Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

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blahwas
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Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#1 Beitrag von blahwas »

Die Woche vor Pfingsten ist das Kärntentreffen des Versysforums. Da setzen sich 10-20 willige Motorradfahrer in ein gemütliches Hotel und fahren die ganze Woche Touren. Oder sie machen einfach Urlaub. Die Bandbreite der Variationen ist so breit wie die der Teilnehmer. Anreise auf Achse, per Anhänger oder Transporter. Alleine, mit Partner, mit Kindern, mit Fahrrädern. Alles kann, nix muss. Sehr angenehm. Dieses Jahr liegt unser Hotel am Wörthersee, und damit zentral für Touren in mindestens drei Länder.

Das Anreisewochenende hat einen Feiertag am Donnerstag. Da nehmen sich viele noch den Brückentag und machen einen schönen Kurzurlaub. Und ich, ich mache mal wieder beides.

Manuel und Invi, zwei MO24er, treffen sich schon Mittwoch im Schwarzwald, um 3 Tage Touren zu fahren. Ich komme Donnerstag dazu und reise dann weiter nach Kärnten.

So der Plan. Dann kam Corona endlich auch in meine Lunge. Im Jahre 4 den Sars-Cov-2, aka COVID-19 hat's mich dann endlich auch erwischt. Zum Glück nicht besonders schwer, nach drei Tagen waren die akuten Beschwerden weg und die diffusen Beschwerden nach 7 Tagen. Impfung sei Dank. Der Schnelltest blieb jedoch positiv, und damit auch theoretisch das Risiko, jemanden anzustecken. Ich habe mich isoliert und niemanden angesteckt, und ich hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern, so lange es nötig ist. Ich habe die Tests auch akribisch durchgeführt und da nicht gemogelt. Am Tage 10 war dann endlich auch kein Schatten eines Strichs mehr zu sehen - das war der Mittwoch. Damit war der Urlaub gerettet :)

Fahrzeugwahl, Versys oder MT-09? Mich nervt aktuell die Sitzbank der Versys, und wenn ich MT-09 nehme, habe ich bei beiden Motorrädern am Jahresende die große Inspektion fällig, und nicht bei der Versys schon vorher. Also MT-09. Ist zwar ein Versysforum-Treffen, aber da treffen sich ja Versysfahrer und nicht nur Motorräder.

Am Mittwoch erreicht mich jedoch noch eine schlechte Nachricht. Manuel und Invi hatten einen Auffahrunfall auf der Anreise. Ganz klassische Situation: Manuel fährt vor, wartet den Querverkehr ab, Invi fährt hinterher und guckt nach links statt nach vorne, und steuert seine Ducati 950 Supersport dabei in Manuels linke Wade und seine MT-09 SP. Das kostet Schmerzen bei Manuel und Kratzer in der Heckverkleidung, es bleiben aber beide aufrecht. Die Ducati hat es ziemlich erwischt: Seitenverkleidung zerschrappt und Flüssigkeitsverlust. Ihre Fahrt endet hier, der Abschlepper kommt. Der Fahrer ist am Boden zerstört und untröstlich - wir kriegen ihn nicht überzeugt, mit einem Mietmotorrad weiter zu fahren. Ein Mietmotorrad spontan zu organisieren wäre noch ein weiteres Problem, aber das nur am Rande. Invi lässt sich abholen und schiebt Frust. So kommt Manuel schließlich abends alleine in der Ferienwohnung in Schonach an, wobei Laufen zunehmend schmerzt und die Schrittlänge auch immer kürzer wird.

Do 18.5. Anreise Nürnberg-Schwarzwald

Für die erste Tour nach Corona habe ich mir nicht zuviel vorgenommen. Darum reite ich nichts abends per Autobahn-Gewaltmarsch ein, sondern nehme mir den ganzen Tag Zeit und wechsle Autobahn und nette Nebenstrecken ab. Das Wetter macht es angenehm - es ist unterwegs und am Zielort trocken und nicht zu heiß angesagt. Prima. Packen, packen, packen und los geht's!

Die MT-09 steht auf einem frischen Satz ContiRoadAttack 4, der aktuellste und teuerste Sporttourenreifen am Markt, der so gut ist, dass Conti glatt den Vorgänger ContiRoadAttack 3 vom Markt genommen hat, obwohl der mir sehr gut gefallen hat. Was kostet die Welt, das gönne ich mir mal, nachdem ich den letzten Urlaub auch wegen eines verbrauchten Reifens abkürzen musste (und wegen Wetter). Nach 2 km fährt es sich einfach bombastisch. Ohne Anfahren, ohne Aufwärmen, ohne Suche nach dem perfekten Reifendruck einfach perfekter Grip und eine sagenhafte Eigendämpfung. Vergesst Öhlins, kauft Conti!

Vor den Schwarzwald hat der liebe Gott jedoch die Autobahn gesetzt, und da gurke ich jetzt 1h hin. Es geht die A6 ins Schwäbische, dann biege ich links ab (große Verwirrung unter den Autofahrern! Nein, nur auf der Landkarte), und sammle diagonal Passknackerpunkte Richtung Südwest. Ich nehme nicht alle mit, nur ein paar - ich habe ja dieses Jahr keine Ambitionen auf der Rangliste, und wenn man ein paar auslässt bei der Planung, ergeben sich wieder ganz neue Routen. Manches ist vertraut, anderes neu - es ist wenig Betrieb und außer einer Fake-Umleitung stört nichts die Laune. Ich spüre auch keine Corona-Folgen. Im Dorf Jux kehre ich ein und gönne mir einen Kinderteller Spätzle zu Mittag.

Manuel war unterdessen beim Arzt, 30 km Motorradstrecke, und wurde mit positivem Befund wieder entlassen: Massiver Bluterguss. Das tut noch eine Weile weh, aber außer Kühlen und Hochlegen kann/muss man nichts machen. Nur wenn der Fuß taub wird, 112 wählen. Das ist eine gute Nachricht. Er schont sich den Rest des Tages und macht einfach Urlaub.

Für mich geht's zügig südlich. Stuttgart vermeide ich per A81, und erst bei Sulz am Neckar biege ich wieder auf die Landstraße ab. Dornhahn, Sulgen, Schramberg, Lauterbach, Reichenbach, Triberg, immer auf kleinsten Straßen, Passknacker sei Dank.

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Und schließlich erreiche ich Schonach im Schwarzwald. Hier habe ich 2 Nächte in einem Hotel mit italienischem Restaurant gebucht.

Nach dem Checkin ist der Hunger unerwartet früh schon groß, und Manuel ist auch wieder auf den Beinen - so kommt er zu meinem Hotel-Restaurant angehumpelt, und wir machen uns nach eingehender Anteilnahme über die Speisekarte her. Dabei leistet uns später noch MO24 kleiner Chris Gesellschaft, der den Feiertag ebenfalls für eine Ausfahrt nutzt - sein Hotel ist allerdings 3 Orte weiter. Ich habe ihn seit unserer Rumänien-Tour letzten Juli nicht mehr gesehen, und er ist auch seitdem nicht mehr Motorrad gefahren. Klar, seine KTM hatte ihn verraten, und ihm fehlt aktuell auch das Vertrauen ins Motorrad. Trotzdem haben wir zu dritt einen schönen Abend. Ich begleite Manuel noch in seine Ferienwohnung, halb aus Interesse, halb aus krankenpflegerische Fürsorge. Für morgen haben wir uns eine ganz kleine Tour ausgedacht, und wir sehen mal, wie es ihm damit geht.

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430 km / 18 Passknacker heute

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blahwas
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#2 Beitrag von blahwas »

Fr 19.5. Schwarzwald Rundfahrt mit Manuel

Heute machen wir eine Manuel-Reha Tour. Bzw. wir versuchen es. Seine vorbereiteten Touren sind alle zu lang, also nehmen wir von meinen beiden die kurze (5h) und kürzen sie weiter (4h).

Weil es morgens sehr kalt ist, treffen wir uns erst um 10 Uhr. Ich hole ihn früh an seiner Ferienwohnung ab - es ist über Nacht nicht schlimmer geworden.

