Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

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kautabbak
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#21 Beitrag von kautabbak »

Machen Johannes, machen :top:
Erfahrungen Dritter sind okay, aber diese Erfahrung solltest du selber machen!

:ot: @awv99
Die nächsten 20 Jahre? Das finde ich sehr egoistisch, wenn ich so denken würde, mindestens noch 40 Jahre und eigentlich wünsche ich mir das auch für alle auf ewig!
Besten Gruß
David


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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#22 Beitrag von blahwas »

So 18.4. Andalusien Teil 3, Sonntagsrun auf Ronda

Morgens erwacht, dem Fuß geht's gut. Wunderbar. Dann auf zu frischen Taten? Oder lieber erst mal Routen planen für den Plan B? C?, dass Portugal mich nicht reinlässt. Zuhause habe ich Nordspanien schon komplett durchgeplant. Zuhause. Nicht auf diesem Laptop, und nicht in der Cloud. Naja, ist ja keine hohe Kunst, also in einer halben Stunde mal eben eine 4000 km-Pässetour geplant. Dazu noch die Überführungen. Drei Tag vor Arbeitswiederantrittstermin abbrechen und dann per AB heim quälen oder einen passenden Flug suchen und den Flughafen ansteuern, idealerweise mit Stellplatz fürs Motorrad bei einem Hotel in der Nähe. So, jetzt aber los! Aber vielleicht etwas vorsichtig, denn der Vorderreifen ist über Nacht nicht gewechselt worden und noch immer nah dem Minimum und vorne mit Sägezahn.

Der erste Pass heute ist der Puerto del Viento. Der ist sehr schön, und an den kann ich mich gut erinnern von den zwei Reisen, die ich hier schon gemacht habe. Mich beschleicht aber das Gefühl, das da etwas fehlt. Also Handy raus, ins OSMand geguckt, wo ich die Passknackerpunkte drin habe (offline): Jawohl, da fehlen drei Pässe zwischen dem Hotel und hier. Ich ärgere mich über den Zeitverlust, aber dann fällt mir ein, hey, jetzt muss ich den ganzen schönen Pass wieder runter fahren! Und ich kenne jetzt schon die Gefahrenstellen! Und die bröselige Strecke MA-540 kann ich jetzt auch vermeiden! Mangels Portugal geht mir auch nicht mal Zeit aus am Ende! Es ist Sonntag, die Sonne scheint, ich fahre Motorrad in Andalusien und muss noch zwei Wochen nicht arbeiten. Mir kann heute echt alles andere egal sein.

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Also geht es wieder östlich, über prima Kurvenstrecken, flotte Bundesstraßen, und durch eindrucksvolle Landschaften. Da Sonntag ist, sind auch andere Motorradfahrer unterwegs. Insbesondere zwei Großrollerfahrer, Honda X-Adv, fallen mir auf. Auf der Bundesstraße überholen sie mich, nachdem ich ein paar Autos überholt habe. Ihr Reisetempo ist höher als meines, ich will ja Sprit sparen. Sie halten sich strengstens an Überholverbote, ignorieren Tempolimits aber komplett. Interessant. Das gucke ich mir mal aus sicherer Entfernung an. So bügeln wie die A-367 auf Ronda zu. Ronda ist der Fluchtpunkt der Motorradszene. In Andalusien, und eigentlich auch europaweit. Hier in der Region testen Industrie und Presse, nicht nur im Winter. Und die A-397 runter nach Marbella ist eine der Traumstraßen der Welt. 55 km ohne dass es geradeaus geht, breite Strecke, ebener Belag. Am Wochenende ist hier Rennbetrieb. "60" Schilder offenbaren, dass im 6. Gang gefahren werden soll.

Und hier führt meine Route jetzt entlang - nicht nur, weil da auch ein Passknackerpunkt drauf ist. Die beiden Rollerhelden vor mir biegen ebenfalls links ab. So lasset die Spiele beginnen. Wie bisher werden Überholverbote peinlichst eingehalten. Es wird ordentlich Schräglage gefahren, auf der typisch südeuropäischen Unsicherheitslinie. Das Tempo passt für mich gut. Für meinen Vorderreifen nicht so sehr, der untersteuert schon mal am Kurvenausgang. Ein ziemlich blödes Gefühl, wenn man Lenkimpuls gibt, aber der Reifen nicht mitspielt. Man nehme eine halbe Kohle aus dem Feuer. Wir laufen auf eine GSX-R auf. Der Fahrer trägt Lederkombi und Knieschleifer. Die Rollerfahrer versuchen nicht zu überholen, sondern halten 2 Meter Respektabstand. So eilt diese spontane Gruppe ins Tal, und die Lebensfreude quillt aus allen Körperöffnungen. Beim Passschild mache ich mein Nachweisfoto, dafür muss ich sie ziehen lassen. 1 km weiter stehen sie an einem Cafe, ich grüße freudig. Noch 1 km weiter kommt Section Control!??! Okay, laut Navi 22 km bis zum Ende der Strecke, macht bei Tempo 60 22 Minuten. Ich wollte eh gerade Pause machen. Genau hinter dem Section Control Start-Gerät ist ein Rastplatz - genial! :) Stoffwechsel, Snack, eine Schicht ausziehen, auf die Uhr schauen. Welches Durchschnittstempo hätte ich denn gerne? Die Rollerfahrer tauchen am gleichen Parkplatz auf, halten aber Abstand. Jethelme und Alltagsklamotten, holla die Waldfee. Dran bleiben ging, überholen wäre nicht gegangen. 115 PS = 60 PS mehr hin oder her. Vielleicht mit intaktem Vorderreifen und ohne Gepäck.

Nützt ja nix, weiter fahren. Was sagt eigentlich der Sprit? Seit 17 km Reserve? 22 km zur nächsten Kreuzung, wo in meiner Erinnerung eine Tankstelle sein müsste? Das wird knapp. Ich habe noch den Kanister dabei, aber ich lasse es mal drauf ankommen. Es geht ja bergab. Der Straßenzustand ist inzwischen eher eine 3. Es sind Querrillen in den Kurven entstanden. Das gibt Abzüge in der B-Note, aber so lange die Rasten in der Luft bleiben, macht das nichts.

Wieder in den Verkehr eingefädelt fahren alle sehr anständig. Dann kommt wieder ein Section Control-Gerät und ich bin unsicher, ob's schon das Ende ist, oder ein mittleres. Da ich von anderen Motorrädern überholt werden, war es wohl das Ende. Okay, Entspannung, und den Einheimischen anpassen. Man hat ja Respekt vor den kulturellen Bräuchen. Ein Varadero 1000-Fahrer fährt 95% von meinem Wohlfühltempo, da fahre einfach ich mal hinterher, bis runter ins Tal. Dann ran an die Tanke und voll gemacht: 13,98 Liter - von 14. Top! Im Shop Würstchen gekauft und etwas weiter westlich wieder hoch den Berg, zum Puerto de Penas Blancas. Diesen Punkt möchte mein Navi das dritte Jahr in Folge nicht auf Straßen anfahren, die tatsächlich legal und sinnvoll befahrbar sind. Das ist schon das dritte Kartenmaterial mit den gleichen Fehlern. Immerhin ist die Aussicht top.

