Versys Höhentreffen Kärnten 2015
Verfasst: 1. Jul 2015 22:13
Versys Höhentreffen Kärnten 2015
Wer's nicht kennt: Das Kärntentreffen ist ein einwöchiges Hoteltreffen im Hotel Gartnerkofel im Ort Sonnenalpe Nassfeld, der eigentlich ein Wintersportort aus der Retorte ist und der auf 1400 Höhenmetern wenige Meter von der Österreichisch-Italienischen Grenze liegt. Im Sommer gibt es aber keinen Schnee mehr, daher orientieren sich die Hotels dann auf Wellness- und Aktivurlauber um. Oder sie bleiben gleich geschlossen. Zu unserem Versys-Treffen sind 34 Leute angemeldet, darunter viele „Wiederholungstäter“ (dies ist das vierte Kärntentreffen), aber auch einige Erstreisende. Leider ist kein Teilnehmer mit 2015er Versys dabei. Schade, die hätten sich einige bestimmt gerne näher angeschaut.
Ich werde aus Düsseldorf auf eigenen Rädern anreisen und abreisen, mit jeweils einer Übernachtung in Nürnberg, wo ich Familie habe. Das liegt nebenbei noch genau auf halbem Weg: 500 von 1000 km. Das Leben in NRW hat viele Vorteile, aber ein kurzer Weg in die Alpen ist keiner davon.
Freitag, Anreise Teil 1
Freitag morgens geht es zunächst reisefertig bepackt zur Freundin, die vier Wochen vorher beim überqueren der Straße so blöd umgeknickt ist, dass sie sich dabei einen Fußwurzelknochen angebrochen hat und daher auf Krücken angewiesen ist. „Unterarmgehstützen“ hatte ich als Motorradfahrer natürlich noch griffbereit im Keller. Heute jedenfalls gibt es den Abschiedsbesuch mit gemeinsamem Frühstück, Fahrt zum Arzt und betreutem Einkaufen. Nachmittags schwinge ich mich auf die Versys und reite in den Süden. Sie versichert mir, dass sie auch alleine zurecht kommt. Tatsächlich hat sie die letzten zwei Wochen Fortschritte gemacht und ist ein ganzes Stück selbstständiger geworden, da sie jetzt auch ein paar Schritte mit einer statt zwei Krücken gehen und so Dinge in einem Raum von A nach B transportieren kann. Ich bin froh, dass sie mich fahren lässt. Ich weiß was ich an ihr habe.
Die Abreise beginnt um 15 Uhr und soll mich auf schnellstem Weg (mit Autobahn) nach Nürnberg bringen. Es ist der Beginn des Pfingstwochenendes und die Deutsche Bahn hat die Tage zuvor gestreikt. Logisch, dass da mit viel Verkehr zu rechnen ist. Google Maps zeigt vor der Abreise auf der Karte zweimal rot auf der A45, aber sonst viel grün. Auch das Wetter ist „grün“: Weitgehend trocken und 15-20°. Passt!
Los geht’s mit der vor wenigen Jahren neu gebauten Ortsumgehung Günnigfeld, wo man tatsächlich ein paar brauchbare Kurven hat. Nur die „Tempo 130“-Schilder wurden vergessen. Dann überquere ich die A40, den legendären Ruhrschnellweg, fahre an meiner alten Wohnung in Bochum-Stahlhausen vorbei, wo ich 2006-2008 gewohnt habe, als ich in Bochum studiert hatte, und fädle ein auf die neue Autobahn 445, die vormals Donzcek-Ring hieß. Dieser Umbau und die Verbreiterung der A40 sollte das Bochumer Opel-Werk unterstützen. Ob das funktioniert hätte wird man wohl nie erfahren, denn leider wurde das Opel-Werk schon vorher geschlossen. Ich fahre sogar daran vorbei, als ich auf die A44 nach Witten wechsle. Oder besser gesagt, ich fahre an dem vorbei, was davon übrig ist, denn die Bagger sind bereits zugange. Ein Bild des Grauens. Mein letztes Auto wurde hier gebaut, und so schlecht wie der Ruf von Opel war es noch lange nicht. Traurig, gerade auch für Bochum. Das neue Detroit im Ruhrgebiet?
Die A44 ist die verwirrendste Autobahn in NRW, da mehrere Teilstücke diesen Namen tragen, die gar nicht miteinander verbunden sind. Das liegt teilweise an der visionären Planung der 70er Jahre, als man scheinbar nicht genug von Autobahnen kriegen konnte, und teilweise am Braunkohletagebau mitten in einer der am dichtesten besiedelten Regionen Europas, dem auch Autobahnen weichen müssen. Dieses Teilstück ist jedenfalls schnell abgefrühstückt und ich fädle in die A45 ein, die mich mit vielen Schwüngen und teilweise in großer Höhe übers Sauerland bringt.
