Griechenland und Albanien 2023

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blahwas
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#21 Beitrag von blahwas »

Mo 24.7. Albanien abwärts und endlich angekommen

Gestern Abend gab's noch lecker Abendessen mit Sicht auf die Seepromenade und die dortigen Falschparker, die von ihnen behinderten Autofahrer, und irgendwann sogar die Verkehrspolizei. Das Essen war gut und günstig: Spaghetti Seafood.

Zum Frühstück gibt's eine Aussicht.

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Der Turm blieb zum Glück stumm. Die Hühner und der Hahn (nicht im Bild) leider nicht. Das Frühstücksessen von 8 bis 9 haben wir für 7 Uhr bestellt, und wir sind alle pünktlich :) Der Plan ist, früh aufzubrechen um die größte Hitze zu vermeiden. Es geht zunächst 250 km auf schnellstem Wege nach Süden. Ich bin das erste Mal in Albanien, und einiges wirkt fremd auf mich. Tankstellen "Kastrati". Schilder:

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Und es gibt keine Marken, die man von daheim kennt. Keine Banken, keine Tankstellen, keine Supermärkte. Alles fremd. Das Gefühl kenne ich schon aus Bosnien-Herzegowina, und der Vergleich drängt sich auch sonst gelegentlich auf, wobei alles etwas besser in Schuss ist.

Wir müssen in den Dunstkreis der Hauptstadt und ins zugehörige Verkehrschaos: Es gibt keine Schnellstraßen, also müssen Fernverkehr und Nahverkehr über die gleiche Strecke. Das Ergebnis ist kilometerlanger Rückstau bei der kleinsten Störung, und dabei gibt es noch nicht mal Ampeln. Dazu hat es schon um 8 Uhr früh 26 Grad und vor allem brennt die Sonne gnadenlos. Ich lege nahezu stündlich Pausen in klimatisierten Tankstellen-Cafes ein, damit die Truppe fit bleibt.

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Irgendwann kommt dann doch mal eine vierspurige Strecke und prompt löst sich der Verkehr auf. Man sollte aber aufmerksam bleiben, denn hier und da gibt's beeindruckende Schlaglöcher, oder es fehlt mal die Abdeckplatte von der Dehnfuge an einer Autobahnbrücke, was eine 30 cm lange Lücke unbekannter Tiefe ergibt. Mirko probiert das aus und mit 100 km/h: Kein besonderes Gefühl, Räder und Fahrwerk kümmern sich. Immer weiter. Wir sind froh, endlich vorwärts zu kommen, auch wenn es sich arg in die Länge zieht. Irgendwann kommen Palmen ins Bild, schönes Gefühl.

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Hätten wir doch die Fähre nehmen sollen? Venedig ist von Nürnberg 1 Tag mit Gewalt und 2 Tage ohne. Dann wären wir ein Tag früher in Igoumenitsa und vermutlich entspannter, aber so hatten wir die kroatische Küstenstraße und ein paar schöne Strecken im Hinterland. Und was der Tag heute noch so bringen könnte.

Dann endlich wird es etwas bergig und auch kurvig. Da steigt die Laune steil an und ich komme richtig in den Flow. Bisher war Anreise - jetzt beginnt der Urlaub :) Es geht mit ein paar Kehren los, und dann ist taktische Pinkelpause.

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Aber weiter! Es fetzt jetzt echt. Jenseits des Passes hat man plötzlich eine irre Aussicht und kann mit richtig Spaß Motorrad fahren. Und dafür sind wir da!

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Allerdings schrumpft die Reststrecke nicht so richtig. Meine Mitreisenden nehmen meinen Rat an, direkt ins Hotel zu fahren, während ich noch einen Abstecher einsammle. Unterwegs kann ich meine Klamotten an zwei öffentlichen, permanent laufenden Wasserhähnen nass machen, was erfrischt - auch wenn ich noch Getränke habe, die im Tankrucksack sogar noch kalt sind :)

Nach dem letzten Pass geht es dann auf schnellstem Wege zur Grenze. Hier gibt's eine offensichtlich neue Straße, die 15 Meter breit ist, ohne langsame Stellen, und mit Radien für den 6. Gang. Das tut gerade richtig gut, endlich schrumpfen auch die Restkilometer. Die Landschaft ist angenehm augenfreundlich und fast menschenleer...

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Und Benzin ist auch noch drin. Moment, Benzin? Wann habe ich zuletzt getankt? Warum muss ich nicht längst wieder tanken, das ist doch eine 450 km-Tour heute? Also sicherheitshalber für 20 Euro nachgetankt. Euro werden übrigens überall akzeptiert, Wechselgeld gibt's eben in Landeswährend Lek. 100 Lek = 1 Euro. Das ist zwar nicht fixiert, aber relativ konstant. Und dann ist auch schon die Grenze erreicht.

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Albanien winkt mich raus, Griechenland hat keinen Drive-In an der Grenze: Absteigen, Anstellen, Papier, "Rein oder raus?", "Gute Fahrt!", aufsteigen, warten bis vor einem alle weg sind und schon bin ich zurück in der EU. Es sind nur 20 km bis zum Hotel und es ist schnell gefunden. Yannick empfängt mich, bereits frisch geduscht. Ich mache ebenfalls eine Schnellwäsche, und dann gehen wir essen. Dabei geht die Sonne unter und wir sind so richtig im Urlaub... :)

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460 km heute

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Morgen geht's weiter nach Peloponnes. Da sind einige Waldbrände aktuell, aber die sind 15 km neben unserer geplanten Route, also hoffen wir, dass das geklappt - es ist schon gebucht, sonst würden wir umplanen.