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Es geht den gleichen Weg wieder zurück, wobei das Navi neue Ideen hat, mir den Weg zu versauen. Rechts ab in die Ministraße, die zum Trampelpfad wird? Oder lieber die Sackgasse zum Anwesen von Graf Willstenichtwissen von Woderseingeldherhat? Oder mal Fußgängerzone, durch die Cafes durch? Immer wieder gerne, wollte mir hier eh 'ne Wohnung suchen. Die Zeichen sind eindeutig ;) Auch im Tal wird's nicht besser, ich muss ein Stück nach Westen, und biege versehentlich auf die Mautobahn ein. Immerhin in die richtige Richtung. Den Euro Fuffzich kann ich verschmerzen. Dann geht's die A-369 wieder hoch nach Ronda, durch Algatocin, wo ich mein Basislager beim ersten Andalusientrip mit der gemieteten MT-09 hatte. Die A-369 ist inzwischen in etwas schlechterem Zustand. Ich erinnere mich aber an ein Cafe, und an mir nagt der Hunger. Außerdem ist bald 17 Uhr. Cafe entdeckt, rein da. Es ist wenig Betrieb, sichere Abstände sind gewährleistet. Im Außenbereich ist es warm und schattig. Der Grill ist besetzt. Ideale Voraussetzungen für mein erstes Restaurantessen seit ungefähr 5 Monaten. Ich hätte fast geweint.

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So, jetzt noch ein Hotel suchen. Obligatorische Frage, noch länger fahren, oder einfach in Ronda? Ronda wollte ich mir eh mal ansehen. Und platt genug bin ich auch schon. Außerdem ist Sonntag. Okay, gegenüber vom Bahnhof ist ein günstiges 1*-Hotel mit guter Google-Bewertung, wo man halbwegs in der Nähe eine realistische Chance auf einen kostenlosen Parkplatz hat - der Unterschied zur historischen Altstadt. Ich darf sogar direkt am Hotel "Hier nur während des Checkin"-Platz parken. Das Zimmer kostet 25 Euro und hat alles was ich brauche. Das klappt echt gut so mit gucken bei Google, dann einfach hinfahren und mit 3 Brocken spanisch für eine Nacht zahlen.

Nach dem Abrödeln kommt noch der Stadtspaziergang. Historisches Gemäuer, viele Menschen auf den Straßen, in den Cafes und den Geschäften, die sonntags offen sind. Dem Fuß ist das völlig gleichgültig. Der fühlt sich an, als wäre ich heute morgen umgeknickt. Nur Kopfsteinpflaster in Turnschuhen mag er im Moment nicht so. Motorradstiefel sind ebenso gut für den Fuß wie ein Gips, aber damit wollte ich nicht durch die Stadt laufen. Hier ein wenig Kultur! Fotoausbeute Ronda:

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Morgen schließe ich mit Andalusien ab und mache mich auf den Weg nach Nordspanien. Nördlich von Madrid liegen genug Passknackerpunkte für zwei Tage, plus 500 km Überführung dorthin. Vielleicht laufen mir auch 1-2 neue Reifen über den Weg.

Zielerreichung:
21% von 295 spanischen Passknackerpunkten
Reisetag 9 von 23
12,3 Meter Ladekabel im Gepäck

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Danke für euren Zuspruch - die Diskussion dazu gehört aber nicht in den Reisebericht.

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smitti63
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#23 Beitrag von smitti63 »

Moin,
danke für den bis jetzt tollen Bericht und die Bilder und schön, dass es dem Fuß ... und dir .... gut geht.
Da wir letztes Jahr EIGENTLICH vorhatten die Pyrenäen zu durchfahren, das aber an dem grossen "C" gescheitert ist, musste ich alle bereits gebuchten Zimmer etc für 8 Leuts wieder absagen. :(
Dafür gibts ... sobald wie möglich eine "erweiterte Runde", die ich allerdings wohl ebenfalls "alloans" fahren werde.
pk_spanien.jpg
(das Pyrenäen-Geknubbel ist noch von letztem Jahr) Die Länderwertung hab ich nicht vor, eher "nur" das, was an der geplanten Route so mitgenommen werden kann. Einige neuralgische Punkte sind dabei, du nennst es Erdboden mit sehr wenigen Steinchen drauf, ich sag Naturbelassener Untergrund, kommt aber in etwa aufs selbe raus.
Wünsch dir jedenfalls noch n paar schöne um- und unfallfreie km und dass dir bald 2 Reifen übern Weg laufen. Interessiert mich obs schwer iss dort so von heut auf morgen Reifen zu bekommen, da ich wahrscheinlich auch unterwegs nen Wechsel vornehmen muss
tschöööö aus Rhein-Main
werner s.
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tu es jetzt, denn morgen
ist heute bereits gestern
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Detlef Plein
 
 
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#24 Beitrag von Detlef Plein »

smitti63 hat geschrieben: 19. Apr 2021 13:43 MInteressiert mich obs schwer iss dort so von heut auf morgen Reifen zu bekommen, da ich wahrscheinlich auch unterwegs nen Wechsel vornehmen muss
tschöööö aus Rhein-Main
werner s.
Die Reifen zu bekommen sollte nicht das Problem sein, die kann ich z.B. innerhalb 24 Stunden nach Spanien, Portugal oder ( wie ganz oft schon gemacht nach Italien) verschicken. Du musst nur jemanden habe der die montiert....
Schöne Grüße aus Borken
Detlef Plein

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#25 Beitrag von blahwas »

Mo 19.4. Andalusien Teil 4, Transfer nach Norden

Heute mache ich Andalusien fertig und dann wechsle ich in den Norden Spaniens. Portugal ist abgehakt, man würde mich nicht reinlassen. Die Webseiten der portugiesischen Ministerien machen glaubhaft, dass alle Grenzübergänge kontrolliert werden, oder geschlossen sind. Das Argument "Transit" zieht leider auch nicht, weil dahinter kein Land mehr kommt.

So starte ich Ronda westwärts und sammle die restlichen Punkte ein. Wieder mal wundervolle Landschaft hier.

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Kurz vor Ubrique überlege ich entlang der Bundesstraße fahrend, ob ich an die Tankstelle ranfahren soll, als ich dahinter eine Polizeisperre sehe, die jeden Autofahrer anhält und anspricht. Ich sollte wirklich an die Tankstelle ranfahren! Und nach dem Tanken erst mal frühstücken, z.B. bei den Waschboxen außerhalb der Sichtweite der Kontrollstelle. Dort ist auch ein Zaun. Im Zaun ist ein Tor. Das Tor ist auf. Dahinter geht es zu einer anderen Straße. Die führt zwar nicht unmittelbar in meine gewünschte Richtung, und sind 70 km Umweg, das macht aber nichts, denn da kommt noch mehr wundervolle Landschaft :)

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Und auch dieser Schilderwald hier ;)

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Dann kommt der letzte Passknackerpunkt für mich heute, und damit ist Andalusien vollständig :)

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Und damit auch der Süden Spaniens. Der nächste Punkt ist 540 km weiter nördlich. Na dann, hilft ja nix, fahren wir mal los. Der schnellste Weg wäre zunächst nach Süden, und dann einen großen Autobahnbogen. Ich starte lieber nach Norden, nach Arcos de la Frontera. Kurz vor Jerez rechts, und dann Autobahn und Autobahn und Autobahn. Auch durch Sevilla, wo die Autobahn in eine Stadtautobahn mündet, die sich über eine beeindruckend hohe Brücke über den Guadalquivir quält. Die Fahrbahn hat 5 Spuren, und die mittlere davon wird mit Lichtzeichen für diese oder jene Richtung freigegeben. Rückstau auf allen Spuren, Rollerfahrer wollen sich durchquetschen, 26°, Chaos, ich mittendrin, bleibe cool und bin nicht letzter. Nördlich von Sevilla ist die Autobahn dann wie ausgestorben und ich döse mit Tempomat die restlichen 370 km runter. Gegen 18 Uhr ist Zielerreichung, und ich suche mir ein Hotel in der Nähe des ersten Passknackerpunktes. Es wird ein Hostal. Das kann alles heißen von Hotel bis BNB. Dieses hier ist eher BNB und nicht so recht drauf eingestellt, dass heute jemand rein wollte. Man schickt mich für 30 Minuten weg, "in ein Cafe oder so". Da habe ich andere Pläne. Kuchen und Würstchen aus dem Tankrucksack wollen in meinen Magen. Findet mein Magen. Leider beginnt es gerade zu regnen, also sucht der gemeine Motorradgammelreisende sich einen Baum mit dichtem Blattwerk, und findet noch eine Bank dazu. Mahlzeit!

