Ich klinke mich hier einfach mal ein und gebe auch noch ein paar Eindrücke der Nachhöhentreffentour wieder:
blahwas hat geschrieben: ↑20. Okt 2018 18:05
So 30.9. - Rocktober Teil 1/6 - Italien 1/2 - mit Jax nach Varzi
... Am Ende lief es darauf hinaus, dass jax mich durch Italien bis zur Grenze begleiten wird. So bin ich zumindest in Italien nicht alleine unterwegs, und kann in Frankreich dann schalten und walten, wie ich will ...
Soweit der Plan. Ich hätte große Lust gehabt, noch weiter mit zu fahren, nur musste ich mich entscheiden: entweder ich besuche noch vier liebgewordene Freunde aus einem anderen Forum, die just zu der Zeit in drei Ferienhäusern im Hinterland von Imperia urlaubten (tja, man muss die richtigen Schwiegereltern haben
![zwinkern :wink:](./images/smilies/icon_wink.gif)
) und bleibe dort bei denen zwei Nächte, anschließend rüber in die Nähe von Grasse und dort meinen Kumpel Hubert (pensionierter franz. Motorradpolizist ) auch für zwei Tage besuchen, oder aber mit blahwas weiter Pässe knacken.
Ich habe mich für die Besuche entschieden, einerseits wollte ich besonders Hubert mal wiedersehen, die anderen Kumpels natürlich auch, andererseits war ich ja schon mehr als zwei Wochen unterwegs und wollte ohne Zeitruck einfach so durch die Gegend fahren. Nachträglich gesehen war das eine gute Entscheidung. Ich habe mich zwar während unserer gemeinsamen Etappe zunächst über meine Entscheidung etwas geärgert, denn die Fahrerei mit blahwas klappte wie am Schnürchen, da wusste ich allerdings noch nicht, was uns erwarten würde
![überrascht :o](./images/smilies/icon_surprised.gif)
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Okay, ich saß also in Varzi vor der Bar/Tanke, die Dunkelheit kam, der Abschlepper sollte erst in gut einer Stunde anrücken und ich hatte Zeit, über das Schicksal und meines im besonderen nachzudenken. Vor ziemlich genau einem Jahr derselbe Scheiß, nicht reparabler Plattfuß beim Höhentreffen, auch mit dem Metzeler Roadtec 01.
Aber, es hätte schlimmer kommen können. Motorschaden, Unfall o.ä. Hier saß ich mit einem Espresso in der noch angenehm warmen Abenddämmerung, meine kV sollte gleich abgeholt und ich anschließend mit einem Taxi zu blahwas ins Hotel gebracht werden. Und wenn man so sitzt und denkt, dann kommen doch noch ein paar Gedanken: wohin wird die kV gebracht, wo ist ein Reifendienst, der Montag geöffnet hat, wie komme ich dort hin?
Also wieder ADAC Italien angerufen und nachgefragt, ob nicht ein Hotel in der Nähe des Abschleppers evtl. sinnvoller wäre. Antwort klipp und klar: nein, mit Taxi zum Hotel (da nur ca. 20 km, dafür sollte die vorgesehene 50 Euro Pauschale reichen) und morgen dann zum Motorrad, auch mit Zug.
Wie bitte, Zug? Wo ist denn dort in der Walachei, oder auch A.d.W., ein Bahnhof? Dann dem guten Mann vom letzten Jahr erzählt, einschließlich der Beschwerde beim Qualitätsmanagement des ADAC und der Auskunft des QM, dass man doch auch Leistungen zusammenlegen könnte. Nun ja, irgendwie wurde der Tonfall und das Entgegenkommen des örtlichen ADAC Menschen am Telefon schlagartig kulanter. Er schaute nach, wo unser Hotel wäre und wohin der Abschlepper fahren würde, Ergebnis: > 60 km! Weiteres Ergebnis: ja, es wäre wohl besser, ich würde dann in der Nähe des Abschleppers ein Zimmer nehmen.
Gut, das war schon mal geritzt, jetzt nur noch blahwas informieren, dass ich nicht zum Hotel kommen würde und unsere gemeinsame Fahrt wohl zu Ende wäre, leider, leider.