Auf den ersten Metern sitzt er noch etwas eckig auf dem Motorrad, das Hochschalten fällt schwer. Unsere Headsets sind gekoppelt, aber sein Mikrofon ist defekt. So kann ich hinterherfahren, ihn zutexten, und er kann mit Gesten antworten. Angesichts des Niveaus unserer Unterhaltungen hoffe ich, dass uns bzw. ihn keiner gesehen hat :)

Das Motorradfahren gelingt gut. Unser Modus heute ist, dass Manuel sitzen bleibt, und ich mich um die Passknacker Fotos kümmere. Betreutes Knacken, quasi. Deswegen sehen die Fotos alle ungefähr so aus:

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Landschaft und Wetter sehen eher so aus:

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Es ist weiterhin frisch. MT-09 bei 09 Grad, in der Spitze haben wir 14 Grad, aber es ist trocken und alles ist schön grün.

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Bei einer Kaffeepause gegen die Kälte tauschen wir sein Mikro gegen mein extra mitgebrachtes Ersatzmikro, dann haben können wir wieder beide reden. Es rechnet sich zwar nicht, lohnt aber halt doch irgendwie, beim Passknacker 3x das Sena-Headset als Gewinn einzusacken: Ersatzteile ohne Ende!

Bei einem der nächsten Passknackerpunkte sind wir gerade mit dem Foto fertig, als ein anderes zweier-Gespann anrollt: Das ist verdächtig. Sie parken vor dem gleichen Schild, vor dem wir eben standen. Höchst verdächtig. Sie haben Schweizer Nummernschilder! Da ist ein sofortiger Zugriff geboten. So treffen wir mal eben Felix W. mit Begleitung, beim Passknacker zuständig für Sponsoring und Kommunikation. Danke für deinen Einsatz, für die Newsletter und natürlich für die Sena Headsets, an dieser Stelle ;)

Im weiteren Verlauf unserer Tour haben wir noch eine lose Verabredung mit MO24 Duck, der ebenfalls auf dem Weg zum Versysforum-Kärntentreffen ist - Crossover. Er zeltet tatsächlich bei dieser Kälte. Brrr. Als er am Kandel ist, sind wir gerade am Thurner beim Snacken. Insider wissen was jetzt kommt: St. Peter liegt auf der Hälfte der Strecke, und da gibt's einen Bäcker in der Altstadt, der ist bei Motorradfahrern dermaßen beliebt, dass die Strecke zwischen 22 und 6 Uhr gesperrt ist. Bei uns noch beliebter ist aber die Eisdiele daneben. Eis essen bei 12 Grad, Haken dran. Wir kriegen Duck nicht überzeugt, auf Manuels Terrasse zu zelten, und so gehen wir getrennt unserer Wege - ich sehe ihn ja schon in Kärnten, Manuel erst wieder später im Jahr auf einem MO24-Event.

Mittlerweile ist tüchtig Motorradverkehr, und der eine oder andere muss auch mit Krawalltüte 404 die Vögel tot ausm Baum fallen lassen oder im Pulli Wheelies fahren. Seufz. Unser (geographischer) Höhepunkt heute ist der Kandel. Wir fahren von Südosten ran, schöne Strecke, tolle Aussicht, wenig los - aber kurz hinter der Passhöhe ist ohne Erklärung gesperrt!? Da der weitere Weg nach Schonach über eine nördliche Schleife damit drastisch länger wurde, haben wir stattdessen die Tour abgebrochen und fahren wieder zurück. Sogar fast den gleichen Weg. Damit sparen wir uns auch das Elztal. Wir sind nicht mal unzufrieden, der Tag lief viel besser als gedacht. Manuel kann abends sogar schon wieder halbwegs normale Schritte laufen. Da hat die Reha-Session sehr gut funktioniert.

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235 km, 21 Passknacker

Den Abend verbringen wir wieder "bei mir" beim Italiener. Heute gesellt sich noch ein Essener XSR900-Olaf aus dem MT09-Forum dazu, der 155.000 km auf den Triple gefahren hat - ohne besondere Vorkommnisse. Den kannten wir vorher nicht, aber wir denken, der ist im Mitfahrer-Casting eine Runde weiter :) Er muss bei Dunkelheit noch 45 Minuten zu seinem Hotel fahren. Und das ohne Heizgriffe oder gar Sitzheizung! In Lederkombi! Brrr

Tief dagegen frisch aus dem Netz: Ein Versysforum-Kärntentreffen-Teilnehmer hat sich bei der Anreise lang gemacht. Kratzer an Mensch (Klaus) und Material (F900XR) verhindern eine Anreise. Gute Besserung an dieser Stelle!

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#3 Beitrag von blahwas »

Sa 20.5. Weiterreise 1 von 2 nach Kufstein

Heute habe ich viel vor. 500 km, ziemlich genau. Also geht es gut erholt früh raus. Das Frühstück ist schon 30 Minuten früher bereit als angekündigt, also rein damit :) Dann das Pony gesattelt und um 8:30 schon den ersten Passknacker bei St. Georgen erlegt. Danach geht es auf die Bundesstraße und direkt Richtung Bodensee. So früh am Samstag ist noch nichts los, was sehr angenehm ist. Außerdem ist es deutlich wärmer. Am Bikertreff ist noch nix los früh um 9. Zwecks Abwechslung fahre ich noch ein paar Nebenstrecken zwischen Engen und Tengen.

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Danach wieder A98 und B31 nördlich am Bodensee vorbei. Bodensee ist immer Verkehrschaos, aber das sind ja gut ausgebaute Hauptstrecken - dachte ich. Neeee! Das sind Ortsdurchfahrten mit flächendecken Tempo 30 (warum gibt's das eigentlich nicht vor meiner Wohnung daheim?). Irgendein Tunnel ist gesperrt, und irgendeine Bundesstraße hat auf 20 km Baustelle (natürlich ohne Arbeiten), wobei sie einspurig, kreuzungsfrei und frei von Radfahrern oder Fußgängern ist. Außerorts. Man könnte auch sagen: Die übersichtlichste Verkehrssituation, die man sich vorstellen kann. Die Beschilderung sagt: Tempo 30. So kann man für 30 km Bundesstraße außerorts eine Stunde brauchen. Ohne Ampeln. Ich bin begeistert.

Sehr erleichtert komme ich bei der A96 an und biege Richtung Österreich ab - der Tunnel kostet keine Maut, die beginnt erst deutlich dahinter. Wäre aber auch egal, die 5,80 Euro für 10 Tage Maut habe ich mir gegönnt. Leider komme ich nicht weit. Es ist Stau ab Grenze. Vorne sehe ich dann, dass die Ampel am Tunnel rot ist. Was genau los ist - keine Ahnung. Es sind keine Rettungsfahrzeuge in Sicht, aber auch kein Rauch aus der Röhre. Das Internet gibt ebenfalls nichts her. Ich stehe genau vor der letzten Abfahrt vor dem Tunnel, und schließlich nutze ich diese. Es folgen 20 Minuten Tetris im Stadtverkehr Bregenz, dann geht's wieder auf die Autobahn. Einige Kilometer südlich des Tunnels steht ein Privat-PKW quer auf der Autobahn, Polizei dabei, dahinter Stau Stau Stau. Ich muss die nächste Ausfahrt raus - die Polizei hat die Auffahrt in den Stau gesperrt - was ist denn heute los?

Ich fahre jetzt über kleine Strecke durch den Vorarlberg. Alberschwende, Schnepfegg, Hochtannbergpass. Hier wird's richtig schön alpin und es liegt dieses weiße Zeug rum. Mir gefällt's!

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Weiter geht's über den Flexpass. Gutschein über 1 Passknackernachweisfoto:

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Für diesen Weg habe ich mich u.A. entschieden, damit ich nicht die Westseite des Arlbergpasses fahren muss. Der Tunnel ist nämlich gesperrt, so dass dort reichlich Rückstau sein müsste. Ich komme elegant von Norden an. Das klappt prima. Auf der Ostseite des Arlbergpasses winken einige Motorradfahrer eifrig. Ich richte meinen Heiligenschein zurecht und aktiviere das Unschuldsfeld. Das beeindruckt eine Frau am linken Straßenrand derart, dass sie mir intensiv zuwinkt. Sie hat ihre langen Haare zum Zopf gebunden, und sie trägt eine sportlich geschnittene Hose mit weißem Streifen. Ziemlich förmlich für Adidas. Die Mütze ist aber nicht von Adidas. Dahinter steht ein Polizeiauto. Mooment! Die hat's echt auf mich abgesehen! Dabei hat die gar keine Kelle in der Hand, und da ist 'ne durchgezogene Linie dazwischen! Na, sei's drum, interkulturelle Kompetenz schulen, außerdem hat sie 'ne Knarre am Gürtel...

