Reisebericht Kärntentreffen 2022
Verfasst: 7. Mai 2022 23:03
1 Woche Kärnten. Eigentlich ganz einfach. Doch dann kam das Leben dazwischen. An meinem rechten Zeigefinger hatte ich auf der Unterseite schon im Winter eine Hautveränderung, die immer größer wurde. Ich war damit auch in Behandlung, habe es begutachten und vereisen lassen, und ganz am Anfang hat der Hautarzt sogar versucht, es zu entfernen. Das Ding wuchs völlig unbeeindruckt immer weiter. Anfang März war mir klar, dass das Ding weg muss. Eine Erbse aus Hackfleisch braucht man nicht am Finger, besonders nicht, wenn sie bei jeder Berührung schmerzt und danach gern blutet. Mit einem Pflaster drüber konnte ich noch Motorrad fahren, aber an Verwendung von Werkzeug war nicht zu denken. So stand die neue Versys (Nr. 4) unverändert und ohne Zubehör neben der alten Versys (Nr. 2), die ich zu Silvester noch gefahren, aber nach 3x Wäsche in die Garage gestellt hatte.
Nach 16 Tagen Portugal-Tour auf der Yamaha im März war der Fingerfortsatz dann auf Murmel-Größe gewachsen und somit passte ich nicht mehr in einen Handschuh rein. Jetzt sieht es auch der Hautarzt ein – will es aber nicht selbst entfernen, sondern überweist mich an einen Handchirurgen. Damit begann ein beeindruckender Ärztehürdenlauf über insgesamt 4 Wochen mit 10 weiteren Arztterminen, alles neben einem Vollzeitjob, natürlich, bis es Ende April dann endlich tatsächlich entfernt wurde. Das war erleichternd. Die Wunde wurde genäht und so war weiterhin nicht an Werkzeuggebrauch oder Motorradfahren zu denken. Ich wurde langsam unruhig. Noch mal 7 Tage später wurden die Fäden gezogen. Jetzt bitte noch eine Woche Pflaster drauf und nicht belasten! Ja leckt mich doch, darf ich dieses Jahr überhaupt irgendwann noch irgendwas? Wegen einer Hautveränderung??
Anfang Mai durfte ich dann wieder. Die neue Versys steht noch immer ohne Zubehör da, das ist alles noch an der alten Versys. Na, dann fahre ich doch mit der alten! Ich hole sie aus dem Winterlager und mir fällt alles aus dem Gesicht. Überall Korrosionsschäden. Salzkruste am Kühler. Das hatte ich doch definitiv abgewaschen! Der Verdacht fällt auf das Auto, das in der gleichen Garage steht, und dort gern nass reingestellt wird. Jetzt, Anfang Mai, ist noch immer Salz am Auto zu sehen. Gewaschen wurde es nie. Einfach nass und dreckig neben das Motorrad und Tor zu. Auch der Garagenboden war eine einzige Salzfläche. Na, schönen Dank auch! Okay, aber fahren kann man ja noch? Die Batterie stellt sich tot. Gut, es ist 4 Monate her. Batterie aufladen, Motorrad springt an. Probefahrt! Warum geht nach 5 Minuten die FI-Lampe an und nach 6 Minuten die ABS-Lampe? Anhalten, gucken ob alles fest ist – vielleicht ist ein Sensor lose? Alles sieht gut aus. Weiterfahren… nein, die Maschine möchte nicht mehr anspringen. Das Starterrelais klackert traurig vor sich hin. SEUFZ.
Ich rufe einen Freund an, der mich mit Starthilfekabel besucht. Wir überbrücken, mein Motorrad startet. Daheim lasse ich laufen und stecke ein Voltmeter in die Bordsteckdose (direkt an die Batterie angeschlossen). 9 Volt. Wow. Schöne Scheiße! Ich stelle den Motor ab. 10 Volt. Was zur Hölle… Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt mal so richtig auszurasten. Fluchen, schreien, das salzige Auto verfluchen. Oder das Gesundheitssystem, das mir so viel Zeit geklaut hat. So stehe ich hier 5 Tage vor Urlaubsanbruch und habe keine fahrbereite und Tourentaugliche Versys. Es gäbe noch eine Yamaha, aber es ist ja ein Versys-Treffen, also hey Außerdem will ich Austria lieber etwas brav fahren.
