25.-26.08. Oslo Stadttour
Oslo ist die Hauptstadt sowie das wirtschaftliche und politische Zentrum Norwegens. Sie trug in der Vergangenheit auch den Namen Christiania bzw. Kristiania. In der Groß-Oslo-Region leben mehr als 1,5 Millionen Menschen, also etwa 28 Prozent der gesamten Bevölkerung Norwegens. Etwa 72 % der Einwohner der Kommune lebten im Jahr 2021 in Wohnblocks, 8 % in Einfamilienhäusern. Dies stellte einen großen Unterschied zum Landesdurchschnitt dar. Oslo ist Sitz diverser norwegischer Unternehmen, darunter Medinor, Qt Software und Opera Software. Oslo ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt und Endpunkt vieler Fernverkehrsstraßen und Eisenbahnlinien. Vor allem in der Innenstadt wird versucht, den Individualverkehr mit Kraftfahrzeugen einzuschränken. Die Zahl der Personenkraftwagen pro 1000 Einwohner lag im Jahr 2020 in Oslo bei 432 und damit unter dem Landesschnitt von 521. Der Anteil an Haushalten ohne Zugang zu einem PKW lag bei 37 % und war damit um fünf Prozentpunkte innerhalb von fünf Jahren gestiegen.
Die zwei Tage in Oslo habe ich mit Sightseeing verbracht, wie ein ganz normaler Tourist. In Olso bewegt man sich am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein 24-Stunden-Ticket kostet knapp 10 Euro und ist viel nützlicher als „hop on hop off“-Touristenbusse. In der Nähe meiner Unterkunft gibt’s ein Straßenbahngleis, wo 3 Linien direkt ins Zentrum verkehren, und außerdem eine Buslinie, die durchs Zentrum hindurch auf die Museumsinsel Bygdøy fährt. Dort sind viele städtische Museen. Heute ist Sonntag und die Sonne scheint.
Los geht’s mit dem Norwegischen Freilichtmuseum. Hier wurden über 100 traditionellen Gebäude aus ganz Norwegen in eine Parkanlagen versetzt. Es quasi Norwegen in klein, bzw. das ländliche Norwegen. Man kann ich die meisten Gebäude hinein, es gibt Innenausstattung und Infotafeln. Sonntags sind auch Schausteller da, die einen Tanz aufführen, ein Pferd durchtreiben und typische Arbeiten für die Zeit verrichten. Das beeindruckendste Stück ist klar die Stabkirche, die sehr dunkel in der sonnigen Landschaft steht.
Stellenweise ist es etwas voll, und mir wird langsam klar, dass die meisten Gäste hier von den Kreuzfahrtschiffen kommen, damit die auch mal Landleben sehen. Ich dagegen habe gerade drei Wochen Norwegisches Landleben gesehen. Im Hauptgebäude gibt es auch eine Ausstellung über die Sami, die den Norden der Skandinavischen Halbinsel besiedeln und lange als Menschen zweiter Klasse galten. Heute sind sie eine anerkannte Minderheit, auch ihre Sprache ist je nach Region eine weitere Amtssprache... aber außerhalb dieser Ausstellung sind die Infotafeln und Beschriftungen aller Exponate in diesem Museum nur Norwegisch und Englisch. Auch die Rentierwirtschaft wird hier beschrieben.
Meine nächste Station nach einem Thai-Mittagessen irgendwo in der Innenstadt ist das Edvard Munch Museum, das schon durch seine Architektur auffällt.
Ja, das ist alles Museum! Das bekannteste Werk ist sicherlich „Der Schrei“.
Das Bild hängt in einem weitgehend dunklen Raum. Dort werden andere Versionen des Bildes zeitlich stark eingeschränkt ausgestellt, weil sie auf Karton gemalt wurden, der sehr lichtempfindlich ist. Es gibt natürlich noch sehr viel mehr Kunst von Munch zu sehen und auch von Zeitgenossen. Beeindruckend sind die Großgemälde mit teilweise 7 Meter Kantenlänge. Es gibt häufige mehrere Versionen eines Bildes zu sehen. Munch hat fast seinen ganzen Besitz der Stadt Oslo vererbt, darum ist hier soviel Kunst auf einem Fleck zu sehen. Auch seine Wohnung wird im Museum in einer interaktiven Version nachgebaut. Leider sind Skybar und Restaurant heute geschlossen. Das Museum ist insgesamt sehr modern und sehr gut ausgestattet. Man sollte wirklich von unten nach oben durchgehen. Ich habe es umgedreht, um die Menschenmassen zu vermeiden, und das war nicht die beste Idee, weil die Highlights tatsächlich am Anfang kommen. Und da war ich dann leider nur noch wenig aufnahmefähig. Also ab in die Ferienwohnung, Powernap. Noch über den Imbiss neben dem Munch-Museum schmunzeln, der sich „Munchies“ nennt. Überhaupt gibt’s viel Kleinkunst und Humor im öffentlichen Raum zu sehen, wenn man dafür aufnahmefähig ist.