"Hallo, Fahrzeugkontrolle!" Aha, es liegt also nichts besonderes vor. Führerschein und Fahrzeugschein bitte. Was hat's denn mit dem Sternchen auf sich? Das kann ich erklären. Haben Sie ein Verbandspaket dabei? ich habe eins... aber vielleicht nicht dabei? Aha? Zeigen Sie mal? Ich muss suchen. Sitzbank runter. Wenn man sich lang genug blöd anstellt, wird man als weniger bedrohlich wahrgenommen. Beim Durchwühlen meines Topcases lässt sie bereits die Eigensicherung sein. Und beim Durchwühlen meines Tankrucksacks hebt sie bereits mein herabfallendes Leergut auf. Mein Verbandspaket ist in meinem Tankrucksack. Aber nicht in diesem Tankrucksack, den ich gerade dabei habe. Das weiß ich auch. Wo hatte ich denn jetzt die Nagelschere, um diese Kontrolle gewaltsam zu beenden...? Oder verliert sie irgendwann die Geduld? Leider nein. Es ist auch kein anderer Motorradfahrer in der Nähe, mit ich mir per Taschenspieltrick ein Verbandspaket teilen könnte. Eiskalt muss ich 20 Euro zahlen. Das ist milde, Folge meiner eigenen Blödheit und gemessen an den Kosten der Reise piepegal. Nach dem Regeln der Formalitäten will ich gerade starten, da fällt mir ein: "Haben Sie noch meine Dokumente?" Tatsächlich. Das wäre umständlich geworden. Meine Verzögerungstaktik hat zwar nicht dazu geführt, dass ich nicht zahlen musste - aber in der Zeit musste sonst keiner was zahlen. Das nur so also Tipp ;) Ich fahre übrigens seit 2006 Motorrad, und das war meine erste Verkehrskontrolle, abgesehen von den spanischen Corona-Checkpoints 2021. Ich meide Hotspots.

Ich fahre weiter und lege die Membran ab: 24 Grad im Inntal. Bei der nächsten Pause rufe bei beim Louis in der Nähe von Innsbruck an: Ja, Verbandspaket haben wir eins da. Direkt an der Kassa. Prima, da fahre ich quasi eh dran vorbei, und samstags noch bis 18 Uhr offen. Da kann ich mir noch den Weg über Kühtai gönnen. Außerdem tut mir auf der Autobahn der rechte Unterarm arg weh, wenn ich dauernd genau Tempo 100 fahren muss. Ich brauche wirklich einen Tempomat. Oder einen neuen Heizgriff rechts, in den sich die Klemme noch nicht so tief eingegraben hat, dass sie nicht mehr hält. Kühtai ist schön.

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Weniger schön sind die Ortsdurchfahrten auf der Ostseite. Ich bin ziemlich platt. Ständig habe ich Durst, und muss aber auch ständig pinkeln. Typisch Höhenluft - da fehlt wohl noch die Gewöhnung. Einiges kommt mir noch bekannt vor von meinem Landespreis Österreich 2022. Der Kerschbaumer Sattel schafft wieder etwas Abwechslung. Dafür muss ich zunächst ins Zillertal und dann den Luderstein hoch.

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Da habe ich bzw. hat das Navi gewisse Wegfindungsstörungen, aka es schickt mich auf steile Traktorpfade mit geschlossenem Schlagbaum davor. Dann ist das Ziel auch schon fast in Sicht. Den Grafenweg spare ich mir, als einzige Planabweichung, und über Söll nähere ich mich Kufstein von Süden, denn meine Unterkunft ist heute in Schwoich. Ich gehe nicht davon aus, dass ich da was zu essen bekomme, darum will ich es vor dem Checkin in Kufstein probieren - aber genau am Abzweig ist ein Pizza-Pasta-Burger-"Italiener": Trattoria Napoli. Eher Lieferdienst, aber mit ordentlichem Sitzbereich. Das passt gerade gut, denn ich hänge echt durch.

1 Stunde, 1000 Kalorieren und 2 km später bin ich im Hotel, mitten am Dorfplatz. Sehr idyllisch hier. Ich checke ein und gehe spazieren. 45 Euro mit Frühstück. Gemeinschafts-Bad ist kein Nachteil, wenn es sauber ist, und wenn man der einzige Gast ist ;)

490 km / 15 Passknacker

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Die Nachrichtenlage vermeldet, dass Manuel heute schon wieder fit wie immer ist und eine 360 km Tour gefahren ist - im Schwarzwald echt nicht wenig. Auch das Knie will wieder auf den Boden. Der Patient ist als geheilt entlassen. Jetzt bitte nicht noch ein Aua-Ereignis, bevor du wieder daheim bist.

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#4 Beitrag von blahwas »

So 21.5. Weiterreise 2 von 2 nach Kärnten

Ich wache wohl erholt um halb sieben auf. Normalerweise werde ich schon mit dem ersten Sonnenstrahl wach, aber hier haben die Fensterläden ganze Arbeit geleistet in Sachen Lichtschutz. Um halb 8 sitze ich am Frühstück, und bekomme tatsächlich ungefragt zwei Frankfurter Würstchen serviert. Außerdem Rührei, mehrere Sorten Brot, und auch eine ganze Palette an Brotaufstrich. Für 45 Euro wirklich beeindruckend. Hiermit der Tipp: Haus Waldhuber in Schwoich, bei Kufstein.

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Um halb 9 starte ich auf meine Tour ostwärts. Es geht durchs Hinterland. Hier gibt's keine Autobahn. Letztes Jahr beim Landespreis bin ich hier so spät im Jahr gefahren, dass alles schon wieder schneeweiß war. Heute ist alles schön grün - das wirkt gleich ganz anders. Es geht über Grießenpass, Filzensattel und Dientner Sattel. Die Sonne scheint, es ist kein Regen angesagt, und auf den Pässen kommt richtig Fahrspaß auf.

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Dazwischen nicht so. Österreich hat inzwischen viele Tempolimits: Außerorts 80 und Autobahn 100 sind beschildert, und das öfters als nicht. Innerorts auch mal durchgehend 40, heute auch mit Laser-Messung - ich bin aber unschuldig und tatsächlich ziemlich geduldig. Ein einheimischer Autofahrer überholt mich sogar.

Da mir das alles etwas lang erscheint kürze ich die Route von 412km 6h03 auf 358km 5h08 - schon besser. Dafür fliegen zwei Abstecher bei Radstadt raus. Auf der Autobahn tut mir die rechte Hand arg weh. Ich brauche einen Tempomat. Am Abzweig zum Sölkpass, in Sölk, tanke ich - "letzte Tankstelle für 50 km" klingt überzeugend. Der Pass ist zwar tatsächlich geöffnet, aber es beginnt zu nieseln.

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Hmmm. Rein in die Regenkombi, oder auf die Membran verlassen? Ich bin unentschlossen. Was macht der Gegenverkehr? An diesem Sonntag sind genug Motorradfahrer unterwegs für eine aussagekräftige Stichprobe. Niemand trägt Regenkombi. Alle sind nass. Einige Textilkombis sind pitschnass, und das auch bei Fahrern mit hohem Windschild. Das möchte ich definitiv nicht sein. Außerdem suche ich schon länger eine Gelegenheit zum Pinkeln. So komme ich an einem Restaurant vorbei. Es ist 12 Uhr. Damit könnte ich alle Fliegen mit einer Klappe erschlagen: Am Horizont wird es schon heller, wenn ich jetzt einkehre, könnte der Regen danach vorbei sein, ich muss nicht in die Regensachen, ich kann mich erholen und stärken. Und aufs Klo. Und das Visier putzen. OK! Es parken einige Autos hier, der Laden hat also geöffnet. Durch die Fenster erspähe ich zwei freie Tische. Gut, rein da! Ich erhalte einen Sitzplatz am heißen Ofen, und gönne mir eine heiße Suppe plus eine kalte Spezi. Das tut gut, die Pause auch. Und danach ist der Regen tatsächlich vorbei :)

Ich fahre über den Rest des Passes und freue mich, dass das alles so gut geklappt hat. Vor 48h wurde der Pass geöffnet, und jetzt konnte ich auch noch den Regenschauer vermeiden.

