Tag 6 – Di 31.05. Sauris
Heute führe ich eine Gruppe über die Sauris-Runde. Der Start ist trocken. Mit dabei ist Angstnippel (1050), Hubi (V650) samt Sohn (Aprilia Shiver) und dessen Freund (R1). Da mein Navi heute morgen nur einen weiß leuchtenden Bildschirm anzeigt, führt Angstnippel auf seiner KTM 1050. Zunächst runter nach Italien, und das klappt 1a. Die Absperrungen stehen freundlicherweise an den beiden einzigen Stellen, wo man bequem dran vorbei kommt. Schön zu fahren, hier.
In Italien geht es dann nicht über den Lanzenpass, sondern über den weniger herben, aber ebenfalls mit viel Gekrissel bestückten Sella di Cereschiatis. Dann immer dem breiten Flussbett mit vielen Steinen und wenig Wasser entlang bis zur Hauptstrecke. Und schon lockt der Sella Chianzutan (aka Rennhigel) mit seinen Rennmarkierungen - diese Bergrennstrecke ist noch in Betrieb. Am Cafe ist dagegen kein Betrieb. Pause machen wir trotzdem.
Hier Halten ist feste Größe beim Kärntentreffen
Von Ampezzo führen zwei Wege nach Sauris, einer nördlich durch einen langen Tunnel, der ist heute gesperrt, und einer westlich über den schönen Passo Pura, der ist heute gut zu befahren.
Schöne Strecke, trocken, nix los - Herz, was willst du mehr?
Kaum taucht der Saurisee hinter den Bäumen auf, landen wir an einer manuellen Baustellenampel: Ein Arbeiter hält ein rotes Schild hoch. Nach 5 Minuten aktiviert er eine Ampel und verdrückt sich – Feierabend um 12:30. Ein Schild droht eine maximale Wartezeit von 20 Minuten an – uff. Es werden dann tatsächlich 15 Minuten. Der gesperrte Abschnitt ist in drei Minuten zu befahren. Wir werden durch den kürzeren der beiden Tunnel geführt, der uns direkt auf der Staumauer ausspuckt. Die Aussicht (auch nach unten) ist immer wieder beeindruckend, die aufs grün-blaue Wasser sowieso.
Wir warten...
... und wir warten
Da man heute hier nicht nach rechts fahren kann, müssen wir wohl links. Ohne umzuplanen biegt die Gruppe die erste Gelegenheit rechts ab Richtung Lateis. Ein sehr idyllisches Dorf, eine spaßige Streckenführung und eine tolle Aussicht. Die Strecke führt dann in den Wald und wird unbefestigt. Uns beschleichen Zweifel, ob es hier überhaupt irgendwohin führt, denn laut den Navis ist dies eine Sackgasse. Mein Navi lebt derweil wieder, und ich plane um durch Sauris hindurch, und dann nördlich-östlich über Colonia Alpina (das klingt ja schon gut!) wieder Richtung Hotel. Ich fahre ohnehin lieber vor als hinterher, davon werde ich unkonzentriert. Die KTM leidet auch zunehmend unter Profilmangel und ihr Fahrer geht entsprechend zaghafter zu Werke.
Durch Sauris selbst fährt es sich ebenfalls sehr putzig, sportlich und mit schöner Aussicht. Ich mag es hier, eine meiner Lieblingsstellen. Die Straße jenseits des zweiten Ortsteils wurde offensichtlich neu gemacht, hier kommt man jetzt gut durch, immer rechts Berg und links Abgrund, aber schön breit. In einer Kurve steht am linken Rand eine rote Fahne, da mache ich mal ganz langsam, und hinter der Kurve steht dann auch ein Armee-Geländewagen, Typ ähnlich Unimog, quer auf der Straße. Ich halte mal lieber an. Zwei Soldaten steigen aus und erklären, dass die Straße gesperrt ist. Mit Händen und Füßen kriegen wir genug Kommunikation hin, um zu begreifen, dass es auch keine Umleitung gibt – wir müssen zurück bis Ampezzo. Das ist einerseits schade, denn ich war neugierig auf den Rest und jetzt droht wieder die Baustellenampel, andererseits können wir den schönen Weg jetzt 2x fahren. Mit Wissen, dass keine Gefahrenstellen vorhanden sind. Auch nicht schlecht.
