-in und Mopped.
Versys 650 Bj. 21
Transalp 600 Bj. 88
Transalp 600 Bj. 89
Z750R Bj. 86
Die ersten 250.000km sind geschafft.

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Re: Wann fährt man "gut"?

#18 Beitrag von Ralf B »

Dem ist fast nix hinzuzufügen! Genau so sehe ich das auch!
Das Gejammer, der Sitz passt nicht, der Helm ist doof und dies und das und Mimimi, höre ich meistens von Kollegen die nur ab und zu mal fahren und dann auch noch kurze Strecken!
Soll es dann mal gemeinsam los gehen heißt es dann: nicht so schnell usw!
Üben Üben Üben heißt Fahren Fahren Fahren!

Gruß Ralf 🏍️
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Re: Wann fährt man "gut"?

#19 Beitrag von snap-on »

90 habe ich meinen Lehrherren in Opatija getroffen, wir waren dort um den GP in Rijeka anzuschauen.

Wir sind gemeinsam heimgefahren. Über den Predil hatte ich mit einer VFR den wohl besten Tag meines Motorradfahrerlebens, mein Ex-Chef war ein sehr guter Fahrer, der auch Cross-DM gefahren ist.
Ich hatte unseren Lehrling dabei, auf einer CBR 600 F. Der hatte da gerade mal 14 Tage den Führerschein - und hätte uns jederzeit nach Belieben eintüten können.

Später meinten meine Kumpels immer, wenn der dabei ist, macht es keinen Spaß, denn dann merkt man, dass man nicht motorradfahren kann.

Wir haben uns das Rennen der 500er im Fahrerlager angesehen, die besten 5 oder 6 bremsten die Kurve nach Start/Ziel auf dem Vorderrad an und lenkten dann auf dem Vorderrad fahrend in die folgende Kurve ein.

HG meinte paar Tage später, mit der 600er gehe das nicht, da klappt das Vorderrad ein.....

Wenn du in einer engen Spitzkehre allein auf einer Africa Twin nach Belieben innen oder außen von einer CBR900RR mit Sozia drauf überholt wirst, fällst du vom Glauben ab.


Ich habe später noch paar so Leute kennengelernt. Wer eine Voxan, die sehr hochbeinig ist, in Bergab-Spitzkehren auf die Rasten legt, kann zweifellos gut fahren.

Oder wer mit einer Intruder zwei Innsbrucker auf Fireblades am Mendelpass in Bedrängnis bringt.

Es gibt einen erlauchten Zirkel von Leuten - zu dem ich ganz sicher nicht gehöre - die eine grandiose Fahrzeugbeherrschung haben und sagenhafte Reaktionszeiten, die auf völlige Angstfreiheit schließen lassen.

Ich behaupte, auf unseren Touren, die immer auf Alpenstrassen erfolgen und wo auf den wenigen Geraden nicht gebolzt wird, sondern in den Kurven, gehen die trotz deutlich höherem Tempo ein geringeres Risiko ein als ich.

Die beherrschen einfach ihr Fahrzeug besser.

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Re: Wann fährt man "gut"?

#20 Beitrag von karklausi »

Fahren an sich hilft sich zu verbessern. Leider schleichen sich aber auch Fehler ein, die jahrelang immer wieder gemacht und nicht bemerkt werden.
Aber auch sich selbst mal kritisch zu betrachten. Dazu helfen professionelle Trainings. Immer wieder mal machen. Kurventrainings/ Sicherheitstrainings/ Offroadtrainings- alles geeignet sich zu verbessern.
Gute Literatur hilft auch zum Verstehen der Physik und der Technik.
Es gibt aber tatsächlich Tage, da gelingt einem Alles, und an anderen Tagen gurkt man rum.
Ich fahre gern hinter „flüssig“ gut Fahrenden hinterher- egal ob schnell oder gemütlich. Hauptsache gute Linie und elegant.
Es gibt aber auch „Talente“, die es einfach drauf haben und ein Gefühl für Schwerpunkte haben und dagegen „Untalentierte“, die es nie so hinkriegen.
Wer Angst hat, soll besser n Auto kaufen. Spass muss es machen.
Karklausi
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