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So, wie geht's jetzt weiter? Noch zwei Punkte auf der Südseite, und dann Autobahn zum Hotel? Da mir das jetzt etwas kurz erscheint, nehme ich noch die Turracher Höhe dazu. Die müsste halbwegs auf dem Weg liegen, wenn mich meine rudimentäre Ortskenntnis nicht täuscht. Damit verlängere ich die Route von 358km 5h08 auf 372 km 5h41. Fast wieder so lang wie zu Anfang, aber hey :) Da ich sonst immer mit dem Ziel "Flächenabdeckung" die Touren geplant habe, sehe ich heute neue Strecken - das sind zwar Hauptstrecken, die sind aber nicht zwingend dröge. Allerdings sind viele Ortsdurchfahrten dabei, und da sollte man in Österreich tunlichst brav sein. Die meinen ihre Schilder ernst und setzen das auch durch.

Zur Turracher Höhe hoch wird die Straße feucht, hier hat es wohl kürzlich geregnet. Glück muss man haben. Der See sieht heute ganz besonders aus.

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Da schwimmt noch das Eis drin, wie cool ist das denn :) Von hier geht's direkt zum Hotel im Villacher Hinterland. Hier hat man die Wahl zwischen drei Routen, die alle schlecht sind. Mein Navi entscheidet sich für den kürzeren Weg, mit den vielen Ortsdurchfahrten. Es hätte auch einen Umweg über die Autobahn gegeben, der auch noch mehr Zeit gekostet hätte. Am Hotel fahre ich achtlos vorbei, denn mein Navi führt mich zielstrebig 2 km lang ans Ende einer Sackgasse zwischen Wohnhäusern und deren Gärten hindurch. Das habe ich so geplant, warum auch immer. Ich bemerke den Fehler und bin 15:30 am Hotel. Der Checkin klappt einwandfrei, das Zimmer ist toll und ich kann mich häuslich einrichten. Dabei werde ich von weiteren Versysfahrern (auch ehemaligen, und deren Frauen) begrüßt. Die Yamaha bekommt noch etwas Kettenspray. Bald danach geht's unter die Dusche und dann kommt der gemütliche Teil des Abends, u.a. mit 6 Gänge-Menü - zum Glück sind die Portionen kein Overkill.

372 km / 9 Passknacker

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Bei den Nachrichten ist positiv, dass Manuel wohlbehalten und fit daheim angekommen ist. Klaus ist ebenfalls daheim, hat aber neben Kratzern noch eine geprellte Rippe am Rücken. Das ist sehr schmerzhaft und hindert ihn aktuell am Schlafen. Immerhin musste er nicht im Krankenhaus bleiben. Weiterhin gute Besserung, Klaus!

Morgen reisen noch vier weitere Gäste an. Dann wird's richtig voll hier :)

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#5 Beitrag von Bayoumi »

6 Gänge habe ich auf meiner Fahrt nur am Motorrad. Aber vielleicht kommt das noch. Ich wünsche euch allen viel Spaß und dass ihr oben bleibt und das Wetter gut ist!
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#6 Beitrag von fransjup »

(Bei den Nachrichten ist positiv, dass Manuel wohlbehalten und fit daheim angekommen ist. Klaus ist ebenfalls daheim, hat aber neben Kratzern noch eine geprellte Rippe am Rücken. Das ist sehr schmerzhaft und hindert ihn aktuell am Schlafen. Immerhin musste er nicht im Krankenhaus bleiben. Weiterhin gute Besserung, Klaus!)
Ich denk an euch , bleibt gesund :thx:
gruß fransjup

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#7 Beitrag von blahwas »

Mo 22.5. Tagestour Slowenenschotter

Nach einer etwas kurzen Nacht einige ich mich am Frühstück mit kautabbak auf eine gemeinsame Slowenien-Tour mit einem kurzen Schotter-Abschnitt. Ich bin dann doch etwas überrascht, dass noch zwei weitere Mitfahrer sich in der Gruppe einfinden, aber ich nehme auch Kurvenoldi und Jada sehr gern mit.

Es geht zunächst Richtung Osten durchs Rosental. Dann machen wir einen Schlenker nach Norden, um im Hinterland Kurven und 2 Passknacker zu sammeln. Zum Hemmaberg wird's dann schon etwas abenteuerlicher, aber asphaltiert und gut zu befahren. Hier eröffne ich den weiteren Teilnehmern dann, dass wir gleiche eine Option auf einen Schotter-Abstecher haben (zum Luschasattel). Darauf hat niemand Lust - ich ehrlich gesagt auch nicht. Also raus damit, meine rechte Hand ist weiterhin unglücklich. Es gibt eine Pause im Cafe Mafia, und kaum stehen unsere Motorräder auf dem Parkplatz, halten noch weitere - ein Gruppe netter Briten kehrt ein, inkl. einem MV Agusta F4-Fahrer - sehr leidensfähig. Nebenbei spendiert er unsere Getränke. Thank you, kind sir!

Stattdessen geht es direkt nach Slowenien, und zwar über einen kleinen Grenzübergang bei Mezica. Das ist eine in Slowenien sehr abgelegene Region. Es gibt nur nach Osten asphaltierte Straßen. Wir wollen aber in den Westen. Dafür gibt es eine recht lange Strecke, die über 12 km nicht asphaltiert ist. Sie hört auf den praktischen Namen "Spodnje Sleme pri Podolseva", und ich kann mit Engelszungen meine Mitfahrer überzeugen, dass wir dort jetzt entlang fahren: Keine Kehren, nicht steil, keine Steine. So richtig sicher war ich mir damit zwar nicht, aber verspreche hoch und heilig, dass wir umdrehen können, wenn es zu arg wird. Es entspannt mich doch sehr, nicht auf einer Mission zu sein. Bis jetzt schlagen sich alle Mitfahrer tapfer.

2 km nach Beginn des Schotterteils, der tatsächlich wie von mir beschrieben ist, rasten wir. Die Stimmung ist gut. Alle fühlen sich wohl.

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Weiter oben wir die Straße weder schlechter noch steiler noch schmaler. Es ist außer uns kaum jemand unterwegs, wenn dann Adventure-Motorräder. Wir haben Glück mit dem Wetter: Es regnet natürlich nicht, es hat aber vor ein paar Tagen leicht geregnet, so dass die Straße jetzt leicht feucht ist. Es staubt also nicht, der Boden ist aber auch nicht aufgeweicht. So erreichen wir langsam aber sicher die Passhöhe. Ein schönes Erfolgserlebnis!

Bislang fahren wir nur durch Wald, aber auf der Westseite des Passes haben wir immer wieder eine schöne Aussicht.

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Den Asphalt erreichen wir wieder kurz vor der Hauptstrecke in Solcava. Hier ist ein Supermarkt neben einem Park mit Bänken und Schatten, wo wir rasten. Ich spendiere eine Runde Eis aus dem Supermarkt. Wir haben heute alle etwas gelernt - die Mitfahrer hätten sich das ohne mich nicht getraut.

Jetzt geht's nur noch westwärts, zunächst über den Paulitschsattel zurück über die Grenze nach Österreich. Das ist in Slowenien einen geniale Passstraße mit tollen Straßenbelag. Ich bin hier voll in meinem Element und daher zügiger unterwegs als der Rest. So kann ich heimliche Fahrfotos schießen :)

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In Österreich ist die Straße viel schlechter, aber auch hier hat man nette Aussichten.