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Auch das Motorrad kriegt noch einen vollen Tank, Zeit ist ja, und dann ist das BNB auch schon fertig. 28 Euro. Leider mit ausführlicher Übergabe inkl. Antatschen von allem und ohne Lüften. Das hole ich dann mal nach.

Heute sehr viel Autobahn, insgesamt 690 km, dafür morgen nur Pässe :) Der Hinterreifen ist noch gut, der Vorderreifen hat heute auch kaum gelitten und hält noch zwei Tage. Bis dahin findet sich bestimmt etwas, und dann kann auch der Hinterreifen neu, dann ist das Reifenthema für diesen Urlaub erledigt.

Zielerreichung:
23,4% von 295 spanischen Passknackern geschafft
Ca 8 Tage übrig für Nordspanien
0 Umfaller, 1 Unfall

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Suitemeister
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#26 Beitrag von Suitemeister »

Ich hab jetzt leider nur ganz ganz grob überflogen - den Rest hole ich nach -, aber: Hast du an deinem Fotosetup und deinen Skills was gemacht? Deine Fotos haben m.E. einen qualitativen Sprung nach vorne gemacht, sowohl technisch (soweit man das bei dieser Auflösung beurteilen kann) als auch von der reinen Ästhetik her...?!

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#27 Beitrag von blahwas »

Nö. Samsung S10, direkt bei abload hoch geladen. Völlig unbearbeitet.

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#28 Beitrag von Suitemeister »

Not bad, schöne Bilder!

Und immer wieder beeindruckend, wozu moderne Smartphones für den Alltag in der Lage sind...

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Ackerschnacker
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#29 Beitrag von Ackerschnacker »

blahwas hat geschrieben: 20. Apr 2021 08:23 Nö. Samsung S10, direkt bei abload hoch geladen. Völlig unbearbeitet.
Das S10 macht schon richtig gute Fotos. Ist immerhin nur ein Telefon mit Kamera :]
Bisher: 🏍️ KLR 650; FZ 750; XJ 900 S; XJ 600 S; Street Triple; BMW K 1300 GT; Versys 1000 GT, Versys 1000 SE GT 🏍️
Wenn Du glaubst, alles unter Kontrolle zu haben, fährst Du zu langsam. (Mario Andretti)
Gesamtkilometer 🏍️: jenseits der 150.000 :coffee:
:drink: 5,3 l Ø

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#30 Beitrag von blahwas »

Di 20.4. Sierre de Gredos 1/2

Nördlich von Madrid ein paar Passknackerpunkte in Ost-West-Richtung. Genug für etwa 2 Tage Touren. Warum die da liegen, wusste ich nicht, wird ja hoffentlich kein Quatsch sein. Von der Region hatte ich aber noch nie gehört. Technikmäßig hat meine BNB-Wirtin für mich bei einem motorradaffinen Reifenhändler angerufen, den ich morgen oder übermorgen erreichen werde, um mal vorzufühlen in Sachen Termine, Lagerbestände und ob ich mir etwas hinliefern lassen kann/muss. Als er gehört hat, dass ich MT-09 fahre, konnte ich ihn übers Telefon lachen hören - so üblich sind die Reifendimensionen. Also einfach hinkommen und ca. eine Stunde warten. Prima, aber das ist ein Thema für später. Heute werden Pässe gefahren. Dann mal los!

Der erste Pass zieht sich eine Weile und die Straße ist eher bröselig. Ich mache mir Sorgen, ob das den ganzen Tag so bleiben soll. Auflösung: Nein, es wird besser. Und auch wieder schlechter. Ein Wechselbad der Straßenoberflächen.

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Insgesamt alles sehr hoch hier. Auch in den Ebenen stehen über 1000 Höhenmeter auf dem Navi. Die Passhöhen gehen bis 1909 Meter hoch. Es ist weitgehend einsam hier. Kühe sind ein großes Thema.

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Es hat 6-16 Grad je nach Höhenlage, was in der Goretexjacke dank der Sonneneinstrahlung auch auf einem Naked Bike gut geht. Später zieht der Himmel zu und ich habe 10 Minuten Regen. Da muss es dann schon die Regenjacke zusätzlich sein.

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Fürs Mittagessen decke ich mich im Aldi von Avila ein. Avila scheint eine Retortenstadt zu sein. Der Aldi ist seltsam leer, aber außer mir sind noch zwei andere Ausländer im Laden und sprechen Schweizerdeutsch. Oho. Meine Vorräte waren erschöpft, so kaufe ich groß ein und halte 15 Minuten später an einer Kuhwiese zwecks Mittagessen. Da kommt halbe Herde zum Glotzen an, was ich da treibe.

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Gegen Ende noch eine Straße mitten durch einen See?

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In den Tälern hat man gerade und übersichtliche Straßen. Die Pässe sind entweder supereinsam und etwas verfallen, oder super ausgebaut und mit ein wenig Verkehr drauf. Auf letzteren sind sogar ein paar Blitzer. In Summe eine faszinierende Gegend, die außerhalb von Spanien wohl niemand kennt. Zur Nächtigung suche ich mir 18 Uhr ein Hotel, buche aber heute mal vorab per Booking. Es ist in der Nähe der Hauptstrecke nach Madrid, aber ruhig gelegen, seit die LKW hier nicht mehr direkt vorbeifahren dürfen. Damit entfiel anscheinend aber auch 90% der potentiellen Kundschaft. Morgen geht's ca. 4h weiter mit der Region hier, und dann ganz in den Nordwesten von Spanien, mit Stopp beim Reifenhändler. Die üblichen Arbeits-/Öffnungszeiten hier sind übrigens 9-14 und 16-20 Uhr.

Zielerreichung:
28,8% von 295 spanischen Passknackern geschafft
1823 Kehren laut Passknacker
9 von 10 Zehennägeln tun nicht weh

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#31 Beitrag von fransjup »

Danke für deinen Bericht
Weiterhin gute Fahrt
gruß fransjup

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blahwas
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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#32 Beitrag von blahwas »

Mi 21.4. Mad Rider 2, Transfer, Reifenjagd

Heute mache ich die restlichen Pässe im Mad-rider Norden, und dann geht's stark nordwestlich. An der Nordküste Spaniens (und ihrem Hinterland) lauern zahlreiche Passknackerpunkte für mindestens eine Woche Kurvenspass. Bekannteste Region sind wohl die Picos de Europa. Ansonsten habe ich einen Reifenhändler auf halbem Weg des Transfers in der Route und hoffe, das er offen hat, wenn ich komme, und dass ich da was kriege.

Einpacken geht routiniert, Motorrad ist noch da, Kette wurde gestern Abend frisch gesprüht. Frisch ist auch eine zutreffende Beschreibung für das Wetter, daher geht's in Regenkombi los. Und schon wieder aus dem Hochtal (800 Meter) hoch in die Berge (bis 1880 Meter). Wie immer kein Verkehr, und heute überwiegend gute Straßen. Daran kann man sich echt gewöhnen. Ich frage mich, was hier, eine Stunde außerhalb von Madrid, wohl am Wochenende los ist? Vermutlich nichts, sonst wären da mehr Lokale.