Abteilung Schrott: Yannicks rechter Koffer, der Kontakt zum Boden und zum Feindesauto hatte, löst sich an der Halterung, und meine Schnittwunde am Daumen ist noch immer druckempfindlich und außerdem schwarz - ich löse mit einer desinfizierten Nagelschere die oberste Hautschicht und kann noch Teile des Werkstücks entfernen, das ich bearbeitet hatte, bevor ich mich geschnitten hatte. Und meine Versys hat die Seitenständerauflagenverbreiterung von sich geworfen, so dass ich jetzt sorgfältiger parken muss. Die Aprilia sorgt derweil links für kühlere Finger als rechts, denn Mirko hat am kroatischen TET Bodenproben genommen. Und entsprechend dem schrecklichen Schicksal des Ketten-Moto-Fahrers muss ich heute 1 Minute Zeit in Kettenpflege investieren ;)

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blahwas
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#22 Beitrag von blahwas »

Di 25.7. Griechenland, nach Peloponnes

Der Tag beginnt mit einem Frühstück auf der Dachterasse, inkl. Aussicht auf die Küste und die Insel Korfu.

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Es schippert sogar eine Fähre durchs Bild - da sind bestimmt Motorradtouristen drauf, die sich die weite Anreise nicht zutrauen. Alles Poser, Weicherei und Möchtegerns! ;) Vielleicht machen wir das nächstes Mal auch so.

Wir fahren heute nicht zu dritt. Ich habe 510 km auf dem Plan inkl. sehr kleiner Bergstraßen. Yannick möchte lieber baden, und das darf er natürlich auch. Mirko ist auch eher nach Urlaub, also ziehe ich alleine los. Das macht mir nichts, das ist eine angenehme Abwechslung und ich kann mich voll meinem Flow hingeben. Raus aus der Stadt geht's zu den Pässen Parapotamos Perasma, Polidroso und Klimatia Perasma, die alle auf einer Strecke liegen. Diese Strecke ist gut ausgebaut und gewinnt so schnell an Höhe, dass mir bald kalt wird. Der Wetterbericht hatte 39 Grad von 12 bis 17 Uhr angesagt, hier fühlt es sich eher nach 25 Grad an. Brrr. Wo ist mein Pulli? Erkälten ist das letzte, was man bei täglich über 30 Grad braucht... Ich entscheide mich aber, hart zu bleiben, und nach einer Stunde ist es dann wieder warm genug. Leider habe ich kein Thermometer an der Versys, daher kann ich nicht qualifiziert quantifizieren. Aber man kann hier richtig schön Motorrad fahren. Die Straße ist gut ausgebaut und griffig. Es ist wenig Verkehr und jeder macht Platz.

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Nach dem dritten Pass geht's zum sehr abgelegenen Katarraktis auf 1160 Meter. Der liegt zwar nah an einer anderen Pässegruppe, die ich am Rückweg besuchen werde, aber auf dem Westhang des Tzoumerka-Massivs - und da gibt's keine Tunnel und keine Überquerung, zumindest keine, die ich mir zutraue. Also rein da, auch wenn's laut Routenplaner fast 2 Stunden Umweg ist. Es ist weit genug weg von der Nord-Süd-Autobahn, dass ich völlig unterschiedliche Wege hin und zurück habe, das ist ein gutes Zeichen. Da wird's schon abenteuerlicher.

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Anscheinend gab es einige Unwetter mit Erdrutschen, die aber schon repariert wurden. Die Straße ist schön breit und nur ganz oben wird sie etwas steil. Ansonsten komme ich echt gut voran. Oben belohnt diese Aussicht:

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Und eine Bar gibt's da oben auch, wo ich mich am Kühlschrank bediene. Der Weg zur Autobahn macht dann auch wieder Spaß, wobei Sena v2 sich nicht mehr anschalten lassen will. Also wieder Sena v1, das zerhackten Ton produziert. Wo ist eigentlich mein 3,5 mm-Kopfhörer? Finde ich nicht. Also Sena v1... hmm, ist das vielleicht ein Funkproblem? Ich entferne mich vom Handy: Abbruch. Ich halte es mir an den Helm: Es geht weiter. Aha! Also kommt das Handy oben flach auf den Tankrucksack, dann geht's. Außer wenn ich den Kopf nach links drehe :)

Auf der Autobahn hat's inzwischen mindestens 38°C und die Sonne knallt richtig. Dafür ist kein Verkehr und es gibt alle 10 km einen Parkplatz mit WC (aber ohne Schatten). Ich mache 3 Pausen zum Befeuchten und eine Rast am Rastplatz mit Snacks und dem Kauf weiterer Getränke. Maut gibt's auch, und zwar muss man an ungefähr 5 Mautstellen um die 2 Euro bezahlen, inkl. der Brücke auf die Halbinsel Peloponnes bei Patras.

Hier sind ja eigentlich Waldbrände ein aktuelles Thema, und die relevanten Apps zeigen ein kontrolliertes Feuer nordöstlich des ersten Punkts, den ich anfahren will. Da die Umwege im Bergland sehr groß werden, wenn man umkehren muss, wähle ich eine Anfahrt von Westen statt von Norden. Weg von der Küste wird es schlagartig sehr ländlich.

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Ich komme an Null Supermärkten vorbei und die Tankstellen verkaufen alle Flüssigkeiten für Autos, aber keine für Menschen. Auch hier gibt es frisch reparierte Strecken, teilweise frisch ausgebaute Strecken und auch noch nicht asphaltierte, aber bereits verbreiterte Strecken. Straßenbau können die hier offensichtlich!

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Ich bin froh, einen Reifen mit halbwegs Negativprofilanteil montiert zu haben.

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Landschaft gibt's reichlich, Verkehr sehr sehr wenig.

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Und die Hauptstrecken sind richtig schön.

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So fliege ich übers Land und sammle alle Punkte ein. Gelegentlich halte ich, um mich abzukühlen. Brunnen bieten sich an, um die Klamotten zu befeuchten. Manche sehe ich im vorbeifahren, auf einen weisen mich Anwohner hin, als ich neugierig einem Rinnsal folge, weil ich Pfützen gesehen habe. Trinken würde ich daraus nicht ohne weiteres, denn in manchen leben Frösche und ich glaube, die pumpen im Kreis.

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Mögt ihr auch besondere Ortsnamen?