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Wir nehmen noch den Abstecher zum Seebergsattel mit, guter Straßenzustand, fast nur Kehren mit weitem Radius und null Verkehr. Gutschein über Fahrspaß! Oben noch eine Pause. Wir machen ohnehin häufig Pause heute, 3 von 5 Teilnehmern haben Wehwehchen. Wir fahren durch Bad Eisenkappel und dann wieder westwärts. Hier hat es gerade erst geregnet. Gut für uns: Wir bleiben trocken. Allerdings sind die Straßen nass und weiterhin in einem unerfreulichen zustand. Den Umweg über die Eisenkappeler Hütte sparen wir uns - nasse, eng, verwinkelt, und 8 Euro Maut pro Fahrzeug, in Münzen zu zahlen, Automat gibt nicht raus - nein, danke. Kurz vor Ferlach erwischt uns dann doch noch ein Regenschauer. Wir nutzen einen überdachten Supermarktparkplatz zum Anlegen von Regenschutzkleidung.

Dann fahren wir durch eine Baustelle mit schlammigen Pfützen mitten in der Stadt, die abenteuerlicher als der Pass ist. Und ich kann nicht mal behaupten, dass ich mich dazu bewusst entscheiden musste. Hier werden die Motorräder gründlich dreckig. Zurück geht's durch Rosental mit einem Stopp bei der Automaten-Tankstelle kurz vorm Hotel, damit wir morgen früh kraftvoll zur nächsten Tour aufbrechen können :)

231 km / 8 Passknacker

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Abends reisen noch 4 weitere Teilnehmer an: Karklausi aus Essen, Duck aus Duisburg, ein Aachener und René aus Karlsruhe.

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fransjup
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#8 Beitrag von fransjup »

Danke für deinen Bericht :thx:
So kann ich wenigsten ein bisschen dabei sein :dance:
gruß fransjup

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#9 Beitrag von blahwas »

Di 22.5. Tagestour Friaul Vrisic

Nach einer schon wieder etwas kurzen Nacht und fällt beim Frühstück wieder die Entscheidung für eine Tour nach Süden. Da regnet es laut Vorhersage am wenigsten. Es geht also ins Friaul, mit der gleichen Gruppe wie gestern, aber plus Neuankömmling Duck mit seiner BMW F800R. Also insgesamt 5 Motorräder, 5 Motorradfahrer und eine Sozia.

Wir gurken über die Dörfer nach Arnoldstein und überqueren die Grenze nach Italien Richtung Tarviso. Kurz hinter der Grenze rufe ich die erste Pause auf. Die Sonne scheint und es wird schon früh richtig warm. Wir biegen von der Hauptstrecke Richtung Slowenien ab, auf den Passo Predil. Hier überholt mich beim Warten an einer Baustellenampel ein slowenischer Fazer-Fahrer. Der turnt so elegant durch die Kurven, da muss ich einfach hinterher. Er fährt 99% von meinem Wohlfühltempo, das ist selten, er bleibt dabei stets in seiner Fahrspur, das ist noch seltener, und er fährt konsequent die Varahannes-Sicherheitslinie. Das macht sonst fast niemand, und mit slowenischem Nummernschild habe ich glaube ich noch niemanden gesehen, der das kann. Wow! Das gibt eine persönlich Gratulation an der nächsten Baustellenampel. Bald danach trennen sich unsere Wege wieder, denn ich bin schon am Ziel - und die Mitfahrer sind auch irgendwann wieder da ;) Der Predil ist eine geniale Motorradstrecke!

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Kurz vor der Passhöhe steht eine Festungsruine aus dem ersten Weltkrieg.

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Da kann man rein, rauf, usw., und dahinter gibt's eine schöne Aussicht, der man mit Handyfoto aber nicht gerecht wird. Der See ist zu weit weg. Wir kehren um und biegen weiter unten links ab - Sella Nevea. Hier kann man flüssig fahren und vorbeiziehende Gebirgsmassive bewundern. Unten im Tal muss ich eine Weile auf die Mitfahrer warten, dann biegen wir an einer Ampel links ab. Beim nächsten Abzweig fehlen die letzten beiden Mitfahrer. Da ich sie telefonisch nicht erreiche, drehe ich um und suche sie. Auf halbem Weg kommt mir Duck entgegen - das beruhigt, leider treffen wir uns genau im Tunnel, so dass wir nicht quatschen können. Ich fahre weiter und finde am rechten Wegesrand David kautabbak ordentlich geparkt, im Schatten, mit abgenommener Sitzbank: Panne? Diverse Fehlerlämpchen leuchten auf, und die CDI stellt die Leerlaufdrehzahl auf 4000/min ein. Das ist an der Ampel schon nervig, aber in Serpentinen haarsträubend. Er möchte lieber direkt zum Hotel fahren. Das ist schade, aber verständlich. Vielleicht findet er unterwegs noch eine Werkstatt - wir sind hier in Italien, hier gibt es eine lebendige Zweiradkultur.

So müssen wir also mit einem weniger den Rest der Runde bestreiten. Der Sella Carniza ist eine abgelegene West-Ost-Verbindung. Direkt nach dem Ort kommt eine Ampel mit Wechselschaltung, die eine 9 anzeigt. Ich stehe ganz vorne, in der Sonne, es ist heiß. Nach einer Weile wird daraus eine 8. Alles klar, das sind Minuten. Ich steige ab, lege Klamotten und Helm ab und gehe in den Schatten. Auch eine Zwangspause ist eine Pause. nach 7 Minuten kommt der Gegenverkehr, wir satteln die Ponies wieder, zwei deutsche Motorradtouristen haben sich dazu gesellt. Dann fahren wir den Sella hoch. Die Wechselschaltung ist wegen Steinschlaggefahr eingerichtet. Die Hangseite der Straße ist eingezäunt, damit die Talseite steinfrei bleibt. Danach geht es in den Wald und der Berg hoch. Das ist eine sehr schmale Strecke in üblem Zustand. Reichlich Schlaglöcher, denen man kaum noch ausweichen kann, auch in den Kehren. Zum Glück kommt kein Auto entgegen, aber ein paar Motorradgruppen. Natürlich gibt es auch wieder einen BMW GS-Fahrer, der blind seine Linkskurve schneidet und dabei sogar mit den Rädern über die Mitte fährt. Nach dem Nachweisfoto auf der Passhöhe...

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... haben wir die beiden anderen Motorradfahrer vor uns. Der hintere fährt 85% von meinem Wohlfühltempo, und ich bin froh, dass ich ihn vor mir habe. Er wird nämlich den Gegenverkehr warnen. Zum Glück kommt aber keiner. Die Ostseite des Passes ist in einem wesentlich besseren Zustand. Hier wurde der Belag anscheinend kürzlich erneuert. Allerdings ist die Straße noch schmaler, vielleicht 3 Meter. Darum wollen mein Navi und mein Routenplaner lieber außenrum, auch wenn das 51 km und 48 Minuten länger ist. Am Ende der Strecke mündet die Straße in den Passe Tanamea. Hier möchte ich rechts zur Passhöhe und wieder zurück. Die Gruppe ist sich uneinig: 2 fahren lieber direkt, Duck kommt mit zur Passhöhe. Der Passo Tanamea ist wesentlich besser ausgebaut, fast auf dem Stand deutscher Bundesstraßen. Die Strecke ist recht übersichtlich und bietet abwechslungsreiche Radien und Kombinationen. Da ist für Herz und Hirn einiges dabei. Die Fahrspuren sind aber eng genug, dass ich erwäge, meinen rechten Rückspiegel einzuklappen, bevor die rechte Leitplanke diese Aufgabe übernimmt.

Der Rest der Gruppe hat leider kein Cafe gefunden, denn es ist sehr abgeschieden hier. Sie warten wie vereinbart am Grenzübergang. Es ist weiter sonnig und warm, da lohnt sich die Rast. Wir sind jetzt in Slowenien. Über Sedla Ucja erreichen wir das Soca-Tal in Zaga. Vorbei an Bovec geht's den langen Weg zum Vrisic hoch. Von links drohen dunkle Wolken, aber die bleiben uns erspart.