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Mit Kühen muss man immer rechnen, mit oder ohne Gatter.

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Ich komme so gut voran, dass ich guter Dinge bin, es vor der 14-16 Uhr Mittagspause zum Reifenhändler in Valladolid zu schaffen, also mache ich gegen Ende etwas mehr Tempo. Das klappt leider nicht, denn der letzte Abstecher zum Puerto de la Quesara entpuppt sich als Bröckelpiste mit Kies drauf, noch dazu mit Wanderbaustelle - und da muss ich zwei Mal durch.

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Hektik ist da kein guter Begleiter. Die 160 km nach Valladolid hätte ich dann mit einem Schnitt von 110 km/h fahren müssen - und das auf einer zweispurigen Bundesstraße mit LKW-Verkehr und Ortsdurchfahrten, aber nicht zu schnell, sonst droht noch ein Tankstopp. Ne, das ist mir zu wild, ich gebe mich geschlagen und hoffe auf eine Notbesetzung während der Siesta.

Der Stadtverkehr von Valladolid kündigt sich durch einen Rückstau an. Ich habe in Sevilla aufgepasst und zaubere mich durch. Eine BMW mit Koffern folgt mir. Oha, da bin ich empfindlich, seit ich mal einem Trickbetrüger auf einer BMW mit Koffern in Deutschland aufgesessen bin. Also darf er gerne vor. F800GT, Turnschuhe, LS2-Helm - okay, das ist unverdächtig, da fahren wir mal hinterher. Im spanischen Stadtverkehr gibt es für Zweiradfahrer ungefähr zwei Regeln:

1. Es wird gefahren, wo Platz ist.
2. Wenn einmal gefahren werden soll, wo kein Platz ist, kann man davon ausgehen, dass die anderen Platz machen.

So komme ich dann zügig zur Anschrift des Reifenhändlers, und bin schon 14:05 da. Das Tor ist zu, die Tür verrammelt, klopfen und rufen führt zu keiner Reaktion. Das ist schade. Ich warte jetzt aber nicht 2 Stunden auf das Ende der Siesta und dann noch mal eine Stunde auf die Arbeit, wenn ich überhaupt direkt drankomme, und nicht jemand vor mir dran ist. Dann wäre ich bei 4 Stunden und damit dem halben Fahrtag. Also weiter.

Einen Versuch wert scheint die Stadt Léon zu sein, benannt nach dem VW Golf von Seat ;) 115 km weiter, und ein großer Reifenhändler dort macht schon um 15:30 wieder auf. Da gondle ich dann mal hin auf der nächsten Bundesstraße hin. Das ist ganz schön ermüdend. Gähnen während der Fahrt ist kein gutes Zeichen. Außerdem ist mir kalt. 11 Grad bei Bewölkung, brr. Also Pause am Feldweg, Snack rein, Beine vertreten, und dann den Rest runter reiten. Eine kleine Schrecksekunde liefert noch eine aufgegebene Tankstelle, aber mit 45 km auf Reserve kommt ich noch zur nächsten. Der 1 L-Kanister beruhigt zwar, aber am Straßenrand tanken, wenn LKWs mit 120 km/h vorbei pfeifen, ist auch nicht so das allerangenehmste. Der Reifenhändler in Léon ist schnell gefunden, und der ist wirklich groß. 8 Hebebühnen, alle direkt von der Straße anzufahren. Ich parke vor der ersten, das Auto hat eh grade keine Räder drauf. Bevor ich den Helm runter und die Maske drauf habe, werde ich schon vom Chef angesprochen, was ich wünsche.

Er steht meinem Problem mitfühlend gegenüber und notiert sich die Reifenmaße der Yamaha. Er wühlt im Computer, ich erblicke einen Satz TKC70 im Schaufenster - zumindest der Vorderreifen wäre erste Wahl für die Bröckelpisten, weil er super Rollsplit verdrängt, ohne echte Nachteile auf Asphalt, aber leider ist es ein 19"er. Und einen Felgenumbau wollte ich jetzt nicht auch noch angehen. (Obwohl!?) Das Hinterreifenmaß 170/60 R17 TKC70 steht bereit, und das hätte ich statt 180/55 R17 eh gern mal probiert, aber hinten brauche ich eher mehr Reichweite als ein TKC70 bietet. Es sind leider keine passenden Reifen in meinen Maßen auf Lager, aber es werden mir für morgen früh 10 Uhr je 1 Satz Pilot Power oder Conti Road Attack 2 angeboten, beide je 220 Euro inkl. allem. Okay, nicht meine Traumwahl, aber wird funktionieren. Die Nacht kann ich hier in der Stadt genauso gut wie anderswo verbringen, ich bin eh schon müde.

Also flugs eine Unterkunft gesucht. Léon ist eine Großstadt, es gibt hier Hotel, Hostels und BNB. In den Bewertungen lese ich schon von liebevollen und gesprächigen Wirten - nein, Leute, es ist Covid - und ich suche mir ein Hotel. Es fällt ziemlich modern aus. An der Rezeption werde ich von einem schneidigen Angestellten ausgezeichnet bedient. Es gäbe eine Garage für 6,60 Euro, aber der Chef parkt sein Motorrad immer neben dem Eingang, da ist 'ne Kamera, und das darf ich auch. Da sagt man: Danke!

So, nach dem Check-In und auspacken wollte ich eigentlich noch los, tanken, einkaufen und vielleicht Motorrad waschen... aber es fällt mir echt schwer. Ich muss mir eingestehen, müde zu sein und keine Lust mehr auf Motorradfahren zu haben. Ich bin ja auch gerade fast 300 km Bundesstraßen und 2x Stadtverkehr gefahren, und davor 200 km Pässe. Nebenan ist eine Pizzeria und neben dem Reifenhändler sind diverse Supermärkte. Da kann ich die Wartezeit morgen sinnvoll nutzen. Passt so. Umparken und ab in die Badewanne :) Das Hotelzimmer hat 25qm und eine Kochecke, aber auch 11 Lichtschalter und eine sinnlose Holzleiste an der Wand überm Kopfende vom Bett, so dass man dort kaum sitzen kann... moderne Hotels.

Zielerreichung:
31,9% von 295 spanischen Passknackern geschafft
6800 km gefahren seit Urlaubsbeginn 10.4.
2 Reifen runter, 2 Reifen bestellt

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#33 Beitrag von blahwas »

Do 22.04. Leon - Nord 1

Gut erholt aufgewacht im modernistischen Hotel fiebere ich dem Reifentermin entgegen. 10 Uhr ist fast etwas spät, aber ich könnte ja noch tanken fahren vorher. Also gepackt, ausgecheckt, losgefahren: Tankanzeige zeigt voll. Na dann halt nicht! Zum Reifenhändler gefahren, der sagenhafte 8 Hebebühnen hat, alle mit eigener Einfahrt, und direkt vom Chef empfangen und dirigiert worden, bevor auch nur ein Fuß unten war. Er zeigt mir die Reifen und sagt, dauert etwa eine Stunde.

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Okay, ich bin vorbereitet. Die obere Hälfte mein Soziustasche ist heute leer, ich gehe zu Fuß schön einkaufen und gucke mir nebenbei Leute und Häuser und die nähere Umgebung so allgemein an. Der Einkauf reicht sicherlich bis morgen Abend, und finde auch eine Bank hinter dem Reifenhändler mit Blick aufs Motorrad, wo ich ungestört mein Frühstück schnabulieren kann. Es wird dann doch etwas nach 11, weil die Räder in einer anderen Werkstatt ausgewuchtet werden, aber halb 12 reite ich bei km-Stand 32822 wieder los. Ich zahle 219 Euro, was ein echt fairer Preis ist. Auf frischen Reifen komme ich mir anfangs wie der erste Mensch vor, der versucht, Motorrad zu fahren, weil ich nicht mehr die Unförmigkeit der alten Reifen unbewusst kompensieren muss. Es geht in die Berge, und dafür muss ich gar nicht so weit Überführungen fahren. Schon nach 50 km schwinge ich mich elegante Schluchten entlang. Beim ersten Passknackerpunkt findet sich kein Schild oder anderes gutes Merkmal an den angegebenen Koordinaten.

