Auf dem Rückweg aus Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro habe ich natürlich auch wieder Pässe in Österreich geknackt.
Fr 29.07. Metal Days Abreise, Austria-Etappe 1/3
Heute ist Abreise von den Metal Days. Nach 4 Nächten und 3 ganzen Tagen in Tolmin, Slowenien bin ich ausreichend erholt, dass ich mich wieder aufs Motorrad traue
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Mein Camping-Gepäck schleppen freundliche Zeltplatznachbarn aus Nürnberg mit nach Hause, so dass ich mit weniger Gepäck weiterreisen kann als ich angekommen bin, weil ich auch Dreckwäsche in die Tasche gepackt habe.
Ein gemeinsames Frühstück gab es heute nicht, aber ein gemeinsames Aufräumen. Luca und Nic packen ein Zelt, den Pavillon, eine Kühlbox und viele Stühle in den Transit, dank (oder trotz?) der Hilfe von noch wachen Festivalbesuchern. Ich reiße nur das Zelt ab und werfe mich heldenhaft und schädelfrei auf die Versys. Es geht das Soca-Tal nach Norden. Die Strecke kenne ich schon. Früh um 8 ist nichts los. Auf dem Heimweg liegt noch Italien als 7. Land dieser Reise.
Ab jetzt wird's kalt. Es ist übrigens ein weiter Weg ins Tal, besonders wenn man Carabineri vor sich hat, denn die Mittellinie ist echt das ganze
Seebachtal (Seitental des Kanaltal) entlang durchgezogen. Danach geht's auf die Autobahn nach Österreich rein, ich hatte sogar noch vorher eine digitale Vignette gekauft. Da Wolken aufziehen, ziehe ich die Membran rein und die Regenjacke drüber. Erster Punkt in Austria soll das Gipfelhaus Gerlitzen sein. Da kommen dann wieder ein paar Nervfaktoren zusammen: Regen, und eine angekündigte Sperrung der Bundesstraße, die ich brauche. Ursache sind Hochwasserschäden. Hier haben sich diverse Flüsse einen neuen Weg gesucht.
Eine Umleitung wird nicht erwähnt. Hmm. Google Maps kennt eine Umleitung. Die ist zwar nicht beschildert, aber real funktioniert sie. Es ist eine recht unübersichtliche 4 Meter schmale Strecke, und der telefonierender Autofahrer vor mir schafft es nicht, mal 3 Sekunden ganz rechts zu fahren. Erst das wiederholte Anzeigen der Überholabsicht mit Licht- und Schallzeichen verleitet ihm zum Handeln. Ich glaube zwar, dass er mich ausbremsen wollte, aber dabei wurde er so langsam, dass ich sicher links vorbei konnte. Hier kommt genug Gegenverkehr, dass ich mir das nicht sinnlos hinter einem Auto antun muss. Noch eine Umleitung später und noch ein Sperrschild weiter kommt der Abzweig zur Gerlitzen Straße. Die kostet 8 Euro Maut, am Automaten zu bezahlen, und ich dachte im ersten Moment, die wollen dass man das mit Münzen passend zahlt. Aber der Automat nimmt auch Scheine und wechselt sogar. Die Strecke hoch ist steil und eng aber in gutem Zustand. Oben lässt der Regen nach und ganz oben ist's beeindruckend.
Erster Punkt gesammelt
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Auf dem Weg runter kann man sich den Regen von oben ansehen, bzw. die trocknende Landschaft.
Den Krastaler Sattel nehme ich noch schnell mit, dann geht's kurz ins Hotel. Das ist zwar ein Umweg, aber da bekomme ich die KärntenCard, mit der ich alle folgenden Punkte mautfrei fahren kann, was rund 40 Euro spart. Das Hotel in Malta (Stadt, nicht Land) ist schnell gefunden und der Checkin klappt schnell - da es erst 12 Uhr Mittags ist, kann ich nicht aufs Zimmer, aber meine Topcaseinnentasche kann ich hier lassen. Das erleichtert mich. So habe ich jetzt noch ein paar Punkte zu fahren. Und mit der Maltatalhöhenstraße fange ich an! Da war ich noch nie. Die Straße hat 2 oder 3 Ampeln mit Wechselverkehr an Engstellen, und viele Tunnels. Die Landschaft ist echt beeindruckend. Oben gibt's eine Staumauer und da ist es auch etwas touristisch.
So, jetzt geht's wieder nach Süden. Goldeck Höhenstraße und Villacher Höhenstraße lagen zwar fast an der Vormittags-Route, aber da hätte ich Maut zahlen müssen, die jetzt mit der KärntenCard kostenlos sind. An der Goldeck Höhenstraße ist aber einfach nur die Schranke offen - heute also keine Maut. Die Straße ist nett und eigentlich mit der Villacher Höhenstraße gut zu vergleichen. Vielleicht etwas kürzer, und einsamer. Das ist die Aussicht oben.
