"Alles Schlechte hat auch was Gutes" - diesen Spruch habe ich am dritten Tag meiner jetzigen Tour geschenkt bekommen und er hat was ...
Ich bin am 13. April gestartet die Schweiz zu umrunden, dabei nur nicht in die Schweiz reinfahren. Also runter in den Schwarzwald, dann Frankreich, Italien, Österreich und wieder zurück ins Frankenland (also Nürnberg).
Ich dachte ich mache diese Tour um den Rest vom Pirelli Angel GT II abzufahren, um dann einen neuen Satz aufzuziehen, bevor ich das neue Projekt - Türkei - Ende Mai starte.
Der Pirelli Angel GT II ist mein Lieblingsreifen für meine 1000er Versys anno 2012. Der hält sehr gut und ziemlich lange, aber diesmal doch nicht so lange wie ich dachte ...
In den Französischen Alpen waren so ziemlich alle Pässe geschlossen. Ich bin aber das erste Mal dort unterwegs gewesen und wusste nicht, dass diese so lange nach dem Winter geschlossen bleiben. Musste ein paar Mal meine am Vorabend geplante Route spontan umdisponieren, weil sie über schöne kurvige Strassen und eben einen dieser Pässe führte ... welche aber verbarikadiert waren.
Der Cormet de Roselend war auch mit Schildern versehen, die besagten, dass er noch geschlossen sei ... aber die Schranken waren offen. Also dachte ich, ich probiere es Mal.
Ging eigentlich erst ganz gut, dann war die Strasse abschnittsweise sehr verschlamt. War Erde die anscheinend reingespült wurde und der nachwinterliche Putzdienst hat noch nicht aufgeräumt.
Später tauchte auch Schnee auf und die Mengen nahmen immer weiter zu, aber immer nur links und rechts der Strasse. Als aber auch die Strasse anfing eine geschlossene Schneedecke draufzuhaben, dachte ich: jetzt reicht's das geht sich nicht gut aus. Ich wusste ja, dass ich zwischenzeitlich hinten auf Slick fahre ... was mich auf trockenen Strassen aber nicht gestört hat, der Reifen hielt super von Raste zu Raste!
Ich halte an, mache ein paar Bilder um den Grund des Umkehrens zu dokumentieren und schaue mir dann auch nochmal die Reifen an. <Schock> Unterm Profil ist viel weniger Gummi als ich angenommen hatte!!! (ich hatte gehofft mit den Slicks bis wieder heim zu kommen)
Am morgen hatte der Hinterreifen noch eine geschlossene Gummidecke, jetzt schaute aber schon das Drahtgeflecht der Karkasse raus
OK, Schluß mit dem Prinzip Hoffnung! Jetzt muss schnell neuer Reifen her ... also zurück wieder runter vom Berg und ab nach Albertville. Dort frage ich einen Ureinwohner nach Bezugsquellen für Reifen. Er schickt mich zu EuroMaster und die schicken mich nochmal 7 km weiter nach La Bathie, weil sie selber zwar Reifen besorgen aber nicht montieren können. In La Bathie gibt es einen großartigen Laden mit Werkstatt: Moto Expert Moto Pro Shop. Als ich den Laden betrete überkommt mich eine Riesenfreude begleitet von einem Freudenschrei, denn gleich im Eingangsbereich türmen sich haufenweise Motorradreifen!!!
Und ein Stapel besteht aus lauter Pirelli Angel GT II, YES!!! Aber leider keine Hinterreifen mit A-Kennung (verstärkte Karkasse für schwere Motorräder).
Der Mitarbeiter empfiehlt mir dann den Bridgestone T32 GT. Der wäre auch verstärkt für schwere Motorräder. Ich schaue ihn mir an und finde ihn sympathisch.
OK, einen kompletten Satz (den am Pirelli Vorderreifen ist das Profil auch nur noch angedeutet) mit Montage, macht am Schluß 331 EUR.
Dem Monteur will ich noch den Reifendruck mitteilen, aber der sagt gleich er wisse schon: vorne 2,5 und hinten 2,9 bar. OK, prima.
Glücklich verlasse ich den Laden und mache mich dran die neuen Schlappen erstmal sachte einzufahren...
Nach ein paar Runden auf dem Parkplatz und 20 km auf leichten kurvenarmen Straßen kommt in mir keine Begeisterung auf
Die Reifen sind ziemlich spurstabil - auch in Schräglage - aber sehr zääähhhh bei Richtungswechseln. Man braucht ganz schön Kraft um die Maschine von links auf rechts oder andersherum zu legen. Ich habe Hunger und suche also ein Restaurant wo ich etwas essen kann und die Reifen sich abkühlen um anschließend den Luftdruck zu kontrollieren.
Nachdem das erst angefahrene Restaurant (um 15:30 Uhr) doch nichts aus der Küche anzubieten hatte, landete ich ein paar Meter weiter bei McDonalds. Nach dem köstlichen Menü für 5 EUR und 20 Minuten später finde ich gleich um die Ecke eine freundliche Werkstatt. Ach ja, an den Tankstellen, die meistens personallos sind und die Bezahlautomaten deutsche Karten mit Vorliebe ablehnen, gibt es keine Luftdruckgeräte. Deshalb Werkstatt ... und wie gesagt freundlich, hat der Mitarbeiter schnell und schnörkellos meinen Luftdruck in beiden Reifen kontrolliert und auf 2,5/2,9 bar korrigiert. Denn es hat in beiden jeweils gut ein Viertel bar gefehlt!
Und siehe da, die Fuhre ist anschließend gleich viel handlicher. Zwar nicht ganz so leichtfüßig wie auf den Pirelli Angel, aber doch sehr angenehm und geschmeidig. Nun auf durch Kurven und Serpentinen. Geht doch ganz prima, es stellt sich schnell ein immer vertrauensvolleres Verhältnis zu den Bridgestone T32 GT ein.
Nun bin ich schon 2,5 Tage und über 500 km damit gefahren und kann sagen, diese Reifen passen auch sehr gut zur kVersys. Ich habe sie mittlerweile auf beiden Seiten bis zur Kante (vorne nicht ganz) gefahren.
Die Fußrasten auf die Straße zu kriegen wird immer schwieriger, denn sie ziehen sich bei jeder Berührung weiter zurück, auf Abstand zur Straße. Dafür nimmt inzwischen der Hauptständer Kontakt auf ...
Den muss ich demnächst entgraten
Die T32 erwecken viel Vertrauen, sind wie gesagt sehr Spurstabil auch in Kurvenlagen. Jemand hat das Kippverhalten als linear bezeichnet, das passt ganz gut als Beschreibung. Auch auf feuchten Straßenoberflächen haben sie keine Auffälligkeiten offenbart. Deshalb mein Fazit: passen sehr gut zur kVersys. Bin mal gespannt wie lange sie halten ...
Die Pirellis sind etwas "kippeliger", was ich allerdings nicht negativ meine, denn ich mag das. Sie sind eben wendiger als die T32 und fallen gerne in Kurvenradien rein sobald sie einen Lenkimpuls verspüren. Man muss sie eher aufhalten im Drang den Radius noch weiter zu reduzieren.