Bis zu einem Stauende. Wenn der Verkehr dreispurig steht, wo Google Maps schon zwei Stunden vorher rot gezeigt hat, dann ist das etwas ernstes. Ich nehme also lieber die Abfahrt, so wie tausende Autofahrer vor mir, die dort bereits eine Schlange gebildet haben. Die gucke ich mir lieber von vorne an. Das Navi stelle ich auf „Autobahn vermeiden“, und folge damit der Blechlawine, oder zumindest ihrem Weg, denn Überholen geht ja doch. Platz ist ja bekanntlich überall. Mit Tankrucksack, Packrolle und Topcase bin ich recht schmal und komme immerhin mit Tempo 30 vorwärts.
Die Blechlawine staut sich an einer Baustellenampel, wo ich natürlich vorne stehe. Kaum zeigt sie grün, habe ich völlig freie Fahrt in diesem nicht völlig uninteressanten Landstrich. Irgendwann bin ich aber genervt von den ganzen Ortsdurchfahrten, Tempolimits und Blitzern und fädle wieder auf die Autobahn ein. Der Verkehr läuft wieder. Für die Autofahrer hat sich die Umleitung definitiv nicht gelohnt.
100 km später wiederholt sich dieses Stau-Umleitung-Nerv-Spiel nochmal, aber ab der A3 läuft es dann ganz gut – interessante Abwechslung, normalerweise ist das andersrum - und ich fahre tatsächlich auf der A3 zu Ende, obwohl ich mir ab Kitzingen eigentlich die schönere B8 vorgenommen hatte. Ich will ja schließlich auch irgendwann ankommen, und die Ankunftszeit wäre sonst von 20:30 mehr Richtung „Fahrt bei Dunkelheit“ gerutscht.
Soviel Autobahn zu fahren ist echt öde. Da freut man sich, wenn im Heimatdorf ein paar Kurven zu finden sind und gast die letzten Meter etwas an. Mit hoppelndem Hinterrad erwische ich noch die Abbiegung zum Elternhaus hinein, wo auch gerade mein Vater draußen steht. Gutes Timing. Oder vielleicht auch schlechtes? Gegenüber den Eltern möchte ich ja eigentlich nicht den Sportfahrer raushängen lassen, zu groß waren ihre Vorbehalte gegen meinem Hobby, und sie sind es vermutlich immer noch, obwohl es nicht mehr thematisiert wird. Ich darf die Versys in der Garage hinter dem elterlichen PKW parken und dann gibt es Abendessen, Unterhaltung und Bettruhe. Dieser Tag war anstrengend für mich und ich spüre es in den Knochen.
Um 22 Uhr gucke ich noch ins Versysforum und sehe, dass iOn eine Mitanreisemöglichkeit ab Nürnberg für morgen früh sucht. Das passt doch perfekt, den kenne ich ja vom letzten Kärntentreffen und auch dem 2013er Höhentreffen.
Wer's nicht kennt: Das Kärntentreffen ist ein einwöchiges Hoteltreffen im Hotel Gartnerkofel im Ort Sonnenalpe Nassfeld, der eigentlich ein Wintersportort aus der Retorte ist und der auf 1400 Höhenmetern wenige Meter von der Österreichisch-Italienischen Grenze liegt. Im Sommer gibt es aber keinen Schnee mehr, daher orientieren sich die Hotels dann auf Wellness- und Aktivurlauber um. Oder sie bleiben gleich geschlossen. Zu unserem Versys-Treffen sind 34 Leute angemeldet, darunter viele „Wiederholungstäter“ (dies ist das vierte Kärntentreffen), aber auch einige Erstreisende. Leider ist kein Teilnehmer mit 2015er Versys dabei. Schade, die hätten sich einige bestimmt gerne näher angeschaut.
Ich werde aus Düsseldorf auf eigenen Rädern anreisen und abreisen, mit jeweils einer Übernachtung in Nürnberg, wo ich Familie habe. Das liegt nebenbei noch genau auf halbem Weg: 500 von 1000 km. Das Leben in NRW hat viele Vorteile, aber ein kurzer Weg in die Alpen ist keiner davon.
Freitag, Anreise Teil 1
Freitag morgens geht es zunächst reisefertig bepackt zur Freundin, die vier Wochen vorher beim überqueren der Straße so blöd umgeknickt ist, dass sie sich dabei einen Fußwurzelknochen angebrochen hat und daher auf Krücken angewiesen ist. „Unterarmgehstützen“ hatte ich als Motorradfahrer natürlich noch griffbereit im Keller. Heute jedenfalls gibt es den Abschiedsbesuch mit gemeinsamem Frühstück, Fahrt zum Arzt und betreutem Einkaufen. Nachmittags schwinge ich mich auf die Versys und reite in den Süden. Sie versichert mir, dass sie auch alleine zurecht kommt. Tatsächlich hat sie die letzten zwei Wochen Fortschritte gemacht und ist ein ganzes Stück selbstständiger geworden, da sie jetzt auch ein paar Schritte mit einer statt zwei Krücken gehen und so Dinge in einem Raum von A nach B transportieren kann. Ich bin froh, dass sie mich fahren lässt. Ich weiß was ich an ihr habe.