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Das wird sich heute leider noch ein paar Mal wiederholen. In solchen Fällen hofft man, dass die Admins die Landschaft wiedererkennen, und falls nicht, fotografiert man die nächste Kilometertafel oder das nächste Ortsschild. Der Straßenzustand ist heute weitgehend sehr gut. Es gibt auch keine gerade Bundesstraßenetappen zwischen den Punkten hier. Außer diese ;)

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Auf den kurvigen Pässen werde ich zum Speed Touri und mir fällt auch wieder ein, warum ich die MT-09 gekauft habe :)

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Das Wetter macht derweil zu und ein paar Tropfen Regen kommen runter. Kalt war's leider schon vorher, aber jetzt wird's unangenehm. Ebenfalls unangenehm, der Punkt Alto de la Farrapona ist vom Osten her definitiv Schotter, mein Navi will aber trotzdem von Osten her dorthin fahren. Ich merke das und schaue in OSMand nach: Von Westen her Asphalt. Laut meinem Navi gibt's von Westen her gar keine durchgehende Strecke, aber jede Menge Waldwege. Da hilft dann ein zusätzlicher Wegpunkt an der Stelle, wo man von der Hauptstrecke runter muss, und ab da klappt's dann frei Schnauze. Einfach immer der Strecke mit der konstanten Steigung folgen. Ob angekommen sehe ich die andere Seite und bin froh, mich für diese Seite entschieden zu haben.

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Auch heute stehen wieder überall Kühe rum, wo man sie nicht erwarten würde. Ein Cowboy kommt entgegen, der mit seinem Pickup Kühe den Pass hoch treiben möchte. Die Kühe bleiben aber verwirrt stehen, als sie mich sehen, und eine beginnt gar in Gegenrichtung zu flüchten. Aber nicht weit. Ein anderes Mal überhole ich Schafherde - zum Glück eine sehr kleine, die daher einspurig lief. Die Gegend hier ist zwar Gebirge, aber durchaus besiedelt und auch belebt. Man trifft Menschen und sieht Autos.

Außerdem bin ich hier im Einzugsgebiet des Camino de Santiago, also der Pilger. Das macht gegen 17 Uhr die Suche nach einer Unterkunft überraschend einfach. Das Hotel-Restaurant sieht von außen sehr geschlossen aus, aber die Tür geht auf und drinnen kriege ich ein Zimmer für 25 Euro. Dass es kein eigenes Bad hat ist nicht so super, aber ich bin heute bisher der einzige Gast. Duschen mit Maske wollte ich jetzt nicht, aber ich halte es auch mal einen Tag ohne Dusche aus, besonders wenn es nicht heiß war. Heute war ein spannender Einstieg in diese Gegend mit viel Fahrspaß und wieder mal immer wieder neuen Landschaften. Spanien hat echt viel zu bieten.

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#34 Beitrag von blahwas »

Fr 23.4. Nord 2 Chaostage

Leckomio. Der Tag heute allein reicht für einen ganzen Reisebericht. Es begann mit einer nicht so tollen Nacht in einem nicht so tollen Hotel. Ich blieb leider nicht der einzige Gast, und der zweite Gast hat als Hobbies 1. Rauchen und 2. Gewalthusten mit Hochziehen und Röcheln. Ich sehe also zu, dass ich morgens zügig da weg komme. Leider war noch niemand an der Rezeption, daher hinterlasse ich 20 Euro in meinem Zimmer, das eigentlich 25 Euro kosten sollte. Ich habe es aber nicht passend, und mehr bezahle ich bestimmt nicht freiwillig. Ich nehme mir aber vor, dem Besitzer eine Mail zu schreiben und um seine Bankverbindung zu bitten, für den Rest.

Um 8 Uhr startet die Yamaha fertig gepackt mit leicht schlechtem Gewissen auf eine Tagestour, die ziemlich sternförmig aussieht. Der erste Passknacker ist gleich mal 130 km entfernt, davon aber das meiste Bundesstraße und auch Autobahn. Heute gibt es keinen Regen, aber warm ist es hier, jenseits der 1000 Höhenmeter, noch lange nicht.

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Wie ich so die Autobahn entlang döse, wird der Verkehr einspurig verengt und weiter vorne lauert wieder eine Polizeikontrolle. Ich will eigentlich diese Abfahrt hier nehmen und hoffe noch, dass ich vorher abfahren kann. Dazu halte ich mich sehr dicht hinter dem LKW vor mir und an seiner rechten Seite. Das nützt leider nichts, die stehen mit 8 Mann auf beiden Seiten der Straße und haben mich gesehen. Einer hat ein G36, bis ich da außer Reichweite bin, ist mein Topcase durchsiebt. Noch mehr Löcher in den Vakuumbeuteln kann ich echt nicht gebrauchen und mein Rückenprotektor ist nur Level 1, der hilft nicht gegen 5,56 x 45 mm. Also stelle ich mich der Kontrolle.

Uniformierter #1 spricht mich an, ich kann aber kein Spanisch. Ich werde zur Seite gewunken. Tätä, reingetappt. 8 Beamte, alle mit Pistolen, einer zusätzlich mit einem G36. Das ist mindestens einer zuviel, um mit meiner Nagelschere da eine realistische Chance zu haben. Uniformierter #2 spricht mich auf Englisch an. Kann ich! Und eigentlich bin ich ja gar nicht SO illegal hier. Also spiele ich mal mit. Ausweis bitte, und was machen Sie hier. Hier ist mein Ausweis, ich bin
a) auf der Durchreise aus Portugal
b) Tourist und reise durch Spanien
c) wüste Beschimpfungen auf übelstem Bayerisch
Ich bleibe mal ehrlich und wähle b). Uniformierter #2 ist verwirrt, und fragt bei Uniformierter #3 nach. Uniformierter #4, der mit dem G36, zuckt kurz zusammen. Ich schnappe das Wort "Test" auf. Uniformierter #2 fragt, ob ich einen Test hätte. Na klar, daaa hinten in meinem Topcase. Bitte zeigen. Okay, ich steige ab und gehe zum Topcase. Uniformierter #2 begleitet mich intensiv und steckt mit der Nase in meinem Topcase, kaum dass es offen ist. Alter Polizistenreflex, Typ "zeigen sie mal Verbandskaten, Warndreieck, Reserverad" - oder auch einfach nur Eigenschutz, falls ich da eine Klapp-Bazooka raushole. Spanien ist ja nicht ohne was Inlandsterrorismus angeht. Während ich werkle werde ich gefragt, ob ich das erste mal in Spanien bin. Aha! Smalltalk! Sehr gutes Zeichen!

Mein ausgedruckter PCR Test vom 9.4. gefällt ihm. Ich erkläre noch, dass ich den auch für Frankreich gebraucht habe und dann zügig durch Frankreich gefahren bin. Wohin ich heute fahre? Weiß ich nicht so genau, aber ich zeige die Route auf dem Navi. Ah, Asturien. Ja, bestimmt? Dann gute Fahrt! Und schon bin ich fertig. Außer dass ich wieder aufrödeln muss - Handschuhe ausziehen in Regenkombi, Kenner wissen was das heißt. Der neben mir fertig kontrollierte Sprinter springt nicht mehr an. Das Mitgefühl der Polizisten wird in Gelächter ausgedrückt. Eieiei. Bloß weg hier. Niemanden umfahren und dann quickshiftend weg da bevor jemand auf die Idee kommt, die Zähne auf dem Kettenrad nachzuzählen.