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Bis zur Passhöhe ist es ein weiter Weg. Die erste Kehre auf der Südseite trägt die Nummer 46 - wow. Zum Glück ist wenig Betrieb, denn zum Überholen gibt es hier wenige günstige Möglichkeiten. Kurz vor der Passhöhe hält uns ein Sicherheitsdienst an - gibt unsere Anzahl per Funk durch, dann dürfen wir passieren. Nanu? Drei Kehren weiter steht ein Mercedes Benz Spezialfahrzeug mit Kamera-Kranausleger, eine kehre weiter ein in Wolfsburg zugelassener, polierter neuer SUV mit Übermaß der Marke VW - alles klar, Filmaufnahmen. An der Passhöhe ist dann die restliche Produktionsgesellschaft untergebracht. Pi mal Daumen arbeiten hier 50 bis 100 Leute am nächsten Werbefilm.

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Jetzt fahren wir aber ziemlich eindeutig auf die Wolken zu. Also mampfen wir die restlichen Snacks, freundlich präsentiert von Jada und Kurvenoldi, schlüpfen in die Regensachen und begeben uns auf die mutmaßlich regenfeuchten, berühmten Kopfsteinpflaster-Kehren der Vrisic Nordseite. Ich passiere ein paar Autos und Wohnmobile. Es ist zum Glück nicht richtig nass, und das Kopfsteinpflaster ist so krumm und schief, dass die Reifen auf den Kanten guten Grip finden. Unten im Tal muss ich sehr lange warten, weil der Rest der Gruppe nicht überholt hat. Okay, das ist auch nicht trivial hier. Wir fahren zur nächsten Tankstelle, denn Markus war morgens nicht ganz voll - leider hat sie zu. Ein KTM-Fahrer parkt mitten in der geschlossenen und mit Flatterband gesperrten Tankstelle - nanu? Wir tanken am anderen Ende von Kranjska Gora. Am Rückweg nach Österreich kommen wir wieder bei der ersten Tankstelle vorbei. Die KTM wird gerade auf einen Auto-Abschlepper verladen - ach so, dann geht ja alles seinen geregelten Gang.

Über den Wurzenpass passieren wir die Landesgrenze nach Österreich. Ab jetzt achten wir wieder sehr genau auf die Beschilderung. Die Tempo 30 auf der Gefällstrecke gehen mit der Yamaha tatsächlich nur im 1. Gang ohne Bremse - und ich leide echt mit meinem Motor. Aber die Yamaha bleibt tapfer. Ich habe auch den ganzen Tag nicht den Lüfter gehört - und selbstverständlich auch keine Warnlampen gesehen. Ein tapferes Motorrad, das genau wie ich hier sehr in seinem Element ist: Genussvolles Pässe fahren, ohne irres Tempo und ohne besondere Anstrengung. 30 km später sind wir wohlbehalten wieder am Hotel.

228 km / 8 Passknacker

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David ist auch schon da - fröhliches Wiedersehen. Er hat eine Kawasaki-Werkstatt gefunden, die ihm 9 Einträge aus dem Fehlerspeicher gelöscht hat, womit sein Leerlaufdrehzahl-Problem zunächst verschwunden ist. Das beruhigt.

Abends versuchen wir uns an einem Gruppenfoto, aber es haben leider nicht alle mitbekommen. Naja, dann gibt's morgen noch einen Versuch oder die Nachzügler werden reinmontiert.

Unser Halbpensions-Abendessen bekommen wir wie immer in einem Hotel auf der anderen Straßenseite. Es gibt 5 Gänge plus Salat. Ein Zwischengang ist optional bzw. lässt sich anstelle von den beiden Hauptgang-Alternativen wählen. Außerdem gibt es drei feste Gerichte, die man immer anstelle der Hauptgänge bestellen kann, u.a. Wiener Schnitzel. Für die Kellner ist das ziemlich verwirrend, aber die Qualität ist gut. Gestern mussten wir lange auf die einzelnen Gänge warten, heute geht es zügiger. Getränke zahlen wir jeden Abend direkt. Kartenzahlung ist heute erst ab 30 Euro möglich - uff. Ich habe inzwischen Bargeld dabei.

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#10 Beitrag von blahwas »

Mi 24.05. Rumgurken

Heute ist ganztägig Regen angesagt. Es ist sicherlich der Tag in der Woche mit dem schlechtesten Wetter. Diverse Teilnehmen planen Wellness, Kultur usw. Mich zieht's ja eher aufs Motorrad, aber nur eine kurze Tour - Regen aussitzen oder halt in Regensachen fahren, notfalls abkürzen.

Duck und Kautabbak begleiten mich in die Gurktaler Alpen, auf eine gekürzte Tour von 5h. Zunächst geht's über die Dörfer, dann über Schotter, einsame Passknackerpunkte anfahren. Vom Regen ist noch nichts zu sehen, die Laune ist gut. Wir haben auch eine nette Aussicht auf den Wöhrder See.

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Später werden die Straßen wieder etwas breiter, aber andere Motorräder sehen wir heute keine. Meteorologen: Wenn die Landschaft dampft, ist das ein gutes Zeichen. Das heißt, dass es gerade geregnet hat und jetzt trocknet. Dafür braucht es auch eine gewisse Temperatur oder Sonneneinstrahlung.

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Gegen Mittag waren noch immer fast trocken, hatten aber Lust auf Pause. Manchen war etwas kalt, so 'ne Suppe wäre nett. Ich kann mich erinnern, dass es im nächsten Ort, Gurk, Gastro gibt. Also rein da: Leider hatte das Cafe mit Eisdiele geschlossen. Gegenüber ist aber der Dom zu Gurk, da gibt's auch ein Cafe. Wir kehren ein. Der Dom zu Gurk liegt natürlich im Ort Gurk, der liegt übrigens an der Gurk, also im Gurktal, in den Gurktaler Alpen. Nur damit da keine Verwirrung aufkommt.

Das Cafe ist nett eingerichtet, überraschend modern. Wir genießen unsere Spargelcreme-Suppe, als draußen der Regen losgeht. Gutes Timing. Irgendwann wird das aber langweilig, also wagen wir uns wieder nach draußen. Laut Regenradar müssten wir knapp an der Regenfront vorbei kommen. Das klappt anfangs gut und wir tüten noch zwei Passknackerpunkte ein. Auch Kautabbaks Elektronikproblem taucht nicht wieder auf. Aber schließlich kommt der Regen dann doch. Der hält sich wohl nicht an den Niederschlagsradarfilm von wetteronline. Buuuh!

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Der Regen wird schließlich zum ausgewachsenen Starkregen. Das gefällt uns natürlich nicht. Ich würde gern einkehren, finde aber nichts. Dass die Strecken schmal und stark verdreckt sind hilft auch nicht unbedingt. Unter einem komfortable Dach gibt es also eine Lagebesprechung: Man möchte ins Hotel zurück. Ich suche noch nach einem trockenen Weg: Ab nach Südosten, aus dem Regen raus, und dann auf die Autobahn, westwärts - so würden wir den Starkregen bzw. das Gewitter umfahren.

Das klappt anfangs nicht so gut. Wir tanken an der Autobahnauffahrt, fahren auf, und dann lässt der Regen tatsächlich nach. Auch die zahlreichen Tunnels helfen beim Trocknen. Zurück am Hotel ist der noch nicht klar, aber zumindest sind die Straßen wieder trocken.

In Summe heute eine sehr kurze Tour - hätte man sich die sparen können? Vielleicht. Aber es ist nichts schiefgelaufen und schließlich gab's doch ein Happy End. Und unser Hotel hat einen Trockenraum.

185 km / 7 Passknackerpunkte

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blahwas
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#11 Beitrag von blahwas »

Do 25.05. Steiermark Kurvenparadies

Heute ist ganztägig gutes Wetter angesagt. Das lädt zu einer langen Tour ein. Da kommt nur Duck mit. Als Nebenquest hole ich für Claudia einen Reifen in Deutschlandsberg ab, denn da fahre ich ohnehin vorbei.

Los geht's auf die Autobahn - viel besser als Ortsdurchfahrten. 60 km sitze ich auf einer Backe ab. Bei Griffen geht's ins Hinterland, hoch zum Griffner Berg. Es ist eine nette, gut ausgebaute Motorrad-Strecke. Davon werden wir heute viele haben :) Jetzt geht's ohne Autobahn südöstlich durch Lavamünd, und dann ab ins Hinterland. Der Bikertreff Saboth liegt auf unserer Strecke, mit original Tempolimit 70 nur für einspurige Fahrzeuge. Hier trifft Markus eine zweite gelbe BMW!