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Vor dem Einchecken in Vinya decke ich mich am Dorfsupermarkt noch mit Getränken ein. Die Unterkunft ist eine große Ferienwohnung mit 3 Schlafzimmern, Klimaanlage im Wohnzimmer (die bereits läuft), Waschmaschine (!) und sie liegt im Souterrain. Das ist sehr angenehm und der Wirt ist nett. Wir verständigen uns mit ein paar Brocken Englisch, Hand und Fuß, und er erzählt auch auf Griechisch, wobei ich freundlich nicke. Er schließt uns die Waschmaschine an und bringt noch Waschmittel.

Ich wasche mich und meine Wäsche, und als ich damit fertig bin, kommen auch schon Mirko und Yannick angeknattert. Sie waren doch nicht baden, sondern sind ziemlich doch nur Motorrad gefahren. Erst Küste, dann querfeldein, dann Autobahn und schließlich auf schnellstem Weg hierher, wobei Kurviger auch mal ein Schotterfeld als "befestigte Straße" betrachtet hat. Aber es war ja eine Schottertour angesagt ;)

510 km heute (für mich)

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Wir bleiben hier zwei Nächte. Wir sind jetzt übrigens südlicher als Palermo (Sizilien) und östlicher als der westlichste Zipfel der Ukraine, und daher auch eine andere Zeitzone.

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fransjup
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#23 Beitrag von fransjup »

Schöne Fotos :respekt:
Danke fürs mitnehmen :thx:

qualifiziert quantifizieren :dizzy: - noch nie gelesen oder gehört , wird schon stimmen. ;)
Gute weiter fahrt
gruß fransjup

swebbo
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#24 Beitrag von swebbo »

Tolle Fotos und toller Bericht :) Lese ich wirklich gerne!
Freue mich schon auf die Fortsetzung!

Mago
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#25 Beitrag von Mago »

Sehr schön,dass du ständig weiter schreibst und Bilder einfügst.
Vielen Dank dafür und Gruß an deine Mitfahrer.
Schön zu sehen,was alles mit unserer UR Versys geht!
Bleibt Gesund und munter.
Gruß Mago
Gruß aus sehn.de

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Re: Griechenland und Albanien 2023

#26 Beitrag von Exekutor »

.... bin immer als Beifahrer dabei !

RESPEKT - vor allem wegen
... den Tagesetappen
... der Hitze
... und der Kraft, am Abend das "alles" noch in tolle Berichte zu verwandeln

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Ollihh
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#27 Beitrag von Ollihh »

Danke für das Mitnehmen auf die Reise. Ich hätte Abends keine Lust mehr das alles zusammenzuschreiben und entsprechend zu bebildern.
Solche Reisen hebe ich mir auf wenn ich einmal Rentner bin und dann wird mit viel mehr Zeit durch die Gegend gereist.
Anfang September geht es auch auf den Peloponnes aber mit dem Flieger.

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smitti63
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#28 Beitrag von smitti63 »

viel Spass noch und tolle Bilder / Bericht!!!
--------------------------------
tu es jetzt, denn morgen
ist heute bereits gestern
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blahwas
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#29 Beitrag von blahwas »

Der Abend klang nett aus in einem Cafe. Die Stadt ist ziemlich belebt. Das Club Sandwich war sehr gut und wir hatten Gesellschaft, die direkt aus der Serie "Disenchantment" entsprungen zu sein scheint.

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Zurück in der Unterkunft hat Mirko einen kleinen Skorpion gefunden. Das ist für uns natürlich ein Schock. Eine kurze Nachfrage bei meiner Biologin der Herzen und kurze Google Recherche ergibt, dass die weitgehend harmlos sind: Selbst wenn sie pieksen ist das maximal wie ein Bienenstich, und es gibt sie ungefähr überall, auch in Häusern - wie Spinnen bei uns daheim. Ansonsten gibt es noch eine Population von wild lebenden Schildkröten, die aber ziemlich vom Straßenverkehr bedroht sind.

Di 25.7. Griechenland, nach Peloponnes

Ich schlafe ruhig und erholsam trotz möglicher Skorpione in der Bude. Die Mitfahrer wollen heute wirklich baden gehen, und nicht bei meiner Rundfahrt mitmachen. Das kann ich verstehen, die Tour ist etwas lang. Es gibt je eine Pässegruppe im Süden und Osten der Insel, davor, danach und dazwischen weite Überführungsetappen. Wir haben kein Frühstück gebucht und auch nichts eingekauft, also geht's früh los. Ich starte um 7:30 Uhr.

Früh ist es tatsächlich noch recht frisch. Der Wetterbericht hatte morgens 17 Grad angesagt, und dann wieder 39 Grad ab 12 Uhr. 17 Grad?! In Griechenland? Ich will mein Geld zurück! Es wurden dann aber immerhin 20 Grad, und es ging jede Stunde um 5 Grad hoch. Ich bin heute ohne Gepäck unterwegs, was immer ein kleines Highlight ist. Ich packe zwar eh schon leicht, aber ich merke den Unterschied trotzdem. Früher habe ich bei solchen Gelegenheiten den Topcaseträger und Heckrahmenverstrebung mit den Soziusrasten demontiert, aber für einen Tag lohnt das wirklich nicht. Die Landschaft hier erinnert mich irgendwie an Andalusien. Das gefällt mir.

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Ich bin bester Laune und segle gemütlich über die kurvigen Nebenstrecken, um den Punkt Lagadia zu erreichen. Ich komme noch an einem Tier vorbei, dem ich das Leben rette:

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Einfach ins Grün in Laufrichtung umsetzen und weiterfahren. Kostet keine Minute. Die Flora ist auch interessant.