Es folgt ein Wochenende, und dann folgen einige Abende in der Garage, die ich zunächst reinige, und wo ich mich dann an den Bau einer zuverlässigen und tourentauglichen Versys mache. Ich beschließe, nicht jetzt bei der alten Maschine den Fehler zu suchen, sondern die neue aufzurüsten. Das führt zuverlässiger zum Ziel als der Tausch der Batterie an der Versys, in der Hoffnung, dass es nicht der Regler ist. Dann tauscht man den Regler und stellt fest, dass es doch die Lima war. Die inzwischen auch wieder den Regler gekillt hat. Und die Batterie. Nö, danke, damit ärgere ich mich später in Ruhe rum – oder ich überlasse es einem Bastler, der mir dieses Motorrad abkauft. Dank der Salzschäden ist der Restwert jetzt ohnehin übersichtlich. 14 Jahre hat das Motorrad auf dem Buckel, und diesen einen Winter gammelt es weg, als hätte es von Tag 1 an am Straßenrand geparkt. Ich bin noch immer traurig.
Genug des Geplänkels, für diese Tour steht bereit eine 2007er Versys 650 mit 41000 km, Navi, frischen Dunlop Roadsmart 4, Wilbers 641 Federbein, leicht undichter Gabel, schmalem Endurolenker, Heizgriffen und Topcase. Auf Unterfahrschutz, Sturzbügel, Sitzheizung, klappbare Hebel, schönere Blinker, die bessere Bremspumpe der 2009er Versys und scharfe Bremsbeläge muss ich zunächst verzichten. Aber das sind Details. Dass ich das Hinterrad 3x ein- und ausgebaut habe, weil ich immer irgendwas vergessen oder falsch gemacht hatte, ist auch schon fast vergessen. Ich wollte es richtig richtig machen und war sorgfältiger als sonst, obwohl mir die Zeit davon lief.
Die erste längere Probefahrt erfolgt am 1.5., und die letzten Änderungen erfolgen am Abend vor der Abreise. Es geht am Samstag in einem Rutsch von Nürnberg zum Treffen nach Podlanig, im Lesatach. Kötschach-Mauthen liegt in der Nähe und ist bekannter, auch wegen des Plöckenpasses.
Sa 07.05. Anreise
Heute früh wurden die letzten Waschartikel eingepackt, dann gab's Frühstück und dann ging's auch gleich auf Achse. Ich musste nur 8x zwischen Wohnung und Motorrad hin und her laufen, weil ich doch noch was vergessen hatte. Aber ich bin 8:30 schon unterwegs und damit durchaus zufrieden. Mit Podcasts geht's auf der A9 Richtung Süden. Das Wetter ist ab München feucht angesagt.
Das Windschild ist in der höheren Position ruhiger. Es gibt ja auch mehr Hinterströmung. Auch ohne Sitzheizung, ohne Regenjacke und ohne Heizweste (die hätte ich ruhig einpacken können) fühle ich mich wohl. Irgendwo knapp vor München suche ich mir also einen Rastplatz, um das Regenzeug anzuziehen. Die Hinterradbremse baut keine Wirkung auf. Was ist denn da los? Ich halte mit der vorderen Bremse und schlucke nicht schlecht. Der Bremssattel ist nicht mehr auf der Scheibe, sondern baumelt an der Bremsleitung auf der Schwinge umher. Da habe ich wohl beim wiederholten Radeinbau gestern gepennt.