Die Ampel am Rückweg ist uns freundlich gesonnen und wird schon nach 6 Minuten grün. Praktischerweise sind die Schaltzeiten angeschlagen. Es sind tatsächlich 18 Minuten rot und 2 Minuten grün. Angesichts von 3 Minuten Fahrzeit bis zur anderen Ampel fragt man sich, für wen das ausgelegt ist: Radfahrer? Fußgänger? Eine besondere Engstelle gibt es nicht, bis auf Tunnel und Staumauer. Ein PKW und ein Motorrad, Fahrrad oder Mofa passen da aber aneinander vorbei, wenn man es will. Da geht es wohl umd LKW und Baumaschinen.
Das Tal runter in Ampezzo dürfen Aprilia und R1 Sprit fassen zum italienischen Vorzugspreis, dann geht es wieder im Zickzack den Monte Zoncolan hinauf – ein legendärer Pass für Rennradfahrer, und für Motorradfahrer auch recht abenteuerlich, da steil und eng, aber zumindest teilweise gut einzusehen und mit viel Grün. Im oberen Bereich erwartet uns Nebel. Ich muss sagen, dass das gelbe Visier da echt gefühlte Vorteile bringt. Außerdem ist es heute mal echt beschlagsfrei. Die Nordseite des Zonco ist nicht im Nebel und lockt wieder mit weiten Radien in den 10 Kehren und dazwischen reichlich Felswandtango, und das alles bei einer Fahrbahnbreite, die beinahe einer Bundesstraße entspricht. Noch dazu haben wir exakt Null Verkehr – niemanden kommt uns entgegen, und niemand zum überholen da. Nichtmals Radfahrer.
Taucherbrille brauchte man keine - Echopeilung schon eher
Dann suchen wir uns ein Cafe. Dienstags um 14 Uhr ist das so eine Sache, wir finden ein offenes Cafe im Dorf Colza, sind die einzigen Gäste, und ich gönne mir eine heiße Schokolade, wie man sie in Italien macht. Der Löffel bleibt drin stehen – so muss das sein. Lecker!
Und am Weg dahin gibt's sogar griffige Kurven
Dann geht es Richtung Plöckenpass zurück nach Österreich – leider setzt hier Regen ein. Bisher hatten wir Bewölkung und hier und da ein paar Tropfen, aber jetzt regnet es ganz ordinär. Keiner schält sich in Regenkleidung, ich trenne mein Navi vom Strom und schütze den Tankrucksack, aber vertraue in mein Windschild und meine Membran. Am Plöckenpass ist die Fahrbahn bereits richtig nass und mir kommen erste Zweifel auf, ob die Membran die restliche Stunde Fahrzeit überstehen wird. Auf der Passhöhe schlage ich eine weitere Pause vor zwecks Unterstellen mit möglichem Aussitzen oder Aufrüsten auf Regenkleidung, werde aber überstimmt. Da muss man halt durch, das Hotel hat einen Trockenraum, und bei 19° holt man sich auch leicht feucht nicht den Tod. Außerdem schützt das Windschild wirklich gut. Auf der Österreicher Seite parkt eine Gruppe von 6 deutschen BMW GS aus dem Ruhrgebiet in der Galerie und schmeißt sich in Klamotten bzw. wartet auf den einen Nachzügler, der uns passieren lassen hat. Bald darauf gibt es eine Autoschlange, in die wir uns einfach mal einreihen, bis einer mal gucken fährt: Vorne ist ein flaches Absperrgitter. Nr. 2 aus meiner Gruppe folgt. Tourguide steht da und wundert sich.
