-Drei Motorradfahrer mit Bock auf Kurven
-Vorweihnachtszeit
-Eine Insel mit 100 Bergen, 1000 Straßen und 10000 Kurven
-Drei Motorräder mit je zwei Zylindern
-ein Hotel irgendwo auf der Insel, aber bitte nicht im Ballungsgebiet
... und schon hat man einen traumhaften Motorradurlaub!
Vorbereitung
Wer will und kann mit? Stefan und Stefan. Stefan fliegt nicht so oft, darum nimmt er sich lieber mehr Zeit und bleibt zwei Wochen. Der Rest bleibt nur eine Woche. Stefan reist also alleine an und nach der Hälfte der Zeit besuchen wir ihn dann, und zwar vom 18. bis 23.12.
Zu diesem Bericht
Ich habe mich besonders gefreut, dass Stefan und Stefan an dieser Reise teilgenommen haben. Die beide kenne ich von Ausfahrten auf Versys-Treffen schon gut. Ich fahre und reise gerne mit ihnen. Sie sind recht verschiedene Charaktere, und da sie gleich heißen, habe ich keine Mühe in diesem Reisebericht ihre Identität zu schützen, da ich immer einfach von Stefan schreiben werde. So als kleine Denksportaufgabe für die Leser. Ich wünsche viel Spaß beim lesen!
5:30 Ankunft Flughafen. Wir haben Motorradsachen an, und zwar mit Protektoren, aber ohne Membran. An Gepäck haben nur Handgepäck - zumindest glauben wir das. Die RyanAir-Dame an der Bordkarten-Kontrolle vor dem Sicherheitsbereich guckt mich schon sehr streng an und bewegt bereits die Lippen, es kommt aber kein Ton raus: Ich habe zwar beide Hände frei, aber an meinen Schultern baumeln links ein Helm und rechts ein Stoffbeutel mit erheblichen Abmessungen. Drin ist ein sehr großer Tankrucksack, der sich teilen lässt. Beide Teile nebeneinander ergeben ziemlich exakt die Höchstmaße für Handgepäck bei RyanAir (und anderen Airlines). Ich bin also durch.
Stefan hinter mir hat weniger Glück. Helm, Rucksack und Tankrucksack sind zwar eher kleiner und leichter als meine sieben Sachen, aber: "Das sind drei Teile, erlaubt sind nur zwei. Sie müssen ein Teil aufgaben!" Widerspruch wird nicht geduldet, und miteinander reden darf man auch nicht - "Gehen Sie weiter!" - Platz wäre genug gewesen. Ich gehe also durch die Sicherheitsschleuse, kaufe mir ein paar Getränke für den Flug und warte auf Stefan.
Stefan darf sich an der Gepäckabgabe anstellen, dort erfährt er dann, dass das doch kein Problem wäre, er soll so durch. Also stellt er sich wieder am Sicherheitsbereich an, dieses an der anderen Schlange, mit der anderen Servicekraft. Die lässt ihn passieren, und er ist schon davor am Röntgentunnel die Taschen zu leeren, da kommt die Servicekraft vom ersten Versuch, scheißt ihn ordentlich zusammen und schmeißt ihn wieder raus. Also darf er sich wieder an der Gepäckabgabe anstellen. Das macht dann 45 Euro. Ja, das ist Abzocke, aber mittlerweile machen die anderen Airlines das auch. Bitte zahlen Sie an der Kasse da hinten. Also darf er sich an der Kasse anstellen. Dann darf er wieder zur Gepäckabgabe (anstellen), und dann darf er sich wieder am Sicherheitsbereich anstellen. Kalt ist ihm jetzt jedenfalls nicht mehr, und er kann sich direkt danach in die Boarding-Schlange einreihen. Das Boarding geht schnell und die gute Nachricht ist, dass wir zu zweit drei Sitze für uns haben. 7 Uhr hebt der Flieger pünktlich ab. Erste Etappe geschafft.