Ich steige ab und sichte die Lage: Eine Schraube ist weg, eine Schraube ist noch da. Das heißt, das kann wenigstens noch nicht lange so sein. Wäre das schon länger so, wäre die zweite Schraube auch schon weg. Und die Schwinge vermackt. Im Bremssattel ist schließlich kein Gewinde. Das Gewinde ist nur auf dem Träger, und der endet superknapp vor der Bremsscheibe. Ich brauche aus also eine Ersatzschraube M8 mit einer auf 5 mm passenden Länge - oder muss eine längere Schraube nach außen überstehen lassen. In meinem erweiterten Bordwerkzeug findet sich eine passende Schraube, sogar mit dem gleichen Kopf wie die noch vorhandene, und auch die Bremsbeläge lassen sich wieder auseinander drücken. Nach getaner Arbeit inspiziere ich noch den Rest des Fahrzeugs gründlich, ob ich nicht noch etwas anderes vergessen haben könnte. Aber alles scheint in Ordnung.
So geht es weiter per Autobahn Richtung Innsbruck. Der Regen kommt dann auch bald. Es ist kein Starkregen, aber früher oder später ist dann doch alles nass, und es kommt wieder mal zur Hose rein. Knapp hinter der Grenze, in Kufstein, wird getankt, das reicht dann für heute. im Inntal biege ich links ab, südlich das Zillertal hoch. Gerlos lockt. Es gibt einen neuen Pass, der ist gut ausgebaut und kostet Maut, und es gibt eine alte Straße, die ist kostenlos, und ich bin sie so weit ich weiß noch nie von beiden Seiten gefahren. Das hole ich heute nach. Zuerst hole ich mir aber das Passknackerfoto von der neuen Straße, das freundlicherweise ohne Maut zu erreichen ist. Die alte Straße ist dann etwa so, wie man sich das vorstellt.
Mal breit, mal schmal, mal richtig eng. Immer bröckelig, im Regen nicht gerade vertrauenserweckend, aber einen Lieferwagen überhole ich trotzdem, nachdem ich dachte, er hätte mich gesehen, und nachdem ich ihm einige Minuten gefolgt bin und meine Überholabsicht mit Schall- und Lichtzeichen angezeigt habe. Hat er wohl nicht, denn er schneidet den Linksknick und nimmt mir damit den Raum. Darauf war ich vorbereitet, ich mache mich also bemerkbar und wieder dahinter. Bei der nächstens Gelegenheit fährt er rechts ran und lässt mich passieren. Entschuldigung akzeptiert.
Nach Neukirchen nehme ich noch den Abstecher zum Pass Thurn mit, und etwas im Osten die Sackgasse zum Enzingerboden. 15 km zu einem Stausee hoch, sehr einsam, aber gut ausgebaut. Nett!
Danach ruft wieder die Pflicht, ich nehme den Felbertauerntunnel Richtung Lienz. Der kostet 10 Euro Maut, aber irgendwie muss ich da rüberkommen. Am Südportal ist das Wetter gleich besser und die Straßen sind sogar trocken! Da gönne ich mir doch mal eine Pause mit Keksen! Endlich kein regen, das tut echt gut. Und eigentlich liege ich so gut in der Zeit, dass ich glatt noch die beiden Punkte im Osten von Matrei einsammeln kann: Die Moa-Alm erlaubt putzige Aussichten auf eine Hochebene.
Von der Kalser Glocknerstraße hat man wie der Name schon sagt eine tolle Aussicht auf dem Großglockner.
Bzw. hätte man, wenn da keine Wolke wäre. Außerdem bitte 5 Euro Maut. Tipp: Der Automat an der Schranke nimmt nur dann das Ticket, wenn das Motorrad auf der ersten Induktionsschleife steht. So, jetzt aber direkt ins Hotel! Durch Lienz, über den fahrerisch unterhaltsamen Gailbergsattel, in Kötschach noch mal volltanken und dann 12 km zum Hotel das Lesachtal entlang. Die Strecke ist recht verwinkelt und zwar breit, aber in durchwachsenem Zustand und feucht. Da kann man die heimische Polojugend auch mal ziehen lassen.