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Für den Weg von Megalopolis nach Süden kann man die Hauptstrecke nach Kalamata nehmen, am Stadtrand nach links abbiegen und dann die 82 Richtung Sparta nehmen. Oder man schlägt sich querfeldein durch. Ich finde einen vielversprechenden Abzweig bei Dyrrachio, und wähle diese Nebenstrecke, auch wenn das länger und weiter ist. Sie ist asphaltiert und auch für Autos befahrbar, aber es liegt jede Menge Biomasse aller Art rum - Vorsicht ist Pflicht. Dafür wird es ständig kühler :) Über 1000 Höhenmeter, im Schatten, Wald auf beiden Seiten sorgt für ein angenehmes Klima. Irgendwann wird es aber wärmer, und ich habe die Aussicht auf Kalamata.

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Ich fahre die Straße 82 erst nach Westen, und dann wieder nach Osten. Da hat's auch Kehren, und es ist nix los. Das gefällt mir :)

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Weniger gefällt mir das plötzliche Ende der Straße bei einem geplanten Abstecher von der Hauptstrecke.

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Offenbar wurde diese Strecke nach einem Erdrutsch aufgegeben. Von der anderen Seite sind es 40 km. Gibt es in der Nähe eine kleinere Straße? Ja! Ist zwar unbefestigt, aber das versuche ich mal.

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Es sind zum Glück nur 4 km, und es gibt weder Geröll noch Stufen noch tiefe Erosionsfurchen. Oben angekommen ist das Glücksgefühl natürlich groß :) Und weiter geht's in den Osten - über eine gut ausgebaute Straße, die ich vorher irgendwie nicht gesehen hatte - doh! Da kommt man u.a. hier vorbei.

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Ein heißes Tal später komme ich im Osten an und schraube mich zügig wieder in die Höhe. Auch hier ist es wieder kühl, und die Straßen sind schmal, einsam und nicht richtig gut in Schuss. Es sind aber keine Feuer oder Rauch zu sehen. Allerdings steht gelegentlich die Feuerwehr an Aussichtspunkten und prüft die Lage. Ich sehe auch Spuren von vergangenen Waldbränden, also einzelne abgebrannte Baustämme mitten in grünen Büschen.

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Neben den vier Punkten, die man für den Passknacker Landespreis anfahren "muss", gibt es noch 2 Punkte vom Typ XXX. Die sind quasi "freiwillig" zu befahren, und vor allem sind sie unbefestigt und auf auch ziemlich abenteuerlich, so dass man sie nicht mit gewöhnlichen Autos befahren könnte. Der Punkt Parnonas liegt so nah an meiner geplanten Route, dass ich es einfach probiere. Der Weg besteht aus Waldboden ohne Schotter oder Steine, und er ist recht steil.

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Diese Furchen sind mir zu tief. Da komme ich nicht wieder raus, wenn ich mal drin bin, und so steil wie das ist, falle ich dabei leicht um. Davon abgesehen sind die Ränder der Furchen bedenklich hoch für mein Motorrad ohne Unterfahrschutz und mit 150 mm Federweg vorne/hinten. Ich passe. Umdrehen ist nicht so einfach, klappt aber umfallfrei. Schon an der "Hauptstrecke" kommt nur alle 30 Minuten ein Auto vorbei, hier auf dem Waldweg brauche ich nicht zu warten...

Der letzte Pass heute hat einen Gedenkstein und eine tolle Aussicht.

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Und das war's dann auch schon mit dem Pflichtprogramm, und das kurz vor 15 Uhr! Jetzt ab nach Hause! Meine Getränke gehen zur Neige, ich habe heute noch nichts gegessen und bin nirgends eingekehrt. Ich halte aber an jedem Brunnen, den ich passiere, um meine Klamotten von außen nass zu machen - und gelegentlich nehme ich auch den Helm ab, um mein Schlauchtuch zu durchnässen. Ich lasse sozusagen schwitzen. Das macht einen gewaltigen Unterschied. Über 37 Grad kühlt Fahrtwind nicht, wer da in Mesh-Klamotte fährt hängt sich selbst zum Trocknen in den Ofen.

Ich frage Google Maps nach dem Weg, statt dem China-Navi zu vertrauen, und dann ab dafür. Alle 20 Minuten trinken, es ist echt heiß abseits der Berge. Als ich gerade von einem großen Parkplatz mit 30 Meter breiter Einfahrt fahren will, vielleicht etwas schneller als vernünftig, möchte ein PKW gerade reinfahren, ebenfalls etwas schneller als vernünftig. Es kommt also von rechts vorne ein PKW mit ca. 70 km/h Geschwindigkeitsdifferenz auf mich zu und macht keine Anstalten, daran etwas zu ändern. Ich kann eigentlich nur nach Links ausweichen und muss hoffen, dass er nicht reagiert, oder zumindest nicht mit einem Ausweicher nach rechts (für ihn rechts, wie im Straßenverkehr internalisiert). Das geht gut, holt mich aber zurück auf den Boden. Da waren vielleicht noch 3 Meter Platz, bzw. 0,15 Sekunden bei 70 km/h. Uffff. Vorsichtiger geht's weiter.

Kurz vor dem Ziel gibt's noch einen vollen Tank, ein Eis und einen Snack für daheim. Dann im letzten Supermarkt noch Getränke kaufen und rein in die angenehm temperierte Bude - Souterrain und Klimaanlage auf ständig 26 Grad. Die Mitfahrer sind noch unterwegs, so kann ich in Ruhe rumwurschteln.

424 km heute
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Dann kommt ein Anruf von Yannick - seine Honda macht Probleme seit dem letzten Tankstopp: Ruckartiger Leistungsverlust ab einem bestimmten Gas-Öffnungswinkel. Und sie sind noch 90 Minuten entfernt. Sie suchen den örtlichen Honda Händler auf, in Sparta, bei 45 Grad. Ich habe die Benzinpumpe im Verdacht.