Die Villacher Höhenstraße hat praktisch die gleiche Aussicht - daher kein Bild
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Jetzt kann ich entweder ins Hotel oder noch die Nockalm Höhenstraße mitnehmen. Da muss ich mich aber sputen, denn die schließt für Motorräder um 18 Uhr. Ich fahre wieder fast am Einstieg zur Gerlitzen Höhenstraße vorbei, und dann ist auch dort die Schranke offen. Hätte ich das vorher gewusst, wäre die Route einfacher gewesen. Naja, egal, ich genieße die weitgehend verkehrsfreie Nockalm Höhenstraße.
An der Nordseite ist noch der Abstecher zum Schönfelder Sattel drin, auch wenn die letzten 600 Meter anscheinend gesperrt sind. Auch hier gibt es wieder Hochwasserschäden. Dann aber ab ins Hotel! WC und Dusche sind dringend nötig, denn Dusche hatte ich seit Montag keine mehr - aber immerhin einen sehr frischen Fluss, und eine Regendusche in der Mitte. Dann noch Abendessen im Hotel und etwas Schnacken mit einem norwegischen Motorradfahrer, der mein Mayhem-Shirt erkennt. Ja, ich trage Bandshirt im Motorradhotel und Kawasaki-Shirt auf dem Metal-Festival - weil ich's kann!
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Und weil das Kawa-Shirt atmungsaktiv ist.
Die Route heute war extra verwirrend dank des Abstechers zum Hotel. 516 km und etwa 9h im Sattel mit Autobahn zum Zeitsparen.
Passknacker-Status: 53% Austria. In der Rangliste bin ich übrigens durchgehend auf Platz
4, weil man mit den Balkanländern da nicht viel erreicht. Es sind gemessen an der Strecke halt wenig Punkte da.
Sa 30.07. Austria-Etappe 2/3
Heute geht's den ganzen Tag nur durch Österreich. Die Nacht im Hotel war gar nicht so erholsam, weil das Bett knirscht und ich anscheinend auf die Bettwäsche allergisch bin. Hatte ich die Katzenhaare eigentlich schon vor der Nacht am Schlafanzug?
So geht es nach dem Hotel-Frühstück etwas träge aufs Mopped. Immerhin ist der Regen gerade vorbei. Leider hole ich den Regen wieder ein auf meiner morgendlichen 100 km Autobahn-Etappe. Auf den Bergstrecken zu meinen Passknackern ist dann wenig bis kein Verkehr, und ich sehe außerhalb der Autobahn auch Null weitere Motorradfahrer. Es tröpfelt nur noch leicht, das Thermometer zeigt 15 Grad und ich bin einigermaßen ausreichend warm und dicht angezogen, obwohl ich für die Regenhose zu faul war - die Membran hält dicht.
So sammle ich ein paar Punkte ein, bis ich mittags wirklich zu müde und kalt bin.
Da kommt ein einsames Gasthaus hinter der Weinebene gerade Recht. Es gibt zwar keine Suppe auf der Karte, aber der Wirt macht mir einen kleinen Chili Con Carne. Der wärmt ganz gut. Der halbe Liter Spezi dazu macht es leider gleich wieder zunichte. Aber nach der Pause ist der Regen weg und kommt auch nicht wieder! Das hat also funktioniert.
Zum "Almwirtshaus Altes Almhaus" darf ich mal wieder ein paar Kilometer Schotter fahren. Die Strecke ist aber vollständig touristentauglich, und oft sogar 10 Meter breit. Wegen der Nässe staubt es nicht, aber es gibt große Pfützen, die ich lieber umfahre. Später passiere ich einen Ort mit dem schönen Namen "Edelschrott". Dann klart es endlich richtig auf und die Welt um mich herum trocknet nicht nur, die ist sogar schon trocken. Da mein rechter Stiefel abgesoffen ist, und es sich auch im wasserdichten Strumpf feucht anfühlt, mache ich eine Pause zum lüften des rechten Fußes. Und siehe, ich hatte den wasserdichten Strumpf falschrum an, mit der gefütterten Seiten nach außen. Dabei ziehe ich auch gleich die Regenjacke aus.
Dann geht es schnurgerade nach Norden, über Hohentauern. Bergab habe ich ein großes Mercedes Benz SUV-Ungetüm vor mir, schwarz, Typ GL "Russenmafia", der ein erstaunliches Tempo fährt. Er schneidet Kurven wie nichts Gutes, beschleunigt mit deutlich über 400 PS, so dass mir Aufschließen nur in Abschnitten mit Kehren gelingt. Ich will aber auch nicht in der Nähe sein, wenn dieser 3-Tonnen-Panzer aus der richtigen Fahrspur gerät. Gerade mal nachgeschaut: 585 PS in Serie beim AMG-Modell. Okay. Das Hotel ist heute in einem Ort mit eigenem Passknackerpunkt.