Die Abreise beginnt um 15 Uhr und soll mich auf schnellstem Weg (mit Autobahn) nach Nürnberg bringen. Es ist der Beginn des Pfingstwochenendes und die Deutsche Bahn hat die Tage zuvor gestreikt. Logisch, dass da mit viel Verkehr zu rechnen ist. Google Maps zeigt vor der Abreise auf der Karte zweimal rot auf der A45, aber sonst viel grün. Auch das Wetter ist „grün“: Weitgehend trocken und 15-20°. Passt!
Los geht’s mit der vor wenigen Jahren neu gebauten Ortsumgehung Günnigfeld, wo man tatsächlich ein paar brauchbare Kurven hat. Nur die „Tempo 130“-Schilder wurden vergessen. Dann überquere ich die A40, den legendären Ruhrschnellweg, fahre an meiner alten Wohnung in Bochum-Stahlhausen vorbei, wo ich 2006-2008 gewohnt habe, als ich in Bochum studiert hatte, und fädle ein auf die neue Autobahn 445, die vormals Donzcek-Ring hieß. Dieser Umbau und die Verbreiterung der A40 sollte das Bochumer Opel-Werk unterstützen. Ob das funktioniert hätte wird man wohl nie erfahren, denn leider wurde das Opel-Werk schon vorher geschlossen. Ich fahre sogar daran vorbei, als ich auf die A44 nach Witten wechsle. Oder besser gesagt, ich fahre an dem vorbei, was davon übrig ist, denn die Bagger sind bereits zugange. Ein Bild des Grauens. Mein letztes Auto wurde hier gebaut, und so schlecht wie der Ruf von Opel war es noch lange nicht. Traurig, gerade auch für Bochum. Das neue Detroit im Ruhrgebiet?
Die A44 ist die verwirrendste Autobahn in NRW, da mehrere Teilstücke diesen Namen tragen, die gar nicht miteinander verbunden sind. Das liegt teilweise an der visionären Planung der 70er Jahre, als man scheinbar nicht genug von Autobahnen kriegen konnte, und teilweise am Braunkohletagebau mitten in einer der am dichtesten besiedelten Regionen Europas, dem auch Autobahnen weichen müssen. Dieses Teilstück ist jedenfalls schnell abgefrühstückt und ich fädle in die A45 ein, die mich mit vielen Schwüngen und teilweise in großer Höhe übers Sauerland bringt.
Bis zu einem Stauende. Wenn der Verkehr dreispurig steht, wo Google Maps schon zwei Stunden vorher rot gezeigt hat, dann ist das etwas ernstes. Ich nehme also lieber die Abfahrt, so wie tausende Autofahrer vor mir, die dort bereits eine Schlange gebildet haben. Die gucke ich mir lieber von vorne an. Das Navi stelle ich auf „Autobahn vermeiden“, und folge damit der Blechlawine, oder zumindest ihrem Weg, denn Überholen geht ja doch. Platz ist ja bekanntlich überall. Mit Tankrucksack, Packrolle und Topcase bin ich recht schmal und komme immerhin mit Tempo 30 vorwärts.
Die Blechlawine staut sich an einer Baustellenampel, wo ich natürlich vorne stehe. Kaum zeigt sie grün, habe ich völlig freie Fahrt in diesem nicht völlig uninteressanten Landstrich. Irgendwann bin ich aber genervt von den ganzen Ortsdurchfahrten, Tempolimits und Blitzern und fädle wieder auf die Autobahn ein. Der Verkehr läuft wieder. Für die Autofahrer hat sich die Umleitung definitiv nicht gelohnt.
100 km später wiederholt sich dieses Stau-Umleitung-Nerv-Spiel nochmal, aber ab der A3 läuft es dann ganz gut – interessante Abwechslung, normalerweise ist das andersrum - und ich fahre tatsächlich auf der A3 zu Ende, obwohl ich mir ab Kitzingen eigentlich die schönere B8 vorgenommen hatte. Ich will ja schließlich auch irgendwann ankommen, und die Ankunftszeit wäre sonst von 20:30 mehr Richtung „Fahrt bei Dunkelheit“ gerutscht.
Soviel Autobahn zu fahren ist echt öde. Da freut man sich, wenn im Heimatdorf ein paar Kurven zu finden sind und gast die letzten Meter etwas an. Mit hoppelndem Hinterrad erwische ich noch die Abbiegung zum Elternhaus hinein, wo auch gerade mein Vater draußen steht. Gutes Timing. Oder vielleicht auch schlechtes? Gegenüber den Eltern möchte ich ja eigentlich nicht den Sportfahrer raushängen lassen, zu groß waren ihre Vorbehalte gegen meinem Hobby, und sie sind es vermutlich immer noch, obwohl es nicht mehr thematisiert wird. Ich darf die Versys in der Garage hinter dem elterlichen PKW parken und dann gibt es Abendessen, Unterhaltung und Bettruhe. Dieser Tag war anstrengend für mich und ich spüre es in den Knochen.
Um 22 Uhr gucke ich noch ins Versysforum und sehe, dass iOn eine Mitanreisemöglichkeit ab Nürnberg für morgen früh sucht. Das passt doch perfekt, den kenne ich ja vom letzten Kärntentreffen und auch dem 2013er Höhentreffen.