Nach einer knappen Stunde kam dann der gelbe Schandwagen, die kV wurde aufgeladen und verzurrt und ab ging es zurück. Richtig, so ca. 40 km genau die Strecke zurück, die wir gekommen waren. Kein Wunder, dass das Eintreffen des gelben Wagens so lange dauerte, es war eben eine „kurvenreiche“ enge Straße von Varzi nach Trevozzo. Trotzdem, die Fahrt verlief mit viel Unterhaltung mit englischen und italienischen Brocken recht kurzweilig.
In Trevozzo wurde der Abschleppwagen mitsamt der kV Huckepack in die Werkstatthalle gestellt, ich schnappte mir meine Übernachtungstasche aus einem Koffe und dann brachte mich der Abschlepper in seinem Privatauto zum „Hotel“ bzw. in eine gegenüberliegende Bar. Begrüßt wurden wir mit lautem „Hallo“ und ich durfte in die örtliche italienische Welt eintauchen. Zunächst gab mir der Abschlepper an der Theke ein Bier aus, es umringten uns gestikulierende Italiener, die alle die Geschichte des Plattens hören wollten. Natürlich wurden sie mir alle mit Vornamen vorgestellt, was soll ich sagen: allein für diesen Abend hatte sich der Plattfuß schon gelohnt!! Zwischenzeitlich kam Renato, der Cheffe des Hotels nebenan, und zeigte mir meine camere. Noch ein paar Bier, eine große, leckere Käsaplatte mit etwas Wein und dann so gegen 12 h in mein Bett. Ich sollte am nächsten Morgen um 10 h abgeholt werden, der Reifen wäre dann repariert.
Da ich der einzige Hotelgast war, gab es am nächsten Morgen ein zwar italienisches Frühstück, aber alles auf Wunsch. Pünktlich um 10 kam dann der Abschleppunternehmer und brachte mich zum Gommista. Dort stand meine kV schon und grinste mich mit dem überstehenden Ende einer Stopfenreparatur an. Sollten die das hinbekommen haben?
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Nee, hatten sie nicht, da zischte die Luft genauso heraus wie am Vorabend an der Tanke in Varzi. Also musste eine neue Pelle her, die gäbe es aber nur in Piacenza und das würde mit Montage mindestens bis zum Abend dauern. Also wieder zurück ins Hotel, der angekündigte Regen setzte auch so langsam ein, so dass ich den Entschluss fasste, noch eine Nacht vor Ort zu bleiben und erst am nächsten Tag (der Wetterbericht versprach Sonnenschein) loszufahren. Nachträglich war das eine weise Entscheidung, denn in der Nacht tobte wohl in Ligurien ein heftiges Unwetter mit Sturm und großen Regenmassen, in das ich unweigerlich hineingeraten wäre, zusätzlich noch im Dunklen. Zudem hatte ich dann am nächsten Morgen diesen Reifen auf meiner Tourenmaschine:
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Michelin Power Race medium, zudem noch DOT 04, also 2004, gut abgehangen könnte man sagen. Aber was soll’s, Reifen und Montage komplett 100 Euro (natürlich ohne Rechnung cash inne Täsch) und ich konnte bei warmem, trockenem Wetter weiterfahren. Mein heimlicher Wunsch allerdings, blahwas evtl. irgendwo abzufangen, hatte sich erledigt.
Also über die Autostrada ab zu meinen Kumpels nach Dolcedo, dort einen wunderschönen Grillabend mit viel Geschwätz und Wein verbracht und von dort am nächsten Mittag (inzwischen schon der 3.10.) über San Remo, Tendetunnel, Sospel zum Col de Turini.
Dort gemütlich Café getrunken und mich über die Horde Schweizer GS Treiber amüsiert, die lautstark darüber lamentierten, warum sie meiner treuen kV bergauf nicht das Wasser reichen konnten und was das überhaupt für ein Mopped sei.
Weiter ging es durch das französische Hinterland Richtung Westen zu meinem Ziel Peymeinade und Hubert.
Dort noch einen schönen Donnerstag mit vielen Geschichten genossen (kommt halt einiges zusammen, wenn man sich nur einmal im Jahr sieht), bevor es dann am Freitag über die Route Napoleon Richtung Grenoble ging und von dort über die BAB nach Dijon (Balladins Nord), zwecks Zwischenübernachtung. Dort werde ich wohl nicht mehr übernachten, die Klimaanlage war schon abgestellt, das Fenster konnte man wegen Lärms und Einbruchgefahr nicht öffnen, das Restaurant hatte Wahnsinnspreise. Nur das Frühstücksbuffet für 7 Euro, das war wirklich gut.