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Die Ostseite von Saboth ist ohne Tempolimit, und auch die 100 außerorts wären hier eigentlich nicht nötig. Man kann sehr elegant über die Kurven surfen. Dann biegen wir zur Abwechslung wieder auf Ministrecken ab, und kriegen dafür zur Belohnung eine Aussicht.

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Dann wechseln wir aber gern wieder auf breit ausgebaute Kurvenstrecken mit wenig Verkehr, viel Fahrspaß. Dann erreichen wir Deutschlandsberg. Ich finde die Adresse, es ist eine Elektrofachgeschäft auf dem Land. Chef kommt gleich. Chef redet nicht viel. Chef nimmt Geld, gibt Reifen. Ich schnalle mir den Reifen um den Bauch, Markus beömmelt sich und erstellt eine Fotodokumentation dazu. Reifen um den Bauch habe ich auch schon 2 Tage am Stück gemacht, stört mich nicht groß. Dann geht's hoch zur Weinhöhe. Das ist die heute vielleicht schönste Kurvenstrecke. Sie ist sicherlich die längste. Es wird sogar frisch, denn es ist 1668 Meter hier.

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Wir kehren ein und snacken uns mittags etwas Ausdauer rein. Wir besprechen die restliche Route und werfen ein paar nördliche Punkte raus. Dann geht's den Pass westlich runter, und das ist eine schöne Kurvenstrecke, etwas verwinkelter, aber übersichtlich. Für Kenner: Wie der Passo Ampola, Westseite. Aussicht gibt's auch:

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Zurück im Tal fassen wir Sprit im "Kraftstoffparadies", und wenden uns wieder den Bergen zu, aber auf der anderen Seite der Autobahn. Zum Klippitztörl geht's ins Hinterland und nach Althofen - schöne Kurvenstrecke ;) Ein Hauch von Staller Sattel, Südseite.

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Unser letztes Zwischenziel heute ist der Magdalenensberg. Hier hoch gibt es - Überraschung - ein schöne Kurvenstrecke, aber etwas schmaler und mit mehr Kehren. Und mit schöner Aussicht.

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Hier mit Reifengurt ;) Danach geht's über die Autobahn unkompliziert nach Hause. So geht ein schöner Tag zu Ende.

357 km / 10 Passknacker

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Morgen ist mein letzter Tag auf dem Treffen. An der Nachrichtenlage vom Treffen gibt's gemischte Meldungen. Gestern hat jemand unsanft Bekanntschaft mit einer abgebrochenen Leitplanke in Italien gehabt, und sich eine dicke Fleischwunde im Oberschenkel zugezogen. Er wurde im Krankenhaus versorgt, ist stabil, und wird morgen von einem von uns im Auto nach Hause gebracht. Seine Africa Twin bringt der ADAC nach Hause. Das dämpft die Stimmung natürlich.

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Bayoumi
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#12 Beitrag von Bayoumi »

Ach du scheiße. Gute Besserung!
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Ralf B
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#13 Beitrag von Ralf B »

Gute Besserung und auch dass das Moped gut zu Hause ankommt! Sowas braucht kein Mensch!

Gruß Ralf
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blahwas
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#14 Beitrag von blahwas »

Fr 26.05. Best Of The Rest

Heute ist wieder ganztägig gutes Wetter angesagt, und es ist der letzte Fahrtag vor Ort in Kärnten - morgen reise ich ab, und die meisten anderen auch. Also gibt's eine "Best of the Rest"-Tour mit David. Dafür ist morgens etwas Autobahn und Bundesstraße nötig, aber hey. Nassfeldpass!

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Immer wieder schön zu fahren, auch wenn der Straßenzustand der Nordseite mittlerweile gelitten hat. Oberhalb der Mittelstation sowieso schon immer. Die italienische Seite ist abenteuerlicher und schmaler, und dabei steiler.

Dann geht's zum Sella Cereschiatis. Im oberen Bereich eine schmale Bröckelpiste durch den Wald.

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Oben haben wir die Wahl zwischen weiterfahren und einigen km Tal, oder umdrehen und Lanzenpass - die vermutlich berühmteste üble Bröckelpiste weit und breit. Wir entscheiden uns für das Tal. Die Südseite von Cereschiatis ist nett anzusehen, und auch im Tal passieren wir schöne Aussichten. Dann geht's zum Highlight des Tages, dem Monto Zoncolan. Ich wundere mich etwas, warum wir dafür nach rechts abbiegen statt nach links? Ah, mein Navi wollte oben nicht wenden und fährt 1x drüber, statt Abstecher von Osten. Na gut, besser von West nach Ost als umgekehrt.

Die Westseite ist schmal und steil. Die exponierte Trassierung ermöglicht tolle Aussichten. Außerdem ist es heiliger Boden für Radfahrer. Hier hängen zahlreiche Porträts am Straßenrand und der Asphalt ist mit Inschriften verziert. Auch heute quälen sich Manche tatsächlich da hoch - 12,8% Steigung und 1225 Höhenmetern zum Trotz. Zwei davon liefern sich oben noch einen Sprint, als wir zwei gesetze Herren mit Wohlstandsfigur bereits oben sind. Unfassbar.

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An der Ostseite ist der Strecke deutlich zweispurig und zwischen den Kehren sind übersichtliche Kurven mit weiten Radien. Das macht Spaß, da wollte ich heute eigentlich hin. Und jetzt sind wir hier :)

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Danach geht's den Plöckenpass hoch, ein paar Wohnmobile wollen zwischen den Kehren überholt werden. Es würde mich ja echt langweilen, Teil der entgegenkommenden Porsche-Gruppe zu sein, die sich auf den weiten Weg gemacht hat, um dann hinter einem Wohnmobil fest zu klemmen. Auf der Passhöhe gibt's die erste richtige Pause mit einer kleinen flüssigen Stärkung. Und wir planen der Rest des Tages: Wir haben noch Lust auf einen Abstecher zum Kreuzbergsattel. Das ist eine sehr schicke Kurvenstrecke.

Zunächst müssen wir den Plöckenpass runter Richtung Österreich. Das macht Spaß, auch wenn Davids Versys 1000 leider wieder Fehler im Cockpit anzeigt - immerhin ist die Leerlaufdrehzahl heute nicht erhöht.

Die B111 ist natürlich wieder öde, der Abstecher zum Kreuzbergsattel zieht sich auch ziemlich, bis es schick wird. Dann gibt's eine sehr breite und moderne Kurvenstrecke, wo man etwas Motivation zum Überholen braucht. Wir tüten oben den Passknacker ein und fahren noch die Nordseite. Und dann wieder zurück - und zum Hotel. Wir füllen noch die Tanks, und weil die Tankstelle so nah am Hotel ist, gibt's noch ein Eis für den Tankrucksack mit dazu.

350 km / 5 Passknacker

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An der Nachrichtenlage sieht's positiv aus. Unser Bruchpilot ist wieder im Hotel und erzählt munter im Stehen (mit Krücken), ohne erkennbare Schmerzen. Sein Motorrad bringt der ADAC heim, und er fährt bei jemandem im Auto mit nach Hause. Das tröstet etwas.

Für mich geht die Reise morgen weiter, ein Hotel bei Linz ist gebucht. Die Wettervorhersage ist weiterhin sehr positiv :) So klingt das Treffen doch noch positiv aus. Es ist wieder "Hotel-Olympiade", aka Luftgewehrschießen, und ich mache den 2. Platz von 10, obwohl mich nicht erinnern kann, das schon mal gemacht zu haben :) Als Prämie gibt es eine kleine Flasche Prosecco, und deshalb ist der Bericht heute später als sonst ;)

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#15 Beitrag von blahwas »

Sa 27.05. Abreise 1 von 2 (Linz)

Heute ist wieder ganztägig gutes Wetter angesagt, und es ist der erste von zwei Tagen, die ich mir für die Abreise genommen haben. Dafür fahre ich die Nockalm, die bisher in keine Tagestour gepasst hat, und dann mehr oder weniger direkt nach Norden. Da gibt's Gegenden, die mir letztes Jahr bei meiner Gesamt-Österreich-Rundfahrt positiv in Erinnerung geblieben sind.