So, zu meinem Passknackerpunkt Alto de Poio! Da geht's recht zügig hin, allerdings in die Wolken rein. Das heiß keine Sicht und Kälte. Zum nächsten Punkt habe ich zwei Möglichkeiten: Nahezu den gesamten Weg zurück, oder über Minipopelstraßen ziemlich Luftlinie. Die Navis sind sich uneinig, was schneller geht. Eine Stunde Autobahnlangweile hatte ich, außerdem müsste ich dann noch mal an der Kontrollstelle vorbei - auch wenn die einseitig ist, mir ist das unangenehm. Also Minipopelstraßen. Laut OSMand alles asphaltiert. So schraube ich mich in die Landschaft rein, und tatsächlich habe ich Asphalt und sogar einen Mittelstreifen. Aber nur bis zu einer Kehre, dann will Chinanavi geradeaus fahren. Das geht auch 5 km gut, allerdings mit zunehmend verwirrt guckenden Anwohnern und Hunden in allen Größenordnungen, die es auf der Straße echt gemütlich finden. Dann kommt ein Sportplatz und Ende Gelände. Chinanavi wollte kurz vorher auf einen Feldweg abbiegen, den ich aber verweigere. Am Sportplatz sind Bänke zum Rasten. Das trifft sich gut, Frühstück fehlt bisher.

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Ich kriege was zum beißen, und der Hotelier kriegt die angedachte Email. OSMand liefert die Erkenntnis, dass man vorhin in der Kehre besser auf der "Hauptstrecke" geblieben wäre. Ich habe einen Handyhalter dabei, will den aber nicht extra montieren - der ist einfach zu sperrig. Ich habe aber ein Garmin Zumo 220 mit OSM-Karten dabei, das kann mich doch navigieren! Klar, es berechnet eine Route, und malt eine gerade rosa Linie in die Landschaft zum nächsten Wegpunkt. Prima, dann kann ich es ja gleich wieder ausschalten und wegpacken. Ich mag das Scheißding eh nicht. Die restliche Route finde ich auch mit dem kleinen Chinesen, wobei der Straßenzustand 98% echt okay, 1% naja und 1% haarsträubend ist. Gemessen am nicht vorhandenen Rang dieser Verbindung ist das überraschend gut. Am Punkt Puerto de Ancares angekommen bin ich dann trotzdem erleichtert, dass es jetzt wieder auf Hauptstrecken geht. Die Yamaha hat nämlich auch schon wieder Appetit. An der Hauptstrecke wird sie auch bald bedient. Die Nebenstrecken haben keine Tankstellen. Da will ja auch niemand mit einem Tanklaster fahren.

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Dafür gibt's hier wohl Bären. Ich sehe aber keine.

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Aber Kühe und Pferde immer wieder.

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Weiter geht's Richtung Norden. Hier sind die Navis sich wieder uneinig. OSM möchte einen Umweg, China möchte direkt. Ich probiere direkt, weil es in OSM gut ausgebaut aussieht. Der Einstieg ist etwas schwer zu finden. Das hier ist eine (ehemalige?) Bergbauregion. An einem LKW-Wendeplatz hinten raus, 3x ums Eck, geht's auf eine sehr gut ausgebaute, 30 km lange "Bundesstraße" - mit einem großen Schild mit viel Text. Ich erfasse Satzfetzen vom Typ "Privatstraße", "Minengelände", und "verboten". Was genau das heißen soll, weiß ich nicht, aber das würde erklären, warum OSM hier nicht entlang möchte. Da jede Menge Zivilfahrzeuge und keine grob verschmutzen LKW hier fahren denke, dass das klar geht. Und das geht dann auch klar. So knacke ich mich weiter durchs Land und genieße Straßen mit flüssigen Kurven und prima Aussichten.

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Man sollte es aber nicht übertreiben, wird angedrohnt.

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Am Puerto del Connio lade ich die nächste 500 km-Tour, und gleiche sie aus irgendeinem Impuls heraus noch mal mit der Passknackerlandkarte ab. Das tue ich normalerweise nicht, aber heute hat es sich gelohnt: Der Pozo de las Mujeras Muertas war in keiner von beiden Routen. Das hätte mich den Landespreis Spanien kosten können! Jetzt muss ich nur noch einen Weg dorthin finden. 13 km Luftlinie werden zu 50 km Route, und die führt geradewegs in einen Schotterweg. Nein, da spiele ich nicht mit. Manchmal macht das Chinanavis das, die Ausschlüsse ignorieren, wenn der Umweg zu groß wäre. Das ist mir aber egal, der Umweg ist auch ein Weg, und zum Motorrad fahren bin ich schließlich hier :) Es ist weiterhin sehr schön hier, auch wenn ich fünf Regentropfen abbekomme.

Dann macht die Route einen Schlenker nach Westen und ich verliere an Höhe. Nach dem Punkt Alto de Acevo suche ich ein Hotel. Ein "Hotel"-Hotel, nix mit Hostel, BNB & Co. Eigenes Badezimmer, por favor! Ich werde fündig, wenige Kilometer von meiner Route entfernt. Ich buche per Booking, fahre hin, 8 Uhr bis 17:45 reicht echt als Fahrzeit. Auf dem Weg habe ich plötzlich Sicht auf den Atlantik - zweites Meer, Check!

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Endlich angekommen checke ich ein. Wieder mal mit Hand und Fuß, mangels gemeinsamer Sprache. Der Wirt zeigt mir zwei Zimmer und ich darf mir eins aussuchen. Beide sind gut - ich nehme das zweite. Hier hat jemand mitgedacht und die Fenster offen gelassen, damit Covid schön raus geweht wird. Ich mache etwas Kettenpflege und einen Spaziergang für die Beweglichkeit, und wenn ich einen Supermarkt fände, könnte ich mir zum Abendessen auch noch 'ne Packung Wurst vorstellen.

Dann jedoch das zweite Highlight des Tages, 15 Minuten in meinen Spaziergang hinein. Der Wirt spricht mich an und bittet mich, ins Restaurant zu kommen und mich an einen Tisch zu setzen. Dort sitze ich jemandem gegenüber, den ich noch nicht gesehen habe. Es hat etwas von Der Pate. Der Pate spricht französisch und englisch, wir einigen uns auf englisch. Der Pate erklärt mir, dass es ein Problem gäbe. Es tue ihnen sehr leid, man habe einen Fehler gemacht. Hier in diesem Landkreis sind keine touristischen Übernachtungen erlaubt. Es gäbe aber 9 km weiter ein anderes Hotel, wo ich übernachten könnte, weil es ein anderer Landkreis ist. Wenn ich einverstanden bin, soll ich die Buchung hier stornieren und einpacken, man wird mich dorthin begleiten. Dafür gibt's auch aber Freigetränke. 1 Bier kriege ich sofort und noch 2 Dosen in einer Tüte. Ich stehe ihrem Problem mitfühlend gegenüber. Endlich mal Probleme, könnte man auch sagen. Ich bin jetzt 13 Tage unterwegs und hatte noch kein derartiges Problem mit Übernachtungen - das hat mich bisher ehrlich ein wenig überrascht. Ich willige ein und packe meine Sachen. Der Pate fährt im Auto voraus, ich hinterher. Ich frage mich noch, im angeborenen Misstrauen, ob ich jetzt in eine Lagerhalle geführt und dort ausgeraubt werde, aber lache über den Gedanken. Er fährt langsam. Ich fahre Schlangenlinien. Die Nachricht kommt an. Der Pate kann auch schnell Autofahren. 9 km und keine einzige StVO-Verletzung später kommen wir am neuen Hotel an. Ich soll das Motorrad mit dem Nummernschild zur Wand einparken. Der Wirt hier ist informiert und zu dritt checken wir mich ein. Ich war niemals hier. Ich weiß ja nicht mal, wo ich überhaupt bin.