Das ist natürlich sehr effizient! Ganz im Gegensatz zum oben genannten Mercedes
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Abendessen gibt's hier auch, und damit ist der Tag mit seinen 416 km auch gelungen. Ich habe ungefähr 3 weitere Motorradfahrer getroffen und war in einer schönen Region unterwegs. Da darf man sich schon was drauf einbilden
Heute ist meine letzte Übernachtung auf dieser Reise. Das Heimweh nagt an mir
Passknacker-Status: 57% Austria. In der Rangliste bin weiterhin Platz 4, aber dank Austria die letzten 1,5 Tage bin ich mittlerweile knapp am 3. Platz dran.
So 31.07. Austria 3 und heim
Die Nacht war erholsam. Heute geht's nach Hause. Ich hatte ohne Frühstück gebucht und halte die Augen nach einem Bäcker offen. Die Tour führt durchs Innviertel. Ich muss gestehen, heute hatte ich wenig Lust auf schöne Fotos. Die Route führte zunächst westlich, entlang von Hauptstrecken. Radlingpass, Pötschenpass, Maria Klamm. Es war durchaus Verkehr, aber nichts übertrieben langsames. Und ich konnte oft gut überholen. Bei Bad Aussee biegt die Routen nach Norden ab. Jetzt geht's zu sehr schicken Attersee.
Hier ist an einem regenfreien Julisonntag natürlich Touristenbetrieb: Radfahrer, Autofahrer, Motorradfahrer. Aber man bleibt in Bewegung - kein Vergleich zum Stop and Go im NRW. Der Punkt Gahberg liegt oberhalb des Sees und lädt zur Pause ein.
Klarer Fall, hier wird das zweite Brötchen gegessen. Danach gibt's wieder einen Ortswechsel nach Norden, in den Hausruck. Ich fahre über Land, durch Äcker, Hügel, Berge. Einfach mal die Kirche im Wald lassen.
Superlative gibt's hier nicht, aber hier kann man einfach mal ziemlich entspannt Motorrad fahren. Der letzte Passknackerpunkt heute heißt Höhö, oder so ähnlich.
So, jetzt aber schnellster Weg nach Hause! Dann jedoch der Schock. Ich habe ja schon viel Negatives gesehen auf meinen Reisen. Armut, Elend und Leid. Ruinen, Häuser mit Einschusslöchern entlang aller Grenzen in Ex-Jugoslawien, unfertige Häuser, aus denen bereits gemauerte Ziegelsteine wieder raus gebrochen wurden in Bosnien, Bretterbuden im Wald mit zahllosen Bewohnern in der Ostslowakei, marode Atomkraftwerke in Belgien, Waffenfabriken so ziemlich überall; Bordelle, Tabak- und Schnapsläden hinter Grenzübergängen. Aber das hier macht mich fassungslos. An keinem anderen Ort zerplatzen so viele Hoffnungen und Träume, wurden so viele Menschen in die Falle gelockt, ihrer Lebensfreude beraubt und schließlich ganz gebrochen. Und das so nah an der deutschen Grenze. Erschütternd.
Die negativen Vibes sind so stark, dass meine treue japanische Kawa in den ersten 3 Versuchen nicht mehr anspringen will. Und als sie dann läuft, schaltet sich das bisher sehr tapfere China-Navi ab. Bloß weg hier! Auf den Schreck kehre ich in der Stadt in einem offenen Gasthaus ein. Ich bestelle ein Club Sandwich. Aber auch hier läuft es nicht rund.
Das Sandwich zerfällt. Es wurden irrtümlich Maul- und Ringschlüssel anstelle von Spießen verwendet. Das kann ja nicht halten! Ich schaue mich besorgt um, und entdecke, dass man hier wenig Verständnis für Falschparker hat. Ein Joghurtbecherpilot sucht seine RC16 wohl noch heute. Die wird hier zur Schau gestellt, wie zur Abschreckung. Sogar das Nummernschild wurde geklaut.
Auch hier hat der Virus bereits zugeschlagen. Es sind am ganzen Motorrad keine zwei Teile mit gleicher Farbe montiert. Na gut, die Kettenglieder vielleicht, aber die sind vermutlich aus Japan. Kopfschüttelnd suche ich das Weite. Das Werkzeug nehme ich vorsichtshalber mit. Vielleicht braucht ein KTM-Fahrer Hilfe.
Weiter geht's über Bundesstraßen nach Norden und dann bei Regensburg auf die Autobahn. Es fällt auf, dass heute keine Staus sind. Es ist zwar Ferienbeginn in Bayern, aber die sind alle schon gestern aufgebrochen oder wollen woanders hin.
Gegen 19 Uhr komme ich daheim an. Es war lang heute. Ich bin froh, alles geschafft zu haben. Das verfluchte KTM-Werkzeug ist inzwischen verloren gegangen.
615 km heute. Ich habe tatsächlich Platz 3 erobert, obwohl der vorherige Halter von Platz 3 heute auch gefahren ist. Das wird aber nur von kurzer Dauer sein - er macht ganz Frankreich, und startet gerade mit den Pyrenäen, während ich zwei Wochen Arbeit vor mir habe. Ganz Frankreich sind übrigens 891 Punkte - ein gigantisches Pensum. Ich habe jetzt 61% von Österreich.