17:30 komme ich am Hotel an und sehe schon am Parkplatz die anderen Teilnehmer. Großes Hallo, moralische Unterstützung beim Birnenwechsel - irgendwer hat immer das Abblendlicht kaputt - einchecken, einräumen, umziehen - geschafft! Wir haben das Hotel so ziemlich für uns alleine. Die Küche ist gut, der Wirt ist nett, es gibt Geschenke für Versysfahrer (auch für ehemalige) und schließlich gehen alle zufrieden aufs Zimmer. Meine Stiefel dürfen im Heizungskeller übernachten, und meine Regenhose hat ein großes Loch an der Stelle, wo ich biologisch auch eins habe. Naja, nur Morgen ist noch Regen angesagt, Mo-Fr bleibt es dann aber trocken. Gefälligst!
Nach 16 Tagen Portugal-Tour auf der Yamaha im März war der Fingerfortsatz dann auf Murmel-Größe gewachsen und somit passte ich nicht mehr in einen Handschuh rein. Jetzt sieht es auch der Hautarzt ein – will es aber nicht selbst entfernen, sondern überweist mich an einen Handchirurgen. Damit begann ein beeindruckender Ärztehürdenlauf über insgesamt 4 Wochen mit 10 weiteren Arztterminen, alles neben einem Vollzeitjob, natürlich, bis es Ende April dann endlich tatsächlich entfernt wurde. Das war erleichternd. Die Wunde wurde genäht und so war weiterhin nicht an Werkzeuggebrauch oder Motorradfahren zu denken. Ich wurde langsam unruhig. Noch mal 7 Tage später wurden die Fäden gezogen. Jetzt bitte noch eine Woche Pflaster drauf und nicht belasten! Ja leckt mich doch, darf ich dieses Jahr überhaupt irgendwann noch irgendwas? Wegen einer Hautveränderung??
Anfang Mai durfte ich dann wieder. Die neue Versys steht noch immer ohne Zubehör da, das ist alles noch an der alten Versys. Na, dann fahre ich doch mit der alten! Ich hole sie aus dem Winterlager und mir fällt alles aus dem Gesicht. Überall Korrosionsschäden. Salzkruste am Kühler. Das hatte ich doch definitiv abgewaschen! Der Verdacht fällt auf das Auto, das in der gleichen Garage steht, und dort gern nass reingestellt wird. Jetzt, Anfang Mai, ist noch immer Salz am Auto zu sehen. Gewaschen wurde es nie. Einfach nass und dreckig neben das Motorrad und Tor zu. Auch der Garagenboden war eine einzige Salzfläche. Na, schönen Dank auch! Okay, aber fahren kann man ja noch? Die Batterie stellt sich tot. Gut, es ist 4 Monate her. Batterie aufladen, Motorrad springt an. Probefahrt! Warum geht nach 5 Minuten die FI-Lampe an und nach 6 Minuten die ABS-Lampe? Anhalten, gucken ob alles fest ist – vielleicht ist ein Sensor lose? Alles sieht gut aus. Weiterfahren… nein, die Maschine möchte nicht mehr anspringen. Das Starterrelais klackert traurig vor sich hin. SEUFZ.
Ich rufe einen Freund an, der mich mit Starthilfekabel besucht. Wir überbrücken, mein Motorrad startet. Daheim lasse ich laufen und stecke ein Voltmeter in die Bordsteckdose (direkt an die Batterie angeschlossen). 9 Volt. Wow. Schöne Scheiße! Ich stelle den Motor ab. 10 Volt. Was zur Hölle… Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt mal so richtig auszurasten. Fluchen, schreien, das salzige Auto verfluchen. Oder das Gesundheitssystem, das mir so viel Zeit geklaut hat. So stehe ich hier 5 Tage vor Urlaubsanbruch und habe keine fahrbereite und Tourentaugliche Versys. Es gäbe noch eine Yamaha, aber es ist ja ein Versys-Treffen, also hey Außerdem will ich Austria lieber etwas brav fahren.