Den Abend verbringe ich nicht alleine daheim sondern mit einem Ausflug zum Ravenheart Filmfestival. Hier könnte man sich 5 Tage am Stück fantastische Kinofilme reinziehen, aber heute ist schon der letzte Tag, also gibt’s für mich nur eine Vorstellung. Und da wähle ich bewusst etwas, das man sonst nicht zu sehen bekommt: Ein Sammlung von Dark Comedy-Kurzfilmen. Das war sehr unterhaltsam, auch ein deutscher Film war dabei. Am Rande fällt mir auf, dass das einzige Film ist, in dem geraucht wurde. Norwegen ist ansonsten rauchfrei. Rauchen findet einfach nicht statt, oder nur ganz am Rand (der Gesellschaft). Wer nikotinsüchtig ist, kann sich mit Snus durchschlagen. Das war ein voller Tag heute, und so fällt mir einschlafen heute nicht schwer.
Am Montag besuche ich vormittags wieder Bygdøy. Hier gibt es mehrere Museen über die Norwegische Seefahrt-Geschichte, bzw. über die norwegischen Entdecker. Fun Fact: Norwegen ist das einzige Land mit Gebietsansprüchen an Nordpol und Südpol. Das Frammuseum ist um das Schiff „Fram“ herum gebaut, und zwar ziemlich knapp. Man kann kaum begreifen, wie groß das Schiff ist.
Achtet auf die Menschen im Bild. Dieses Schiff wurde 1892 fertiggestelltes Schiff und von Polarforschern in den Jahren 1893–1912 genutzt. Die Fram war darauf ausgelegt, im Packeis driften zu können, ohne unter dem enormen Druck des Eises Schaden zu nehmen. Die anfänglich montierte Dampfmaschine wurde 1910 ersetzt. Die Fram bekam als erstes Hochseeschiff der Welt einen Dieselmotor, mit zarten 180 PS. Dieses Schiff hier war am Nordpol und am Südpol, und kam immer wieder zurück. Man kann das Schiff auch betreten, das ist allerdings eine ziemliche Menschenschieberei, immerhin mit Einbahnstraßenregelung. Den drei großen norwegischen Polarforschern Fridtjof Nansen, Otto Sverdrup und Roald Amundsen wird in der Ausstellung viel Raum eingeräumt. Sie sind Nationalhelden und haben dazu beigetragen, das Norwegische Selbstbewusstsein zu stärken und vielleicht auch zur Unabhängigkeit von Schweden beigetragen. Rundum an der Außenwand der Halle sind sehr viele Fotos, allerdings kann man sie kaum in Ruhe betrachten oder die Tafeln lesen, weil zu viele Leute drin sind. Man merkt dem Museum das Alter von 90 Jahren an. Mein Online gekauftes Ticket wollte niemand sehen. Es gibt aber einen Tunnel mit vielen Infotafeln über viele andere Polarforscher, darunter auch ein Video der Kartierung des Nordens. Hier werden auch gescheiterte Missionen dargestellt. Und zu meiner Überraschung geht es jenseits des Tunnel in eine zweite Halle, die fast genauso groß wie die erste ist, nur viel leerer. Hier findet man das Schiff Gjøa gezeigt, mit der Amundsen als Erster die lange gesuchte Nordwestpassage durchfuhr.