30 Minuten später der nächste Anruf: Honda hat sich das Problem angeschaut, Chef hat Probefahrt gemacht und er besitzt selbst eine AT. Er sagt, das ist typisch für schlechten Sprit. Einfach weiterfahren. Uff. Ich drücke die Daumen und schreibe den Reisebericht... Yannick hat echt Pech auf dieser Tour :(

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Re: Griechenland und Albanien 2023

#30 Beitrag von blahwas »

Der Abend klang nett aus im gleichen Cafe wie gestern, weil mein Club Sandwich so lecker war. Die Stadt ist heute noch belebter, trotz laut Wikipedia nur 666 Einwohnern. Als traditionelle Live-Musik in unterhaltungsverhindernder Lautstärke einsetzt (ich habe den Gehörschutz nicht dabei), suche ich das Weite.

Do 27.7. Griechenland, nach Arachova

Ab heute sind wir wieder jeden Abend woanders. Es geht über die letzten offenen Passknacker zurück aufs Festland und dann Richtung Osten in die Berge. Wir fahren gemeinsam, die Route ist auch nur 6h lang, darum gibt's aus Rücksicht auf die Schlafgewohnheiten meiner Mitfahrer einen gemütlichen Start in den Tag. Luftdruck und Espresso an der ersten Tanke, gegen 9 Uhr rollen wir dann Richtung Norden in die Berge. Es ist mit 20 Grad so frisch, dass ich sogar die Heizgriffe einschalte - aber nur auf 20%, und das nur eine Minute. Die Route schraubt sich hoch und bald sind wir in vierstelliger Höhe.

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Der Straßenbelag schwankt von supergriffig zu überraschend rutschig. Freundlicherweise merke ich es beim Einlenken oder Beschleunigen rechtzeitig und passe mein Tempo entsprechend an. Da soll noch mal wer sagen, mit 64 PS bräuchte man keine Traktionskontrolle...

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Coolster Punkt heute ist der Kalavrita Perasma mit 1728 Metern. Das ist auch der höchste Passknackerpunkt auf Peloponnes.

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Wir schrauben uns wieder runter zur Bucht, mit Aussicht und zunehmend Verkehr...

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... und dann geht's per Autobahn knapp vor Patras rechts und wieder aufs Festland und rein in einen Supermarkt mit Bäckerei und Strandbar fürs Frühstück um 12. Gleich hinter Nafpaktos liegt der nächste Passknacker, aber da schlug das Schicksal zu. Es begann ganz unschuldig an einer Kreuzung. Die Route führt halbrechts, man kann auch halblinks. Halbrechts steht ein LKW, ist eine Absperrung, und der Wegweiser ist durchgestrichen. Sämtliche Ortsnamen sind beim linken Wegweiser ergänzt worden, und es steht ein gelber zusätzlicher Wegweiser. Aha, eine Umleitung! Prima, dann muss ich ja nicht umplanen. Die Umleitung führt unter Protest des Navis (ich habe ihm nicht mitgeteilt, dass rechts gesperrt ist) am Ufer eines trockenen, aber sehr breiten Flussbettes entlang. Aha, dann ist wohl die Brücke gesperrt - dann nehmen wir eben die nächste. 10 km vergehen, die wir uns in die Berge schrauben. Alle 5 Minuten kommt ein Auto, also sind wir zumindest nicht die Einzigen. Schön ist es auch. 20 km vergehen. Bei einem Abzweig nach rechts ohne Wegweiser fahren wir links, auch wenn wir gefühlt rechts müssen. Ist wohl eine Sackgasse. Wieder 10 km später eine Kreuzung, gelber Wegweiser nach rechts, fühlt sich richtig an, fahren wir. Noch mal 10 km später eine Kreuzung, gar keine Wegweiser. Okay, das ist mir jetzt zu suspekt. Gucke Navi, gucke Handy (OSMand): Nö, wir sind hier völlig falsch, Sackgasse. Aber es ist schwer in dieser Landschaft schlechte Laune zu haben und auch die Mitfahrer meutern noch nicht.

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Okay, ich lege ein Zwischenziel in eine Ortschaft Richtung nächte Brücke, und wir müssen nur 10 km zurück bis zum Abzweig ohne Namen. Da geht es recht schmal und völlig ohne sonstigen Verkehr durch 6 kleine Ortschaften, aber auch wieder mit Aussicht und gutem Belag.

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Da kann man nicht böse sein, auch wenn uns die ganze Nummer ca. 2h gekostet hat. Extra ärgerlich ist eigentlich nur, dass man gaaanz unten im Tal einfach umdrehen und 3x links abbiegen hätte müssen - 5 Minuten Umweg. Den Fehler mache ich hoffentlich nicht nochmal. Mein Navi kann man ziemlich gut einzelne Strecken als gesperrt markieren.

Auf der Strecke sind viele Kühe, und manche davon gehen nicht zur Seite, sondern rennen die Straße entlang weg. Die sind wohl keinen Autoverkehr gewohnt. Das können die spanischen Kühe besser. Überhaupt drängt sich der Vergleich mit Spanien mal wieder auf. Irgendwann kommen wir dann endlich wieder an der geplanten Route an, und ich hätte fast den Boden geküsst ;) Biege dann aber rechts ab. Normalerweise wären wir hier von rechts gekommen und links gefahren, denn der erste Punkt ist rechts von hier. Es ist also ein Abstecher. Den müssen meine Mitfahrer nicht mitgehen, und ich setze sie beim ersten Cafe aus, denn die vielen Kurven zehren an der Ausdauer. Ich habe Fahrspaß - es erinnert an die Cevennen. Breite Strecke, einsehbare Kurven, wenig Betrieb und als motivierendes Element senkrechte Verwerfungen, Absackungen und Kanten - da hat das Fahrwerk was zu tun und die Beine werden auch mal wieder bewegt :)

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Dabei wollte ich eigentlich Reifen schonen - aber der Dunlop Mutant fühlt sich hier sehr wohl. Zurück am Cafe kaufe ich "drei Wasser" nach und raste kurz. Dann geht's die geplante Route weiter. Da haben wir den Blick auf einen sehr großen Stausee.

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Schick hier. Hatten wir eigentlich schon ein Gruppenfoto?

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Auch die Strecke ist ziemlich schick. Und natürlich ist nichts los. Man wähnt sich in den USA.