Zunächst aber gibt's den Abschied von den anderen Teilnehmern. Wir waren 8 Frauen und 17 Männer - das ist durchaus groß für ein einwöchiges Hoteltreffen eines Motorradforums zu einer Modellreihe, die auf Markt keine so große Rolle spielt. Mir ist auch nicht bekannt, dass andere Modellforen so etwas überhaupt veranstalten, geschweige denn regelmäßig. Ich danke allen Teilnehmern des Kärntentreffens für ein nettes, herzliches und familiäres Treffen, insbesondere natürlich Wanni fürs koordinieren! Nächstes Jahr natürlich gern einen Unfall weniger, dann sind alle wesentlich zufriedener...

Die Nockalm also. 16 Euro Eintritt, dafür sehr guter Straßenzustand und praktisch kein Verkehr. Es ist durchgehend Tempo 70, und das reicht auch. Es geht häufig über 2000 Meter. Es liegt auch noch etwas Schnee hier und da. Das ist aber kein Nachteil, insbesondere optisch sogar ein Vorteil.

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Das war schön! Ob's 16 Euro wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Turracher Höhe nebenan ist kostenlos und man kommt auch schneller über diese Gebirgskette. Die hatte ich aber schon bei der Anreise, und ansonsten war die Nockalm meine einzige Mautstrecke auf dieser Tour. Mir ist es das wert.

Für mich geht's Richtung Osten, vorbei an Tamsweg und Schwarzenbichl. Da kommt mir glatt René entgegen, von dem ich mich noch heute morgen verabschiedet habe! Der ist wohl Turracher Höhe gefahren. Jetzt bin ich wieder in der Steiermark. Schön hier, ganz schön abgeschieden.

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Über den Hocheggersattel und Hohentauern geht's Richtung Norden. Das ist eine Hauptverkehrsroute für Steiermark-Verhältnisse. Ich folge zwei BMW GS, die 95% von meinem Tempo fahren. Das reicht mir heute, ich bin sehr entspannt unterwegs und genieße einfach das Motorradfahren. Außerdem muss ich gleich beim Ortsschild ein Foto machen ;) Bergab sind sie dann aber etwas zögerlich, und bevor sie noch auf ein Auto auflaufen und es Verwirrung beim Überholen entstehen kann, gehe ich lieber an allen vorbei. Sicher ist sicher.

Ich fahre jetzt in den Naturpark Steierische Eisenwurzen. Die Region ist echt weniger bekannt, als sie es verdient hätte, gerade zum Motorradfahren. Neben netten Pässen und Landschaft gibt's hier die Ems, das ist Fluss, der sich gewaltig in die Landschaft gefräst hat. Dem folge ich jetzt Richtung Norden, rein nach Oberösterreich, und da kann man echt nett Motorrad fahren. Als Passknacker folgt man ja eher selten Tälern, wenn man auf Mission ist - ich bin aber nicht auf Mission, ich fahre einfach eine schöne Route und lasse zwischendurch Punkte aus. Das habe ich lange nicht mehr gemacht - mit der Rangliste habe ich dieses Jahr eh nichts zu tun.

Als die Ems nach Westen abbiege, fahre ich weiter nördlich. So erreiche ich die sanfte Hügellandschaft von Niederösterreich, und es wird etwas "dichter" besiedelt. Als Deutscher mit NRW-Erfahrung ist es auf der Skale von 0 (Wüste) bis 10 (Düsseldorf) eine 1.

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Ich habe sogar noch Zeit für einen kleinen Abstecher zu zwei weiteren Punkten, damit ich nicht vor 16 Uhr im Hotel auftauche. Ich darf mein Motorrad im Hotelgarten unter einem Vordach parken. Das wundert mich etwas, denn hier feiern gerade ca. 20 Österreicher, die Tracht tragen, was mich zugegeben ziemlich irritiert. Aber die Irritation scheint nicht einseitig zu sein, also passt das ;)

392 km / 15 Passknacker

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Morgen Abend bin ich zuhause - und darauf freue mich schon :)

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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#16 Beitrag von blahwas »

So 28.05. Abreise 2 von 2 (Nürnberg)

Die Nacht war erholsam. Dank des Berner Schnitzels gestern Abend kann ich auf das 12 Euro-Frühstück verzichten. Ein letztes Mal einpacken und los geht's. Die Wettervorhersage ist weiterhin "eitel Sonnenschein", aber es ist ein paar Grad kühler als die letzten Tage in Kärnten/Friaul/Slowenien.

Ich habe eine Route nach Norden geplant, die danach durch Tschechien führt und anschließt durch den Bayerischen Wald. Die letzten 90 Minuten sind Autobahn. Und es bleiben genug Passknackerpunkte für eine 1,5-2 Tagestour übrig. Den ersten Punkt nördlich von Linz, "March", schmeiße ich aus der Route. Der lag zwar in der richtigen Richtung, aber so weit abseits, dass ich 30 Minuten spare, wenn ich stattdessen die Nord-Süd-Autobahn nutze. Die übrigens eine üble Betonwüste ist. Die gesparte Zeit kann ich später für Umwege nutzen, wenn ich das möchte. Am Ende der Autobahn geht's über kleiner werdende Straßen nördlich.

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Und dann bin ich auch schon in Tschechien. Der erste Punkt heißt Zahradka. Hier ist ganz schön wenig los. Die Region ist dünn besiedelt und wirtschaftlich nicht gerade vom Aufschwung geprägt. Da ich weiter hinter dem Lipno-Stausee fahre, ist auch nicht viel mit Tourismus los. Das erdet einen. In Cesky Krumlov ist aber reger Betrieb, auch Motorradgruppen aus ganz Europa klatschen hier ab. Nordwestlich von Volary wird die Landschaft hügeliger und stärker von Wander-Tourismus geprägt.

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Die Sonne scheint und ich habe gute Laune. Ich habe es wirklich kein Stück eilig. Ich probiere sogar den B-Mode, mit der sanften Gasannahme. Der reicht zum Überholen und dafür kriege ich mehr Bewegung ins Handgelenk. Aufgrund meiner Fotostopps und der zerklüfteten Passknacker-Route habe ich manche Motorradfahrer mehrfach vor mir. Alle sind cool, keiner hat Stress, keiner sucht Streit. So sollte es sein. Irgendwo muss ich nachtanken, den günstigeren Preis nehme ich auch gerne mit, und der Tank reich dann bis nach Hause. Bei Zelezna Ruda überquere ich die deutsche Grenze. Kurz danach, beim Brennes, kehre ich ein und gönne mir mein neues Standard-Reise-Mittagsmenü "Spezi mit Pommes". Damit bleibt man auch in guten Restaurants unter 10 Euro, kriegt Salz und Zucker und hat bis abends keinen Hunger mehr, ohne danach schlafend vom Motorrad zu rutschen.

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Nach der Pause geht ziemlich direkt nach Hause. Ich nehme nur die Punkte mit, die eh auf dem Weg liegen bzw. weniger als 5 Minuten Umweg bedeuten. Hier kenne ich mich inzwischen ganz gut aus. Einige Straßen sind neu asphaltiert, und es sind so viele Motorradfahrer unterwegs, dass man kaum noch andere Fahrzeuge sieht. Logo, ist ja Klasse Wetter und Klasse Gegend hier.

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In Bad Kötzing tobt ein Frühlingsfest, viele Fußgänger in Tracht. Danach geht's auf schnellstem Weg nach Hause: Bundesstraße, Autobahn, Heimat. Wobei die Bundesstraßen in Bayern beeindruckend ausgebaut sind. Schöne Grüße ans Bundesverkehrsministerium, das von 2009 bis 2021 von einer bayerischen Regionalpartei geführt wurde.

In Nürnberg tanke ich kurz vor der Haustüre voll, erfasse erstmal den Kilometerstand und rolle gemütlich in die heimische Garage. Etwas verwundert bin ich über den neuen "festen mobilen" Blitzer eine Querstraße vor meiner Haustür. Wow, die denken sich was Neues aus.

485 km / 17 Passknacker
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Re: Schwarzwald/Kärntentreffen 2023

#17 Beitrag von fransjup »

Danke Johannes fürs mitnehmen
Weiter so :top:
gruß fransjup

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