Als das Gitter bald darauf weggeräumt wird, rolle ich mal vor, der Rest meiner Gruppe ebenso, und parallel noch die andere Gruppe, die inzwischen aufgeschlossen hat. Ein prima Durcheinander aus 12 Motorrädern, und der vorderste Autofahrer fährt auch sofort los. Ich bin hinter dem Auto und gucke mir das Schauspiel lieber in Ruhe an, wie die andere Gruppe unbedingt an uns und allen Autos vorbei will, weil ich bergab auf einem nassen holprigen Pass stressende Autofahrer zu überholen für nicht die beste aller Ideen halte, wenn man auch noch stressende Motorradfahrer hinter sich aht. Einer der fremden Gruppenteilnehmer muss das Auto dann auch weit in eine nicht einsehbare Rechtskurve hinein überholen, weil der Autofahrer weiterhin sein Ding fährt. Auf vollständig nasser und holpriger Fahrbahn. Hauptsache dran bleiben - mäßig clever. An der nächsten Kreuzung warten sie wieder auf ihren Nachzügler und lassen uns plus alle Autos passieren. Herzlichen Glückwunsch. Ich biege rechts statt links ab und will auf der Schattenseite des Gailtals statt auf der B111 fahren, auch um das zu entwirren, aber als ich eine Notpipipause einlege will die Gruppe doch lieber wieder auf die Hauptstrecke zurück. Dem beuge ich mich dann, denn im Nassen ist Nebenstrecke echt nicht so viel besser.
Heute war wieder ein Tag, wo ich klar vom gelben Visier profitiert habe (um den versehentlichen Gorpro-Seflies einen Sinn zu geben...)
In Tröpolach wird wieder vollgetankt, und dann geht es einzeln den Hauspass hoch, bei sehr geringem Regen, aber weiterhin feuchter Fahrbahn. Angstnippel besucht noch meinen Reifenhändler. Am Hotel sieht man sich wieder im überheizten Trockenraum, wo Jacken, Hosen, Handschuhe und sogar Helme aufs beheizte Metallgestell kommen. Ich hatte etwas feuchte Unterarme und von unten wurde es auch langsam frisch – aber gegen drinsitzen hilft wohl selbst Rukka nicht, wie Hubi wiederholt erfährt. Meine Handies hatte ich nicht in die wasserdichte Innentasche der Membranjacke gepackt, sondern in die nicht wasserdichte Innentasche der Außenjacke – sie sind leicht feucht, aber zicken nicht rum. Im Geldbeutel haben die Geldscheine minimal Wasser gezogen, ich habe ihn erst an der Tankstelle in einen Plastikbeutel gepackt. Mein Navi hat bis zuletzt durchgehalten. So endet ein Fahrtag mit Höhen und Tiefen, aber ohne Pannen und mit vielen Erlebnissen.
Beim Abendessen untersuche ich noch meine Optionen hinsichtlich Navi, denn ich will ja nach Kärnten noch eine Woche durch Frankreich touren:
Nichts unternehmen und hoffen, dass es weiter durchhält, ansonsten irgendwie Karte kaufen und durchschlagen, oder ein weiteres Navi kaufen, in folgenden Varianten:
a) Eines in Österreich neu kaufen – maximal teuer
b) Eines in Deutschland neu kaufen und von Manuel/Michael mitbringen lassen – ebenfalls sehr teuer und den Transit zum Treffpunkt bin ich dann „ohne“
c) Eines in Österreich gebraucht kaufen – kein Angebot gefunden
d) Eines in Deutschland gebraucht kaufen und mitbringen lassen – einige Angebote gefunden, aber kein Vertrauen in die Angebote entwickeln können
e) Ein Navi von jemandem hier am Treffen kaufen, der es eh loswerden wollte – keinen gefunden
f) Ein Navi von jemandem hier am Treffen ausleihen, den Urlaub nutzen und danach zurückgeben – einen gefunden: Ein TomTom Urban Rider im Breitformat. Prima! Der Besitzer hat sogar ein zweites daheim auf Vorrat, kann also bis zum nächsten Treffen drauf warten. Wow!
Heute streikt leider das Hotel-WLAN den zweiten Abend in Folge. Naja, die Bar wird nicht bestreikt. Geselligkeit und Gemütlichkeit klappt auch ohne WLAN prima
Heute war die Gopro leider an vielen schönen Stücken doch nicht wie gedacht in Betrieb - daher wenig schöne Fotos. Sorry!