@mscholz1978 und alle sonstigen Interessierten:
Hier ist ein vergleichender Test BMW zu KV (2012)
Ich verkneife mir 'mal das Übliche zum Thema Leistung, Hubraum und Koffergröße. Das kann man überall sonst nachlesen.
Hier geht um
1)
Warum die RT ?
Ich wollte einen bequemen Luxustourer für zwei Personen mit moderner Elektronik (also z. B. auch integriertem Navisystem).
Die BMW K1600 war mit der Forderung nach einem integrierten Navi draußen (sie ist noch nicht geupdatet) und teilweise auch wegen des horrenden Gewichts.
Neu ist sie außerdem zurzeit nicht zu bekommen.
Die GoldWing hat schlecht zu nutzende und zerklüftete Koffer. Das Navisystem ist grottig - allerdings hat sie Apple Carplay. Das mildert es etwas.
Alle amerikanischen Eisenhaufen (z. B. Indian Roadmaster) waren mir nicht agil und wendig genug.
Die R 1250 RT hingegen ist unter den Luxustourern das Leichtgewicht (280 kg
) und fährt sich sehr agil. Das liegt auch an dem niedrigen Schwerpunkt.
Die Bordelektronik (Navi, Boardcomputer, Radio und Media ...) ist das Modernste, was es zurzeit auf dem Markt gibt. Zudem ist das Bedienkonzept durchdacht.
Hier fällt die Goldwing auch durch.
2)
Unterschiede zur Versys
Motor
Der BMW Boxer ist natürlich ein drehmomentstarker Reißer - aber er mag keine Drehzahlen unter 2000 U/min. Alle Gänge sind aber recht lang übersetzt. Das führt dazu, dass man im Ersten voll eingekuppelt nicht unter 11- 12 km/h fahren kann.
Das ist im Stau zu schnell. So habe ich mir bei meinem ersten Stau gleich einen Wolf gekuppelt. Die KV wäre da einfach mit 6 km/h langgesäuselt. Polizeiversionen der RT (z. B. die R 900 RT - ja die gibts nur für die Polizei) haben übrigens z. B. wegen Eskortefahrens etc. einen kurzen ersten Gang.
Beim Anfahren ist bei sehr niedrigen Drehzahlen eine kleine Drehmomentschwäche zu spüren. Wenn man noch ungeübt ist und KV mäßig einkuppelt, kann dies zum Abwürgen führen.
Hat der Boxer erstmal seine Betriebsdrehzahl erreicht, kennt er allerdings keine Gnade mehr. Bei jeder Drehzahl ab 3000 U/min ist sofortiger Schub da.
Das unangestrengte Brummeln täuscht manchmal über die reale Geschwindigkeit hinweg. Eigentlich braucht man auf der Landstraße nur den Drehzahlbereich zwischen 3000 und 5000.
Getriebe
Ein japanisches Getriebe funktioniert einfach. Meine KV hatte zwar keinen Quickshifter - aber ließ sich trotzdem problemlos ohne Kupplung hochschalten.
BMW Getriebe sind mit der Zeit besser aber noch nicht perfekt geworden. Meine RT hat einen Quickshifter. Hochschalten geht damit gut unter Last ab dem 3. Gang. Niedrigere Gänge führen meistens zu Rucklern.
Runterschalten geht immer. Der 6. Gang ist eindeutig für die Autobahn oder sehr lange norddeutsche Geraden übersetzt.
Fahrwerk und Fahrmodi
Meine KV hatte ein nachgerüstetes Wilbers Fahrwerk: Hart aber gut. Das Originalfahrwerk hätte im Vergleich aber keinen Stich gemacht.
Bei der RT komme ich daher nur mit der (aufpreispflichtigen) ESA Einstellung "Dynamic" zurecht. Dann dämpft sie straff und nimmt auch direkt das Gas an. Alles Andere (z. B. "Road" ) ist für mich zu indirekt und / oder zu weich.
Die Lenkpräzision ist hervorragend. Zudem erlaubt der Eisenhaufen mehr Schräglage als man ihm zutraut.
Bremsen
Dies ist ein unfairer Vergleich. Meine 2012er KV hatte einfach keine guten Bremsen.
Das BMW Verbundsystem ist im Moment das wohl führende System. Frühere Probleme mit Verbundbremsen wie etwa schlechte Dosierbarkeit der Fußbremse bei U-Turns sind behoben.
Ich hatte auf einer 300 km Strecke ca. 10 dokumentierte ABS Eingriffe, die ich bis auf Einen nicht gespürt habe. Die Regelung ist also sehr feinfühlig.
Licht
Ich habe nicht groß vor im Dunklen zu fahren. Aber das Licht der 2012 KV war ein Witz (Problem z. B. in schlecht beleuchteten Tunneln).
Zudem leuchtete es im Soziusbetrieb in den Himmel. Hat schon 'mal jemand versucht, das Licht einzustellen ? Es ist nur grausam.
Neuere KV haben natürlich LED - aber die Einstellbarkeit und Lichtausbeute ist immer noch nicht optimal.
Die RT hingegen hat laut Tourenfahrer den "Chuck Norris" unter den Scheinwerfen incl. motorischer Nachstellung in Abhängigkeit von der Schräglage.
Windschutz und Fahrer / Soziuskomfort
Die KV hatte das Givi Airflow Windschild. Dies hat vor Allem auch der Sozia gefallen, da es die Turbulenzen stark mindert.
Das große motorisch verstellbare RT Segel kann den Fahrer zwar in komplette Ruhe setzen - nicht aber unbedingt die Sozia gleichermaßen.
Der Sitzkomfort ist vorne wie hinten sehr gut. Der Kniewinkel ist für den Fahrer aber ungewohnt. Dafür kommen meine Beine besser auf die Erde (Ich bin 1,78 m).