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Kurz vorm Ziel ist mein Kilometerzähler ziemlich glatt.

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Das ist übrigens die dritte Versys, die ich über diese Schwelle bringe. Dann passieren wir Delphi. Da könnte man sich ein paar alte Steine angucken. Die Strecke hoch hat eine alpha-Kehre (kleines Griechisch-Quiz), ähnlich wie die neue Gerlosstraße. Man sieht hier wieder mehr Fels, das macht echt was her.

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Unsere heutige Ferienwohnung liegt auf 970 Meter und hat ihren eigenen Passknackerpunkt :) Das ist natürlich sehr effizient, weil es Umwege vermeidet.

421 km heute - 40% vom Landespreis Griechenland geschafft (und 15% von Albanien)
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Yannicks Spritprobleme kamen heute erst wieder um 16 Uhr, und nach einer Fahrpause nicht mehr.

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Re: Griechenland und Albanien 2023

#31 Beitrag von kautabbak »

Ich finde die Gepäcksysteme ganz amüsant, Mirko hat seine kleinen Täschchen drauf und Yannick fährt das "Wohnmobil mit Anhänger" durch die Gegend.

Wieviel Liter hat dein TC?
Besten Gruß
David


Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.

Man stirbt nur einmal, aber man lebt jeden Tag.

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Re: Griechenland und Albanien 2023

#32 Beitrag von blahwas »

48 oder so? Neben der Innentasche fürs andere Givi "52" Liter ist noch Platz für eine Tüte voll Werkzeug, Kettenspray, 1. Hilfe usw

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Re: Griechenland und Albanien 2023

#33 Beitrag von blahwas »

Gestern Abend gab's noch lecker Abendessen. Ein richtiger guter Cheeseburger für mich, auf dem auch Speck und Spiegelei drauf waren. Merke: Spiegelei drüber geht immer! Dazu gab's einen Margarita für 10 Euro, in dem aber für ca. 20 Euro Schnaps drin waren. So schnell angeheitert war ich lange nicht mehr. War vielleicht eine Touristenfalle, aber es war lecker und 53 Euro kann man sich zu dritt leisten.

Fr 28.7. Griechenland, nach Karpenisi

Heute geht's nordwestlich weiter in die Berge. Yannick und Mirko wollen Schotter fahren. Für heute habe ich zwei Varianten vorbereitet: Die einfache mit 300 km und 6:48h, und die mit einem Schotterpass und 280 km/7:42h. Ich nehme die kürzere mit dem Schotterpass, weil der nach allen mir vorliegenden Informationen gut zu befahren ist, so dass die Zeit wesentlich besser sein sollte. Es ist auch ein Dorf auf dem höchsten Punkt, und das ist ein XXX-Passknackerpunkt, den ich als Bonus gern mitnehme. Los geht's nach etwas morgendlichem Trödeln erst um 9, aber dafür mit 3 Lagen Eiswürfeln im Tankrucksack unter den Getränken. Die große Hitzewelle ist vorbei und ich habe ja nur 280 km ;) Das sind 4 Stunden mit Tempo 70. Oder 7 Stunden mit Tempo 40, abhängig von der Strecke. Zunächst geht's über gut ausgebaute Straßen in schlechtem Erhaltungszustand in die Berge. Die Straßen sind also breit und gut einsehbar, aber teilweise abgesackt oder löchrig. Das stört mich gar nicht.

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Ich habe die Straßen weitgehend für mich alleine und kann Kurven und Aussicht genießen.

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Da ich allein fahre, mache ich praktisch keine Pausen. Auch nicht an besonders einladenden Stellen.

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Ich fahre lieber Kurven...

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... und das Schotterstück kommt ja noch, und erst danach weiß ich, wie ich in der Zeit liege. Hin und wieder denke ich, das sieht fast wie Österreich aus. Nur einsamer und mit schlechteren Straßen.

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Und ohne Regen ;) Die Schotterstrecke ist anfangs etwas tiefer Schotter, da komme ich ziemlich ins Schwimmen. Danach wird's aber Naturboden, das geht wesentlich besser. Ich treffe zwar keine Autos, aber ihre Spuren sind sichtbar. Das klappt alles gut im 2.-3. Gang und ich erreiche den XXX-Passknacker. Jippie!

Jetzt nur noch runter, da ist die Straße sogar asphaltiert. Mein Navi schlägt einen Abzweig nach rechts vor, wo kein Wegweiser steht. Naturboden.

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Hm, warum eigentlich nicht? Lief doch vorhin auch super! Es geht auf Naturboden durch den Wald. Hier sind schon deutliche Spurrinnen von Großfahrzeugen, vermutlich Holztransporter und zugehörige Erntemaschinen zu sehen. Und die Erosion hat auch ihre Spuren hinterlassen. Außerdem ist es arg steil. Da ich das ABS nicht abschalten kann, stelle ich an manchen Abschnitten den Motor ab und dosiere unter Schrittgeschwindigkeit im 1. Gang die Kupplung, möglichst ohne mit dem Hinterreifen ins Rutschen zu kommen - sonst geht's abwärts!

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Man sieht ja nie, wie steil es ist, aber hier wäre ich vermutlich nicht hochgekommen. Dafür ist die Aussicht mal wieder sehr gut.

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So taste ich mich weiter ins Tal und hoffe, dass keine Schranke oder ein anderes unpassierbares Hindernis kommt - sonst wäre eine Bergung nötig. Alleine da reinzufahren war keine gute Idee. Merken: Das nicht mehr machen. Heute musste ich aber mit unbefestigten Wegen navigieren.

Zurück am Asphalt bin ich sehr zufrieden und tüte die weiteren Punkte ein. Es ist wirklich ländlich hier.

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Fast am Ende raste ich noch bei einer improvisierten Jagdhütte.

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Mit reichlich Schrot-Hülsen am Boden. Gibt's da kein Pfand drauf? Die letzten 40 km Straße schaffe ich auch noch, auch wenn der Straßenzustand ziemlich haarig ist...