Das Zimmer ist minimal hochwertiger, und ich packe aus. Im Ort habe ich einen offenen Supermarkt gesehen, da hole ich mir jetzt mein Abendessen. Ansonsten tue ich dem Wirt wohl einen Gefallen, wenn ich nicht den gesamten Ort abwandere sondern mich bald wieder zurückziehe. Der Wirt des Hotels, aus dem ich mich morgens rausgeschlichen habe, hat mir zurückgeschrieben, das wäre schon in Ordnung mit den 20 Euro, ich hätte ja nicht gefrühstückt und man bedankt sich für meinen Zahlungswillen. So geht ein ereignisreicher Tag zu Ende. Mal sehen, wie das künftig mit den Übernachtungen läuft. Mahlzeit!

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#35 Beitrag von blahwas »

Sa 24.4. Nord 3 - einfach mal Motorrad fahren

Der beginnt für mich um 8 Uhr mit dem typischen Plätschern von intensivem Regen. Meh. Ich bin hier unter Atlantik-Einfluss, da kann das schon mal vorkommen. Was sagt das Regenradar? Es zieht nach Norden und es kommt nichts nach? Prima, ich fahre heute nach Osten und habe damit den Rest des Tages keinen Regen. Und wann hört es hier denn auf? Um 9 Uhr. Prima. Dann kann ich den Tag ja gemütlich beginnen, ohne Regenklamotten starten und muss nicht den ganzen Tag mit nassen Handschuhen fahren. Die riechen jetzt schon wie eine Tierkörperbeseitigungsanlage vier Wochen nach Weihnachten.

Das klappt tatsächlich gut, und so mampfe ich mich ostwärts durch die Passknackerlandkarte. Die Strecken sind noch eine Weile feucht, aber alles trocknet bei Wind und Sonne. Die Berge dampfen.

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Heute habe ich überwiegen kleine Popelstraßen, was mir auf Dauer etwas auf die Nerven geht. Ich frage mich, ob's an meinem Navi liegt, oder ob's da wirklich keine besseren Verbindungen gibt. Besonders schlechter Ausreißer:

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Okay, die Hauptstrecken sind Nord-Süd, und ich fahre West-Ost, aber ich überquere teilweise richtig hohe Pässe, mit Schild, die nicht bei Passknacker eingetragen sind. Da war vor mir also noch keiner, also sind die einen anderen Weg gefahren. Oder, weigern sich wie ich, neue Pässe einzutragen, weil das zu roten Flecken auf der Lebenswerk-Karte führt. Aber letztes Jahr war der Passknacker-Präsi hier, dessen Superkraft es ist, dass Pässe, die er einträgt, auf seiner Lebenswerk-Karte grün sind. Hmm! Naja, immerhin sind auch mal tolle Aussichten dabei.

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Weniger cool dagegen die Sperrung einer Autobahn, und auch gleichzeitig ihrer Ausweichstrecke nach Oviedo. Umleitungen ausschildern ist außerdem was für Feiglinge, und im Bergland hat mein Navi wieder eigene Ideen. In der Nähe von Oviedo wird's mir dann warm, über 20°C! Also bei der nächsten Tankstelle raus aus den warmen Sachen, Eis essen, und gleich mal die Yamaha ein bisschen putzen. Soviel Liebe muss sein. Jetzt ist sie nur noch normal dreckig und sieht nicht mehr aus wie nach einer Paris-Dakar-Teilnahme. Die Region sieht derweil eher wie der Schwarzwald aus, nur für mich ohne Bundesstraßen.

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Mittagspause mache ich bei einer Windfarm, genau unter dem Propeller. Windkraftanlagen sind ja die Geisel der Menschheit, wenn man manchen Leuten glauben mag. Ich stehe hier direkt drunter, höre jedes einzelne Rotorblatt und muss sagen: Ich meiner letzten Wohnung war im Schlafzimmer der Kühlschrank aus der Küche lauter zu hören. Ich werde auch nicht von toten Vögeln getroffen, die im Sekundentakt vom Propeller geschreddert werden. Es liegt nicht mal was in der Art rum. Aber die Brennstoffindustrie würde in ihrer Gemeinnützigkeit sicherlich nie Desinformation streuen.

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Höhepunkt des Tages ist der Cima de L'Angliru, der vermutlich höchste anfahrbare Punkt im Großraum. Die Straße geht als schmale Sackgasse in Serpentinen mit teilweise 24% Steigung auf der Nordseite auf 1500 Meter hoch. Am Fahrbahnrand liegt noch Schnee. Radfahrer quälen sich hoch, oben steht schon jemand mit einer Harley. Respekt!

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Später ist noch die Strecke hoch zur Alto de la Cobertoria ziemlich spaßig zu fahren, da wird die Reifenmitte geschont, aber runterwärts ist durchgehend Überholverbot, mit Drohnendrohung, und bald laufe ich auf einen Schleicher auf. Da hilft auch eine Pause nicht viel, denn danach laufe ich auf einen Konvoi historischer und/oder sportlicher Fahrzeuge auf. Immerhin hat man was zu gucken.

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Die restlichen Punkte der Region sind nicht der Rede wert, zu zersiedelt ist es hier, und so gucke ich etwas genervt gegen 17 Uhr nach einer Unterkunft. Bitte wieder Hotel. Richtung Küste gibt es mehr Auswahl, und da sind auch Straßen, wo man zügig voran kommt. Das Hotel ist OK, nicht mitten in einer Stadt, es wurde gelüftet, und ich kann diskret parken. Jetzt noch in den Supermarkt, am Land bis 20:30 geöffnet, und der Tag kann ausklingen. 2 Bier (Estrella) sind von gestern auch noch da :)

Zwecks Heimreise habe ich einen Flug ab Madrid gebucht. Das macht zwar Greta traurig, und ich wollte das auch nicht mehr, aber bei 28 Euro ist es verflucht schwer, sich stattdessen 2 Tage auf die Autobahn zu setzen. Zwecks Motorradbetreuung habe ich ein paar Yamaha-Händler in Madrid angeschrieben, ob sie Lust haben, den 40000 km Service zu machen (großer Service) und mein Motorrad ein paar Wochen unterzustellen. Ich will ja noch die Pyrenäen dieses Jahr fahren, und die Yamaha-Händler hier können unmöglich schlechter und teurer als die Yamaha-Händler in meiner Heimat sein.

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#36 Beitrag von frieda »

Bin gerade nach Hause gekommen, besser als Tageszeitung, der Reisebericht vom Admin kommt gerade frisch rein, kann man sich

dran gewöhnen. Und die Fotos :o , zuhause wegen Kälte und Corona nur kleiner Radius, langsam kennt man alles. :(

Weiter so. :clap:

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#37 Beitrag von Luzifear »

Tach,
frieda hat geschrieben: 24. Apr 2021 19:22 ...besser als Tageszeitung, der Reisebericht vom Admin kommt gerade frisch rein, kann man sich ...
leider ist es nicht nur kurzweilig, sondern auch immer zu kurz. :(
Vielleicht sollte man eine Mindestanzahl an Zeichen einführen.