Rumpellige Landung, lange aufs Gepäck warten, Uhren eine Stunde zurück stellen, Kofferkuli mit Radlagerschaden, raus aus dem Sicherheitsbereich und erstmal eine rauchen. Dann Wasser kaufen und Transfer zum Motorradvermieter in Maspalomas organisieren. Der Taxifahrer schätzt die Kosten auf 36, 37 Euro ein. Klingt gut! Es ist wenig Verkehr und super Wetter: Blauer Himmel bei 24°. Da kommt echtes positives Urlaubsfeeling auf. Die Vegetation aus Palmen und Oliven trägt ihr übriges dazu bei.
Der Vermieter ist schnell gefunden und besteht aus einem spanischen Chef, der nur Brocken Englisch spricht und seinem deutschen Assistenten, mit dem ich zuvor zwecks Reservierung in Kontakt war. Und da beginnt ein wenig erfreuliches Service-Erlebnis, das ich hier in einen Spoiler packe, weil einfach wenig passiert. Nur lesen bei Interesse.
Jetzt bloß weg hier, bevor ich jemandem ins Gesicht springe. Laune zu diese Zeitpunkt auf -100. Ich habe Polizeikontrollen und Zahnarztbesuche erlebt, die mehr Spaß gemacht haben. Und da bin ich nicht mit "Hey, ich gebe dir 500 Euro!" rein gegangen. Ich weiß, dass es sinnlos ist, sich über sowas aufzuregen, aber ganz abstellen kann ich es doch nicht. Mir fällt auch noch eine Freundin ein, die daheim jährlich 20000 km Boxer fährt, die hier als Kunde abgewiesen wurde, weil Mädels angeblich immer die Motorräder kaputt machen würden. Sie hatte damals woanders gemietet - und das Motorrad nicht kaputt gemacht.
Einmal in Fahrt wird die Laune schnell besser. Es geht direkt nach Norden raus aus Maspalomas, mittig über die Berge zum Hotel. Der Canyon nördlich von Maspalomas ist beeindruckend und macht Spaß zu fahren. Die KTM geht gut und gibt Vertrauen. Nur die Scheibe sorgt für Krach ohne Ende. Überraschung - nicht. Nach der kurvigen Schlucht halten wir am Roque de Neblo. Das ist ein quaderförmiger, aufrecht oben auf dem Berg stehender Fels. Das sieht recht bizarr aus, und ist so eine Art Volksfest-Location. Die Locals treffen sich am Wochenende hier zum grillen.
Wir rasten und pfeifen uns ein Eis rein. Stefan stellt die Vorspannung an Gabel und Federbein hoch. Mit der V-Strom 650 kennt er sich schließlich aus. Eine geplante Extraschleife der Route nach Norden streichen wir aus der Route und fahren direkt zum Hotel, da wir heute schon lange wach sind.
Das Hotel finden wir schnell, nur den Eingang und einen geeigneten Parkplatz finden wir erst später. Dazu tragen auch diverse Einbahnstraßen bei. Wir checken ein, werfen unsere Sachen auf die Zimmer und ziehen uns um. Endlich – die Sachen haben wir seit 4 Uhr früh an, also 14 Stunden. Am Hotel erkunden wir kurz die Umgebung und entdecken direkt gegenüber an der Hauptstraße ein Restaurant mit Bar, das stark von Einheimischen frequentiert wird. Hier trinken wir ein Staubbier und teilen uns eine Pizza.
Dann treffen wir Stefan. Großes Hallo! Er hat sich eine rote Honda NC700X gemietet, die im Vergleich zu unseren Reiseenduros eher klein und tiefer gelegt aussieht. Anstelle eines Topcase hat sie ein Helmfach und Stefan hat zusätzlich eine Hecktasche montiert. Zuvor war er auf einer Yamaha TT-R 600 unterwegs, und zwar auch offroad. Wir setzen uns ins Hotelrestaurant um den Abend ausklingen zu lassen.
Das Hotel ist wie gesagt ein Schulungshotel für Hotelpersonal. Entsprechend chaotisch verläuft das Abendessen, obwohl es lecker war. So wird der erste Tag zum Dienstleister-Hindernislauf: Airline, Vermieter und Hotel bekleckern sich nicht mit Ruhm. Aber wir sind zusammen hier, es ist gutes Wetter, wir haben Motorräder, Zeit und eine Insel zu entdecken!
106 km Motorrad gefahren heute.