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(Foto von Yannick, ich kam an der gleichen Stelle vorbei)

Aber ich wollte ein Abenteuer, und es ist trotzdem schön hier.

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Im Ort ärgert mich mein Navi, denn es führt mich zur Anliegerstraße hinter dem Hotel, die für Autos eigentlich schon zu breit ist, und weil sie so steil ist, hat sie auch eine Treppe in der Mitte. Um da rauszukommen, muss ich hier runter...

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Supersteil, glitschiges Kopfsteinpflaster, und Kurven, und unten erst Fußgänger und dann nicht einsehbare Vorfahrtstraße. Genial. Unten steht ein Vater mit Kind, sieht mich, packt das Kind und ergreift sofort die Flucht, um sich vor einzeln ankommenden Motorrad und -Fahrer in Sicherheit zu bringen, plus etwaiger Trümmer von den umliegenden Häusern. Das klappt mit der heute mittags gelernten Technik einwandfrei. Das Hotel sehe ich auch, aber es in der falschen Richtung der Einbahnstraße und ich habe kein Bock mehr. Also zaubern, ist ja schließlich Griechenland hier. Yannick sitzt winkend in einem Café, ich setze mich dazu. Ende der Fahrt :) Mirko ist noch unterwegs, wir beziehen derweil unsere Zimmer...

280km heute. 59% vom Landespreis Griechenland geschafft
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#34 Beitrag von Bayoumi »

Oh man, geniale Tour! Und das Fluchen über die Hitze wird langsam weniger, gewöhnst du dich etwa dran?
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blahwas
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#35 Beitrag von blahwas »

Ich mag Hitze irgendwie. Damit kann ich planen und umgehen. Nicht so wie mit Schauer hier, Gewitter da, dazwischen heiß...

Mago
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#36 Beitrag von Mago »

Weiterhin ein tolles Erlebnis, euch zu folgen.
Was ich mich allerdings Frage.
Wo hast du denn deinen schönen Unter Fahr Schutz von SW Motech gelassen?
Hattest du den nicht bei deiner Tour auf der lgks oder Assietta mit dran?
Außer beim Öl Wechsel stört er mich überhaupt nicht.
Hast du die originalen Rasten dran, oder andere und fährst du auch mal im stehen bei Schotter?
Gruß Mago
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blahwas
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#37 Beitrag von blahwas »

Am Vorabend hatten wir eine große Auswahl an Restaurants. Wir sind in einem gelandet, wo wir die ersten Gäste waren, und wo die Speisekarte aus drei losen, handgeschriebenen Blatt Papier bestand (immerhin zweisprachig). Es gab Tsatsiki mit Pommes und Fleischplatte. Ich haue ordentlich rein, denn ich hatte kein Frühstück und mittags nur einen Müsliriegel. Das Tsatsiki war richtig gut und scharf - das gefällt.

Die Nacht war danach eher unruhig, weil von der Straße an diesem Freitagabend reichlich Lärm kam: Laute Musik, hupende Autos auch um halb 4. Das Fenster bleibt also zu. Wozu hat man eine Klimaanlage?

Sa 29.7. Griechenland, nach Neochori

Heute geht's nördlich weiter in die Berge. Zur nächsten Unterkunft sind es nur 70 km, was daran liegt, dass ich hier noch einiges im Umland zu erledigen habe. Ich komme auch am morgendlichen Hotelort nochmal vorbei - weiter im Süden gab es eben keine geeigneten Unterkünfte.

Yannick und Mirko fahren wieder Schotter, da wo TET, ACT und Passknacker XXX sich überlappen. Wir kommen nicht so früh los, weil es im Hotel erst um 9 Frühstück gibt. Ich muss auch noch meine Versys umparken, weil ich das Gepäck nicht so weit schleppen will. Leider laufe ich direkt an einem frühstückenden Polizisten vorbei, da scheidet eine kurze Fahrt gegen die Einbahnstraße aus - das wäre unhöflich. 10 Minuten außenrum kommt nicht in Frage (ohne Schutzkleidung). Da es bergab geht, kann ich die Versys aber problemlos 400 Meter schieben.

So starte ich tatsächlich erst um 10 Uhr und erklimme den Hausberg, Velouchi. Der ist 1865 Meter hoch und könnte ebenso in den Westalpen stehen. Wow.

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Zurück im Ort geht es in den Westen, und dann nach Süden. Ich überhole drei griechische Motorradfahrer, und meine beiden Mitfahrer, die es weniger eilig haben. Freundliches Winken ;) Für mich geht's in die Pampa. Da gibt's schlechte Straßen und andere Brücken, als man aus Deutschland gewohnt ist.

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Dafür habe ich die Straßen fast für mich alleine. Man muss nur etwas aufpassen mit dem Straßenzustand, und sollte lieber anhalten, um die Aussicht zu genießen.

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Ich habe heute 300 km, da ist ein Start um 10 Uhr eher ungünstig, wenn es abends nicht zu spät sein sollte. Ich gebe reichlich Gas und lasse Dunlop-Reifen und das Wilbers-Fahrwerk arbeiten. Nicht weil ich muss, ich habe ja keine Termine, sondern weil's gerade Bock macht. Das ist auch mal erlaubt. Hinterm Kremasta-Stausee biegt mein Navi 3x scharf rechts ab, führt mich unter der Brücke durch, und dann die Schlucht entlang. Das sieht richtig gut aus.

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Die Strecke ist unbefestigt, spart aber tatsächlich Zeit auf dem Weg zum Aspropirgos Perasma

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Echt schön hier.

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Der südlichste Punkt heute heißt Kastania. Hier ist etwas Detailplanung nötig, damit man nicht auf einem steilen Waldweg mit Kehren landet - ich drehe aber rechtzeitig um.

Danach geht's über die Hauptstrecke wieder nach Norden, und ich fahre wieder an Karpenisi vorbei, wo ich heute früh gestartet bin. Danach geht's links über die alte Nationalstraße, kurvig ins Gebirge.