Servus, die Luzi
Ich bin der, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben. :lol:

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#38 Beitrag von blahwas »

So 25.4. Nord 4 - Picos de Europa

Gut geschlafen, routiniert gepackt, beim Checkout bezahlt, geht es bequem und warm früh los. Bald gerate ich jedoch in eine Polizeikontrolle. Da stehen ein Auto und 2 Mann zwischen Autobahnausfahrt und Kreisverkehr. Keine Gewehre. Da habe ich eine Chance mit der Nagelfeile! Ich werde angesprochen. Ich sage nur ein Wort: "Ingles?" - was soviel heißt wie, "Ich bin nicht von hier - sprechen Sie vielleicht Englisch?" - und das führt zu "Gracias" = Danke plus Winken in Fahrtrichtung. Die kürzeste Kontrolle aller Zeiten. Der hatte entweder keine Lust sich mit Englisch zu quälen, oder er wusste, dass Touristen sich nicht die Einschränkung der Bewegungsfreiheit zwischen Landkreisen halten müssen.

Die Strecken heute morgen überzeugen mich leider nicht. Es ist dröges Gestolper auf engen, schlechten Straßen mit wenig Weit- oder Aussicht. Tiefpunkt für mich, der Collado Moande. 12 km durch Wald auf schlechter schmaler Strecke, die ich danach zurück muss, und dann gerade mal diese Aussicht, das enttäuscht schon:

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Man stumpft ab. Später wird es aber deutlich schöner.

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Zum nächsten Punkt, dem Puerto de San Isidro, schlängelt sich die Strecke dann endlich erfreulich hoch ins Gebirge. Kahle Felsen sieht man gern! 1520 m am Höhenübergang.

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Danach wird's nicht so viel tiefer, die Landschaft ist auch völlig anders. Außerdem bin ich jetzt in Leon und nicht mehr in Asturien.

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Aber MT-09 will schon wieder Sprit. Passt ganz gut, da kommt eine Tanke in 30 km, sind dann 40 km auf Reserve, das reicht bei normaler Fahrweise. Leider war diese Tankstelle in Puebla de Lillo gerade geschlossen. Ein handschriftlicher Zettel im Fenster spricht von Mittagspause 14-16 Uhr, wenn ich das richtig verstehe. Es könnte auch "Sonntags und an Feiertagen geschlossen" heißen. Hm. Bis 16 Uhr sind es 30 Minuten. Die nächste Tankstelle auf meiner Route schaffe ich nicht mehr ohne Kanister, und mit Kanister wird's auch knapp. Immerhin kommt kurz dahinter dann noch eine Tankstelle. Die nächste Tankstelle, abseits meiner Route, sind 30 Minuten Umweg. Alles keine tollen Optionen. Ich entscheide mich für weiterfahren. Bei 53 km auf Reserve beginnt es zu ruckeln, ich suche mir eine schöne Stelle zum Anhalten und fülle meinen Liter aus dem Kanister nach.

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Es sind noch 20 km zur Tankstelle. Das entspricht einem Verbrauch von 5 l/100 km, das sollte ich doch schaffen. Die Landschaft wird derweil immer mehr Norwegen - nur mit Kühen.

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Im nächsten Ort gibt es dann wirklich eine Tankstelle, und ich fülle erst meinen 1 L-Kanister, und dann meinen 14 L-Tank (auf dem Seitenständer). Es sind insgesamt 15,5 Liter. Zauberei :) In Summe außerdem 71 km auf Reserve gefahren.

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Danach schnappe ich mir noch einen Passknackerpunkt, der ein Abstecher ist, und weil es schon 17 Uhr ist, suche mir dann ein Hotel. 40 Euro, etwas abgelegen, mit Restaurant. Das gefällt mir. Leider ist im Ort kein offener Supermarkt, daher bin ich wohl aufs Restaurant angewiesen. Leider macht erst es um 8 auf. Ich bestelle Rührei mit Pommes. Und werde gefragt: Mit Schinken? Da kann man doch nicht nein sagen :)

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#39 Beitrag von blahwas »

Mo 26.4. Nord 5 - Picos de Europa 2

Heute geht's im Hochgebirge weiter. Spiegelei mit Schinken auf Pommes vom Vorabend ersetzt das Frühstück. Es geht zunächst noch mal an der Stadt Riano vorbei. Ein echt magischer Ort, mitten im See gelegen, und rund um die See ist eine traumhafte Kurvenstrecke mit prima Radien für den 4. und 5. Gang, ohne Verkehr und wie immer, ohne Limits! ;) Und sogar eine Tankstelle gibt's dort!

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Und dann fahre ich den ganzen Tag schöne hohe Pässe, bin das einzige Fahrzeug weit und breit, und wedele um die Kurven, dass die Reifenmitte geschont wird.

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Unterbrochen nur von einem ausgewogenen Bikerfrühstück ;)

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Dann wieder Berge und Pässe...

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... und Pässe und Berge...

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Manchmal ist auch eine längere Schlucht dazwischen. Diese hier ist 24 km lang, übersichtlich und die Straße ist schön breit. Kann man bequem im 5. Gang abreissen, oder im 4. Gang richtig angasen. Oder zwei schnelle Autos im 3. Gang überholen. Die MT-09 ist da sehr variabel.

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... dann aber wieder Berge und Pässe ;)

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Drollig ist der Punkt Collado Barreda, denn hier werden über 3 Kilometer länge Kühe den Pass runter getrieben. Es sind aber nicht sehr viele, und zwischendurch auch mal 100 Meter keine Kuh. Das besondere daran ist, dass diese Kühe hier StVO können. Die gehen rechts. Wenn sie links am Gras naschen und mich kommen hören oder sehen, wechseln sie auf die rechte Straßenseite. Vorbildliche Verkehrserziehung! Nur stubenrein sind sie nicht.

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Höchster Pass heute ist der Puerto de San Glorio mit 1609 m. Das ist nicht so hoch wie in den Alpen, aber die Landschaft ist die gleiche. Dafür ist hier absolut kein Betrieb. Man hat 99% der Straßen für sich alleine. In den Orten ist Leben, es haben Restaurants und Märkte geöffnet, aber jeder bleibt in seinem Landkreis und von Touristen sehe ich nichts. Ideal für mich. Tolle Region!

Beim letzten Pass setzt langsam Regen ein. Danach kam eine längere Überführungsetappe. Klarer Fall, da suche ich mir ein Hotel am Ende der Überführungsetappe und friere dorthin noch kräftig bei 10°. Als ich den Kopf senke, um aufs Navi zu glotzen, ob das hier immer noch über 1000 Höhenmeter sind, trifft mich irgendwas kräftig am Kopf - von vorne/oben. Eigentlich zu schwer für einen Vogel. Ich sehe keine Spuren am Helm oder an der Klamotte. Auch Gepäck und Zubehör sind noch vollzählig. Ich drehe jetzt nicht um, um zu gucken was das war - ich werde es wohl nie erfahren. Der Regen hört dann freundlicherweise auch wieder auf. 17:45 komme ich am Hotel an. Laut Schild öffnet die Rezeption um 18 Uhr. 18:05 gehe ich rein, es ist noch keiner da. Also rufe ich die Nummer auf dem Zettel an und erkläre mich. 5 Minuten später werde ich empfangen. 50 Euro ist etwas mehr als sonst, aber dafür mit Frühstück. Gegenüber ist ein großer Supermarkt. Prima, ich habe Hungerr! Das führt zu diesem Vollwert-Bio-Einkauf:

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Naja, das reicht dann hoffentlich für zwei Abende und Fahrtage :)

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Re: Reisebericht 2021 Spanien, Portugal?, Frankreich

#40 Beitrag von fransjup »

Moin Johannes
Hört sich klasse an , ich glaube da muß ich auch mal hin . :top: :thx:
Weiterhin gut fahrt
gruß fransjup

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