Es folgt ein Wochenende, und dann folgen einige Abende in der Garage, die ich zunächst reinige, und wo ich mich dann an den Bau einer zuverlässigen und tourentauglichen Versys mache. Ich beschließe, nicht jetzt bei der alten Maschine den Fehler zu suchen, sondern die neue aufzurüsten. Das führt zuverlässiger zum Ziel als der Tausch der Batterie an der Versys, in der Hoffnung, dass es nicht der Regler ist. Dann tauscht man den Regler und stellt fest, dass es doch die Lima war. Die inzwischen auch wieder den Regler gekillt hat. Und die Batterie. Nö, danke, damit ärgere ich mich später in Ruhe rum – oder ich überlasse es einem Bastler, der mir dieses Motorrad abkauft. Dank der Salzschäden ist der Restwert jetzt ohnehin übersichtlich. 14 Jahre hat das Motorrad auf dem Buckel, und diesen einen Winter gammelt es weg, als hätte es von Tag 1 an am Straßenrand geparkt. Ich bin noch immer traurig.
Genug des Geplänkels, für diese Tour steht bereit eine 2007er Versys 650 mit 41000 km, Navi, frischen Dunlop Roadsmart 4, Wilbers 641 Federbein, leicht undichter Gabel, schmalem Endurolenker, Heizgriffen und Topcase. Auf Unterfahrschutz, Sturzbügel, Sitzheizung, klappbare Hebel, schönere Blinker, die bessere Bremspumpe der 2009er Versys und scharfe Bremsbeläge muss ich zunächst verzichten. Aber das sind Details. Dass ich das Hinterrad 3x ein- und ausgebaut habe, weil ich immer irgendwas vergessen oder falsch gemacht hatte, ist auch schon fast vergessen. Ich wollte es richtig richtig machen und war sorgfältiger als sonst, obwohl mir die Zeit davon lief.
Die erste längere Probefahrt erfolgt am 1.5., und die letzten Änderungen erfolgen am Abend vor der Abreise. Es geht am Samstag in einem Rutsch von Nürnberg zum Treffen nach Podlanig, im Lesatach. Kötschach-Mauthen liegt in der Nähe und ist bekannter, auch wegen des Plöckenpasses.
Sa 07.05. Anreise
Heute früh wurden die letzten Waschartikel eingepackt, dann gab's Frühstück und dann ging's auch gleich auf Achse. Ich musste nur 8x zwischen Wohnung und Motorrad hin und her laufen, weil ich doch noch was vergessen hatte. Aber ich bin 8:30 schon unterwegs und damit durchaus zufrieden. Mit Podcasts geht's auf der A9 Richtung Süden. Das Wetter ist ab München feucht angesagt.
Das Windschild ist in der höheren Position ruhiger. Es gibt ja auch mehr Hinterströmung. Auch ohne Sitzheizung, ohne Regenjacke und ohne Heizweste (die hätte ich ruhig einpacken können) fühle ich mich wohl. Irgendwo knapp vor München suche ich mir also einen Rastplatz, um das Regenzeug anzuziehen. Die Hinterradbremse baut keine Wirkung auf. Was ist denn da los? Ich halte mit der vorderen Bremse und schlucke nicht schlecht. Der Bremssattel ist nicht mehr auf der Scheibe, sondern baumelt an der Bremsleitung auf der Schwinge umher. Da habe ich wohl beim wiederholten Radeinbau gestern gepennt.
Ich steige ab und sichte die Lage: Eine Schraube ist weg, eine Schraube ist noch da. Das heißt, das kann wenigstens noch nicht lange so sein. Wäre das schon länger so, wäre die zweite Schraube auch schon weg. Und die Schwinge vermackt. Im Bremssattel ist schließlich kein Gewinde. Das Gewinde ist nur auf dem Träger, und der endet superknapp vor der Bremsscheibe. Ich brauche aus also eine Ersatzschraube M8 mit einer auf 5 mm passenden Länge - oder muss eine längere Schraube nach außen überstehen lassen. In meinem erweiterten Bordwerkzeug findet sich eine passende Schraube, sogar mit dem gleichen Kopf wie die noch vorhandene, und auch die Bremsbeläge lassen sich wieder auseinander drücken. Nach getaner Arbeit inspiziere ich noch den Rest des Fahrzeugs gründlich, ob ich nicht noch etwas anderes vergessen haben könnte. Aber alles scheint in Ordnung.