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Hier wird's Zeit für meine Mittagspause, es gibt eine kleine Tüte M&Ms. Danach geht's nördlich in den Nationalpark An Klitis Oros Timfristou (ich denke mir diese Namen wirklich nicht aus). Ab hier konzentriere ich mich aufs Ankommen und mache weniger Fotos. Fahrerisch ist es unverändert: Kurvige Straßen, flüssig zu fahren, mit einem Belag, der keine extremen Schräglagen ermöglicht, kein Verkehr, ganz wenige Ortsdurchfahrten, und schicke Landschaft von 1500 bis 2000 Höhenmetern. So macht Motorradfahren Laune! Es gefällt mir sehr gut.

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Es gibt zur linken Hand einen Gebirgskamm, über den keine Straße führt - ich muss also ins Tal und suche mir eine Tankstelle, denn das Ziel ist in 40 km erreicht und liegt so weit ab vom Schuss, dass es dort keine Tankstellen gibt. Wir sind am Techniti Limni Plastira in einem Hotel & Spa mit Pool. Wir haben eine Suite mit 3 getrennten Betten und Blick auf den See.

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Yannick und Mirko sind schon da. Ich lege ab, dusche kurz und nutze tatsächlich den Pool, um mich abzukühlen. Ich war sehr lange nicht mehr im Wasser, aber das heimische Gymnastik-Training macht sich bezahlt: Ich kann erstaunlich lange schwimmen. Gutes Gefühl. Erstaunlicherweise funktioniert das Warmwasser in diesem Bonzenbunker nicht - das stört mich aber gerade nicht groß. Abendessen sollten wir aber vielleicht anderswo suchen.

310 km heute. 79% vom Landespreis Griechenland geschafft :)
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@Mago
Den Unterfahrschutz brauche ich hier nicht, und er ist schwer, darum habe ich ihn nicht montiert. Außerdem stört er beim Ölwechsel, und den mache ich öfters als steinige Schotterstrecken.

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Re: Griechenland und Albanien 2023

#38 Beitrag von smitti63 »

tolle Tour, ... der ein oder andere Streckenabschnitt mit "Strasse mit naturbelassenem Untergrund" sieht ja echt nach irgendwo im Nirgendwo aus; aber die PK-Punkte liegen nunmal teilweise recht einsam.
Viel Spass und unfallfreies touren weiterhin.
tschoeoeoeooe aus Rhein-Main
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blahwas
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#39 Beitrag von blahwas »

Am Vorabend hatten wir die Wahl zwischen Abendessen im gar nicht so teuren Hotelrestaurant, aber erst in einer Stunde, oder der Gastro im Ort, sofort, 400 Meter entfernt. Wir entscheiden uns für eine Taverne mit Aussicht.

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Wir schlemmen fürstlich. Dabei werden wir sehr interessiert beäugt vom lokalen Fellknäuel.

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Yannick hat durch Streicheln der Katze einen Vertrag abgeschlossen, und hat etwas Mühe, die Katze vom Tisch fernzuhalten. Später wird Mirko belagert. Ich habe Pasta, die mag sie wohl nicht. Oder sie respektiert die Autorität des Reiseleiters ;) Ganz am Ende bekommt sie ein Stück Fett und wechselt prompt unter den Nachbartisch und nimmt die "Loaf"-Position ein. So sind alle zufrieden.

So 30.7. Griechenland, nach Konitsa

Heute geht's gefühlt wieder in die Zivilisation. Zum ersten Passknacker sind es 117 km, und meine Gesamtroute liegt zwischen 355 km (schnellste Route) und 380 km (leichte Route). Team TET hat wieder andere Pläne, die sie am Frühstück entwickeln. Ich wundere mich etwas über die Spontanität, denn ich habe daheim alles vorher geplant und gebucht, bzw. geeignete Orte für Übernachtungen ausgewählt. Das Wetter ist weiterhin nicht der Rede wert: 20-30 Grad, trocken, Sonne. Los geht's!

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Heute werde ich einfach ungestört Motorrad fahren in Traumlandschaften.

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Und die Aussicht genießen.

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Was kann ich schon dazu schreiben?

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Bin ich hier am Col de la Bonette?

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Oder am Iseran?

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Nein, bin ich nicht.

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Der Aychéna Mpáros ist einer der schönsten Pässe in Griechenland, und heute an diesem Sonntag sind auch einheimische Motorradfahrer unterwegs. Ich zähle bis 12 Uhr mittag insgesamt 6 Stück. Oben steht sogar ein Wohnmobil! Ganz schön viel los, verglichen mit den letzten Tagen. Meine Route führt mich aber weiter nach Norden.

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Ich komme an einer modernen Brücke vorbei.

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Und an einer alten.

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Hier sind vier Passknackerpunkte eng zusammen, und es scheint ein touristischer Hotspot zu sein. So sehe ich heute tatsächlich mehrere protzige Autos mit deutschen Nummernschildern, und auch 2 ausländische Motorradfahrer (aus Italien). Hier ist es stärker bewaldet und nicht mehr so hoch. Der Vorteil am Tourismus hier ist, dass man auch sonntags ohne Probleme einkaufen kann, denn mein Trinkwasser hätte nicht über den Tag gereicht. Und ein Eis gab's auch noch dazu, ansonsten ziehe ich durch, weil die Route so lang ist. So komme ich vor Yannick und Mirko am Hotel in Konitsa an. Die beiden haben noch 55 km vor sich - uff. Für mich geht ein weiterer erfolgreich Fahrtag zu Ende :) Morgen werde ich die letzten Punkte in Griechenland sammeln und abends schon in Albanien übernachten. Damit habe ich zwar das erste Ziel erreicht, aber das macht mich schon etwas traurig, denn Griechenland gefällt mir bisher ausnehmend gut.

355 km heute, 93% von Griechenland
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Re: Griechenland und Albanien 2023

#40 Beitrag von fransjup »

Danke für die Bilder , sieht echt klasse aus. :]
gruß fransjup

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