Dieses Schiff ist viel kleiner. Die Maxime hier war, möglichst leicht und wendig zu sein, statt eine Kleinstadt auf dem Meer zu sein. Das kann ich als Motorradfahrer gut nachvollziehen

Jetzt ist aber auch wieder gut mit Schifffahrt. Als nächstes fahre ich zum Black Metal-Laden Helvete, der nach dem Tod von Euronymous zunächst geschlossen wurde, später ein Cafe war und seit einigen Jahren wieder ein Plattenladen namens Nesebled ist. Unterwegs höre ich natürlich Black Metal, und zwar gibt’s da auch eine musikalische Interpretation der gescheiterten dritten Franklin-Expedition: Von Antrisch das Album „Expedition I: Dissonanzgrat“. Kann man bei Youtube hören, wenn man will. Gute Musik muss weder schön noch fröhlich sein. Aber das ist Geschmackssache. Apropos Geschmack: Hunger hätte ich auch. Da gab's doch 'ne nette Metal-Bar mit Pizza im Reiseführer für „Blackpacker“? Und tatsächlich:
Genau mein Ding – sich bloß nicht zu ernst nehmen! Es war sehr gemütlich im Vaterland Bar & Scene (im Stadtteil Vaterland, direkt neben Grønland), und unerwartet teuer war es auch nicht mit 22 Euro für eine Pizza plus Getränk. Das zahlt man in deutschen Großstädten auch schon. Weiter geht's zu Nesebled. Der Plattenladen ist wie online beschrieben äußerst kultig.
Wer sucht, findet auch – nicht das was er gesucht hat, aber sicher irgendwas anderes. Ich werde auch fündig, aber das Kartenterminal ist heute defekt. Meine Versuche an Bargeld zu kommen, scheitern – ich habe gerade nur eine Kreditkarte dabei, und die gibt nur Bargeld raus, wenn man mindestens den Gegenwert von 100 Euro abhebt, und das ist mir nun zu viel. Das Restgeld will ich nicht rumschleppen, und so gehe ich mit vielen Eindrücken, aber leeren Händen. Der Keller ist ebenfalls geöffnet, und die Wandmalerei gibt's auch noch (oder wieder?). Dass es in diesem Laden Anfang des Jahres einen Brand gab merkt man nicht. Ein wenig ironisch ist das ja schon, ein Brand im ehemaligen Brandstifter-Hauptquartier... Aber schön, dass es den Laden noch gibt! Ich stelle auch fest, ich bin nicht der einzige Metaller, der (auch) deswegen heute hier in Oslo ist.
Ich bin schon wieder etwas schwach auf den Beinen und gehe noch Euronymous' Arbeitsweg ab, aber wie online beschrieben, sein letzter Wohnsitz war ein unscheinbarer Wohnblock, an dem Nichts an ihn erinnert. Das ist schon etwas schade, aber wenn man Kirchen anzündet oder sich darin verwickeln lässt, macht man sich wohl eher unbeliebt bei der Mehrheitsgesellschaft. Ich entdecke aber unterwegs noch etwas Street Art.
Völlig anderes Thema, aber immerhin Motorrad-relevant: Akira war der erste im Westen kommerziell richtig erfolgreiche gezeichnete Animationsfilm für Erwachsene, der die Filmgattung "Anime" anno 1988 sozusagen aus der Kinderecke raus geholt hat. In diesem SciFi-/Actionfilm sind Kaneda und Tetsuo (siehe Foto) jugendliche Mitglieder einer Motorradgang, die in politische Machtkämpfe und in ein militärisches Forschungsprojekt verwickelt werden. Das Projekt erforscht Menschen mit übernatürlichen Kräften. Für mich geht’s ohne übernatürliche Kräfte, aber mit Tagesticket, per Straßenbahn nach Hause, und um 20 Uhr parke ich mein Motorrad um, vom kostenlosen Motorradparkplatz in die Anwohnerparkzone, wo immerhin von 20-9 Uhr kostenlos geparkt werden kann. Das Konzept, den Individualverkehr mit Kraftfahrzeugen zu verdrängen, geht im Innenstadtbereich sicherlich auf. Es sind sehr viele Menschen überall unterwegs, machen auch Sport mitten in der Stadt, können sich frei bewegen, es gibt viele kostenlose Sitzgelegenheiten. Es gibt auch an Hauptstraßen sehr viele Zebrastreifen, und die Autofahrer sind rücksichtsvoll.
Dann räume ich die Ferienwohnung auf, beginne ein zu packen, damit es morgen früh schneller geht, und buche eine Hütte für Morgen, denn es wird wieder Motorrad gefahren. Nach 2 Tage bis zum Landespreis Norwegen, und bis zur Fähre nach Dänemark!