Am Samstag dann die letzten Kilometer Richtung Heimat auf der Autobahn, immer mit dem Gedanken: ob der Race das wohl schafft, Autobahn, um die 26°C und dann mit der weichen Mischung? Aber er hat es gepackt, zuhause war noch reichlich Restprofil drauf.
Montag habe ich direkt bei Metzeler angerufen und mich nach der „Reifengarantie“ erkundigt, eigentlich müßte die ja greifen, die Reifen waren von Ende Juli, also noch kein viertel Jahr her. Andererseits sind die Garantiebedingungen so, dass sie wohl nur im Idealfall zum tragen kommt.
Die Sachbearbeiterin war recht freundlich, wies allerdings auch auf die Bedingungen hin, u.a. ob ich registriert wäre? Ich: ja, bin ich, für die 30 Euro Cashbackaktion. Sie: tja, das wäre aber nicht die Registrierung für die Garantie. Ich: muss man sich bei Metzeler mehrfach registrieren? Sie: gut, das könne sie nicht entscheiden, ihr Chef wäre noch im Urlaub, sie legt ihm meine Unterlagen vor.
Da die Dame mir etwas Hoffnung gemacht hat und ich eh neue Reifen brauchte, habe ich das folgende Wochende zu einem Ausflug mit kleinem Treffen zur Trendelburg genutzt und mir bei Detlef neue Reifen aufziehen lassen, getrennte Rechnung für vorn und hinten inklusive.
Die Bedingungen sollte man sich mal durchlesen, in solch einem italienischen Dorf lassen die sich eh nicht erfüllen. Umso erstaunter war ich, als ich zu Beginn letzter Woche per mail eine Zusage bekam und ich nur noch die ursprüngliche Rechnung und meine Kontonummer angeben sollte. Und siehe da, gestern war das Geld für einen neuen Hinterreifen auf meinem Konto. Klasse, Metzeler!!
Mein Gesamtfazit der drei Wochen und was mir sonst noch einfiel:
1. In drei Wochen (ich war vorher schon eine Woche mit drei anderen Kumpels in den Dolomiten) kein Fahrtag Regen, ich habe nur einmal die Regenjacke als Kälteschutz benötigt
2. Unvorhergesehenes kann auch durchaus positiv enden
3. Ich habe wieder viele sympatische Menschen getroffen, altbekannte und unbekannte
4. Die 5.500 km haben sich überhaupt nicht so angefühlt, eher wie 550 km
5. Glück oder auch Zufall zur richtigen Zeit helfen extrem: nachdem die Wirtin in Trevozzo im Gespräch von meiner Schwiegertochter (gebürtige Polin, mit zwei Jahren nach D gekommen) erfuhr, outete sie sich auch als eingewanderte Polin und es gab reichlich Wodka, deftiges Essen und gute Worte. Genauso in dem Hotel in Peymeinade: die Frau des Restaurantbetreibers war auch Polin, danach floß auch dort der Wodka in Strömen. Und natürlich war ich jeweils eingeladen.
6. Die Versys (inzwischen 92.000 km) lief vollkommen problemlos, noch nicht einmal Öl hat sie verbraucht
7. Schade, dass man so etwas nicht einfach geplant wiederholen kann, dazu gehört halt auch der Zufall.
8. Ich zitiere mal blahwas: „Es ist ziemlich komisch, auf einer kurvigen Bundesstraße bei Tempo "90" im Stehen fahren zu müssen, damit man nicht aus dem Sitz geschleudert wird.“ Ja, die Strasse war wirklich ziemlich, äh, renovierungsbedürftig. Wenn man da so in Schräglage mit vollgepacktem Mopped nach kurzem Flug in einer Absenkung landet, dann gibt es durch den breiten Hinterreifen schon ein heftiges Aufstellmoment. Erst hat es mich etwas überrascht, blahwas war seiner Fahrweise nach zu urteilen wohl auch etwas irritiert, anschließend wusste ich, was zu tun war und es lief vollkommen unproblematisch.
9. Dem Navi sollte man niemals nicht blind vertrauen
10. Unterm Strich war die Panne zwar ärgerlich, hat aber auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort für viele neue, vor allem positive, Erfahrungen gesorgt
11. Ich hoffe mal, dass es nicht die letzte Fahrt mit und das letzte Winken von blahwas war:
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Das war’s von mir, beim nächsten Mal bin ich nach Möglichkeit in Lavarone wieder dabei
jax