So geht es weiter per Autobahn Richtung Innsbruck. Der Regen kommt dann auch bald. Es ist kein Starkregen, aber früher oder später ist dann doch alles nass, und es kommt wieder mal zur Hose rein. Knapp hinter der Grenze, in Kufstein, wird getankt, das reicht dann für heute. im Inntal biege ich links ab, südlich das Zillertal hoch. Gerlos lockt. Es gibt einen neuen Pass, der ist gut ausgebaut und kostet Maut, und es gibt eine alte Straße, die ist kostenlos, und ich bin sie so weit ich weiß noch nie von beiden Seiten gefahren. Das hole ich heute nach. Zuerst hole ich mir aber das Passknackerfoto von der neuen Straße, das freundlicherweise ohne Maut zu erreichen ist. Die alte Straße ist dann etwa so, wie man sich das vorstellt.
Mal breit, mal schmal, mal richtig eng. Immer bröckelig, im Regen nicht gerade vertrauenserweckend, aber einen Lieferwagen überhole ich trotzdem, nachdem ich dachte, er hätte mich gesehen, und nachdem ich ihm einige Minuten gefolgt bin und meine Überholabsicht mit Schall- und Lichtzeichen angezeigt habe. Hat er wohl nicht, denn er schneidet den Linksknick und nimmt mir damit den Raum. Darauf war ich vorbereitet, ich mache mich also bemerkbar und wieder dahinter. Bei der nächstens Gelegenheit fährt er rechts ran und lässt mich passieren. Entschuldigung akzeptiert.
Nach Neukirchen nehme ich noch den Abstecher zum Pass Thurn mit, und etwas im Osten die Sackgasse zum Enzingerboden. 15 km zu einem Stausee hoch, sehr einsam, aber gut ausgebaut. Nett!
Danach ruft wieder die Pflicht, ich nehme den Felbertauerntunnel Richtung Lienz. Der kostet 10 Euro Maut, aber irgendwie muss ich da rüberkommen. Am Südportal ist das Wetter gleich besser und die Straßen sind sogar trocken! Da gönne ich mir doch mal eine Pause mit Keksen! Endlich kein regen, das tut echt gut. Und eigentlich liege ich so gut in der Zeit, dass ich glatt noch die beiden Punkte im Osten von Matrei einsammeln kann: Die Moa-Alm erlaubt putzige Aussichten auf eine Hochebene.
Von der Kalser Glocknerstraße hat man wie der Name schon sagt eine tolle Aussicht auf dem Großglockner.
Bzw. hätte man, wenn da keine Wolke wäre. Außerdem bitte 5 Euro Maut. Tipp: Der Automat an der Schranke nimmt nur dann das Ticket, wenn das Motorrad auf der ersten Induktionsschleife steht. So, jetzt aber direkt ins Hotel! Durch Lienz, über den fahrerisch unterhaltsamen Gailbergsattel, in Kötschach noch mal volltanken und dann 12 km zum Hotel das Lesachtal entlang. Die Strecke ist recht verwinkelt und zwar breit, aber in durchwachsenem Zustand und feucht. Da kann man die heimische Polojugend auch mal ziehen lassen.
17:30 komme ich am Hotel an und sehe schon am Parkplatz die anderen Teilnehmer. Großes Hallo, moralische Unterstützung beim Birnenwechsel - irgendwer hat immer das Abblendlicht kaputt - einchecken, einräumen, umziehen - geschafft! Wir haben das Hotel so ziemlich für uns alleine. Die Küche ist gut, der Wirt ist nett, es gibt Geschenke für Versysfahrer (auch für ehemalige) und schließlich gehen alle zufrieden aufs Zimmer. Meine Stiefel dürfen im Heizungskeller übernachten, und meine Regenhose hat ein großes Loch an der Stelle, wo ich biologisch auch eins habe. Naja, nur Morgen ist noch Regen angesagt, Mo-Fr bleibt es dann aber trocken. Gefälligst!